\
Gesellschaftlicher Zustand. 7
3. Der Aethiopische Stamm nimmt vom Fuße der
Mondgebirge, von den Quellen des Nils aus allmälig das
nördliche und südliche Afrika in Besitz und mischt sich in
Nubien und Aegypten mit dem aus Asien übergesetzten
semitisch-kaukasischen Stamme.
§. 3.
Entwickelung des gesellschaftlichen Zustandes der Menschen.
Die Natur mit ihren Geschöpfen an der Hand der gött-
lichen Vorsehung war die Erzieherin der ersten Menschen.
Roh als Hölenbewohner, jedoch begabt mir der geistigen
Fähigkeit sich äußerlicher Wahrnehmungen bewußt zu werden,
und durch Sprache artikulirte Töne hervorzubringen, lernen
sie bald die sie umgebenden Thiere kennen und für sich benutzen.
Das Leben des Hirten beginnt, und wird durch die Noth zu
jenem des Nomaden geleitet. Da geht der Geist rasch in
seiner Entwickelung vorwärts; mancherlei Erfindungen und
Entdeckungen werden gemacht, und liebgewonncne Gegenden
führen allmälig zum Ackerbau, zu festen Ansiedelungen. Mehre
Familien schließen sich an einander, vermehren sich, es ent-
stehen Stämme, Dörfer, Städte, Genossenschaften. Die
Familienväter sind die Berather und Führer, — Patriar-
chalische Verfassung. Doch auch Zwiespalt erhebt sich unter
ihnen, oder mit benachbarten Stämmen; der Stärkere zeichnet
sich aus im Kampfe; die Schwächeren bewundern ihn, oder
unterliegen seiner Gewalt; sein Ansehen dauert auch im
Frieden fort; er ist der Erste, ein Fürst unter ihnen. So
bilden sich die Herrscher an der Spitze der einzelnen Stämme,
bald mit größerer, bald mit geringerer Macht ausgerüstet,
je nachdem der Umfang ihrer Herrschaft eine größere oder
geringere Ausdehnung bat, oder je nachdem sie mehr oder
weniger durch andere Häupter ihrer Stämme, oder durch die
gesammtcn Glieder derselben in ihrer Herrscher-Gewalt ein-
geschränkt sind; cs entstehen allmälig monarchische, aristo-
kratische, republikanische, demokratische Versas-
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Inder.
9
Beschäftigungen nur von fest stehenden, unabänderlichen Regeln abhängig.
Die Gelehrten, die alten Traditionen und hergebrachten Gewohnheiten
in ihrem Gedächtnisse bewahrend, beaufsichtigen das Bücherwesen und
leiten neben dem Kaiser die oberste Reichsverwaltung.
Confu-tse (Confucius), der eigentliche Gründer der chinesischen
Litteratur, gegen 500 v. Ch. G. sammelte und ordnete die litterarischen
Ueberlieferungen seiner Vorzeit; seine Hauptwerke: der Tschu-king
erläutert in einer Menge von Reden und Denksprüchen, aus alten
Werken zusammen getragen, die Grundsätze des chinesischen Staats-
rechts; und der Tschu-king ist eine Sammlung von dreihundert
Gedichten.
Nach den Lehren des Confu-tse bestand die Religion der Chinesen
nur in der Ausübung äußerer moralischer Pflichten, und berücksichtigte
lediglich den materiellen Zustand der menschlichen Gesellschaft.
Uebrigens hatten die Chinesen schon in der Urzeit Bauwerke von
Backsteinen und Ziegel, die sie auf eigne Weise zu brennen und zu
glasiren verstanden; schon frühe Arbeiten in Wolle und Baumwolle,
Stoffe, gewirkt von Seide und Gold; auch eine Art Silben- oder
Bilderschrift auf Täfelchen von Bambu; — Erfindung des Papiers gegen
150 v. Ch. G.
§. 8.
Inder.
Eine eigentliche Geschichte der Inder ist wegen unserer
noch unzureichenden Bekanntschaft mit ihrer Litteratur und deren
verschiedenartigen chronologischen Systemen unmöglich. Deut-
liche Spuren einer sehr frühen Cultur offenbaren sich indessen
in dem, was wir kennen, sowie die Mythen von den Zügen
des Herakles, Bakchos, Sesostris und der Semiramis auf
fremde Einfälle in das indische Land schon in der Urzeit Hin-
weisen ; und später machen die Perser unter Kyros und
Kambyses, besonders aber Alexander und Seleukos Nikator,
glückliche Eroberungen auf indischem Gebiete.
Das Land der Inder zerfiel in viele kleine Staaten, deren Fürsten
mehr oder weniger von einander abhängig waren. Den weltlichen Ober»
Häuptern zur Seite standen die Priester oder Bramanen, welche ihnen
ihre Weihe gaben, und so die Vergötterung derselben bewirkten. Ein-
zelne Beamte standen den Städten und ihren Gewerben, den Flüssen,
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Seleukos_Nikator
166
88 er (88) das Consulat und den Oberbefehl gegen Mithridates er-
hielt, machte er sich den Marius zum unerbittlichen Feind. Nach-
dem er die Diktatur niedergelegt hatte, lebte er bei Puteoli, wo
er seine (verlorenen) vno^ivrjf-iaxa schrieb. Seine zügellosen Leiden-
schaften und Ausschweifungen.
Sulla war Aristokrat, Marius Demokrat; diese Männer,
hinter denen die beiden Parteien des Staates standen, traten im
Kampfe einander gegenüber.
Sulla tritt dem Sulpicius entgegen und feiubet das Gesetz
desselben hinsichtlich der Vertheilung der Bundesgenossen über alle
Tribns an, aber Sulpicius läßt ihn durch einen Volksbeschluß ab-
setzen und den Oberbefehl dem Marius übertragen.
Sulla, der mit seinem Heere in Campanien stand, gehorcht
nicht dem Volksbeschluß, sondern kehrt, nachdem er die Soldaten
auf seine Seite gezogen, zurück und erstürmt Rom; Marius und
seine Anhänger fliehen. Sulpicius wird in den Sümpfen von
Laurentum ergriffen und enthauptet. Marius besteigt zu Ostia
ein Schiff, wird nach Minturnä verschlagen und in den Sümpfen
gefangen; er wird entlassen, gehtauf ein Schiff und landet beiden
Trümmern Carthago's. Ausgewiesen bringt er den Winter auf
den Inseln und auf seinem Schiffe zu. Sulla war nun, nachdem
er gewaltsam die Verfassung gestürzt, faktisch Herr des Staates;
er schwächte die Volksmacht durch folgende Maßregeln: er stellte
1) die alte Stimmordnung der Centnrien wieder her, 2) verstärkte
er den Senat aus seinen Anhängern, der nun den Marius mtb
die Häupter der Gegenpartei ächtete, und setzte 3) durch Volks-
beschluß fest, daß in Zukunft nur in den Centuriateomitien Ge-
setze gegeben werden könnten und zwar nie ohne einen Vorbe-
schluß des Senates.
87 Sulla hatte es geschehen lassen, daß für das Jahr 87 neben
seinem Anhänger Octavius der Marianer L. Cornelius Cinna
zum Consul erwählt wurde. Dieser erneuert das Gesetz des Sul-
pieius und beantragt die Znrückberufung der Verbannten, auch
des Marius. Heftiger Widerstand des Senates. Straßenkampf.
Cinna wird geschlagen und flüchtet mit seinen Anhängern Carbo,
Sertorius u. a., und wird durch den Senat abgesetzt. Er wiegelt
Italien auf und gewinnt das gegen die Bundesgenossen stehende
Heer. Zu ihm gesellt sich Q. Sertorius und der von ihm zurück-
gerufene, in Etrurien landende Marius mit 6000 Etruskern.
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Sulla Marius_Demokrat Marius Sulla Marius Marius Sulla Marius Marius Sulpicius Marius Marius Sulla Marius Marius Sulla Cornelius_Cinna Marius Marius Marius Marius
179
Niederlage bei Carrhä umkam, das Baud zwischen beiden ge-
lockert worden war.
Pompejus stärkt die Senatspartei, sucht Recht und Ordnung
zu heben (lex de vi et ambitu) und läßt den Milo verurtheilen,
der nach Massilia in die Verbannung geht. Am 1. Januar 49 49
beschließt der Senat, daß Cäsar aus seiner Provinz zurückkehren,
seinen Oberbefehl niederlegen und sein Heer entlassen solle. Aber
der von Cäsar bestochene Tribun Curio (feine ungeheuren Schul-
den von Cäsar bezahlt) setzte es durch, daß der Senat auch an
den Pompejus die Forderung stellte, seine Provinzen abzugeben.
Pompejus wies dieselbe jedoch zurück. Cäsar, dessen gemäßigte
Anträge vom Senate nicht angenommen wurden, rückte jetzt mit
seinen Legionen gegen Italien vor und er öffnete, indem er
denrubikon, die Grenze seiner Provinz, überschritt,
den zweiten Bürgerkrieg (49).
Pompejus, nicht vorbereitet auf diesen unerwarteten kühnen
Schritt, verläßt mit Zurücklassung der reichen Staatskasse Italien
und geht nach Griechenland. Cäsar zieht in Rom ein und macht
sich mit seinen gutgeschulten Legionen und durch wohlüberlegte
Mäßigung in zwei Monaten zum Herrn von ganz Italien.
Bevor er den Pompejus verfolgte, ging er nach Spanien und
zwang die Legaten desselben, Asranius und Petrejus, bei Jlerda (49) 49
zur Ergebung. Sardinien und Corsita werden durch Cäsars Le-
gaten besetzt. Der Legat Curio aber, der das pvmpejanische Afrika
erobern wollte, ward von: Könige Juba non Numidien geschlagen
und fiel; der Rest der Truppen ergab sich. Auch in Jllyrien
wurde die Sache Cäsars unglücklich geführt.
Aus Spanien kehrt Cäsar, der inzwischen zum Diktator er-
nannt worden war, nach Rom zurück und ordnet dort mit Milde
die Angelegenheiten. Pompejus hatte in Thessalonice aus seinem
Anhänge eine Regierung eonstituirt und ein Heer von 11 Legio-
nen, sowie eine Flotte von 500 Schiffen aufgebracht.
Cäsar zieht dem Pompejus nach, landet am acroceraunischen
Vorgebirge und schließt den Feind bei Dyrrhachium ein, zieht
aber nach einer daselbst erlittenen Niederlage nach Thessalien.
Ponlpejus, den jetzt ein kluges Ermessen der Verhältnisse nach
Italien hätte führen müssen, folgte ihm dahin nach; es kam bei
Pharsalus 48 zur Schlacht, worin Cäsar den weit überlegenen 45
Feind vollständig besiegte. Pompejus flieht, der ganze Osten fällt
dem Sieger zu. Er begibt sich zunächst nach Lesbos, wo er seine
12*
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Extrahierte Ortsnamen: Massilia Italien Italien Griechenland Rom Italien Spanien Sardinien Afrika Juba Spanien Rom Dyrrhachium Thessalien Italien Lesbos
33
2) An Stelle dieses Königthums tritt vom nennten Jahr-
hundert an, namentlich aber im achten eine Aristokratie,
die, durch die Eroberungszüge der letzten Jahrhunderte mächtig
geworden, statt der früher nur berathenden Stellung zum
Fürstenhaus die Theilnahme am Regiment erhält, endlich
das Königthum ganz verdrängt und allein die Regierung an sich
zieht. In den Händen des hellenischen Adels (der Geschlechter)
liegt der größte Grundbesitz, eine höhere Bildung, Kriegserfahrung,
die Rechtskunde, die Priesterämter, dabei steht derselbe mit dem
delphischen Orakel in engster Verbindung.
3) Besonders die Kolonien, in denen die politische Entwicklung
schneller geht und wo statt der eigentlichen Geburtsaristokratie
immer Timokratie erscheint, bereiten den Uebergang zur De-
mokratie vor. Seewesen, Handel, beweglicher Besitz, geistige
Bildung entwickelten das Städteleben und den Bürgerstand. Seit
der Mitte des siebenten Jahrhunderts auch im Mutter-
lande, besonders in beit Küstenstaaten, erbitterte Parteikämpfe
zwischen Adel und Volk um schriftliche Gesetze, rechtliche und
politische Gleichstellung.
Den Sieg erkämpft die Demokratie in. der Regel durch die
Uebergangszeit der Tyrannis. Im siebenten und sechsten Jahr-
hundert treten meist geistig bedeutende Führer des Volks, selbst
von Adel, au die Spitze des Volks gegen die Alleinmacht ihrer
Standesgenossen. Aus den Volksführern werden Alleinherrscher,
neue ,demokratische Könige'. Durch sie glänzende Entwicklung
des bürgerlichen Lebens, Kunst- und Prachtliebe, Begünstigung
der Poesie und der Anfänge der Wissenschaft, materielle Hebung
des Mittelstandes und der ärmeren Volksklassen. Enge Ver-
bindung der hellenischen Tyrannen unter einander, an barbarische
Fürsten angelehnt. Doch ist die Tyrannis nur eine vorüber-
gehende Erscheinung, ohne tiefere Wurzeln im Volksleben, nur
ausnahmsweise zur Gründung von Dynastien führend; endlich
durch die Geschlechter, ohne Widerstand des Demos, gestürzt.
Aber die bürgerliche Gleichheit war durch sie festgestellt; die Adels-
herrschaft kehrt nicht wieder.
Herbst, historisches Hütsrbuch I. (Ausg. f. Ähmn.)
3
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Die Ostseite ist schmal, von dürftiger Strombildung (der
Aufidus, j. Ofanto, der bedeutendste Fluß), dazu ziemlich gerad-
linig abgeschnitten, ohne Küstenentwicklung; die östliche Küste des
nördlichen Italiens bildet eine Reihe von Sümpfen und Lagunen.
Die Westseite dagegen ist reicher und mannichfaltiger aus-
gestattet. Sie bat mehr Küstenentwicklung, ist von Inseln um-
geben und bildet ein breiteres Gebiet, das durch größere Ströme
(Arnus, Tiber, Vulturnus) und durch frühere vulkanische Thätig-
keit zu der mannichfacksten Thal- und Hügelbildung entwickelt
ist. Die Westseite war daher zu größerer historischer Be-
deutung bestimmt als die Ostseite, die auch das adriatische Meer
ohne nahe Inseln und die gegenüber liegenden unfruchtbaren
Küftenlandschasten «licht zur Thätigkeit und zum Verkehr anregten.
Die westlichen Laudschastell Etrurien, Latillni und Campanien
waren zu einer Rolle berufen, welche die Natur Apulien und
Messapien versagt hat. Italien war auf den Westen hingewiesen
wie Griechenland auf kn Osten.
Italien hat stark ausgeprägte Natur grenzen; die eigentliche
Halbinsel ist auf drei Seiten vom Meere umgeben; um das nörd-
liche Italien legt sich im Halbkreise eine ungeheure Scheidewand,
die Alpen. Die Westalpen, am ligustischen Meerbusen aufsteigend,
nach Westen gegen das Thal der Rhone (Rhvdanus), nach Osten
gegeli die Poebene abfallend, trennen es von Gallien. Mit dem
Mont blaue begimit der höchste und mächtigste Theil der Alpen,
die Centralalpen, die Italien gegen Helvetien und Germanien
abschließen; die dritte und östliche Abtheilnng, mit dem Groß-
glockner beginnend, ist niedriger, legt sich aber breiter durchs
Land und zieht sich bis znm adriatischen Meere.
Italien hat uatrlrgenläß vier Theile: 1) Oberitalien; L)
Mittelitatiell,. den eigentlichen Stanrm der Halbinsel; 3) Unter-
italieu, aus dell beiden Halbinseln bestehend und 4) die. Inseln.
1) O b e r i t a l i e n oder der evntineutacke Theil Italiens von
den Alpen bis zum Macra und Rubieon reichend; dazu gehört
vor Allem die lombardische Tiefebene, von dem Po (Padus) der
ganzen Länge nach durchzogen, in Dreiecksgestalt zwischen den
Alpen und den Apenninen sich ausdehnend; eine Linie zwischen
Parma, Mutina, Bononia und Arüninum bezeichnet die südliche
Grenze. Oberitalien umfaßt : a. Gailia cisalpiua, togata (im
Gegensatz zu Gailia braccata), durch den Po in Gailia trau>.-
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114
sind sie, ohne daß eine Colonisirung von Griechenland ans statt-
fand, völlig hellenisirt, und ans der Leichtigkeit, womit sich diese
Hellenisirung vollzog, will man auf eine Verwandtschaft ihrer
Sprache mit der griechischen schließen.
„ Die Celten.
Den Norden von Italien.nahmen die Pracht liebenden, prah-
lerischen, beweglichen und zu abenteuerlichen Zügen geneigten
Celten oder Gallier ein. Sie setzten den Italikern den hart-
näckigsten Widerstand entgegen und wollten mit ihnen nicht zu
einer Nation verschmelzen.
Die Griechen.
Die Italiker waren ein Ackerbau und Viehzucht treibendes
Volk, für Seefahrt und Handel hatten sie weniger Sinn. In
höherem Maße neigten dazu die beweglichen Griechen. Sie
besetzten, um Handelsniederlassungen zu gewinnen, die Küsten des
unteren Italiens.
Wanderungen dieser Völkerschaften.
Blutige Kriege um den Besitz Italiens zwischen den genünnten
Völkern, die zu verschiedenen Zeiten einrückten, machen die älteste
italische Geschichte aus. Unter der Voraussetzung*), daß sie von
Norden her auf dem Landwege eingewandert sind, hält man die
Japyger, welche in die südöstliche Ecke hineingeschoben sind,
für die älteste Bevölkerung Italiens. Sie saßen allem Anschein
nach früher auch in Campanien, Lukanien und Apulien und haben
gewiß nur gezwungen gegen diese Sitze die messapische Landzunge
eingetauscht.
Das mächtige Volk der Umbrer nahm einen großen Theil
von Norditalien, Umbrien und Etrurien ein. Sie wurden von
den Etruskern, die wahrscheinlich über die Alpen kamen**), großen-
theils aus Oberitalien, sowie aus Etrurien vertrieben und auf
*) Mommsen bezeichnet die Einwanderung der Italiker in Italien auf dem
Landwege geradezu als ausgemacht. I. p. 32. 4. Aufl.
**) Daß die Etrusker über die rhätischen Alpen, überhaupt van Norden
her eingcwandert sind, schließt man daraus, daß noch spät die Bewohner dieser
Berge den rauhen etruskischen Dialekt redeten und daß Mantua etruskische Eigen-
thllmlichkeiten bewahrte. Mommsen I. p. 123. 4. Aufl.
*
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
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119
3. Die ersten vier Könige.
Ron! war Anfangs von Königen regiert. Die uns über-
lieferten Nachrichten über dieselben beruhen nicht aus gleichzeitiger
Aufzeichnung, sondern auf Sage und Construktion. Die Könige
find nämlich vielfach Träger von Mythen und solchen Sagen,
in denen die später Vorgefundenen Thatfachen ihre Entstehung
und Deutung finden sollen*). Der Könige sind sieben.
Romulus (753—716)**).
Nomulus ist keine historische Person. In ihm ist das
perfonificirt, was sich später im römischen Staate Großes fand
und was Rom zur Weltherrschaft geführt hat. 1) Der kriege-
rische Geist des römischen Volkes. Die Stadt wird, der Sage
nach, durch Eröffnung eines Asyls bevölkert; die benachbarten
Städte weisen aber das Gesuch um Conubium zurück. Romulus
veranstaltet daher das Fest der Consualien, wozu er die Latiner
und Sabiner einladet. Während desselben rauben die römischen
jungen Leute die anwesenden Jungfrauen (Raub der Sabinerinnen).
Es entspinnt sich ein Krieg mit den drei Städten Caenina, Cru-
stumerinm und Antemnä, die einzeln besiegt werden, darauf mit
den Sabinern. In dein letzteren Kriege (Titus Tatius) und der
späteren Aussöhnung erkennt man einen Versuch, die Entstehung
des sabinischen Bestandtheiles im römischen Staate nachzuweisen.
In unglaublicher Weise ist der Krieg gegen Fidenä, namentlich
aber der gegen Veji ansgeschmückt, in welchem Romulus einmal
mehr als die Hälfte von 15000 Etruskern mit eigener Hand er-
schlageil haben soll. .2) Der lebendige Glaube an die provi-
dentielle Sendung des römischen Volkes. Romulus ist bei jedem
Schritt von den Auspicien geleitet, in feinen letzten Worten ver-
kündet er, daß Ronl diirch das Schwert die Welt erobern werde.
3) Ist der Senat, die dritte Säule römischer Größe, von Romulus
eingesetzt.
*) Vielen Erzählungen, die an die Könige geknüpft werden, wird gewiß
etwas Thatsächliches zu Grunde liegen; die Grenze aber zwischen diesem und
der Fiktion zu sinden und die Reihenfolge der Ereignisse zu bestimmen, ist eine
vielfach unlösbare Aufgabe.
**) Die Regierungsjahre sind sicher auch unhistorisch; wir geben sie aber
doch zur Orientirung, weil nun einmal in dem Rahmen ihrer Chronologie
so viel Material zureäp gelegt worden ist.
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171
3. Verfassungsänderungen des Pompejus.
Pompejus wandte sich, wie auch Crassus, dem Volke zu, um
durch dieses die Senatspartei, die ihn beneidete und haßte, zu
beugen. Nachdem schon durch das Gesetz des Consuls C. Aure-
lius Cotta 75, (lex Aurelia tribunicia: ut tribunis plebis liceret 75
postea alios magistratus capere), den Tribunen die höheren Aem-
ter wieder eröffnet worden waren, stellte Pompejus, der ün Jahre
70 mit M. Licinius Crassus das Consulat bekleidete, die tribuni-70
eische Gewalt in ihrem früheren Umfange wieder her (Pompejus
tribuniciam potestatem restituit, cuius Sulla imaginem sine
re reliquerat). Auch steuerte er den ungeheueren Erpressungen,
welche sich die Senatspartei als Statthalter in den Provinzen zu
Schulden kommen ließ, indem auf seinen Antrieb der Prätor L.
Aurelius Cotta den Gesetzvorschlag durchbrachte, daß die durch
Sulla dem Senate zurückgegebenen Gerichte zwischen diesem, den
Rittern und Schatztribunen getheilt würden (L. Cotta lege sua
iuclicia inter tres ordines communicavit, senatum, equites,
tribnnos aerarius). Die letzteru waren durch ihr Vermögen und
ihre Interessen dem Ritterstande sehr nahestehende Plebejer, so
daß in den Gerichten der Ritterstaud vorherrschend war. Auch die
von Sulla beseitigte Censur wurde erneuert und ihr auch wahr-
scheinlich die fünfjährige Dauer wieder gegeben; Pompejus be-
zweckte damit, den Senat von seinen faulen und schädlichen Ele-
menten zu reinigen. Wie sehr Pompejus mit der Senatspartei
zerfallen war, zeigte sich bei der Frage über den Oberbefehl in
dem Seeräuberkriege. Er nahm nach seinem'consulate keine Pro-
vinz an, sondern lebte (69—67) als Privatmann in Rom, bis
ihm der Oberbefehl gegen die Seeräuber übertragen wurde.
4. Der Sceräuberkrieg (67).
Die Mangelhaftigkeit der römischen Seemacht und die Bür-
gerkriege hatten der Seeräuberei, der auch von Mithridates Vor-
schub geleistet wurde, einen ungeheuren Umfang gegeben; die See-
räuber (verarmte Bewohner Kleinasiens, Flüchtlinge re.), hatten
1000 Schiffe und 400 feste Plätze und führten förmliche Kriege;
Cäsar, Clodius sowie zwei Prätoren mit ihren Insignien von
ihnen gefangen, Misenum, Cajeta, selbst Ostia überrumpelt. Ihre
Sitze hauptsächlich Cilicien und Creta.
Nach vielen vereinzelten im Ganzen resultatlosen Angriffen
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
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Extrahierte Personennamen: Pompejus Sulla Aurelius_Cotta Sulla Sulla Cäsar
Extrahierte Ortsnamen: Rom Kleinasiens Cajeta Ostia Creta
182
Staates war. Nachdem er schon gleich nach der Schlacht bei
46 Pharsalus Diktator geworden war, erhielt er 46 diese Würde auf
10 Jahre, ebenso die Censur unter dem Namen praekeetura mo-
45 rum (sein recensus populi) auf 3 Jahre, 45 das Consulat auf
10 Jahre, sowie die früher genannten Aemter auf Lebenszeit.
Die Zahl der Senatoren wurde aus seinen Anhängern auf 900
vermehrt; mit dem Namen des Imperators erhielt er den In-
begriff aller militärifchen Gewalt.
Aeußere Ehrenbezeugungen: 46 Triumph über Gallien,
Aegypten, Pontus, Afrika, 45 über Spanien, fein Triumphwagen
von weißen Rosien gezogen, worin sich göttliche Ehre aussprach
(Eamillus), er durfte das Triumphalkleid und den Lorbeerkranz
immer tragen, seine Statue wurde neben die der Könige gestellt,
eine andere Statue stand im Tempel des Quirinus mit der Auf-
schrift „dem unüberwindlichen Gotte", eine Tribus und der Monat
Quintilis nach ihm (Julius) benannt, er faß im Senat, vor Gericht
und bei den Volksspielen auf goldenem Stuhle, durfte Münzen
mit feinem Bilde schlagen re.
Cäsar machte von diesen Befugnissen einen unumschränkten
Gebrauch, um seine großartigen Ziele zu erreichen. Diese gingen
dahin, den durch ungeheure Mißverhältnisse im Vermögen (Mil-
lionäre und Bettler), durch beispiellosen Luxus der Großen, durch
Gesetz- und Zuchtlosigkeit verkommenen römischen Staat wieder zu
beleben und zu kräftigen. Um bent Luxus zu steuern, gab er
die lex sumptuaria; er reinigte die Stadt durch Ausführung von
Colonien von einer großen Masse brodlofen Proletariats, dem
zurückbleibenden gab er Beschäftigung, erließ ein milderes die
persönliche Freiheit aufs neue garantirendes Schuldrecht, schritt
strenge gegen Amtsverkauf, Ehebruch und Ehescheidung, gegen Ge-
waltthätigkeit und Unruhestiftung ein (leges de vi et maiestate,
qnae iubent ei, qui de vi itemque ei, qui maiestatis damna-
tus sit, aqua et igni interdici). Vorzüglich sorgte er für die
Provinzen, indeni er sie gegen das empörende Raubsystem der Statt-
halter, gegen die Hartherzigkeit römischer Kapitalisten und Wuche-
rer schützte; ferner war er bemüht, dieselben durch Gründung von
Colonien nüt latinisch-hellenischem Wesen zu durchdringen und da-
durch mit Italien zu einem einheitlichen Ganzen zu verschmelzen
(Mittelmeermonarchie). Er ordnete unter Zuziehung des alexan-
drinischen Gelehrten Sosigenes die in Verwirrung gerathene rö-
mische Zeitrechnung: julianischer Kalender.
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Extrahierte Personennamen: Julius) Cäsar Cäsar
Extrahierte Ortsnamen: Gallien Afrika Spanien Italien