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1. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 199

1855 - Mainz : Kirchheim
199 vollendet. Der Leichnam des heiligen Bonifacius wurde anfangs nach Utrecht, dann auf Bitten des Erzbischofs Lullus nach Mainz gebracht. Da es aber der Wille des Verstorbenen war, zu Fulda begraben zu werden, und der Abt Sturm deßwegen nach Mainz kam, um an diesen Willen des Verstorbenen zu erinnern, so wurde der Leichnam unter der Begleitung unermeßlicher Schaaren von Trauern- den nach Fulda gebracht und mit der größten Feierlichkeit da bei- gesetzt, wo jetzt der Haupteingang der Domkirche ist. Hepp. 13. Kavl der Große. Karl hatte ein ehrfurchtgebietendes A e u ß e r e. Er war sieben Fuß groß und dabei so stark, daß sein kaiserlicher Ornat einen Mann unserer Tage zu Boden drücken würde. Auf seiner Stirne, dem Abbilde seiner hohen und erhabenen Gedanken, thronte Maje- stät. Sein Angesicht war heiter; er hatte große und lebhafte Augen und einen durchbohrenden Blick, wenn er zornig war. Sein Gang war fest, seine durchaus männliche Haltung verkündete den Helden, den mächtigen Weltbeherrscher. Obschon Karl bei feierlichen Gelegenheiten, besonders beim Empfang der Fürsten und Gesandten barbarischer Nationen, mit einer beinahe morgenländischen Pracht sich umgab, so liebte er doch für sich die Einfachheit. Seine Kleidung war die vaterländische, wie der gemeine Franke trug er Wams und Hose von Leinen, dar- über einen Rock mit seidener Borte eingefaßt. Des Winters deckte ein Wams von Otterfellen Brust und Schultern. Stets war er mit einem Schwerte umgürtet, dessen Griff und Wehrgehenk von Gold war und das ein solches Gewicht hatte, daß ein Mann unserer Tage es nur mit Mühe heben könnte. Bei festlichen Gelegenheiten ging er mit einem golddurchwirkten Rocke, in Schuhen mit Edel- steinen besetzt, in einem Mantel, den eine goldene Spange zusammen- hielt, und mit einem Diadem von Gold und Edelsteinen geschmückt einher. — Die eitlen Kleider seiner Umgebung waren dem einfachen Manne zuwider. Eines Tages lud er seine Hofleute zur Jagd ein und befahl ihnen, im besten Schmucke zu erscheinen. Es war aber ein kalter Tag und regnete, heftig, daß es den Eitlen trübselig er- ging. Als man nach Hause kam, sprach Karl scherzhaft: „Bis zum Schlafengehen darf keiner seinen Pelz ausziehen, damit sie besser auf dem Leibe trocknen." Beim Schlafengehen brachen die gedorrten und zusammengeschrumpften Kleider wie dürres Reis. Am anderen Morgen mußten sie in denselben Kleidern erscheinen. Karl ließ nun seinen Schafpelz ausreiben und hinbringen; der hatte seinen alten Glanz wieder. „Ihr Narren," sprach er, „wo gibt's wohl ein köstlicheres Pelzwerk und das kostet mich kaum einen Gul- den, eure dagegen viele Pfund Silbers." Wie Karl einfach war in der Kleidung, so war er auch mäßig in Speise und Trank. Die Trunkenheit verabscheute er höchlich.

2. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 250

1855 - Mainz : Kirchheim
Mühe des Sammelns spärlich belohnt wird. Anders ist es in dieser Hinsicht im asiatischen Rußland, Ostindien, Afrika und Amerika, woher auch das meiste Gold kommt. In neuerer Zeit entdeckte man in Californieu und Australien sehr reiche Goldlager. Da nahmen denn auch Goldsucher aus aller Herren Länder den Wanderstab und eilten, die Schätze zu heben. Und wirklich glückte es Vielen in kurzer Zeit, aber ihr mühseliges, gefahrvolles und abenteuerliches Leben möchte wohl Mancher nicht mit ihnen getheilt haben. Das Unterneh- men gleicht einem Lotteriespiel, bei welchem das Leben eingesetzt wird. Gar Viele verließen den heimathlichen Boden mit der Hoffnung auf reichen Gewinn, unterzogen sich den fürchterlichsten Strapatzen und Entbehrungen und fanden am Ziel im Goldsande — ein Grab, das ihnen das Vaterland auch ohne diese Anstrengungen gegeben hätte. 2. Das Silber. Sind die vorhin genannten Goldstücke einem großen Theil der Menschen auch nur dem Namen nach bekannt, so macht sich dagegen das Silbergeld nicht so rar, sondern wandert in Münzen unterschied- lichen Werthes von Hand zu Hand, ein rechtes Bild der Unstätigkeit, es sei denn, daß man den unruhigen Reisenden auf einige Zeit unter Schloß und Riegel bringt, was bisweilen geschieht. Könnte ein alter Thaler, an dem wie bei allen unruhigen Wanderburschen das Gewand Noth gelitten, Bild und Inschrift abgegriffen und unkenntlich gewor- den, reden und er würde gefragt: „Freund, was hast du schon all' erlebt, welches sind deine Reisen und Erfahrungen, seitdem du neu und blank die Münze verließest, bis zum heutigen Datum?" so würde er eine Erzählung beginnen, welche sehr unterhaltend, bald lustig und kurzweilig, bald traurig wäre. Er würde die Menschen beschreiben von der schönen, edlen, sowie von der schlimmen Seite. Reines Silber ist zur Verarbeitung zu weich, daher wird ihm Kupfer zugesetzt, wodurch es härter wird. Ein halbes Pfund oder eine Mark wird nach der Güte bestimmt, indem man die Loth Silber zählt, welche darin enthalten sind und den Zusatz als werthlos be- trachtet. 14lötbig heißt demnach eine Mischung, wenn in je 1/2 Pfund derselben 14 Loth reineö Silber und 2 Loth Kupfer enthalten sind. Aus 16 Loth reinem Silber mit entsprechendem Zusatz prägt man in den Staaten des süddeutschen Münzvereins 24*/, fl., in Norddeutschland aber 14 preußische Thaler und in Oesterreich 20 ff. Aus dieser Verschiedenheit erklären sich die Ausdrücke 24 und 20st. Fuß. Scheidemünzen haben weniger Silbergehalt als grobe, wie man an Kreuzern und Groschen schon sieht, an denen das Kupfer häufig vorscheint. Sonach haben 24*/, ff. in kleiner Münze nicht den Sil- berwerth dieser Summe in grober Münze. Gold wird ebenfalls legirt. Hierbei wird die Mark in 24 gleiche Theile zerlegt, davon jeder ein Karat heißt. Wann wird also die Mischung z. B. 19karatig heißen? Gold- und Silberarbeiter

3. Theil 2 - S. 47

1864 - Mainz : Kirchheim
47 is. Und die Sonne geht unter, da steht er am Thor Und sieht das Kreuz schon erhöhet, Das die Menge gaffend umstehet; An dem Seile schon zieht man den Freund empor, Da zertrennt er gewaltig den dichten Chor: „Mich, Henker,“ ruft er, „erwürget! Da bin ich, für den er ge bürget!“ 19. Und Erstaunen ergreift das Volk umher ; ln den Armen liegen sich Beide Und weinen vor Schmerzen und Freude. Da sieht man kein Auge thränenleer, Und zum Könige bringt man die Wundermähr’; Der fühlt rin menschliches Rühren, Lässt schnell vor den Thron sie führen. 20. Und blicket sie lange verwundert an. D raus spricht er: „Es ist euch gelungen ; Ihr habt das Herz mir bezwungen, Und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn ! So nehmet auch mich zum Genossen an! Ich sei, gewährt mir die Bitte, In eurem Bunde der Dritte!“ Schiller. 29. Von der Freundschaft. 1) Von der Freundschaft spricht nun Einer, sie sei überall, der Andere, sie sei nirgends, und es steht dahin, wer von Beiden am ärgsten gelogen hat. — Wenn du Paul den Peter rühmen hörst, so wirst du finden, rühmt Peter den Paul wieder, und das heißen sie dann Freundschaft. Und ist oft zwischen ihnen weiter Nichts, als daß Einer den Andern kratzt, und sie sich so wechsel- weise zu Narren haben; denn, wie du siehst, ist hier, wie in vielen andern Fällen, ein Jeder von ihnen nur sein eigener Freund und nicht des Andern. Ich pflege solch'ding H o ll unde r fr eund sch aßten zu nennen! Wenn du einen jungen Hollunderzweig ansiehst, so sieht er sein stämmig und wohl- gerundet aus; schneidest du ihn aber ab, so ist er inwendig hohl, und es ist ein trockenes, schwammiges Wesen darin. 2) So ganz rein geht's hier selten ab, und etwas Menschliches pflegt sich wohl mit einzumischen: aber das erste Gesetz der Freundschaft soll doch sein: das; Einer des Andern Freund sei. — Und das zweite ist, daß du's von Herzen seist und Gutes und Böses mit ihm theilest, wie's vorkommt. Die Delikatesse, da man den und jenen Gram allein behalten und seines Freundes schonen will, ist meistens Zärtelei; denn eben darum ist er dein Freund, daß er mit untertrete und es deinen Schultern leichter mache.

4. Theil 2 - S. 103

1864 - Mainz : Kirchheim
103 Schüler: Er bedarf auch der Hülfe. Wir leben unter Menschen und nur durch sie können wir unser irdisches Wohl gründen. Lehrer: Tritt aber Jeder, den wir auffordern, als Mitarbeiter an unserm Glücke herbei? Schüler: Nein, nur diejenigen, die uns lieb haben und uns wohlwollen. Lehrer: Wodurch aber machen wir uns Freunde oder Gönner? Schüler: Durch die guten Eigenschaften, die sie an uns bemerken. Lehrer: Ihr seht also hier ein neues Mittel zur Gründung eures Glücks, wel- ches darin besieht, euch Freunde zu machen, die euch helfen. — Der Schmied braucht, wenn er Etwas anfertigen will, mancherlei Werkzeuge, als Hämmer, Zangen, Amboß; was werdet ihr aber anwenden, um einst euer Glück in der Welt zu machen? Der Eine: Höflichkeit und Bescheidenheit. Ein Anderer: Sparsamkeit und Mäßigkeit. Ein Dritter: Fleiß und Ordnungsliebe. Ein Vierter: Muth und Vorsichtigkeit. Ein Fünfter: Gerechtigkeit, Ehrlichkeit, Wahrheit, Aufrichtigkeit. Ein Sechster: Menschenliebe, Dienslsertigkeit, Gefälligkeit. Lehrer: Ihr habt recht geantwortet. Und so wie ihr durch diese guten Eigen- schaften Schmiede eures Glückes werdet, ebenso würdet ihr durch die entgegengesetzten bösen Eigenschaften eures Unglücks Urheber sein. Denn setzt einmal Unehrlichkeif statt Ehrlichkeit, Trunkenheit statt Mäßigkeit, Ungeschicklichkeit statt Geschicklichkeit, Verschwendung statt Sparsamkeit, Nachlässigkeit statt Fleiß, so könnt ihr euerm Unfälle nicht entgehen. Kräfte, Gelegenheit gibt Gott; ihre Anwendung steht bei dem Menschen. Manna regnete es den Israeliten vom Himmel; aber sammeln mußten sie es selber. — Doch wenn ihr künftig einmal in der Welt einen äußerlich Beglückten seht, dürft ihr dann jedesmal nach unserm Sprüchworte schließen, daß er das Glück durch sein eigenes Verdienst erworben habe? Schüler: Nein, er kann es auch durch schlechte Mittel, durch Betrug, List oder Erbschaft erlangt haben. Lehrer: Eben so — wenn ihr in der Welt einen Armen und Unglücklichen seht, werdet ihr dann jedesmal denken, daß er sich sein Elend durch eigene Schuld zugezogen habe? Schüler: Nein, er kann auch unverschuldet hinein gerathen sein. Lehrer: Wodurch zum Beispiel? Schüler: Durch Krankheit, Krieg, Feuer, Hagel, Ueberschwemmung, Miß- wachs u. dgl. Lehrer: Dies kann selbst durch Schuld der Eltern geschehen, wenn sie die Er- ziehung ihrer Kinder vernachlässigen, indem dieselben nicht zur rechten \ Zeit zur Tugend und zur Uebung ihrer Kräfte angehalten wurden. —•

5. Theil 2 - S. 279

1864 - Mainz : Kirchheim
279 leib der Insekten ist Nord- und Südamerika durch einen feinen Faden, die Landenge von Panama, verbunden. Zu beiden Seiten, nack Osten und Westen, halten die Gewässer des Meeres es umschlungen, um von der alten Welt es überall zu scheiden. Nur seine Nordwestspitze strebt in Asiens Nähe, und eine Unzahl von Inseln im großen Oceane scheint den Weg anzudeuten, der hier von Amerika nach Neuholland und nach Asien führt. 38. Das Meer. Es mag ein überraschender Anblick sein, wenn Einer zum ersten Male das unermeßliche Weltmeer schaut. Wer märe nicht schon überrascht gewesen, wenn er zum ersten Male an der Hand des Vaters von seinem einsamen Dorschen mit »ach der nahe gelegenen Stadt wanderte und da gar Vieles sah, was er zu Hause noch nie gesehen halte! Wie war man erstaunt, wenn »tan zum ersten Male einen »tüchtigen Teich oder einen großen Fluß erblickte! Welchen gewaltigen Eindruck macht es aus uns, wenn die mächtigen Wogen eines angeschwollenen Stromes an uns vorüber rauschen! Ein noch ganz an- derer Anblick aber erwartet uns cm den Gestaden des unabsehbaren Meeres. Welche Wassermasse, mit welcher alle Strome der Erde sich nicht vergleichen lassen, ist da vor uns ausgebreitet! Noch sind wir rings von festem Lande umgeben, wie daheim in unserer Stadt oder in unserem Dorfe. Aber wir wandern weiter; wir steigen etwas bergauf, und da auf einmal liegt das Meer, das langersehnte, vor unsern Augen. Eine graue, grüne oder noch anders scheinende Wasserfläche reicht weiter, als das Auge z>l sehen vermag. Sie dehnt sich aus bss an den Horizont, wo der Himmel auf ihr zu ruhen scheint. Nwgends, wir mögen spähen, wie wir wollen, ist ein jenseitiges Ufer zu finden. Spiegelglatt oder leichr nur sich kräuselnd ist die Wasserebene ohne ein jenseitiges Ende ausgespannt. Äein Berg, kein Hügel, keine Erhöhung, keine Abwechselung unterbricht die wunderbare Fläche. Da auf einmal braust der Sturm heran. Da kommt Leben in das ruhige Gewässer. Immer höher heben sich die vorn Sturme gepeitschten Wellen; immer tiefer sinken dazwischen die Wellenthäler. Haushohe Wasserberge sieht man aufsteigen und wieder senken, und weit an's Ufer heran schlagen die furchtbaren Wellen. Ein gewal-' tiges Rauschen und Brausen begleitet die tiefgesurchten Bewegungen des Mee- res, bis endlich die Wuth des Windes sich gebrochen hat und nach und nach die alte Ruhe arg der weiten Wasserfläche zurückkehrt. Jetzt besteigen wir ein Schiss, das uns hinaustragen soll in diese gewal- tige Wasserwelt. Wir verlassen den festen Boden der Erde, um uns jenem un- sicheren und beweglichen Elemente anzuvertrauen. Wir möchten sehen, wo denn das Meer seine Grenzen, sein jenseitiges Ufer hat. Die Segel sind ge- spannt und die Anker werden gelichtet. Wir steuern dabin zu, wo das Auge kein Ende der unermeßlichen Wasserfläche finden kann. Immer schneller wird der Lauf des Schiffes; immer weiter entfernt es uns von dem festen, schützen-

6. Leitfaden der Weltgeschichte zum Gebrauche für Schulen - S. 56

1882 - Mainz : Kirchheim
[ie bezahlen, so traf sie und ihre Familie der Verlust der Freiheit, sie wurden Leibeigene. r Das Gericht wurde entweder öffentlich gehalten, wobei der Aelteste oder Vorsteher einer Gemeinde (Graue, cm- ^orsitz führte, unterstützt von einigen angesehenen Männern, Schöppen genannt; oder es war ein geheimes Gericht, das man Fehmqericht hieß. Damit zusammenhangend, gab es Ordale oder Gottesurteile, die ursprünglich aus der festen Ueberzeugung hervorgingen, Gott werde den Unschuldigen schützen, aber bald die größten Mißbrauche veranlaßten, und deshalb später von der Kirche verboten wurden, solche Unschuldproben waren: über glühende Platten unversehrt hinschreiten, feine Hand unverletzt in siedendes Del oder Wasser tauchen u. s. w. , Die liegenden Güter eines ganzen Stammes zerfielen in kleinere Besitztümer. Nur der freie Deutsche besaß ein sol-ches Eigentum, A l l o d i u m genannt. Gab er davon seinen Dienstmannen einen kleinen Teil zur freien Bearbeitung und Nutznießung, so nannte man dies ein Lehen (leihen) Der eigentliche Besitzer hieß Lehensherr, sein Untergebener Lehensmann oder Vasall. Da die Fürsten ihrerseits gegen Abgabe eines Tributes die Staatsländereien in dieser Weise an die Edlen verkeilten, so erlangte das Lehenswesen für den ganzen Staat die höchste Bedeutung. Zweites Kapitel. Aie Germanen im Kampfe mit den Kömern. Schon früher wurde erwähnt, daß deutsche Volksstämme, die Cimbern und Teutonen, sich den Römern furchtbar ge-zeigt hatten. Zwar unterlagen sie der römischen Kriegskunst, doch hielt es Rom für geraten, den mächtigen Feind in feinem eignen Lande anzugreifen und, wenn möglich, gänzlich zu unterwerfen. Dem tapfern Julius Cäsar gelang die Eroberung Deutschlands bis zum Rhein 58—50 v. Chr. Unter Augustus drang dessen Stiefsohn Drnsns bis zur Weser vor. Hier stellte sich ihm die Alrune Veleda entgegen und rief ihm drohend zu: „Kehre zurück, Dmsus, hier ist das Ende deiner Thaten und deines Lebens!"

7. Das Mittelalter - S. 31

1884 - Mainz : Kirchheim
Die Hunnen. 31 vom schwarzen Meere bis Zur Ostsee erstreckte. Schon war er Über hundert Jahre alt geworden, und noch hielt er mit ungeschwächter Kraft sein großes Reich Zusammen. Da empörten sich die Roxolanen, und er eilte, den Ausstand mit der größten Strenge zu unterdrücken. Der Fürst der Roxolanen ergriff die Flucht; aber seine Gattin fiel in die Hände Hermanarichs, der sie lebendig von Pserden zerreißen ließ. Empört über solche Grausamkeit, fielen ihre Brüder mit Dolchstichen über ihn her, und nur mit Mühe entging er dem Tode. Noch lag er an seinen Wunden schwer darnieder, als ein furchtbarer Feind gegen die Ostgrenze seines Reiches vordrang. Dieser Feind waren die Hunnen, ein mongolisches oder tartarisches Nomadenvolk, das ans den asiatischen Steppen gegen die Wolga vordrängte. Nach den Schilderungen, die uns von ihnen gemacht werden, waren es durchaus rohe Menschen, ohne Religion, ohne alle Spnr von Bildung, ohne Ahnung von Ackerbau und festen Sitzen. Dabei hatten sie ein abschreckendes Äußere. Es waren untersetzte, starkknochige Gestalten mit breiten Schultern, dickem Kops, hervorstehenden Backenknochen, kleinen, tiefliegenden Augen, und sie entstellten ihr häßliches, braungelbes Gesicht noch durch tiefe Einschnitte am Kirnt, durch welche sie den Bartwuchs verhinderten. Ein Geschichtschreiber jener Zeit sagt, sie wären eher zweibeinigen Bestien, als Menschen ähnlich. Ihre Kleidung bestand in Kitteln die aus Leinwand oder Fellen von Waldmäusen zusammengenäht waren, und die sie nicht eher ablegten, als bis sie in Fetzen vom Leibe fielen. Ihre Ncihritrtg bestand aus rohen Wurzelu.uud rohem Fleisch, das sie als Sattel aufs Pferd legten und, wenn es von einem tüchtigen Ritt durchwärmt war, ohne weitere Zubereitung verzehrten. Überhaupt brachten sie auf ihren kleinen häßlichen aber ausdauernden Pferden ihre meiste Zeit zu; sie aßen, tranken und schliefen auf denselben und kamen, auf ihren Pferden sitzend, auch zu gemeinsamen Beratungen zusammen. Ihre Weiber führten sie auf Karren mit sich, aus welchen dieselben auch ihre schmutzigen Kinder erzogen. Als Feinde in der Schlacht waren sie äußerst gefährlich. Mit fürchterlichem Geheul stürzten sie sich ohne alle Ordnung auf deu Feind, umschwärmten ihn von allen Seiten und schleuderten Lanzen und Pfeile, mit spitzen Knochen versehen, aus ihn; wer ihnen auswich, den wußten sie geschickt mit Schlingen zu fangen. _ Sie warfen sich zuerst auf die Alanen, ein zum medisch-persischen Stamme gehöriges Nomadenvolk, das zwischen dem Don und der Wolga wohnte, unterwarfen sich dieselben und drangen nun, mit ihnen vereinigt, im Jahre 375 über den

8. Das Mittelalter - S. 183

1884 - Mainz : Kirchheim
Kreuzzug Friedrich I. 183 Um diese Zeit kam aus Palästina die Nachricht, daß der Sultan Saladin Jerusalem erobert habe. Wie ein Blitzschlag traf diese Schreckenspost die Gemüter des Abendlandes und die ganze Christenheit griff zu den Waffen, um durch einen neuen Kreuzzug das heilige Land aus den Händen der Ungläubigen zu befreien. Die Könige Philipp August von Frankreich und Richard Löwenherz von England, die in hartem Kampfe gegen einander lagen, machten Frieden und nahmen das Kreuz. In Deutschland richteten sich aller Augen auf den greisen Helden Friedrich Barbarossa, der im Mai 1188 an der Spitze eines wohl gerüsteten Heeres nach dem Oriente auszog. Er züchtigte die heimtückischen Griechen, erfocht einen großen Sieg bei Jkoninm in Kleinasien, überwand tausend Gefahren, und schloß plötzlich sein thatenreiches Leben in dem kleinen Flusse Saleph (Kalykaduus) bei Seleucia 1190 (S. 154). Der Zug ging ihm zu langsam; mit jugendlicher Kühnheit setzte er in den Strom, ward weggerissen, und leblos herausgezogen. Unbeschreiblich war der Jammer der Seinen, und alle Christenlande trauerten um ihn. So mächtig war die Vorstellung von dem edlen Kaiser, daß man in Deutschland lange Zeit nicht an seinen Tod glauben wollte und daß er in der Sage fortlebt bis auf den heutigen Tag. Verzaubert sitzt er inmitten seines deutschen Volkes, im Kl) ff Hauser oder im Umersberg bei Salzburg oder in seiner Burg hoch oberhalb dem Städtchen Annweiler in Rheinbayern. So hat sich die dichtende Volkssage herumgesponnen um des Kaisers Heldengestalt und hat sein Bild verwebt mit allen Träumen und Sinnen von des Reiches Einheit und Größe; wie Rücken singt: „Er hat hinabgenommen — des Reiches Herrlichkeit, Und wird einst wiederkommen — mit ihr zu seiner Zeit." 8. Das Geschlecht der Hohenstaufen, a. Heinrich Vi. (1190—1197). In Heinrich Vi. lebten nicht nur die großen Entwürfe seines Vaters, sondern auch dessen Feldherrntalent, Scharfblick und unermüdliche Thätigkeit fort; doch fehlte seinem reichbegabten Geiste die sittliche Grundlage. In seiner Jugend dem Zauber der Dichtkunst zugänglich und selbst Dichter, tritt er nach feiner Thronbesteigung als kaltberechneuder, rücksichtsloser Staatsmann auf/_ der nur eine Leidenschaft kannte: die zu herrschen und der selbst Hinterlist und Grausamkeit nicht scheute, wenn sie ihn zum Ziele führen konnten.

9. Das Mittelalter - S. 197

1884 - Mainz : Kirchheim
Page. Knappe. 197 der Obhut der Frauen, die seiner in ihren Gemächern warteten. Dann ward er den Männern zur Erziehung übergeben und damit für ein ritterliches Leben ausgebildet. Je vornehmer seine Herkunft, desto mehr Sorgfalt ward in dieser Hinsicht aus ihn verwendet. Der Edelknabe trat in den Dienst eines Ritters. Ihn begleitete er auf die Jagd, auf Spaziergäuge, Reiseu und bei Besuchen; ihm und der Herrin wartete er bei Tische auf und schenkte ihnen das Getränk ein. Daneben erhielt der Edelknabe Unterricht, er wurde in der Furcht Gottes unterwiesen und zu einem gesitteten und höflichen Benehmen im Umgange mit andern angehalten. Diese Unterweisung übernahmen häufig die Edelfrauen, so daß der Knabe schon früh mit Achtung und Ehrerbietung vor den Frauen erfüllt wurde. Sie dienten ihm als Vorbilder des äußern Anstandes, der in jedem Falle eine Zierde der Jugend ist. Aber auch für den Ritterstand ward der Edelknabe (oder Page) erzogen. An den Rittern selbst lernte er diejenigen Vorzüge kennen, durch welche sie sich zu dieser Ehrenstufe erhoben hatten. Dadurch wurden die Dienste, die er seinem ritterlichen Herrn leistete, veredelt, er diente dem gesamten Ritterstande. Er ward spielend geübt, die Lanze zu schwingen und die Armbrust zu handhaben; der Bubenzuchtmeister war sein Lehrer. Die Knaben empfingen dadurch einen Vorgeschmack an dem Tnrn-gefecht und begannen sich zu den edlen Übungen eines Waffenträgers vorzubilden. Ihr Eifer wuchs, ihre Begierde, sich immer mehr im Dienst ihres Herrn und ihrer Herrin zu vervollkommnen, nahm zu. Mit Speer und Schild lernte er umgehen, ein Roß besteigen und bändigen, sich gegen Hieb und Stoß schirmen, ringen, laufen, springen, die Lanze werfen. Außerdem ward er auch im Lateinischen, im Lesen und Schreiben unterwiesen. Mit dem vierzehnten Jahre fand eine gottesdienstliche Feier statt, bei der dem Edelknaben, der nun ein Knappe wurde, das Schwert überreicht wurde, das er von der Zeit an tragen durfte. Der Jüngling wurde wehrhaft gemacht. Noch einmal mußte er allerlei beschwerliche Dienstleistungen verrichten, sich auch manche unangenehme Behandlungen gefallen lassen, zum Schluß erhielt er einen Backenstreich, es war der letzte, den er ruhig hinzunehmen hatte. Als Knappe trat er seinem Herrn und feiner Herrin näher, es war ihm ein freierer Zutritt zu ihnen gestattet. Dem Herrn half er beim An- und Auskleiden, vornehmen Gästen, die sich einfanden, suchte er zu gefallen, bei Tafel hatte er das Amt eines Vorschneiders, oder reichte Waschwasser umher. Er mußte dafür sorgen, daß seines Herrn Waffen

10. Das Mittelalter - S. 263

1884 - Mainz : Kirchheim
Häusliche Einrichtung. 263 jungen Frau bei den Eltern in der großen Hinterstube und geht bei ihnen zur Kost, noch essen Manu und Frau ans einem Teller ohne Gabeln, Fackeln und Laternen dienen noch statt Kerzen zur Beleuchtung. Die einfachen, meist noch roh gearbeiteten Mö b eln sind Tisch, Holzstühle und Bänke, Truhen und Kästen, seltener Schränke; das Geschirr aber zeigt schon Gesäße von Zinn und von zierlich gemaltem uni) glasiertem Ton, doch starb der Schleust ädter Künstler, der zuerst die Glasur irdener Gesäße anwandte, erst gegen das Ende des 13. Jahrhunderts. Die Magdeburger Statuten zählen noch Bürste, Scheere und Spiegel zu den Kleinodien einer reichen Stadtsrau. Erst während dieses Zeitraumes beginnt in den Häusern der Kaufleute, zumal derer, die mit dem reicheren Süden verkehren, bessere Ausstattung. Die Stuben werden mit Kalksarbe gemalt, der große kuppelsörmige, noch nicht sehr häufig vorkommende Kachelofen wird buntfarbig mit Bildern geziert und mit Ehrenplätzen versehen, ein Schmnck wohlhabender Häuser, deren größte Zierde jedoch die bunt bemalten bleigesaßten Glasranten der Fenster bilden, die zunächst Teppichmuster, bald aber Wappenbilder in schöner Ans-snhrnng zeigen. Weit wichtiger als in der Gegenwart war den Menschen jener Zeit die Kleidung, der Verbrauch au bunten und teuren Stoffen ist daher verhältnismäßig sehr groß. Es ist ein dem Mittelalter eigentümlicher Zng, daß jeder Stand sich durch besondere Tracht kenntlich macht: der Leibeigene, der Jude, der Geistliche; aber auch Fürst, Ritter und Kaufmann suchen für sich und ihre Franen unterscheidende Vorrechte in Kleiderstoff und Schmuck, und andere Kreise trachten nach gleicher Auszeichnung. Es beginnen daher die Kleiderordnungen der Städte und Landesherren, die erst mit der französischen Revolution aufhörten. Die Einfachheit des 13. Jahrhunderts, wonach z. B. im blühenden Soest die Bränte noch rote Tuchröcke und Holzfchuhe trugen, in Florenz die angesehenen Geschlechter im Lederkoller einhergingen, wich im 14. Jahrhundert völlig, besonders seit die vielen deutschen Ritter und Söldner aus beit Kriegen der Franzosen und ihrer englischen Nebenbuhler, die wunder-l i ch st e n M o d e n, doppelte Farbeu au den beiden Hälften desselben Kleides, langschleppende Ärmel, unanständig enge Hosen und kurze Wämser aus Frankreich mitbrachten. Schon damals wurden die Schneider besonders durch die Mode geplagt; sie mußten die Kirnst der neumodischen geschlitzten Kleider erlernen, die das seine weiße Unterzeng durchblicken ließen. Auch die Schuster wurden kunstreich; sie verfertigten Schnabelschuhe
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