^ Das Altertum.
mif Tr' rrie ägyptischen Ärzte, die ihn nicht heilen konnten,
auf Pfahle spießen lassen wollte. Nur die Fürbitte des griechischen Arrtes der thn geheilt hatte, hielt ihn davon ab. 5 '
8 30.
Griechenland.
76) Während die riesigen Staaten Asiens in Trümmer zer-stueit, halten sich Bildung und Gesittung nach Europa verpflanzt. Die ersten Träger waren die Bewohner des jetzigen Griechenlands. Ms das südöstlichste Land Europas und in der Mitte dreier Weltteile gelegen, war es vorzüglich geeignet, die Kultur der Alten Welt in sich aufzunehmen und veredelt den europäischen Völkern zu übermachen. Die Griechen waren es vorzüglich, die das Schöue m Kunst und Wissenschaft pflegten und es in einer solch vollendeten Form darzustellen wußten, daß ihre Kunstwerke noch heute für uns klassische, d. H. mustergültige sind. Sie nehmen unter den Völkern des Altertums die erste Stelle ein. Ihre ^schichte nimmt deshalb unsere Aufmerksamkeit vorzüglich in Anspruch.
77) Im allgemeinen bestand Griechenland ans drei großen Landschaften. Im Norden lagen Thessalien und Epirus. An dieses grenzte Mittelgriechenland oder Hellas an, welches durch die Landenge (Isthmus) von Korinth mit dem südlichen '^eile, dem Peloponnes, zusammenhing. Bewohnt wurde es von einer Menge kleinerer Völkerstämme. Die ersten Einwohner kamen vom Kaukasus her. Es waren die Pelasger, welche in Thessalien und Epirus einwanderten. Nach ihnen kamen aber bald die Hellenen, welche die Oberhand gewannen, während von den Pelasgern viele nach Italien und den Inseln auswanderten.^ Bald nannte man.alle die vielen Völkerstämme mit dem gemeinschaftlichen Namen die Hellenen. Unter den Hellenen traten bald die Dorier in Thessalien und die Ionier in Attika hervor.
Anmerkungen.
1. Griechenland ist auf drei Seiten vom Meere umgeben, im Süden vom Mittelländischen, im Osten vom Ägäischen und int Westen vom Jonischen Meere. Im Norden ist Griechenland durch hohe Gebirgsketten gedeckt. Im Osten ist es beiläufig ebenso weit von Kleinasien entfernt, als im Westen von Italien. Den Namen Griechenland erhielt Hellas von den Römern, und zwar sollen sie das Land nach dem kleinen thessalischen Volksstamme der Grajen so genannt haben.
Thessalien wird von dem größten Flusse Griechenlands, dem Penens, durchströmt. Die vorzüglichsten Gebirge sind: der Olymp, wohin die Phantasie den Wohnsitz der Götter verlegte; der Ossa, von
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254
Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand.
Bewohner Karthago's zu den Waffen, und stellten ein ansehnliches
Heer. In gewöhnlichen Zeiten war nur eine kleine Kriegschaar — die
heilige genannt — aus Karthagern bestehend. In derselben dien-
ten die vornehmeren Burger zu Pferd. Einen größeren Schlackt-
hanfen und eigentlich den Kern des Heeres bildeten die afrikanischen
Unterthanen Karthago's, die Libyer, wie Polybius sie nennt. Aber
die Hauptmasse desselben bestand aus Söldlingen, welche Karthago
weit und breit unter vielen Völkern und Stammen warb. Kein alter
Staat hat das System fremder Micthtruppcn in einem so großen Um-
fange und so beharrlich, wie Karthago, ansgeübt. Fast alle Lander,
wohin cs handelte, waren zugleich seine Werbepläze: mit dem Golde
der einen Nation erkaufte cs das Blut der anderen, und machte ab-
wechselnd den Handelsgewinn dem Kriege und diesen dem Handel
dienen. Heeren (*) hat eine anziehende Schilderung eines karthagischen
Heeres geliefert, wo sich die schwerbewaffneten Spanier, die halb-
nakten Gallier, vermischte Haufen von Italienern und Grie-
chen, die wilden balearischen Schlenderer und die vielen afri-
kanischen Horden ans allen Ländern von Eyrene bis zum atlan-
tischen Meere — insbesondere die n n midi sch en Reiter — versammelt
fanden, und sich mit gegenseitigem Erstaunen betrachteten. Auch hat
derselbe Schriftsteller die Vortheile und Nachtheile dieses Systemes —
die Leichtigkeit, Heere zu errichten und ihren Verlust zu ersezcn, die
Vervielfachung der Handelsverbindungen und des politischen Einflusses,
dagegen aber den fast nothwendigen Verlust solcher bunt unter einan-
der gemengten, meist nur leichten und indisciplinirten Truppen gegen
wohlorganisirte Heere, den Mangel an Eifer und mehr noch an Treue,
die Länderverwüstungen und Epidcmicen, endlich den prekairen Zustand
einer nicht auf einheimischer Kraft beruhenden Größe — so schön
in's Licht gestellt, daß demselben Nichts znznfügen bleibt.
In den karthagischen Heeren spielen auch die Elephanten eine
bedeutende Rolle. Diese und die Streitwagen treffen wir auch bei
den morgen ländischen Nationen, und selbst in den macedoni-
schen Reichen an. Bei der Verbesserung des Kriegswesens wurden
sie von geringerer Brauchbarkeit erfunden.
§. 17. Römisches.
Mehr, als alle übrige Völker, hat Rom im Kriege geleistet.
Denn nur bei Ihm war er die Hauptsache; bei den Persern war
cs der Gehorsam, bei den Griechen die Freiheit, in Karthago
(*) Afrik. Völker S. 287 f.
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Extrahierte Ortsnamen: Karthago Karthago Rom Karthago
88 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc.
stand sich daher in jener Zeit wohl von selbst, daß er sich am Klerus er-
holte und deßwegen zum „Evangelium" griff; aber er that es mit äußer-
ster Behutsamkeit, denn er mißtraute dem Adel, der die Königsmacht
nicht gehoben sehen wollte, und den Bauern, welche dem alten Glauben
treu waren. Zuerst ließ er das „Evangelium" nur da und dort verkün-
den, sorgte für eine Bibelübersetzung in das Schwedische und erst 1526
ließ er in Upsala disputieren. Den Hauptschlag führte er auf dem
Reichstage von Westeräs 1527. Er erklärte, daß er nicht mehr
König sein wolle; er habe genug gethan für das Land und wolle sein
Vermögen nicht vollends ruinieren, denn die Krone habe keine Einkünfte,
aber Ausgaben genug; auch Thränen standen ihm zu Gebote, als die
Bürger und Bauern ihn baten, er möchte die Last der Königswürde
noch länger tragen. Er aber entgegnete, daß er Bürger und Bauern
nicht höher besteuern dürfe (von Besteuerung des Adels war keine Rede)
und daß der Krone nur zu helfen sei, wenn ihr von dem großen Gute
der Geistlichkeit nachgebessert werde. Als Bauern und Bürger dergestalt
lediglich die Wahl zwischen neuen Steuern oder der Abdankung des
Königs vor sich sahen, auf welche unfehlbar die alte Adelswirthschaft
mit Dänenherrschaft und Bürgerkriegen gefolgt wäre, opferten sie die
geistlichen Herren, welche sich um so weniger ernstlich zu wehren getrau-
ten, als sie Christian Ii. unterstützt hatten. Den Herren vom Adel,
welchen eine Abdankung des Königs, wenn sie je daran glaubten, nicht
halb so leid, als den Bürgern und Bauern gewesen wäre, hielt er einen
Köder vor: sie sollten die Kirchengüter, welche ihre Ahnen einst gestiftet
hätten, wieder an sich nehmen, sofern sie ihre Ansprüche Nachweisen könn-
ten. Dies wirkte; die Herren griffen zu und nahmen so viel an sich,
daß der König ihnen spater wieder das meiste entreißen mußte und den
Termin der Vergabung auf 1453 setzte; was seit dieser Zeit an die
Kirche gestiftet worden war, das allein blieb den Adeligen. Gustav ließ
bei seiner Reformation eine Art von Bischöfen bestehen, gab ihnen jedoch
Konsistorien bei und machte sie von der Krone abhängig, so daß ein
solcher Bischof sich von einem deutschen Superintendenten außer dem
alten Namen nur dadurch unterschied, daß er ein Neichsstand war und
auf dem Reichstage neben dem Adel saß. Daß die katholische Religion
aufs strengste, bei Landesausweisung, verboten wurde, versteht sich von
selbst (erst 1857 schlug der König den Reichsständen die Abschaffung
der Landesverweisung vor); einige unfügsame Geistliche wurden hinge-
richtet. Den Lübeckern bezahlte Gustav seine Schulden mit Kirchen-
glocken, und zum Danke für ihre Unterstützung entzog er den Hanseaten
ihre Handelsvortheile in Schweden und legte ihnen Zölle auf, während
er den schwedischen Handel entfesselte; ebenso schloß er zu Schwedens
Vortheil, aber zum großen Schaden der Hanseaten, einen Handelsver-
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Extrahierte Personennamen: Christian_Ii Gustav Gustav Gustav Gustav
108
entweder Leibeigene oder Zinshrige und zu Frohndiensten der-pflichtet. Das Eigenthum des Ackers, den sie bebauten, stand meist dem Grundherrn, dem adeligen Gutsherrn oder einem Kloster zu. Wenn der Inhaber eines Ackerstckes starb, nahm sich der Grundherr, um sein Eigenthumsrecht zu zeigen, das beste Stck von der Habe des Zinshrigen, ein Recht des Guts-Herrn, das man Besthauptrecht nannte. Die Bauern stellten ihre Forderungen in zwlf Punkten auf; sie verlangten unter anderm die Wahl der Pfarrer (also Aufhebung des Patronats), Abschaffung der Leibeigenschaft, des Besthauptrechtes, Freiheit der Jagd, Feststellung der Frohndienste.
Weil diese Forderungen nicht bewilligt wurden, brach der Ausstand im sdlichen Deutschland aus, in Schwaben, im Elsa, in Franken, Bayern, im Salzburgischen, ging auch nach Lothringen, zog sich nach dem Rheingau hin, lief den Rhein hinab und verbreitete sich durch Westfalen. Wohin die wilden Schaaren der Bauern kamen, steckten sie adelige Schlsser, reiche Klster in Brand, erschlugen und mihandelten die Adeligen. Es fehlte aber ihren Schaaren eine wirksame Bewaffnung, die Kriegszucht und einheitliche, verstndige Fhrung. Sie erlagen schlielich den schweren Geschtzen und der Reiterei. Bei Knigs-Hofen an der Tauber wurden sie 1525 schwer geschlagen; ein schreckliches Strafgericht wurde gehalten; die Zahl derjenigen Bauern, die in den Kmpfen und in den brennenden Drfern umkamen, wird auf 100,000 berechnet. Die Lasten der Bauern wurden noch vermehrt und dauerten fort bis zur franzsischen Revolution: von da an begann allmhlich ein freier Bauern-stand sich zu bilden.
Die Wiedertufer in Mnster (15341535). Mnster die Hauptstadt Westfalens, wurde von zwei Wieder-tufern, dem Bcker Johann Matthiesen aus Haarlem und dem Schneider Johann Bockhold aus Leyden in groe Verwirrung gebracht; es schloffen sich der reformirte Prediger Rothmann in Mnster, der reiche Tuchhndler Knipperdolling und Krech-ting an sie an; sie predigten auer der Wiedertaufe Gterge-
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Extrahierte Personennamen: Johann_Matthiesen Johann Schneider_Johann_Bockhold Johann Rothmann
84 Karl d. Gr. Kirchliche Verhältnisse.
stand der Pfalzgras. Er vertrat die Stelle des Königs im höchsten Gericht, wenn dieser abwesend oder verhindert war, oder minder wichtige Dinge zur Sprache kamen.
Karls immerwährende Kriege forderten bedeutende Streit-kräfte. Da die Zahl der Vasallen, die unter ihrem Lehnsherrn ins Feld zogen, nicht ausreichte, so mußte auch jeder Gemeinfreie erscheinen, sobald das Aufgebot zum Heerbann erging, und eine schwere Strafe traf den, der ausblieb. Jeder mußte sich Lauze und Schild oder einen Bogen mit zwölf Pfeilen stellen; Reichere mußten mit einem Harnisch versehen sein; Ärmere, welche die Kosten der Ausrüstung nicht tragen konnten, mußten zusammentreten, um gemeinschaftlich einen Krieger auszurüsten. Jeder war verpflichtet, Lebensmittel auf drei Monate mit sich zu führen. Jedoch wurden nicht immer alle, welche zum Heerbann des Reiches gehörten, aufgeboten, sondern nur gewöhnlich die Männer der Provinzen, welche dem Schonplatz des Krieges zunächst lagen. Dennoch ist nicht zu leugnen, daß bei den steten Kriegen Karls die Zahl der freien Männer immer mehr abnahm.
Die Religion war Karl dem Großen Herzenssache; feine Ehrfurcht vor der christlichen Kirche erstreckte sich auch auf deren Diener. Damals waren die Geistlichen allein im Besitz der Wissenschaft, und wie der Kaiser die hohe Bedeutung derselben für die Bildung seiner Völker erkannte, so verlangte er auch von ihnen einen sittenreinen, geistlichen Wandel und unterwarf sie einer strengen Beaufsichtigung. Die Jagd, das Tragen von Waffen, der Besuch von Schauspielen, Wirtshäusern und Gastmählern war ihnen verboten. Die Bischöfe hatten Anteil an den Staatsgeschäften und Sitz und Stimme auf den Reichstagen. Den Zehnten ließ er mit solcher Strenge an die Kirche entrichten, daß er nicht einmal feine eigenen Güter davon ausschloß. Besondere Sorgfalt widmete er der Verbesserung des Kirchengefanges. Zu diesem Zwecke legte er zu Metz und Soisfons Singfchuleu cm, und ließ nicht nur Orgeln aus Italien kommen, sondern brachte auch zwei Gesanglehrer von dort mit. Aber die rauhen Kehlen der Franken gewöhnten sich nur schwer an den kirchlichen Gesang, so daß die Italiener ihn mit dem Geheul wilder Tiere oder dem Rumpeln eines Lastwagens über einen Knütteldamm verglichen, und Alkuin über die entsetzliche Tölpelhaftigkeit klagte, mit der er bei den Franken zu kämpfen hatte. Nicht minder sorgte Karl für besseres Verständnis der heiligen Schrift, indem er einzelne Teile derselben in die Muttersprache Übersetzen ließ. Um den öffentlichen Gottesdienst zu heben, trug er dem gelehrten Longobarden Paul Warnefried ans, eine Samm-
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Extrahierte Personennamen: Karl d Karl Karls Karls Karl Karl Soisfons_Singfchuleu Karl Karl Paul_Warnefried
98 Einführung des Luthertums in Dänemark.
Gustav setzte hieraus die Belagerung von Stockholm mit verdoppeltem Eifer fort und ließ die Lübecker um die ihm zugesagte Hilse bitten. Gegen die Zusicherung bedeutender Handelsvorteile, die vertragsmäßig festgestellt wurden, schickten ihm dieselben zehn wohl ausgerüstete Schiffe und 900 Mann Landtruppen. Angelockt durch Gustavs bereits in das Ausland gedrungenen Heldenrns, schlossen sich denselben auch mehrere deutsche Ritter ein. Trotz dieser bedeutenden Unterstützung hatte Gustav noch nahezu zwei Jahre gegen den Widerstand der dänischen Besatzung zu sümpfen. Erst nachdem die Stunde nach Stockholm gedrungen, daß auch in Dänemark eine Empörung ausgebrochen und Christian Ii. vom Thron gestürzt sei, wurde die Stadt am 21. Juni 1523 den Belagerern übergeben. — Mit der Eroberung Stockholms war die Befreiung Schwedens von der dänischen Herrschaft vollendet und damit zugleich die Auflösung der Kalmarischen Union besiegelt. Schon im folgenden Jahre erkannte Christians Ii. Nachfolger, Friedrich I., in den: Frieden von Malmö die Unabhängigkeit Schwedens an. Noch vor der Übergabe von Stockholm war Gustav aus dem Reichstage von Strengnäs einstimmig zum König ausgerufen wordeu und hatte, nachdem er geschworen, den Gesetzen des Reiches gemäß regieren zu wollen, von den versammelten Ständen den Eid der Treue empfangen.
c. Die Einführung der sogenannten Reformation im Norden.
Christian Ii. hatte durch seine ruchlose Gewaltthat erst recht den Widerstand der Schweden hervorgerufen. Er säete im ganzen Lande, selbst bei dem gemeinen Volke, das er hatte gewinnen wollen, einen unbeschreiblichen Dänenhaß und ries zugleich in den Reihen des dänischen Adels, der ihm mit Eifer in den Kamps mit Schweden gefolgt war, ein allgemeines Mißtrauen hervor. Indem er schon 1520 einen Theologen namens Martin Reinhard aus Wittenberg und dann Karlstadt nach Kopenhagen berief und der Ausbreitung der lutherischen Lehre mit allem Eifer Raum zu verschaffen suchte, um mit Hilfe des Volkes die Macht des Adels und der Geistlichkeit zu brechen und sich an bent Gute der letzteren zu bereichern , entfrembete er sich den Katholiken und gewann sich bemtoch nicht die Herzen der Protestanten. Er hob den bebrückten hörigen Banernstanb; aber bieg erbitterte nur noch mehr den geistlichen und weltlichen Abel und führte ihm boch die Massen des Volkes nicht zu; selbst die, welche im Stillen seine Neuerungen billigten,
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Extrahierte Personennamen: Gustav Gustav Gustavs Gustav Gustav Christian_Ii Christians Friedrich_I. Friedrich_I. Gustav Gustav Christian_Ii Martin_Reinhard
Extrahierte Ortsnamen: Dänemark Stockholm Stockholm Dänemark Stockholms Schwedens Schwedens Stockholm Schweden Schweden Wittenberg Kopenhagen
512 Pyrenaische Halbinsel. Geschichte Spaniens.
männern, so sehr der ritterliche Sinn dadurch entwickelt wurde, haben doch Übeln
Einfluß auf den Volksgeist gehabt, was sich erst später deutlich zeigte: sie mach-
len die Intoleranz dauernd. Mauren und Juden wurden ausgerottet, und
Christen, deren Glaube den Priestern mißfiel, mit Martern und Feuertod ver-
folgt. Schon Ferdinand und Isabelle führten zu diesem Behuf das schreckliche
Jnquisitionsgericht ein, das jeden heimlich Angeklagten verhaften ließ und,
ohne ihm den Kläger und die Zeugen gegenüber zu stellen, durch Foltern quälte
und nach Belieben verurtheilte. Man rechnet, daß seitdem durch die Inqui-
sition 31912 Menschen verbrannt, und noch zehnmal soviel mit strengen Strafen
belegt sind. Spanische Edelleute waren es auch, Dominicus Guzmann 1206,
und Ignaz Loyola 1537, welche die Mönchsorden der Dominikaner und
I e s u i t e r stifteten.
In neuester Zeit ließ nun freilich das religiöse Verfolgen nach, man scbämte
sich der Autodafes, aber die Nation, noch stolz und tapfer genug, lim sich gegen
Napoleons Joch mit Hartnäckigkeit zu wehren, war doch so herab gekommen, und
ihr politisches Gewicht unter den Mächten Europas so hingeschwunden, daß sie
jetzt mehr ein Gegeilstand des Bedaurens als der Achtung ist. Ihr Unglück
wird noch durch Zwiste über den Thron und über den Einfluß am Hofe ver-
mehrt. Ferdinand Vii. hatte nämlich 1833, dem bonrbonischen Herkommen
(salischem Gesetz) zuwider, sein Töchterche» Isabelle zur Thronerbin erklärt
und jenes Staatsgesetz aufgehoben. Unzufrieden damit stand gleich nach des
Königs Tode sein Bruder Don Karlos als Prätendent auf, und wußte, ob-
gleich ein Mann von geringem Talent, das schon unzusriedue Volk der nordöst-
lichen Provinzen für sich zu gewinnen. So entspann sich ein mehrjähriger Bür-
gerkrieg , blutig und verheerend und reich an Barbareien aber arm an Helden-
tbaten; ilnd als endlich der unfähige Prätendent flüchten mußte, begann ein neues
Partheien über den Besitz der Regentschaft. Seit 1845 ist nun freilich die junge
Jsabella als Königin anerkannt, aber Spanien bleibt darum nicht minder der
Tummelplatz des Ehrgeizes und der Intriguen, wo selbst über den Rechten der
neuerdings hergestellten Cortes die Ungewißheit schwebt, ob sie dauern oder ver-
nichtet werden sollen.
Spanien läßt sich übrigens wie eine Insel betrachten, woraus das Ausland
weniger einwirkt; deshalb seine Eigenthümlichkeiten in Sitten und Trachten, und
selbst in Werken der Poesie und der bildenden Künste. Von Natur ist das Volk
reich begabt; leidenschaftlich und von lebhafter Einbildungskraft, wie das italische,
steht es an Ernst des Lebens. an Charakter und Gemüth offenbar höher, und
seine Sprache (der kastilianische Dialect) kaun für majestätisch gelten. Bei solchen
Anlagen müßten die Spanier im Gebiete der Literatur Außerordentliches geleistet
haben, wenn nicht ihr Genius auf doppelte Weise, religiös und politisch, ein-
gezwängt worden wäre. So aber stehen sie in Geschichtschreibung und Philosophie
den Deutschen und Engländern nach. Nur in der Poesie besitzen sie bedeutende
beschäftigt wurden. Am Ende der Regierung des 3ten Philipp zählte man zu
Sevilla nur noch 400 solcher Stühle.
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Isabelle Dominicus_Guzmann Ignaz_Loyola Napoleons Ferdinand Isabelle Ernst Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Spaniens Spanische_Edelleute Europas Spanien Sevilla
444
Die Römer im Kampfe mit Carthago,
war der an der Spitze der römischen Partei stehende Kallikrates, der
sich der fremden Gewalt als feiles Werkzeug dargeboten, vorzugsweise
thätig. Die Achäer konnten sich darauf berufen, daß sie nichts für Per-
seus gethan hatten und, als einige sich zu einer Vertheidigung in Nom
bereit erklärten, ergriff man begierig die Gelegenheit, tausend Achäer,
die auf Angaben des Kallikrates ausgewählt wurden, nach Italien abzu-
führen, wo sie als Geiseln in verschiedene Städte vertheilt lebten und
von wo nach 17 Jahren die noch lebenden, dreihundert an der Zahl,
zurückkehrten. Unter den Fortgeführten war Lykortas' Sohn Polybius,
der durch die Verbindung, in welche er mit Aemilius Paullus' Sohne,
Scipio Aemilianus, kam, einen bleibenden Aufenthalt in Nom fand und
im Besitz genauer Kenntniß von römischem Wesen der Geschichtschreiber
seiner Zeit wurde. Während der Abwesenheit der Geiseln unterlagen
alle Handlungen des achäischen Bundes den Vorschriften der Römer.
Das Gefühl der Erniedrigung brachte in dieser Zeit in dem heran--
wachsenden Geschlechte, welchem Kallikrates ein Gegenstand des tiefsten Ab-
scheues war, heftigen Grimm gegen die Römer hervor. Dieser Grimm
kam durch neuen von Sparta erregten Zwist zum Ausbruche. Die Rö-
mer nehmen sich der Spartaner an, doch da sie jetzt noch keine entschei-
dende Sprache führen, kommt es zu einem Kriege, der mit dem Unter-
liegen Spartas endet. Kallikrates war auf einer durch die spartanischen
Händel veranlaßten Gesandtschaftsreise nach Rom gestorben. Es regte
sich auch in der Ferne der Unmuth unterdrückter Völker gegen Rom.
Es war im Jahre 149 ein neuer Krieg mit Carthago ausgebrochen.
Kurz darauf, im Jahre 148, bildete sich ein Aufstand in Macedonien
aus, indem ein Mensch mit Namen Andriskus sich für Philipp, einen
Sohn des Perseus, ausgab und das macedonische Reich herzustellen ver-
suchte. Doch blieben während des macedonischen Aufstandes die Achäer
den Römern noch treu und wirkten mit, den ersten Einfall des Andris-
kus in Theffalien zurückzuweisen. Noch in demselben Jahre wurde der
Krieg in Macedonien durch den Prätor Metellus beendigt, der Empörer
in Thracien gefangen genommen und Macedonien förmlich zu einer
Provinz eingerichtet. Da sich bald auch die Aussichten auf Bezwingung
Carthago's bestimmter gestalteten, nahmen die Römer gegen die Achäer
einen strengeren Ton an. Im Jahre 147 verlangten ihre Gesandten
zu Korinth, daß der Bund auf alle Orte, die zu Philipps Zeit nicht zu
ihm gehört, verzichten solle. Da dies nur eine weitere Ausdehnung
der für Sparta gemachten Ansprüche war, reihte sich die endliche Ent-
scheidung an jene Siege, durch welche Philopömen zur Zeit des römisch-
syrischen Krieges die Macht der Achäer, wie es schien, auf ihren Gipfel
gebracht hatte. Es entstand durch die Erklärung der römischen Gesandten
eine ungeheure Aufregung in der Stadt und man suchte in der Rach-
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Scipio_Aemilianus Scipio Grimm Grimm Kallikrates Philipp Philipp Philipps
Extrahierte Ortsnamen: Italien Sparta Spartas Rom Rom Macedonien Theffalien Macedonien Prätor_Metellus Macedonien Korinth Sparta
54-0 Die pyrenäische Halbinsel, Skandinavien und Rußland
eine Stütze in der öffentlichen Meinung. Dagegen hatte der römische
Stuhl, dessen Genehmigung zur Errichtung dieser Inquisition eingeholt
worden war, schon wegen der königlichen Ernennung der Richter Ursache
zur Besorgniß und fand oft in dem Verfahren selbst Anlaß zu ernst-
licher Einsprache und zu Annahme von Berufungen gegen die ergangenen
Entscheidungen. Anfangs bestand nur ein Gerichtshof der Inquisition
zu Sevilla. Seitdem aber im Jahre 1483 der Dominikaner Torque-
mada unter dem Namen eines Großinquisitors an die Spitze der In-
quisition getreten war, wurden noch drei andere Gerichtshöfe errichtet.
Die Strafe für Unverbesserliche bestand nach der damaligen Härte des
peinlichen Rechtes im Feuertode. Doch hatten die sogenannten Glau-
bensgerichte oder Autos da Fe keineswegs allein die Hinrichtung der
von der Inquisition zum Tode Verurtheilten zum Gegenstände, sondern
gaben oft das schönere Schauspiel der Freisprechung von solchen, die
bei der Untersuchung für unschuldig befunden worden, oder der Rückkehr
und Buße der Reuigen. Der Krieg, durch welchen der fast achthundert-
jährige Kampf mit den Mauren sein Ende erreichte, begann im Jahre
1481 unter der Leitung Gonzalez', des Siegers von Toro, und zog
sich, da in den Gebirgen, die das Thal des Flusses Xenil umgeben, viele
feste Orte starken Widerstand leisteten, zehn Jahre hin, ehe die Haupt-
stadt Granada belagert werden konnte. Im Jahre 1491 folgte Jsabella
ihrem Gemahl in das Lager vor dieser Stadt und ließ dasselbe, um
den Feldzug im Winter nicht unterbrechen zu müssen, in eine Stadt
von steinernen Häusern verwandeln, worauf im Anfänge des Jahres
1492 die durch Hunger erzwungene Uebergabe erfolgte, und die Könige,
wegen ihres Eifers für die Sache der Christenheit die katholischen genannt,
in das Schloß Alhambra einzogen. Das Reich wurde dem kastilischen
Reiche einverleibt. So war die Herrschaft des Islam im Südwesten
Europa's gebrochen zu der Zeit, da sie sich im Südosten drohend erhob.
Den Mauren ward, soweit sie nicht nach Afrika auswandern wollten,
die Beibehaltung ihrer Religion und Ernennung eigner Richter aus
ihrer Mitte gestattet, gegen diejenigen aber, welche sich in einzelnen
festen Plätzen des Gebirges noch hielten, der Krieg bis zu völliger
Unterwerfung fortgesetzt. Der Beichtvater der Königin, der Francis-
kaner Ximenes, leitete die Bemühungen zur Bekehrung der Unterwor-
fenen, und begann so die für Spanien und die Christenheit heilsame
Thätigkeit, durch welche er in der Folge eine Zierde der Kirche und
eine Stütze des Staates wurde. Da bei denjenigen Mauren, an welchen
die Bekehrungsversuche scheiterten, immer neue Auflehnungen stattfanden,
kam es zu strengeren Maßregeln gegen die in Granada und ander-
wärts lebenden, indem man ihnen die Wahl zwischen Annahme des
Christenthums und Auswanderung ließ. Doch wurde die Ausführung
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Extrahierte Personennamen: Jsabella
Extrahierte Ortsnamen: Skandinavien Sevilla Granada Europa's Afrika Spanien Granada
§ 31. Herders Dichtungen.
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Brüder, zwang Elvira zur Übergabe von Toro und belagerte Uraca in Zamora,
bis er durch die Hand eines Verräters fiel. Da wurde Alfons zum König von
Kastilien gewählt unter der Voraussetzung, daß er den Schwur leisten werde, an
der Ermordung seines Bruders Sancho unschuldig zu sein. Aber keiner getraute
sich, dem König den Schwur abzunehmen; Rodrigo allein wagte es, zog sich hier-
durch aber den Haß des Königs zu, der ihn freilich noch mit seiner Nichte Ximene,
der Tochter des asturischen Grafen Diego und der Elvira, verheiratete, dann aber
aus Kastilien verbannte. Bald erwarb sich der Cid als Bandenführer durch
Kriegszüge gegen Christen und Mauren einen berüchtigten Namen, eroberte 1094
die Stadt Valencia und hielt sich in ihrem Besitze bis zu seinem Tode 1099.
Als Ximene die Stadt den belagernden Morabethen preisgeben mußte, zog sie mit
der Leiche Eids nach dem Kloster San Pedro de Cardagno bei Burgos, wo sie
dieselbe nach dem Wunsche ihres Gemahls feierlich beisetzte.
Bald bemächtigte sich die Sage dieser Geschichte und gestaltete den Cid
zu einer volkstümlichen Heldengestalt, in die sie alle nationalen,
ritterlichen und christlichen Tugenden zusammenhäufte. Das Gedicht, in
trochäischem Dimeter geschrieben, umfaßt vier Teile: 1. Cid unter Fernando
dem Großen; 2. Cid unter Sancho dem Starken; 3. Cid unter Alfons Vi.,
dem Tapfern; 4. Cid in Valencia und im Tod.
So ist Herder einer jener hervorragenden Männer, die, in der Fülle
und Vollkraft ihres Geistes die verfchiedensten Gebiete umfassend, auch
für die nachfolgenden Generationen anregend und befruch-
tend wirken. Wenn er auch mehr von subjektiver Phantasie und
Empfindung als von objektiver kritischer Schärfe geleitet schreibt;
wenn feine Darstellungsweise gegenüber der durchsichtigen Klarheit und
scharfen Bestimmtheit der Prosa Lessings auch etwas Springendes und
Ungleichmäßiges, dabei aber Schwunghaftes und Phantasievolles hat, so
daß er mehr erwärmt und begeistert, als überzeugt und belehrt: so
sind feine Anregungen dennoch von großer Wirkung gewesen. Er
zuerst hat die Begeisterung für volkstümliche Dichtung erweckt; er
hat die Poesie als eine Volksmitgift, als Erbteil aller Völker
gekennzeichnet, indem er nachwies, daß „die Poesie älter sei als die
Prosa, daß sie lebe in der Sprache und im Mythus, daß sie stehe
an dem Uranfange der Geschichte"; er hat auf die Unterschiede von
Kunst- und Volksdichtung hingewiesen; er hat uns die Schönheit
Homers, die verschiedene Größe eines Sophokles und eines
Shakespeare zum Bewußtsein gebracht; er hat uns in seiner Uni-
versalität, mit der er die Poesie aller Völker und aller Zeiten
umfaßte, in den Mittelpunkt einer Weltliteratur gesetzt, in welchem
wir die Früchte der Dichtung aller Länder und aller Äonen als Mit-
lebende genießen.
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TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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