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gebirge so reich ist wie die Alpen. Saumpfade (Gemmi), Kunst-
straßen (Stilfser Joch, 2760 m) und Eisenbahnen (über den
Semmering seit 1853, Brennerbahn seit 1867), wahre Wunder-
werke der Baukunst, verbinden die westlich und nördlich des Gebirges
gelegenen Länder mit Italien. Dem Bedürfnis des beschleunigten,
auch im Winter gesicherten Verkehrs dienen die Tunnel-Eisen-
bahnen: der Mont Cenis-Tunnel seit 1870, 13 km lang, der
Gotthard-Tunnel seit 1882, 15 km, der Arlberg-Tunnel seit 1884,
über 10 km, und der im Vau befindliche Simplon-Tuunel.
c) Mehr als jedes andere Gebirge bieten die Alpen eine große
M a n n i g f a l t i g k e i t der e r h a b e n st e n N a t u r s ch ö n h e i t e n
und sind deshalb auch alljährlich das Reiseziel vieler Tausende. Die
entzückende Fernsicht, die sich dem Wanderer von den luftigen Höhen
eröffnet, die lieblichen Seenspiegel in der Frische, Klarheit und wunder-
vollen Farbe ihres Wassers, die schäumenden Wildbäche und tosenden
Wasserfälle, die lichtgrünen Matten über den dunklen Wäldern, die zer-
rissenen Felswände und jäh emporragenden Zackenkämme, die glitzern-
den Schneefelder und großartigen Gletscher — das alles ergreift den
Fremden und zieht ihn immer wieder zurück in diesen Tempel der Natur.
Vi. Ihrer Längenausdehnung uach werden die Alpen in
die West-, Schweizer- und Ostalpen eingeteilt.
A. Die Westalpen. Sie bestehen hauptsächlich aus Kalk und
verlaufen im Zickzack in nördlicher Richtung vom Mittelmeere
bis zum Paß des Großen St. Bernhard. Der Hauptzug füllt
uach Italien steil ab, während sich nach Westen niedrige Seiten-
zweige bis an die Rhone hin verbreiten. Man unterscheidet drei
Gruppen dieses Hochgebirges:
1. Die Meer- oder Seealpen vom Apennin in einem
nach Nordosten offenen Bogen bis zum Thal der Stura.
2. Die Co ttifchen Alpen über den Monte Biso (3800 m),
wo der Po entspringt, bis zum Thal der Dora Riparia, in das
der Mont Cenis-Tuunel (Lyon—turin) mündet. Westwärts
erstreckt sich weit nach Frankreich hinein die ausgedehnte, wilde
Berggrnppe des Mont Pelvonx.
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Ewiger Schnee lagert auf ihren Häuptern; tosend und schäumend
stürzen die Abflüsse mächtiger Gletscher zu Thal, oft herrliche Wasser-
fälle bildend. An diese wild erhabenen Riesen lehnen sich — von
der Natur gleichsam zum Schaugerüste bestimmt — die lieblichen
Voralpen, gekleidet in saftiges Grün, umlagert von lachenden Ge-
filden, bespült von wundervollen Seen.
Ii. Die Bewässerung der Schweiz ist sehr reich. Das
verhältnismäßig kleine Land sendet seine Flüsse vier verschiedenen
Meeren zu: dem Schwarzen Meere den Inn (durch die Donau),
dem Mittelmeere die Rhone, dem Adriatischen Meere den T es sin
(durch den Po), der Nordsee den Rhein. Das Gebiet des letztern
umfaßt deu weitaus größten Teil der Schweiz. In zahlreichen
Quellen von der Ostseite des St. Gotthard herabstürzend, umströmt
der Rhein in weitem Bogen das Land, indem er die nördlich fließenden
Gewässer desselben vorzugsweise durch die Aare in sich aufnimmt.
Diese entspringt am Finsteraarhorn, durchfließt den Brieuzer- und
Thnnersee, nimmt den Abfluß des Neuenburger- und Bielersees aus
und empfängt kurz vor ihrer Mündung nebeneinander die Reuß
aus dem Vierwaldstättersee und die Limmat aus dem Zürichersee.
Iv. Das Klima der Schweiz ist, hauptsächlich infolge der
mannigfaltigen Bodengestaltung, in den einzelnen Teilen des Landes
ganz verschieden. Auf der Hochebene und im Jura ist es ziemlich
gemäßigt, in den Hochalpen rauh, in den geschützt liegenden Thälern
derselben aber ost recht milde.
Die Bewohner der Alpen treiben vortreffliche Viehzucht und
Milchwirtschaft (Schweizer Käse!), auf der Ebene werden Obst,
Wein und Getreide gebaut, doch genügt der Ertrag des letzteren
nicht dem Bedarfe, welcher zum Teil durch Einfuhr aus Österreich
gedeckt wird. Die nördlichen und westlichen Kantone der Schweiz
bilden einen Jndustriebezirk ersten Ranges. Besonders hervor-
ragend sind die Erzeugnisse der Seiden- und Baumwollweberei, der
Maschinen- und Uhrenfabrikation. Der Handel der Schweiz ist
hoch entwickelt und erstreckt sich bis in die fernsten Länder, in denen
die Schweizer sich als unternehmende Kaufleute niederlassen. Während
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— 266 —
so schmutziges Aussehen erhält) und zeigt überall klares, blaukes
Eis, wie kaum ein anderer Gletscher. Über die Stufen der gewal-
tigen sieben Reichen bachfälle hinunter gelangen wir aus den
höhern Alpenthälern in das tiefe Hauptthal der Aare, welche aus
dem obern Haslithal hervorströmt, nachdem sie in Verbindung mit
dem Ärlenbach den imposanten Handeckfall gebildet hat. Beide
Bergströme brausen hier von verschiedenen Seiten her einer tief aus-
gewascheuen Schlucht zu und mischen in dieser aufstäubend ihre
donnernden Fluteu. Weiter aufwärts bildet das Hospiz auf dem
Gri mselpa ß einen beliebten Ausgangspunkt für kühne Alpenfreunde,
welche die Juugfrau, die Schreckhörner, das Wetterhorn und selbst
das gewaltige Finsteraarhorn besteigen. Die meisten Reisenden aber
folgen der schönen Fahrstraße bis an den Rhonegletscher, der
nicht nur zu deu nichtigsten, sondern auch zu deu interessantesten
Gletschern der Schweiz gehört, sowohl wegen seines Reichtums au
blauen Spalten als wegen des Ursprungs der Rhone.
So ist in dem Berner Oberlande eine seltene und außerordent-
liche Mannigfaltigkeit der großartigsten und reizendsten Naturscenen
auf kleinem Räume angehäuft, und alle diese Schönheiten kann man
in wenigen Tagen kennen lernen, die dann sicher zu den genuß-
reichsten des Lebens zu zählen sind. (Nach Berlepsch.)
Wer einmal den schönen Halbkreis von Antibes bis Monaco
(vgl. Bild 35, S. 113) vom Meere aus mit aufmerksamen Blicken
überschaut hat, wird sich kaum denken können, daß die Natur etwas
Großartigeres und zugleich Reizenderes hervorzubringen im stände
sei als die weite Meeresbucht, welche Nizza umschließt.
Die Stadt Nizza (französisch Nice) liegt am Fuße des Mout
Alban, an Bergen, die mit Landhäusern zwischen Orangen- und
Citronenhainen bedeckt sind. Mitten in die Stadt schiebt sich ein
mit Gärten und Anlagen bepflanzter Felsenvorsprung; östlich des-
selben ist der kleine, aber sichere, in Fels gehauene Hafen, von welchem
aus Nizza einen schwunghaften Handel mit Früchten, Essenzen und
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— 40 —
decken ein Gebiet von 220 000 qkm, an dem Frankreich, Italien,
die Schweiz und Österreich Anteil haben; zum Deutschen Reiche ge-
hört nur ein Mittelstück des Nordsaumes.
Ii. Nach ihrer Höhe teilt mau die Alpen in
a) Voralpen bis zur Grenze des Baumwuchses (1800 m),
b) Mittel dl Pen bis zur Schneegrenze (2600 m) und
e) Hochalpen, das Gebiet des ewigen Schnees (3300 qkm)
mit von Firn (hartem, grobkörnigem Schnee) gefüllten Hochtälern,
ans denen die Gletscher (Ferner) entstehen. Diese gewaltigen Eis-
ströme, durchsetzt von tiefen Spalten und blauen Höhlen, gleiten
unmerklich bis tief unter die Schneegrenze herab und zertaueu dort
zum Gletscherbach; an den Rändern lagern sie den mitgeführten
Gesteinsschutt in langen Reihen (Moränen) ab (Bild 8).
Iii. Die bedeutenden Niederschläge (in Graubüudeu jährlich bis
243 cm) bedingen den großen Wasserreichtum der Alpen.
Strahlenförmig senden sie ihre Gewässer fünf verschiedenen Strom-
systemen zu: dem Rhein, der Rhone, dem Po, der Etsch und der
Donau. Wenn zur Sommerszeit im Hochgebirge Schnee und Eis
schmelzen, erfreuen sich die Alpenflüsse einer besondern Wasserfülle.
Iv. Eine Hauptzierde der Alpen bilden die grünen oder blauen
Seen, die als Läuterungsbecken der Flüsse den Nord- und Südfuß
des Gebirges umkräuzeu.
Am Nord fuße liegen: 1. der blaue Geufersee, durchströmt von
der Rhone, 2. der langgestreckte Brienzer- und Thunersee (Aare),
3. der zackige Vierwaldstättersee (Reuß), 4. der Züricher- und Walensee
(Limmat), 5. der grüne Bodensee (Rhein), 6. der Ammersee (Amper),
7. der Würm- oder Starnbergersee (Würm), 8. der Tegernsee
(Mangfall), 9. der flache Chiemsee (Alz), 10. der tiefgrüne Königssee,
11. der liebliche Trauusee (Traun) in dem seenreichen Salzkammergut.
Am Süd fuße liegen: 1. der lange See (Lago Maggiore), vom
Tessin durchflössen, 2. der dreizipflige Comersee (Adda), 3. der Jseosee
(Oglio) und 4. der azurblaue Gardasee (Mincio).
V. Vor andern Hochgebirgen sind die Alpen in vielfacher Be-
ziehung ausgezeichnet:
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Italien Graubüudeu Rhein Donau Rhein
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Oberitalien ist außerordentlich reich bewässert. Haupt-
fluß ist der Po (vom Monte Biso), welcher die ganze Ebene in öst-
licher Richtung durchströmt und in mehreren Armen mit sehr sumpfigem
Mündungsgebiet sich ins Adriatische Meer ergießt. Seine Nebenflüsse
vom Apennin her sind mit Ausnahme des Tanaro unbedeutend und
im Sommer wasserarm, nach starken Herbstregen aber durch Über-
schwemmungen verheerend. Dagegen erhält er von den Alpen gerade
im Sommer wasserreiche Zuflüsse, die sich beim Austritt aus dem
Bild 40. Die Blaue Grotte auf der Insel Capri,
Gebirge in den reizenden oberitalienischen Seen geklärt haben: der
T es sin im Lago Maggiore, die Adda im Comersee, der Oglio
im Jseosee und der Mincio im Gardasee. — Mit dem Po parallel
fließt im Mündungsgebiete die von den Tiroler Alpen kommende Etsch.
Außerdem eilen dem Adriatischen Meere von den Alpen noch die Küsten-
flüsse Brenta, Piave, Tagliamento und Jsonzo zu. Alle
diese Flüsse führen große Massen von Schutt und Schlamm mit,
die sich an der Mündung ablagern und ein beständiges Vorrücken
des Delta bewirken, so daß einstige Küstenstädte jetzt stundenweit
6 **
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— 131 —
köstlichste Traube reift. Aus der Ebene erheben sich Haine von
Feigen- und Orangenbäumen, Granaten, Oliven, Myrten und Cy-
presseu, stellenweise überragt von der afrikanischen Palme. Inmitten
dieser blühenden Landschaft, die der Italiener stolz „ein Stück auf
die Erde gefallenen Himmels" nennt, steigt der majestätische Kegel
des Vesuv zu 1280 m Höhe (Bild 41) empor. Aus seinem Krater
wirbelt fast ununterbrochen eine Rauchsäule zum Himmel, eine ernste
Erinnerung daran, wie nahe diesen lachenden Gefilden die Schrecken
der Natnr sind. An der entgegengesetzten adriatischen Küste breitet
Bild 41. Der Vesuv und die Bucht von Neapel.
sich eine ungesunde, menschenarme Steppe aus, das apulische Flach-
laud, aus dem der Monte Gargano einsam aufragt.
Die eigentliche Halbinsel ist wenig bewässert. Raum für
die Entwicklung längerer Flnßlüufe bietet nur die Westabdachung des
Apennin. Bemerkenswert sind: Arno, Tiber und Volturno.
An ihren Mündungen sind versumpfte Küstenlandschaften, die Ma-
rem men, im heißen Sommer die Brutstätten böser Fieberlüfte (Malaria).
Iii. Das Klima ist in der Poebene noch mitteleuropäisch mit
heißen, regenreichen Sommern und kalten, oft schneereichen Wintern.
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— 265 —
Jahreszeit oft geringen Wassermasse nicht immer einen großartigen
Eindruck. Merkwürdig ist, daß das Aussehen des Falles mit jeder
Tageszeit wechselt; anders ist er in der frischen Morgenstunde, anders
in der Mittagssonne, wenn der durchsichtige Schleier mit Regenbogen-
perlen durchwirkt scheint, anders in der Glut des Abendrotes, oder
wenn er geisterhaft hohl vom Felsen in die Nacht herabsäuselt.
Aus dem Lauterbrunnenthale führt nach Grindelwald eine Zahn-
radbahn über die Wengernalp, welche unmittelbar der maje-
statischen Jnngfran gegenüber liegt und von ihr nur durch ein wildes
Trümmerthal getrennt ist; in dieses stürzen mit dumpfem Gekrach
all die Felsblöcke, Lawinen und Gletscherbrüche, die sich von der
Höhe des Berges lösen. Auch auf die Jungfrau soll bald eine
Bergbahn führen, die von der Station Scheidegg der Wengernalp-
bahn (2060 in) ausgeht. Sie erreicht jetzt schon bei Station Eiger
3100 in Höhe, läuft dann dem Plan gemäß 105 m unter dem
Jungfrau-Joch hindurch und windet sich in Schlangenlinien innerhalb
der eigentlichen Spitze zu einer schneefreien, 4100 in hohen Platte
empor. Von hier wird ein 65 in hoher Aufzug zum Gipfel führen
(Bild 95). Grindelwald liegt gegenüber dem untern Grindelwald-
gletfcher. Derselbe ist seit Ende des 17. Jahrhunderts so tief in das
Thal vorgedrungen, daß sein Fuß nur 1011 in über dem Meere liegt,
so tief wie kein anderer Gletscher der Alpen. Von Grindelwald
besteigt man auf einem bequemen Pfad in fünf Stunden den Gipfel
des berühmten Faulhorns (an 2700 in), welches seinen Namen von
dem leicht verwitternden („faulenden") Kalkschiefer erhalten hat. Das-
selbe zeigt den ganzen gewaltigen Kranz der schönsten Berge der
Welt in nächster Nähe, eine Aussicht, weniger romantisch als die
vom Rigi, aber weit großartiger und majestätischer. Über die Große
Scheidegg führt ein sehr belebter Saumweg fortwährend im An-
gesichte der Bergriesen und Gletscherfelder nach dem schönsten Gletscher
der Alpenwelt, dem von Rosenlaui, der seinen Ruf teils seiner
Reinheit, teils seiner wundervollen Spaltenfärbnng verdankt. Da
er beinahe keine Bergwände streift, so führt er auch keinen Moränen-
schutt mit- sich (durch den z. B. der untere Griudelwaldgletscher ein
Bumüller-Schuster, Erdkunde. Neue Ausg. 2. Aufl. 12
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Berge*) (römischer Snbapennin). Nach der Küste zu zwischen
Garigliano (Liris) und den Pontinischen Sümpfen der lange
hohe Rücken der Volskerberge (Monti Lepini), die bei Ter-
raeina (Anxur) und Gaeta**) die Küste selbst erreichen. Die
Höhen des Massicus (und ager Falernus), die äußersten Ab-
hänge des von den Quellen des Voltnrno herabziehenden in-
nern Berglandes an der Grenze Campaniens, trennen die
Sumpfküsten jenes Flusses und des Garigliano (Mintnrnae).
c. Neapel, die volkreichste Stadt Italiens, im Innern der
vom Vesuv beherrschten und von der üppigsten europäischen Ebene
(Campagna felice) umgebenen Bucht***). Die Thiere der Meeres-
bucht und die südlichen Früchte des von vulkanischen Kräften
dnrchglüheten Bodeus ernähren die zahlreiche Bevölkerung des
Landes ohne Anstrengung. Weder die Blüte des alten noch die
des neuen Italiens ist hier gezeitigt. Schon die tapfern und
trotzigen Samniter arteten in Mitten von Capua und den grie-
chischen Kolonieen der Küste aus. Der Mensch hier unter dem
-Banne der im ewigen Wechsel ausbauenden und zerstörenden
Naturgewalten (Solsatara, Vesuv, Pompeji u. s. w.). — Aus
dem ungesunden Sumpfstreifen am untern Volturno und den
phlegräischen Feldern neben Neapel erstreckt sich die
Campagna f. im Halbkreise über Capua (d. i. das alte Casilinnm,
wo die Appische Küsten- und die Latinische Binnenstraße zu-
sammenstießen) und Nola bis Sorreut. Nach dem Innern
Begrenzung durch die Ränder des Vorapennin (Caudiuische Pässe;
Fortsetzung der Appischen Straße nach Benevent), von dem aus
ein Zweig die liebliche Halbinsel von Sorrent bildet, deren
*) Des Horatius Sabinum und fons Bandusiae nicht festzustellen. Dem
M. Gennaro (Lucretiiis ?) gegenüber auf der andern Seite der Tiber
Soracte (= S. Orestes!).
**) Vgl. die Küstenfahrt des Aeneas von Egesta nach der Tibermün-
dnng in Virgils Aeneide. — An der Bucht von Gaeta Beginn der süditalischen
Vegetation (Orange).
***) „Sieh Neapel und stirb." Das erfuhren freilich schon die Nachkom-
men eines Cincinnatns, als sie in der Bai (Bajae), dem deversorium
voluptatum, den Nanmachien zuschauten und ihre Tafeln mit den Austern
aus dem Lukriuerfee besetzten. Hier (bei Cumä) der Heldentod des letzten
Ostgothenkönigs. In Neapel selbst der Schluß der Schicksalstragödie von den
Hohenstaufen. — Nirgends so nahe wie hier das Leben mit seiner Lust und der
Tod mit seinen Schrecken. Daher gerade hier auch der Eingang zur Un-
terwelt.
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Neapel. §. 50.
181
Die Souveränität wird durch die ganze Gemeinde ausgeübt, welche
durch den „Großen Rath" von 60 Mitgliedern (als gesetzgebenden
Körper) vertreten wird. Die ausübende Gewalt haben zwei, jedesmal
auf 6 Monate gewählte Capitani, einer für die Stadt Marino, der an-
dere fürs Land.
C. Zn Süditalien.
8. Das Königreich Neapel oder beider Sicilien (seit 1861 dem „Kö-
nigreiche Italien" einverleibt).
Es umfaßt außer der Insel Sicilien und einigen kleineren
Inseln ganz Süditalien von Terracina an und von Mittelitalien
den südöstlichen Theil, welcher die höchsten Gegenden des Apenninus
(die Abruzzen) enthält. Wenn schon die mittleren Staaten Italiens
eine geringe Einheit in den Natur- und Bevölkerungs-Verhältnissen
darbieten, so ist diese noch weniger in einem so großen, durch un-
zugängliche Gebirge und wilde Bergströme zerrissenen Staate vor-
handen: das Klima wechselt auf dem Raume weniger Meilen
zwischen tropischer Hitze, die Palmen gedeihen läßt, und einer
Rauhbeit, die an nordische Regionen erinnert; das Volk ist ein
Gemisch von Ureinwohnern, Griechen der alten und neuen Zeit,
Römern, Longobarden, Normannen, Arabern, Spaniern und Fran-
zosen, und die verschiedenartigen Bestandtheile sind hier und da
noch nebeneinander zu erkennen. Dieser Mangel an Einheit und
an Gefühl des Zusammengehörens ist der Grund, weshalb in
einem von der Natnr so sehr vertheidigten Lande fast immer Fremd-
linge Herrscher waren (vgl. S. 166). Auch in der Volksdichtig-
keit zeigen sich hier ähnliche Gegensätze wie in Toscana und dem
Kirchenstaate. Am stärksten bevölkert ist die Ebene von Neapel
oder campagna felice (selbst abgesehen von der Hauptstadt, hat
die Provinz Napoli 12,000 E. auf 1 Ihm.) und die Nordwest-
küste Siciliens, am schwächsten die Abruzzen, Calabrien und das
Innere Siciliens.
a. Neapel.
Am untern Volturno und Meerbusen von Neapel breitet sich
eine Ebene von unerschöpflicher Fruchtbarkeit aus, die vielgepriesene
Campagna felice, wo die südliche Natur die üppigste Fruchtbarkeit
entfaltet. Die Sonnenwärme, die erfrischende Meeresluft, die reich-
liche Bewässerung durch zahlreiche, von den benachbarten Bergen herab-
rieselnde Bäche und selbst die unterirdischen Kräfte des vulkanischen
Bodens vereinigen sich, um die geringe Arbeit des Menschen alljährlich
mit drei Ernten zu lohnen. Die ganze Küste am Meerbusen von
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232
Die untere Donau. Die Rhone. §. 55.
Die Drau und Sau (slavisch: Save) find Zwillingsströme, welche von
den östlichen Alpen, in der nämlichen Richtung, einer vorherrschend östlichen, in
fast gleich langem Laufe (83 und 93 M.) und in einer sich meist gleichbleibenden
Entfernung (10—15 M.) von einander, der Donau zueilen. Da diese Entfer-
nung eine sehr geringe ist. so hat ihr Gebiet nur auf den entgegengesek ten
Seiten eine größere Ausdehnung durch Verzweigung von Nebenthälern. Die
Drau erhält links die Mur. die Sau rechts die Kulpa, die Bosna. die
Drina. Nebrigens liegt das Drauthal viel höher als das Sauthal und hat
daher in klimatischen und Vegetations-Verhältnissen mehr Alpencharakter als
dieses. Die Schifffahrt auf beioen Flüssen ist nicht nur durch Untiefen und
Sandbänke vielfach erschwert, sondern auch periodisch bald durch Eisgang, bald
durch Hochwasser, bald durch Wassermangel unterbrochen; beide sind jedoch im
untern Laufe, rie Sau auch im Mittlern Laufe (von der Einmündung der Kulpa
an), für Dampfschiffe fahrbar. Beive Flußbecken haben in ihrem obern Gebiete
noch deutsche Bevölkerung.
Die Karpathenflüsse auf der linken Seite, Waag, Gran und Theiß,
fließen mit einem gewissen Parallelismus zuerst in südwestlicher, dann in süd-
licher Richtung der Donau zu. Die Theiß fließt mit der Donau selbst parallel
und erhält von O. aus dem Hochlande Erdely vier Zuflüsse (Samos. Körös,
Maros, Bega), welche einen ähnlichen, nur weniger strengen Parallelismus dar-
stellen, wie die vier östlichen Zuflüsse de§ Niederrheins.
c. Die untere Donau, vom eisernen Thor bei Orsowa
bis zum Meere, strömt unter vielfachen Spaltungen und Jnsel-
bildnngen in ruhigem, trägem Laufe durch die walachische Tief-
ebene, im S. von dem Rande der Gebirge der griechischen Halb-
insel, im N. von sumpfigen Niederungen begleitet, in vorherrschend
östlicher Richtung. Schon hat sie° sich dem Meere ans eine Ent-
fernung von 8 Meilen genähert, da wird sie durch einen vor der
Küste sich erstreckenden natürlichen Wall (Dobrudscha) genöthigr,
sich gegen N. zu wenden, ehe sie ihren östlichen Lauf fortsetzen
kann. Auf einem Umwege von 30 Meilen erreicht sie das Meer
in drei Hauptmündungen, welche ein sumpfiges Delta cinschlicßen
und von denen nur die mittlere, die Snlina-Mündung, zum Ein-
laufen größerer Seeschiffe tauglich ist. Die untere Donau erhält
nur von der linken Seite bedeutende Nebenflüsse: die Aluta, den
Sereth und den Prnth, bildet also in dieser Beziehung einen
Gegensatz zur obern Donau, die nur von der rechten, und gewisser-
maßen auch zur Mittlern Donau, die von beiden Seiten ansehn-
lichen Zuwachs erhält.
3. Die Rhone entströmt einem mächtigen (6 Stunden langen)
Gletscher auf der Westseite des St. Gotthard. Sie fließt znerst
(bis Brieg) in südwestlicher, dann in vorherrschend westlicher Rich-
tung in ziemlich breitem, tiefem Thale (dem Ober- und Unter-
Wallis) zwischen den höchsten Alpenketten, die ihr eine Menge reißen-
der Alpenbäche von beiden Seiten zusenden. Bei Martinach wendet
sie sich mit plötzlicher Biegung gegen N.-W., um sich vermittelst
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Extrahierte Personennamen: O. Maros Dobrudscha Gotthard