570
Die Zeit von 1815 bis 1857.
dem erleichterten Kreditwesen zu Schulden und oft genug zur Verarmung
führte, die noch immer die reichlichste Quelle der Unzufriedenheit gewesen
ist. Außerdem hatte die junge Generation auf den Schulbänken viel
lernen müssen; die deutschen Negierungen hatten wetteifernd für ihren
Unterricht gesorgt und die Väter durch Gesetze gezwungen, die Söhne
Sachen lernen zu lassen, denen sie, wenn es von ihrem Willen abge-
hangen hätte, immer fremd geblieben wären. Diese mannigfaltigen Kennt-
nisse konnten nicht anders als sehr oberflächlich sein, aber dieser Grad
der Bildung reizt am meisten zum leichtfertigen Verneinen, zum vor-
schnellen Aburtheilen, zum unzufriedenen Raisonnieren. Die junge Ge-
neration wurde überhaupt fast unaufhörlich gespornt und angetrieben, in
der Kindheit durch den Unterricht, später durch die unaufhörlichen Verän-
derungen, welche von Oben herab durch Verordnungen im hergebrachten
Zustande hervorgerufen wurden; das Stetige und Gleichförmige der Lebens-
gewohnheiten, wie es früher geherrscht hatte, wurde von oben herab nicht
mehr geduldet, und so konnte es kaum anders sein, als daß der Charakter
der jungen Generation ein unruhiger werden mußte. Kehren wir jedoch
zu dem Gange der Ereignisse zurück, denn sie erklären sich selbst am besten.
Wie durch die Konstitutionen in einzelnen deutschen Mittel- und
Kleinstaaten das Volksleben verbittert und ein Theil der Staatsbeamten
in ein schiefes Licht gebracht wurde, davon ist oben die Rede gewesen;
in ihrem Gefolge zog auch die Mißstimmung gegen den Bundestag oder
vielmehr gegen Oesterreich und Preußen, welche jeder Konstitution, wenn
dieselbe flügge geworden ihre Flügel versuchte, durch Bundesbeschlüsse
oder geheime Konferenzbeschlüsse die Schwungfedern ausrißen. Die
Konstitutionen standen zwar in keinem großen Ansehen, weil das Volk
selten eine gute Frucht derselben sah und sie viel Geld kosteten; aber
man betrachtete sie einmal als Eigenthum und ärgerte sich über das
beständige Zerren an denselben, man hätte sie lieber geradezu weggegeben.
Oesterreich nahm man es weniger übel, weil man ihm keine Zuneigung
für Konstitutionen anmuthen konnte und es überhaupt eine konsequente
Haltung beobachtete und keine unnöthigen Worte machte; dagegen ärn-
tete die preußische Regierung für ihre Bemühungen um die deutschen
Konstitutionen einen sehr aufrichtigen Haß, einmal darum, weil sie bis
1824 den Glauben an das Zustandekommen einer preußischen Konstitu-
tion genährt hatte, sodann weil jedermann wußte, daß sie sich doch nur
von dem Wiener Kabinete leiten ließ, und endlich weil sie alle ihre
Schritte in dieser Richtung mit Anpreisungen der an der Spree einhei-
mischen politischen Weisheit begleitete, den Konstitutionellen aber be-
schränkten Verstand, Unerfahrenheit, Nachäfferei des Franzosenthums
u. dgl. vorwerfen ließ. Damit wurden die konstitutionellen Doktrinäre
aber nicht von ferne bekehrt; daß die Konstitutionen in den Kleinstaaten
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
580
Die Zeit von 1815 bis 1857.
war eine selbstständige Republik, die im Großen Rathe des Kantons
vier Stimmen hatte, der Bischof von Sitten hatte ebenfalls vier, es
galt aber kein Beschluß des Großen Rathes, wenn derselbe nicht von
den Zehnten sanktioniert wurde. Die sechs („westlichen") Zehnten des
Unterwallis waren an Volkszahl den sieben („östlichen") des Ober-
wallis beträchtlich überlegen, im Großen Rathe aber schwächer vertreten
(24 gegen 48 Stimmen), was zur Folge hatte, daß die wenigen Kantonal-
beamtungen in der Regel oberwallisischen Familien oder solchen unter-
wallisischen übertragen wurden, die mit jenen der gleichen politischen
Partei angehörten. Deßwegen stimmte Wallis in der Tagsatzung immer
konservativ, wie auch in dem Kantone von 1815 — 40 nichts wesentlich
verändert wurde. Indessen wurden die unterwallisischen Zehnten durch
die Kantonalverfassung nicht im mindesten gehindert, wenn sie für gut
fanden, z. B. das Strombett der Rhone zu regulieren, die Sümpfe aus-
zutrocknen , den Weinreben Pfähle zu geben, statt sie wild über den
Boden hinwachsen zu lassen, sich und ihre Kinder fleißiger zu waschen,
Schulhäuser zu bauen, und wenn ihnen die höheren Lehranstalten in
Sitten oder das Zesuitenkolleg in Brieg nicht behagte, ihre Söhne in
Genf oder Lausanne, in Berlin oder Paris studieren zu lassen. Nichts-
destoweniger begann im Unterwallis bereits 1833 durch die vier unter-
sten Zehnten eine Agitation gegen die Verfassung von 1815; sie erklärten
in einer Adresse an den Staatsrath, „wir wollen niemand das Gesetz
machen, wir wollen es aber auch von niemand empfangen; wir können
nicht länger unter unfern Miteidgenossen, im Schooße der 22 Kantone,
die durch ihre Freiheit glücklich sind, eine abgesonderte, entwürdigte Kaste
bilden; nein, der Helotiömus ist für uns nicht gemacht!" In solcher
Form unterschrieben die Unterwalliser ihr Begehren „wir wollen Reprä-
sentation nach der Kopfzahl und damit das Uebergewicht in dem Großen
Rathe und allen Landesbehörden". Die Agitation führte damals zu
nichts, wurde aber 1838 mit größerer Energie ausgenommen; als der
Zehnte Sitten und theilweise auch Siders sich 1839 mit den sechs west-
lichen vereinigten, wurde ein Verfassungsrath aufgestellt, eine Verfassung
entworfen und dieselbe von Unterwallis angenommen, von Oberwallis
aber zurückgewiesen. Die Tagsatzung schickte auf das Verlangen von
Oberwallis zwei eidgenössische Repräsentanten, unter deren Auspicien
eine neue Verfassung entworfen wurde, die jedoch von Oberwallis keine
bessere Aufnahme als die frühere fand, worauf die Tagsatzung (der
6. September 1839 in Zürich hatte gewirkt) eine neue Vermittlung
beschloß, aber nicht zu Stande brachte. Ober- und Unterwallis trennten
sich thatsächlich, indem der eine Theil in Siders, der andere in Sitten
eine Regierung einsetzte; beide Theile suchten im Mittelwallis Boden zu
gewinnen und wegen des Dorfes Evolenaz im Zehnten Herens kam der
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Oberwallis
Extrahierte Ortsnamen: Brieg Genf Lausanne Berlin Paris Zürich Siders Dorfes_Evolenaz
Deutsches Reich — Geschichtlicher U eberblick. 791
natürlich die Angelegenheiten des Bundes ganz anders betrachten, als der
österreichische Kaiser. Beide Mächte hatten verschiedene Ziele im Auge und
übten deshalb oft entgegengesetzten Einfluß auf die anderen Bundesglieder. Der
Bundestag vermochte nichts dagegen. Ohne Oberhaupt, unterhielt er auch
keine Gesandtschaften bei fremden Mächten; das war nur Sache der Groß-
staaten Preußen und Oesterreich, neben deren Botschaftern man an fremden
Höfen auch Gesandte von unsern Mittelstaaten sah, die sich häufig und
nachtheilig genug von außerdeutschen Mächten beeinflussen ließen. Der
Bundestag galt deshalb im Auslande wenig, der Zollverein war sogar
wichtiger, und niemand konnte sichs verhehlen, daß mit dem lockern Staaten-
bunde von 1815 nichts zustande gekommen, was politisch besser gewesen
wäre als der vorherige Reichsverband.
So wenig demnach dieser Staatenbund befriedigen konnte, so hatte doch
mindestens die Zusage ständischer Verfassungen, womit auch bald einige
Staaten rühmlich vorangingen, etwas Erfreuliches. Fürs erste athmete
Deutschland wenigstens wieder von fremdem Joche frei, und genoß des
lange entbehrten Friedens, und der Friede war dauernd und in
vieler Beziehung beglückend, wie der, welcher den Thaten Friedrichs des
Großen gefolgt war. Der deutsche Fleiß schaffte die Ruinen fort, die an
den Krieg erinnerten; der Landbau verbesserte sich, die Gewerbe blühten
wieder aus, die Zahl brauchbarer Heerstraßen wuchs, und bald fuhren
Dampfschiffe auf den Strömen, denen eifrigst die Anlage von Eisenbahnen
folgte. Der Verkehr im Innern belebte sich, wie der in den Häfen des
Nordens, wo namentlich Hamburg und Bremen zu Welthandelsplätzen ersten
Ranges heranwuchsen, von den innern Zollschranken fiel eine nach der an-
dern, und der Staatshaushalt der meisten Länder ward geregelt wie selten
zuvor, sowohl in Preußen, wo der Könige Einfachheit und Sparsamkeit
wirkte, als auch da, wo das Institut der neuen ständischen Kammern zu-
nächst in finanzieller Hinsicht seine Notwendigkeit bewährte und den Bauern-
stand in der Ablösung von allerlei mittelalterlichen Lasten, Zehnten z. B.
und Druck der Jagdrechte, zu erleichtern suchte. So hob sich das Selbst-
gefühl der Bürger und Bauern. Da und dort wurden auch neue Gefetz-
bücher berathen und eingeführt; wie denn überhaupt im geistigen Gebiete
nicht mindere Regsamkeit herrschte, als im materiellen. Am Schul-
Wesen wurde hin- und hergeändert, oft fogar gebessert, außer daß man in
Betreff der Volksschulen zu sehr sparte, und für den höhern Unterricht häufig
zu ausgedehnte Lehrpläne und Examina vorschrieb. — Das Studium der
mathematischen und der Naturwissenschaften verbreitete sich in
dieser Friedenszeit ganz besonders, sowohl wegen des eignen innern Werthes,
als auch wegen des industriellen Nutzens; wer hat nicht die Namen: Fraun-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
Extrahierte Personennamen: Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Deutschland Nordens Hamburg
Concil von Trient. 126
geordnet. Zugleich wurde die Ausarbeitung eines Katechismus, des sogenannten römischen, verfügt, der im Jahre 1566 er-schien und nach Form und Inhalt ein wahres Meisterwerk ge* nannt zu werben verbient.
Nachbem am 3. Dezember 1563 die 25. und letzte Sitzung des Coneils ftattgefunben , erfolgte am 4. der feierliche Schluß besselben durch den Karbinal Marone. Die Bulle, durch welche Papst Pius Iv. das Concil als ein ökumenisches anerkannte, erschien am 6. Januar 1564. Die Glaubeusentscheiduugeu des Concils wurden nach dem Schluß desselben in eine kurze Glaubensformel— das Tridentinis che Glaubensbekenn t-nis — zusammengefaßt, welche bis auf biesentag als das unter* fcheibenbe Kennzeichen der Katholiken den Protestanten gegenüber gebraucht wirb. Selbst protestantische Schriftsteller, die sich die Unparteilichkeit des Urteils zu bewahren gewußt, haben anerkannt, daß alle Beschlüsse des Concils mit der würdevollsten Ruhe, mit inniger Glaubenswärme, auf Grunb der heiligen Schrift ober der kirchlichen Überlieferung und früherer Concilien, ganz in dem Geiste und in der Sprache der alten Kirche abgefaßt sind. Auch verdient hervorgehoben zu werden, daß weder Luther noch irgend ein Glaubensneuerer je dabei genannt, sondern nur ihre irrtümlichen Behauptungen ausdrücklich verworfen wurden.
Die Beschlüsse des Drit)entmischen Concils wurden, wie nicht anders zu erwarten war, von den Protestanten nicht angenommen ; aber auch bei den einzelnen katholischen Fürsten stießen dieselben auf Widerstand. In den meisten italienischen Staaten, sowie in Portugal und Polen unterlag die Verkündigung derselben keiner Schwierigkeit. Philipp Ii. von Spanien nahm für feine Länder die Glanbensentfcheidnngen an, die Reformdekrete jedoch nur „unbeschadet der königlichen Rechte." Auch Frankreich erhob gegen einige Discipliuarvorschrifteu Widerspruch, weshalb auch eine förmliche Annahme aller Beschlüsse des Concils nicht von seiten des Staates, wohl aber auf verschiedenen Proüin-zialconcilien erfolgte. In Deutschland wurden die Tridentini-schen Beschlüsse erst nach Ferdinands I. Tode (1564), unter feinem Sohn und Nachfolger Maximilian Ii. verkündet. Trotz aller entgegenstehenden Hinberaiffe gelangten jeboch die Beschlüsse des Concils von Trient nach und nach , Dank den Bemühungen vieler durch Gelehrsamkeit und Tugenb hervorleuchteten Männer aus dem Priester- und Laienftande, in allen katholischen Ländern zur Durchführung, und bald zeigten sich die Früchte der durch basfelbe angebahnten wahren Reformation
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Personennamen: Concil_von_Trient Philipp_Ii Philipp Ferdinands_I. Maximilian_Ii Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Karbinal_Marone Portugal Spanien Frankreich Deutschland Ferdinands
30
Die Verfassungsformen der Staaten sind verschieden. Man
unterscheidet Monarchien und Republiken, je nachdem die
höchste Gewalt im Staatsverbande einem einzelnen (dem Fürsten)
oder dem Volke zukommt. Im ersteren Falle nennt man die Staats-
verfassung eine monarchische, im letztern eine republikanische.
Ist in der Monarchie der Wille des Herrschers allein maßgebend
oder regiert derselbe nach bestimmten Gesetzen unabhängig
vom Volke, so ist die Verfassung eine despotisch- bezw. autokratisch-
monarchische. Hat aber (gemäß einer Konstitution oder Verfassungs-
bestimmung) das Volk einen gewissen Anteil an der Gesetzgebung
und Verwaltung, so heißt die Verfassung: „Konstitutionelle Mo-
narchie".
Bei den Nomaden besteht die patriarchalische Leitung
eines Häuptlings oder Familienältesten. Ganz „wilden" Völkern
aber ist die staatliche Ordnung fremd K
Europa.
I. Wagerechte Gliederung. Europa hat einen Flächeninhalt
von 9 682000 qkm (176000 m Meilen), nimmt also der Größe
nach unter den fünf Erdteilen die vierte Stelle ein. — Auf den ersten
Blick scheint Europa eine nach Südwesten schmal anslaufende Halb-
insel Asiens zu sein; das ist aber nicht der Fall; denn 1. ist
Europa von Asien durch natürliche Grenzen deutlich geschieden
(nämlich durch das Uralgebirge, den Uralflnß, das Kaspische Meer
und den Kaukasus oder richtiger durch die Manytschniedernng zwischen
dem Kaspischen und Schwarzen Meere); 2. unterscheidet es sich seiner-
ganzen Natur nach so sehr von Asien, daß Europa als selb-
ständiger Erdteil anerkannt werden muß.
Die äußersten Punkte Europas sind: Im Norden das
Nordkap auf der Insel Magerö, über 710 nördl. Br. — im Süden
das Kap Tarifa in Spanien, 36 o nördl. Br. — im Westen das
t Die vorstehenden Grundlehren aus der mathematischen und physischen
Erdbeschreibung sind vom Verfasser der „Weltkunde" für die vorliegende „Erd-
kunde" geschrieben worden.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Europa Europa Asien Kaukasus Asien Europa Europas Tarifa Spanien
Deutscher Bunv — Geschichte.
551
souveräner Mitglieder des Bundes gebildet, also auch solcher Fürsten, die ihre
Hauptthrone im Ausland hatten. Den mächtigeren verlieh man mehr Stimmen
als den schwachen; über wichtige Gegenstände nämlich, wo es Grundgesetze des
Bundes beträfe, sollten 70 Stimmen, sonst nur 17 abzugeben, und zur ent-
schiednen Mehrheit zwei Drittel derselben erforderlich sein. Für gemeinschaftliche
Kriege setzte man die Zahl der Bundestruppen fest, nämlich ein Procent der Be-
völkerung, und ferner die Verpflichtung, daß kein Bnndesglied für sich allein mit
dem Feinde unterhandeln dürfe. Auch wurden sofort die Festungswerke von Mainz,
Luxemburg. Landau, Rastadt und Ulm, dem Bunde zur Verfügung gestellt. Alle
Souveränitäten blieben dabei dem Auslande gegenüber durchaus selbständig, mit
eignen Gesandten und Verträgen. Was schließlich die Wünsche des deutschen
Volkes betraf, so versprach die Bundesakte (§. 13) land ständische Verfas-
sungen, jedoch ohne nähere Bestimmungen über das Wann und Wie. was
den Regierungen überlassen blieb.
So wenig der Slaatenbnnd an sich befriedigte, so hatte doch die Zusage
ständischer Verfassungen, womit auch bald einige Staaten rühmlichst vorangingen,
etwas Erfreuliches; und da vom Bundestage möglicherweise viel Gutes ausgehen
konnte, so mußte man sich vorläufig dabei beruhigen. Fürs Erste athmete Deutsch-
land wieder von fremdem Joche frei, und genoß des lange entbehrten
Friedens, und der Friede war dauernd und in vieler Beziehung beglückend,
wie der, welcher den Thaten Friedrichs des Großen gefolgt war. Der deutsche
Fleiß schaffte die Ruinen fort, die an den Krieg erinnerten; der Landbau verbesserte
sich, die Gewerbe blühten wieder auf, die Zahl brauchbarer Heerstraßen wuchs,
und bald fuhren Dampfschiffe auf den Strömen, denen zuletzt eifrigst die Anlage
von Eisenbahnen folgte. Der Verkehr im Innern belebte sich, wie der in den
Häfen des Nordens und des adriatischen Meers. Selbst von den innern Zoll-
schranken fiel eine nach der andern, hauptsächlich durch den preußischen Zoll-
verein; und der Staatshaushalt der nieisten Länder ward geregelt wie selten
zuvor, sowohl in Preußen, wo des vorigen Königs Einfachheit und Sparsamkeit
wirkte, als auch da, wo das Institut der neuen ständischen Kammern zunächst in
finanzieller Hinsicht seine Nothwendigkeit bewährte und den Banerstand in der
Ablösung von allerlei mittelaltrigen Lasten, Zehnten z. B. und
Druck der Jagdrechte, zu erleichtern suchte. So hob sich das Selbstgefühl der
Bürger und Bauern. Hie und da wurden auch neue Gesetzbücher berathen
und eingeführt; wie denn überhaupt im geistigen Gebiete nicht mindere Reg-
samkeit herrschte, als im materiellen. Am Schulwesen wurde hin und her
geändert, oft sogar gebessert, außer daß man in Betreff der Volksschulen noch
zu sehr sparte, und für den höhern Unterricht zu ausgedehnte Lehrpläne und
Examina vorschrieb, als gälte es, die Jugend mit Wissen zu überfüllen und
blaffe frühzeitige Gelehrsamkeit über gesunde Bildung zu stellen.
Das Studium der Naturwissenschaften und der Mechanik verbreitete
sich in dieser Friedenszeit ganz besonders, sowohl wegen seines eignen innern
Werthes, als auch wegen seines industriellen Nutzens; wer hat nicht die Namen
Gerstner, Rose, Liebig, Befiel, Humboldt re. gehört! In der Geschichte ver-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]