261 —
und nun erst darf die Sennerin an ihr Mittagsmahl denken, das
aus Brot, Milch, „Topfen", Butter oder dem beliebten „Schmarren"
besteht, selten einmal auch aus Fleisch, das man ihr „von unten"
heraufbringt; denn in Zwischenräumen erscheint ein Hausgenosse,
um die von der Sennerin bereitete Butter abzuholen. Abends findet
sich die Schar der Rinder zur Nachtruhe ein. Zum drittenmal
wird gemolken; Grünfutter bildet die Abendkost. Bald herrscht tiefe
Ruhe in der Hütte und auf der Alm; nur die Bergamfel flötet
im Busche.
Wohl ist es schön auf der Alm, „wenn's klare Tag hat und
's Vieh g'sund ist"; aber ängstlich wird es der einsamen Bewohnerin
der Hütte, weun die Sommerschwüle donnernde Gewitter erzeugt
und zuckende Blitze die Herde bedrohen. Und wenn erst die Nebel
hereingezogen kommen! Schwer und fröstelnd lagern sie tagelang
über der Alm und wollen gar nicht weichen, bis sie sich endlich in
kalten Regen auflösen, während dann auf den Berggipfeln Schnee
fällt und der Sturm Flocken und Wolken vor sich her treibt.
Dann läßt das Vieh den Kopf hängen, und die Sennerin ist
„völlig zag". Sie möchte lieber unten im Thale sein. Nur Ge-
duld! Der Michaelistag rückt immer näher heran, und mit ihm
geht die Almzeit zu Ende. Man denkt ans „Absödeln" und an
den Heimtrieb; geht es dann endlich thalein, so trägt jede Kuh
Blumenkränze auf den Hörnern. Allgemach breitet sich der Winter
ins Thal, und die Sennerin sitzt an den langen Abenden am Spinn-
rocken, oft in Gesellschaft befreundeter Almerinnen aus der Nachbar-
schast. Sie singen Almlieder und erzählen einander, was sie in der
Sommerzeit erlebten. (Nach Daniel.)
Die ungarischen Wußten.
In Deutschlaud hat man von den ungarischen Pußten oft eine
Vorstellung, die ganz unrichtig ist. Man denkt sich unabsehbare
grüne Flächen, bedeckt mit prächtigen Viehherden, die im üppigen
Grase halb verschwinden. Und doch giebt es in der ganzen West-
Hälfte Europas keine Gegend, die den größten Teil des Jahres mehr
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
106
ihrem Abwelken, sondern sie verbirgt die unreifen Körner in einer weißen,
zarten Kapsel unter dem Boden, wo sie den ganzen Winter über ruhen.
Im Frühjahre kommen ihre dunkelgrünen Blätter noch vor dem Grase
aus dem Boden, und wenn man sie stehen läßt, so entfalten sie sich und
die Samenkapsel wird ziemlich groß, enthält viele Körner, welche, wenn
sie reif werden, braungelb aussehen. Diese Pflanze ist erstens ein Wiesen-
unkraut, denn sie versperrt dem Grase oder andern Futterpflanzen den Platz
und nimmt ihnen die Nahrung weg. Sie ist ferner für das Vieh nicht
gesund, und so lange sie grün ist, wird sie von dem Vieh nicht angerührt;
mit dem Heu getrocknet verliert sic ihre Schärfe und wird von dem Vieh,
wiewohl nicht gerne, doch ohne Schaden gefressen. Die Herbstzeitlose ist
aber zweitens eine Giftpflanze. Ich weiß ein Beispiel, daß zwei Kälber,
welche sie grün im Frühjahre abweideten, daran zu Grunde gingen. Ja
es ist schon mehrmals der Fall gewesen, daß Kinder zuerst mit der Samen-
kapsel spielten, dann die Körner verschluckten und daran sterben mußten.
Dieses Kraut ist schwer zu vertilgen; denn es hat ziemlich tief im Boden
seine Zwiebel, aus welcher die Blätter herauskommen, und diese Zwiebel
ist schwer aus dem Boden zu bringen, wenn man nicht eigens dazu gerich-
tetes Stcchwcrkzeug hat. Wenn man aber die Blätter im Frühjahre, wenn
sie schon ziemlich aus dem Boden find, wegschneidet und zwar möglich
weit unten, und dies im nächsten Frühjahre wiederholt, so bleibt die
Pflanze aus, weil die Zwiebel im Boden verfault. Wäre dies nicht ein
nützliches Geschäft für die Knaben? So viel Herbzeitlosen blieben immer
noch übrig, als der Apotheker zu der Bereitung einer Arznei gebraucht,
welche besonders in Gichtanfällen angewandt wird.
8. Dev Weinstock.
Was die Rose unter den Blumen ist, das ist die Weintraube
unter den Früchten. Lieblich ist schon der Geruch der zarten Blüthe
des Weinstockes; aber noch herrlicher ist der Geschmack der gereiften
Beere. Der Weinstock gehört unter die klimmenden und mit Ranken
zum Festhalten versehenen Sträucher, und ist ohne Zweifel, wie wir
aus der Bibel wissen, im milderen Asten ursprünglich einheimisch.
Nach Deutschland kam er wahrscheinlich durch die Römer. Man
lernte schon sehr frühzeitig die Kunst, aus dem Safte seiner Beeren
durch Gährung ein erquickendes und stärkendes, aber zugleich auch
berauschendes Getränke zu bereiten. Die Weinbeere besteht nämlich
aus zarten Schläuchen, deren einige einen wässerigen Sauerstoss
(Säure), andere Zuckerstoff enthalten ; nebstdem ist auch Schleim
damit vermischt. Die Gährung der vorher zerquetschten Beeren,
wodurch die Schläuche zersprengt werden, besteht in der Wirkung
des Sauerstoffs auf den Zuckerstoff, wodurch Luftsäure (Kohlen-
säure) entbunden und Weingeist erzeugt wird. Dadurch geschieht
die Verwandlung des Mostes in Wein. Hat in schlechten Zähren
der zuckerhaltige Theil der Traube stch nicht gehörig ausbilden
können, so gibt es einen schlechten Wein, der aber um Vieles besser
wird, wenn man dem gährenden Most Zucker zusetzt.
Durch die Kultur, die Verschiedenheit des Bodens und des
Klima's sind nach und nach eine große Menge von Abarten und
Spielarten der Weintrauben entstanden, so daß man bereits gegen
107
1400 Sorten zählt, und eben deswegen gibt es auch eine so große
Menge von Weinarten, die sich durch Güte und Geschmack, wie
auch durch Farbe und andere Eigenschaften sehr von einander unter-
scheiden. Unter den deutschen Weinen wird der Rheinwein für den
besten gehalten. Die besten Traubensorten zum Essen sind: der
Muskateller, wovon es eine weiße und eine rothe Spielart gibt,
der Gutedel, ebenfalls weiß oder roth, und die Zibentraube, mit
ovalen gelblichen Beeren, wovon in den wärmeren Ländern die
großen Rosinen oder Zibeben kommen. Die besten Weine geben:
der Riesling, welcher weiße (grüne) Beeren hat, und besonders
häufig am Rhein gebaut wird, wovon die Rheinweine so vorzüglich
sind; der Klüvn-er, welcher kleine, dunkelblaue oder graue Beeren
hat; der Sylvaner (Salviner) oder Oestreicher mit einer weißen
oder einer blauen Spielart; der Traminer, roth; der Strohwein
oder Sekt entsteht aus den Trauben, die man im Herbste noch auf
dem Stroh trocknet, wodurch sie einen großen Theil des Wässerigen
verlieren und also an Süße zunehmen.
Wohl ist der Wein ein herrliches, den Müden und Kranken
erquickendes, den Niedergeschlagenen erfreuendes Getränke, das
der, der es haben kann, täglich genießen mag, aber immer so, daß
wirklich nur das Herz erfreut wird und nicht der Bauch dabei in
seine tolle Luftigkeit geräth, wobei er mit dem Verstände und dem
Herzen durchgeht, und beide zu Sachen hinreißt, die nicht gut und
nicht recht sind.
9. Der Haifeebaimi.
Seine Bhitler sehen fast wie Pommeranzenblät-
ter aus; nur sind sie viel länger; die Blüthen sind
weiss; die Frucht ist eine kleine Hirsche, welche
anfangs grün, später roth, zuletzt bei völliger Heise
schwarz ist. Sie enthält unter dem dünnen, widrig-
süsslichen, ungeniessbaren Fleische zwei harte Sa-
menkerne, die bekannten Kaffeebohnen, welche mit
den flachen Seiten an einander liegen. Der Kaffeebaum
blüht jährlich zweimal und man findet fast immer
Blüthen, unreife und reife Früchte an demselben.
Ursprünglich wächst dieser Baum in Arabien,
wo er in vielen Gegenden eben so häufig angepflanzt
ist, als bei uns der Zwetschenbaum. Und gewiss
ist die dortige die edelste und beste Kaffeesorte in
der ganzen luteit. Ufenn man aber meint, dass
nun auch in jenen Gegenden immer und überall der
beste Kuffee getrunken werde, so irrt man sich sehr.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
249
Versenden in's Ausland; vollkommen süß und schmackhaft werden sie aber
erst im Monate Mai. Mitten unter den reifen Früchten erscheinen schon wie-
der die neuen Blüthen und verbreiten weit umher ihren Balsamduft. — Der
Feigenbaum wächst in Portugal oft wild aus nackten Felsen und aus Mauern
ohne alle Erde hervor. Er wird im guten Lande so groß, wie unsere Birn-
bäume. Die Bauern bringen die Feigen zum Verkaufe in die Städte, wo die
Handelsleute ungeheure Haufen davon zur Versendung aufschütten. Sie lassen
sie getrocknet in kleine Körbe drücken, wovon jeder 28. Pfund hält, und so
kommen sie in den Handel. — In den mittlern Provinzen Portugals ist der
Oelbaum so häufig, daß man zuweilen ganze Tagreisen macht, ohne einen an-
dern Baum anzutreffen. Seine Früchte sind zwar kleiner, als die spanischen
Oliven; aber sie geben ein besieres Oel. Auch der Oelbaum wächst an vielen
Orten wild, wie der Feigenbaum. Man pfropft ihn, wie unsere Obstbäume;
er trägt aber sehr spät, oft erst im fünfzehnten Jahre. Werden daher in einem
Kriege die Oelbäume niedergehauen, oder erfrieren sie, was jedoch selten der
Fall ist, so entsteht ein ungeheurer Schaden. Im Dezember und Januar wer-
den die Oliven reif, und dann schlägt man sie mit Stangen ab. Man preßt
sie sogleich aus oder läßt sie auch eine Zeit lang liegen und gähren, damit
man desto mehr Oel bekomme. Dieses Oel dient den Portugiesen statt But-
ter und Schmalz zur Zubereitung ihrer Speisen, und man versichert, daß,
wenn zuweilen die Hausfrauen ihre Schlüssel verlegen, wie das denn auch in
Portugal der Fall ist, sie in der Geschwindigkeit Oel aus der Lampe in die
Pfanne gießen und ihre Speise damit schmälzen.
Noch ein Hauptprodukt Portugals ist der Wein, der in diesem warmen
Lande außerordentlich gut wird. Er ist meistens roth; zwar gibt es auch wei-
ßen ; aber der rothe schnieckt besser. Die weinreichsten Gegenden sind hier am
obern Duero. In ganz Portugal wird der Wein nicht gekeltert; sondern die
Trauben werden mit den Füßen zerstampft. Auch wird der Most nicht in den
Keller gelegt, sondern mit dem stärksten Branntweine vermischt und über der
Erde in den Magazinen gelassen, wo er vergährt. Dies ist die Ursache, daß
die portugiesischen Weine alle schwer und stark, nicht leicht und fein sind, wie
die französischen. Sie werden meistens von der Stadt Porto oder Oporto aus
versendet; man nennt sie daher: „Portweine."
Reich ist also Portugal an guten Weinen und edlen Früchten; desto är-
mer aber ist es an Getreide. Nur in der nördlichen Hälfte baut man hinläng-
lichen Vorrath ; in der südlichen muß jährlich sehr viel vom Auslande gekauft
werden. Die Portugiesen sollen hieran größtentheils selbst Schuld sein; denn
sie sind ein träges, unthätiges Volk, das sich nur höchstens zu solchen Arbeiten
bequemt, die wenig Anstrengung erfordern. Sogar ihre meisten Schuhmacher,
Schneider und andere dergleichen nothwendige Arbeiter sind Ausländer, die
sich theuer bezahlen lasten. Zum Wassertragen, Lasttragen, Packen u. s. w.
miethet man Galizier, die jährlich in großer Menge in die portugiesischen
Städte kommen und sich viel Geld verdienen, indeß die ärmeren Portugiesen,
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien]]
Extrahierte Personennamen: Schneider
Extrahierte Ortsnamen: Portugal Portugals Portugal Portugals Portugal
118
5. Die Olive.
Die Olivenbäume sind den Bewohnern des südlichen Europa's, nament-
lich den Italienern und Griechen, eben so viel werth, als uns die Obstbäume.
Da ist keine Hütte, zu der sich nicht die Olive gleichsam als Hausgenosse ge-
sellt hätte; da ist kein Berg, in dessen Mittelgrunde nicht Olivenbäume grün-
ten, während am Fuße die breitblätterige Feige steht. So lang nur noch etwas
Leben in ihren Adern kreis't, bietet sie sich mit Allein, was sie hat, zur Be-
nutzung dar. Mit geringer Pflege zufrieden, segnet sie schon mit ihrer kirsch-
artigen Frucht, noch wenn dieselbe unreif ist, indem sie eingemacht auf die
Tafel gebracht wird. Hat sie die gehörige Reife erlangt, so wird aus ihrem
Fleische das bekannte Oliven- oder Baumöl gepreßt, das fast in allen südlichen
Ländern Europa's stak> der Butter zur Bereitung vieler Speisen gebraucht,
namentlich aber als Salatöl benutzt wird. Doch nicht nur in ihren Früchten
spendet die Olive den mannichfaltigsten Segen; ihr Holz ist auch eine Zierde
der Stuben. Die Möbeln, welche daraus verfertigt sind, sehen wie marmorirt
aus, ja, oft wie mit Landschaften bemalt. Nicht minder ist der Baum ein
Schmuck der Gebirge und ein Licbliirg der Maler. Zwar sagt man, daß er
unserm Weidenbaume ähnlich sehe, der bekanntlich kein schöner Baum ist; aber
sicherlich übertrifft er ihn in dem Wuchs seiner feinen und zierlich verschlunge-
nen Zweige, in dem silberfarbenen, leichten Blatte seiner Krone, in den lieb-
lichen Gruppen, die er an den Bergabhängen Italiens bildet, deren Rücken
sich meistens nackt mit scharfen, bestimmten Linien in die reine, tiefblaue Lust
des Südens erhebt und aus der Ferne blau erscheint. Er soll aus Palästina
nach Europa gekommen sein. Seiner wird zuerst im alten Testamente bei der
Sündsluth gedacht. Die Taube, welche Noah zunr zweiten Male ausstiegcn
ließ, trug, als sie zurückkam, ein frisches Oelblatt in ihrem Schnabel, und
Noah erkannte daran, daß das Gewäffer gefallen sei. Dieses grüne Friedens-
blatt, im Schnabel der treuen Taube gehalten, ward bei den älteren Christen
ein sinniges und liebes Denkmal. Auf ihren Friedhöfen sah man nämlich häu-
fig die Taube mit dem Oelblatte in Stein ausgehauen. Salomon ließ aus
dem Holze der Olive zwei Cherubin!, zehn Ellen hoch, anfertigen und diese in
seinen herrlichen Tempel bringen. In der Stistshütte brannte das allerreinste,
lautere Olivenöl in einer Lampe, und aus Olivenöl wurde das heilige Salböl
zubereitet, mit welchem Samuel sein Horn füllte, als er den David mitten unter
seinen Brüdern zum Könige salbte. Auch der Frankenkönig Chlodwig, der bis
zur Schlacht bei Zülpich ein Heide gewesen, wurde am Weihnachtsfeste des
Jahres 496 von einen! Bischöfe mit solchem Oele gesalbt.
Auch den Griechen war der Oelbaum von großer Bedeutung. Die Göttin
Pallas Athene, so erzählten die Griechen, habe mit eigener Hand die erjle
Olive auf Athens Tempelberg gepflanzt, und von dieser stammten alle Oliven
Griechenlands ab. Als einst Athen durch die Perser eingeäschert wurde, brannte
auch der Olivenbaum, den die Athene gepflanzt, mit an, brannte jedoch nicht
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
152
Mittel-Europa.
großen Steinen gegen die Gewalt des Windes beschwert. Der Hirt oder Senn
ist wenigstens darin geschützt, kann sein Vieh melken und die Milch handhaben,
oder mit andern Worten, seine Alpenwirthschaft treiben. Die Sennen sind großen-
theils arme Leute, ihre Nahrung Milch oder Rahm, Käsmilch und Zieger, selten
noch grobes Brod. Dabei sind sie kräftig u. heiter, Bergluft erhält frisch. Selten
besorgen sie eigne Heerden, u. noch seltner aus eigner Alpe (oder Alme, wie man
in Tyrol sagt); gewöhnlich werden sie von Besitzern der Alpenplätze hinauf ge-
schickt, oder pachten eine Alpe und oft die Kühe dazu.
Erfreulich ist der Anblick einer Ausfahrt ans die Alpen, d. h. der Aus-
zug einer Heerde, wenn sie im Beginn des Sommers auf die Berge geht. Hirt
und Heerde sind voll Lust. Es ist, als wüßten es die Kühe, so jubelnd verlassen
sie ihr Dorf, und so munter steigen, ja klettern sie bergan, wenn auch der Weg
mühsam ist. Dabei hat der ganze Zug gewisse Ordnung, und an Putz u. Jubel
fehlt es nicht. Im Appeuzellerland am Säutis geschieht es so: Der Senn mit
sauberm Melkeimer ans der Achsel und mit Bändern geschmückt, eröffnet den Zug,
der Hund zur Seile, einige weiße Ziegen vorauf. Daun folgen drei Kühe, die
schönsten der Heerde, mit mächtig großen Glocken am Halse. Hinter ihnen kommt
der Handbub als Gehülfe des Senn, auch mit sauberm Melkeimer und führt die
ganze Kühheerde, deren Reihe der Stier (Munni) mit einbeinigem Melkstuhl auf
den Hörnern beschließt. Alles Vieh trägt Glocken, oft in harmonischem Geläut.
Damit nichts von der Heerde sich verläuft, kommt ein Knecht hiutennach, und
erst Tags drauf wird aus der Ortschaft das nöthige Geräth, als hölzerne Milch-
kummen oder Zuber, der kupferne Käskessel und dergleichen, ans einem Saumrosse
zur Sennhütte geschickt. Butter wird droben wenig gemacht; Käserei ist das
Hauptgeschäft, und wird im Großen getrieben. Die kleinsten Schweizerkäse wiegen
an 40, die größten an 100 Pfd., und Tag für Tag wird in jeder Sennhütte ein
solcher Käs gefertigt, wozu man sämmtliche am gleichen Morgen und Abends
vorher gemolkene Milch nimmt. Man verfährt so: Der große an einem Krähn
hängende Kessel wird übers Feuer gerückt. Die laulich gewordene Milch bringt
man durch ein Stück Laab (gedörrter und gegohrner Kalbsmagen) zum Gerinnen,
und rührt so lauge, bis die Zersetzung der Milch fertig ist. Daun wird mit
einem großen Leintuch der fette Kästeich herausgehoben und in die platte runde
Form gethan, worin er bis zum folgenden Tag liege» bleibt, um dann im Käs-
speicher zur völligen Austrocknung aufgestapelt zu werden. Ans dem übrig blei-
benden Käswasser (Molken) scheidet man nochmals eine magere Käsmaffe, Zieger
genannt, die der Senn zur Nahrung gebraucht. An einigen Orten versteht man
solchen Zieger durch Einmischung gedörrten und gepülverten Alpenklees gar-
schmackhaft und wohlriechend zu machen, besonders im Glarner Land, dessen grü-
ner Kränterkäs (Schabzieger) im Auslande sehr beliebt ist. Die ganze Ver°
fahrungsart ist interessant anzusehen, aber vielleicht noch mehr die ganze Lebens-
weise von Menschen und Vieh auf einer Alp. Jede Kuh kennt ihre Glocke und ihren
Namen, und Kühe und Ziegen verstehen den Ruf ihres Senn. Man nennt die we-
nigen auf- und absteigenden Töne der Melodie, die der Senn gewöhnlich zu singezr
pflegt oder auf einer Schalmai bläst, den Kuhreigen. Er klingt im Gebirg
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
io»
wodurch es sehr einträglich wird. Die kleinsten Schweizerkäss wiegen an 40, die
größten an 100 D, und Tag für Tag wird in jeder Sennhütte ein solcher Käs
gefertigt, wozu man sämmtliche am Morgen und Abend vorher gemolkene Milch
nimmt. Man verfährt so: Der große an einem Krähn hängende Kessel wird
übers Feuer gerückt. Die laulich gewordene Milch bringt man durch ein Stück
Laab (gedörrter und gegohrner Kalbsmagen) zum Gerinnen, und rührt so lange,
bis die Zersetzung der Milch fertig ist. Dann wird mit einem großen Leintuch
der fette Kästeig herausgehoben und in die platte runde Form gethan, worin er
bis zum folgenden Tag liegen bleibt, um dann im Käsfpeicher zur völligen Aus-
trocknung aufgestapelt zu werden. Aus dem übrig bleibenden Käswasser (Mol-
ken) scheidet man nochmals eine magere Käsmasse, Zieger genannt, die der
Senn zur Nahrung gebraucht. An einigen Orten versteht man solchen Zieger
durch Einmischung gedörrten und gepülverten Alpenklees gar schmackhaft und
wohlriechend zu machen, besonders im Glarner Land, dessen grüner Krauterkäs
(Schabzieger) im Auslande sehr beliebt ist. Die ganze Verfahrungsart ist in-
teressant anzusehen, aber vielleicht noch mehr die ganze Lebensweise von Men-
schen und Vieh auf einer Alp. Jede Kuh kennt ihre Glocke und ihren Namen,
und Kühe und Ziegen verstehen den Ruf ihres Senn. Man nennt die wenigen
zusammen auf- und absteigenden Töne, die der Senn zu singen pflegt oder auf
einer Schalmai bläßt, den Kuhreigen. Er klingt im Gebirg gar lieblich, und
die Seele des Bergbewohners hängt so daran, daß er in fernen Ländern leicht
das Heimweh bekömmt, wenn er ihn blasen hisst. Selbst Kühe, die einmal aus
der Alp gewesen, kann man zuweilen dadurch wild machen.
Die Alpzeit dauert nur 12 — 18 Wochen jeden Sommer, und zwar am
längsten aus den niedern Staffeln des Gebirgs, am kürzesten auf den höhern,
wo der Schnee früher fällt und später schmilzt. Zm Ganzen ähnelt sich die Al-
penwirthschaft in den verschiedenen Theilen der Alpenländer, jedoch wird sie in
der Schweiz, in Tyrol und Salzburg am besten betrieben. Der Bewohner der
savopschen und piemontesischen Alpen ist in allen Stucken nachlässiger und träger,
und benutzt also auch seine Alpen nicht so, wie der emsige Schweizer. Zn den
östlichen Alpen, wo die Gebirge niedrer sind, hört auch eigentliche Alpenwirthschaft
auf; der Steirer und Oestreicher macht mehr Buttter als Käse.
Verkehr.
Durch die Erzeugnisse ihres Bodens und durch ihrer eignen
Hände Werk gewinnen die Bewohner der Alpenländer so viel, daß
sie ankaufen können, was ihnen am Nothwendigen des Lebens man-
gelt , und was sie für Bedürfniß halten. Dies setzt sic mit benach-
barten und fernen Ländern in mancherlei Verbindung. Große Rin-
derheerden gehen ins Ausland zum Schlachten wie zur Zucht;
man verbessert in viel Gegenden Deutschlands seinen Vichstand
durch Schweizerkühe. Der Tyroler durchzieht fremde Lander mit
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]