32
b. Die nemeischen Spiele, bei Nemea in Argolis dem
Zeus zu Ehren alle zwei Jahre gefeiert.
6. Die isth mischen bei Korinth alle zw ei Jahre zu Ehren
des Poseidon.
d. Die pythischen in alter Zeit von 8 zu 8, seit 586
alle 4 Jahre in Delphi zu Ehren des Apollon. Ursprünglich
auch musische, seit 586 ritterliche und gymnische Wettspiele.
Der Wechsel der Verfassnngsformen läßt sich am klarsten an
der Geschichte Athens erkennen, während Sparta wesentlich in
den einmal angenomnienen Formen beharrte. Beide Städte ge-
langen zu ihrer Bedeutung zunächst durch die politische Ei-
nigung (Centralisation) ihrer Landschaft, ein Fortschritt,
der in Athen am besten glückte. Aber auch anderwärts regt sich
in dieser Periode das mehr oder minder gelingende Streben,
durch Einigung der Landschaft unter einem Hauptort ein poli-
tisches Ganzes herzustellen, so in Argolis und Böotien.
Die griechischen Verfassnngsformen {nolivttai) wechseln mit
einer gewissen Gesetz- und Regelmäßigkeit, so daß man von einer
Periode des Königthums, der Adelsherrschaft, der Volksherrschaft
reden könnte. Doch finden sich diese Formen nicht blos nach-
einander, sondern auch nebeneinander in den verschiedenen
Staaten, im buntesten Wechsel in den Kolonien.
Schema der griechischen Verfassungen nach Aristoteles
1) Das althellenische heroische Königthum (s. oben
S. 22) ist auch im Anfang dieser ersten Periode die herrschende
Staatsform, mit kriegerischem Charakter, nur wenig beschränkt,
doch immerhin weit entfernt von orientalischer Despotie. Mit
dem Erbrecht mußte sich persönliche Tüchtigkeit, überlegene Helden-
kraft verbinden.
Iv. Aelteste Verfassungen.
(Pol. Iii, 4, 7)
Grundformen
Ausartungen {nuqty.ßdaeiß)
1. /uovuq/ja oder ßuoixtiu,
2. Uqunohqaxiu,
3. noxithu (Kòrjf.ioy.oaria)
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^ Das Altertum.
mif Tr' rrie ägyptischen Ärzte, die ihn nicht heilen konnten,
auf Pfahle spießen lassen wollte. Nur die Fürbitte des griechischen Arrtes der thn geheilt hatte, hielt ihn davon ab. 5 '
8 30.
Griechenland.
76) Während die riesigen Staaten Asiens in Trümmer zer-stueit, halten sich Bildung und Gesittung nach Europa verpflanzt. Die ersten Träger waren die Bewohner des jetzigen Griechenlands. Ms das südöstlichste Land Europas und in der Mitte dreier Weltteile gelegen, war es vorzüglich geeignet, die Kultur der Alten Welt in sich aufzunehmen und veredelt den europäischen Völkern zu übermachen. Die Griechen waren es vorzüglich, die das Schöue m Kunst und Wissenschaft pflegten und es in einer solch vollendeten Form darzustellen wußten, daß ihre Kunstwerke noch heute für uns klassische, d. H. mustergültige sind. Sie nehmen unter den Völkern des Altertums die erste Stelle ein. Ihre ^schichte nimmt deshalb unsere Aufmerksamkeit vorzüglich in Anspruch.
77) Im allgemeinen bestand Griechenland ans drei großen Landschaften. Im Norden lagen Thessalien und Epirus. An dieses grenzte Mittelgriechenland oder Hellas an, welches durch die Landenge (Isthmus) von Korinth mit dem südlichen '^eile, dem Peloponnes, zusammenhing. Bewohnt wurde es von einer Menge kleinerer Völkerstämme. Die ersten Einwohner kamen vom Kaukasus her. Es waren die Pelasger, welche in Thessalien und Epirus einwanderten. Nach ihnen kamen aber bald die Hellenen, welche die Oberhand gewannen, während von den Pelasgern viele nach Italien und den Inseln auswanderten.^ Bald nannte man.alle die vielen Völkerstämme mit dem gemeinschaftlichen Namen die Hellenen. Unter den Hellenen traten bald die Dorier in Thessalien und die Ionier in Attika hervor.
Anmerkungen.
1. Griechenland ist auf drei Seiten vom Meere umgeben, im Süden vom Mittelländischen, im Osten vom Ägäischen und int Westen vom Jonischen Meere. Im Norden ist Griechenland durch hohe Gebirgsketten gedeckt. Im Osten ist es beiläufig ebenso weit von Kleinasien entfernt, als im Westen von Italien. Den Namen Griechenland erhielt Hellas von den Römern, und zwar sollen sie das Land nach dem kleinen thessalischen Volksstamme der Grajen so genannt haben.
Thessalien wird von dem größten Flusse Griechenlands, dem Penens, durchströmt. Die vorzüglichsten Gebirge sind: der Olymp, wohin die Phantasie den Wohnsitz der Götter verlegte; der Ossa, von
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118 Das Altertum.
Hauerei, bewundern wir vorzüglich die Schönheit der Formen überhaupt, insbesondere die wahre und glückliche Darstellung der menschlichen Figur, den Ausdruck der Köpfe, das Ebenmaß und das richtige Verhältnis der einzelneil Teile, die würdevolle Haltung, den Reiz, wie die Leidenschaft, die sich in dem Antlitze abspiegelt. Das Studium der Antike ist hauptsächlich den Künstlern und den Kunstkennern notwendig. Phidias (geb. 490 v. Chr.) war berühmt durch seine plastischen (körperlich ausgeführten) Darstellungen der 9j?inerva und des olympischen Zeus. Er wurde der Verachtung der Götter angeklagt, weil er sein und des Perikles Bildnis auf dem Schilde der Minerva angebracht hatte. Er starb 432 v. Chr. im Gefängnisse
Die Steine, in welche geschnitten wurde, waren Achat, Amethyst, Hyacinth, Karneol, Onyx und Sardonix. Man schnitt erhaben oder vertieft. Die vertieft geschnittenen Steine (Gemmen) wurden hauptsächlich als Siegel gebraucht und in Ringe gefaßt. Die erhaben geschnittenen Steine (Kameen) stellten in der Regel Köpfe oder Figuren dar. Man hatte int Altertum schon ganze Sammlungen von Gemmen und Kameen (Daktylothsken). Pyrgoteles war der einzige, dem Alexander d. Gr. erlaubte, sein Bildnis in Stein zu graben. So ließ Alexander sich auch von niemand malen, als von Apelles und nur von Lysippus sich in Erz darstellen. Apelles blühte 325, Zeuxis und Parrhasius 400 v. Chr. Von Apelles soll das Sprichwort herrühren: Schuster, bleibe bei deinem Leisten. Man sagt nämlich, ein Schuster habe an einem Gemälde des Apelles einen Schuh getadelt, was der Meister hingenommen habe. Als aber der Schuster dadurch kecker wurde und auch den Fnß und die ganze Gestalt bekrittelte, soll ihn der Künstler mit diesen Worten zurechtgewiesen haben.
2. Die Gedichte Horners waren vielleicht einzelne Heldengesänge, die Pisistratns sammeln und ordnen ließ. Alkibiades gab einmal einem Schulmeister eine Ohrfeige, weil er die Gedichte Homers.nicht in seiner Schule fand; so hohen Wert legte man auf dieselben. Hesiod mag etwa 100 Jahre nach Homer gelebt haben. Äschylus von Eleusis (geb. 528 v. Chr.), Sophokles von Athen und Euripides waren Zeitgenossen. Euripides, der 92 Dramen geschrieben haben soll, wurde am Tage der Schlacht von Salamis auf der Jsel Salamis geboren. Er soll in Makedonien von Hunden oder Weibern zerrissen worden sein. Die Athener setzten ihm ein Denkmal mit der Aufschrift: Ganz Griechenland ist des Euripides Denkmal; Makedoniens Erde bedeckt nur seine Gebeine. Anakreon von Abdera blühte 530, Tyrtäus von Athen, der lahm gewesen sein soll, 664 v. Chr. Pin dar von Theben (geb. 521 v. Chr.) war so sehr der Liebling Griechenlands, daß er im Tempel des Apollo zu Delphi einen eigenen Stuhl hatte. Herodot von Halikarnaß soll aus seinen 9 Büchern griechischer Geschichte dem bei den olympischen Spielen versammelten Volke (456 v. Chr.) unter unendlichem Jubel der Anwesenden, von denen viele noch selbst bei den geschilderten Ereignissen beteiligt waren, vorgelesen haben. Nur ein Mann stand da und weinte. Es war der junge Thnkydides (geb. 471 v. Chr.), der später der Geschichtschreiber des peloponnesischen Krieges wnrde.
3. Jedem der sieben Weisen wird eine Lebensregel zugeschrieben. Es waren folgende Männer: Thales von Milet, der die Höhe der ägyptischen Pyramiden berechnet haben soll, ein Zeitgenosse Solons. Einer seiner Sprüche lautete: Bürgschaft bringt dir Leid. Solon
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Extrahierte Personennamen: Hyacinth Pyrgoteles Alexander_d Alexander Alexander Alexander Herodot
254
Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand.
Bewohner Karthago's zu den Waffen, und stellten ein ansehnliches
Heer. In gewöhnlichen Zeiten war nur eine kleine Kriegschaar — die
heilige genannt — aus Karthagern bestehend. In derselben dien-
ten die vornehmeren Burger zu Pferd. Einen größeren Schlackt-
hanfen und eigentlich den Kern des Heeres bildeten die afrikanischen
Unterthanen Karthago's, die Libyer, wie Polybius sie nennt. Aber
die Hauptmasse desselben bestand aus Söldlingen, welche Karthago
weit und breit unter vielen Völkern und Stammen warb. Kein alter
Staat hat das System fremder Micthtruppcn in einem so großen Um-
fange und so beharrlich, wie Karthago, ansgeübt. Fast alle Lander,
wohin cs handelte, waren zugleich seine Werbepläze: mit dem Golde
der einen Nation erkaufte cs das Blut der anderen, und machte ab-
wechselnd den Handelsgewinn dem Kriege und diesen dem Handel
dienen. Heeren (*) hat eine anziehende Schilderung eines karthagischen
Heeres geliefert, wo sich die schwerbewaffneten Spanier, die halb-
nakten Gallier, vermischte Haufen von Italienern und Grie-
chen, die wilden balearischen Schlenderer und die vielen afri-
kanischen Horden ans allen Ländern von Eyrene bis zum atlan-
tischen Meere — insbesondere die n n midi sch en Reiter — versammelt
fanden, und sich mit gegenseitigem Erstaunen betrachteten. Auch hat
derselbe Schriftsteller die Vortheile und Nachtheile dieses Systemes —
die Leichtigkeit, Heere zu errichten und ihren Verlust zu ersezcn, die
Vervielfachung der Handelsverbindungen und des politischen Einflusses,
dagegen aber den fast nothwendigen Verlust solcher bunt unter einan-
der gemengten, meist nur leichten und indisciplinirten Truppen gegen
wohlorganisirte Heere, den Mangel an Eifer und mehr noch an Treue,
die Länderverwüstungen und Epidcmicen, endlich den prekairen Zustand
einer nicht auf einheimischer Kraft beruhenden Größe — so schön
in's Licht gestellt, daß demselben Nichts znznfügen bleibt.
In den karthagischen Heeren spielen auch die Elephanten eine
bedeutende Rolle. Diese und die Streitwagen treffen wir auch bei
den morgen ländischen Nationen, und selbst in den macedoni-
schen Reichen an. Bei der Verbesserung des Kriegswesens wurden
sie von geringerer Brauchbarkeit erfunden.
§. 17. Römisches.
Mehr, als alle übrige Völker, hat Rom im Kriege geleistet.
Denn nur bei Ihm war er die Hauptsache; bei den Persern war
cs der Gehorsam, bei den Griechen die Freiheit, in Karthago
(*) Afrik. Völker S. 287 f.
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Extrahierte Ortsnamen: Karthago Karthago Rom Karthago
Die Aegyptier.
59
nicht auf zuverlässige Weise in Einklang gebracht, noch viel weniger in
eine synchronistische Beziehung zu der babylonischen und assyrischen Ge-
schichte gesetzt sind. Zu den Ramessiden gehört der König, welcher bei
den Griechen Sesostris heißt und dessen Negierung der Höhepunkt ägyp-
tischer Macht und Bildung ist. Dem Charakter ägyptischer Abgeschlossen-
heit und Beschränkung entgegen erscheint er als Eroberer und seine
Kriege erstrecken sich über Libyen, Phönicien, Syrien, Kleinasien bis
nach Thracien und in die kaukasischen Länder. Eine sagenhafte Erwei-
terung ist es vielleicht, wenn Baktrien, Scythien und Indien hinzuge-
fügt werden. In den durchzogenen Ländern ließ er Denkmäler seiner
Siege zurück und noch findet sich bei Smyrna ein Denkmal, bei welchem
man an Namesses denken zu müssen glaubte, welches jedoch durch seinen
Kunststyl sich nicht als ein ägyptisches ausweist. Sicher aber ist, daß
Denkmäler in Aegypten diese Siegeszüge verherrlichen. Ohne Zweifel
ist von diesen Zügen das assyrische Reich in Zeiten, für welche es an
Kunde über dasselbe fehlt, heimgesucht worden. Einer solchen nirgendwo
berichteten Berührung zwischen Aegypten und Assyrien gelten vielleicht
die in ägyptischen Königspalästen befindlichen Darstellungen von Seege-
fechten. Ueber den Untergang der thebanischen Dynastieen und der von
Ramesses gegründeten Herrschaft über fremde Länder fehlt es an Nach-
richt. Die späteren gehören nach den ihnen beigelegten Namen, Tani-
ten, Bubastiten, nochmals Taniten, Saiten, dem niederen Aegypten an.
Den Mittelpunkt des Reiches bildete wahrscheinlich Memphis, in dessen
Nähe das Feld der Pyramiden ist. Diese Bauwerke stammen aus
einer jüngeren Periode der ägyptischen Kunst als die von Oberägypten
und haben, da ihre äußere Bekleidung abgerissen ist, und die Stufen
bloßgelegt sind, die Inschriften verloren, mit denen auch sie gewiß be-
deckt waren. Von Rhampsinit, an dessen Namen sich eine novellenartige
Geschichte von Erbauung eines Schatzhauses und von der unüberwind-
lichen List des Baumeisters knüpft, ist es zweifelhaft, ob er der thebani-
schen oder der memphitischen Zeit angehört. Als Erbauer von Pyra-
miden und somit als der memphitischen Zeit angehörig werden Cheops,
Chephren und Mycerinus genannt, von denen der erste und dritte als
ein gottloser und ein gottesfürchtiger Fürst einander gegenüber gestellt
werden, da der eine, der Baulust zu genügen, die Tempel geschlossen
und die Opfer verboten, der andere den Gottesdienst wieder hergestellt
habe. Auch der König Möris, der den gleichnamigen See angelegt,
gehört dieser Periode an. Der See war ein Mittel, die Gewalt der
Ueberschwemmung zu einer Zeit, wo der Boden des unteren Aegyptens
noch nicht genug angehöht war, durch Abtastung des Uebersiusses zu
mindern. Der See ist im Laufe der Zeit verschwunden, da der von
dem Wasser zurückgelassene Schlamm auch seinen Boden allmälig erhöht
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290
deutendsten italienischen Wialer vertreten. Sie enthält das letzte
und berühmteste Bild Rafaels, die Verklarung Christi, ein Gemälde
von wunderbar machtvoller Wirkung; noch vor der Vollendung
seines Werkes hatte den unvergleichlichen Meister der Tod ereilt.
Außerordentlich reichhaltig sind das etruskische und ägyptische
Museum, ferner die Sammlungen von Denkmälern des christlichen
Altertums, von Inschriften und Münzen; die Antikensammlung
endlich ist die erste der Welt. Sie enthält unter vielem anderen
die herrliche Statue des Apollo vom Belvedere und die Gruppe des
Laokoon mit seinen Söhnen, Bildwerke, welche zu dem Edelsten und
Großartigsten gehören, was uns von der Kunst der alten Griechen
erhalten ist. (Nach Molitor, Daniel u. a.)
Wenedig.
Die Entstehung Venedigs reicht in die Zeit der Völkerwande-
rung zurück. Als nämlich Attila mit seinen Hunnenscharen um
die Mitte des fünften Jahrhunderts n. Chr. in Italien einbrach
und die Stadt Aquileja am Adriatischen Meere zerstörte, flüchteten
sich die Bewohner auf die nahen Inseln (Lagunen), und hier ent-
stand im Laufe der Jahrhunderte die wunderbare Wasserstadt, die
Beherrscherin des Mittelmeeres und Hauptstadt der Republik, welche
im Mittelalter eine unglaubliche Blüte erlebte. Venedigs Macht
war sprichwörtlich. Mit der Entdeckung Amerikas und der Auf-
findung des Seeweges nach Indien nahm aber der Handel einen
anderen Weg. Rasch verfiel die Stadt, und an die frühere Größe
erinnern nur mehr die herrlichen Kirchen und Paläste.
Venedig ist auf mehr als 100 kleinen Inseln erbaut; doch liegt
der weitaus größte Teil der Stadt auf der Insel Rialto, welche
von vielen Kanälen durchschnitten ist, deren größter der 8-förmig
gekrümmte Canale Grande ist. Das allgemeine Verkehrsmittel
bilden die Gondeln. Um dem übermäßigen Luxus vorzubeugen,
war im 15. Jahrhundert für dieselben eine einfache Form und
schwarzer Anstrich vorgeschrieben worden. Die Gondoliere verstehen
das pfeilschnell dahinschießende Fahrzeug mit bewundernswerter Ge-
schicklichkeit zu lenken.
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Extrahierte Personennamen: Christi Molitor Daniel Attila Venedigs
Extrahierte Ortsnamen: Italien Amerikas Indien Venedig
512 Pyrenaische Halbinsel. Geschichte Spaniens.
männern, so sehr der ritterliche Sinn dadurch entwickelt wurde, haben doch Übeln
Einfluß auf den Volksgeist gehabt, was sich erst später deutlich zeigte: sie mach-
len die Intoleranz dauernd. Mauren und Juden wurden ausgerottet, und
Christen, deren Glaube den Priestern mißfiel, mit Martern und Feuertod ver-
folgt. Schon Ferdinand und Isabelle führten zu diesem Behuf das schreckliche
Jnquisitionsgericht ein, das jeden heimlich Angeklagten verhaften ließ und,
ohne ihm den Kläger und die Zeugen gegenüber zu stellen, durch Foltern quälte
und nach Belieben verurtheilte. Man rechnet, daß seitdem durch die Inqui-
sition 31912 Menschen verbrannt, und noch zehnmal soviel mit strengen Strafen
belegt sind. Spanische Edelleute waren es auch, Dominicus Guzmann 1206,
und Ignaz Loyola 1537, welche die Mönchsorden der Dominikaner und
I e s u i t e r stifteten.
In neuester Zeit ließ nun freilich das religiöse Verfolgen nach, man scbämte
sich der Autodafes, aber die Nation, noch stolz und tapfer genug, lim sich gegen
Napoleons Joch mit Hartnäckigkeit zu wehren, war doch so herab gekommen, und
ihr politisches Gewicht unter den Mächten Europas so hingeschwunden, daß sie
jetzt mehr ein Gegeilstand des Bedaurens als der Achtung ist. Ihr Unglück
wird noch durch Zwiste über den Thron und über den Einfluß am Hofe ver-
mehrt. Ferdinand Vii. hatte nämlich 1833, dem bonrbonischen Herkommen
(salischem Gesetz) zuwider, sein Töchterche» Isabelle zur Thronerbin erklärt
und jenes Staatsgesetz aufgehoben. Unzufrieden damit stand gleich nach des
Königs Tode sein Bruder Don Karlos als Prätendent auf, und wußte, ob-
gleich ein Mann von geringem Talent, das schon unzusriedue Volk der nordöst-
lichen Provinzen für sich zu gewinnen. So entspann sich ein mehrjähriger Bür-
gerkrieg , blutig und verheerend und reich an Barbareien aber arm an Helden-
tbaten; ilnd als endlich der unfähige Prätendent flüchten mußte, begann ein neues
Partheien über den Besitz der Regentschaft. Seit 1845 ist nun freilich die junge
Jsabella als Königin anerkannt, aber Spanien bleibt darum nicht minder der
Tummelplatz des Ehrgeizes und der Intriguen, wo selbst über den Rechten der
neuerdings hergestellten Cortes die Ungewißheit schwebt, ob sie dauern oder ver-
nichtet werden sollen.
Spanien läßt sich übrigens wie eine Insel betrachten, woraus das Ausland
weniger einwirkt; deshalb seine Eigenthümlichkeiten in Sitten und Trachten, und
selbst in Werken der Poesie und der bildenden Künste. Von Natur ist das Volk
reich begabt; leidenschaftlich und von lebhafter Einbildungskraft, wie das italische,
steht es an Ernst des Lebens. an Charakter und Gemüth offenbar höher, und
seine Sprache (der kastilianische Dialect) kaun für majestätisch gelten. Bei solchen
Anlagen müßten die Spanier im Gebiete der Literatur Außerordentliches geleistet
haben, wenn nicht ihr Genius auf doppelte Weise, religiös und politisch, ein-
gezwängt worden wäre. So aber stehen sie in Geschichtschreibung und Philosophie
den Deutschen und Engländern nach. Nur in der Poesie besitzen sie bedeutende
beschäftigt wurden. Am Ende der Regierung des 3ten Philipp zählte man zu
Sevilla nur noch 400 solcher Stühle.
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Isabelle Dominicus_Guzmann Ignaz_Loyola Napoleons Ferdinand Isabelle Ernst Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Spaniens Spanische_Edelleute Europas Spanien Sevilla
444
Die Römer im Kampfe mit Carthago,
war der an der Spitze der römischen Partei stehende Kallikrates, der
sich der fremden Gewalt als feiles Werkzeug dargeboten, vorzugsweise
thätig. Die Achäer konnten sich darauf berufen, daß sie nichts für Per-
seus gethan hatten und, als einige sich zu einer Vertheidigung in Nom
bereit erklärten, ergriff man begierig die Gelegenheit, tausend Achäer,
die auf Angaben des Kallikrates ausgewählt wurden, nach Italien abzu-
führen, wo sie als Geiseln in verschiedene Städte vertheilt lebten und
von wo nach 17 Jahren die noch lebenden, dreihundert an der Zahl,
zurückkehrten. Unter den Fortgeführten war Lykortas' Sohn Polybius,
der durch die Verbindung, in welche er mit Aemilius Paullus' Sohne,
Scipio Aemilianus, kam, einen bleibenden Aufenthalt in Nom fand und
im Besitz genauer Kenntniß von römischem Wesen der Geschichtschreiber
seiner Zeit wurde. Während der Abwesenheit der Geiseln unterlagen
alle Handlungen des achäischen Bundes den Vorschriften der Römer.
Das Gefühl der Erniedrigung brachte in dieser Zeit in dem heran--
wachsenden Geschlechte, welchem Kallikrates ein Gegenstand des tiefsten Ab-
scheues war, heftigen Grimm gegen die Römer hervor. Dieser Grimm
kam durch neuen von Sparta erregten Zwist zum Ausbruche. Die Rö-
mer nehmen sich der Spartaner an, doch da sie jetzt noch keine entschei-
dende Sprache führen, kommt es zu einem Kriege, der mit dem Unter-
liegen Spartas endet. Kallikrates war auf einer durch die spartanischen
Händel veranlaßten Gesandtschaftsreise nach Rom gestorben. Es regte
sich auch in der Ferne der Unmuth unterdrückter Völker gegen Rom.
Es war im Jahre 149 ein neuer Krieg mit Carthago ausgebrochen.
Kurz darauf, im Jahre 148, bildete sich ein Aufstand in Macedonien
aus, indem ein Mensch mit Namen Andriskus sich für Philipp, einen
Sohn des Perseus, ausgab und das macedonische Reich herzustellen ver-
suchte. Doch blieben während des macedonischen Aufstandes die Achäer
den Römern noch treu und wirkten mit, den ersten Einfall des Andris-
kus in Theffalien zurückzuweisen. Noch in demselben Jahre wurde der
Krieg in Macedonien durch den Prätor Metellus beendigt, der Empörer
in Thracien gefangen genommen und Macedonien förmlich zu einer
Provinz eingerichtet. Da sich bald auch die Aussichten auf Bezwingung
Carthago's bestimmter gestalteten, nahmen die Römer gegen die Achäer
einen strengeren Ton an. Im Jahre 147 verlangten ihre Gesandten
zu Korinth, daß der Bund auf alle Orte, die zu Philipps Zeit nicht zu
ihm gehört, verzichten solle. Da dies nur eine weitere Ausdehnung
der für Sparta gemachten Ansprüche war, reihte sich die endliche Ent-
scheidung an jene Siege, durch welche Philopömen zur Zeit des römisch-
syrischen Krieges die Macht der Achäer, wie es schien, auf ihren Gipfel
gebracht hatte. Es entstand durch die Erklärung der römischen Gesandten
eine ungeheure Aufregung in der Stadt und man suchte in der Rach-
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Extrahierte Personennamen: Scipio_Aemilianus Scipio Grimm Grimm Kallikrates Philipp Philipp Philipps
Extrahierte Ortsnamen: Italien Sparta Spartas Rom Rom Macedonien Theffalien Macedonien Prätor_Metellus Macedonien Korinth Sparta
Afrika — geschichtlicher Ueberblick. 427
und Azrek gebahnt haben, wo Karawanenplätze, und bald auch Tempel und
Städte entstanden. Natürlich ging der Handel von dort den Strom zwischen
den Wüsten hinab, und veranlaßte ähnliche Colonisation und Eroberungen all-
mählig bis zur Küste des Mittelmeers. So erwuchsen priesterlich kriegerische
Staaten erst südlich der nublschen Wüsten unter den braunen Aethiopeu, deren
Hanptorte Axum und Me roe, dann nördlich unter den minder braunen
Aegyptern, deren Hauptorte Thebe, Dtemfis n. a. wurden. Den spärlichen
Ureinwohnern ließ man ihren rohen Thierdienst, mochten sie nun Katzen und
Krokodile, Ichneumons und Ibisse verehren; doch gewöhnte man sie, ihren neuen
Herren gehorsam zu sein, und Tempel für die höheren Götter Ammon, Osiris,
Isis u. a. bauen zu Helsen. Dies war der Beginn der Kultur im Nilthalc, wo
nach und nach die eingewanderlen Begriffe und Einrichtungen dem Klima und
der Lebensart gemäß sich weiter entwickelten und, durch Wüsten fast überall von
andern Völkern getrennt, ganz eigenthümlich gestalteten. Vorzüglich war dies in
Aegypten der Fall, wo man größere Fortschritte als in Aethiopien machte,
obwohl die Völker hier und dort in Gebräuchen und Ideen sich ähnlich blieben.
Die Priest er schaft behauptete den ersten Rang, ein volles Drittel alles Land-
eigenthums gehörte ihr, und die Könige hatten sich, wie hoch sie auch von ihr
geehrt wurden, doch nach strengen göttlichen Vorschriften zu richten. Sie war
die obere Kaste wie bei den Hindus, und ihr zunächst stand die der Krieger,
gleichfalls im Besitz eines Drittels vom Grund und Boden. Die Gewerb-
treibenden (worunter auch die Pächter), die Schiffer (deren es am Nil und
den unzähligen zur Bewässerung angelegten Kanälen sehr viele gab) und die
Hirten in den Seitengebirgen und einigen Weidegegenden des Delta, machten
die übrigen 3 Kasten aus, worin alles scharf geschieden war. Nur die Mit-
glieder der Priesterschaft beschäftigten sich init wissenschaftlichen Dingen, dem
Volke blieben die mechanischen Arbeiten. Im Hansel mit fremden Ländern ver-
hielt sich der Aegypter leidend; durch Karawanen erhielt er Goldstanb, Elfenbein
und Sklaven, aus dem Innern Asrika's; Räncherwerk aus Arabien, Gewürze
aus Indien, Weine aus Phönizien, Salz aus den Wüsten, und ließ dagegen
seinen Ueberstuß au Korn und seine vortrefflichen Linnen- und Banmwollen-
waaren von ihnen abholen. Von der Hofpracht der Pharaonen oder Könige,
als Aegypten endlich, etwa 1550 Jahr vor Chr., ein einiges Reich ausmachte,
sowie vom Einflüsse der Priester und von dem Grade ihrer bildenden
Kunst zeugen noch jetzt die unter dem heitern Himmel Aegyptens wohl erhal-
tenen Ruinen, die ans ungeheuren Pyramiden, Tempeln, Palästen, Colossen,
Obelisken, Sfinxen und Felsgräbern bestehen.
Ueber 1000 Jahre erhielt sich dieser merkwürdige Staat trotz einzelner Re-
volutionen in seiner Eigenthümlichkeit, bis er in die Gewalt des persischen Er-
oberers Cambyses gerieth, 525 vor Chr., und blieb von nun an die Beute
fremder Herrscher, fremder Religionen und Einrichtnngen. 332 kam Alexan-
der und legte den Grund zur Handelstadt Alexandria, worin nach seinem Tode
der Feldherr Ptolemäus eine griechisch-macedonische Regierung errichtete.
Unter den Nachfolgern desselben, die man allzumal Ptolemäer nennt, war
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika Nilthalc Goldstanb Indien Alexandria
§ 31. Herders Dichtungen.
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Brüder, zwang Elvira zur Übergabe von Toro und belagerte Uraca in Zamora,
bis er durch die Hand eines Verräters fiel. Da wurde Alfons zum König von
Kastilien gewählt unter der Voraussetzung, daß er den Schwur leisten werde, an
der Ermordung seines Bruders Sancho unschuldig zu sein. Aber keiner getraute
sich, dem König den Schwur abzunehmen; Rodrigo allein wagte es, zog sich hier-
durch aber den Haß des Königs zu, der ihn freilich noch mit seiner Nichte Ximene,
der Tochter des asturischen Grafen Diego und der Elvira, verheiratete, dann aber
aus Kastilien verbannte. Bald erwarb sich der Cid als Bandenführer durch
Kriegszüge gegen Christen und Mauren einen berüchtigten Namen, eroberte 1094
die Stadt Valencia und hielt sich in ihrem Besitze bis zu seinem Tode 1099.
Als Ximene die Stadt den belagernden Morabethen preisgeben mußte, zog sie mit
der Leiche Eids nach dem Kloster San Pedro de Cardagno bei Burgos, wo sie
dieselbe nach dem Wunsche ihres Gemahls feierlich beisetzte.
Bald bemächtigte sich die Sage dieser Geschichte und gestaltete den Cid
zu einer volkstümlichen Heldengestalt, in die sie alle nationalen,
ritterlichen und christlichen Tugenden zusammenhäufte. Das Gedicht, in
trochäischem Dimeter geschrieben, umfaßt vier Teile: 1. Cid unter Fernando
dem Großen; 2. Cid unter Sancho dem Starken; 3. Cid unter Alfons Vi.,
dem Tapfern; 4. Cid in Valencia und im Tod.
So ist Herder einer jener hervorragenden Männer, die, in der Fülle
und Vollkraft ihres Geistes die verfchiedensten Gebiete umfassend, auch
für die nachfolgenden Generationen anregend und befruch-
tend wirken. Wenn er auch mehr von subjektiver Phantasie und
Empfindung als von objektiver kritischer Schärfe geleitet schreibt;
wenn feine Darstellungsweise gegenüber der durchsichtigen Klarheit und
scharfen Bestimmtheit der Prosa Lessings auch etwas Springendes und
Ungleichmäßiges, dabei aber Schwunghaftes und Phantasievolles hat, so
daß er mehr erwärmt und begeistert, als überzeugt und belehrt: so
sind feine Anregungen dennoch von großer Wirkung gewesen. Er
zuerst hat die Begeisterung für volkstümliche Dichtung erweckt; er
hat die Poesie als eine Volksmitgift, als Erbteil aller Völker
gekennzeichnet, indem er nachwies, daß „die Poesie älter sei als die
Prosa, daß sie lebe in der Sprache und im Mythus, daß sie stehe
an dem Uranfange der Geschichte"; er hat auf die Unterschiede von
Kunst- und Volksdichtung hingewiesen; er hat uns die Schönheit
Homers, die verschiedene Größe eines Sophokles und eines
Shakespeare zum Bewußtsein gebracht; er hat uns in seiner Uni-
versalität, mit der er die Poesie aller Völker und aller Zeiten
umfaßte, in den Mittelpunkt einer Weltliteratur gesetzt, in welchem
wir die Früchte der Dichtung aller Länder und aller Äonen als Mit-
lebende genießen.
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