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1. Alte Geschichte - S. 33

1869 - Mainz : Kunze
33 2) An Stelle dieses Königthums tritt vom nennten Jahr- hundert an, namentlich aber im achten eine Aristokratie, die, durch die Eroberungszüge der letzten Jahrhunderte mächtig geworden, statt der früher nur berathenden Stellung zum Fürstenhaus die Theilnahme am Regiment erhält, endlich das Königthum ganz verdrängt und allein die Regierung an sich zieht. In den Händen des hellenischen Adels (der Geschlechter) liegt der größte Grundbesitz, eine höhere Bildung, Kriegserfahrung, die Rechtskunde, die Priesterämter, dabei steht derselbe mit dem delphischen Orakel in engster Verbindung. 3) Besonders die Kolonien, in denen die politische Entwicklung schneller geht und wo statt der eigentlichen Geburtsaristokratie immer Timokratie erscheint, bereiten den Uebergang zur De- mokratie vor. Seewesen, Handel, beweglicher Besitz, geistige Bildung entwickelten das Städteleben und den Bürgerstand. Seit der Mitte des siebenten Jahrhunderts auch im Mutter- lande, besonders in beit Küstenstaaten, erbitterte Parteikämpfe zwischen Adel und Volk um schriftliche Gesetze, rechtliche und politische Gleichstellung. Den Sieg erkämpft die Demokratie in. der Regel durch die Uebergangszeit der Tyrannis. Im siebenten und sechsten Jahr- hundert treten meist geistig bedeutende Führer des Volks, selbst von Adel, au die Spitze des Volks gegen die Alleinmacht ihrer Standesgenossen. Aus den Volksführern werden Alleinherrscher, neue ,demokratische Könige'. Durch sie glänzende Entwicklung des bürgerlichen Lebens, Kunst- und Prachtliebe, Begünstigung der Poesie und der Anfänge der Wissenschaft, materielle Hebung des Mittelstandes und der ärmeren Volksklassen. Enge Ver- bindung der hellenischen Tyrannen unter einander, an barbarische Fürsten angelehnt. Doch ist die Tyrannis nur eine vorüber- gehende Erscheinung, ohne tiefere Wurzeln im Volksleben, nur ausnahmsweise zur Gründung von Dynastien führend; endlich durch die Geschlechter, ohne Widerstand des Demos, gestürzt. Aber die bürgerliche Gleichheit war durch sie festgestellt; die Adels- herrschaft kehrt nicht wieder. Herbst, historisches Hütsrbuch I. (Ausg. f. Ähmn.) 3

2. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 36

1878 - Mainz : Kunze
— 36 — S- B. in den phömkischen Städten, ist das Volk als solches geknechtet. Aus diesem großen Gegensatze erklären sich auch die Leistungen der Griechen auf dem Gebiete des Schönen: denn nur da, wo der Mensch sich seiner Würde bewußt geworden ist, kann er Kunstwerke schaffen, die den Stempel des göttlichen Geistes an und in sich tragen. Verhältnismäßig kurz ist die Zeit der griechischen Blüte, doch lassen sich Epochen unterscheiden, die wir passend mit den Tageszeiten vergleichen können. Auf die Morgenröte (bis 500) folgt der arbeitsvolle Morgen (bis 449), diesem der heiße schwüle Mittag (bis 387), daraus die abendliche Rast bis zum Sonnenuntergange (bis 338). Aber auch in der Nacht, die diesem großen Tage der Geschichte folgt, herrscht kein völliges Dunkel. Von der dem menschlichen Auge entschwundenen Sonne haben Mond und Sterne ihr Licht geborgt und auf lange hin dem Orient geleuchtet. Der Hellenismus und der im Volke Israel lebendig gebliebene Glauben an den einzigen Gott sind schließlich in Verbindung getreten, um dem Gottessohne den Weg zu bereiten; sie sind Erzieher des Menschengeschlechts zu Christus hin geworden. § 24. Italien. Die mittlere der drei südeuropäischen Halbinseln führt von dem Gebirge, das sie von Nordost nach Südwest durchzieht, den Namen die apenninische. Sonst wird sie auch seit alter Zeit Italien, d. i. Rinderland, genannt. Sie unterscheidet sich von Griechenland durch die nördlichere Lage, besonders aber durch den Mangel an Gliederung und Küstenentwicklung. Das dreimal so große Italien hat nur ein Drittel des Küstenumfangs Griechenlands. Auch steigt die italische Küste an der Ostseite steil empor und hindert den Handel, der sich daher mehr nach Westen ziehen mußte. Man theilt Italien in drei größere Gebiete ein. I. Oberitalien zwischen Alpen und Nordapennin, durchströmt vom größten Flusse des Landes, dem Po, der die frucht- barste Ebene Europas bildet. Als einzelne Landschaften merken wir 1) Ligurien mit Genua und Turin. 2) das trans-padanische (jenseits des Po gelegene) Gallien mit Mailand. 3) Das cispadanische Gallien mit Piacenza, Bologna, Ravenna. 4) Ven etien mit Padua und Aquileja. 5) Istrien mit dem damals unbedeutenden Triest.

3. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 321

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 118. Folgen der Kreuzzüge. 321 Und doch — so unglückselig diese Folgen waren — hatten die Kreuzzüge auch ihre wohlthätigen Wirkungen, und man sagt nicht zu viel, wenn man behauptet, daß die staatlichen wie die gesellschaftlichen Verhältnisse gänzlich, und zwar zum Vorteile der Menschheit, sich änderten. Da viele Adelige ihre Besitzungen verkaufen oder verpfänden mußten und später nicht mehr einlösen konnten, kamen die Bürger, Handwerker und Bauern in Besitz von eigenen Grundstücken. Viele Herrschaften verschwanden ganz und wuchsen in den Händen einzelner zu größern Staaten ztu sammelt, so daß erst von da an eine regelmäßige Regierung und Gesetzgebung in den unzähligen Gebietsteilen gedacht werden konnte. Die Kloster und Stifte, an welche ebenfalls viel Besitztümer übergingen, bildeten den weltlichen Herren gegenüber ein um so notwendigeres Gegengewicht, als bei der Roheit der Zeit alle Bildung zu Grunde gegangen wäre, hätten Künste und Wissenschaften nicht in der Stille der Gotteshäuser Pflege gefunden. Derselbe Geist der Frömmigkeit endlich, welcher die Kreuzzüge hervorrief, heiligte auch das Ritterwesen, so daß die tapferen Kämpen sich zugleich als Streiter Christi itttd nicht als bloße Klopffechter betrachteten. 331) Nicht minder wohlthätig waren die Kreuzzüge für Handel und Verkehr, Künste und Wissenschaft, Gewerbfleiß und Wohlstand. Die Verbindung des Morgenlandes mit dem Abendlande schuf jene blühenden Handelsstädte, welche später die vorzüglichsten Kämpfer um die bürgerliche Freiheit wurden. Was man im Morgenlande Zweckmäßiges gesehen, ahmte man im Abendlande nach. Die Schiffsban- und die Schiffahrtskiutde wurden gehoben, manche Entdeckungen, wie z. B. die Magnetnadel und das Leinenpapier, wurden in großerm Maßstabe angewendet und verbessert, wodurch Handel und Verkehr erst recht gedeihen konnten. Die rückkehrenden Pilger brachten manche Kunsterzengnisse mit, die nachgeahmt wurden, so daß die Gewerbe sich vermehrten und die einheimischen Produkte sich verfeinerten. Insbesondere verdankt auch der Gartenbau den Pilgern, eine Reihe vortrefflicher Gewächse, die sie ans dem Morgenlande mit heimbrachten. Geographie, Naturgeschichte, Astronomie, Mathematik, die technischen Wissenschaften bereicherten sich mit den gewonnenen Erfahrungen. Der Geschmack an den klassischen Werken der Griechen wurde geweckt und der Wert der Wissenschaft besser anerkannt. Aber nicht nur wurde der geistige Gesichtskreis durch Kenntnisse mannigfacher Art erweitert, sondern es war auch der Unternehmungsgeist für die Zukunft geweckt, und es waren die Schranken gebrochen, die einen Teil der Menschheit von dem andern getrennt hatten.

4. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 78

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
^ Das Altertum. mif Tr' rrie ägyptischen Ärzte, die ihn nicht heilen konnten, auf Pfahle spießen lassen wollte. Nur die Fürbitte des griechischen Arrtes der thn geheilt hatte, hielt ihn davon ab. 5 ' 8 30. Griechenland. 76) Während die riesigen Staaten Asiens in Trümmer zer-stueit, halten sich Bildung und Gesittung nach Europa verpflanzt. Die ersten Träger waren die Bewohner des jetzigen Griechenlands. Ms das südöstlichste Land Europas und in der Mitte dreier Weltteile gelegen, war es vorzüglich geeignet, die Kultur der Alten Welt in sich aufzunehmen und veredelt den europäischen Völkern zu übermachen. Die Griechen waren es vorzüglich, die das Schöue m Kunst und Wissenschaft pflegten und es in einer solch vollendeten Form darzustellen wußten, daß ihre Kunstwerke noch heute für uns klassische, d. H. mustergültige sind. Sie nehmen unter den Völkern des Altertums die erste Stelle ein. Ihre ^schichte nimmt deshalb unsere Aufmerksamkeit vorzüglich in Anspruch. 77) Im allgemeinen bestand Griechenland ans drei großen Landschaften. Im Norden lagen Thessalien und Epirus. An dieses grenzte Mittelgriechenland oder Hellas an, welches durch die Landenge (Isthmus) von Korinth mit dem südlichen '^eile, dem Peloponnes, zusammenhing. Bewohnt wurde es von einer Menge kleinerer Völkerstämme. Die ersten Einwohner kamen vom Kaukasus her. Es waren die Pelasger, welche in Thessalien und Epirus einwanderten. Nach ihnen kamen aber bald die Hellenen, welche die Oberhand gewannen, während von den Pelasgern viele nach Italien und den Inseln auswanderten.^ Bald nannte man.alle die vielen Völkerstämme mit dem gemeinschaftlichen Namen die Hellenen. Unter den Hellenen traten bald die Dorier in Thessalien und die Ionier in Attika hervor. Anmerkungen. 1. Griechenland ist auf drei Seiten vom Meere umgeben, im Süden vom Mittelländischen, im Osten vom Ägäischen und int Westen vom Jonischen Meere. Im Norden ist Griechenland durch hohe Gebirgsketten gedeckt. Im Osten ist es beiläufig ebenso weit von Kleinasien entfernt, als im Westen von Italien. Den Namen Griechenland erhielt Hellas von den Römern, und zwar sollen sie das Land nach dem kleinen thessalischen Volksstamme der Grajen so genannt haben. Thessalien wird von dem größten Flusse Griechenlands, dem Penens, durchströmt. Die vorzüglichsten Gebirge sind: der Olymp, wohin die Phantasie den Wohnsitz der Götter verlegte; der Ossa, von

5. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 82

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
82 Arabien. §. 26. 8. 26. D ie Halbinsel Arabien und die Sinai-Halbinsel. I. Arabien. Weltstellung. Arabien bildet den Uebergang von Asien nach Afrika, und erscheint als eine Wiederholung Afrikas in kleineren Dimensionen. Die wegen des Mangels größerer Flußthäler (wie in Afrika) dürftige Natur des Bodens lockte keine Ansiedler, keine Eroberer in das ohnehin durch Wüsten wie von der Seeseite schwer zugängliche Land, vielmehr breiteten die Eingebornen sich außerhalb ihrer Heimat aus, und indem sie die um- fangreichste Weltherrschaft begründeten, theilten sie zugleich den Unter- jochten ihre Religion, Gesetzgebung, Sprache, Schrift, Poesie und Handel mit: dem Orient bis zur Malaienwelt, dem Occident bis zunl atlan- tischen Ocean, und zwar nicht blos in Afrika, sondern auch in Europa (Spanien). Neben dieser hohen Cultur, deren Ausgangs- und Mittel- punkt die Westküste war, hat sich im Innern der Halbinsel das patriarcha- lische Beduinenleben von den Zeiten Abrahams bis ans den heutigen Tag in seinem ursprünglichen Zustande erhalten. Ueberhaupt ist die Er- haltung antiker Sitten, Vorstellungen, Sprachen, Gebräuche eine Eigen- thümlichkeit der Völker des Orients, insbesondere aber der Araber auf ihrer isolirten Halbinsel. Die arabische Halbinsel (fast i/3 von Europa) bildet (neben Dekhan) die zweite isolirte Berglandschaft Asiens überhaupt und Südasiens insbesondere. Sie wird von dem vorderasiatischen Hochlande durch das öde syrisch-arabische Tiefland getrennt, wie Dekhan von dem hinterasiatischen Hochlande durch das fruchtbare hindostanische Tiefland. Beide sind an drei Seiten vom Meere umgeben, jedoch verschieden gestaltet, die eine mit der größten, die andere mit der geringsten Breite im S. Bei beiden ist der West- abfall steil und läßt nur eineu schmalen Küstengrund übrig, eignet sich aber am meisten zum Anbau und zu Hafenplätzen; der breite Südrand Arabiens droht der Schifffahrt nicht geringere Gefahren als die Südspitze des Dekhan (vgl. S. 71); er ist fast ebenso un- bekannt als der Ostabfall. Am wenigsten ist der Nordrand erforscht, ja cs scheint noch zweifelhaft, ob ein solcher überhaupt vorhanden ist und nicht vielmehr der Abfall zur syrischen Wüste mit sanfter Neigung erfolgt. Das Innere dieses weiten, mit keinem einzigen Stromsysteme ausgestatteten Länderraumes ist größtentheils eine dürre, wasserarme, heiße Plateaufläche, die von räuberischen No- maden durchzogen wird. Non allen Völkern Asiens war das arabische vorzugsweise ein no-

6. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 339

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Lage und horizontale Gliederung Großbritanniens. §. 66. 339 löste, durch Entdeckungen, Eroberungen, Colonten und Handel europäische Civilisation in alle übrigen Erdtheile zu verbreiten. Als nun in der 2ten Hälfte des vorigen Jahrhunderts die Meeresherrschaft kaum mehr bestritten wurde, da begann das zweite Stadium der Entwickelung: die Verbindung der o c e a n i s ch e n Größe mit der industriellen in Folge der allgemeinern Anwendung der Steinkohlen zum Eisenerzschmelzen und der Erfindung der Dampfmaschinen. Großbritannien war fortan zugleich der wichtigste Stapelort und die größte Werkstätte, nicht blos für Europa, sondern für alle Länder der Erde. — Mehr als irgend ein anderer Colonialstaat hat das britische Volk physische Macht mit allen Künsten der Civilisation zu vereinigen gewußt. Während es von einem kleinen Gebiete aus unermeßliche Länder beherrscht, ragt es zu- gleich in den friedlichen Bestrebungen des Landbaues, des Gewerbfleißes, des Handels, in Literatur und Wissenschaft, in häuslicher Sitte und lauterer Vaterlandsliebe hervor und vereinigt das größte Maß ver- fassungsmäßiger und persönlicher Freiheit mit dem entschiedensten Fest- halten an gesetzlicher Ordnung. Kein Wunder also, wenn stolzes Selbst- gefühl einen Grundzug in dem dem Auslande gegenüber schroff und abgeschlossen erscheinenden Nationalcharakter des Briten ausmacht. Lage. Großbritannien liegt zwar im Ocean, aber der größte, reichste und zugänglichste Theil (die Ost- und Südküste) ist dem europäi- schen Festlande zugekehrt und von diesem nur durch kleinere Meeres- theile (Nordsee, Aermel-Meer) getrennt, die dritte, zum Theil von rauhen Gebirgen angefüllte Seite (die Westseite) ist dem Ocean zugekehrt, hat aber an Irland ein oceanisches Vorland. Die Ost- und Südseite sind daher auch die frühesten Culturseiten Großbritanniens; jede dieser beiden Seiten hat zweimal ihre Bevöl- kerung über das Zwischenmeer von dem gegenüberliegenden Continent erhalten; die Südseite aus Gallien über den Canal die Gelten und später die französischen Normannen, die Ostseite über die Nordsee (welche durch Großbritannien zu einem Binnenmeere abgeschlossen wird) die Angeln und Sachsen, später die Dänen. Im Westen Englands und im Nordwesten Schottlands, sowie in dem irischen Vorlande fand das Celtenthum ein Asyl vor Römern und Sachsen. Im Vergleich mit andern europäischen Ländern hat Großbri- tannien, obgleich dem nordwestlichen Europa angehörend, eine so südliche Lage, daß sein nördlichstes Landende mit dem südlichsten Punkte Norwegens und seine Südwestspitze mit der Mitte Deutsch- lands (dem Main) unter gleichem Parallelkreise liegt. Horizontale Gliederung. Das Charakteristische der horizontalen Gliederung ist bei diesem nordwestlichsten Lande Europas, wie bei dem südöstlichsten, im All- 22 *

7. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 33

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Kulturstufen. §. 12. 33 tí)um leben von Jagd oder Fischfang, sie müssen die Mittel zu jener Befriedigung immer wieder von neuem erwerben, während die Völker mit Eigenthum nur die Früchte, den Ertrag ihres Besitzes genießen, das Kapital aber ungeschmälert bebakten. Diese letzteren sind, je nachdem ihr Eigenthum entweder in gezähmten Thieren, deren Milch und Fleisch sie genießen,- besteht, oder in dem durch Arbeit veredelten Boden, theils Wandervölker oder Nomaden, theils ansäßige Völker. Die erstern stehen also den Völkern ohne Eigenthum näher, in sofern auch sie keinen festen Wohnsitz haben. Die Ansäßigen verbinden mit dem Anbau des Bodens, als ihrer Hauptnahrungsquelle, zugleich die Beschäftigun- gen der Naturvölker: Jagd, Fischfang, Viehzucht, in sofern es die Beschaffenheit ihres Landes gestattet. Bald beschränken sie sich nicht mehr auf die blos unmittelbare Benutzung des Ertrages ihres Besitzthumes, sondern es tritt das Handwerk hinzu, um die na- türlichen Producte den mannichfaltigsten Bedürfnissen anzupassen, und wenn die Quantität des Ertrages das eigene Bedürfniß über- steigt, so führt der Handel den Ueberflnß an Producten der Natur und des Gewerbfleißes andern Völkern zu, und tauscht dafür fremde Erzeugnisse ein. Die höchste Stufe der Cultur erreicht ein Volk aber erst dann, w.enn neben der Befriedigung der materiellen Be- dürfnisse auch ein geistiges in ihm erwacht ist, und wenn es gelernt hat, diesem durch Wissenschaft und Kunst zu genügen. Gleichwie Westasien der geographische Mittelpunkt des Menschen- geschlechtes ist (s. S. 27), so ist es auch die Wiege der Cultur (vgl. 2. Abschnitt, D). Diese verbreitete und entwickelte sich vorzugsweise unter dem Klima der gemäßigten Zone, welches den Menschen durch den raschen und vielfachen Wechsel der natürlichen Verhältnisse (Temperatur, Jahreszeiten) zu einem beständigen, aber erfolgreichen Kampfe mit der Natur auffordert, die sich hier ihre Gaben nur abringen läßt. Dagegen fordert die verschwenderische Natur der tropischen Welt gar nicht zur Anstrengung auf und läßt den Menschen in Unthätigkeit versinken und erschlaffen, und in der kalten Zone kämpft der Mensch zwar auch mit der Natur, aber ohne besondern Erfolg, einen verzweiflungsvollen Kampf. Daher sind die Südcontinente und die durch ihre bedeutende vertikale Erhebung fast polarartigen Regionen Mittelasiens der Hauptschauplatz des Nomadenlebens, wähbend die Bewohner Europas, Nord- und Mit- telamerikas, West-, Süd- und Ostasiens säst ausschließlich ansäßige Völker sind. Mit der Culturstufe hangen auch die staatlichen Verhält- nisse der Völker zusammen. Die Wandervölker mit und. ohne Eigenthum bilden keinen Staat, sondern leben unter der patriarcha- lischen Leitung eines Familienältesten oder Häuptlings. Nur bei den ansäßigen Völkern bilden sich nach bestimmten Gesetzen orga- Pütz, Lehrbuch d. vergl. Erdbesch. 4. Aun. 3

8. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 98

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
98 Weltstellung Kleinastens. §. 27. Iv. Die H albinsel Kleinasien (Anadoly). Weltstellung. Kleinasien bildet „die Culturbrücke von Asien nach Europa", mit welchem es geographisch durch seine reiche Gliederung und die Art seiner Naturerzeugnisse verwandt ist, während es zugleich seit den ältesten Zei- ten mit demselben in historischer Verbindung steht. Als Uebergangsge- biet zwischen Morgen- und Abendland war es von jeher „der Kampf- platz und die Beute der sich hier in Krieg und Handel begegnenden Völker." An drei Seiten vom Meere bespült, trat sein beschränkter Länderraum durch das pontische Meer mit der scythisch-slavischen Welt, durch das syrische Meer mit der phönizisch-ägyptischen, durch das ägäische Meer mit der hellenisch-europäischen Welt in Verbindung. — Wie die Halbinsel im Alterthum keinen Gesammtnamen geführt hat, so haben auch die Bewohner derselben nie eine gesammte Nation gebildet, alle Anfänge eines selbständigen politischen Lebens sind bald wieder unter- gegangen (so das lydische, später das pontische Reich); die trefflichen Häfen, womit die drei Küsten so reichlich ausgestattet sind, wurden stets weniger von Einheimischen als von Fremden benutzt und angesiedelt (im Alterthum von Phöniziern und Griechen, später von den unter der allgemeinen Benennung „Franken" begriffenen Abendländern). Die plastische Gestaltung dieser an Flächeninhalt (10,000 lh M.) der pyrenäischen ungefähr gleichkommenden Halbinsel wiederholt noch einmal in kleinerem Maßstabe die auf dem asiatischen Continent vorherrschende Bildung von Plateaulandschaften, nur in kleinern horizontalen und vertikalen Dimensionen (und nicht mit continentalem Charakter, sondern in den maritimen Charakter übergehend), so daß sie in räumlicher, wie in plastischer Beziehung den Uebergang bildet zu der europäischen Bodenbildung. Wie das iranische Hochland, so besteht auch Kleinasien (mit Ausnahme seiner Westseite) ans einem centralen Plateau und einem System von Randgebirgen. 4) Die Randgebirge sind: a) im Osten der Antitaurus, d. h. die mächtige Querkette des Taurus, welche in südwestlicher Richtung zwischen dem nord- östlichen Busen des schwarzen Meeres (in Laziftan) und dem issischen Busen streift und mit ihren nördlichen und südlichen Fortsetzungen die Ostbegrenzung Kleinastens bildet. Von den beiden Enden des Antitanrus gehen aus d) die beiden Gestadeketten des Taurus, oder die nörd- lichen und südlichen Randgebirge des centralen Plateaulandes: das pontische Küstengebirge im N. und der cilicisch- *) *) S. die Skizze in Petermann's Mittheilungen, 1660, Tafel 14.

9. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 318

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
318 Das Reich der Cäsaren. Eingebornen bewegte und mischte und die römische Sprache wenigstens in den Bezeichnungen für das gewöhnliche Leben und Treiben von dem gemeinsten Provinzialen erlernt wurde. Gerade diesen traf aber das Schicksal, sechszehn Jahre unter der römischen Fahne zu dienen, am häu- figsten, und während einer so langen Zeit mußte er römisch werden und wäre er vom härtesten Stamme gewesen. Brachen die Römer in der Regel schon durch ihre Eroberung die physische Stärke einer Nation, durchdrangen sie den Nest derselben durch Militär, Kolonieen und das Verkehrsleben mit römischen Elementen, so verstanden sie es auch, die fremde Nationalität dadurch aufzulösen, daß sie dieselbe zu sich emporhoben, wie sie sich wenigstens ausdrückten. Daß der gemeinste Provinziale der Ehre des Legionendienstes und dadurch regelmäßig des Bürgerrechts theilhaftig wurde, ist schon gesagt worden; der vornehmere erhielt außerdem militärische Würden und bürgerliche Auszeichnungen. Selbst auf die vornehme provinziale Zugend erstreckte sich die Sorgfalt des Cäsars; sie wurde nach Rom eingeladen und dort gebildet, oder wenigstens in die Provinzialstädte gezogen, wo sie in römischen Instituten ihre Ausbildung erhielt; der gleiche römische Schrift- steller, welcher zu seinen Göttern betet, daß die unbezwingbaren Ger- manen sich fortwährend selber aufreiben möchten, erzählt mit schadenfroher Lust, wie die kaum besiegten Britannen ihre Jünglinge aus den vor- nehmen Familien römisch erziehen ließen und wie sich diese wetteifernd römische Bildung aneigneten! Noch tiefer griff aber das römische Ge- richtswesen in die fremden Nationalitäten ein; der Provinziale wurde von römischen Richtern nach römischem Rechte und in römischer Sprache gerichtet; der Gerichtsort selbst war ein Municipium, eine Kolonie oder Präfektur, das heißt ein römischer Ort; da mußte wohl jeder Provin- ziale, der als Grundbesitzer, Handwerker, Geschäftsmann u. s. w. an dem bürgerlichen Verkehre Antheil hatte, sich nothgedrungen mit der rö- mischen Sprache und dem Gesetze vertraut machen, wenigstens bis auf einen gewissen Grad. Ueberdies bemächtigten sich die Römer des reli- giösen Lebens der unterworfenen Völker; sie machten die fremden Götter zu den ihrigen; entweder fanden sie m einem fremden Gotte einen ihrer eigenen wieder, was meistens der Fall war, dann trat der römische Kult an die Stelle des einheimischen oder vermischte sich mit demselben, oder der fremde Gott wurde als ein neuer in die Reihe der römischen ausgenommen, neben denselben verehrt und auf diese Weise der unter- worfenen Nation entrissen. So eroberte Nom mit der Welt auch deren Götter; nur der zu Jerusalem verehrte mußte ihm fremd bleiben, weil dieser ausschließliche Anerkennung und Verehrung forderte; das Zu- denvolk selbst im römischen Reiche war durch kein Mittel in den römi- schen Guß einzuschmelzen und zudem den Römern eine ganz verachtete

10. Bd. 2 - S. 10

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
10 Viertes Kap. Allgemeinste Gestalt der Welt. Periode sich befinden; aber von diesen können bei Entwerfung eines all- gemeinen Umrisses die Hauptzüge nicht genommen werden. Das Jünglings - und Mannesatter ist jenes der Kraft; und solchen Stempel trägtauch Alles, was in der vorliegenden Periode auf dem groß- ßen Weltthcater geübt wird. Mächtige Reiche entstehen; theils plözlich durch gigantische Anstrengung, theils langsam durch Weisheit und be- harrlichen Muth. Kleine Staaten behaupten sich glorreich gegen die furchtbarste Uebermacht, oder erliegen ruhmvoll im ungleichen Kampfe. Kein anderes Zeitalter ist so reich an Wundern der Freiheits- und Va- terlandsliebe; keines so reich an Weisen und Helden. Aber schrecklich sind auch die Verwirrungen der übel geleiteten Kraft, kläglich die Aus- wüchse des engherzigen Nationalstolzes und des republikanischen Fana- tismus. Wir treffen wohl noch mehr Frevel, als Großthaten an und mehr Verbrecher, als Helden. Von ihnen Allen und von dem, was sie segnend und strafend wirkten, ist kaum eine Spur mehr vorhanden; sie leben btos noch als warnende oder clhcbendc Beispiele. Aber, was der Geist des Menschen ersann, was er schuf in Kunst und Wissenschaft, das wirkt fort auch in den neuesten Zeiten. Hierin liegt der eigentliche Stolz dieser Hanptperiode der alten Welt. Wiewohl uns das Verhäng- niß ans ihr nur wenige Denkmale der Kunst erhalten, so reichen sie hin, als hohe Vorbilder die ewigen Gcscze des Schönen der spätesten Zeit zu bewahren: und unermeßlich ist der Reichthum der geretteten Schriften — weit mehrere gingen verloren — in allen Sphären der Erkenntniß und Wissenschaft. Zwar unsere Fortschritte find grö- ßer; aber wenn wir bedenken, wie dürftig, mit den unsrigcn verglichen, die Hilfsmittel der Alten, und wie auf so wenige Volker beschränkt bei ihnen der Konflikt der Geistesthätigkeit gewesen; so staunen wir billig ob der genialischen Kraft, die mit so Wenigem so Vieles geleistet. Und noch weit Mehrereö hätte sie vollbracht, wären nicht die Pflegmütter alles Schönen und Guten, die Freiheit und Sittlichkeit, frühe erlegen unter einreißeuder Tyrannei und Verderbniß. Auf demselben Wege, wie früher die Kultur, d. h. von Ost nach West, verbreitete sich diese Korruption, und am Ende des Zeitraums ist die historische Welt getheilt zwischen Barbarei und Entartung. Ii. Summe der politischen Begebenheiten. Eine große Revolution eröffnet die Periode. Das erste eigentliche Weltreich entsteht, und breitet seine Macht über weite Länder von drei Erdtheilcn aus. Vom Indus und Orus über ganz Mittel- und Vorderasien und diesseits der Meerengen bis zum hohen Olymp, in Afrika bis zur libyschen Wüste gebot der persische Großkönig.
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