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Schutthaufen trotz der großen Hindernisse, welche ihnen die feind-
lichen Samariter in den Weg legten. Doch konnte das Volk nie
mehr zu dem Glanze und Ruhme gelangen, dessen es sich unter
David und Salomo erfreut hatte. Durch die Leiden der babylonisch-
assyrischen Gefangenschaft waren die Juden um so enger mit ihrem
Gott verbunden worden. Nachdem sie nun frei waren, suchten sie die
Religion und deren Ausübung mit großem Eifer aufrecht zu erhalten.
Leider entstanden aber hieraus mehrere religiöse Sekten, welche die
Kraft und Einheit des Volkes zerstörten. Dahin gehören die Pha-
risäer, welche auf das Aeußerliche der Religion ängstlich hielten,
den Sinn und Geist derselben aber vergaßen; die Sadducäer,
die das Gesetz Moses nur als Quelle der Religion anerkannten,
dabei aber die Unsterblichkeit der Seele läugneten und in Reichthum
und Sinnengenuß die Belohnung der Tugend sahen; die Essener,
welche sich in die Einsamkeit zurückzogen und in strengen Tugend-
übungen für ihr Seelenheil wirkten. Obschon diese Sekten sich
gegenseitig bekämpften und dadurch eine traurige Verwirrung her-
vorriefen, so gab es doch noch tapfere und hochherzige Männer in
Israel, welche ihr Vaterland mit Heldenmuth vertheidigten. Dahin
gehört die Familie der Makkab äer, welche lange das Volk gegen
auswärtige Eroberer beschützte. Zuletzt aber rief eine Thronstreitig-
keit unter Brüdern die mächtigen Römer in's Land, welche dasselbe
unter ihre Herrschaft brachten.
Phönizier.
Die Phönizier waren das erste und berühmteste Handels-
volk der alten Welt. Zu dieser Lebensart trieb sie schon die natür-
liche Beschaffenheit ihres Bodens. Ein schmaler, felsiger Küstenstrich,
gestattete er weder Ackerbau noch Viehzucht. Schon frühe beschäf-
tigten sie sich mit Fischfang an den Küsten des Mittelmeeres und
erbauten Schiffe von den Cedern des waldigen Libanons, mit wel-
chen sie als die ersten Seefahrer das ganze mittelländische Meer, ja
sogar die Küsten des heutigen Englands und Preußens des Handels
wegen besuchten. Bei ihren Seefahrten, die damals aus Mangel
des Compasses sehr gefährlich waren, richteten sie sich nach dem
Laufe der Gestirne. Auch zu Land trieben die Phönizier bedeuten-
den Handel mit Armenien, Babylonien, Persien, Arabien und
Aegypten in großen Gesellschaften von Kaufleuten, Karawanen ge-
nannt. Ihr Fleiß und ihr Nachdenken brachte sie auf verschie-
dene nützliche Erfindungen, welche ihren Handel noch mehr hoben.
So erfanden phönizische Schiffer bei Bereitung ihrer Mahlzeit das
Glas, ein phönizischer Schäfer entdeckte die herrliche und theuere
Purpurfarbe in der Purpurschnecke, der Phönizier Thaaut erfand
die Schreibkunst. Auch hatten sie zuerst geprägtes Geld. Des Han-
dels und der Gefahren auf dem Meere wegen legten sie überall an
den Küsten Kolonien oder Niederlassungen an, unter welchen Kar-
thago an der afrikanischen Nordküste die wichtigste geworden ist.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt]]
Extrahierte Personennamen: David David
Extrahierte Ortsnamen: Israel Englands Armenien Babylonien Persien
163
Anschauung kennen lernt. Aber vor Allem wohlthuend ist der Eindrucks
den das Land der Sachsen auf den deutschen Reisenden macht. Ist auch
der Boden nicht gerade der fruchtbarste, so bringt ihn doch Fleiß
und Mühe zu einem guten Ertrage. Ueberall bemerkt man Wohl-
habenheit und Behaglichkeit, was neben dem so eben gerühmten
Fleiße von der persönlichen Freiheit abzuleiten ist, die hier ein Jeder
genießt. Es sind aber die hiesigen Deutschen weniger den Sachsen^
als den Württembergern und Bayern an Sprache und Sitte ähn-
lich, stammen auch wohl ursprünglich zum großen Theil aus beiden
Staaten und heißen nur deßhalb Sachsen, weil man in Siebenbür-
gen alle Deutschen mit diesem Namen beehrt, wie man sie in Un-
garn ohne Ausnahme Schwaben nennt. In Hermannstadt fühlt
man sich ganz nach Deutschland versetzt und zwar in seine bestem
Gegenden. Die Stadt ist gerade nicht prachtvoll gebaut, sie hat
das Ansehen einer alten deutschen Mittelstadt, spricht aber sehr durch
die Gemüthlichkeit ihrer Bewohner an, die in den gebildeten Classen,
fast alle aus Deutschen bestehen. In den unteren Classen findet man
viele Wallachen, auch Zigeuner fehlen nicht. I. G. E l s n e r.
| Ii.xböhmen. j
Wenn man das einzige und nothwendige Naturprodukt des
Salzes, an welchem Böhmen auffallenden Mangel leidet, abrech-
net, so vereinigt dieses Land in seltener Weise Alles, was zu des
Lebens Nothdurft und Annehmlichkeit gehört: gesegnete Kornfelder^
holzreiche Waldungen, erzhaltige Berge, große Brcrun- und Stein-
kohlenlager, fruchtbare Wiesen, ergiebige Obstgärten, treffliche
Weinberge, vorzügliche Hopfenfelder — und dazu schiffbare Flüsse.
Darum wird auch Böhmen mit Recht der schönste Diamant in
Oesterreichs Krone genannt. Das Klima bietet eine herrliche Mitte
von Wärme und Kälte; nur in den Hochflächen und Gebirgsland-
schaften ist es rauh. Der hohe Wall des Erzgebirges wie der noch
höhere der Sudetenkette schützt indessen das anliegende tiefere Land
vor den Nord- und Ostwinden. Da, wo die Moldau in die Elbe
tritt, in der reizenden Gegend von Melnik, gedeihen seit Jahrhun-
derten Burgunderreben auf das Beste und liefern in guten Jahren
einen Wein, der fast das Originalgewächs übertrifft. Unter den
österreichischen Landestheilen steht Böhmens Gewerbfleiß unbedingt
obenan. Leinenwaaren werden für die Ausfuhr im Großen aus-
schließlich in Böhmen (am Riesengebirge) verfertigt, über eine
Million Stück jährlich, und die „Rumburger" Leinwand ist auch in
der nichtböhmischen Frauenwelt rühmlichst bekannt. Spitzengarn
wird von solcher Feinheit gesponnen, daß ein Faden von 16,000
böhmischen Ellen Länge nur Vf2 Loth wiegt. Auch die Wollen-
und Baumwollenspinnereien kommen jetzt mehr und mehr in Schwung.
In der Glasfabrikation aber behauptet Böhmen seit Langem ent-
schiedenen Vorrang; man rechnet 75 Glashütten und 22glasschlei-
11 *
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
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199
vollendet. Der Leichnam des heiligen Bonifacius wurde anfangs
nach Utrecht, dann auf Bitten des Erzbischofs Lullus nach Mainz
gebracht. Da es aber der Wille des Verstorbenen war, zu Fulda
begraben zu werden, und der Abt Sturm deßwegen nach Mainz kam,
um an diesen Willen des Verstorbenen zu erinnern, so wurde der
Leichnam unter der Begleitung unermeßlicher Schaaren von Trauern-
den nach Fulda gebracht und mit der größten Feierlichkeit da bei-
gesetzt, wo jetzt der Haupteingang der Domkirche ist. Hepp.
13. Kavl der Große.
Karl hatte ein ehrfurchtgebietendes A e u ß e r e. Er war sieben
Fuß groß und dabei so stark, daß sein kaiserlicher Ornat einen
Mann unserer Tage zu Boden drücken würde. Auf seiner Stirne,
dem Abbilde seiner hohen und erhabenen Gedanken, thronte Maje-
stät. Sein Angesicht war heiter; er hatte große und lebhafte Augen
und einen durchbohrenden Blick, wenn er zornig war. Sein Gang
war fest, seine durchaus männliche Haltung verkündete den Helden,
den mächtigen Weltbeherrscher.
Obschon Karl bei feierlichen Gelegenheiten, besonders beim
Empfang der Fürsten und Gesandten barbarischer Nationen, mit
einer beinahe morgenländischen Pracht sich umgab, so liebte er doch
für sich die Einfachheit. Seine Kleidung war die vaterländische,
wie der gemeine Franke trug er Wams und Hose von Leinen, dar-
über einen Rock mit seidener Borte eingefaßt. Des Winters deckte
ein Wams von Otterfellen Brust und Schultern. Stets war er
mit einem Schwerte umgürtet, dessen Griff und Wehrgehenk von
Gold war und das ein solches Gewicht hatte, daß ein Mann unserer
Tage es nur mit Mühe heben könnte. Bei festlichen Gelegenheiten
ging er mit einem golddurchwirkten Rocke, in Schuhen mit Edel-
steinen besetzt, in einem Mantel, den eine goldene Spange zusammen-
hielt, und mit einem Diadem von Gold und Edelsteinen geschmückt
einher. — Die eitlen Kleider seiner Umgebung waren dem einfachen
Manne zuwider. Eines Tages lud er seine Hofleute zur Jagd ein
und befahl ihnen, im besten Schmucke zu erscheinen. Es war aber
ein kalter Tag und regnete, heftig, daß es den Eitlen trübselig er-
ging. Als man nach Hause kam, sprach Karl scherzhaft: „Bis
zum Schlafengehen darf keiner seinen Pelz ausziehen, damit sie
besser auf dem Leibe trocknen." Beim Schlafengehen brachen die
gedorrten und zusammengeschrumpften Kleider wie dürres Reis.
Am anderen Morgen mußten sie in denselben Kleidern erscheinen.
Karl ließ nun seinen Schafpelz ausreiben und hinbringen; der hatte
seinen alten Glanz wieder. „Ihr Narren," sprach er, „wo gibt's
wohl ein köstlicheres Pelzwerk und das kostet mich kaum einen Gul-
den, eure dagegen viele Pfund Silbers."
Wie Karl einfach war in der Kleidung, so war er auch mäßig
in Speise und Trank. Die Trunkenheit verabscheute er höchlich.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Franke Karl Karl Karl Karl Karl Karl
Mühe des Sammelns spärlich belohnt wird. Anders ist es in dieser
Hinsicht im asiatischen Rußland, Ostindien, Afrika und Amerika,
woher auch das meiste Gold kommt. In neuerer Zeit entdeckte man
in Californieu und Australien sehr reiche Goldlager. Da nahmen
denn auch Goldsucher aus aller Herren Länder den Wanderstab und
eilten, die Schätze zu heben. Und wirklich glückte es Vielen in kurzer
Zeit, aber ihr mühseliges, gefahrvolles und abenteuerliches Leben
möchte wohl Mancher nicht mit ihnen getheilt haben. Das Unterneh-
men gleicht einem Lotteriespiel, bei welchem das Leben eingesetzt wird.
Gar Viele verließen den heimathlichen Boden mit der Hoffnung auf
reichen Gewinn, unterzogen sich den fürchterlichsten Strapatzen und
Entbehrungen und fanden am Ziel im Goldsande — ein Grab, das
ihnen das Vaterland auch ohne diese Anstrengungen gegeben hätte.
2. Das Silber.
Sind die vorhin genannten Goldstücke einem großen Theil der
Menschen auch nur dem Namen nach bekannt, so macht sich dagegen
das Silbergeld nicht so rar, sondern wandert in Münzen unterschied-
lichen Werthes von Hand zu Hand, ein rechtes Bild der Unstätigkeit,
es sei denn, daß man den unruhigen Reisenden auf einige Zeit unter
Schloß und Riegel bringt, was bisweilen geschieht. Könnte ein alter
Thaler, an dem wie bei allen unruhigen Wanderburschen das Gewand
Noth gelitten, Bild und Inschrift abgegriffen und unkenntlich gewor-
den, reden und er würde gefragt: „Freund, was hast du schon all'
erlebt, welches sind deine Reisen und Erfahrungen, seitdem du neu
und blank die Münze verließest, bis zum heutigen Datum?" so würde
er eine Erzählung beginnen, welche sehr unterhaltend, bald lustig und
kurzweilig, bald traurig wäre. Er würde die Menschen beschreiben
von der schönen, edlen, sowie von der schlimmen Seite.
Reines Silber ist zur Verarbeitung zu weich, daher wird ihm
Kupfer zugesetzt, wodurch es härter wird. Ein halbes Pfund oder
eine Mark wird nach der Güte bestimmt, indem man die Loth Silber
zählt, welche darin enthalten sind und den Zusatz als werthlos be-
trachtet. 14lötbig heißt demnach eine Mischung, wenn in je 1/2 Pfund
derselben 14 Loth reineö Silber und 2 Loth Kupfer enthalten sind. Aus
16 Loth reinem Silber mit entsprechendem Zusatz prägt man in den
Staaten des süddeutschen Münzvereins 24*/, fl., in Norddeutschland
aber 14 preußische Thaler und in Oesterreich 20 ff. Aus dieser
Verschiedenheit erklären sich die Ausdrücke 24 und 20st. Fuß.
Scheidemünzen haben weniger Silbergehalt als grobe, wie man
an Kreuzern und Groschen schon sieht, an denen das Kupfer häufig
vorscheint. Sonach haben 24*/, ff. in kleiner Münze nicht den Sil-
berwerth dieser Summe in grober Münze.
Gold wird ebenfalls legirt. Hierbei wird die Mark in 24
gleiche Theile zerlegt, davon jeder ein Karat heißt. Wann wird also
die Mischung z. B. 19karatig heißen? Gold- und Silberarbeiter
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Ortsnamen: asiatischen_Rußland Ostindien Afrika Amerika Californieu Australien Goldsande Norddeutschland Oesterreich
216
Abend aber schon wieder herabnehmen, um es dann später, gereinigt
und mit Stroh ausgefüllt, den Fürsten Asiens als Zeichen des Sieges zu-
zuschicken. Nur der Körper ward den noch gegenwärtigen Christen zur
feierlichen Bestattung überlassen. J. W. Zinkeisen.
22. Kaiser Maximilian i.
Im rüstigen Mannesalter, vier und dreißig Jahre alt, über-
nahm Mari mili an die Reichsregierung, nachdem er gegen acht
Jahre als römischer König an den wichtigsten Verhandlungen Theil
genommen. Fast in Allem das Gegenbild seines Vaters, gibt er
den Geschäften einen rascheren Schwung. Sein hoher, ritterlicher
Sinn, der kühne, helle Blick, die Gestalt, die Gesichtsbildung er-
innern an den Ahnherrn Rudolph I. Durch Leutseligkeit und heitere
Scherzreden gewann er wie jener die Liebe aller Stände. An
Feinheit der Sitten ist er weiter voraus als sein Zeitalter vor jenem.
So wenig man sich in der Kindheit von ihm versprach, da er im
fünften Jahre erst deutlich reden lernte, dann bei Meister Engel-
brecht an der Grammatik erlag, so gewaltig entwickelte sich hernach,
unter besseren Lehrern, in ihm eine Wißbegierde, die Alles zu um-
fassen brannte. Er sprach das Lateinische, Französische und Italie-
nische mit Fertigkeit. Sein Vater ließ ihn in den sieben freien
Künsten, in der schwarzen Kunst und in der Arzneikunde unter-
richten, und wiewohl er diese Laufbahn bald verließ, so behielt er
doch eine ungemeine Liebe zu den Wissenschaften und beschäftigte sich
im Umgänge mit Gelehrten mit der Erdbeschreibung und Geschichte,
mit Malerei, Baukunst, Musik und mit der Bergkunde. Im Kriegs-
wesen machte er Erfindungen wie Rudolph 1., er legte selbst Hand
an als Harnischmacher und Geschützmeister. Nichts unversucht
lassend, gab er seinem Körper eine außerordentliche Gewandtheit
und Stärke. In unzähligen Gefahren auf der Jagd und im
Kriege, zu Wasser und zu Lande kam er als Waghals durch Muth
und Geistesgegenwart immer glücklich durch. In Tyrol war er der
verwegenste und glücklichste Gemsenjäger; im Roßlaus gewann er
schon im fünfzehnten Jahre zu Siraßburg den zweiten Preis mit
einer Armbrust, da er auf der Reise zu Karl dem Kühnen war;
auf seinem ersten kaiserlichen Reichstage warf er im Turnier den
französischen Ritter Claudius von Barre, mit dem es keiner aufzu-
nehmen wagte. Seinen Hof könnte man den letzten Nachklang von
der Zeit der Tafelrunde nennen. Im Neichsrathe wählte er die
verständigsten und thätigsten Fürsten und Städtebotschafter aus und
trat mit ihnen in Freundschaft. Mit so großer und vielfacher Unter-
nehmungslust ist nicht leicht ein Kaiser dieser späteren Zeit aufge-
treten. Pfister.
23. Die Martinswand.
Kaiser Maximilian ging einst hinaus, um Gemsen zu jagen und
viele Jäger gingen mit ihm. Da sah er eine Gemse und folgte
ihr nach auf die Berge, und stieg höher und höher, und von Fels
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: J._W._Zinkeisen Maximilian_i Maximilian Mari Meister_Engel- Rudolph_1. Karl_dem_Kühnen Karl Claudius_von_Barre Maximilian Maximilian
377
Muster dastehen, so waren sie doch in religiöser Hinsicht beklagens-
werthe Menschen. Sie waren einem lasterhaften und durch Menschen-
opfer befleckten Götzendienste ergeben. Ihre zahlreichen Götter dachten
sie sich ganz menschlich, mit Leidenschaften und Lastern behaftet.
Die Spartaner.
Seine Größe hat Sparta dem edlen und weisen Ly kur-
gus, einem Sprößling aus löniglichem Geschlechte, zu verdanken.
Dieser große Gesetzgeber wollte die Spartaner zu einem kriegeri-
schen, tapferen Volke bilden, dessen höchstes Ziel die Freiheit des
Vaterlandes sein sollte, für welche jeder Spartaner Leben und
Eigenthum willig zu opfern bereit sein müsse. Daher wurden zwei
Könige an die Spitze des Staates gestellt, damit die Macht eines
Einzigen die Freiheit des Staates nicht in Gefahr bringe. Die
Könige selbst aber wurden beschränkt durch den Rath der Alten,
28 erfahrene Greise, die vom Volke auf Lebenszeit erwählt wur-
den, die Ephoren oder die Aufseher über das Betragen Aller, selbst
der Könige, fünf an der Zahl, und die Volksversammlungen. Je-
der Spartaner hatte ein bestimmtes Grundeigenthum, das er nicht
verkaufen durfte, Einer so viel wie der Andere, so daß das Laster
der Habsucht, besonders bei dem eingeführten eisernen Gelde, nicht
leicht aufkommen konnte. Auch der Gaumenlust und Weichlichkeit
war durch Einrichtung gemeinschaftlicher Mahlzeiten, deren Haupt-
bestandtheil die schwarze Suppe war, vorgebeugt. Sparta hatte
keine Mauern, da die Bürger die beste Mauer seien. Krieg und
Jagd wechselten bei den Spartanern. Die Tapferkeit galt für des
Mannes höchsten Schmuck; wer feig aus der Schlacht lief, war
ehrlos. Schon die Kinder wurden für die Zwecke des Krieges auf
Staatskosten in Staatsanstalten erzogen, damit sie durch die allzu
große Liebe der Eltern nicht verzärtelt würden. Hiermit ward aber
auch das dankbare, lieber olle Verhältniß zwischen Kindern und El-
tern den Staatszwecken aufgeopfert. Krüppelhafte Kinder wurden
dem Hungertode ausgesetzt oder sonst getödtet, weil man Alles auf
einen gesunden Körper, nichts auf die unsterbliche Seele hielt. Sehr
zu rühmen ist an der spartanischen Erziehung, daß man den Kindern
tiefe Ehrfurcht vor dem Alter einprägte; — Alle standen vor einem
Greise ehrfurchtsvoll auf und schwiegen, wenn er redete. Ueberdies
wurden die Kinder an sinnvolle und kurze (lakonische) Antworten
gewöhnt, lernten aber außer einigen Kriegsliedern nichts, was ihren
Geist bilden konnte. Um so mehr entwickelte man die Körperkraft
durch Entbehrung und kriegerische Uebungen; ja sogar öffentliche
Züchtigung bis auf's Blut, wobei der Geschlagene keinen Schmer-
zenslaut hören lassen durste, war ein Mittel zur Abhärtung.
Nachdem Lykurgus seinem Vaterlande diese Gesetze gegeben
.und die Bürger ihm versprochen hatten, vor seiner Rückkehr keine
Aenderung daran vorzunehmen, reiste er fort, ohne je wieder zurück-
zukehren. Mit Ehrfurcht blieben die Spartaner seinen Gesetzen treu
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
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47
is. Und die Sonne geht unter, da steht er am Thor
Und sieht das Kreuz schon erhöhet,
Das die Menge gaffend umstehet;
An dem Seile schon zieht man den Freund empor,
Da zertrennt er gewaltig den dichten Chor:
„Mich, Henker,“ ruft er, „erwürget!
Da bin ich, für den er ge bürget!“
19. Und Erstaunen ergreift das Volk umher ;
ln den Armen liegen sich Beide
Und weinen vor Schmerzen und Freude.
Da sieht man kein Auge thränenleer,
Und zum Könige bringt man die Wundermähr’;
Der fühlt rin menschliches Rühren,
Lässt schnell vor den Thron sie führen.
20. Und blicket sie lange verwundert an.
D raus spricht er: „Es ist euch gelungen ;
Ihr habt das Herz mir bezwungen,
Und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn !
So nehmet auch mich zum Genossen an!
Ich sei, gewährt mir die Bitte,
In eurem Bunde der Dritte!“ Schiller.
29. Von der Freundschaft.
1) Von der Freundschaft spricht nun Einer, sie sei überall, der Andere,
sie sei nirgends, und es steht dahin, wer von Beiden am ärgsten gelogen hat.
— Wenn du Paul den Peter rühmen hörst, so wirst du finden, rühmt Peter
den Paul wieder, und das heißen sie dann Freundschaft. Und ist oft zwischen
ihnen weiter Nichts, als daß Einer den Andern kratzt, und sie sich so wechsel-
weise zu Narren haben; denn, wie du siehst, ist hier, wie in vielen andern
Fällen, ein Jeder von ihnen nur sein eigener Freund und nicht des Andern.
Ich pflege solch'ding H o ll unde r fr eund sch aßten zu nennen! Wenn
du einen jungen Hollunderzweig ansiehst, so sieht er sein stämmig und wohl-
gerundet aus; schneidest du ihn aber ab, so ist er inwendig hohl, und es ist ein
trockenes, schwammiges Wesen darin.
2) So ganz rein geht's hier selten ab, und etwas Menschliches pflegt
sich wohl mit einzumischen: aber das erste Gesetz der Freundschaft soll doch
sein: das; Einer des Andern Freund sei. — Und das zweite ist, daß du's
von Herzen seist und Gutes und Böses mit ihm theilest, wie's vorkommt. Die
Delikatesse, da man den und jenen Gram allein behalten und seines Freundes
schonen will, ist meistens Zärtelei; denn eben darum ist er dein Freund, daß
er mit untertrete und es deinen Schultern leichter mache.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Personennamen: Schiller Peter Peter
den_Paul
103
Schüler: Er bedarf auch der Hülfe. Wir leben unter Menschen und nur durch
sie können wir unser irdisches Wohl gründen.
Lehrer: Tritt aber Jeder, den wir auffordern, als Mitarbeiter an unserm
Glücke herbei?
Schüler: Nein, nur diejenigen, die uns lieb haben und uns wohlwollen.
Lehrer: Wodurch aber machen wir uns Freunde oder Gönner?
Schüler: Durch die guten Eigenschaften, die sie an uns bemerken.
Lehrer: Ihr seht also hier ein neues Mittel zur Gründung eures Glücks, wel-
ches darin besieht, euch Freunde zu machen, die euch helfen. — Der
Schmied braucht, wenn er Etwas anfertigen will, mancherlei Werkzeuge,
als Hämmer, Zangen, Amboß; was werdet ihr aber anwenden, um
einst euer Glück in der Welt zu machen?
Der Eine: Höflichkeit und Bescheidenheit.
Ein Anderer: Sparsamkeit und Mäßigkeit.
Ein Dritter: Fleiß und Ordnungsliebe.
Ein Vierter: Muth und Vorsichtigkeit.
Ein Fünfter: Gerechtigkeit, Ehrlichkeit, Wahrheit, Aufrichtigkeit.
Ein Sechster: Menschenliebe, Dienslsertigkeit, Gefälligkeit.
Lehrer: Ihr habt recht geantwortet. Und so wie ihr durch diese guten Eigen-
schaften Schmiede eures Glückes werdet, ebenso würdet ihr durch die
entgegengesetzten bösen Eigenschaften eures Unglücks Urheber sein.
Denn setzt einmal Unehrlichkeif statt Ehrlichkeit, Trunkenheit statt
Mäßigkeit, Ungeschicklichkeit statt Geschicklichkeit, Verschwendung statt
Sparsamkeit, Nachlässigkeit statt Fleiß, so könnt ihr euerm Unfälle
nicht entgehen. Kräfte, Gelegenheit gibt Gott; ihre Anwendung steht
bei dem Menschen. Manna regnete es den Israeliten vom Himmel;
aber sammeln mußten sie es selber. — Doch wenn ihr künftig einmal
in der Welt einen äußerlich Beglückten seht, dürft ihr dann jedesmal
nach unserm Sprüchworte schließen, daß er das Glück durch sein eigenes
Verdienst erworben habe?
Schüler: Nein, er kann es auch durch schlechte Mittel, durch Betrug, List oder
Erbschaft erlangt haben.
Lehrer: Eben so — wenn ihr in der Welt einen Armen und Unglücklichen
seht, werdet ihr dann jedesmal denken, daß er sich sein Elend durch
eigene Schuld zugezogen habe?
Schüler: Nein, er kann auch unverschuldet hinein gerathen sein.
Lehrer: Wodurch zum Beispiel?
Schüler: Durch Krankheit, Krieg, Feuer, Hagel, Ueberschwemmung, Miß-
wachs u. dgl.
Lehrer: Dies kann selbst durch Schuld der Eltern geschehen, wenn sie die Er-
ziehung ihrer Kinder vernachlässigen, indem dieselben nicht zur rechten \
Zeit zur Tugend und zur Uebung ihrer Kräfte angehalten wurden. —•
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
69
16. Und rings, statt duft'ger Gärten, ein ödes Heideland;
Kein Baum verstreuet Schatten; kein Quell durchdringt den Sand:
Des Königs Namen meldet kein Lied, kein Heldenbuch;
Versunken und vergessen! Das ist des Sängers Fluch.
L. U h l a n d.
44. Der Hirtenknabe.
Abbas, mit dem Zunamen der Große, König von Persien, hatte sich einst
auf der Jagd verirrt. Er kam auf einen Berg, wo ein Hirtenknabe eine Herde
Schafe weidete. Der Knabe saß unter einem Baume und blies die Flöte. Die
süße Melodie und Neugierde lockten den König hinzu. Das offene Gesicht des
Knaben gefiel ihm; er fragte ihn über allerlei Dinge, und die schnellen, treffen-
den Antworten des Kindes der Natur, das ohne Unterricht bei seiner Herde
aufgewachsen war, setzten den König in Verwunderung. Er hatte noch seine
Gedanken darüber, als sein Vezier dazu kam. „Komm', Vezier," rief er ihm
entgegen, „und sage mir, wie dir dieser Knabe gefällt!" Der Vezier kam her-
bei; der König setzte seine Fragen fort, und der Knabe blieb ihm keine Antwort
schuldig. Seine Unerschrockenheit, sein gesundes Urtheil und seine offene Frei-
müthigkeit nahm den König und den Vezier so sehr ein, daß jener beschloß,
ihn mit sich zu nehmen und erziehen zu lassen, damit man sehe, was aus die-
ser schönen Anlage der Natur unter der Hand der Kunst werde. — Wie eine
Feldblume, die der Gärtner aus ihrem dürren Boden hebt und in ein befferes
Erdreich pflanzt, in Kurzem ihren Kelch erweitert und glänzendere Farben an-
nimmt, so bildete sich auch der Knabe unvermerkt zu einem Manne von großen
Tugenden aus. Der König gewann ihn täglich lieber; er gab ihm den Namen
Ali Beg und machte ihn endlich zu seinem Schatzmeister. — Ali Beg besaß
alle Tugenden, die sich nur zusammen vereinigen lassen: Unsträflichkeit in sei-
nen Sitten, Treue und Klugheit in seinem Amte, Freigebigkeit imd Großmuth
gegen die Fremden, Gefälligkeit gegen Alle, die um Etwas baten und, obgleich
er der Liebling des Königs war, die bescheidenste Demuth. Was ihn aber am
meisten unter den persischen Hofleuten auszeichnete, war seine Uneigennützig-
keit; denn nie ließ er sich seine Dienste bezahlen; seine guten Thaten hatten die
reinste Quelle, das Verlangen, aus Liebe zu Gott den Menschen nützlich zu
werden. Bei allen diesen Tugenden entging er jedoch den Verläumdungen der
Höflinge nicht, die seine Erhebung mit heimlichem Neide ansahen. Diese legten
ihm allerlei Fallen und suchten ihn bei dem Könige verdächtig zu machen.
Aber Schach Abbas war ein Fürst von seltenen Eigenschaften; argwöhnischer
Verdacht war für seine große Seele zu klein, und Ali Beg blieb in Ansehen
und Ruhe, so lang sein großmüthiger Beschützer lebte. Zum Unglücke starb
dieser große König, und Schach Sefi, der ihm folgte, schien die Wehklagen der
Völker zu rechtfertigen, daß nämlich gute Fürsten, wie andere Menschen, ster-
den müssen. Er war das völlige Widerspiel seines Vorgängers, voll Miß»
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ein kleiner Baum; denn sie wird gegen 12 Fuß hoch, wenn sie nicht beschnitten
wird. Man verhindert dies aber durch das Köpfen und zieht sie in der Größe eines
Strauchs, wie den Rosenstock. Die weiße Blüthe hat einige Aehnlichkeit mit
der wilden Rose, ist aber ohne Geruch. Ihr folgt eine runde Frucht von der
Größe einer Schlehe, welche aus zwei bis drei an einander gewachsenen Kapseln
besteht ; jede derselben schließt einen Kern in sich, woraus die Chinesen ein Oel
presicn. Auf das Einsammeln der Blätter kcünmt sehr viel an, sowohl hinsicht-
lich der Zeit, als auch der Methode. Die erste Aernte, zu Ende Februar, wenn
die Blätter noch nicht ganz entfaltet sind, gibt den besten, den sogenannten
Kaiserthee. Die zweite Aernte im April, wo die etwas größern Blätter mit
ganz kleinen vermischt sind, ist geringer an Werth, und die dritte reichste Aernte
im Mai gibt die gewöhnliche Sorte. Zum Einsammeln werden eigene Leute
gedungen; denn es liegt sehr viel an der Wahl der Blätter und an der Ge-
nauigkeit und Reinlichkeit im Pflücken. Diese Leute dürfen daher auch, wenig-
stens bei den beiden ersten Aernten, nur mit Handschuhen die Blätter abbrechen,
und die, welche ausschließlich für den kaiserlichen Hof sammeln, müsieu sich so-
gar einige Wochen zuvor der Fleischspeisen enthalten, weil sonst der Athem
den Blättern nachtheilig sein soll. Gleich nach dem Abpflücken werden die
Blätter auf Eisenblechen geröstet und dabei öfters gewendet, sodann auf Bin-
senmatten ausgebreitet und mit flachen Händen gerollt und endlich in zinnerne
Kapseln eingeschlossen, damit ihnen die Luft Nichts von ihrer Güte nimmt.
Auch beim Einpacken und Versenden kommt Alles darauf an, daß die Luft
nicht zum Thee eindringen und sein feiner Geruch und dessen belebende Kraft
nicht verfliegen kann. Nichts desto weniger raubt die Seeluft und die ihr an-
hangende Feuchtigkeit dem Thee einen großen Theil dieser Vorzüge. Der soge-
nannte Karavanenthee, der über Kiachta aus China ausgeführt und von den
Russen über Land nach Europa gebracht wird, steht deßhalb nicht ohne Grund
in so hohem Preise. Der sogenannte Paraguaythee besteht aus den Blättern
eines dem Apfelbaume an Größe gleichkommenden Baumes in Paraguay und
bildet in Südamerika einen wichtigen Handelsartikel. Er wird auf Maulthieren
in Schläuchen versendet, und Peru erhält davon jährlich an 2'/2 Million
Pfund zum eigenen Verbrauche. Dieser Thee kommt aber nicht nach Europa,
weil er auf der Seereise sehr bald Geruch und Geschniack, mithin seine Wirk-
samkeit verliert.
7. Das Zuckerrohr.
Das Zuckerrohr wächs't in Asien, Afrika und Sicilien wild und wurde
von letzterem Lande nach Westindien gebracht. Nack der Verschiedenheit des
Bodens wird es 8 — 10 Fuß hoch und zwei Zoll dick. Es treibt, wie unser
Teichrohr, einen knotigen Halm mit bandförmigen Blättern und einem schnee-
weißen Blüthenbüschel. Der Halm ist durch und durch mit einem weißen, saf-
tigen und süßen Mark angefüllt, Das durch Schnittlinge fortgepflanzte Rohr