^ Das Altertum.
mif Tr' rrie ägyptischen Ärzte, die ihn nicht heilen konnten,
auf Pfahle spießen lassen wollte. Nur die Fürbitte des griechischen Arrtes der thn geheilt hatte, hielt ihn davon ab. 5 '
8 30.
Griechenland.
76) Während die riesigen Staaten Asiens in Trümmer zer-stueit, halten sich Bildung und Gesittung nach Europa verpflanzt. Die ersten Träger waren die Bewohner des jetzigen Griechenlands. Ms das südöstlichste Land Europas und in der Mitte dreier Weltteile gelegen, war es vorzüglich geeignet, die Kultur der Alten Welt in sich aufzunehmen und veredelt den europäischen Völkern zu übermachen. Die Griechen waren es vorzüglich, die das Schöue m Kunst und Wissenschaft pflegten und es in einer solch vollendeten Form darzustellen wußten, daß ihre Kunstwerke noch heute für uns klassische, d. H. mustergültige sind. Sie nehmen unter den Völkern des Altertums die erste Stelle ein. Ihre ^schichte nimmt deshalb unsere Aufmerksamkeit vorzüglich in Anspruch.
77) Im allgemeinen bestand Griechenland ans drei großen Landschaften. Im Norden lagen Thessalien und Epirus. An dieses grenzte Mittelgriechenland oder Hellas an, welches durch die Landenge (Isthmus) von Korinth mit dem südlichen '^eile, dem Peloponnes, zusammenhing. Bewohnt wurde es von einer Menge kleinerer Völkerstämme. Die ersten Einwohner kamen vom Kaukasus her. Es waren die Pelasger, welche in Thessalien und Epirus einwanderten. Nach ihnen kamen aber bald die Hellenen, welche die Oberhand gewannen, während von den Pelasgern viele nach Italien und den Inseln auswanderten.^ Bald nannte man.alle die vielen Völkerstämme mit dem gemeinschaftlichen Namen die Hellenen. Unter den Hellenen traten bald die Dorier in Thessalien und die Ionier in Attika hervor.
Anmerkungen.
1. Griechenland ist auf drei Seiten vom Meere umgeben, im Süden vom Mittelländischen, im Osten vom Ägäischen und int Westen vom Jonischen Meere. Im Norden ist Griechenland durch hohe Gebirgsketten gedeckt. Im Osten ist es beiläufig ebenso weit von Kleinasien entfernt, als im Westen von Italien. Den Namen Griechenland erhielt Hellas von den Römern, und zwar sollen sie das Land nach dem kleinen thessalischen Volksstamme der Grajen so genannt haben.
Thessalien wird von dem größten Flusse Griechenlands, dem Penens, durchströmt. Die vorzüglichsten Gebirge sind: der Olymp, wohin die Phantasie den Wohnsitz der Götter verlegte; der Ossa, von
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Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 215
Staate und Heere besetzten die Frauen mit ihren Günstlingen, welche
nicht nach Fähigkeiten und abgelegten Proben, sondern nach Willkür
und auf beliebige Empfehlungen hin erwählt wurden. Die französischen
Waffen haben im siebenjährigen Kriege bei Roßbach den Beweis ge-
liefert, daß die Marquise von Pompadour ihre Lieblinge, nicht die
tüchtigsten Männer, mit Offizierspatenten zu versehen Pflegte. Ludwig Xv.
war eben ein Mann ohne Charakter und ohne Grundsätze, welcher
seinen Leidenschaften fröhnte und um das Land sich nicht bekümmerte.
Die ungeheure Schuldenlast führte eilte Vermehrung der Abgaben
und Steuern herbei, welche der Bürger- und Bauernstand allein aus-
zubringen hatte. Adel und Geistlichkeit, welche obendrein mit kränkender
Geringschätzung auf den dritten Stand herabblickten, genossen bedeutende
Vorrechte und waren frei von Steuern und Abgaben. Hieraus ent-
wickelte sich in den Herzen der Bürgerlichen Haß und Erbitterung gegen
die bevorzugten Stände und gegen das Königthum selbst. Zu gleicher
Zeit hatten zahlreiche Schriftsteller, insbesondere Rousseau, d'alembert,
Diderot, Voltaire, durch Wort und Schrift witzelnd und spöttelnd die
Grundlagen der Kirche und des Staates tief erschüttert; ihre Ansichten
über die Zweckmäßigkeit der bestehenden Staatsverfassung, über Ab-
schaffung verjährter Mißbräuche und Einführung zeitgemäßer Ab-
änderungen gefielen dem Volke um so besser, je mehr die Verschwendung
des Hofes trotz der ungeheuren Schuldenlast zunahm und die Ungleich- .
heit der Stände bei zunehmender Bildung des Volkes als unhaltbar
sich erwies. Dazu kam endlich noch der Antheil, welchen junge fran-
zösische Helden, insbesondere Lafayette, am nordamerikanischen Freiheits-
kriege genommen hatten, und der durch ihre Erzählungen bewirkte
Drang, freiere Einrichtungen auch für ihre Heimath zu erlangen. Alle
diese Ursachen zusammen brachten 1789 die französische Revolution
zum Ausbruche.
Als Ludwig Xvi., ein gutmüthiger, aber schwacher König, den Ludwig xvi.
Thron bestieg, jubelte ihm das Volk freudig entgegen, denn es hoffte Schuldenlast
von ihm Erleichterung der Staatslasten und die Rückkehr besserer Zeiten. Frankreichs
Der König war auch ernstlich auf die Verminderung der Staatsschulden
und Abgaben bedacht und schränkte seine eigenen Bedürfnisse möglichst
ein, allein er vermochte nicht die Verschwendungen seiner Brüder und
seiner stolzen Gemahlin Marie Antoinette, einer Tochter der Kaiserin
Maria Theresia, zu beschränken. Durch die Betheiligung Frankreichs
am nordamerikanischen Freiheitskriege wurde die Schuld und die Un-
zufriedenheit nur noch erhöht. Ludwig hatte zwar zwei edle Männer,
Turgot und Malesherbes, an die Spitze der Staatsverwaltung gestellt,
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xv. Diderot Ludwig_Xvi Ludwig Ludwig_xvi Ludwig Marie_Antoinette Maria_Theresia Maria Theresia Ludwig Ludwig
254
Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand.
Bewohner Karthago's zu den Waffen, und stellten ein ansehnliches
Heer. In gewöhnlichen Zeiten war nur eine kleine Kriegschaar — die
heilige genannt — aus Karthagern bestehend. In derselben dien-
ten die vornehmeren Burger zu Pferd. Einen größeren Schlackt-
hanfen und eigentlich den Kern des Heeres bildeten die afrikanischen
Unterthanen Karthago's, die Libyer, wie Polybius sie nennt. Aber
die Hauptmasse desselben bestand aus Söldlingen, welche Karthago
weit und breit unter vielen Völkern und Stammen warb. Kein alter
Staat hat das System fremder Micthtruppcn in einem so großen Um-
fange und so beharrlich, wie Karthago, ansgeübt. Fast alle Lander,
wohin cs handelte, waren zugleich seine Werbepläze: mit dem Golde
der einen Nation erkaufte cs das Blut der anderen, und machte ab-
wechselnd den Handelsgewinn dem Kriege und diesen dem Handel
dienen. Heeren (*) hat eine anziehende Schilderung eines karthagischen
Heeres geliefert, wo sich die schwerbewaffneten Spanier, die halb-
nakten Gallier, vermischte Haufen von Italienern und Grie-
chen, die wilden balearischen Schlenderer und die vielen afri-
kanischen Horden ans allen Ländern von Eyrene bis zum atlan-
tischen Meere — insbesondere die n n midi sch en Reiter — versammelt
fanden, und sich mit gegenseitigem Erstaunen betrachteten. Auch hat
derselbe Schriftsteller die Vortheile und Nachtheile dieses Systemes —
die Leichtigkeit, Heere zu errichten und ihren Verlust zu ersezcn, die
Vervielfachung der Handelsverbindungen und des politischen Einflusses,
dagegen aber den fast nothwendigen Verlust solcher bunt unter einan-
der gemengten, meist nur leichten und indisciplinirten Truppen gegen
wohlorganisirte Heere, den Mangel an Eifer und mehr noch an Treue,
die Länderverwüstungen und Epidcmicen, endlich den prekairen Zustand
einer nicht auf einheimischer Kraft beruhenden Größe — so schön
in's Licht gestellt, daß demselben Nichts znznfügen bleibt.
In den karthagischen Heeren spielen auch die Elephanten eine
bedeutende Rolle. Diese und die Streitwagen treffen wir auch bei
den morgen ländischen Nationen, und selbst in den macedoni-
schen Reichen an. Bei der Verbesserung des Kriegswesens wurden
sie von geringerer Brauchbarkeit erfunden.
§. 17. Römisches.
Mehr, als alle übrige Völker, hat Rom im Kriege geleistet.
Denn nur bei Ihm war er die Hauptsache; bei den Persern war
cs der Gehorsam, bei den Griechen die Freiheit, in Karthago
(*) Afrik. Völker S. 287 f.
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Extrahierte Ortsnamen: Karthago Karthago Rom Karthago
Europ a — Pyrenäis ch e Halbinsel. 713
namentlich Leon, Castilien, Navarra, Aragon und Portugal gestiftet hatten. Sie stritten
immer muthiger. Unter ihren ritterlichen Helden zeichnete sich vor allen der Cid aus,
der am Ende des 11. Jahrhunderts zu Valencia starb und von der Nachwelt in Ro-
Manzen besungen ward. Vergeblich kamen aus Marokko und Fez die Mauren ihren
spanischen Glaubensgenossen zu Hilfe. Die Schlacht von Navas de Tolosa 1212, wo
die aus der Nähe und Ferne versammelten Christenritter siegten, erschütterte die musel-
männische Macht so, daß sie nie wieder sich völlig erholte. Dennoch dauerte noch über
272 Jahrhundert ein arabischer Staat im südlichen Lande Granada. So bestanden
gegen Ende des Mittelalters 5 politische Gemeinwesen auf der Halbinsel: die König-
reiche Navarra, Aragon, Castilien, Granada, Portugal — Theile, denen
die bis auf den heutigen Tag vorhandenen und sich entgegentretenden Bolkseigenthüm-
lichkeiten entsprechen und die wir deshalb kurz hier erwähnen wollen.
Von den Basken war oben schon die Rede.*) In Aragon am mittleren und
unteren Ebro, besonders aber in Catalonien (6ota1nnia —Gothenland) und an der Küste
hinab bis in die Nähe von Valencia wird nicht spanisch, sondern catalonisch (limosi-
nisch), nämlich ein jetzt noch literarisch gepflegter Dialekt des Proventzalischen geredet,
und der Catalonier, dem Basken an Freiheitsliebe, Mnth und Ausdauer, früher
auch an Rührigkeit und Unternehmungsgeist gleich, zieht schon ans Abneigung gegen
die Unterdrücker und Vernichter der alten freiheitlichen Verfassung das Catalonische dem
Castilianischen oder eigentlich Spanischen vor. Der Castilianer (von Galicien bis
zur Sierra Morcna) ist ernst und würdevoll wie seine Sprache und schon durch die
Lage seines Landes zum Herrn der Halbinsel bestimmt; Schweigsamkeit, stolzes Selbst-
gefühl zeichnen ihn besonders aus, und im Parteigänger- und Gebirgskrieg (Guerilla)
ist er noch ebenso Meister, wie die alten Iberer; durch die vielhundertjährigen Kämpfe
mit dem Islam wurde der ritterliche und religiöse Sinn mächtig entwickelt: aber der
Volksgeist wurde dadurch unduldsam gemacht, seine Frömmigkeit artet nur zu leicht in
Intoleranz und Barbarei gegen Andersgläubige oder in mystische Überspanntheit aus
(Inquisition, Autos da Fe, Jesuitismus!). In Andalusien oder Südspanien zeigt die
Gastfreiheit, poetische Begabung und rasche Auffassung ebenso die Beimischung arabischen
Blutes, wie der andalusische Dialekt mit vielen arabischen Elementen durchsetzt ist; der
Andalusier ist ein ächter Südländer: lebendig, leidenschaftlich, redselig, genügsam, prahl-
süchtig. Die portugiesische Sprache, obwohl dem Castilianischen sehr ähnlich, er-
innert in Aussprache und Betonung vielfach an das Französische; denn zu den Ele-
menten, welche die übrige Bevölkerung der Halbinsel zusammensetzten, kam hier noch das
französische hinzu. Es hatte nämlich Henri von Besan^on (in Burgund) den christlichen
Spaniern gegen die Araber geholfen und letztere in 17 Feldschlachten besiegt; zum Dank
dafür hatte er (1094) vom castilischen König Alfons Vi. das zwischen Minho und
Duero eroberte Land als eigene Grafschaft, vom Hafen Cale — porto Cale, portus
Gallorum — Portugal genannt, als Lehen erhalten und sich später unabhängig ge-
macht. Viele französische Ritter folgten als Lehensträger ins Land, durch Eroberungen
*) Das Baskische wird jetzt noch von etiva 800000 Menschen geredet (660000 in
Spanien, 140000 in Frankreich); doch zieht es sich immer mehr zurück, und es soll
wenige geben, die daneben nicht das Französische oder Spanische verstünden.
Schacht, Lehrb. d. Geographie 8. Aufl. ao
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Folgen der Kreuzzüge. 159
verkehr über das weite deutsche Reich und wanderte an Rhein und Donau entlang, auf denselben Straßen, die auch die Kreuzfahrer auf ihren Zügen nach dem Morgenlande zu ziehen pflegten.
Endlich übten die Kreuzzüge einen mildernden Einflnß auf den geknechteten Bauern stand. Denn nicht nur erlangte jeder, der das Kreuz nahm, durch seine Beteiligung am heiligen Kriege Befreiung von der Hörigkeil, sondern bei dem Mangel an Arbeitskraft, den das fortwährende Ausströmen der Arbeiter nach dem Morgenlande veranlaßte, zogen die Herren auch fremde Landbe-baiter, besonders aus den Niederlanden, (daher die sogenannten „Holländereien"), ins Land, die natürlich eine viel freiere Stellung den Herren gegenüber sich zu verschaffen wußten.
Unermeßlich ist ferner der Einfluß, den die 200jährige Verbindung mit dem Morgenlande ans die Entwicklung der europäischen Bildung gehabt hat.
Mit dem belebteren Handelsverkehr kam naturgemäß auch ein erhöhter Gewerbfleiß, ja einzelne Zweige der Industrie wurden unmittelbar durch die Kreuzzüge nach Europa verpflanzt, wie z. B. Seidenbau und Färbereien. Ferner wandelte die erschlossene Wunderwelt des Ostens mit ihrer üppigen Pracht und ihren verfeinerten Lebensgenüssen das häusliche und gesellige Lebeu des Abendlandes völlig um, und zugleich erweiterte die Bekanntschaft mit den ferneren Ländern und den vielfach andersgearteten und entwickelten Völkern den menschlichen Blick. Es hafteten die Abendländer nicht mehr an der heimischen Scholle, sondern wie sie ihre Sitten und Bräuche, ihre Fertigkeilen und Küuste hinübertrugen in den Osten, so floß auch in reichen Strömen morgenländische Knltnr in die Länder des Westens herüber. Und es war eine reich entfaltete Kultur, die man im arabischen Weltreich vorsaud, sodaß in vieler Hinsicht der Orient eine der christlichen überlegene Bildnng besaß. Auf allen Gebieten des Wissens und Könnens zeigte sich der belebende Einfluß. In allen W i f f e n s ch a f t e u , welche das Mittelalter pflegte, hat sich derselbe bernerklich gemacht: in der Astronomie erinnern daran die Namen vieler Sternbilder, die Algebra ist nicht nur ein arabisches Wort, sondern auch eine arabische Wissenschaft; die Chemie verdankt ihre wissenschaftlichen Anfänge den Arabern, aus sie zurück fuhrt die Alchymie, die geheimnisvolle Kunst der Goldbereitung, die in den Köpfen der Welt so viel gespuckt hat. Manche Schriften des großen Philosophen Aristoteles sind erst in arabischen Übersetzungen den europäischen Völkern bekannt geworden.
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Extrahierte Ortsnamen: Rhein Donau Niederlanden Europa
512 Pyrenaische Halbinsel. Geschichte Spaniens.
männern, so sehr der ritterliche Sinn dadurch entwickelt wurde, haben doch Übeln
Einfluß auf den Volksgeist gehabt, was sich erst später deutlich zeigte: sie mach-
len die Intoleranz dauernd. Mauren und Juden wurden ausgerottet, und
Christen, deren Glaube den Priestern mißfiel, mit Martern und Feuertod ver-
folgt. Schon Ferdinand und Isabelle führten zu diesem Behuf das schreckliche
Jnquisitionsgericht ein, das jeden heimlich Angeklagten verhaften ließ und,
ohne ihm den Kläger und die Zeugen gegenüber zu stellen, durch Foltern quälte
und nach Belieben verurtheilte. Man rechnet, daß seitdem durch die Inqui-
sition 31912 Menschen verbrannt, und noch zehnmal soviel mit strengen Strafen
belegt sind. Spanische Edelleute waren es auch, Dominicus Guzmann 1206,
und Ignaz Loyola 1537, welche die Mönchsorden der Dominikaner und
I e s u i t e r stifteten.
In neuester Zeit ließ nun freilich das religiöse Verfolgen nach, man scbämte
sich der Autodafes, aber die Nation, noch stolz und tapfer genug, lim sich gegen
Napoleons Joch mit Hartnäckigkeit zu wehren, war doch so herab gekommen, und
ihr politisches Gewicht unter den Mächten Europas so hingeschwunden, daß sie
jetzt mehr ein Gegeilstand des Bedaurens als der Achtung ist. Ihr Unglück
wird noch durch Zwiste über den Thron und über den Einfluß am Hofe ver-
mehrt. Ferdinand Vii. hatte nämlich 1833, dem bonrbonischen Herkommen
(salischem Gesetz) zuwider, sein Töchterche» Isabelle zur Thronerbin erklärt
und jenes Staatsgesetz aufgehoben. Unzufrieden damit stand gleich nach des
Königs Tode sein Bruder Don Karlos als Prätendent auf, und wußte, ob-
gleich ein Mann von geringem Talent, das schon unzusriedue Volk der nordöst-
lichen Provinzen für sich zu gewinnen. So entspann sich ein mehrjähriger Bür-
gerkrieg , blutig und verheerend und reich an Barbareien aber arm an Helden-
tbaten; ilnd als endlich der unfähige Prätendent flüchten mußte, begann ein neues
Partheien über den Besitz der Regentschaft. Seit 1845 ist nun freilich die junge
Jsabella als Königin anerkannt, aber Spanien bleibt darum nicht minder der
Tummelplatz des Ehrgeizes und der Intriguen, wo selbst über den Rechten der
neuerdings hergestellten Cortes die Ungewißheit schwebt, ob sie dauern oder ver-
nichtet werden sollen.
Spanien läßt sich übrigens wie eine Insel betrachten, woraus das Ausland
weniger einwirkt; deshalb seine Eigenthümlichkeiten in Sitten und Trachten, und
selbst in Werken der Poesie und der bildenden Künste. Von Natur ist das Volk
reich begabt; leidenschaftlich und von lebhafter Einbildungskraft, wie das italische,
steht es an Ernst des Lebens. an Charakter und Gemüth offenbar höher, und
seine Sprache (der kastilianische Dialect) kaun für majestätisch gelten. Bei solchen
Anlagen müßten die Spanier im Gebiete der Literatur Außerordentliches geleistet
haben, wenn nicht ihr Genius auf doppelte Weise, religiös und politisch, ein-
gezwängt worden wäre. So aber stehen sie in Geschichtschreibung und Philosophie
den Deutschen und Engländern nach. Nur in der Poesie besitzen sie bedeutende
beschäftigt wurden. Am Ende der Regierung des 3ten Philipp zählte man zu
Sevilla nur noch 400 solcher Stühle.
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Isabelle Dominicus_Guzmann Ignaz_Loyola Napoleons Ferdinand Isabelle Ernst Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Spaniens Spanische_Edelleute Europas Spanien Sevilla
444
Die Römer im Kampfe mit Carthago,
war der an der Spitze der römischen Partei stehende Kallikrates, der
sich der fremden Gewalt als feiles Werkzeug dargeboten, vorzugsweise
thätig. Die Achäer konnten sich darauf berufen, daß sie nichts für Per-
seus gethan hatten und, als einige sich zu einer Vertheidigung in Nom
bereit erklärten, ergriff man begierig die Gelegenheit, tausend Achäer,
die auf Angaben des Kallikrates ausgewählt wurden, nach Italien abzu-
führen, wo sie als Geiseln in verschiedene Städte vertheilt lebten und
von wo nach 17 Jahren die noch lebenden, dreihundert an der Zahl,
zurückkehrten. Unter den Fortgeführten war Lykortas' Sohn Polybius,
der durch die Verbindung, in welche er mit Aemilius Paullus' Sohne,
Scipio Aemilianus, kam, einen bleibenden Aufenthalt in Nom fand und
im Besitz genauer Kenntniß von römischem Wesen der Geschichtschreiber
seiner Zeit wurde. Während der Abwesenheit der Geiseln unterlagen
alle Handlungen des achäischen Bundes den Vorschriften der Römer.
Das Gefühl der Erniedrigung brachte in dieser Zeit in dem heran--
wachsenden Geschlechte, welchem Kallikrates ein Gegenstand des tiefsten Ab-
scheues war, heftigen Grimm gegen die Römer hervor. Dieser Grimm
kam durch neuen von Sparta erregten Zwist zum Ausbruche. Die Rö-
mer nehmen sich der Spartaner an, doch da sie jetzt noch keine entschei-
dende Sprache führen, kommt es zu einem Kriege, der mit dem Unter-
liegen Spartas endet. Kallikrates war auf einer durch die spartanischen
Händel veranlaßten Gesandtschaftsreise nach Rom gestorben. Es regte
sich auch in der Ferne der Unmuth unterdrückter Völker gegen Rom.
Es war im Jahre 149 ein neuer Krieg mit Carthago ausgebrochen.
Kurz darauf, im Jahre 148, bildete sich ein Aufstand in Macedonien
aus, indem ein Mensch mit Namen Andriskus sich für Philipp, einen
Sohn des Perseus, ausgab und das macedonische Reich herzustellen ver-
suchte. Doch blieben während des macedonischen Aufstandes die Achäer
den Römern noch treu und wirkten mit, den ersten Einfall des Andris-
kus in Theffalien zurückzuweisen. Noch in demselben Jahre wurde der
Krieg in Macedonien durch den Prätor Metellus beendigt, der Empörer
in Thracien gefangen genommen und Macedonien förmlich zu einer
Provinz eingerichtet. Da sich bald auch die Aussichten auf Bezwingung
Carthago's bestimmter gestalteten, nahmen die Römer gegen die Achäer
einen strengeren Ton an. Im Jahre 147 verlangten ihre Gesandten
zu Korinth, daß der Bund auf alle Orte, die zu Philipps Zeit nicht zu
ihm gehört, verzichten solle. Da dies nur eine weitere Ausdehnung
der für Sparta gemachten Ansprüche war, reihte sich die endliche Ent-
scheidung an jene Siege, durch welche Philopömen zur Zeit des römisch-
syrischen Krieges die Macht der Achäer, wie es schien, auf ihren Gipfel
gebracht hatte. Es entstand durch die Erklärung der römischen Gesandten
eine ungeheure Aufregung in der Stadt und man suchte in der Rach-
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Extrahierte Personennamen: Scipio_Aemilianus Scipio Grimm Grimm Kallikrates Philipp Philipp Philipps
Extrahierte Ortsnamen: Italien Sparta Spartas Rom Rom Macedonien Theffalien Macedonien Prätor_Metellus Macedonien Korinth Sparta
130 Siebte Periode oder zweite Blüteperiode, von 1748 ab.
B. Übertragungen. Die Wahrheit des bedeutungsvollen
Gedankens, „daß die Poesie nicht das Privaterbteil einiger wenigen
Gebildeten, sondern vielmehr eine allgemeine Welt-und Völkergabe, die
Muttersprache des menschlichen Geschlechtes sei", wies er nach in der
Sammlung der „Volkslieder" oder nach einer späteren Bezeichnung in
den „Stimmen der Völker in Liedern" (1778—1779), die eine
Sammlung von übertragenen Volksliedern des ganzen Erdkreises enthalten.
Die sechs Bücher derselben führen uns vor: 1. Lieder aus dem hohen
Norden (grönländische, lappländische, esthnische, lettische, wendische usw.);
2. aus dem Süden (griechische, sizilianische, italienische, spanische und
französische); 3. aus dem Nordwesten (aus Ossian, schottische und
englische); 4. aus dem Norden (skaldische und dänische); 5. deutsche;
6. Lieder der Wilden (aus Madagaskar und Peru). In der Über-
tragung und Umgestaltung dieser Lieder konnte Herder auf das beste
sein feines und tiefes Gefühl für alles Poetische in Anwendung
bringen, vermöge seiner Universalität sich in fremde Gedanken und
Anschauungen auch der verschiedensten Völker versenken und aus der
Tiefe seines eigenen poetischen Gefühles, ohne sich streng an das Wort
des Originals zu binden, freie Reproduktionen schaffen. Alle diese
Übersetzungen sind vollendete Meisterwerke. Zugleich hat er durch diese
Übertragungen den Nachweis für seine Behauptung geliefert, es sei ein
Vorzug des deutschen Charakters, „daß er die Blüte des mensch-
lichen Geistes, die Dichtung, von dem Gipfel des Stammes jeder Nation
brechen dürfe".
Die gleich große Fähigkeit zeigt Herder auch in seinem letzten Werke,
dem „Cid", der erst nach seinem Tode (1805) herausgegeben wurde. Es
ist dieses Werk ein Romanzen-Cyklus, welcher die sagenhafte Geschichte des
Cid, d. i. des spanischen Helden Don Rodrigo Diaz, Grasen von Vivar
(1040—1099), enthält. Das Gedicht (70 Romanzen) ist nach einer
französischen Prosa-Bearbeitung der spanischen, aus dem 13. bis 15. Jahr-
hundert stammenden Cid-Romanzen angelegt; nur 14 der Romanzen sind
altspanisch. Herders Bearbeitung ist aber ein völlig deutsches Werk,
dem nur die spanische Färbung geblieben ist.
Rodrigo Diaz, von den maurischen Soldaten ei Cid (der Herr), von seinen
Landsleuten Oawxeaäor (Feldherr) genannt, erscheint in der Geschichte als ein
rauher, habgieriger, grausamer und trotziger Kriegsheld.
Fernando der Große hatte sterbend (1065) sein Reich unter seine drei Söhne
geteilt, so daß Sancho Kastilien, Alfons Leon und Asturien, Garcia Galizien und
Portugal bekam, während er der älteren Tochter Uraca die Stadt Zamora am
mittleren Duero und der jüngeren Elvira die Stadt Toro vermachte. Der hab-
süchtige Sancho vertrieb jedoch bald mit Hilfe des tapfern Rodrigo seine beiden
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und verschwand. Cervantes war nicht im stände, aus eigenen Mitteln
die kleine Summe zu ersetzen; er wurde wegen Veruntreuung öffentlicher
Gelder gefangen gesetzt, erst nach dreimonatlicher Einsperrung wieder frei-
gelassen, und erst volle elf Jahre später war er im stände, die unbe-
deutende Schuld an die Staatskasse zu zahlen.
Von 1598—1602 fehlt es uns eigentlich vollständig an Nachrichten
über unsern Dichter. Nach einer allgemeinen Überlieferung, welche sich
auf in der Mancha erhaltene Volksmeinung sowie auf die von Cervantes
in seinen Schriften bewiesene genaue Kenntnis dieser Provinz gründet,
soll er im Auftrag des Großpriors des Malteserordens des letztern Ein-
künfte in der Mancha eingetrieben haben, und bei diesem Geschäfte von
den zahlungsunlustigen Schuldnern in das Gefängnis zu Argamasilla
geworfen worden sein, aus welchem er den nach seiner eigenen Erklärung
in einem Gefängnis angefangenen Don Quijote stammen läßt; jedenfalls
entstand der berühmte Roman um diese Zeit. Im Jahre 1603 kam
Cervantes nach Valladolid, an den Hof Philipps Iii., aber auch dieser
letzte Versuch, die Großen der Erde zu einer Verbesserung seiner Lebens-
verhältnisse zu vermögen, war erfolglos. Cervantes hatte sogar das Miß-
geschick, bei dieser Gelegenheit infolge eines nächtlichen Gefechtes spanischer
Hofleute, wobei ein Fremder nahe bei dem Hause des Cervantes getötet
ward, nochmals ganz unschuldig ins Gefängnis zu kommen.
Von jetzt an werden die äußerlichen Thatsachen im Leben des Cer-
vantes selten, aber seine Dichterleistungen groß. Je mehr sein Leib dem
Grabe zugeht, desto mehr wächst sein Geist der Unsterblichkeit entgegen.
Im Jahre 1605 erschien der erste Teil des Don Quijote. Im
Jahre 1606 zog Cervantes wieder nach Madrid und widmete hier die
letzten zehn Jahre seines Lebens ausschließlich schriftstellerischer Thätigkeit.
Im allgemeinen blieb er arm und unbeachtet; doch scheinen der Erfolg
des Don Quijote, sowie einige Unterstützungen zweier Großen, des Erz-
bischofs von Toledo und des Grafen von Lemos', seine Verhältnisse in
einem gewissen Grad erträglich gemacht zu haben. Im Jahre 1609 trat
er in die Bruderschaft zum heiligen Sakrament, welcher auch Lope de
Vega und andere berühmte Dichter jener Zeit angehörten.
Im Jahre 1613 ließ er seine „Novellas ejemplares“ (Muster-
novellen) in einem Bande drucken. Im Jahre 1614 erschien seine „Reise
zum Parnaß", eine litteratur geschichtliche Satire, welche jedenfalls für
unsere Zeit keinen großen Wert mehr hat, nebst einer Zugabe, in welcher
der Dichter seine Leistungen auf dem Gebiete des Dramas verteidigt.
Im Jahre 1615 gab er, abgesehen von den 20 bis 30 früher gedichteten,
weitere acht Schauspiele und neun Zwischenspiele heraus, von welchen
im allgemeinen das schon weiter oben Gesagte gilt; er ließ sie drucken,
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Ii. Lehrende Prosa: Poetik und Ästhetik.
war, das klang auch in den Liedern des Volkes wieder. In objektiver
Anschauung und Darstellung, wie sie gerade dem Volke eigen ist, in wahr-
haft epischer Weise besang der Spanier seinen nationalen, ihn auf das
höchste entflammenden Kampf, besang den Ruhm seiner Helden, die in
Wundern von Tapferkeit das Kreuz gegen den Halbmond wieder auf-
richteten. So wurden Männer wie Pelapo, Pedro, Alonzo, Froila, Fernan
Gonzalez, wie sie Helden des Kampfes waren, bald auch Heldengestalten
der Sage und der Dichtung. Vor allen aber tritt als Nationalheros
hervor Rodrigo Diaz, Graf von Vivar, von den Spaniern Campeador
(Kampfheld), von den Mauren schon bei seinen Lebzeiten Cid (Herr) oder
Cid el battal (Herr der Schlacht) genannt. Geboren gegen das Jahr 1040,
verrichtete er die glänzendsten Thaten unter der Herrschaft Ferdinands I.
und Alfons' Vi., unter dessen Regierung er im Jahre 1099 starb. Ihn wählte
die Volkspoesie des 13., 14. und 15. Jahrhunderts zu ihrem Mittelpunkte,
zum eigentlichen idealen Nationalhelden; in 153 Romanzen besang
sie seine Geschichte von seinem ersten öffentlichen Auftreten bis zu seinem Todei.
Durch ähnliche Romanzen begleitete das Volk den ganzen Verlauf
der Kriege mit den Mauren. Aber auch die Helden, die sonst mit der
spanischen Geschichte im Zusammenhange stehen, wie König Roderich und
Graf Julian, Karl der Große und seine Paladine, wurden gleichfalls in den
Kreis der Volkspoesie gezogen. Diese fing erst an zu versiegen, als endlich
mit dem Falle von Granada im Jahre 1492 der christliche Spanier keinen
andersgläubigen Feind mehr auf seinem heimatlichen Boden fand. Die Volks-
poesie klang dann nur noch fort in einzelnen Ritter- und Schäferromanzen.
Betrachten wir nunmehr nach dieser historischen Entwicklung das
Wesen der Romanze etwas genauer, so werden wir folgende charakte-
ristische Merkmale derselben zu verzeichnen haben.
Wie jeder eigentliche Volksgesang, so ist auch die Romanze als erstes
und bedeutendstes Erzeugnis der spanischen Volkspoesie episch und zeigt
somit alle Eigenschaften einer episch behandelten Dichtung: sie stellt ihren 1
1 Aufgeschrieben wurden diese und andere Romanzen nicht sofort bei ihrem
Entstehen, ebenso wenig wie die Volkslieder anderer Nationen. Sie pflanzten sich
vielmehr im Munde des Volkes von Generation aus Generation fort und wurden
erst im 16. Jahrhundert in Romaneeros (Romanzenbüchern) und Cancionero8 (Lieder-
büchern) gesammelt. Wir nennen hier von neueren Ausgaben betreffs des „Cid"
nur Romanze™ del Cid von A. Keller (1840), dann die Übersetzung des Lieder-
buches vom Cid durch Regis (1842). Daß der bekannte Herdersche „Cid" zum
größten Teile nur eine metrische Umbildung einer im Jahre 1783 veröffentlichten
französischen Prosabearbeitung der spanischen Cid-Nomanzen ist und im ganzen nur
14 spanische Originalromanzen aufweist (vgl. R. Köhler, Herders Cid und seine
französische Quelle. Leipzig 1867), macht dem Ergebnisse der vorstehenden Unter-
suchung keinen Eintrag.
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Extrahierte Personennamen: Pedro Alonzo Fernan
Gonzalez Rodrigo_Diaz Graf_von_Vivar Campeador
(Kampfheld Ferdinands_I. Roderich Julian Karl_der_Große Karl