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Widerhaken versehenen Wurfspieß, dem Fische in den Leib. Ein langes
Seil, das am Wurfspieße befestigt und an der Spitze der Schaluppe um
eine Rolle gewunden ist, können die, wahrhaft jetzt nicht säumenden
Schiffer kaum so geschwind nachgehen lassen, als das Thier nun in den
Grund eilt. Ist das Seil, das indeß meist über 600 Ellen mißt, nicht
lang genug, so befestigen sie daran noch ein anderes mit einem ausge-
höhlten und wohlverstopften Kürbis, den sie in's Wasser fallen lassen, und
geben nun genau auf dessen Bewegung acht, damit sie wissen, wo das
Ende des Seiles und der Walfisch sich befinden. Noch vor Verlauf einer
Viertelstunde kommt der Fisch wieder in die Höhe, um Luft zu schöpfen,
und er wird dann weiter durch Harpunen und Spieße so lange verfolgt,
bis er sich verblutet hat. Darnach ragt er wie eine kleine Insel hoch über
die Wasserfläche, und seine Jäger suchen eben deßhalb nun zunächst seinen
Luftschlauch zu durchstechen, damit er wieder um ein Beträchtliches sinke
und sie ihn bequemer besteigen können. Zu diesem Behufe werden Taue
um den Schweif geschlagen und es spannen alle Schaluppen sich vor, um
das Thier an die Seite des Hauptschiffes zu ziehen. Hier beginnt zuerst
die Zertheilung. Matrosen, die den Fisch besteigen, hauen mittelst eigens
dazu gefertigter scharfer Metzgerbeile vor Allem den Speck und die Oberkiefer
oder Barten ab, auch wohl noch den Unterkiefer, aus denen gewöhnlich
von selbst ein ganzes Faß des feinsten Thranes rinnt, der auch viel
theurer bezahlt wird als der, welcher erst durch Aussieben des Speckes ge-
wonnen wird.
Ist der Fisch genug zerhauen, so wird das Uebrige, der Rest, in
Stücken auf's Schiff gezogen. Ein Fisch ist genug Ladung für das ganze
Schiff. Sofort geht es daher nach einer der Küsten Spitzbergens, Grön-
lands, Islands oder Norwegens. Hier find Siedereien, wo man den
Speck sogleich ausläßt, den Thran in Fässer füllt und sogleich durch parat
liegende blose Transportschiffe, sammt den ungeheueren Gräten, Rippen
und Kiefern, die zu allerhand Geräthschaften verarbeitet werden, nach
Hause schickt. Der Jäger, so heißt das zum Fange bestimmte Schiff,
zieht, ist Alles gut gegangen und noch Zeit genug übrig, abermals zum
Kampfe aus und treibt sein großartiges, aber gefahrvolles Geschäft fort,
bis Kälte eintritt, das Eis mehr herunter in's Nordmeer dringt und er
nun ebenfalls, meist zuletzt noch mit einer Menge von Seehunden und»
Stockfischen beladen, den Weg nach der Heimath antreten muß, um
dort bis zum nächsten Frühjahrp voller Ruhe zu pflegen, sowie seinem
Herrn Rechnung von dem oft unglaublichen Gewinne abzulegen, den
er durch seinen kühnen Zug mqchre. Die kleineren Fische, gewöhnlich
aus der Stockfischgattung, sind gleich nach dem Fange ordnungsmäßig
entweder eingesalzen oder getrocknet und in Fässer oder Kisten gepackt
worden.
Mehr als sie aber wird von den Ausrüstern eines Walfischjägers ge-
schätzt, wenn letzterer das Glück hatte, und das fehlt selten, nebenbei auch
den einen oder anderen Potfisch zu sangen. Dieser Fisch, obschon bei-
läufig 40 Fuß lang, hat doch im Ganzen wenig Speck, aber in seinem
großen Hirnkasten, der fast die Hälfte des ganzen Körpers einnimmt, das
Walrath, ein helles öliges Mark, dessen aus einem einzigen Kopfe oft
mehr als zwanzig Tonnen gewonnen werden, und das präparirt, viel von
den Apothekern als erweichendes Mittel zu Salben und Pflastern, auch bef
Brustkrankhciten, Durchfall und Ruhr, sowie zur Verbesserung des Brenn-
stoffes der Wachskerzen gebraucht wird. Auch der noch kleinere Cachelot
macht viele Freude wegen des Ambra, der von ihm gewonnen swird, über
dessen Ursprung man aber bis jetzt noch nicht im Reinen ist. Gewöhnlich
19 *
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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374
Schutthaufen trotz der großen Hindernisse, welche ihnen die feind-
lichen Samariter in den Weg legten. Doch konnte das Volk nie
mehr zu dem Glanze und Ruhme gelangen, dessen es sich unter
David und Salomo erfreut hatte. Durch die Leiden der babylonisch-
assyrischen Gefangenschaft waren die Juden um so enger mit ihrem
Gott verbunden worden. Nachdem sie nun frei waren, suchten sie die
Religion und deren Ausübung mit großem Eifer aufrecht zu erhalten.
Leider entstanden aber hieraus mehrere religiöse Sekten, welche die
Kraft und Einheit des Volkes zerstörten. Dahin gehören die Pha-
risäer, welche auf das Aeußerliche der Religion ängstlich hielten,
den Sinn und Geist derselben aber vergaßen; die Sadducäer,
die das Gesetz Moses nur als Quelle der Religion anerkannten,
dabei aber die Unsterblichkeit der Seele läugneten und in Reichthum
und Sinnengenuß die Belohnung der Tugend sahen; die Essener,
welche sich in die Einsamkeit zurückzogen und in strengen Tugend-
übungen für ihr Seelenheil wirkten. Obschon diese Sekten sich
gegenseitig bekämpften und dadurch eine traurige Verwirrung her-
vorriefen, so gab es doch noch tapfere und hochherzige Männer in
Israel, welche ihr Vaterland mit Heldenmuth vertheidigten. Dahin
gehört die Familie der Makkab äer, welche lange das Volk gegen
auswärtige Eroberer beschützte. Zuletzt aber rief eine Thronstreitig-
keit unter Brüdern die mächtigen Römer in's Land, welche dasselbe
unter ihre Herrschaft brachten.
Phönizier.
Die Phönizier waren das erste und berühmteste Handels-
volk der alten Welt. Zu dieser Lebensart trieb sie schon die natür-
liche Beschaffenheit ihres Bodens. Ein schmaler, felsiger Küstenstrich,
gestattete er weder Ackerbau noch Viehzucht. Schon frühe beschäf-
tigten sie sich mit Fischfang an den Küsten des Mittelmeeres und
erbauten Schiffe von den Cedern des waldigen Libanons, mit wel-
chen sie als die ersten Seefahrer das ganze mittelländische Meer, ja
sogar die Küsten des heutigen Englands und Preußens des Handels
wegen besuchten. Bei ihren Seefahrten, die damals aus Mangel
des Compasses sehr gefährlich waren, richteten sie sich nach dem
Laufe der Gestirne. Auch zu Land trieben die Phönizier bedeuten-
den Handel mit Armenien, Babylonien, Persien, Arabien und
Aegypten in großen Gesellschaften von Kaufleuten, Karawanen ge-
nannt. Ihr Fleiß und ihr Nachdenken brachte sie auf verschie-
dene nützliche Erfindungen, welche ihren Handel noch mehr hoben.
So erfanden phönizische Schiffer bei Bereitung ihrer Mahlzeit das
Glas, ein phönizischer Schäfer entdeckte die herrliche und theuere
Purpurfarbe in der Purpurschnecke, der Phönizier Thaaut erfand
die Schreibkunst. Auch hatten sie zuerst geprägtes Geld. Des Han-
dels und der Gefahren auf dem Meere wegen legten sie überall an
den Küsten Kolonien oder Niederlassungen an, unter welchen Kar-
thago an der afrikanischen Nordküste die wichtigste geworden ist.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Extrahierte Personennamen: David David
Extrahierte Ortsnamen: Israel Englands Armenien Babylonien Persien
132
27. Hlliigbieit und Dankbarkeit einer Luwin.
Von der Mannschaft eines englischen Schiffes, die an der
ostindischen Küste ans Land geschickt worden war, um Holz zu
fällen, hatte sich ein Matrose entfernt und sich weiter als die
Uebrigen in den Wald gewagt. Aber plötzlich hemmte Schrecken
seine Schritte, denn er sah rasch eine Löwin auf sich zueilen,
der zu entfliehen nicht mehr möglich war. Doch bald trat Verwun-
derung an die Stelle der-Furcht, als sich das Thier ihm schmei-
chelnd zu Füssen legte, erst ihn an- und dann nach einem Baume
hinsah. Nachdem sie dies einige Male wiederholt hatte, stand
sie wieder auf und ging auf jenen Baum zu, sich mehrmals
nach dem Matrosen umblickend, woraus dieser schloss, dass sie
wünsche, er solle ihr folgen, was er endlich auch that. Ange-
kommen bei dem Baume sah er auf diesem einen grossen Pa-
vian sitzen, der kleine Thierchert im Arme hatte, welche, wie
er aus den unverwandt dahin gerichteten Blicken der Löwin,
die sich katzenartig unter dem Baume niedergekauert hatte,
schloss, deren Jungen sein mochten. Hinauf zu klettern und
dem Pavian die Beute abzujagen, dazu hatte er keine Lust,
aber er war mit einer Axt versehen und so dachte er bequemer
und sicherer den Wunsch der Löwin zu erfüllen. Basch fing
er nun an, den Baum umzuhauen, bei welcher Arbeit die Lö-
win abwechselnd ihn und den Bäuber ihrer Jungen im Auge
behielt, was ihm in der Förderung seiner Arbeit ein nicht klei-
ner Sporn war; auch währte es nicht lange, so musste der
Baum seinen kräftigen Hieben weichen, er fiel und mit ihm
der Pavian, den die Löwin mit einem Satze fasste und in
Stücken riss. Der Matrose stand und zitterte über diesen
Anblick wie ein Espenlaub. Nachdem die Löwin ihre Jungen
unversehrt gefunden, berochen und beleckt hatte, sprang sie von
Neuem auf den armen und zitternden Matrosen los, um diesem
durch Lecken und Sehmeicheln ihre Dankbarkeit zu beweisen.
Sie schmiegte sich um seine Füsse, rieb einige Male ihren Kopf
an ihm, nahm dann ihre Jungen, wie die Katzen zu thun
pflegen, ins Maul und trabte mit denselben davon. Bebend
und bleich kam der Matrose auf dem Schiffe an, und es
dauerte lange, bis er sich so weit erholt hatte, dass er das
Abenteuer erzählen konnte.
28. Der Hund auf dem St, Bernhardsiterg.
Ein frommer savoyischer Edelmann , Bernhard von
M e n t h o n, stiftete im Jahre 962 auf einem sehr hohen Berge
im südlichen Theile von Wallis ein Kloster, dessen Bewohner
das heilige Gelübde auf sich nehmen, den Wanderern auf diesem
wilden Bergpfade jede mögliche Erleichterung und Erquickung
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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199
vollendet. Der Leichnam des heiligen Bonifacius wurde anfangs
nach Utrecht, dann auf Bitten des Erzbischofs Lullus nach Mainz
gebracht. Da es aber der Wille des Verstorbenen war, zu Fulda
begraben zu werden, und der Abt Sturm deßwegen nach Mainz kam,
um an diesen Willen des Verstorbenen zu erinnern, so wurde der
Leichnam unter der Begleitung unermeßlicher Schaaren von Trauern-
den nach Fulda gebracht und mit der größten Feierlichkeit da bei-
gesetzt, wo jetzt der Haupteingang der Domkirche ist. Hepp.
13. Kavl der Große.
Karl hatte ein ehrfurchtgebietendes A e u ß e r e. Er war sieben
Fuß groß und dabei so stark, daß sein kaiserlicher Ornat einen
Mann unserer Tage zu Boden drücken würde. Auf seiner Stirne,
dem Abbilde seiner hohen und erhabenen Gedanken, thronte Maje-
stät. Sein Angesicht war heiter; er hatte große und lebhafte Augen
und einen durchbohrenden Blick, wenn er zornig war. Sein Gang
war fest, seine durchaus männliche Haltung verkündete den Helden,
den mächtigen Weltbeherrscher.
Obschon Karl bei feierlichen Gelegenheiten, besonders beim
Empfang der Fürsten und Gesandten barbarischer Nationen, mit
einer beinahe morgenländischen Pracht sich umgab, so liebte er doch
für sich die Einfachheit. Seine Kleidung war die vaterländische,
wie der gemeine Franke trug er Wams und Hose von Leinen, dar-
über einen Rock mit seidener Borte eingefaßt. Des Winters deckte
ein Wams von Otterfellen Brust und Schultern. Stets war er
mit einem Schwerte umgürtet, dessen Griff und Wehrgehenk von
Gold war und das ein solches Gewicht hatte, daß ein Mann unserer
Tage es nur mit Mühe heben könnte. Bei festlichen Gelegenheiten
ging er mit einem golddurchwirkten Rocke, in Schuhen mit Edel-
steinen besetzt, in einem Mantel, den eine goldene Spange zusammen-
hielt, und mit einem Diadem von Gold und Edelsteinen geschmückt
einher. — Die eitlen Kleider seiner Umgebung waren dem einfachen
Manne zuwider. Eines Tages lud er seine Hofleute zur Jagd ein
und befahl ihnen, im besten Schmucke zu erscheinen. Es war aber
ein kalter Tag und regnete, heftig, daß es den Eitlen trübselig er-
ging. Als man nach Hause kam, sprach Karl scherzhaft: „Bis
zum Schlafengehen darf keiner seinen Pelz ausziehen, damit sie
besser auf dem Leibe trocknen." Beim Schlafengehen brachen die
gedorrten und zusammengeschrumpften Kleider wie dürres Reis.
Am anderen Morgen mußten sie in denselben Kleidern erscheinen.
Karl ließ nun seinen Schafpelz ausreiben und hinbringen; der hatte
seinen alten Glanz wieder. „Ihr Narren," sprach er, „wo gibt's
wohl ein köstlicheres Pelzwerk und das kostet mich kaum einen Gul-
den, eure dagegen viele Pfund Silbers."
Wie Karl einfach war in der Kleidung, so war er auch mäßig
in Speise und Trank. Die Trunkenheit verabscheute er höchlich.
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TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Franke Karl Karl Karl Karl Karl Karl
147
verstand, wusste, was der Telegraph wollte. Auf dem Mont-
martre bei Paris ward wieder ein solcher Telegraph erbaut; der
Wächter auf ihm musste in kleinen Zwischenräumen durch das
Fernrohr schauen, ob man in Paris nicht ein Zeichen gäbe , auf-
merksam auf eine Nachricht zu sein. Geschah dies, so gab er
selbst dem folgenden Telegraphen, und so jeder allemal seinem
Nachbar ein Zeichen, sich bereit zu halten, und nun begann auch
der erste sogleich ungesäumt seine Zeichensprache. Der zweite
theilte sie hierauf dem dritten, der dritte dem vierten u. s. w.
bis zum letzten mit, und in kurzer Zeit war die Nachricht an Ort
und Stelle. Wie schnell eine Nachricht durch diese Instrumente
verbreitet werden kann, geht daraus hervor, dass eine Nach-
richt von London »ach Portsinuth , welche ungefähr 40 deut-
sche Meilen von einander entfernt sind, in der kurzen Zeit
von fünfzehn Minuten gelangt. Auch in Deutschland hat man
jetzt angefangen, Telegraphen zu erbauen , und bereits eine
Telegraphenlinie von Berlin bis an den Rhein nach Koblenz
gelegt.
38. Der Seesturm,
Furchtbar und unwiderstehlich für die schwachen Werke von Men-
schenhand ist der Aufruhr der Natur. Gewöhnlich geht eine bedrohliche,
schwüle Stille dem Toben des Sturmes vorher : der regelmässig wehende
Wind setzt plötzlich um; Wirbelstösse erheben sich; das Meer beginnt
ohne sichtbare Ursache zu wallen; nun kommt ein heulender Wind
heran, der zischend und pfeifend durch das Tauwerk fährt; die Matro-
sen klettern an den Strickleitern empor und reffen die Segel zum gröss-
ten Theile ein und binden sie zusammen, damit sie dem Winde keine
zu bedeutende Fläche darbieten. Die Luken (Oeffnungen) werden nach
allen Seiten hin auf das Sorgfältigste geschlossen, um den anschlagenden
Wellen das Eindringen zu verwehren. Kaum hat dies geschehen können,
als auch schon mit erneuerter Gewalt der Sturm daher braust, die Wo-
gen peitscht, immer höher hinauftreibt, bis sie den erschreckten Bewoh-
nern des Schiffes wie Berge, bis ihre Thäler wie furchtbare, bodenlose
Abgründe erscheinen.
Schon hat das Meer seine Durchsichtigkeit verloren ; schwarz sieht
es aus und öffnet einen gähnenden Schlund neben dem anderen; doch
hat es noch nicht seine schrecklichste Gestalt angenommen. Nun aber
sinkt die Nacht hernieder; da scheint der Himmel stach und nicht mehr
gewölbt sich auszubreiten; er scheint sich zum Meere zu senken, um
es mit seiner Last zu erdrücken; die Sternbilder werden grösser, brei-
ter; der zitternde Duft, in dem Alles schwimmt, gibt ihnen ein furcht-
erregendes Ansehen, dehnt ihren Flächenraum auf das Zehnfache aus;
die Planeten und die hellsten Fixsterne bekommen ein kometenartiges
Ansehen, und immer wüthender und wilder rast der Sturm daher,
schleudert das Schiff hinab, hinaus; jetzt auf einer Wellenkuppe treibt
er es die glatte Bahn hinunter; die Spitze des vordersten, schräg hinaus
liegenden Mastes taucht in das Wasser und scheint das Schiff durch
die dunklen Massen des Meeres selbst ziehen zu wollen ; jetzt steigt es
bergan, und steil und hoch in die Luft ragt desselben Mastes Spitze,
weit im Bogen auswärts das Wasser schleudernd, das er gefasst hat.
10*
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: London_»ach_Portsinuth
Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Deutschland Berlin Rhein Koblenz
47
is. Und die Sonne geht unter, da steht er am Thor
Und sieht das Kreuz schon erhöhet,
Das die Menge gaffend umstehet;
An dem Seile schon zieht man den Freund empor,
Da zertrennt er gewaltig den dichten Chor:
„Mich, Henker,“ ruft er, „erwürget!
Da bin ich, für den er ge bürget!“
19. Und Erstaunen ergreift das Volk umher ;
ln den Armen liegen sich Beide
Und weinen vor Schmerzen und Freude.
Da sieht man kein Auge thränenleer,
Und zum Könige bringt man die Wundermähr’;
Der fühlt rin menschliches Rühren,
Lässt schnell vor den Thron sie führen.
20. Und blicket sie lange verwundert an.
D raus spricht er: „Es ist euch gelungen ;
Ihr habt das Herz mir bezwungen,
Und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn !
So nehmet auch mich zum Genossen an!
Ich sei, gewährt mir die Bitte,
In eurem Bunde der Dritte!“ Schiller.
29. Von der Freundschaft.
1) Von der Freundschaft spricht nun Einer, sie sei überall, der Andere,
sie sei nirgends, und es steht dahin, wer von Beiden am ärgsten gelogen hat.
— Wenn du Paul den Peter rühmen hörst, so wirst du finden, rühmt Peter
den Paul wieder, und das heißen sie dann Freundschaft. Und ist oft zwischen
ihnen weiter Nichts, als daß Einer den Andern kratzt, und sie sich so wechsel-
weise zu Narren haben; denn, wie du siehst, ist hier, wie in vielen andern
Fällen, ein Jeder von ihnen nur sein eigener Freund und nicht des Andern.
Ich pflege solch'ding H o ll unde r fr eund sch aßten zu nennen! Wenn
du einen jungen Hollunderzweig ansiehst, so sieht er sein stämmig und wohl-
gerundet aus; schneidest du ihn aber ab, so ist er inwendig hohl, und es ist ein
trockenes, schwammiges Wesen darin.
2) So ganz rein geht's hier selten ab, und etwas Menschliches pflegt
sich wohl mit einzumischen: aber das erste Gesetz der Freundschaft soll doch
sein: das; Einer des Andern Freund sei. — Und das zweite ist, daß du's
von Herzen seist und Gutes und Böses mit ihm theilest, wie's vorkommt. Die
Delikatesse, da man den und jenen Gram allein behalten und seines Freundes
schonen will, ist meistens Zärtelei; denn eben darum ist er dein Freund, daß
er mit untertrete und es deinen Schultern leichter mache.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Personennamen: Schiller Peter Peter
den_Paul
- 120. -
ein kleiner Baum; denn sie wird gegen 12 Fuß hoch, wenn sie nicht beschnitten
wird. Man verhindert dies aber durch das Köpfen und zieht sie in der Größe eines
Strauchs, wie den Rosenstock. Die weiße Blüthe hat einige Aehnlichkeit mit
der wilden Rose, ist aber ohne Geruch. Ihr folgt eine runde Frucht von der
Größe einer Schlehe, welche aus zwei bis drei an einander gewachsenen Kapseln
besteht ; jede derselben schließt einen Kern in sich, woraus die Chinesen ein Oel
presicn. Auf das Einsammeln der Blätter kcünmt sehr viel an, sowohl hinsicht-
lich der Zeit, als auch der Methode. Die erste Aernte, zu Ende Februar, wenn
die Blätter noch nicht ganz entfaltet sind, gibt den besten, den sogenannten
Kaiserthee. Die zweite Aernte im April, wo die etwas größern Blätter mit
ganz kleinen vermischt sind, ist geringer an Werth, und die dritte reichste Aernte
im Mai gibt die gewöhnliche Sorte. Zum Einsammeln werden eigene Leute
gedungen; denn es liegt sehr viel an der Wahl der Blätter und an der Ge-
nauigkeit und Reinlichkeit im Pflücken. Diese Leute dürfen daher auch, wenig-
stens bei den beiden ersten Aernten, nur mit Handschuhen die Blätter abbrechen,
und die, welche ausschließlich für den kaiserlichen Hof sammeln, müsieu sich so-
gar einige Wochen zuvor der Fleischspeisen enthalten, weil sonst der Athem
den Blättern nachtheilig sein soll. Gleich nach dem Abpflücken werden die
Blätter auf Eisenblechen geröstet und dabei öfters gewendet, sodann auf Bin-
senmatten ausgebreitet und mit flachen Händen gerollt und endlich in zinnerne
Kapseln eingeschlossen, damit ihnen die Luft Nichts von ihrer Güte nimmt.
Auch beim Einpacken und Versenden kommt Alles darauf an, daß die Luft
nicht zum Thee eindringen und sein feiner Geruch und dessen belebende Kraft
nicht verfliegen kann. Nichts desto weniger raubt die Seeluft und die ihr an-
hangende Feuchtigkeit dem Thee einen großen Theil dieser Vorzüge. Der soge-
nannte Karavanenthee, der über Kiachta aus China ausgeführt und von den
Russen über Land nach Europa gebracht wird, steht deßhalb nicht ohne Grund
in so hohem Preise. Der sogenannte Paraguaythee besteht aus den Blättern
eines dem Apfelbaume an Größe gleichkommenden Baumes in Paraguay und
bildet in Südamerika einen wichtigen Handelsartikel. Er wird auf Maulthieren
in Schläuchen versendet, und Peru erhält davon jährlich an 2'/2 Million
Pfund zum eigenen Verbrauche. Dieser Thee kommt aber nicht nach Europa,
weil er auf der Seereise sehr bald Geruch und Geschniack, mithin seine Wirk-
samkeit verliert.
7. Das Zuckerrohr.
Das Zuckerrohr wächs't in Asien, Afrika und Sicilien wild und wurde
von letzterem Lande nach Westindien gebracht. Nack der Verschiedenheit des
Bodens wird es 8 — 10 Fuß hoch und zwei Zoll dick. Es treibt, wie unser
Teichrohr, einen knotigen Halm mit bandförmigen Blättern und einem schnee-
weißen Blüthenbüschel. Der Halm ist durch und durch mit einem weißen, saf-
tigen und süßen Mark angefüllt, Das durch Schnittlinge fortgepflanzte Rohr
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stecken. Ihr Kopf ist mit Schuppen bedeckt, und die zahnlosen Kiefern sind hor-
nig. Das Merkwürdigste in ihrem Bau aber ist der hornige Panzer, welcher
den ganzen Leib bedeckt, und in welchen sich Kopf ut# Füße zurückziehen
können: der Schwanz wird bloß angelegt. Dieser Panzer besteht aus einem
Rücken- und einem Bauchschilde, welche mit einander zusammenhängen. Diese
Schalen bilden aber nicht, wie man glauben möchte, einen abgesonderten Theil,
in welchen der Leib bloß' eingeschoben ist, wie bei Schnecken oder Muscheln,
sondern die Rückenschale ist nichts Anderes, als die sonderbar gebildeten Rip-
pen, so wie der Bauchschild nur das veränderte Bruststück ausmacht.
24. D a s K r o k o d i l.
Ein Indianer wollte seine Peroge (kleines Schiff) in einer Bucht fest
machen, die keine drei Fuß Wasser hatte. Ein sehr wildes Krokodil, das sich
gewöhnlich in dieser Gegend aufhielt, packte ihn am Beine und entfernte sich
vom Ufer, blieb jedoch auf der Oberfläche des Stroms. Das Geschrei des In-
dianers rief eine Menge Zuschauer herbei. Man sah, wie der Unglückliche, mit
seltener Entschlossenheit, zuerst in der Tasche seiner Beinkleider ein Messer
suchte; als er dieses aber nicht fand, das Krokodil beim Kopfe ergriff und ihm
die Finger in die Augen drückte. In den heißen Gegenden von Nordamerika
ist Niemand, der nicht weiß, daß dieses mit einem Panzer aus harten und
trockenen Schuppen bekleidete Thier an den wenigen weichen und nackten Thei-
len seines Körpers höchst empfindlich ist: an den Augen nämlich, in den Achsel-
und Nasenhöhlen und unterhalb der untern Kinnlade. Der Indianer bediente
sich des nämlichen Verfahrens, welches den Neger von Mungo Park gerettet
hatte; er war aber so glücklich nicht, wie dieser, und das Krokodil öffnete sein
Maul nicht, um die Beute fahren zu lassen. Von Schmerz überwältigt,
tauchte das Thier im Strome unter, und nachdem es den Indianer ertränkt
hatte, kam es auf der Wasserfläche wieder zum Vorscheine und schleppte die
Leiche auf eine dem Hafen gegenüber liegende Insel. Ich kam gerade hinzu,
als eine Menge Einwohner voll Angostora Zeugen des traurigen Ereigniffes
waren.
Da das Krokodil, bei dem Bau seines Kehlkopfs, seines Zungenbeins
und seiner Zungenfalten, unter dem Wasser die Beute zwar haschen, aber nicht
verschlingen kann, so ist es beinahe allezeit der Fall, daß unfern von der Stelle,
wo ein Unglücklicher ihm zur Beute ward, das Thier ein paar Stunden später
wieder zum Vorschein kommt, um seinen Raub am nahen Ufer zu verzehren.
Die Zahl der jährlichen Opfer eigner Unvorsichtigkeit sowohl, als der Grau-
samkeit diesex Thiere ist ungleich größer, als man in Europa glaubt. Es ist
dieß sönderheitlich in Dörfern der Fall, wo die Umgegend öfters überschwemmt
wird. Die nämlichen Krokodile halten sich lang an den gleichen Orten auf.
Sie werden von Jahr zu Jahr kühner, sönderheitlich, wie die Indianer be-
haupten, wenn sie einmal Menschenfleisch gekostet haben. Es sind diese Thiere
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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TM Hauptwörter (200): [T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
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Erwerbszweige an sich geriffen. Mit zwölfhundert Fahrzeugen hat man dort
binnen 2 Jahren jedesmal 50,000 Tonnen, also 50 Millionen Häringe, er-
beutet. Oft kommen so große Quantitäten an, daß sie nicht alle genossen wer-
den können und zu Dünger verbraucht werden müssen. Man schätzt gegen-
wärtig die Menge aller Häringe, welche jährlich gefangen werden, auf tausend
Millionen.
Die Fahrzeuge, welche die Holländer Buysen nennen, und deren sich
auch die andern Völker bedienen, sind sehr lang. Sie werden von zwei
Kriegsschiffen begleitet, zum Schutze und zur Aufnahme der Kranken. Sobald
die Häringe ankommen, deren Menge nicht selten so dicht ist, daß man sie mit
Krügen und Händen schöpfen kann, werden große Netze, oft 1200 Fuß lang,
ausgespannt, welche oben durch leere Tonnen gehalten, unten mit Steinen be-
schwert sind, so daß sie durch das eingesogene Wasser steif, wie eine feste Wand,
stehen. Die von Hanf gefertigten dauern nur ein Jahr; man macht sie daher
jetzt von gelber, persischer Seide, wodurch sie doch wenigstens dreimal so lang
halten. Sie werden zuvor geräuchert, damit ihre helle Farbe die Häringe nicht
scheu mache. Die Weite der Maschen ist gesetzlich vorgeschrieben und darf nicht
enger, als ein Zoll, sein, damit man nicht zu viel Junge und Brut fange. Die
anströmenden Häringe gehen oft augenblicklich in diese Netze hinein, in d-nen
sie mit den breiten Kiemendeckeln hangen bleiben, und wenn das Glück gut
ist, kann man schon nach zwei Stunden das Netz aufwinden. Man thut dies
gern des Nachts. Jetzt werden die schnell sterbenden Fische herausgeworfen:
es wird ihnen die Kehle aufgeschnitten, und die Kiemen und Därme werden
herausgenommen. Dann wirft man die Häringe vorläufig in Fäffer mit See-
wasser. Darauf wäscht man sie aus, legt sie in Salzlake und verpackt sie
schließlich ordentlich in Tonnen mit Schichten Seesalz dazwischen. Dieses Ver-
fahren erfand im 14. Jahrhundert der berühmte Wilhelm Beukel (gestor-
den 1397) und machte dadurch erst den großen Verbrauch möglich. Kaiser
Karl V. schätzte dessen Erfindung so sehr, daß er sein Grab besuchte. Die Hol-
länder, welche sich gegenwärtig noch genau an das von Beukel vorgeschriebene
Verfahren halten, liefern immer noch die besten Häringe, wenigstens sind
ihnen die Engländer darin noch nicht gleich gekommen. Die Erfindung des
Räucherns jedoch, wodurch die Bücklinge entstehen, indem man die Häringe,
nachdem sie vierundzwanzig Stunden in Salz gelegen, mit den Köpfen an
hölzerne Spieße reiht und über rauchendes Reisig hängt, gebührt den Fran-
zosen und stammt aus Dieppe.
Der Häring ist eine sehr gesunde Speise: ja, man benutzt ihn häufig als
ein das Wohlbefinden herstellendes, überhaupt wohlthätiges Nahrungsmittel
und hat ihn wegen des Reizes, den er verursacht, selbst als eine Art Heilmittel
benutzt, namentlich die Häringsmilch gegen Luftröhren-Schwindsucht. Wo der
Häring in zu großer Menge gefangen wird und nicht eingesalzen werden
kann, benutzt man seinen Thran; ja, man braucht wohl auch, wie schon er-
wähnt, den ganzen Fisch als Dünger.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Karl_V. Karl_V.
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Durch den Riß nur der Wolken
Erblickt er die Welt,
Ties unter den Wassern
Das grünende Feld. H ch i l l e r.
5. Fr an kr e i ch *). — P ari s.
Wandern wir aus der Mitte Deutschlands gegen Südwest immer weiter
und weiter, so werden wir endlich vor den blauen Fluthen des mächtigen
Rheins stehen. Ueberschreiten wir diesen Strom, so treten wir in das herr-
liche Fr a n k r e ich ein. 37^ Mill. Menschen bewohnen dieses schöne und frucht-
bare, meist ebene Land, das von hundert Flüssen bewässert tvird. Ja wohl iß
Frankreich ein herrliches, gesegnetes Land; den» im Norden findet sich Alles,
wie in Deutschland: reichlich tragende Getreideäcker, lachende Obst- und Ge-
müsegärten, würzigdufteude Wiesen. Noch freundlicher gestaltet sich aber das
Bild im Süden. Hier wachsen Citronen, Orangen, Mandeln, Kastanien, Fei-
gen, Oliven und noch viele andere Früchte und Kräuter in Hülle und Fülle;
besonders gedeiht aber hier guter, feuriger Wein, mit welchem auch die mitt-
lern Provinzen überreichlich gesegnet sind. Und wo in Frankreich die Traube
spendende Rebe nicht fortkommen will, da macht man Obstwein, wie z. B. in
der Normandie; denn der lebenslustige, fast etwas leichtfertige Franzose hält
es mit dem Sprüchlein: „Der Wein erfreut des Menschen Herz." Deßhalb
wird in Frankreich auch nur wenig Bier gebraut. Doch trinkt der Franzose den
Wein nur höchst selten ganz rein. In der Regel mischt er ihn im Glase zur
Hälfte niit Wasser. — Wo das Land des Anbaues fähig ist, blühen Ackerbau
und Viehzucht. Namentlich herrscht aber in den vielen und mitunter sehr groß-
ßen Fabriken sehr reges Leben und eine seltene, musterhafte Thätigkeit; denn
die Franzosen sind ein fleißiges, erfinderisches und betriebsames Volk. Die
schönen, geschmackvollen Seidenzeuge, die buntfarbigen, prächtigen, seidnen
Tücher und Bänder, die ihr in den Gewölben unsrer Kaufleute erblickt, werden
größtentheils in Frankreich gewebt. Wegen ihrer feurigen Farben, ihrer Festig-
keit und Reinheit, zieht man sie den deutschen und englischen seidnen Fabrikaten
vor. Pariser Umschlagetücher machen die Reise durch die ganze Welt. Die
Franzosen wirken aber auch Gold- und Silberstoffe, Tressen, prächtige und
kunstreiche Tapeten, eine große Menge Wollen - und Baumwollenzeuge u. s. f.
Und wie viele andere Galanterie - und Modewaaren verfertigen und verkaufen
nicht die Franzosen! Die Pariser Modewaaren sind auf den Sandwichinseln
eben so gut zu finden, wie in den Kaufläden Calcutta's und Batavia's.
Der Bergbau will aber in Frankreich weit weniger besagen, als bei
uns in Deutschland. Während die gesammten deutschen Silbergruben jährl.
200,000 Mark Silber liefern, geben die 33 Blei- und Silberbergwerke
*) Mit Savoyen und Nizza 10,000 ^Meilen.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Rheins Frankreich Deutschland Frankreich Frankreich Frankreich Kaufläden_Calcutta's Frankreich Deutschland Nizza