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Kriegsverfassung der Deutschen.
Unsere Voreltern waren ein Volk von Kriegern. Wenn Krieg entstand, so wurden alle freie Männer zu den Waffen gerufen. Dies war der Heerbann. Die vornehmste Stärke des Heerbanns bestand in den Fußgängern. Mit denselben waren die Reiter oft gemischt, und beim Angriffe hielten sich die Fußgänger an den Mähnen der Pferde. Tie Schlachtordnung war gewöhnlich keilförmig. Vor der Schlacht stimmte man den Schlachtgesang (Bardit) an, der furchtbar erklang und durch das Zusammenschlagen der Waffen noch verstärkt wurde. Wer feig aus der Schlacht entfloh, war ehrlos und wurde mit dem Tode bestraft. Diese Strafe führte man aus, indem man den Schuldigen in einen Sumpf steckte und Steine darauf warf.
Gefolgschaften.
Oft verbanden sich zum Zwecke der Eroberung junge Helden (Recken) auf Leben und Tod. Der Tapferste wurde als Führer gewählt, auf einen Schild erhoben und demselben unbedingter Gehorsam gelobt. Dann sielen sie in das Gebiet des Feindes oder eines benachbarten Stammes ein, plünderten und führten Vieh und sonstige Beute mit sich fort. Solche Raubzüge unternahm auch oft der König oder Herzog eines Stammes. Eroberte der Stamm ein fremdes Land, so wurde dieses gewöhnlich in drei Teile geteilt. Einen Teil behielt der König; den zweiten vergab er an die Vornehmen als festes Eigentum; den dritten ließ er den Eingeborenen des Landes gegen Zinszahlung. Was ein Vornehmer bekam, hieß Allod (All = ganz und 6t = gut), Freigut, und davon konnte er kleinere Allode an Freunde abgeben. Weil der König seinen Teil nicht allein bebauen tonnte, so gab er gewissen Edlen einen Teil davon auf eine bestimmte Zeit, nicht auf Lebenszeit, ab, wofür sie ihm mit Leben und Gut beistehen mußten. Sie hießen Antrustionen und bildeten sein Gefolge. Das geliehene Gut hieß Fe-öt. An solche Verleihungen schloß sich später das Lehenswesen an.
Sittliche Verhältnisse und Gesetze.
a) Die Römer rühmen an den Deutschen die Treue. In gleicher Weise zierte sie Redlichkeit und besonders Achtung gegen das weibliche Geschlecht. Bei andren Völkern nahmen die Frauen eine niedere Stellung ein. Der Deutsche dagegen verehrte in der Frau etwas Heiliges und Prophetisches. Gleiche Liebe umfaßte Mann, Weib und Kind. Mit feinem Leben beschützte der Hausvater die Seinen. Das eheliche Band galt für unauflöslich, und oft töteten sich die Frauen aus den Gräbern ihrer Männer, um von ihnen selbst im Tode nicht geschieden zu sein. Der Name für die Familie hieß Sippe, Sippschaft oder auch Magenfchast.
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der Obhut der Frauen, die seiner in ihren Gemächern warteten. Dann ward er den Männern zur Erziehung übergeben und damit für ein ritterliches Leben ausgebildet. Je vornehmer seine Herkunft, desto mehr Sorgfalt ward in dieser Hinsicht aus ihn verwendet. Der Edelknabe trat in den Dienst eines Ritters. Ihn begleitete er auf die Jagd, auf Spaziergäuge, Reiseu und bei Besuchen; ihm und der Herrin wartete er bei Tische auf und schenkte ihnen das Getränk ein. Daneben erhielt der Edelknabe Unterricht, er wurde in der Furcht Gottes unterwiesen und zu einem gesitteten und höflichen Benehmen im Umgange mit andern angehalten. Diese Unterweisung übernahmen häufig die Edelfrauen, so daß der Knabe schon früh mit Achtung und Ehrerbietung vor den Frauen erfüllt wurde. Sie dienten ihm als Vorbilder des äußern Anstandes, der in jedem Falle eine Zierde der Jugend ist.
Aber auch für den Ritterstand ward der Edelknabe (oder Page) erzogen. An den Rittern selbst lernte er diejenigen Vorzüge kennen, durch welche sie sich zu dieser Ehrenstufe erhoben hatten. Dadurch wurden die Dienste, die er seinem ritterlichen Herrn leistete, veredelt, er diente dem gesamten Ritterstande. Er ward spielend geübt, die Lanze zu schwingen und die Armbrust zu handhaben; der Bubenzuchtmeister war sein Lehrer. Die Knaben empfingen dadurch einen Vorgeschmack an dem Tnrn-gefecht und begannen sich zu den edlen Übungen eines Waffenträgers vorzubilden. Ihr Eifer wuchs, ihre Begierde, sich immer mehr im Dienst ihres Herrn und ihrer Herrin zu vervollkommnen, nahm zu. Mit Speer und Schild lernte er umgehen, ein Roß besteigen und bändigen, sich gegen Hieb und Stoß schirmen, ringen, laufen, springen, die Lanze werfen. Außerdem ward er auch im Lateinischen, im Lesen und Schreiben unterwiesen.
Mit dem vierzehnten Jahre fand eine gottesdienstliche Feier statt, bei der dem Edelknaben, der nun ein Knappe wurde, das Schwert überreicht wurde, das er von der Zeit an tragen durfte. Der Jüngling wurde wehrhaft gemacht. Noch einmal mußte er allerlei beschwerliche Dienstleistungen verrichten, sich auch manche unangenehme Behandlungen gefallen lassen, zum Schluß erhielt er einen Backenstreich, es war der letzte, den er ruhig hinzunehmen hatte. Als Knappe trat er seinem Herrn und feiner Herrin näher, es war ihm ein freierer Zutritt zu ihnen gestattet. Dem Herrn half er beim An- und Auskleiden, vornehmen Gästen, die sich einfanden, suchte er zu gefallen, bei Tafel hatte er das Amt eines Vorschneiders, oder reichte Waschwasser umher. Er mußte dafür sorgen, daß seines Herrn Waffen
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Der Ritterschlag. 199
nach den Vögeln in den Zweigen; oder sie handhabten die Armbrust und versuchten mit dem Bolzen die Vögel zu treffen.
Schnell verrauschten die ersten Knabenjahre, dann ward an ernstere Studien gedacht. Etliche hochgelehrte Meister, die ein frommes geistliches Leben führten, erwählte der Vater und ver-orduete sie feinem Sohu, ihn Latein zu lehren, ihn in der Furcht Gottes zu erziehen und in der heiligen Schrift zu unterweisen. Dabei fehlte auch der Unterricht im Schreiben nicht, und erst wenn der Knabe gut schreiben konnte und Latein verstand, folgte der Unterricht in den sieben freien Künsten, zuerst Grammatik, dann Logik. Die Geschichte ward in Vorführung von Beispielen großer edler Männer mitgeteilt, auch etwas von Staatsweisheit hinzugethan; sollte doch der vornehme Jüngling selbst einmal den Staat regieren. Kunde des Weltgebäudes, des Himmels und der Gestirne, verbunden mit Sterndeuterei, ja selbst, um das Gemüt des Knaben zu stählen, daß er im reiferen Alter nicht verführt würde, die Unterweisung in der schwarzen Kunst fehlte nicht. Er sollte den Ungrund und das Täuschende dieser von der Erkenntnis des alleinigen Gottes abführenden verrufenen Kunst kennen lernen, um zeitlebens keinen Unglauben oder Ketzerei anzufachen, noch zu begünstigen. Waren feine Anlagen darnach, so trieb er auch Gesang, Saitenfpiel, Malerei. Jedenfalls aber ward er in der Falkenbeize geübt. Er mußte auf einem Rosse sitzend, mit dem Pfeil einen Vogel im Fluge erlegen können: das galt als schwerstes Kunststück. Auch durfte er dem Vogelfänge obliegen, und gern ward es gesehen, wenn er fick genau mit der Pflege und Wartung der Pferde bekannt machte. Auf Reifen begleitete er den Vater, den Turnieren und Ritterspieleu wohnte er als Zuschauer bei, selbst an den Gelagen teil zu nehmen, ward ihm gestattet. So wurde er innerlich und äußerlich für feinen hohen Berns vorgebildet, und erst, wenn er in allen diesen Dingen das Nötige gelernt, in den Stand der Ritter aufgenommen.
3. Du* Ritterschlag.
Sieben Jahre währte der Knappendienst; im 21. Jahre konnte der Knappe zum Ritter geschlagen werden. Das war ein Abschnitt in feinem Leben, eine Zeit von hoher und ernster Bedeutung. Die Ritterwürde war der höchste, angesehenste Stand, wer diese Ehrenstufe erstiegen, der stand auf der Höhe des Lebens; Kaiser und Könige verschmähten es nicht, in diesen Stand ausgenommen zu werden und alle Pflichten desselben zu erfüllen.
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