1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
374
Schutthaufen trotz der großen Hindernisse, welche ihnen die feind-
lichen Samariter in den Weg legten. Doch konnte das Volk nie
mehr zu dem Glanze und Ruhme gelangen, dessen es sich unter
David und Salomo erfreut hatte. Durch die Leiden der babylonisch-
assyrischen Gefangenschaft waren die Juden um so enger mit ihrem
Gott verbunden worden. Nachdem sie nun frei waren, suchten sie die
Religion und deren Ausübung mit großem Eifer aufrecht zu erhalten.
Leider entstanden aber hieraus mehrere religiöse Sekten, welche die
Kraft und Einheit des Volkes zerstörten. Dahin gehören die Pha-
risäer, welche auf das Aeußerliche der Religion ängstlich hielten,
den Sinn und Geist derselben aber vergaßen; die Sadducäer,
die das Gesetz Moses nur als Quelle der Religion anerkannten,
dabei aber die Unsterblichkeit der Seele läugneten und in Reichthum
und Sinnengenuß die Belohnung der Tugend sahen; die Essener,
welche sich in die Einsamkeit zurückzogen und in strengen Tugend-
übungen für ihr Seelenheil wirkten. Obschon diese Sekten sich
gegenseitig bekämpften und dadurch eine traurige Verwirrung her-
vorriefen, so gab es doch noch tapfere und hochherzige Männer in
Israel, welche ihr Vaterland mit Heldenmuth vertheidigten. Dahin
gehört die Familie der Makkab äer, welche lange das Volk gegen
auswärtige Eroberer beschützte. Zuletzt aber rief eine Thronstreitig-
keit unter Brüdern die mächtigen Römer in's Land, welche dasselbe
unter ihre Herrschaft brachten.
Phönizier.
Die Phönizier waren das erste und berühmteste Handels-
volk der alten Welt. Zu dieser Lebensart trieb sie schon die natür-
liche Beschaffenheit ihres Bodens. Ein schmaler, felsiger Küstenstrich,
gestattete er weder Ackerbau noch Viehzucht. Schon frühe beschäf-
tigten sie sich mit Fischfang an den Küsten des Mittelmeeres und
erbauten Schiffe von den Cedern des waldigen Libanons, mit wel-
chen sie als die ersten Seefahrer das ganze mittelländische Meer, ja
sogar die Küsten des heutigen Englands und Preußens des Handels
wegen besuchten. Bei ihren Seefahrten, die damals aus Mangel
des Compasses sehr gefährlich waren, richteten sie sich nach dem
Laufe der Gestirne. Auch zu Land trieben die Phönizier bedeuten-
den Handel mit Armenien, Babylonien, Persien, Arabien und
Aegypten in großen Gesellschaften von Kaufleuten, Karawanen ge-
nannt. Ihr Fleiß und ihr Nachdenken brachte sie auf verschie-
dene nützliche Erfindungen, welche ihren Handel noch mehr hoben.
So erfanden phönizische Schiffer bei Bereitung ihrer Mahlzeit das
Glas, ein phönizischer Schäfer entdeckte die herrliche und theuere
Purpurfarbe in der Purpurschnecke, der Phönizier Thaaut erfand
die Schreibkunst. Auch hatten sie zuerst geprägtes Geld. Des Han-
dels und der Gefahren auf dem Meere wegen legten sie überall an
den Küsten Kolonien oder Niederlassungen an, unter welchen Kar-
thago an der afrikanischen Nordküste die wichtigste geworden ist.
1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
494
gewagt. — Riskiren, Gefahr laufen, wagen. — Ritus, m. Kirchcn-
gebrauch. — Rivalifiren, wetteifern, mitbewcrben. — Robust, stark, hand-
fest, kraftvoll. — Roman, m. erdichtete Geschichte. — Rouleau, m. und s.
(Ruloh) Rolle, Rollvorhang. — Route, w. (Rutt) Weg, Reiseweg,
Straße, Richtung. — Rubrik, w. Aufschrift in Berichten, Classe, Gattung.
— Ruin, m. Verfall, Untergang, Verwüstung, Zerstörung. — Ruine, w.
Trümmer. — Ruiniren, zerstören, zu Grunde richten.
S.
Sacramcnt, 8. Gnadenmittel. — Sandalen, Band oder Schnürsohlen.
— Satire oder Satpre, w. Spottrede, Spott- oder Strafgedicht. —
Sauce, w. (Sohß) Brühe, Tunke. — Scandal, m. Aergerniß, Anstoß,
Schändlichkeit, schändliche Sache. — Scepter, m. Herrscher- oder Königs-
stab. — Schaffst, s. Blutbühne, Blutgerüst. — Schalupe, w. Schiffs-
boot. — Scribent, m. Schreiber. — Secte, Lehr- oder Glaubenszunft.
—- Säculum, 8. das Jahrhundert. — Sedez, Sechszehntel-Größe eines
Bogens oder Buches. — Semester, 8. Halbjahr. — Scminarium, 8. Pflanz-
schule, Vorbereitungsanstalt. — Senat, m. Rath, Stadtrath, Staatsrath.
— Sentenz, w. richterlicher Ausspruch, Sinn- und Denkspruch. — Sepa-
riren, absondern, trennen. — Seraph, Mehrzahl Seraphim, höhere Geister,
Engel. — Session, w. Sitzung, Versammlung. — Shawl, m. (Schahs)
Umhängtuch, Manteltuch füih Frauenzimmer. — Signal, 8. Zeichen, Lo-
sung. — Signalement, 8. (Signalcmangh) Bezeichnung, genaue Beschrei-
bung (eines Menschen). — Simultan, gemeinschaftlich, gleichzeitig. —
Simultan-Kirche, w. eine gemeinschaftliche Kirche zum gottesdienstlichen
Gebrauch verschiedener Religionsparteien. — Skelett, s. Gerippe, Knochen-
gebäude. — Solid, dicht, fest, gediegen, gründlich, tüchtig, rechtlich, zuver-
lässig, sicher, wohlberechnet. — Sopha oder Sofa, 8. türkisches Ruhebett,
Polsterbank. — Sortiren, aussuchen, sondern. — special, speciell, beson-
ders, einzeln, genau. — Species, w. Gattung, Art, Haupt- oder Grund-
rechnungsart, Zuthat, Bestandtheil. — Speculiren, spähen, nachsinnen,
grübeln; auf Gewinn versprechende Handelsunternehmungen denken; daher
Speculation, w. — Spediren, fördern, versenden (Waaren). — Spesen,
Unkosten, Auslagen, Versendungskosten, Besorgungsgebühren. — Spion, m.
Späher, Kundschafter, Ausspäher; daher spioniren. — Spiritus, m. Geist,
geistiges Wesen; geistige Flüssigkeit. — Sporteln, gerichtliche Nebengebüh-
ren, Ncbcneinkünfte. — Standarte, w. Reiterfahne. — Station, w. Stand-
ort, Aufenthalt; die Anfuhrt (von Posten und Schiffen); eine Stelle, ein
Amt. — Stationiren, anstellen, einen Standort anweisen. — Stativ, s.
Gestell. — Statue, w. Standbild, Bildsäule, Ehrcnsäule. — Statuiren,
festsetzen, als fest annehmen, behaupten; Statt finden lassen. — Statur, w.
Leibesgröße, Leibesgestalt. — Statut, 8. Mehrzahl Statuten, Gesetz, Ver-
ordnung. — Stellage, s. (Stcllahsch) Gestell, Gerüst. — Stereometrie, w.
Körpermeßkunst; Lehre von der Körpermessung. — Stipuliren, angeloben,
versprechen, sich zu Etwas verpflichten. — Strophe, w. Wendung, Absatz,
Berssatz. — Student oder Studiosus, m. ein Schüler auf hohen Schulen.
— Stüdiren, der^Wisscnschaften obliegen, sich befleißigen; forschen, fleißig
nachdenken. — Styl, auch Stil, m. eigentlich ein Griffel; Schreibart,
Darstellungsart, Vortrag oder Ausdruck im Schreiben. — Subscribiré»,
unterschreiben, unterzeichnen, sich schriftlich im Voraus zu Etwas verbind-
lich machen. — Substanz, w. das Wesen, Wesentlichste, Wichtigste; der
Kern, die Hauptkraft eines Dinges; Substanzen, Bestandtheile. — Sup-
pliciren, demüthig bitten, eine Bittschrift einreichen. — Suspendiren, auf-
schieben; auf einige Zeit des Amtes entsetzen. — Symbol, 8. Kennzeichen,
Wahrzeichen, Sinnbild. — Symmetrisch, ebenmäßig, übereinstimmend. —
1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
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vollendet. Der Leichnam des heiligen Bonifacius wurde anfangs
nach Utrecht, dann auf Bitten des Erzbischofs Lullus nach Mainz
gebracht. Da es aber der Wille des Verstorbenen war, zu Fulda
begraben zu werden, und der Abt Sturm deßwegen nach Mainz kam,
um an diesen Willen des Verstorbenen zu erinnern, so wurde der
Leichnam unter der Begleitung unermeßlicher Schaaren von Trauern-
den nach Fulda gebracht und mit der größten Feierlichkeit da bei-
gesetzt, wo jetzt der Haupteingang der Domkirche ist. Hepp.
13. Kavl der Große.
Karl hatte ein ehrfurchtgebietendes A e u ß e r e. Er war sieben
Fuß groß und dabei so stark, daß sein kaiserlicher Ornat einen
Mann unserer Tage zu Boden drücken würde. Auf seiner Stirne,
dem Abbilde seiner hohen und erhabenen Gedanken, thronte Maje-
stät. Sein Angesicht war heiter; er hatte große und lebhafte Augen
und einen durchbohrenden Blick, wenn er zornig war. Sein Gang
war fest, seine durchaus männliche Haltung verkündete den Helden,
den mächtigen Weltbeherrscher.
Obschon Karl bei feierlichen Gelegenheiten, besonders beim
Empfang der Fürsten und Gesandten barbarischer Nationen, mit
einer beinahe morgenländischen Pracht sich umgab, so liebte er doch
für sich die Einfachheit. Seine Kleidung war die vaterländische,
wie der gemeine Franke trug er Wams und Hose von Leinen, dar-
über einen Rock mit seidener Borte eingefaßt. Des Winters deckte
ein Wams von Otterfellen Brust und Schultern. Stets war er
mit einem Schwerte umgürtet, dessen Griff und Wehrgehenk von
Gold war und das ein solches Gewicht hatte, daß ein Mann unserer
Tage es nur mit Mühe heben könnte. Bei festlichen Gelegenheiten
ging er mit einem golddurchwirkten Rocke, in Schuhen mit Edel-
steinen besetzt, in einem Mantel, den eine goldene Spange zusammen-
hielt, und mit einem Diadem von Gold und Edelsteinen geschmückt
einher. — Die eitlen Kleider seiner Umgebung waren dem einfachen
Manne zuwider. Eines Tages lud er seine Hofleute zur Jagd ein
und befahl ihnen, im besten Schmucke zu erscheinen. Es war aber
ein kalter Tag und regnete, heftig, daß es den Eitlen trübselig er-
ging. Als man nach Hause kam, sprach Karl scherzhaft: „Bis
zum Schlafengehen darf keiner seinen Pelz ausziehen, damit sie
besser auf dem Leibe trocknen." Beim Schlafengehen brachen die
gedorrten und zusammengeschrumpften Kleider wie dürres Reis.
Am anderen Morgen mußten sie in denselben Kleidern erscheinen.
Karl ließ nun seinen Schafpelz ausreiben und hinbringen; der hatte
seinen alten Glanz wieder. „Ihr Narren," sprach er, „wo gibt's
wohl ein köstlicheres Pelzwerk und das kostet mich kaum einen Gul-
den, eure dagegen viele Pfund Silbers."
Wie Karl einfach war in der Kleidung, so war er auch mäßig
in Speise und Trank. Die Trunkenheit verabscheute er höchlich.
1855 -
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- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
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Umfang eines Gebiets. — Dokument, s. Urkunde, Beleg. — Dogma s.
Lehrsatz, Glaubenslehre. — Dollar, m. (Dollar) Thaler in England und
Nordamerika — 2 fl. 30 Kr. — Dolmetscher m. übersetzender Gesprächs-
Vermittler. — Dom, m. Stiftskirche, Hauptkirche eines Bischofs. — Do-
mänen, Krön- und Staatsgüter. — Domestik, m. Hausdiener, Dienst-
bote. — Douceur, 8. (Dusöhr) Geschenk, Erkenntlichkeit, Süßigkeit. —
Drachme, w. Viertelloth, Quentchen, alte Münze — 5 Groschen. — Dres-
firen, abrichten, einüben. — Ducaten, m. Goldmünze — 5 fl. 30 Kr. —
Duell, 8. Zweikampf. — Duett, 8. Zweigesang. — Duodez, Zwölftel-
form, zwölf Blätter von einem Vogen. — Dubliren, verdoppeln.
E.
Ecce Homo! (Ekze Homo!) Sieh' welch' ein Mensch! Bild des lei-
denden Heilandes. — Echo, 8. Wiedcrhall. — Eden, 8. Paradies, Lust-
gefilde. — Edict, 8. landesherrliche Verordnung. — Effect, m. Wirkung,
Erfolg. — Egal, gleich, eben, gleichgültig, einerlei. — Elasticität, w.
Spannkraft, Federkraft. — Element, 8. Urstoff, Grundstoff. — Emballage, w.
(Angballahsch) Packhülle um Waaren. — Energie, w. Kraft, Thatkraft. —
Engagiren, (anggahschiren), anwerben, in Dienst nehmen. — En Gros,
(ang Groh) im Großen, Ganzen. — Enorm, übermäßig, ungeheuer, un-
erhört. — Entree, w. (Angtreh) Eintritt, Eingang, Zutritt. — Epide-
mie, w. Seuche, herrschende, ansteckende Krankheit. — Epistel, rv. Send-
schreiben. — Epoche, w. Zeitrechnungsanfang, merkwürdiger Zeitpunkt. —
Equipage, w. (Ekipahsch) Reiscgeräthschaft (Wagen, Pferde u. s. w.) —
Equipiren, kleiden, ausrüsten. — Etabliren, sich häuslich niederlassen, ein-
richten. — Etui, 8. (Etwih) Taschengestcck, Futteral für allerlei Kleinig-
keiten. — Eucharistie, w. heiliges Abendmahl. — Evident, augenscheinlich,
sonnenklar, offenbar. — Eract, genau, pünktlich. — Eramen, 8. Prüfung.
— Erceß, m. Ueberschreitung, Ausschweifung, Frevel gegen Gesetz und
Ordnung. — Ercommuniciren, aus der Kirchengemeinschaft ausschließen. —
Ercusiren, entschuldigen. — Exempel, 3. Muster, Beispiel, Vorbild. —
Eremplar, «. Abdruck; ein Stück derselben Art. — Ercquien, Seelenämter
für Verstorbene. — Ererciren, üben. — Existenz, w. das Bestehen, Dasein,
Wirklichsein, Fortdauer. — Expediren, absenden, abfertigen. — Erpliciren,
entwickeln, erklären. — Extra, außerhalb, außerdem, außerordentlich.
$♦
Fabel, w. erdichtete Erzählung, worin Thiere, auch andere leblose
Dinge sprechend und handelnd dargestellt werden, um sittliche Wahrheiten
anschaulich zu machen. — Fabricant, m. Herr und Werkmeister einer
Fabrik. — Fabrik, w. Gewerkhaus, wo Waaren, Roh- und Kunststoffe, im
Großen verfertigt werden. — Facon, w. (Fassong) Art und Weise, Gestalt,
Kunstform, Anstand. — Factisch, thatsächlich. — Factum, 8. Thatsache,
Handlung, Ereigniß. — Falliment, 8. Zahlungseinstellung, Kaffenbruch. —
Falsum) 8. Betrug, Urkundenverfälschung. — Farm, w. Pachtgut, Land-
gut. — Faience, w. (Fajangß) Halbporzellan. — Fecit, (fehzitt) er hat's
gemacht. — Ferien, Ruhetage, Ruhezeit — Fibel, w. ein A B C-Buch.
— Fidel, treu. treuherzig, lustig. — Fidibus, m. Holzspänchen oder Papier-
streifen zum Anzünden. — Figur, w. Gestalt, Bild, Umriß mit Linien,
Wortbild. — Filial, 8. Tochterkirche. — Filtriren, durchseien. — Finan-
zen, Staatseinkünfte, auch Vermögensstand einer Privatperson. — Fingiren,
erdichten, ersinnen. — Firma, w. Name, unter welchem ein Handlungs-
geschäft geführt wird. — Firniß, m. ölige Flüssigkeit zu glänzendem An-
strich. — Flagge, w. Schiffsfahne. — Flanke, Seite, Heeresflügel. —
Flattiren, schmeicheln. — Flor, m. Blüthe, Blüthenzeit, Wohlstand. —
1864 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Kieffer, Franz Xaver
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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is. Und die Sonne geht unter, da steht er am Thor
Und sieht das Kreuz schon erhöhet,
Das die Menge gaffend umstehet;
An dem Seile schon zieht man den Freund empor,
Da zertrennt er gewaltig den dichten Chor:
„Mich, Henker,“ ruft er, „erwürget!
Da bin ich, für den er ge bürget!“
19. Und Erstaunen ergreift das Volk umher ;
ln den Armen liegen sich Beide
Und weinen vor Schmerzen und Freude.
Da sieht man kein Auge thränenleer,
Und zum Könige bringt man die Wundermähr’;
Der fühlt rin menschliches Rühren,
Lässt schnell vor den Thron sie führen.
20. Und blicket sie lange verwundert an.
D raus spricht er: „Es ist euch gelungen ;
Ihr habt das Herz mir bezwungen,
Und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn !
So nehmet auch mich zum Genossen an!
Ich sei, gewährt mir die Bitte,
In eurem Bunde der Dritte!“ Schiller.
29. Von der Freundschaft.
1) Von der Freundschaft spricht nun Einer, sie sei überall, der Andere,
sie sei nirgends, und es steht dahin, wer von Beiden am ärgsten gelogen hat.
— Wenn du Paul den Peter rühmen hörst, so wirst du finden, rühmt Peter
den Paul wieder, und das heißen sie dann Freundschaft. Und ist oft zwischen
ihnen weiter Nichts, als daß Einer den Andern kratzt, und sie sich so wechsel-
weise zu Narren haben; denn, wie du siehst, ist hier, wie in vielen andern
Fällen, ein Jeder von ihnen nur sein eigener Freund und nicht des Andern.
Ich pflege solch'ding H o ll unde r fr eund sch aßten zu nennen! Wenn
du einen jungen Hollunderzweig ansiehst, so sieht er sein stämmig und wohl-
gerundet aus; schneidest du ihn aber ab, so ist er inwendig hohl, und es ist ein
trockenes, schwammiges Wesen darin.
2) So ganz rein geht's hier selten ab, und etwas Menschliches pflegt
sich wohl mit einzumischen: aber das erste Gesetz der Freundschaft soll doch
sein: das; Einer des Andern Freund sei. — Und das zweite ist, daß du's
von Herzen seist und Gutes und Böses mit ihm theilest, wie's vorkommt. Die
Delikatesse, da man den und jenen Gram allein behalten und seines Freundes
schonen will, ist meistens Zärtelei; denn eben darum ist er dein Freund, daß
er mit untertrete und es deinen Schultern leichter mache.
1864 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Kieffer, Franz Xaver
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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ein kleiner Baum; denn sie wird gegen 12 Fuß hoch, wenn sie nicht beschnitten
wird. Man verhindert dies aber durch das Köpfen und zieht sie in der Größe eines
Strauchs, wie den Rosenstock. Die weiße Blüthe hat einige Aehnlichkeit mit
der wilden Rose, ist aber ohne Geruch. Ihr folgt eine runde Frucht von der
Größe einer Schlehe, welche aus zwei bis drei an einander gewachsenen Kapseln
besteht ; jede derselben schließt einen Kern in sich, woraus die Chinesen ein Oel
presicn. Auf das Einsammeln der Blätter kcünmt sehr viel an, sowohl hinsicht-
lich der Zeit, als auch der Methode. Die erste Aernte, zu Ende Februar, wenn
die Blätter noch nicht ganz entfaltet sind, gibt den besten, den sogenannten
Kaiserthee. Die zweite Aernte im April, wo die etwas größern Blätter mit
ganz kleinen vermischt sind, ist geringer an Werth, und die dritte reichste Aernte
im Mai gibt die gewöhnliche Sorte. Zum Einsammeln werden eigene Leute
gedungen; denn es liegt sehr viel an der Wahl der Blätter und an der Ge-
nauigkeit und Reinlichkeit im Pflücken. Diese Leute dürfen daher auch, wenig-
stens bei den beiden ersten Aernten, nur mit Handschuhen die Blätter abbrechen,
und die, welche ausschließlich für den kaiserlichen Hof sammeln, müsieu sich so-
gar einige Wochen zuvor der Fleischspeisen enthalten, weil sonst der Athem
den Blättern nachtheilig sein soll. Gleich nach dem Abpflücken werden die
Blätter auf Eisenblechen geröstet und dabei öfters gewendet, sodann auf Bin-
senmatten ausgebreitet und mit flachen Händen gerollt und endlich in zinnerne
Kapseln eingeschlossen, damit ihnen die Luft Nichts von ihrer Güte nimmt.
Auch beim Einpacken und Versenden kommt Alles darauf an, daß die Luft
nicht zum Thee eindringen und sein feiner Geruch und dessen belebende Kraft
nicht verfliegen kann. Nichts desto weniger raubt die Seeluft und die ihr an-
hangende Feuchtigkeit dem Thee einen großen Theil dieser Vorzüge. Der soge-
nannte Karavanenthee, der über Kiachta aus China ausgeführt und von den
Russen über Land nach Europa gebracht wird, steht deßhalb nicht ohne Grund
in so hohem Preise. Der sogenannte Paraguaythee besteht aus den Blättern
eines dem Apfelbaume an Größe gleichkommenden Baumes in Paraguay und
bildet in Südamerika einen wichtigen Handelsartikel. Er wird auf Maulthieren
in Schläuchen versendet, und Peru erhält davon jährlich an 2'/2 Million
Pfund zum eigenen Verbrauche. Dieser Thee kommt aber nicht nach Europa,
weil er auf der Seereise sehr bald Geruch und Geschniack, mithin seine Wirk-
samkeit verliert.
7. Das Zuckerrohr.
Das Zuckerrohr wächs't in Asien, Afrika und Sicilien wild und wurde
von letzterem Lande nach Westindien gebracht. Nack der Verschiedenheit des
Bodens wird es 8 — 10 Fuß hoch und zwei Zoll dick. Es treibt, wie unser
Teichrohr, einen knotigen Halm mit bandförmigen Blättern und einem schnee-
weißen Blüthenbüschel. Der Halm ist durch und durch mit einem weißen, saf-
tigen und süßen Mark angefüllt, Das durch Schnittlinge fortgepflanzte Rohr
1864 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Kieffer, Franz Xaver
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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Durch den Riß nur der Wolken
Erblickt er die Welt,
Ties unter den Wassern
Das grünende Feld. H ch i l l e r.
5. Fr an kr e i ch *). — P ari s.
Wandern wir aus der Mitte Deutschlands gegen Südwest immer weiter
und weiter, so werden wir endlich vor den blauen Fluthen des mächtigen
Rheins stehen. Ueberschreiten wir diesen Strom, so treten wir in das herr-
liche Fr a n k r e ich ein. 37^ Mill. Menschen bewohnen dieses schöne und frucht-
bare, meist ebene Land, das von hundert Flüssen bewässert tvird. Ja wohl iß
Frankreich ein herrliches, gesegnetes Land; den» im Norden findet sich Alles,
wie in Deutschland: reichlich tragende Getreideäcker, lachende Obst- und Ge-
müsegärten, würzigdufteude Wiesen. Noch freundlicher gestaltet sich aber das
Bild im Süden. Hier wachsen Citronen, Orangen, Mandeln, Kastanien, Fei-
gen, Oliven und noch viele andere Früchte und Kräuter in Hülle und Fülle;
besonders gedeiht aber hier guter, feuriger Wein, mit welchem auch die mitt-
lern Provinzen überreichlich gesegnet sind. Und wo in Frankreich die Traube
spendende Rebe nicht fortkommen will, da macht man Obstwein, wie z. B. in
der Normandie; denn der lebenslustige, fast etwas leichtfertige Franzose hält
es mit dem Sprüchlein: „Der Wein erfreut des Menschen Herz." Deßhalb
wird in Frankreich auch nur wenig Bier gebraut. Doch trinkt der Franzose den
Wein nur höchst selten ganz rein. In der Regel mischt er ihn im Glase zur
Hälfte niit Wasser. — Wo das Land des Anbaues fähig ist, blühen Ackerbau
und Viehzucht. Namentlich herrscht aber in den vielen und mitunter sehr groß-
ßen Fabriken sehr reges Leben und eine seltene, musterhafte Thätigkeit; denn
die Franzosen sind ein fleißiges, erfinderisches und betriebsames Volk. Die
schönen, geschmackvollen Seidenzeuge, die buntfarbigen, prächtigen, seidnen
Tücher und Bänder, die ihr in den Gewölben unsrer Kaufleute erblickt, werden
größtentheils in Frankreich gewebt. Wegen ihrer feurigen Farben, ihrer Festig-
keit und Reinheit, zieht man sie den deutschen und englischen seidnen Fabrikaten
vor. Pariser Umschlagetücher machen die Reise durch die ganze Welt. Die
Franzosen wirken aber auch Gold- und Silberstoffe, Tressen, prächtige und
kunstreiche Tapeten, eine große Menge Wollen - und Baumwollenzeuge u. s. f.
Und wie viele andere Galanterie - und Modewaaren verfertigen und verkaufen
nicht die Franzosen! Die Pariser Modewaaren sind auf den Sandwichinseln
eben so gut zu finden, wie in den Kaufläden Calcutta's und Batavia's.
Der Bergbau will aber in Frankreich weit weniger besagen, als bei
uns in Deutschland. Während die gesammten deutschen Silbergruben jährl.
200,000 Mark Silber liefern, geben die 33 Blei- und Silberbergwerke
*) Mit Savoyen und Nizza 10,000 ^Meilen.
1864 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Kieffer, Franz Xaver
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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leib der Insekten ist Nord- und Südamerika durch einen feinen Faden, die
Landenge von Panama, verbunden. Zu beiden Seiten, nack Osten und
Westen, halten die Gewässer des Meeres es umschlungen, um von der alten
Welt es überall zu scheiden. Nur seine Nordwestspitze strebt in Asiens Nähe,
und eine Unzahl von Inseln im großen Oceane scheint den Weg anzudeuten,
der hier von Amerika nach Neuholland und nach Asien führt.
38. Das Meer.
Es mag ein überraschender Anblick sein, wenn Einer zum ersten Male
das unermeßliche Weltmeer schaut. Wer märe nicht schon überrascht gewesen,
wenn er zum ersten Male an der Hand des Vaters von seinem einsamen
Dorschen mit »ach der nahe gelegenen Stadt wanderte und da gar Vieles
sah, was er zu Hause noch nie gesehen halte! Wie war man erstaunt, wenn
»tan zum ersten Male einen »tüchtigen Teich oder einen großen Fluß erblickte!
Welchen gewaltigen Eindruck macht es aus uns, wenn die mächtigen Wogen
eines angeschwollenen Stromes an uns vorüber rauschen! Ein noch ganz an-
derer Anblick aber erwartet uns cm den Gestaden des unabsehbaren Meeres.
Welche Wassermasse, mit welcher alle Strome der Erde sich nicht vergleichen
lassen, ist da vor uns ausgebreitet! Noch sind wir rings von festem Lande
umgeben, wie daheim in unserer Stadt oder in unserem Dorfe. Aber wir
wandern weiter; wir steigen etwas bergauf, und da auf einmal liegt das Meer,
das langersehnte, vor unsern Augen. Eine graue, grüne oder noch anders
scheinende Wasserfläche reicht weiter, als das Auge z>l sehen vermag. Sie
dehnt sich aus bss an den Horizont, wo der Himmel auf ihr zu ruhen scheint.
Nwgends, wir mögen spähen, wie wir wollen, ist ein jenseitiges Ufer zu
finden. Spiegelglatt oder leichr nur sich kräuselnd ist die Wasserebene ohne
ein jenseitiges Ende ausgespannt. Äein Berg, kein Hügel, keine Erhöhung,
keine Abwechselung unterbricht die wunderbare Fläche. Da auf einmal braust
der Sturm heran. Da kommt Leben in das ruhige Gewässer. Immer höher
heben sich die vorn Sturme gepeitschten Wellen; immer tiefer sinken dazwischen
die Wellenthäler. Haushohe Wasserberge sieht man aufsteigen und wieder
senken, und weit an's Ufer heran schlagen die furchtbaren Wellen. Ein gewal-'
tiges Rauschen und Brausen begleitet die tiefgesurchten Bewegungen des Mee-
res, bis endlich die Wuth des Windes sich gebrochen hat und nach und nach
die alte Ruhe arg der weiten Wasserfläche zurückkehrt.
Jetzt besteigen wir ein Schiss, das uns hinaustragen soll in diese gewal-
tige Wasserwelt. Wir verlassen den festen Boden der Erde, um uns jenem un-
sicheren und beweglichen Elemente anzuvertrauen. Wir möchten sehen, wo
denn das Meer seine Grenzen, sein jenseitiges Ufer hat. Die Segel sind ge-
spannt und die Anker werden gelichtet. Wir steuern dabin zu, wo das Auge
kein Ende der unermeßlichen Wasserfläche finden kann. Immer schneller wird
der Lauf des Schiffes; immer weiter entfernt es uns von dem festen, schützen-
1864 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Kieffer, Franz Xaver
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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Und verfolgt von Hohn und Rache muß zerfleischt er endlich weichen,
Aus der Luft noch überschüttet von emporgesprengten Leichen.
Saragossa! Denk', ein Mädchen hat befreit dich vom Verzagen.
Da es Speis' und Trank zum Bräut'gam, ach! zum todten, mußte tragen!
Ja, erquick durch ihre Treue und gestärkt mit ihrem Muthe
Hat sie dich, als sie den Theuren liegen sah in seinem Blute!
D'rum auf ewig deinen Söhnen, deinen Töchtern — neben M in a*) —
Preis' in Liedern, Saragossa, deine Heldin Augustin a!
Asien wird auf drei Seiten vom Meere bespült: im Norden von dem
nördlichen Eismeere, im Osten von dem großen oder stillen Oceane und im
Süden von dem indischen Oceane. Im Westen grenzt es mit seinem mittleren
und nördlichen Theile an Europa und mit seinem südlichen an Afrika, mit
dem es jedoch nur durch die Landenge von Suez in Verbindung steht. Es ist
der größte unter den fünf Erdtheilen. Mit Einschluß der Inseln, welche allein
82,000 Quadratmeilen enthalten, hat es einen Flächenraum von 882,000
Quadratmeilen. Da der nördliche Theil Asiens an das nördliche Eismeer und
der südliche bis gegen den Aequatvr reicht, so findet man hier die kältesten und
wärmsten, die fruchtbarsten und unfruchtbarsten Länder. Während Nordasien
(Nordsibirien) eine unwirthbare rauhe, traurige Wildniß bildet, welche eben,
wasserarm und unbeschreiblich kalt ist und nur spärlich Gras und Gestrüppe
hervorbringt, und während Mittelasien aus den höchsten Gebirgen (der Him-
malaya ist das höchste Gebirge der ganzen Erde) und ungeheuren Sandwüsten
besteht: bringt Südasien nicht bloß alle Produkte Europa's hervor, von denen
so viele vor Jahrhunderten in unsern Erdtheil verpflanzt wurden, sondern
trägt überhaupt Alles, was des Menschen Herz erfreuen kann. Da prangen
immergrüne, undurchdringliche Waldungen mit riesenhaften Bäumen; es
wachsen hier die Cocos- und Sagopalme, der Brodbaum, der Zimmet-, Mus-
kat-und Gewürznelkenbauin, Pfeffer, Ebenholzbäume, Reiß, Kaffee, Thee,
Baumwolle, die besten Arzneikräuter und Farbestosfe, z. B. der Jrchigo, wel-
cher aus den Blättern der in Indien wachsenden Indigopflanze bereitet wird.
— Außer den gewöhnlichen Produkten, woran das Mineralreich in Asien sehr
reich ist, liefert dieses auch in Indien den Diamant und im Uralgebirge viel
Gold, Platina und Silber, so wie den Magnetsiein. — Wie die Pflanzen-
welt, so zeigt auch die Thierwelt in Asien eine größere Mannigfaltigkeit, als
in Europa. Zu allen den wilden und zahmen Thieren Europa's, von denen
viele aus Asien stammen, kommen noch diejenigen, welche den heißen Erdthei-
*) Mina. ein berühmter, spanischer General.
(W.'Smets.)
24. A s i e u.
1864 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Kieffer, Franz Xaver
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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daran. Endlich brachten seine Leute die 50 Talente Lösegeld. Die Räuber
setzten ihn an's Land. Aber kaum war er frei, so wußte er sich einige stark be-
mannte Schiffe zu verschaffen, holte die Seeräuber ein, eroberte ihr Sckisf,
ließ sich sein Gelv auszahlen und führte die Räuber nach der Küste Klein-
> astens, wo er sie sämmtlich kreuzigen ließ.
Bald nachher kehrte er nach Rom zurück und lebte hier mehrere Jahre
sehr verschwenderisch; besonders verschenkte er große Summen an das Volk
und gab zum Vergnügen desselben köstliche Gastmähler und Spiele, um sich
die Gunst seiner Mitbürger zu erwerben. Bald war er auch der Liebling des
Volks in dem Grade, daß er es wagte, sich um das Amt eines Oberpriesters
zu bewerben, welches sonst nur den ältesten und verdienstvollsten Rathsherrn
ertheilt wurde.
Seine Mutter begleitete ihn am Tage der Wahl bis vor die Thüre,
zweifelnd und weinend. „Mutter," rief er, „du siehst mich als Oberpriester,
oder als Verbannten wieder!" Er ging, und zum Erstaunen und Zittern der
Rathsherren wählte ihn das Volk zum Oberpriester.
Nach einem Jahre sollte er als Statthalter nach Spanien gehen;
aber er hatte 12 Millionen Thaler Schulden, so, daß ihn seine Gläubiger
nicht aus der Stadt gehen lassen wollten. Da wußte er durch seine Gewandt-
heit den reichsten Römer; Crassus, zu gewinnen, daß dieser für ihn gut
sagte. Cäsar reiste ab, und nach kurzer Zeit bezablte er von der Einnahme in
dieser Statthalterschaft seine ungeheuren Schulden. Späterhin kehrte er nach
Rom zurück und vereinigte sich mit Pom pejus und Crassus zur Theilung
der Herrschaft über das römische Reich. Er nahm Gallien (Frankreich);
Pompejus bekam Spanien, und Crassus ging nach Syrien. Dieses
nannte man das Triumvirat oder die Dreimänner Herr schaft.
In Gallien zeigte er eine unglaubliche Thätigkeit; nach und nach unter-
warf er sich alle Völker dieses Landes, und so bildete er sich ein tapferes Heer,
welches ihm treu ergeben war. Mit Pompejus entzweite er sich endlich und
brach mit seinem Heere nach Rom auf, um ihn aus der Stadt zu vertreiben.
Dieser floh mit seinen Anhängern nach Griechenland, wurde aber hier
von Cäsar bei Pharsalus völlig besiegt.
Nachdem Cäsar seine Feinde zu Boden geworfen hatte, kehrte er nach
Nom zurück und hielt einen viertägigen Triumph; er war nun Herr des gan-
zen römischen Reiches. Die unermeßlichen Geldsummen, die er in seinen Krie-
gen erbeutet hatte, wandte er an, das Volk zu belustigen. Jedem Soldaten
seines Heeres schenkte er 1000 Thaler und jedem Bürger Roms 30 Thaler.
Außerdem ließ er Korn und Oel austheilen und Spiele zu Wasser und zu
Lande anstellen. Aber nach und nach war er so stolz geworden, daß die besse-
ren Bürger sein Benehmen nicht mehr ertragen konnten. Die Unzufriedenen
machten eine Verschwörung gegen sein Leben, an deren Spitze Brutus und
Cassius standen. Der 5. März des Jahres 44 v. Chr. ward zur Vollfüh-
rung ihres blutigen Vorhabens festgestellt. Cäsar war gewarnt worden und