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zerstörten frühern Hauptstadt Chartum gegenüber angelegte Omdnr-
man, nnweit des Znsammenflusses des Weißen und Blauen Nils.
Das eigentliche Ägypten breitet sich am Mittel- und Unter-
lause des Nils aus; es reicht östlich bis zum Roten Meere, westlich mit
unbestimmter Grenze bis in die Libysche Wüste. Den Kern des Landes
bildet das Nilthal, das in Oberägypten nur eine Breite von 15 bis
20 km hat, in Unterägypten aber mit der Spaltung des Stromes sich
bedeutend erweitert. Nur das Nilthal (ungefähr 30 000 qkm)
ist anbaufähig; die regelmäßigen jährlichen Überschwemmungen
Bild 72. Pyramiden.
erzeugen eine außerordentliche Fruchtbarkeit. Die wichtigsten Pro-
dnkte sind: Baumwolle, Getreide, Reis und Zucker. Der Handel
hat dnrch die Erbauung von Eisenbahnen wie auch durch Eröffnung
des Sueskanals in neuester Zeit einen lebhaften Aufschwung genommen.
Die Bevölkerung — an 10 Millionen auf 1 Million
qkm — ist in Unterägypten am dichtesten, wo auf 1 qkm un-
gefähr 250 Menschen treffen. Mehr als 3/4 der Bewohner bilden
die Fellachen (— Pflüger), größtenteils Taglöhner. — Herrschende
Religion ist der Islam; doch giebt es über 1/2 Million Christen,
zumeist Kopten, daneben an 60 000 Katholiken.
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— 224
arbeitung von Metallen, Baumwolle, Tabak, Papier, Glas u. s. w.
hervorragend ist.
Auch der Handel ist ganz bedeutend. Der Binnenhandel ist
durch die natürlichen Verhältnisse sehr begünstigt. Die große Wasser-
straße des Mississippi-Missouri verbindet nicht bloß den Norden der
Union, sondern auch den Abhang des Felsengebirges (im Westen)
wie den des Alleghanygebirges (im Osten) mit dem mexicanischen
Busen. Zudem durchziehen Kanäle die Ebenen, weit voneinander
entfernte Gegenden vereinigend. Die kanadischen Seen z. B. sind
durch schiffbare Kanüle sowohl mit dem Mississippi wie auch mit
dem Atlantischen Ocean (dnrch den Hudson) verbunden. — Äußerst
ausgebreitet ist das Eisenbahnnetz, welches schon eine Länge von
300 000 km hat (d. i. sechsmal mehr als das deutsche). Die groß-
artigsten Bahnen sind die 4 pacisischen, so genannt, weil sie von
der Ostseite Amerikas zum Pacisischen, d. i. Stillen Ocean führen.
Noch bedeutender als der Binnenhandel ist der auswärtige
Handel. Die Handelsflotte der Vereinigten Staaten zählte im Jahre
1898 über 22 700 Seeschiffe, davon mehr als 6700 Dampfschiffe,
und wird an Größe nur von der britischen übertroffen. Die wichtigsten
Ausfuhrartikel sind: Baumwolle (im Jahre 1898 im Werte von
uugefähr 970 Mill. Mark), Getreide und Mehl (vornehmlich Weizen
und Mais), Speck, Schmalz, Schinken, Schweinefleisch, Rindvieh und
Rindfleisch, Petroleum (für mehr als 260 Mill. Mark) und Tabak.
In kurzer Zeit sind die Vereinigten Staaten unter sämtlichen
Ländern der Neuen Welt das bevölkertste, reichste und mäch-
tigste geworden. Diese Blüte verdanken sie nicht bloß dem Boden-
reichtum und der glücklichen Lage ihres Gebietes, sondern besonders
den europäischen Einwanderern, welche, oft freilich nur vou der
Not getrieben, unter den schwierigsten Verhältnissen mit bewnnderns-
werter Kraft und Ausdauer die Hilfsquellen des Landes erschlossen
und ausbeuteten. Aber auch heute noch ist Entbehrung und mühe-
volle Arbeit in den weitaus zahlreichsten Fällen das Los der ein-
gewanderten Europäer, um so mehr, als besonders die östlichen Staaten
der Union von einem allzugroßen Einwanderungsstrom überschwemmt
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1078
Süd amerika
— Peru und Bolivia.
Die Roa Maynas (am Amazonas) graben die Leichen, wenn sie verwest sind, wie-
der aus, wickeln sie gereinigt in eine Hülle von Thon, bezeichnet mit Hieroglyphen,
und stellen sie zur Verehrung aus, indem ein zweites Leichenbegängnis gehalten wird.
Die civilisirten Abkömmlinge der alten Peruaner, in den Andes der Haupt-
stock der Bevölkerung, sind sehr unterwürfig und eben deshalb trag, unreinlich, heim-
tückisch, doch den Kirchenceremonien sehr zugethan. Sie treiben Ackerbau und Hand-
werke, aber gleich den Spaniern mit geringem Fleiß. Ihre Sprache (Quichua) ist sehr
beliebt, sie wird sogar von den Creolen in Lima und Quito gern gesprochen und soll
wegen ihrer Lieblichkeit in Idyllen und Elegien gar reizend klingen. Die Weißen bil-
den nur ungefähr 1/i der Bevölkerung. Wenig Neger; neuerdings auch Chinesen und
eingeführte Südsee-Jnsulaner. Es fehlt dem Laude noch an Handelsstraßen. Der
>große festgebaute Bergweg der Jnkas, der 250 Meilen weit bis Quito führte und alle
Provinzen ihres Reiches auf dem Gebirge in Verbindung brachte, ist sehr verfallen.
Wahrscheinlich wenn erst der Ackerban sich an den Strömen ausbreitet und die Schiffahrt
auf dem Amazonas, der bereits mit Dampfschiffen bis Tabatinca (an der Grenze
Brasiliens) befahren wird, auch in Peru bis an den Fuß der Anden sich ausdehnt *),
wird dieser die große Verbindnngsstraße mit der Ostseite Amerikas werden, sowie man
bereits durch den Pilcomayo mit dem Paraguay und La Plata in Verbindung steht.
In den letzten Jahren sind indes große Eisenbahnlinien, welche, die Andcs übersteigend,
bis tief in das Innere des Landes eindringen und dessen Schätze den Häfen der peru-
anischen Küste zuführen, erbaut worden. Auch in Bolivia hat man mit der Verwirk-
lichnng des Projektes, mittels einer Eisenbahn die Stromschnellen des Madeira und
Mamoi'^ zu nmgehen und so ungehinderten Verkehr zwischen Bolivia und dem atlan«
tischen Ocean herzustellen, begonnen. Die Ausführung dieser Bahn würde bald Han-
delsstationen an den Strömen entstehen lasseu, von denen aus man leichter in die ge-
waltigen Urwälder eindringen könnte, deren viele noch kein Fuß eines Europäers be-
treten hat. Was der Marannon hinunterführen .könnte, wären: Zeuge von Quito,
China von Loxa, Zucker von Cuzco, Leinwand von Moxo, Oele von Lima, Baumwolle
und feine lange Seide von Moyobamba, Kakao und andre Früchte aus den Ebenen.
Natürlich würde dann beim Steigen aller Gewerbe das Silber von Pasco und Potosi,
das Gold von Cataguayta und anderes Metall, woran kein Mangel, auf bergmän-
nischere Weise gefördert werden und größere Wirkung auf den Nationalwohlstand äußern.
Anch die seine Wolle der Vicunnas wäre besser zu benutzen; man macht aber zu viel
Jagd auf diese Thiere, die schon genug von ihrem natürlichen Feinde, dem hoch über
den Paramos, felbft über den Schneegipfeln fliegenden Condor zu leiden haben, und
rottet sie beinahe aus.
Die beiden Freistaaten Peru und Bolivia begrenzen einander am Hochlandssee
Titicaca und durch Linien, welche von dort fast in gerader Richtung nach Nord und
nach Süd gezogen werden, doch so, daß Bolivia mit derjatacamawüste (an beiden Sei«
ten der Steinbockswende) ans Meer reicht.
a) Peru (23700 Q.-M.. 3,2000000 E. **), den nördlichen Theil und fast die
ganze Küste begreifend, nur durch die Alacama von Chile getrennt. Der wilden Indianer
*) Bis wohin die Schiffbarkeit bereits erwiesen,
**) Nach andern Angaben und Berechnungen bloß 2^/z Mill.
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Extrahierte Ortsnamen: amerika Peru Bolivia Lima Quito Quito Brasiliens Peru Amerikas Paraguay La_Plata Bolivia Bolivia Quito Cuzco Lima Peru Hochlandssee
Titicaca Nord Peru Chile
123
verteidigen, sondern er sucht ihm durch Entwässerung den Raub
früherer Zeiten wieder zu entreißen und dadurch fruchtbares Erd-
reich zu gewinnen. — Die Nordküste der Niederlande wird von
den friesischen Inseln begleitet, den Resten des vom Meere im Laufe
der Jahrhunderte hinweggerissenen Landes.
Iii. Die Niederlande sind so reich bewässert wie kein anderes
europäisches Land. Außer den drei großen Flüssen Rhein, Maas
und Schelde durchschneidet noch ein weitverzweigtes Kanalnetz das
ganze Land.
Iv. Das Klima der Niederlande ist feucht und nebelig. Der
Boden ist sehr fruchtbar und wird vortrefflich angebaut, haupt-
sächlich mit Handelsgewächsen, wie Tabak, Hanf, Flachs,
Hopfen, Färbepflanzen, Blumen und Gemüse. Getreidebau wird
weniger betrieben. — Vortrefflich ist die holländische Viehzucht
und Milchwirtschaft (Holländer Käse!). Von großer Bedeutung
ist die Fischerei (Heringe). — Arm ist das Land an Waldung
und an Mineralien. Es werden nur Torf und Thon gegraben.
Das fehlende Holz wird aus waldreichen deutschen Ländern, wie
auch aus Rußland und Skandinavien eingeführt.
Unter den holländischen Industriezweigen ragt der Schiffs-
bau hervor. — Der niederländische Handel, welcher an Ausdeh-
nung einst sogar den englischen übertraf, ist noch immer sehr be-
deutend und erstreckt sich über alle Teile der Erde, besonders aber
nach den reichen holländischen Kolonieen.
V. a. Die Niederlande haben auf einem Flächeninhalte von
33000 qkm Millionen Einwohner, so daß auf 1 qkm
131 Menschen treffen. Demnach sind unter den europäischen Staaten
nur Sachsen und Belgien noch dichter bevölkert.
d. Die Holländer sind rein germanischen Stammes.
o. Vs der Bewohner sind protestantisch, an 2/5 — vorzugsweise
in den südlichen Provinzen — katholisch.
ä. Die Holländer stehen — wie alle Völker germanischen
Stammes — auf hoher Bildungsstufe. Für Volksschulen ist treff-
lich gesorgt. Außerdem bestehen viele Mittelschulen und vier Uni-
versitäten.
6
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— 243 —
verarbeitet wird. Die größte Stadt ist der lebhafte Handelsplatz
Kingston mit 40000 Einwohnern.
4. Portorico (Puerto Rico, d. h. reicher Hafen) hat unter
den Großen Antillen das gesundeste Klima und betreibt außer
Zucker- und Tabakbau noch erhebliche Viehzucht. Hauptort San
Juan (de Puerto Rico) mit 24 000 Einwohnern.
6. Die Kleinen Antillen. Sie umschließen das Karibische Meer
in einem Bogen von Haiti bis zur Insel Trinidad (unfern der Ori-
nokomündung). Für den Verkehr ist die wichtigste unter ihnen das
dänischest. Thomas, welches durch seine Lage wie durch seinen
vorzüglichen Hafen eine bedeutende Dampfschiffahrtsstation zwischen
Europa und Centralamerika geworden ist. — Die Mehrzahl der
Kleinen Antillen ist britisch.
Südamerika.
Die neun vereinigten Republiken von Columbia
(830000 qkm und 3v2 Millionen fast durchweg katholische Bewohner
— vorwiegend Weiße und Mischlinge) haben eine sehr glückliche
Handelslage, indem sie von zwei Weltmeeren, dem Atlantischen
und dem Großen Ocean, begrenzt sind. An Bedeutung werden diese
Republiken außerordentlich gewinnen, wenn die Vollendung des P a-
namakanals gelingt. (Der Kanal soll von Kolon (Aspinwall)
am Atlantischen Ocean in einer Länge von 75 km nach Panama
am Großen Ocean führen und selbst für die größten Seeschiffe
befahrbar sein. Die Kosten sind einstweilen auf etwa 1000 Mil-
lionen Mark berechnet. Bis 1888 soll der Kanal vollendet sein,
was indes noch sehr zu bezweifeln ist, da sich dem Bau besonders
durch das mörderische Fieberklima fast uuüberwindliche Schwierig-
keiten in den Weg stellen. Die Bedeutung des Kanals für den
Welthandel würde außerordentlich groß sein, besonders für den Ver-
kehr zwischen Europa, Ostasien und Australien. — Seit 1855 führt
eine Eisenbahn über die Landenge von Panama.)
Die Republiken haben reiche Bodenerzeugnisse, vor allem
in Kaffee, Tabak, Chinarinde, Kautschuk, Nutz- und Farbhölzern,
ferner Bernstein, Gold, Silber und Kupfer.
ii *
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Extrahierte Personennamen: Portorico_(Puerto_Rico Thomas Südamerika Bernstein
Extrahierte Ortsnamen: Kingston Haiti Trinidad Europa Centralamerika Columbia Atlantischen_Ocean Panama Europa Ostasien Australien
255
rungspflanzen. Die europäischen Ansiedler haben aber Getreide-,
Obst- und Weinbau mit dem günstigsten Erfolge eingeführt. Seit
neuerer Zeit werden noch Zuckerrohr und Baumwollstaude gepflanzt.
— Auch die Tierwelt ist einförmig und arm an Arten. Die
wenigen einheimischen Säugetiere gehören zumeist den Beuteltieren
an, von denen das Känguruh am bekanntesten ist. Mannig-
faltiger ist die Vogelwelt (verschiedene Papageien, der schwarze
Schwan, der Emu, „australischer Strauß" genannt, u. s. w.).
Im ganzen zeigen die einheimische Tier- und Pflanzenwelt Australiens
einen eigenartigen, von dem der andern Kontinente abweichenden
Charakter. — Nunmehr sind sämtliche europäischen Haustiere (wie
auch viele Singvögel) eingebürgert und haben sich außerordentlich
schnell vermehrt, so daß jetzt schon Viehzucht die Haupt-
beschäftigung der Eingewanderten bildet. Von größter Bedeutung
ist die Schafzucht. 1885 wurde um mehr als 400 Millionen
Mark Wolle nach Europa ausgeführt. Außerdem ist besonders
die Rindviehzucht von Wichtigkeit. Das Fleisch wird gesalzen
und konserviert in den Handel gebracht, in neuester Zeit auch
mit günstigem Erfolge in gefrorenem Zustande. — Die Land-
wirtschaft ist auf ein verhältnismäßig kleines Gebiet beschränkt.
Unter den Erzeugnissen bildet Weizen einen wichtigen Ausfuhr-
artikel. — Von großer Bedeutung ist der Bergbau. Australien
hat sehr ergiebige Goldlager, welche 1851 entdeckt wurden und seit-
her mit abwechselndem Erfolge ausgebeutet werden. (Im Jahre 1885
über 400 Millionen Mark Ertrag.) Von anderen Mineralien sind
zu nennen: Silber, Kupfer, Eisen, Zinn, Blei und Steinkohlen. —
Die Industrie hebt sich zwar allmählich, doch muß zur Zeit noch
der größte Teil des Bedarfes aus Europa eingeführt werden. —
Der Handel hat in den letzten Jahrzehnten einen ganz erstaun-
lichen Aufschwung genommen. Die jährliche Ausfuhr hatte in den
letzten Jahren einen Durchschnittswert von 1000 Millionen Mark,
die Einfuhr von 1300 Millionen Mark. — Der Binnenverkehr
hingegen ist durch die Bodeuverhältnisse wie auch durch den Mangel
schiffbarer Flüsse sehr erschwert. Als großartiges Unternehmen darf
die Errichtung eines Telegraphen gelten, welcher von Adelaide quer
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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196
den Küstenländern von links der Scheldemnndung bis in den nörd-
lichsten Theil des rheinischen Stromgebietes. Wir wissen, daß zur
Römcrzeit der 57 Qm. große Meerbusen, Znydcrsee, fast lauter
Land war, der Dollart, nahe der nördlichsten Grenze des rhei-
nischen Stromlandes, ist erst 1277 und 1287 entstanden, und der
Biesbosch erst 1421. Die Provinzen Friesland und Gro-
ningen (im nördlichsten Theil) und das eigentliche Holland
(wcstl. von dem Zuydersce) liegen sogar an manchen Stellen tiefer
als der Meerspiegcl und haben nur schwachen natürlichen Schutz
durch ihre Dünen. Wie hier die Kunst zu Hülfe kommen mußte,
so war man auch bemüht, das Land durch Kanäle zu entwässern,
und so die sumpfigen Tiefen in höchst ergiebige Polder umzuwan-
deln. Zur Viehzucht find diese Länder besonders geeignet. Zahl-
reiches schönes Rindvieh wird gehalten, das schwerste und fleischigste
in Nordholland. In der besten Fahrzeit liefert eine Kuh täglich
fast 24 Maaß Milch und bringt jährlich 96 Pfund Butter und 200
Pfund Käse ein. Beste Butter bei Leyden und Delft. Der Eda-
mer Käse wird aus süßer Milch gemacht. Blos die Provinz
Nord Holland macht jährlich an 18 Millionen Pfund Käse. Fel-
der und Gärten sieht man in derselben Provinz, wo nur irgend
möglich. Die Haarlemer treiben Blumenzucht im Großen. Man
rechnet zwischen Alkmaar und Leyden über 20 Morgen Landes
voll Hyacinthen. Aus dem Dorfe Alsmeer gehen im Anfang
Sommers täglich 2 Fahrzeuge voll Garten-Erdbeeren nach
Amsterdam, es verkauft dort für 30 — 40000 fl. —
Niederländische Kanäle.
Die vielen Kanäle, über deren Menge man bei Betrachtung
der Charte staunen muß, find nicht alle blos zur Entwässerung
des Landes gezogen. Einige sind zugleich so breit und tief ge-
macht, daß sie zur Schifffahrt dienen, und den innern Verkehr
ungemein fördern. Neben den Kanälen find meist gepflasterte Trep-
pelwege oder Leinpfade für die Menschen oder Pferde, welche an
Seilen die Schiffe fortziehen. Nicht selten laufen auch noch fahr-
bare Kunstwege neben den Kanälen hin.
Hauptkanäle: 1) Kanal von Rotterdam nach Amsterdam,
über Leyden und Haarlem, 113/4 Meilen lang. — 2) Großer
nordholländischer Kanal 25' tief, für die größten Seeschiffe, von
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477
wirkten wohlthätig aus die Industrie ein. In Frankreich kannte man
keine prächtigeren Gewänder als die zu Regensbnrg gewirkten, und wir
hören von Gerbern und Schustern, die sich bis zum Stande der Freiheit
emporringen. Schon in der Mitte des 10. Jahrhunderts finden wir hier
eine Lederbank, um welche sich der Lederverkauf bewegt. Auch Fremden-
verkehr wird bemerkbar. Neben den Juden, die in ihrem eigenen Quartier
zusammeuwohnen, zeigen sich Griechen, sicher fehlten auch Italiener nicht.
Die Rheinschiffahrt war schon vom Bodensee an nicht unbedeutend. Von
Mailand und Como her brachten die Italiener ihre Erzeugnisse auf
Saumrossen nach Chur, von da nach Konstanz und Rorschach. Geräumige
Schiffe, mit Kajüten und allem Nützlichen und Behaglichen reichlich versehen,
fuhren den Rhein hinab nach der norddeutschen Handelsmetropole Köln.
Von hier aus ging der Flußhandel allmählich in den Seehandel über und
nahm daher einen noch größer» Aufschwung. Schon gegen Ende des
Io. Jahrhunderts brachten die Kölner auf eigenen Schiffen ihre Waren
nach England. Aus dem Rhein fuhren sie in die Waal, dann an Thiel
vorbei über die Merwe in die offene See nach London. Nach England
brachten sie Wein, Tuch, Getreide, Spezereien und Schmucksachen. Zurück
brachten sie Wolle, Teer, Fettwaren, Schweine, Elendshäute, Seehund-,
Zobel-, Marder- und Otterfelle und Quecksilber. Auch nach anderen
Richtungen hin durchschnitten Kölner Fahrzeuge die See. Sandten doch
selbst Klöster Schiffe mit Wein und Getreide nach Seeland und Norwegen.
Ein außerordentlich lebhafter Verkehr fand zwischen Köln und den Nieder-
landen statt; die Städte Namur, Lüttich, Antwerpen, Hardewyk, Thiel,
Deventer, Utrecht und Dortrecht vermittelten den Handel zwischen Nieder-
rhein, Maas und Schelde. Was ließe sich nicht noch erzählen von dem
Handel und der Schiffahrt, von dem Handwerk und der Kunst jener
frühen Zeit! Nur bei dem Wichtigsten dürfen wir verweilen.
Der deutsche Handel war damals noch immer größtenteils Tausch-
handel. Wie einträglich aber auch dieser war, lehrt uns folgende Nach-
richt. Im 11. Jahrhundert verkauften die Bremer Bier an die Friesen.
Sie erhielten für eine Tonne einen fetten Ochsen. Daheim kauften sie,
die Bremer, für die Haut allein abermals eine Tonne Bier, das Fleisch
hatten sie also umsonst. Von solch ansehnlichem Gewinne mußte sich iudes
der Kaufmann manchen unwillkommenen Abzug gefallen lassen. Denn
jede Stadt, durch welche hindurch oder an welcher vorbei die Waren
passierten, war zugleich eine Zollstätte, und die Abgabe, welche daselbst
meist in Naturalibus entrichtet werden mußte, war nicht gering. Die
Kaufleute, die von der Maas herkamen, mußten an der Zollstätte zu
Koblenz von jedem Schiffe einen ehernen Kessel, zwei Becken und zwei
Maß Wein geben, die von Lüttich außerdem noch zwei Ziegenhäute. Die
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide]]
Extrahierte Personennamen: Thiel Thiel
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Mailand Chur Konstanz Rorschach Rhein England Rhein London England Seeland Norwegen Nieder- Namur Antwerpen Hardewyk Deventer Utrecht Nieder-