Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 374

1855 - Mainz : Kirchheim
374 Schutthaufen trotz der großen Hindernisse, welche ihnen die feind- lichen Samariter in den Weg legten. Doch konnte das Volk nie mehr zu dem Glanze und Ruhme gelangen, dessen es sich unter David und Salomo erfreut hatte. Durch die Leiden der babylonisch- assyrischen Gefangenschaft waren die Juden um so enger mit ihrem Gott verbunden worden. Nachdem sie nun frei waren, suchten sie die Religion und deren Ausübung mit großem Eifer aufrecht zu erhalten. Leider entstanden aber hieraus mehrere religiöse Sekten, welche die Kraft und Einheit des Volkes zerstörten. Dahin gehören die Pha- risäer, welche auf das Aeußerliche der Religion ängstlich hielten, den Sinn und Geist derselben aber vergaßen; die Sadducäer, die das Gesetz Moses nur als Quelle der Religion anerkannten, dabei aber die Unsterblichkeit der Seele läugneten und in Reichthum und Sinnengenuß die Belohnung der Tugend sahen; die Essener, welche sich in die Einsamkeit zurückzogen und in strengen Tugend- übungen für ihr Seelenheil wirkten. Obschon diese Sekten sich gegenseitig bekämpften und dadurch eine traurige Verwirrung her- vorriefen, so gab es doch noch tapfere und hochherzige Männer in Israel, welche ihr Vaterland mit Heldenmuth vertheidigten. Dahin gehört die Familie der Makkab äer, welche lange das Volk gegen auswärtige Eroberer beschützte. Zuletzt aber rief eine Thronstreitig- keit unter Brüdern die mächtigen Römer in's Land, welche dasselbe unter ihre Herrschaft brachten. Phönizier. Die Phönizier waren das erste und berühmteste Handels- volk der alten Welt. Zu dieser Lebensart trieb sie schon die natür- liche Beschaffenheit ihres Bodens. Ein schmaler, felsiger Küstenstrich, gestattete er weder Ackerbau noch Viehzucht. Schon frühe beschäf- tigten sie sich mit Fischfang an den Küsten des Mittelmeeres und erbauten Schiffe von den Cedern des waldigen Libanons, mit wel- chen sie als die ersten Seefahrer das ganze mittelländische Meer, ja sogar die Küsten des heutigen Englands und Preußens des Handels wegen besuchten. Bei ihren Seefahrten, die damals aus Mangel des Compasses sehr gefährlich waren, richteten sie sich nach dem Laufe der Gestirne. Auch zu Land trieben die Phönizier bedeuten- den Handel mit Armenien, Babylonien, Persien, Arabien und Aegypten in großen Gesellschaften von Kaufleuten, Karawanen ge- nannt. Ihr Fleiß und ihr Nachdenken brachte sie auf verschie- dene nützliche Erfindungen, welche ihren Handel noch mehr hoben. So erfanden phönizische Schiffer bei Bereitung ihrer Mahlzeit das Glas, ein phönizischer Schäfer entdeckte die herrliche und theuere Purpurfarbe in der Purpurschnecke, der Phönizier Thaaut erfand die Schreibkunst. Auch hatten sie zuerst geprägtes Geld. Des Han- dels und der Gefahren auf dem Meere wegen legten sie überall an den Küsten Kolonien oder Niederlassungen an, unter welchen Kar- thago an der afrikanischen Nordküste die wichtigste geworden ist.

2. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 48

1855 - Mainz : Kirchheim
48 Mit Milch sängst du dein Leben an, Mit Wein kannst du es wohl beschließen; Doch fängst du mit dem Ende an, So wird das Ende dich verdrießen. Die Luft, Mensch, ist dein Element, Du lebest nicht von ihr getrennt; Drum täglich in das Freie geh’, Und besser noch auf Berges Höh’! Das zweite ist das Wasserreich, Es reinigt dich und stärkt zugleich; Drum wasche täglich deinen Leib Und bade oft zum Zeitvertreib! Dein Tisch sei stets einfacher Art, Sei Kraft mit Wohlgeschmack gepaart; Mischst du zusammen vielerlei, So wird’s für dich ein Hexenbrei. iss massig stets und ohne Hast, Dass du nie fühlst des Magens Last; Geniess es auch mit frohem Muth, So g'bt’s dir ein gesundes Blut. Fleisch nähret, stärket und macht warm, Die Pflanzenkost erschlafft den Darm; Sie kühlet und eröffnet gut Und macht dabei ein leichtes Blut. Das Obst ist wahre Gottesgab’, Es labt, erfrischt und kühlet ab; Doch über Allem steht das Brod, Zu jeder Nahrung thut es Noth. Das Fett verschleimt, verdaut sich schwer Salz macht scharf Blut und reizet sehr; Gewürze ganz dem Feuer gleicht, Es wärmet, aber zündet leicht. Willst du gedeihlich Fisch gemessen, Musst du ihn stets mit Wein begiessen. Den Käs iss nie zum Uebermaß; Mit Brod zu Nachtisch taucht er was.

3. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 113

1855 - Mainz : Kirchheim
113 Erde bleiben muß. Doch trägt er seinen Kopf 9 bis 10 Fuß hoch in der Luft, kann weit umher schauen und könnte, wie ein guter Freund, neben einem Reiter auf seinem Rosse herlaufen und mit ihm reden, wenn ihm nicht Vernunft und Sprache versagt wäre. — In Asien lebt eine Art von Hirschen, Zwerghirschlein genannt; deren Füßchen sind einen Finger lang und so dünn, wie der Stiel einer kölnischen Tabakspfeife. — Das S P itz m äus lc i n, ebenfalls in Asien, wiegt ein halbes Quentlein und ist daö kleinste unter allen bekannten Thieren, die auf vier Beinen gehen und ihre Jungen säugen. — Der Elephant aber ist 12 bis 14 Fuß hoch, 15 bis 17 Fuß lang, wiegt seine 7000 Pfund, und ein fleißiger Schüler soll mir ausrechnen: wie viel Spitzmäuslein müßte man haben, die zusammen so schwer sind, als ein einziger Elephant? — Das kleinste Thierlein auf der Erde hat auch mit dem stärksten Vergrößerungs- glase wohl noch kein Mensch gesehen. Aber das größte Thier ist der Walfisch, der bis zu einer Länge von 120 Fuß wachsen kann und seine 1000 Centner und darüber wiegt. Hebel. 12. Die Spinnen. 1. Die Spinne ist ein verachtetes Thier; viele Menschen fürchten sich so- gar vor ihr; und doch ist sie auch ein merkwürdiges Geschöpf und hat in der Welt ihren Nutzen. Zum Beispiel, die Spinne hat nicht zwei Augen, sondern acht. Mancher wird dabei denken, da sei es keine Kunst, daß sie die Fliegen und Mücken, die an ihren Fäden hängen bleiben, so geschwind erblickt und zu haschen weiß. Allein das macht's nicht aus; denn eine Fliege hat nach der Untersuchung der Naturkundigen viele hundert Augen und nimmt doch das Netz nicht in Acht und ihre Feindin, die groß genug darin sitzt. Was folgt daraus? Es gehören nicht nur Augen, sondern auch Verstand und Geschick dazu, wenn man glücklich durch die Welt kom- men und in keine verborgenen Fallstricke gerathen will. — Wie fein ist ein Faden, den eine Spinne in der größten Geschwindigkeit von einer Wand bis an die andere zu ziehen weiß! Und doch versichern abermals die Naturkundigen, daß ein solcher Faden, den man kaum mit bloßen Au- gen sieht, wohl sechstauscndmal zusammengesetzt sein könnte. Das bringen sie so heraus: Die Spinne hat an ihrem Körper nicht nur eine, sondern sechs Drüsen, aus welchen zu gleicher Zeit Fäden hervorgehen Aber jede von diesen Drüsen hat wohl tausend feine Oeffnungen, von welchen keine umsonst da sein wird. Wenn also jedesmal aus allen diesen Oeffnungen ein solcher Faden herausgeht, so ist an der Zahl sechstausend Nichts aus- zusetzen, und dann kann man wohl begreifen, daß ein solcher Faden, ob- gleich so fein, doch auch so fest sein könne, daß das Thier mit der größten Sicherheit daran auf- und absteigen und sich in Sturm und Wetter darauf verlassen kann. Muß man nicht über die Kunst und die Geschicklichkeit dieser Geschöpfe erstaunen, wenn man ihnen bei ihrer stillen und unver- drossenen Arbeit zuschauet, und an den großen und weisen Schöpfer denken, der für Alles sorgt und solche Wunder in einem so kleinen und unschein- baren Körper zu verbergen weiß? 2. Däs mag Alles gut sein, denkt wohl Mancher, wenn sie nur nicht glftig wären, und läuft davon oder zertritt sie, wo er sie findet. Aber Hepp. Bollständigel Lehr- und Lesebuch. g

4. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 194

1855 - Mainz : Kirchheim
194 einem benachbarten Tempel seinen Flug genommen und sich über Agrippa's Namen niedergesetzt haben, eine Erscheinung, die die Auguren als eine Vorbedeutung von des Kaisers nahem Tode auslegten. Kurz nachher be- gleitete Augustus den Tiberius auf seinem Zuge nach Zllprien bis gen Benevent, wo er an einem Durchfall erkrankte. Er kehrte zurück und erreichte Nola in der Nahe von Capua. Da er sich hier übler denn jemals befand, ließ er schleunig den Tiberius sowohl, als seine übrigen vertrautesten Freunde und Bekannten holen. Er schmeichelte sich nicht langer mit der Hoffnung, noch einmal zu genesen. Ueberzeugt, daß sein Ende nahe sei, erwartete er es mit Standhaftigkeit. Wenige Stunden vor seinem Tode ließ er sich einen Spiegel bringen und sein Haar sorgsamer denn gewöhnlich ordnen. Dann fragte er die Umstehenden, ob er seine Rolle gut gespielt habe. Sie bezeugten es. -„Nun," sagte er, „so klatscht mir euren Beifall zu" und starb im 76. Zahre seines Lebens und im 41. seiner Regierung. Des Kaisers Tod verursachte im ganzen Reiche eine unbeschreibliche Bestürzung und sein Leichenbegängniß wurde mit außerordentlicher Pracht gefeiert. So starb Augustas, dessen Regierung mit dem Blutvergießen der Nation anhob und mit ihrer Beglückung endete. Man sagt mit Recht von ihm, daß cs gut für die Menschen gewesen sein würde, wenn er entweder nie geboren worden oder nie gestorben wäre. Sehr wahrscheinlich ist es, daß jene Grausamkeiten, die sein Triumvirat schändeten, das Anstiften seiner Gehülfen gewesen; oder wähnte er vielleicht, daß Cäsars Schatten eine so blutige Rache heische? Gewiß ist es, daß solche Strenge einiger- maßen zur Wiederherstellung der öffentlichen Ruhe nöthig war; denn so lange der alte Römergeist nicht gänzlich ausgerottet war, konnte auch die Monarchie nicht sicher sein. Augustus gab der Verfassung eine Gestalt, die dem Genius der Zeiten angemessen war. Er ließ seinen Unterthanen die glän- zende Außenseite eines Freistaates, während er sie mit allen gründlichen Vortheilen einer klüglich verwalteten Monarchie beglückte. Klugheit war in der That eine seiner hervorschimmerndsten Eigenschaften, und könnten wir den Octavianus vom Augustus trennen, so würde er einer der fehler- losesten Fürsten der Geschichte sein. Der lange Frieden, dessen seine Unter- thanen unter ihm genossen, war gänzlich das Werk seiner Mäßigung, und um die Mitte seiner Regierung sah sich die eine bessere Hälfte des Men- schengeschlechtes unter der Herrschaft Eines Herrn vereinigt und mit der andern in tiefen Frieden. Dies war die Zeit, in welcher Zesus Christus, der Heiland der Welt, die Erde betrat. Er ward geboren im 752. Zahre Roms, im 25. der Regierung des Augustus und 4003. Zahre der Welt nach der gewöhnlichsten Zeitrechnung. Goldsmith. 10. Zerstörung Jerusalems. Ein wichtiges Ereigniß, weil es der Heiland vorausgesagt hatte, weil von ihm die schnellere Verbreitung des Christenthums abhing und weil in ihm die Strafe des Himmels über die hart- näckigen Juden ausgesprochen liegt, ist die völlige Zerstörung Jeru- salems. Es gingen in Erfüllung die Worte des Herrn: „Deine Feinde werden dich mit einem Wall umgeben und zu Boden schmet- tern, dich und deine Kinder, darum, weil du die Zeit deiner Heim- suchung nicht erkannt hast." Der Druck der römischen Herrschaft, besonders unter dem Landpfleger Florus, der Haß der Juden gegen die Herrschaft der Fremden, und viele Betrüger, die sich für

5. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 199

1855 - Mainz : Kirchheim
199 vollendet. Der Leichnam des heiligen Bonifacius wurde anfangs nach Utrecht, dann auf Bitten des Erzbischofs Lullus nach Mainz gebracht. Da es aber der Wille des Verstorbenen war, zu Fulda begraben zu werden, und der Abt Sturm deßwegen nach Mainz kam, um an diesen Willen des Verstorbenen zu erinnern, so wurde der Leichnam unter der Begleitung unermeßlicher Schaaren von Trauern- den nach Fulda gebracht und mit der größten Feierlichkeit da bei- gesetzt, wo jetzt der Haupteingang der Domkirche ist. Hepp. 13. Kavl der Große. Karl hatte ein ehrfurchtgebietendes A e u ß e r e. Er war sieben Fuß groß und dabei so stark, daß sein kaiserlicher Ornat einen Mann unserer Tage zu Boden drücken würde. Auf seiner Stirne, dem Abbilde seiner hohen und erhabenen Gedanken, thronte Maje- stät. Sein Angesicht war heiter; er hatte große und lebhafte Augen und einen durchbohrenden Blick, wenn er zornig war. Sein Gang war fest, seine durchaus männliche Haltung verkündete den Helden, den mächtigen Weltbeherrscher. Obschon Karl bei feierlichen Gelegenheiten, besonders beim Empfang der Fürsten und Gesandten barbarischer Nationen, mit einer beinahe morgenländischen Pracht sich umgab, so liebte er doch für sich die Einfachheit. Seine Kleidung war die vaterländische, wie der gemeine Franke trug er Wams und Hose von Leinen, dar- über einen Rock mit seidener Borte eingefaßt. Des Winters deckte ein Wams von Otterfellen Brust und Schultern. Stets war er mit einem Schwerte umgürtet, dessen Griff und Wehrgehenk von Gold war und das ein solches Gewicht hatte, daß ein Mann unserer Tage es nur mit Mühe heben könnte. Bei festlichen Gelegenheiten ging er mit einem golddurchwirkten Rocke, in Schuhen mit Edel- steinen besetzt, in einem Mantel, den eine goldene Spange zusammen- hielt, und mit einem Diadem von Gold und Edelsteinen geschmückt einher. — Die eitlen Kleider seiner Umgebung waren dem einfachen Manne zuwider. Eines Tages lud er seine Hofleute zur Jagd ein und befahl ihnen, im besten Schmucke zu erscheinen. Es war aber ein kalter Tag und regnete, heftig, daß es den Eitlen trübselig er- ging. Als man nach Hause kam, sprach Karl scherzhaft: „Bis zum Schlafengehen darf keiner seinen Pelz ausziehen, damit sie besser auf dem Leibe trocknen." Beim Schlafengehen brachen die gedorrten und zusammengeschrumpften Kleider wie dürres Reis. Am anderen Morgen mußten sie in denselben Kleidern erscheinen. Karl ließ nun seinen Schafpelz ausreiben und hinbringen; der hatte seinen alten Glanz wieder. „Ihr Narren," sprach er, „wo gibt's wohl ein köstlicheres Pelzwerk und das kostet mich kaum einen Gul- den, eure dagegen viele Pfund Silbers." Wie Karl einfach war in der Kleidung, so war er auch mäßig in Speise und Trank. Die Trunkenheit verabscheute er höchlich.

6. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 85

1855 - Mainz : Kirchheim
85 laufen, wie einen Affen, und mißhandelten es, bis es starb. Ach, welch ein Jammergeschrei der unglücklichen Kleinen und ihrer El- tern ! Oft erhaschten sie die Kleinen und hingen sie in Körben vop die Fenster ihrer Riesenwohnungen. Da wehklagten die Eltern bei dem traurigen Anblicke; da schrieen die Kleinen ihre Eltern um Hülfe an, bis sie endlich verschmachteten." — „Ach Gott, Herr Treu!" schrieen die meisten Kinder, „hören Sie auf, uns von den abscheulichen Riesen zu erzählen." — Aber noch fuhr Herr Treu fort: „Bald rissen sie diesem ein Bein aus, bald jenem den Arm, bald stachen sie diesem die Augen aus, bald rauften sie jenem die Haare aus, daß das Blut darnach lief." „Herr Treu! bester Herr Treu, wir müssen entlaufen, wenn Sie nicht aufhören!" • „Gut," sprach Herr Treu, „ich will denn aufhören, die Un- menschlichkeiten zu beschreiben, ich könnte noch viel ärgere hinzu- fügen. Aber nun ist die Reihe an Euch. Wer ist im Stande, den Sinn dieses Mährchens zu finden?" Da legte dieser und jener die Finger an die Nase; dieser und jener rieb sich die Stirne und ver- deckte mit der Hand die Augen, wie man es zu machen pflegt, wenn man über etwas nachdenkt. Aber keiner kam dem Sinn auf die Spur. Da stand Herr Treu auf und überschaute die Kinder, und von ihnen vorzüglich die Knaben, dann sprach er: „Beinahe ihr allzu- sammen könnt den Sinn des Mährchens nicht finden. Das macht mir Freude. Vielleicht aber gibt es unter euch zwei oder drei, die ihn finden, aber es nicht wagen, ihn frei herauszusagen. Gut! so will ich es selbst thun:" „Hört ihr den schönen Gesang der Waldbewohner! jetzt den Finken, jetzt den Hänfling, jetzt die Nachtigall! — Seht die schö- nen Schmetterlinge, die um uns herumflattern! Seht die goldenen, die bunten Käfer, die am Boden und in dem Laubwerk umher- kriechen! Hört ihr die Frösche dort unten im Sumpfe! — Setzt sie einmal an die Stelle der vorhin beklagten Einwohner, über welche die grausamen Riesen den Herrn spielten. Ihr aber kommt mit mir! Wir wollen die Riesen sein! — Nun? — was thut's denn weiter ? Wir zerstreuen uns in den Wald; wir durchstreifen die Büsche; wir suchen die Wohnungen der kleinen Waldbewohner; wir reißen ihre Nester unter den Zwei- gen heraus; wir nehmen den Alten die Jungen, den Jungen die Alten; wir spießen die Frösche; wir- zertreten die Kaser, wo wir einen finden; wir fangen Fliegen und reißen dieser die Flügel, jener die Beine aus u. s. w. Was meint Ihr? — Sagt an!" „Nein!" schrie fast der ganze Haufen: „wir wollen nicht sein, wie die abscheulichen Niesen!"

7. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 228

1855 - Mainz : Kirchheim
228 In der folgenden Nacht wurde zu Nom im Namen des Pap- stes eine rührende Bekanntmachung angeschlagen, worin es unter Anderem heißt: „In Unserem Schmerze finden wir einen rührenden Trost darin, daß Wir Jenes erfahren, was unser Herr dem heil. Petrus ankündigte, als er zu ihm sprach: „Wenn du wirst alt ge- worden sein, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein Anderer wird dich binden und dich dahin führen, wohin du nicht willst." Wir überlassen Unsere priefterlichen Hände der Gewalt, die Uns bindet, um Uns anders wohin zu führen; und Wir erklären die Urheber dieser That vor Gott für alle Folgen dieses Verbrechens verantwortlich. Unsererseits verlangen Wir einzig, und rathen und ordnen an, daß Unsere getreuen Unterthanen, daß Unsere besonde- ren Schäflein von Rom, daß Unsere allgemeine Heerde der katholi- schen Kirche die Gläubigen des ersten Jahrhunderts eifrig in dem Umstande nachahmen, wo der heil. Petrus im Gefängniß verschlos- sen war und die Kirche niemals abließ, für ihn zu beten. Ob auch ein sehr unwürdiger Nachfolger dieses glorreichen Apostels, leben Wir dennoch des Vertrauens, daß alle Unsere so geliebten Kinder ihrem gemeinsamen Vater diese fromme und letzte Pflicht erzeigen werden." Ueberall, wohin die Reise führte, strömte eine große Menschen- menge aus den Städten und Dörfern herbei, stürzte sich auf den Wagen und begehrte den Segen. Der heilige Vater rief ihnen die Worte zu: „Muth und Gebet!" Viele weinten, streckten die Arme nach dem Wagen und schrieen: „Sie entführen uns den heiligen Vater!" Bei der schrecklichsten Sonnenhitze, im geschlossenen Wagen, Ln Hunger und Durft setzte man die Reise fort und übernachtete aus dem Berge Nadicofani in einem schlechten Wirthshause, wo Pacca im Cardinalsgewande das Bett und den Tisch für den heiligen Va- ter bereitete. Am anderen Tage, den 7. Juli, traf das Gefolge des Papstes ein und nun reiste man die ganze Nacht hindurch und kam am 8. mü Tagesanbruch bei den Thoren der Stadt Siena an. Nach- dem man die Postpferde gewechselt hatte, setzte man mitten unter einer unermeßlichen Volksschaar die Reise fort. Durch die Unachtsam- keit der Postknechte brach ein Rad und der Wagen warf mit großem Ungestüm um. „Heiliger Vater!" schrie das Volk und hob im Augenblicke den Wagen auf. Die Gensd'armen mit erblaßtem An- gesichte und den Säbel in der Hand suchten das Volk zu entfernen, das von Zorn entflammt sie anschrie: „Hunde! Hunde!" Der Papst stieg aus und ward auf den Armen des Volkes getragen, das in großer Menge sich um ihn drängte. Die Einen fielen mit dem Angesichte auf die Erde, die Anderen küßten ihm die Füße, Andere berührten mit Ehrfurcht seine Gewände, und Alle gleichsam in Ver- zweiflung fragten ihn, ob er in seinem Falle Schaden genommen habe. Der heilige Vater dankte mit freundlichem Lächeln und Pacca schrie der zur Wuth gereizten Volksmenge zu, es sei Gottlob kein

8. Theil 2 - S. 41

1864 - Mainz : Kirchheim
41 — oder der Kaiser zu ihrer Befreiung unternehmen wollten, unausbleiblich ihren Tod nach sich ziehen würde, und indem er ihnen die Bedingung nannte, unter welcher er dem Kaiser ihre Freiheit versprochen, forderte er sie auf, einen Brief an den Kaiser zu schreiben und ihn flehentlich zu bitten, das; er dies Alles er- füllen möge, um sie zu retten, und so sein Wort zu lösen, das er ihrem ster- benden Vater gegeben habe. — Aber die Knaben ließen sich durch keine Dro- hung schrecken: sie verweigerten standhaft, was der türkische Fürst von ihnen begehrte, und der älteste sagte: „Der Kaiser hat Recht, wenn er jene schimpf- lichen Bedingungen verwirft; er tmiß recht gut, was er von uns fordern darf, und daß wir für die heilige Sache eben so gern Freiheit und Leben opfern wer- den, als es unser Vater that." Mahmud versuchte sie durch scheinbaren Zorn zu schrecken und schilderte ihnen den qualvollen Tod, den er sie sterben lassen werde. Aber der jüngere von den beiden Knaben sah ihm darauf in's Gesicht und sagte: „Wir haben dich für einen edlen Feind gehalten, und als ein sol- cher darfst und kannst du nicht also mit uns verfahren. Willst du dich jetzt vor uns erniedrigen und uns glauben lassen, du seist grausamer, als ein wildes Thier?" —. Mahmud erstaunte über diese Gesinnungen; er beschloß aber, die Christenknaben noch härter zu versuchen. Er ließ sie in ihre Hast zurückführen, sie strenger halten, als jemals, und ihnen kaum die dürftige Kost reichen. Als sie mehrere Tage so zugebracht hatten, trat eines Abends der Gefangenwärter zur ungewöhnlichen Stunde in ihren Kerker, brachte ihnen bessere Speisen, gab ihnen sein Mitleid mit ihrem traurigen Schicksale zu erkennen, beklagte sich selbst über die Grausamkeit und Härte seines unmenschlichen Gebieters und forderte sie auf. ihm zu folgen. 'Er führte sie hieraus leise in ein Gemach, aus welchem sie durch eine offene Thüre den Fürsten Mahmud ruhig auf seinen Polstern schlummern sahen. Hier sagte er ihnen, daß er sie und auch sich selbst zu rächen und zu retten bereit sei, daß der Nachen am Meere schon ihrer harre, auf welchem er sie dem Kaiser wieder zuführen werde, daß sie, um ganz sicher zu sein, jedoch erst dem schlummernden Tyrannen dort ihre Dolche in's Herz stoßen müßten, wozu er einem jeden von ihnen einen Dolch in die Hand drückte. Aber die Knaben wandten sich verachtend von dem Versucher und wollten zurück in ihre Hast. Da sprach der Gefangenwärter: „Wenn ihr zu einer kühnen That denn zu feig seid, so will ich allein für uns das Werk ver- richten!" Hiermit schritt er mit erhobenem Dolche auf das Lager des Fürsten zu. Aber so weit ließen es die ritterlichen Knaben nicht kommen; der älteste fiel dem Sklaven in den Arm und hob seinen eigenen Dolch gegen ihn; der jüngere aber sprang auf Mahmud zu, rüttelte ihn und rief: „Erwache! dein Leben ist in Gefahr. Nimm diesen Dolch und vertheidige dich gegen einen Meuchelmörder." — Da erhob sich der Türkenfürst, der nur scheinbar gcschlum- nrert und Alles mit angehört hatte, von seinem Polster und sprach: „Behaltet jene Dolche zum Andenken an mich! Ich werde diese Stunde auch nicht ver- gessen." — Er ließ die Knaben nicht mehr in ihre Haft führen; sie mußten fortan in seinernähe bleiben und wurden von ihm, wie Freunde, behandelt. —

9. Theil 2 - S. 47

1864 - Mainz : Kirchheim
47 is. Und die Sonne geht unter, da steht er am Thor Und sieht das Kreuz schon erhöhet, Das die Menge gaffend umstehet; An dem Seile schon zieht man den Freund empor, Da zertrennt er gewaltig den dichten Chor: „Mich, Henker,“ ruft er, „erwürget! Da bin ich, für den er ge bürget!“ 19. Und Erstaunen ergreift das Volk umher ; ln den Armen liegen sich Beide Und weinen vor Schmerzen und Freude. Da sieht man kein Auge thränenleer, Und zum Könige bringt man die Wundermähr’; Der fühlt rin menschliches Rühren, Lässt schnell vor den Thron sie führen. 20. Und blicket sie lange verwundert an. D raus spricht er: „Es ist euch gelungen ; Ihr habt das Herz mir bezwungen, Und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn ! So nehmet auch mich zum Genossen an! Ich sei, gewährt mir die Bitte, In eurem Bunde der Dritte!“ Schiller. 29. Von der Freundschaft. 1) Von der Freundschaft spricht nun Einer, sie sei überall, der Andere, sie sei nirgends, und es steht dahin, wer von Beiden am ärgsten gelogen hat. — Wenn du Paul den Peter rühmen hörst, so wirst du finden, rühmt Peter den Paul wieder, und das heißen sie dann Freundschaft. Und ist oft zwischen ihnen weiter Nichts, als daß Einer den Andern kratzt, und sie sich so wechsel- weise zu Narren haben; denn, wie du siehst, ist hier, wie in vielen andern Fällen, ein Jeder von ihnen nur sein eigener Freund und nicht des Andern. Ich pflege solch'ding H o ll unde r fr eund sch aßten zu nennen! Wenn du einen jungen Hollunderzweig ansiehst, so sieht er sein stämmig und wohl- gerundet aus; schneidest du ihn aber ab, so ist er inwendig hohl, und es ist ein trockenes, schwammiges Wesen darin. 2) So ganz rein geht's hier selten ab, und etwas Menschliches pflegt sich wohl mit einzumischen: aber das erste Gesetz der Freundschaft soll doch sein: das; Einer des Andern Freund sei. — Und das zweite ist, daß du's von Herzen seist und Gutes und Böses mit ihm theilest, wie's vorkommt. Die Delikatesse, da man den und jenen Gram allein behalten und seines Freundes schonen will, ist meistens Zärtelei; denn eben darum ist er dein Freund, daß er mit untertrete und es deinen Schultern leichter mache.

10. Theil 2 - S. 60

1864 - Mainz : Kirchheim
60 38. Liebe Tochter! Deinen Brief habe ich am gestrigen Abende erhalten und schon heute- in aller Frühe, schreibe ich Dir Antwort. Daran kannst Du sehen, wie sehr mir Deine Ruhe und Dein Wohlergehen am Herzen liegen. — Du beklagst Dich über die Unbilligkeit und Härte Deiner Herrschaft und sagst, daß Du bei aller Mühe, die Du Dir gibst, es ihr nicht recht machen kannst. Deßhalb willst Du Deinen Dienst vor der Zeit verlassen, wenn ich damit einverstanden bin. Dieses kann ich aber nicht billigen. Wahrscheinlich stehst Du das für Unbilligkeit und Härte an, was Nichts, als Ordnungsliebe und Pünktlichkeit ist. Unsere Haus- haltung ist viel kleiner und einfacher, als diejenige, in welcher Du Dich nun befindest. Da mag es denn oft der Fall sein, daß Du glaubst, Deine Sache recht gut gemacht zu haben, und sie ist dennoch nicht vollkoinmen. Weil nun Deine Hausfrau, wie Du selbst zugestehst, sich große Mühe gibt, Dir Alles zu zeigen, so kann es nur von Vortheil für Dich sein, daß sie dir beständig genau auf die Finger sieht und Dir durchaus keinen Fehler durchgehen läßt. Gesetzt aber auch, daß einmal ein Vorwurf Dich ohne Schuld treffe, so bist Du gewiß mehrmal einem solchen entgangen, da Du ihn hattest bekommen dürfen. Dienst- boten müssen ihrer Herrschaft, wenn diese es gut mit ihnen meint, Nichts zu genau nehmen und sogar deren Wunderlichkeiten ertragen. Jene setzen sich, wie man so zu sagen pflegt, an einen ungesorgten Tisch; diese aber hat manche Haus- und Nahrungssorgen, auch häufige Verdrießlichkeiten, welche die Berufs- geschäste nicht selten mit sich bringen; darum kann sie nicht immer gut aus- gelegt sein. Aus diesen Rücksichten sollen Dienstleute, wenn die Herrschaft bis- weilen übler Laune ist, solche Ausbrüche niit stillem Wesen ertragen und nicht durch unbescheidenen Widerspruch oder gar durch ekelhaften Trotz ihren Zorn reizen; dann gewinnen sie gewiß nach und nach die Zuneigung derselben. — Wohin sollte es führen, wenn Du vor abgelaufener Frist Deine Stelle ver- ließest? Dein Herr könnte Dich zurückfordern, und wenn Du nicht gutwillig wiederkämest, Dich dazu zwingen; dann aber müßte Deine Lage nothwendig noch unerträglicher sein. Wenn er Dich indessen auch nicht zurücknöthigte, so würde er Dir doch kein rühmliches Zeugniß geben und Dich keine Herrschaft von gutem Schlage annehmen, weil eine solche durchaus keine Magd haben mag, die vor der Zeit ihren Dienst verlassen hat. — Je länger und sorgfäl- tiger ich Deine Angelegenheit betrachte, desto mehr muß ich befürchten, daß Dir die eine oder andere Magd aus der Nachbarschaft den Kops verdreht hat. Manche Dienstleute tarnen nicht, beschweren sich ohne allen Grund über ihre Herrschaften und machen sich ein Geschäft daraus, den guten Dienstboten ihre Stelle zu verleiden. Halte Dich doch ja fern von solchen Klatsch-, Lüster- und Aufhetzmäulern! — Du siehst, wie ich über Deine Verhältnisse denke. Sollten aber Deine Klagen auch wohl gegründet sein, was mir gewiß höchst leid für Dich thun würde, so müßtest Du dennoch Deine Dienstzeit aushalten, da Gott will, daß wir nicht bloß verständigen und gelinden, sondern auch wunderlichen
   bis 10 von 24 weiter»  »»
24 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 24 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 2
1 0
2 0
3 0
4 0
5 6
6 0
7 1
8 0
9 0
10 5
11 2
12 0
13 0
14 0
15 6
16 4
17 0
18 0
19 0
20 1
21 0
22 2
23 0
24 2
25 0
26 0
27 0
28 0
29 1
30 3
31 0
32 0
33 3
34 0
35 0
36 0
37 17
38 1
39 0
40 0
41 0
42 0
43 3
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 2

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 9
1 39
2 0
3 9
4 3
5 2
6 3
7 1
8 0
9 0
10 1
11 7
12 3
13 1
14 8
15 0
16 17
17 189
18 1
19 5
20 2
21 23
22 3
23 13
24 13
25 3
26 38
27 0
28 17
29 2
30 0
31 3
32 2
33 0
34 0
35 0
36 4
37 1
38 2
39 50
40 4
41 1
42 13
43 1
44 3
45 15
46 1
47 4
48 0
49 6
50 19
51 0
52 12
53 1
54 9
55 3
56 2
57 0
58 2
59 1
60 0
61 7
62 3
63 1
64 8
65 3
66 1
67 11
68 6
69 3
70 2
71 14
72 1
73 0
74 3
75 10
76 10
77 120
78 0
79 7
80 0
81 6
82 25
83 0
84 16
85 1
86 0
87 10
88 6
89 4
90 1
91 7
92 60
93 0
94 70
95 14
96 0
97 2
98 16
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 2
1 4
2 5
3 10
4 4
5 0
6 5
7 1
8 0
9 1
10 1
11 0
12 21
13 10
14 0
15 1
16 0
17 0
18 0
19 1
20 0
21 0
22 1
23 0
24 15
25 2
26 3
27 3
28 14
29 0
30 1
31 0
32 1
33 6
34 8
35 0
36 0
37 1
38 0
39 6
40 0
41 0
42 10
43 4
44 0
45 0
46 15
47 1
48 2
49 0
50 2
51 7
52 1
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 19
60 0
61 0
62 0
63 1
64 2
65 0
66 0
67 0
68 1
69 0
70 0
71 0
72 3
73 0
74 1
75 28
76 2
77 0
78 1
79 1
80 0
81 34
82 1
83 1
84 18
85 1
86 0
87 0
88 2
89 3
90 1
91 0
92 0
93 1
94 0
95 0
96 0
97 2
98 0
99 0
100 14
101 2
102 9
103 2
104 0
105 0
106 1
107 3
108 0
109 5
110 1
111 2
112 5
113 17
114 10
115 0
116 3
117 0
118 0
119 0
120 0
121 2
122 0
123 2
124 16
125 5
126 2
127 1
128 0
129 6
130 0
131 41
132 1
133 1
134 0
135 0
136 7
137 9
138 1
139 0
140 0
141 0
142 2
143 10
144 0
145 0
146 0
147 0
148 0
149 0
150 0
151 0
152 27
153 1
154 1
155 0
156 3
157 1
158 0
159 0
160 0
161 0
162 0
163 1
164 1
165 1
166 3
167 1
168 5
169 1
170 0
171 0
172 0
173 6
174 0
175 40
176 0
177 7
178 0
179 3
180 3
181 1
182 3
183 6
184 3
185 0
186 0
187 4
188 0
189 2
190 0
191 0
192 1
193 1
194 0
195 8
196 6
197 0
198 0
199 0