Rußland.
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der Menschenverlust wurde um so mehr empfunden, als die Bevölkerung
des Reichs ohnehin eine dünne ist, und die finanziellen Kräfte waren so
abgespannt, daß sie allein schon den Frieden als das einzige Heilmittel
rathsam machten. Unter Alerander ruhten daher von 1815 bis 1825
die russischen Waffen und die seit Peter I. traditionelle russische Politik
zeigte sich während dieses Decenniums nur dadurch, daß 1824 die Nord-
westküste von Amerika zum großen Aergeruisse der Briten und Nord-
amerikaner förmlich in Besitz genommen wurde; wie das Augenmerk der
russischen Herrscher unverrückt gegen Centralasien schaut, bewies die Ge-
schicklichkeit, mit der im gleichen Jahre 7 kirgisische und kalmückische Hor-
den sich dem chinesischen Reiche entziehen und zu russischen Schützlingen
machen ließen. Für den Ackerbau sorgte der Kaiser, insoweit dies über-
haupt ein Fürst thun kann, in dessen Lande die Mehrzahl der Bauern
Leibeigene sind. Den Ausfuhrhandel mit den Erzeugnissen des Acker-
baues, der Viehzucht, der Jagd, des Fischfangs, des Bergbaues (Hanf,
Lein, Talg, Häute, Pelzwerk, Hausenblase, Kaviar, Holz, Theer, Kupfer),
beförderte er durch weise Gesetze; die Industrie, die den Bedürfnissen
Rußlands bei weitem nicht genügte, versuchte er bereits durch die un-
mittelbare Betheiligung des Staats zu heben, indem er z. B. Wollen-
tuchfabriken auf Regierungskosten anlegte. Erst 1823 jedoch wurde durch
den Finanzminister Kankrin (einen Deutschen aus Hanau) das System
der russischen Handelspolitik in seinen Grundzügen aufgestellt, das jetzt
vollendet dasteht: Ausschließung jedes fremden Fabrikats, dessen Erzeu-
gung in Rußland nur irgendwie möglich ist; Herstellung einer einheimi-
schen Industrie nicht allein durch diese Sperre gegen das Ausland, son-
dern nöthigenfalls dadurch, daß aus den Leibeigenen Arbeiter für die
Fabriken wie Rekruten ausgehoben, gedrillt und eingetheilt werden; Ver-
schließung des alten Handelswegs nach Centralasien über Kolchis und
das kaspische Meer für alle nichtrussischen Maaren. Dadurch strebte Ruß-
land sein ungeheueres Gebiet der Abhängigkeit von fremder Industrie
zu entziehen, wie es auch andererseits als eine eigene Welt dastehen und
dem, was man in dem andern Europa den Zeitgeist zu nennen pflegt,
keine Opfergaben oder Tribute darbringen wollte. Anfangs gehörte Ale-
rander selbst der liberalen Richtung an (das beweisen die finnländische
und polnische Verfassung, die Manifeste im Kriege von 1812—15 re.),
er entzog ihr jedoch bald seine Gunst. Er gründete allerdings 5 Uni-
versitäten, 50 Gymnasien, 100 Kreis- und mehrere tausend Volksschulen,
aber er ließ den öffentlichen Unterricht streng überwachen und führte
eine scharfe Censur ein, Maßregeln, die unter seinem Nachfolger bis zur
äußersten Konsequenz ausgebildet wurden, so daß der Umfang des Wis-
sens jedem Russen der unteren Stände genau zugemessen ist. Religiö-
sen Bewegungen und Differenzen wurde er schon 1816 sehr abhold; in
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag]]
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Hanau Kolchis Europa
England. Verfassungsreformen. 515
Kromwell über Amerika behauptetes Prästigium zu Ende sei und die
Frist nicht mehr lauge dauern könne, bis die Union jenseits des atlan-
tischen Oceans gebieten werde. Durch die Emancipation der Sklaven
hat sich aber England an Amerika gerächt; die größeren westindischen
Inseln sind dadurch zum künftigen Erbtheil der Schwarzen bestimmt,
denn sobald die englischen und spanischen Besatzungen aus Kuba, Ja-
maika, Trinidad :c. abziehen, sind die Schwarzen so gut Meister als auf
Hapti; die Pankees werden dieselben nie bezwingen können und verge-
bens nach der „Perle des Golfs" (Kuba) gelüsten. Außerdem ist die
Emancipation der Neger in den englischen Kolonieen eine stete Auffor-
derung an die 4 Millionen Sklaven in den südlichen Staaten Nordame-
rikas ihre Fesseln zu zerbrechen; die Negerregimenter, welche England
in Westindien unterhält, dürften bei einem Kriege zwischen England und
Nordamerika, wenn sie in einem seiner Sklavenstaaten gelandet werden,
für die Jankees gefährlicher werden, als die Hessen und andere deutsche
Micthtruppen, welche Howe, Bourgoyne und Kornwallis im vorigen
Jahrhundert gegen Washington führten. Mit der Aufhebung des Skla-
venhandels und der Emancipation der Sklaven hat England außerdem
die amerikanischen Plantagen anderer Nationen für die Zukunft ruiniert;
die Einfuhr der Schwarzen aus Afrika wird immer geringer, sie und
die Sklavenzüchtung ersetzt den Verbrauch derselben in den kubanischen,
brasilischen re. Plantagen nicht, es mangelt also an Arbeitskräften, welcke
weder durch die Miethung freier afrikanischer Arbeiter, noch durch die
ostindischen Kulis ersetzt werden; das Herbeiziehen armer, von aller Welt
verlassener deutscher Auswanderer hat Brasilien zwar mit Erfolg versucht,
allein die Sterblichkeit unter den statt Negersklaven verwendeten deutschen
Auswanderern ist zu groß, als daß der Nachschub aus Deutschland ge-
nügen könnte. Deßwegen muß die Produktion von Kaffee, Zucker, Baum-
wolle :c. im tropischen Amerika mit der Zeit abnehmen, Kuba, Brasilien,
die Guyana re. ihre frühere Bedeutung verlieren, wie sie Hapti verloren
hat, während der Anbau der sogenannten Kolonialwaaren in dem südöst-
lichen Asien seine große Zukunft zu finden scheint. Die malaiische Be-
völkerung eignet sich nämlich vortrefflich zur Plantagenarbeit, und wie die-
selbe auszubeuten ist, haben die Niederländer auf Java bewiesen, dessen
9 Millionen Einwohner gegen geringen Lohn für die niederländische Han-
delsmatschapp (Gesellschaft) die ungeheuren Kaffeemaffen bauen, welche all-
jährlich in Rotterdam versteigert werden. Die Hindu taugen fast eben so
gut, wenn nicht noch besser, als die Malaien zur Plantagenarbeit, und da
Boden und Klima des ostindischen Festlandes sowie seines Archipels dem
Anbau der sogenannten Kolonialwaaren, der Baumwolle, des Indigo
u. s. w. günstig sind, so muß es in nicht zu ferner Zukunft den Englän-
dern bei einiger Umsicht möglich sein, nach dem Vorgänge der Nieder-
33*
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Extrahierte Ortsnamen: England Amerika Amerika Kuba Trinidad Kuba Nordame- England Westindien England Nordamerika Hessen Washington England Afrika Brasilien Deutschland Amerika Kuba Brasilien Guyana Asien Rotterdam
Der nordamerikanische Freiheitskrieg. Die englischen Kolonieen. 279
dies wurden in die südlicheren Kolonieen auch Negersklaven eingeführt,
nachdem die englische Negierung aufgehört hatte, die Deportierten zur
Sklavenarbeit in den Kolonieen verwenden zu lassen.
Die englischen Kolonieen in Nordamerika waren von dreierlei Art:
rein demokratische, wie namentlich die in Neuengland; dann von der Krone
angelegte, in welche das in England herrschende aristokratische Element
verpflanzt und daher auch die Kolonialverfassung der englischen nachgebil-
det wurde (Virginien, New-Iork, beide Karolina, New-Jersey, Georgia);
endlich Grundherrenkolonieen, d. h. solche, welche ursprünglich einzelnen
Familien angehörten (Maryland, Pennsylvanien; ursprünglich auch beide
Karolina und New-Jersey). Allen Kolonieen war aber das englische
Recht, die englische freie Gemeinde- und Bezirksverfassung gemein, und
als 1719 die Whigregierung unter Georg I. die Grundherrenverhältnisse
aufhob, beruhte die staatsbürgerliche Gesellschaft in Nordamerika auf
demokratischer Grundlage. Die Verfassung der einzelnen Kolonieen war
nicht bei allen die gleiche, indem die einen mehr Freiheiten als die an-
dern besaßen, wie schon von denen in Neuengland bemerkt wurde; an
der Spitze der Regierung stand ein Gouverneur, die Person des Königs
vertretend, das Oberhaus vertrat ein Rath, das Unterhaus eine von
den Bürgern erwählte Versammlung von Repräsentanten. Die könig-
lichen Aemter in den Kolonieen wurden indessen fast durchschnittlich mit
eigentlichen Engländern besetzt; auch befolgte England gegen Nordamerika
die Grundsätze der alten Kolonialpolitik, nach welcher den Kolonieen nur
der Verkehr mit dem Mutterlande unbedingt frei war, die Ausfuhr von
Rohprodukten nach fremden Ländern großen Beschränkungen, die Einfuhr
aus fremden Ländern einem unbedingten Verbote unterlag; selbst die
Fabrikation für den einheimischen Bedarf war den Kolonieen nur in ein-
zelnen Artikeln (z. B. grobes Tuch, Leder, Leinen) gestattet, in anderen,
namentlich in Metallwaaren, gänzlich untersagt. Dem Alter nach be-
standen vor dem Unabhängigkeitskriege folgende englische Kolonieen in
Nordamerika: Virginien (1607); New-Iork (1614 von den Holländern
gegründet, 1664 von den Engländern erobert); Plymouth (1620 ge-
gründet, 1692 mit Massachusetts vereinigt); Massachusetts (1628);
New-Hampshire (1623 kolonisiert und zuerst Lakana genannt, Theil von
Massachusetts, 1679 selbstständige Kolonie); Maine (1630); Maryland
(1633); Konnektikut (1635 von Massachusetts aus kolonisiert); New-
Haven (1637, mit Konnektikut 1662 vereinigt); Providence (1635),
Rhode-Jsland (1638), beide vereinigt 1638; Nordkarolina (1650);
Südkarolina (1670); Pennsylvanien (1682); Delaware (1638 von den
Schweden und Holländern kolonisiert, 1662 von den Engländern er-
obert und 1683 mit Pennsylvanien vereinigt, wieder selbstständig 1703);
New-Jersey (1623 von den Holländern kolonisiert, 1664 englisch, 1688
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516
Die Zeit von 1815 bis 1857.
länder die ehemals auf den westindischen Inseln und dem tropischen ame-
rikanischen Festlande durch Sklavenarbeit erzielten Produkte in Ostindien
durch sogenannte freie Arbeit, d. h. durch Malaien und Hindu bauen
zu lassen. Haben diese Bestrebungen der Engländer nur annähernd den
Erfolg wie die niederländischen auf Java, so wird Ostindien den euro-
päischen Markt mit Kolonialwaaren füllen und die Konkurrenz Amerikas
zurückdrängen, wo nicht ganz unmöglich machen. Wie weit die Eng-
länder in dieser Richtung vorgegangen sind, ist uns nicht bekannt; wir
hören bloß von der Anlage mehrerer Eisenbahnen und Bewässerungs-
kanäle, von Theepflanzungen u. dgl., während die englischen Baum-
wollefabrikanten ihren ungeheuren Bedarf an Rohmaterial noch immer
zum größten Theil nicht aus Bombay, sondern aus Neworleans beziehen.
Die Bemühungen der englischen Politik, Ostindien zu sichern und Eng-
lands Herrschaft daselbst immer fester zu begründen, beweist z. B. die
vertragswidrige Besetzung eines Theils von Borneo und des benach-
barten Labuan durch James Brooke, einen ehemaligen Beamten der
oftindischen Kompagnie, der sich zum Radscha (Fürsten) von Sarawak
zu machen wußte, nach der Behauptung der Engländer nicht durch die
Gewalt der Waffen, sondern durch die moralische Macht der Civilisation,
obwohl seitdem bekannt worden ist, daß dieser neue Orpheus den wil-
den Dayaks nicht mit Saiten, sondern mit Kanonen aufspielt.
Der Cpiumkrieg mit China (1839—1842).
Wie wenig es der englischen Politik Ernst ist, wenn dieselbe ihre
Lenden mit dem Gürtel der Humanität schnürt und die Bibel in den
Händen andächtig einherwandelt, zeigt der Krieg gegen China am un-
widerleglichsten. Die Chinesen hatten sich in neuester Zeit das Opium-
rauchen und Opiumessen angewöhnt, ein Mittel sich zu berauschen, das
unter allen für Leib und Seele am verderblichsten sein soll. Den un-
geheuren Bedarf an Opium lieferte vorzugsweise das britische Ostindien
in einem jährlichen Werthe von mehreren Millionen Pfd. Sterl., so
daß der Mohnbau die einträglichste Benutzung des Bodens wurde. Die
chinesische Regierung untersagte ihren Unterthanen den Genuß des Opiums
bei Strafe, selbst bei Todesstrafe, und verbot endlich die Opiumeinfuhr
gänzlich, weil sie ihr Volk nicht vergiften lassen wollte, nach der Be-
hauptung der Engländer aber aus keiner andern Ursache, als weil für
das Opium eine Masse Silbers außer Land ging. Sie schmuggelten
nun noch mehr Opium nach Kanton, als sie früher offen eingeführt
hatten, denn der Verbrauch desselben steigerte sich nach dem Verbote be-
trächtlich (einen annähernden Begriff von dieser Einfuhr gibt die That-
sache, daß der kaiserliche Kommissär Lin 20,000 Kisten Opium, die der
englische Bevollmächtigte Kapitän Elliot auslieferte, in das Meer wer-
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TM Hauptwörter (200): [T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Personennamen: Brooke Sarawak Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Ostindien Amerikas Bombay Ostindien Borneo China China Ostindien
1086 Südamerika — Argentina.
dm Dulce verschlucken, aber den Herden willkommen sind. Dagegen am untern Pa-
ranü, ist das Tiefland zugleich Fruchtland mit guter Vegetation, und was die Gebirgs-
striche des Nordwestens betrifft, so sind große Stücke der Provinzen Mendoza, Cor-
dova und Tucuman mit Südfrüchten, Wein, Pfirsichen und Oliven, mit Indigo,.
Tabak und Baumwolle gesegnet, während es in Rioja und Catam a rca, neben dem
metallreichen Nordchile, Silber- und Goldgruben gibt. Ueberhaupt ist das Land reich
an Produkten der heißen und gemäßigten Zone, nur hat es Mangel an Arbeitskräften,
und der Maugel an Verkehrsmitteln trug Schuld, daß bisher die Produkte des Westens
(so namentlich eine Menge Erze) nicht in den Handel kamen, sondern nur die aller-
rohesten Produkte, die durch massenhafte Ausfuhr im Stande wareu, den Import zu
decken, z. V. Wolle, Rinder- und Pferdehäute, Schaffelle, Pferdehaare, Talg, Hörner,
gesalzene Ochsenzungen :c. In den letzten Jahren hat allerdings der Bau von Eisen-
bahnen, die bereits bis an des Fnß der Andes sich erstrecken, große Fortschritte ge-
macht, so daß der Werth der Produkte im Steigen begriffen ist; es wird nicht mehr
lange dauern, so werden die argentinischen Bahnen eine Vereinigung mit denen von
Chile, wohin der Telegraph bereits reicht, aufsuchen; bis jetzt allerdings spottete die
die kolossale Höhe der Pässe innerhalb des bewohnten Theils von Chile noch jedes
derartigen Versuches.
In der Bevölkerung überwiegt noch die Zahl der Indianer, deren mehrere
Stämme ^Charrnas, Poyuches, Pampe ras, Mamuelches :c.) frei umherstrei-
feu, unter gewählten Häuptlingen (Kazikeu), die sie indes mehr als ihre Väter und
Leiter, denn als ihre Herrn und Gebieter betrachten und bei denen sie bleiben oder
die sie verlassen, ganz nach Lust und Gutdünken; der übrige Theil der Bevölkerung,
besteht aus Weißen, Mestizen, Mulatten :c. Westlich des Rio la Plata ist aus der
Vermischung Weißer (namentlich okkupirender spanischer Soldaten) mit Indianern ein
eigenes Nomadenvolk, die Gauchos (spr. Ga-utschos) entstanden, das gewöhnlich zu
Pferde erscheint, sehr geschickt mit dem Lasso (einer Jagdschlinge) und den Bolas oder
Schleuderkugeln umzugehen versteht, nud von der Hut und dem Fange des zahllosen
wildgewordenen Rindviehes lebt *). Auch der Reichthum der dortigen weißen Grund-
bescher besteht hauptsächlich in Herden. Es gibt Estanzieros (Grundeigentum«), die
50000 Stück haben; man läßt sie stets unter freiem Himmel. — Die Estanzien im
Campo gehen jetzt immer mehr in die Hände von Fremden über, wie auch in den
Städten der Großhandel. Der Eingeborne, von übertriebenem Stolze, ist ohne wirk*
liche Arbeitskraft und ausdauernden Unternehmungsgeist, und so vollzieht sich dort ge-
genwärtig ein Volks-Nenbilduugsprozeß, bei welchem die Deutscheu am meisten inte-
ressirt sind. Denn obgleich gering an Zahl, gegenüber den in großer Masse einwan-
dernden Italienern, Basken, Südfranzosen :c., die dem Lande für immer den romanischen
Charakter wahren werden, haben die Deutschen doch festen Boden gefaßt und infolge
*) „Der Gaucho führt ein Leben voll Entbehrungen, aber sein Luxus ist die
Freiheit. Er ist stolz auf seine Unabhängigkeit, die keine Schranke kennt; seine Gefühle
sind wild wie sein ganzes Leben, aber im Grunde gut und edel" (Head). Und Sar-
miento, selbst ein Argentiner, schildert deu Gaucho als einen Menschen, der wenig Be-
dürfnisse kennt, von Unterordnung gar keinen Begriff hat, ebensowenig von einer Re-
gieruug; jede regelrechte systematische Ordnung ist bei ihm ein Ding der Unmöglichkeit..
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]