— 242
Die Hauptstadt Buenos Aires (d. i. gute Lüfte) am La
Plata hat 745 000 E. und ist die erste Handelsstadt der Republik.
Stromabwärts liegt La Plata (45 000 E.), ein neu angelegter,
besserer Hafenplatz. — Wichtige Handelsstädte im Innern sind:
Rosario (94000 E.) und Cordoba (48000 E.).
Tie Republik Paraguay
(253000 qkrii und 1:2 Million durchweg katholische Einwohner,
Weiße, Mischlinge und Indianer) ist neben Bolivia der einzige
Binnenstaat Südamerikas. Den wichtigsten Ausfuhrartikel des
geringen Handels bildet der Paraguay-Thee (getrocknete Blatter einer
Stechpalmenart), der in Südamerika statt des chinesischen Thees ge-
braucht wird. — Hauptort ist Asuncion am Paraguay (24 000 F.).
Tie Republik Uruguay
(179 000 qkm, 840000 katholische Einwohner, durchweg Weiße
und Mischlinge) umfaßt das Gebiet vom Urnguay-Strom bis zum
Atlantischen Ocean, größtenteils Grasland, mit ansgedehnter Vieh-
zucht. Die Produkte der Rind Viehzucht bilden fast ausschließlich
den Gegenstand des Ausfuhrhandels. Besonders bekannt ist
der hauptsächlich hier erzeugte Liebigsche Fleischextrakt, d. i.
verdichteter Rindfleischsaft. Außerdem werden noch Straußenfedern
und Getreide ausgeführt.
Die Hauptstadt Montevideo an der La Plata-Mündung
(250 000 E.) ist anch der wichtigste Handelsplatz.
Die Republik Chile
(776 000 qkm, 3 300 000 fast durchweg katholische Einwohner, del
Abstammung nach zumeist Kreolen und Mischlinge) erstreckt sich als
ein über 4000 km langer Küstenstreifen von der Südspitze Amerikas
bis Peru. Der Bodengestalt nach besteht Chile aus einen1
schmalen Küstensa um und dem Gebiete der Kordilleren, die in Chil^
ihren höchsten Gipfel haben. — Die Vegetation ist im mittlere»
und südlichen Teil des Landes sehr reich. Außer deu einheimisches
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Ortsnamen: La
Plata Rosario Cordoba Paraguay Südamerika Asuncion Paraguay Uruguay Atlantischen_Ocean Montevideo Chile Amerikas Peru
— 237 —
Unter den Produkten sind wichtig: Kaffee, Kakao, der beste der
Erde, Chinarinde, Farbhölzer. Der Tabakbau (Varinas) ist mit
der Zunahme der Kaffeekultur zurückgegangen. Das Mineral-
reich liefert Gold und Kupfer. Die Industrie beschäftigt sich vor-
zugsweise mit Baumwollweberei und Strohflechterei. Der Handel
liegt zum großen Teile in den Händen deutscher Kanfleute.
Die Hauptstadt Caracas (mit Umgebung 72000 E.) wurde
1812 durch ein furchtbares Erdbeben fast ganz zerstört. — La
Guayra (14 000 E.) ist die Hafenstadt für Caracas.
Guayana
(440 000 qkm, über 1/3 Million E.), das Küstenland von der
Mündung des Orinoco bis gegen den Amazonenstrom, ist das ein-
zige südamerikanische Festlandsgebiet, das im Besitze europäischer
Mächte ist. Die feuchtheiße Küstenebene ist zwar äußerst fruchtbar,
aber höchst ungesund. Das Klima ist für Europäer bei längerem
Aufenthalte meist geradezu tödlich. Unter den Produkten ist der
Rohrzucker von Bedeutung. Der gebirgige Teil Guayanas ist mit
Urwäldern bedeckt, welche eine üppig strotzende Vegetation zeigen
(Guayana ist die Heimat der Riesenblume Victoria regia, welche
tellerförmige Blätter von 2 m Durchmesser hat). Das Innere
von Guayana ist noch wenig bekannt. Lange Zeit vermutete man
dort das sprichwörtlich gewordene Goldland (el dorado). — An
Guayana haben Großbritannien, die Niederlande und Frankreich
Anteil.
Britisch-Guayana nmsaßt etwa die Hälfte des ganzen Gebietes
mit V4 Million E. — Hauptort ist Georgetown (dschordschtauu)
oder Demerara (53 000 E.).
Niederläudisch-Guayana (Surinam) mit 90 000 E. hat als
Hauptort Paramaribo (29 000 E.).
Französisch-Guayana (30 000 E.) wird vou Frankreich zur
Deportation von Verbrechern benutzt. Hauptort ist C a y e n n e
(10 000 E.).
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Extrahierte Ortsnamen: Caracas La
Guayra Caracas Guayana Guayana Guayana Guayana Niederlande Frankreich Britisch-Guayana Niederläudisch-Guayana Surinam Frankreich
— 238 —
Die Republik Ecuador,
so genannt wegen ihrer Lage unter dem Äquator, hat 307 000 qkm
und 1400 000 fast nur katholische E., zum größten Teile Mischlinge
und ansässige Indianer. Der Bodengestalt nach besteht die Repu-
blik aus einem schmalen Küstensaum mit heißem und ungesundem
Klima, aus der Cordillere von Quito und der obern Ebene des
Maraüon. Die letztern Gebiete sind durch gleichmäßig mildes Klima
wie durch unbegrenzten Reichtum einer wild wuchernden Vegetation
ausgezeichnet. —- Unter den Produkten aus dem Pflanzenreiche
ist besonders der Chinarindenbaum wichtig, dessen Rinde das
Chinin, das beste Mittel gegen Fieber, liefert, an Ertrag aber in
neuester Zeit zurückgegangen ist. Das lohnendste Erzeugnis ist Kakao;
außerdem werden noch Kaffee, Kautschuk, Tabak, Zucker und auf
den hochgelegenen Landstrichen die meisten Getreidearten gewonnen.
Die Industrie steht mit Ausnahme der Strohflechterei auf sehr
niedriger Stufe; auch der Handel ist gering. —- Für Volksbildung
geschieht seit Vertreibung der Jesuiten ganz wenig. Der Bevölkerung
fehlt jeder Unternehmungsgeist; daher lebt sie arm — inmitten un-
ermeßlichen Reichtums der Natur.
Die Hauptstadt Quito (kito) (40 000 E.) liegt, „von einem
ewigen Frühling umblüht", 2850 in hoch auf der nach ihr be-
nannten Hochebene inmitten von Riesenvulkanen. — Den Seehandel
vermittelt fast ausschließlich Guayaquil mit 50 000 E.
Die Republik Peru
hat 1 137 000 qkm und etwa 3 Millionen vorherrschend katholische
Einwohner, der Abstammung nach größtenteils Indianer und Misch-
linge (Bild 88).
Klima und Produkte sind ähnlich wie in Ecuador. Aus
der Tierwelt ist besonders das Lama erwähnenswert, welches
gezähmt und als Lasttier verwendet wird. Unter den Mineral-
schätzen sind Silber, Quecksilber, Kupfer und Salz zu nennen.
Aber trotz allen Naturreichtums ist Peru infolge arger Mißwirt-
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Extrahierte Ortsnamen: Ecuador Quito Quito Guayaquil Peru Ecuador Peru
240 —
beute recht dürftig. Weit wichtiger sind die Produkte aus dem
Pflanzenreiche. Besonders in den tropischen, reich bewässerten
Gebieten entfaltet sich eine Pracht und Üppigkeit der Vegetation wie
in keinem andern Lande der Erde. Die unermeßlichen Urwälder
bringen seltene und kostbare Gewächse hervor. So liefern sie das
Brasilholz (wovon das Land seinen Namen hat), Gummi, Kautschuk
und verschiedene Farbhölzer. Von größter Wichtigkeit ist die Land-
Wirtschaft. Das hervorragendste Produkt ist der Kaffee. Bra-
silien erzeugt hiervon in ehr als die Hälfte des Bedarfes der ganzen
Erde (1896 ungefähr 620 Millionen Kz). Außerdem sind noch
wichtige Produkte: Tabak, Zucker, Baumwolle, Kakao und ver-
fchiedene Knollengewächse (Tapioka).
Die Industrie ist noch ganz belanglos. — Der Handel
gewinnt durch die Ausländer immer mehr an Bedeutung.
Die Bevölkerung des Riesenreiches ist recht gering; auf einem
Flächenraum vou 8 360 009 qkm (15mal so groß als Deutschland)
wohnen nur 15 Millionen Einwohner. — Der Abstammung
nach siud ungefähr 5^/g Millionen Weiße (daruuter viele Deutsche),
3 Millionen Neger, i/2 Million wilde Indianer (bekannt die Boto-
kuden) und 5v2 Millionen Mischlinge. — Mit Ausnahme der In-
dianer sind sämtliche Bewohner katholisch.
Die Hauptstadt Rio (de) Janeiro (scha-) (mit den Vor-
orten 800 000 E.) liegt überaus malerisch am schönsten Hafen Süd-
amerikas und ist der wichtigste Ausfuhrplatz für Kaffee und Zucker. —
23ahin (200 000 E.), die zweite Handelsstadt Brasiliens. — Per-
nambuco (Recife) mit 190000 E. vermittelt hauptsächlich den
Export von Brasilholz, das nach dieser Stadt auch Peruambukholz
genannt wird. — Porto Alegre (55000 E.) ist der Hasen für
die deutschen Kolonien in Südbrasilien.
Tie Republik Bolivia
ist durchweg Binnenland. —- Die Bewohner (höchstens 2 Mil-
lionen auf 1334000 qkm) sind zur Hälfte Indianer (Bild 89),
zur Hälfte Weiße und Mischlinge. Sie bekennen sich mit Ausschluß
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Brasiliens Recife Südbrasilien
241 —
der wilden Indianer zur
katholischen Religion.
Bolivia ist durch seinen
M i n e r a l r e i ch t u m,
besonders an Silber,
Kupfer und Zinn, be-
kannt. Infolge eines
unverständigen Betrie-
des sowie fortwährender
Kriege und der Herr-
schenden Unsicherheit ist
aber der Bergbau stark
zurückgegangen. Auch
Industrie und H a n-
del sind gering.
Der größte Ort ist
La Paz (40000 E.),
____ unfern des Titicaca-
Bild 89. Indianer von Bolivia. 'ee*- ^ ° 10 f t mit
16 000 E. war einst-
>nals seiner reichen Silberminen wegen weltberühmt. Jetzt sind die
leisten derselben verlassen. — Cochabamba (25 000 E.) ist nun-
mehr die gewerbreichste Stadt.
Die Argentinische Nepublik
hat 2 790 000 qkm und 4 Millionen zumeist katholische Einwohner,
Unter denen fast 1 Million eingewanderte Europäer sind. Der größte
5eil des Gebietes ist eine ungeheure grasreiche Ebene (die
Pampas), auf welcher große Herden halbwilder Pferde (nach der
Zählung von 1895 fast 5 Mill.), Rinder (22 Mill.), Schafe
(75 Mill.) weiden. Die Viehzucht liefert auch für den Handel
b>e wichtigsten Ausfuhrartikel, vor allem Schafwolle, außerdem
fleisch und andere tierische Produkte.
Bumüller-Schuster, Erdkunde. Neue Ausg. 2. Aufl. 11
.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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224
Vierte Periode des Mittelalters.
Nachfolge, und Pizarro wußte die Gelegenheit zu benutzen, um Peru zu gewinnen. Er warf sich als Schiedsrichter dieser Thronstreitigkeiten auf, nahm bei einer Unterredung den Inka Atahualpa gefangen und ließ ihn als Verächter der heiligen Schrift hinrichten. Eine unermeßliche Beute ward in Peru gefunden; auf den Reiter kamen über
10.000 Thlr., auf den Fußgänger die Hälfte, auf einen Hauptmann
30.000 Thlr. Almagro holte inzwischen Verstärkungen, da Pizarros Willkür und Grausamkeit die unglücklichen Landesbewohner zur äußersten Notwehr trieb. Allein bald entzweite er selbst sich mit Pizarro und bekriegte denselben mit entschiedenem Glücke. Sobald sich aber Pizarro wieder erholt hatte, besiegte er seinen Gegner (1538), nahm ihn gefangen und ließ ihn hinrichten. Diese That rächte später der junge Almagro und ermordete den Franz Pizarro. Der neu ernannte Statthalter Vaca de Castro nahm aber 1542 den widerstrebenden Almagro gefangen und ließ ihn enthaupten. Jetzt entstanden in Peru, Chile, Quito allmählich Niederlassungen, welche dem spanischen Mutterlande Jahrhunderte lang eine unerschöpfliche Goldgrube waren.
Die Entdeckung Amerikas ist für Europa von den wichtigsten Folgen gewesen. Unermeßliche Schätze wanderten aus der neuen Welt nach der alten. Durch die neuen Colonien wurde der bisherige Landhandel in einen Seehandel verwandelt und dessen Hauptthätigkeit vom Mittelmeer weg nach der europäischen Westküste verlegt. Viele amerikanische Produkte, welche wir jetzt ungern vermissen würden, z. B. Kartoffeln, Tabak, Mais, Chinarinde, Cochenille, Chokolade 2c. wurden heimisch in Europa und andere (Zucker und Kaffee) aus Ostindien nach Amerika verpflanzt, welches jetzt unfern Bedarf allein zu liefern vermag. Spanien, Portugal, England und Holland waren es vorzugsweise, welche in der neuen Welt Colonien anlegten und dadurch Veranlassung gaben, daß seitdem Millionen die Bahn nach Westen einschlugen und sich dort ansiedelten.
§. 40. ilitfßtalmirfiß iiniitfitiiugeii iintt Zujiäiule.
Das Mönchswesen und das Rittertum sind Erscheinungen, welche dem Mittelalter eigentümlich sind und schon oben ausführliche Schilderung gefunden haben. Wir müssen hier noch einige beifügen und näher betrachten:
Das Ge- 1) Das Gerichtswesen. Es war anfangs durch Gebrauch und
richtswesen Herkommen bestimmt, bis allmählich geschriebene Satzungen eingeführt “Hjter“1 wurden. Diese enthielten nur Verbote und Strafen. Jedes Vergehen, selbst der Mord, konnte in frühester Zeit durch Geld gesühnt werden.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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TM Hauptwörter (200): [T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Inka_Atahualpa Almagro Pizarros_Willkür Pizarro Pizarro Franz_Pizarro Franz Vaca_de_Castro
Extrahierte Ortsnamen: Peru Peru Chile Quito Amerikas Europa Europa Ostindien Amerika Spanien Portugal England Holland
224
Vierte Periode des Mittelalters.
Da« Ge-
richtswesen
im Mittel-
10.000 Thlr., auf den Fußgänger die Hälfte, auf einen" Hauptmann
30.000 Thlr. Almagro holte inzwischen Verstärkungen, da Pizarros
Willkür und Grausamkeit die unglücklichen Landesbewohner zur äußersten
Nothwehr trieb. Allein bald entzweite er selbst sich mit Pizarro und
bekriegte denselben mit entschiedenem Glücke. Sobald sich aber Pizarro
wieder erholt hatte, besiegte er seinen Gegner (1538), nahm ihn ge-
fangen und ließ ihn hinrichten. Diese That rächte später der junge
Almagro und erniordete den Franz Pizarro. Der neu ernannte Statt-
halter Vaca de Castro nahm aber 1542 den widerstrebenden Almagro
gefangen und ließ ihn enthaupten. Jetzt entstanden in Peru, Chile,
Quito allmählich Niederlassungen, welche dem spanischen Mutterlande
Jahrhunderte laug eine unerschöpfliche Goldgrube waren.
Die Eickdeckung Amerikas ist für Europa von den wichtigsten
Folgen gewesen. Unermeßliche Schätze wanderten aus der neuen Welt
nach der alten. Durch die neuen Colonien wurde der bisherige Land-
handel in einen Seehandel verwandelt und dessen Hauptthätigkeit vom
Mittelmeer weg nach der europäischen Westküste verlegt. Viele ameri-
kanische Produkte, welche wir jetzt ungern vermissen würden, z. B.
Kartoffeln, Tabak, Mais, Chinarinde, Cochenille, Chokolade rc. wurden
heimisch in Europa und andere (Zucker und Kaffee) aus Ostindien
nach Amerika verpflanzt, welches jetzt unsern Bedarf allein zu liefern
vermag. Spanien, Portugal, England und Holland waren es vor-
zugsweise, welche in der neuen Welt Colonien anlegten und dadurch
Veranlassung gaben, daß seitdem Millionen in die neue Welt über-
siedelten.
§. 40. Mittelalterliche Einrichtungen und Zustände.
Das Mönchwesen und das Ritterthum siud Erscheinungen, welche dem
Mittelalter eigenthümlich siud und schon oben ausführliche Schilderung
gefunden haben. Wir müssen hier noch einige beifügen und näher be-
trachten :
1) Das Gerichtswesen. Es war anfangs durch Gebrauch und
Herkommen bestimmt, bis allmählich geschriebene Satzungen eingeführt
wurden. Diese enthielten nur Verbote und Strafen. Jedes Vergehen,
selbst der Mord, konnte in frühester Zeit durch Geld gesühnt werden.
Bei den Sachsen stand auf Pferdediebstahl der Tod. Bei den Ale-
mannen bestrafte man den Mord einer Frau doppelt so hart, als den
eines Mannes. Bei den Friesen wurde ein Tempelräuber mit abge-
schnittenen Ohren zur Ebbezeit an den Meeresstrand gelegt, damit ihn
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide]]
Extrahierte Personennamen: Almagro Pizarros
Willkür Pizarro Pizarro Franz_Pizarro Franz Castro
Extrahierte Ortsnamen: Peru Chile Quito Amerikas Europa Europa Ostindien Amerika Spanien Portugal England Holland Sachsen
Mittel-Amerika.
1071
Dezember und Januar vereinzelte Schneefälle auf ihren Gipfeln zeigen. An der
Westküste ist nnr ein schmaler Küstensaum. — Nur an der flachen Ostküste, wo sich
Sümpfe bilden, ist das Klima ungesund, doch schon auf einer Erhebung vou 700 m.
dem Europäer zuträglich, wofern er sich vou Unmäßigkeit fern hält. Es lebt sich dort
leicht, da an Pisang, Manioc, Bataten, und anf den Höhen an Mais und Bergreis
kein Mangel ist, und das Vieh Jahr aus Jahr ein in den Wäldern keine Stallung
und keine Fütterung bedarf. Der meist vulkanische und im Durchschnitt bis zu 2400 m.
sich erhebende Boden begünstigt die mauchfaltigste Vegetation. In einer Höhe von
mehr als 2000 m. europäisches Getreide, weiter abwärts Orangen, Limoneu, Guaven,
Ananas, Indigo, Baumwolle, Kaffee, Kakao, Kokos, Nelkcnpfeffer :c. Die oft undnrch-
dringlichen Wälder liefern Vanille, Gummi, Balsame und andere Arzneien und vor-
zügliches Holz für Schreiner und Färber sowohl als für den Schiffsbau. Das Land
ist also gesegnet; aber gerade der Umstand, daß die Natur soviel bietet, mag ein Haupt-
grnnd des elenden Znstaudes sein, in welchem die Bevölkerung vegetirt. Denn die
Kräfte des Menschen entwickeln sich nur dnrch Uebnng; diese aber setzt einen Wider-
stand voraus, und wo dieser fehlt, fehlen gleichzeitig Thätigkeit und Energie. Schon
die spanische Herrschaft hat das Land wenig benützt; jetzt zählt es auf 8200 Q--M.
(also nahezu dem Flächeninhalt des Deutschen Reiches) nur 2*/2 Mill. Bew., wovon
im allgemeinen höchstens der 4. Theil aus Weißen besteht, die übrigen sind allzumal
indianische Rasse oder Mischlinge; Neger sieht man sehr wenige, auch ist hier wie in
Mexico die Sklaverei abgeschafft. In der Mehrzahl dieser Staaten ist ungemessene
Priesterherrschaft und Unwissenheit im Volke; doch lobt man die Sitten der sogenannten
civilisirten Indianer, die man (gegenüber den Bravos oder Barbaros) hier nicht wie
in Mexico Fideles, sondern Ladinos heißt. Ackerbau und Viehzucht befinden sich noch
auf der Stufe der Kindheit; die Industrie ist in den Händen der nicht einmal durchweg
Häuser, sondern zum großen Theil nur Strohhütten bauenden halbnackten Indianer
und beschränkt sich auf das Verfertigen von groben Wollen- und Baumwollenstoffen,
von ordinären Thongefäßen, von Strohdecken, Matten ?c. Der Handel mit Natur-
Produkten (unter deueu man den Kaffee Costaricas, die Cochenille bei Alt-Gnatemala.
den Kakao Nicaraguas und Costaricas und den Indigo von Salvador vorzieht) hat
sich etwas gehoben.
Was die Staatszustände betrifft, so wurde auch hier die (1821) errungene Frei-
heit durch fortdauernde blutige Revolutionen und politische Mordthaten geschändet und
finden staatliche Umwälzungen so häufig statt wie Erdbeben und vulkanische Ausbrüche.
Zuerst hielt das ehemalige Geueralkapitauat Guatemala mit Mexico zu-
sammeu, 1823 errichtete man nach dem Muster der nordamerikanischen Union einen
Bund von Freistaaten, jeder mit eigner Regierung, und St. Salvador, keinem der
Staaten augehörig, ward Congreßstadt. Allein auch hier, wie in Mexico, blieben
Zerwürfnisse nicht aus, und von solcher Dauer, daß der Bund zuletzt (1833), unter
offenem Bürgerkrieg, auseinanderfiel; seitdem bestehen, in fortwährenden Revolutionen
ihre Kräfte erschöpfend, folgende 5 unabhängigen Republiken:
1) Guatemala (1s00 O.-M, 1,194000 Bew.) Orte: Nen-Guatemala mit
40000 E.; 4 Meilen von Nen-Guatemala nahe dem hohen Vulkan Agna in nnver-
gleichlich herrlicher Landschaft liegt das im Jahr 1773 durch ein Erdbeben fast ganz
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
Süd amerika —
Peru und Bolivia.
1077
vor den Hafen, ließ sich aber durch andre immer frisch mit Waaren versorgen und kam
selten zum Ausverkauf. Es kostete der Krone Spanien viel Mühe, ehe der Afsiento
endlich 1750 aufgehoben wurde. — Der Staat Panama oder El Jstmo steht unter
dem Schutze Nordamerikas und in sehr loser Verbindung mit Neu-Granada.
c) Ecuador (11700 Q-M., 1,300000 E.). Auch hier ungefähr die Hälfte der
Bevölkerung Weiße und Mischlinge; ferner Altpernaner, Neger, Zambos und 200000
Wilde. Theils hohes Gebirgsland mit schmalem Küstenstrich, theils weite Flächen bis
zur brasilischen Grenze, in welchen hauptsächlich die wilden Indianer Hausen (Provinz.
Oriente). Der Hanpwrt ist das 2855 m. hoch gelegene Quito, der Erdbeben halber
aus lauter einstöckigen Häusern bestehend und also von großem Umfang; Einwohner
80000. Bei Tacuuga finden sich Reste eines Jnkapalastes. Cuenca. Guayaquil,
ein Haupthafen an der Südsee, mit 13000 E. Die Bai Guayaquils nmfaßt die Insel
Pnna, die vor Pizarros Ankunft 20000 Bewohner hatte, jetzt nicht den vierten Theil.
Südlich von Cuenca liegt Loxa, bekannt durch die besten Sorten Fieberrinde (Quina.
oder Kihua — Cascarilla fina de Loxa); denn gerade im dortigen milden Klima,
1800 bis 2400 m. Seehöhe, werden die Cinchonawälder mit besonderer Sorgfalt ge-
pflanzt. Die Heilkraft der Cinchona wurde in Europa durch die peruanische Vicekönigin
Gräfin von Cinchon bekannt, die zu Lima 1638 dadurch vom Fieber geheilt wurde p
sie brachte zuerst die kostbare Rinde nach Madrid. — Der Republik Ecuador gehört
noch die Gruppe der öden (und unbewohnten), 139 Q.-Mln. großen Galapagos
oder Schildkröten-Inseln im Austral-Oceau; nach einer derselben sendet Quito seine:
Verbrecher.
Peru und Bolivia.
Von Ecuador durch den Ostlauf des Marannon getrennt, erstrecken sie sich an.
beiden Seiten der Andes bis südwärts der Steinbockswende, östlich aber bis zum Ma-
deira und in die Nähe des obern Paraguay. Am Meere weht frischere Lust, indem
eine kältere Strömung von Süden kommt und fast dauernde Nebel die Sonne um-
schleieru. Doch ist die Küste dürr, streckenweise wüste, aus Mangel an Regen; nur
wo Quellen, Flüsse und künstliche Wasserleitungen sind, gedeihen auch die Pflanzen.
Im Innern östlich der Berge ist regelmäßige Regenzeit von Januar bis Juni, wo
alsdann die weiten Tiefflächen seeartig werden und die Wälder zu schwimmen scheinen.
Da es an der Ostseite der Andes viel regnet, so ist die schluchtenreiche Abdachung des
Gebirgs in die Ebene mit ewig grüner Vegetation bedeckt, welche unten in dem mit dickem
Humus überzogenen Alluvialboden am Amazonas die höchste Ueppigkeit erreicht. Am
gesündesten und gut angebaut sind die Hochebenen und Thäler zwischen der Ost- und
Westcordillera, so wie auf der weiten bolivischen Abstufung der Gebirgsverzweiguug im
Osten. Die Vegetation ist dort überaus reich. Aus der Thierwelt sind 4 Kamelziegen,
d. h. die zahmen lasttragenden Lamas, die leicht zu zähmenden Alpacas, die mit einem
Höcker versehenen Gannacos, und die gemsartigen auf Höhen von 4200 bis 5000 m.
Fuß lebenden Vicuuuas, hiureichend bekannt. — Die Indianer, nicht so roh um
Gefangene zu tobten und zu fressen, und meistars so mild, daß sie nur gegen Thiere
ihre Giftpfeile gebrauchen, leben unter eignen Kaziken. Arzt- und Priesterdienst ver-
richten die Zauberer. Die am Ucayali glauben an Seelenwanderung in Thierkörper.
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Extrahierte Personennamen: Loxa
Extrahierte Ortsnamen: amerika Peru Bolivia Spanien Panama Nordamerikas Ecuador Quito Cuenca Guayaquil Cuenca Europa Lima Madrid Ecuador Bolivia Paraguay Westcordillera Thierkörper
1088 Süd amerik a — Paraguay.
doch auch einige Tausend Deutsche. Neuerdings starke Einwanderung, aber meist Roma-
nen. — Niedere Bergreihen von Brasilien her durchziehen den Osten; sonst ist das zum
Feldbau brauchbare und zugleich mit den fettesten Wiesen reich ausgestattete Land eine
einförmige Ebene, „not beautiful but usefulwie ein englischer Estanziero dem
deutschen Reisenden Burmeister bemerkte. Hiedurch und durch die Lage am Golf sind
Viehzucht und Handel die einträglichsten Gewerbe geworden. Millionen Rinder, Schafe,
Pferde. Ausfuhr wie drüben von Buenos Ayres. Hauptstadt Montevideo, beleb-
ter Hafen am Golf mit hochliegender Citadelle und 105000 E. Außer in Montevideo
treibt man noch in zwei Häfen Handelsgeschäfte, nämlich zu Maldonado unten am
Golf, und in Colouia del Sacramento gegenüber von Buenos Ayres. Ein vier-
ter Ort, Fray Bentos am Uruguay, vor wenigen Jahren noch eine kleine Anstedlung
von elenden Hütten, ist binnen kurzer Zeit durch den Genius deutscher Wissenschaft zu
einer blühenden Stadt mit 2500 herangewachsen; die „Liebig-Kompagnie" läßt hier-
nach den Vorschriften I. v. Liebigs unter Leitung eines deutschen Chemikers Fleisch-
extrakt bereiten, um die massenhaften Fleischvorräthe Südamerikas, die bisher verdarben,
indem mau von den Thieren bloß die Häute ic. benutzte, zu verwertheu. Die Fabrik be-
schäftigt 1500 Arbeiter, täglich werden 600 Thiere geschlachtet *). Die Stadt hat einen
gnten und sichern Hafen und es siedeln sich nun auch viele Engländer in derselben an.
Paraguay.
2670 Q.-M- mit ca. 1 Mill. Einw.
Begrenzt wird diese einzige Binnen-Republik Südamerikas von den Strömen
Paranü, (im O. und S.), Paraguay und Pilcomaya (im W.); die Nordgrenze gegen
Brasilien zieht nun nach Beendigung des 6jährigen Krieges mit diesem und mit Ar-
gentinien von dem Salto Grande des Paranü. längs des Jgatimflusses nordwest-
lich bis zur Quelle des Apä-Flusses, dem sie bis zur Münduug in den Paraguay
folgt. Der östliche Theil des Landes wird von bewaldeten Niedern Sierren durchrankt,
das übrige Land liegt eben und tief, ähnlich der Lombardei, nur viel ausgedehnter und
nuter noch milderem Himmel, der keinen Frost zuläßt. Hinreichend getränkt von Regen
und Flüffeu, ist das Land immer grün, fruchtbar und wiesenreich, im Norden und
Osten voll ungeheurer Wälder. Reis und Mais, Weizen und Gerste, Bohnen und
Manioc geben reichlich aus, und während nördlich des Wendekreises Palmen, Pisang
und Vanille wachsen, gedeihen südlicher Trauben und Pfirsiche; Zuckerrohr, Judigo und
Baumwolle sind leicht zu knltiviren Die Wälder liefern Bau- und Nutzhölzer manch-
facher und selbst der kostbarsten Art, auch Arznei-, Farbe- und Gerbestoffe, Balsame,
Kautschuk u. s. w. Der Mattee ersetzt den chinesischen Theestrauch. Das Mineralreich
kann in dem meist flachen Lande nicht bedeutend seiu, und doch hat man ergibige Erz-
lager, selbst Quecksilber, gesunden. Salz zur Genüge, Salpeter, Porcellanerde n. s. w. —
Von besonderem Werthe ist die Schiffbarkeit der Ströme. Der Parauä. hat nur noch
im Norden, wo er aus brasilischen Bergen kommt, einen Fall, der Paraguay hat gar
keine Stürze; die Dampfer fahren von Montevideo bis in die brasilische Provinz Matto
*) In Argentinien und in Süd-Brasilien sind nun ähnliche Fabriken angelegt
worden.
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