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1. Neuere Geschichte - S. 84

1869 - Mainz : Kunze
84 mögliche Mittel für die festere Einigung der durch das ganze Reich zerstreuten Landestheile. Gründung des st e h e n d e n H e e r e s als eines der Grund- pfeiler von Brandenburgs Größe schon von 1641 an. Bei des Kurfürsten Tod ein kriegserprobtes Heer von etwa 28000 Mann. Der aus schwedischen Diensten übergetretene Feldmarschall Georg von Dersslinger der Schöpfer der brandenburgischen Reitereis- Begründer der Artillerie und des Besestigungswesens der Feld- marschall Otto von Sparr. Versuche zur Gründungfeiner Flotte schon 1664, dann im schwedisch-französischen Krieg 1675, zunächst zur Kaperei und zu Angriffen gegen Schweden; 1682 Bildung einer Handelsgesell- schaft nach der westasrikanischen Küste, wo bald zwei branden- burgische Colonien, Groß-Friedrichsburg und Dorotheenschanze, entstehen. Nach des großen Kurfürsten Tod verfallen diese Unter- nehmungen, zugleich angeseindet von den Holländern, an welche die brandenburgischen Besitzungen endlich 1720 durch Kauf über- gehen. Hebung der im 30jährigenkriege tief gesunkenen Land es - cultur; Förderung der inländischen Industrie nach nieder- ländischem und französischem Vorbild. Ausnahme von etwa 20,000 nach Aushebung des Edictes von Nantes flüchtigen französischen Protestanten in seinen Landen 1685. Be- deutende Canalbauten, namentlich der Müllroser oder Fried- rich-Wilhelms-Canal als Wasserstraße zwischen Oder und Elbe durch die Spree, vollendet 1668. Gründung der Uni- versität Duisburg 1655. Friedrich Iii Kurfürst von 1688 —1701, als König Friedrich I — 1713. Auch unter ihm nimmt Brandenburg- Preußen an den wichtigsten Ereignissen der Zeit bedeutenden An- theil. Seine Heere unterstützen Wilhelm von Oranien bei dem Gewinne der englischen Krone; nehmen unter seiner Führung am dritten Kriege gegen Ludwig Xiv und am Türkenkrieg Theil; zeichnen sich im spanischen Erbsolgekrieg aus; entschiedenes Mit- wirken bei Höchstädt, Turin, Malplaquer *). a. Länderzuwachs von 38 Q. M. durch den Erwerb der i7v2 Grafschaften Meurs und Lin gen 1702, des Fürstenthums i7v7neuschatel mit Val engin 1707 aus der oranischen Erbschaft, *) S. oben Seite 56, 67, 74.

2. Geschichte des Mittelalters - S. 45

1870 - Mainz : Kunze
Ii. Das deutsche Reich unter den sächsischen Königen. Sis —1824. Nach der kurzen, aber stürmisch - bewegten Regierung des sonders von den Franken und Sachsen gewählten, von der Geist- lichkeit gestützten Franken Konrad I. (911—918) beginnt die eigentliche Neubildung eines deutschen Reiches durch das Sächsische Haus, dein sich anfangs nur die Franken fügen. 1. Heinrich I. 919—936, ein geborner Staatsmann, dessen 7*ti,c,u-u praktischer Blick auf das Nächste und Erreichbare gerichtet blieb, im Innern auf die Einigung des Reichs bei Achtung der Eigen- thümlichkeiten bedacht, der Kirche gegenüber selbständig, der Ein- mischung in die westlichen und südlichen Nachbarreiche abhold, dagegen die Mission der Deutschen gegen die halbbarbarischen Länder des Ostens erkennend und übend; — nach dieser Seite der Fortsetzer der Politik Karls des Gr. — a. Einigung des Reichs durch die Unterwerfung Burchhards von Schwaben920, Arnulfs des Bösen von Bayern 921 und Giselberts von Loth- ringen 925, Anerkennung der Herzoge als Stammeshäupter, doch mit Wahrung der königlichen Rechte. — b. Seine Siege über Ungarn, Wenden und Dänen: Nach dem Verwüstungszug der Ungarn im Jahr 924 ein neunjähriger^ Waffenstillstand (mit Tributzahlung in Folge mangelhafter Rüstung), doch nur für Sachsen gültig. — Zweifache Vorbereitung Heinrichs: Durch die s. g. Städtegründungen und die Entwicklung des Rei- terdienstes. Errichtung fester Burgen in den Marken; der neunte Mann von den mit Lehen ausgestatteten Dienstleuten zieht in die Stadt, ein Drittheil der Feldfrüchte ebendahin abgeliefert; die acht übrigen säen und erndten. Rückwirkung dieser Maßregel aus den Städtebau in dem bis dahin städtelosen Sachsen. ■— Durch die Organisierung des Reiterdienstes tritt an die Stelle des alten Volksheeres (Heerbannes) ein Reiterheer. 920 921 92i

3. Geschichte des Mittelalters - S. 61

1870 - Mainz : Kunze
61 den Erzbischöfen und Bischöfen, endlich gegenüber den fast unabhängigen Reichsstädten und den Handelsansiedlungen der Genuesen, Venetianer und Pisaner an den Küsten. Die Reichsgesetzgebung in den assises du royaume de Jerusalem. Der Seneschall, Connetable und Marschall die ersten Reichs- beamten. Nicht minder unabhängig wie die hohe weltliche und geistliche Aristokratie einer-, die Städte andererseits hielten sich der Krone gegenüber die geistlichen Ritterorden, eine eigeuthümliche Schöpfung der Kreuzzüge, aus einer Verbindung von Ritterthum und Mönchswesen entsprungen, ein Hauptwerkzeug zur Fortsetzung des Kampfes gegen den Halbmond. Der Ritterstand (milites. equites), von größerem Eigen- oder Lehenbesitz und dem hierdurch ermöglichten Reiterdienste ausgehend, durch die Kriegsspiele der Turniere und eigeuthümliche Standessitte weiter ausgebildet erhält seine volle Entwicklung durch die Kreuzzüge, in denen der ritterliche Adel aller christlichen Länder in wechselseitigen Verkehr mit einander tritt und sich als Corporation fühlen lernt. — Stufen des Ritterlebens: Nach der häuslichen und mütterlichen Erziehung des jungen Adlichen bis zum siebenten Jahre und nach der Zeit, die sie als Edelknaben („junkherrelin") am Hofe des Lehnsherrn oder anderer Ritter verlebten: 1. Der Stand der Edelknechte, Knappen (armiger), in den die Ritterbürtigen durch die Wehrhaft- machung zwischen dem 14. und 18. Lebensjahre eiutraten; 2. der Stand der geschlagenen Ritter, in welchen nach ab- gelegtem Gelübde durch den Ritterschlag und die Umgürtung mit dem Schwerte in der Regel int 21. Jahre die Aufnahme stattfand. — Bestandtheile der gewöhnlichen Ritterburg: der (Männer)-Saal, die Kemenate (oder Phiesel-Ga- dem) der Frauen, der Turn (das „Berchfrit), meist nur Verließe, Treppen und Wachtstuben enthaltend. — Seit der Zeit der Kreuzzüge auch Wappen und Geschlechts- namen, sowie die weitere Ausbildung der Turniere; der Adel Hauptträger der Dichtuttg in der Volkssprache. Geistliche Ritterorden: 1. Der Johanniter- Orden oder der Orden des Hospitales von St. Johann, ausgegangen von dem Marien-Hospital, einer Schöpfung

4. Geschichte des Mittelalters - S. 224

1878 - Mainz : Kunze
224 Vierte Periode des Mittelalters. Nachfolge, und Pizarro wußte die Gelegenheit zu benutzen, um Peru zu gewinnen. Er warf sich als Schiedsrichter dieser Thronstreitigkeiten auf, nahm bei einer Unterredung den Inka Atahualpa gefangen und ließ ihn als Verächter der heiligen Schrift hinrichten. Eine unermeßliche Beute ward in Peru gefunden; auf den Reiter kamen über 10.000 Thlr., auf den Fußgänger die Hälfte, auf einen Hauptmann 30.000 Thlr. Almagro holte inzwischen Verstärkungen, da Pizarros Willkür und Grausamkeit die unglücklichen Landesbewohner zur äußersten Notwehr trieb. Allein bald entzweite er selbst sich mit Pizarro und bekriegte denselben mit entschiedenem Glücke. Sobald sich aber Pizarro wieder erholt hatte, besiegte er seinen Gegner (1538), nahm ihn gefangen und ließ ihn hinrichten. Diese That rächte später der junge Almagro und ermordete den Franz Pizarro. Der neu ernannte Statthalter Vaca de Castro nahm aber 1542 den widerstrebenden Almagro gefangen und ließ ihn enthaupten. Jetzt entstanden in Peru, Chile, Quito allmählich Niederlassungen, welche dem spanischen Mutterlande Jahrhunderte lang eine unerschöpfliche Goldgrube waren. Die Entdeckung Amerikas ist für Europa von den wichtigsten Folgen gewesen. Unermeßliche Schätze wanderten aus der neuen Welt nach der alten. Durch die neuen Colonien wurde der bisherige Landhandel in einen Seehandel verwandelt und dessen Hauptthätigkeit vom Mittelmeer weg nach der europäischen Westküste verlegt. Viele amerikanische Produkte, welche wir jetzt ungern vermissen würden, z. B. Kartoffeln, Tabak, Mais, Chinarinde, Cochenille, Chokolade 2c. wurden heimisch in Europa und andere (Zucker und Kaffee) aus Ostindien nach Amerika verpflanzt, welches jetzt unfern Bedarf allein zu liefern vermag. Spanien, Portugal, England und Holland waren es vorzugsweise, welche in der neuen Welt Colonien anlegten und dadurch Veranlassung gaben, daß seitdem Millionen die Bahn nach Westen einschlugen und sich dort ansiedelten. §. 40. ilitfßtalmirfiß iiniitfitiiugeii iintt Zujiäiule. Das Mönchswesen und das Rittertum sind Erscheinungen, welche dem Mittelalter eigentümlich sind und schon oben ausführliche Schilderung gefunden haben. Wir müssen hier noch einige beifügen und näher betrachten: Das Ge- 1) Das Gerichtswesen. Es war anfangs durch Gebrauch und richtswesen Herkommen bestimmt, bis allmählich geschriebene Satzungen eingeführt “Hjter“1 wurden. Diese enthielten nur Verbote und Strafen. Jedes Vergehen, selbst der Mord, konnte in frühester Zeit durch Geld gesühnt werden.

5. Geschichte des Mittelalters - S. 224

1867 - Mainz : Kunze
224 Vierte Periode des Mittelalters. Da« Ge- richtswesen im Mittel- 10.000 Thlr., auf den Fußgänger die Hälfte, auf einen" Hauptmann 30.000 Thlr. Almagro holte inzwischen Verstärkungen, da Pizarros Willkür und Grausamkeit die unglücklichen Landesbewohner zur äußersten Nothwehr trieb. Allein bald entzweite er selbst sich mit Pizarro und bekriegte denselben mit entschiedenem Glücke. Sobald sich aber Pizarro wieder erholt hatte, besiegte er seinen Gegner (1538), nahm ihn ge- fangen und ließ ihn hinrichten. Diese That rächte später der junge Almagro und erniordete den Franz Pizarro. Der neu ernannte Statt- halter Vaca de Castro nahm aber 1542 den widerstrebenden Almagro gefangen und ließ ihn enthaupten. Jetzt entstanden in Peru, Chile, Quito allmählich Niederlassungen, welche dem spanischen Mutterlande Jahrhunderte laug eine unerschöpfliche Goldgrube waren. Die Eickdeckung Amerikas ist für Europa von den wichtigsten Folgen gewesen. Unermeßliche Schätze wanderten aus der neuen Welt nach der alten. Durch die neuen Colonien wurde der bisherige Land- handel in einen Seehandel verwandelt und dessen Hauptthätigkeit vom Mittelmeer weg nach der europäischen Westküste verlegt. Viele ameri- kanische Produkte, welche wir jetzt ungern vermissen würden, z. B. Kartoffeln, Tabak, Mais, Chinarinde, Cochenille, Chokolade rc. wurden heimisch in Europa und andere (Zucker und Kaffee) aus Ostindien nach Amerika verpflanzt, welches jetzt unsern Bedarf allein zu liefern vermag. Spanien, Portugal, England und Holland waren es vor- zugsweise, welche in der neuen Welt Colonien anlegten und dadurch Veranlassung gaben, daß seitdem Millionen in die neue Welt über- siedelten. §. 40. Mittelalterliche Einrichtungen und Zustände. Das Mönchwesen und das Ritterthum siud Erscheinungen, welche dem Mittelalter eigenthümlich siud und schon oben ausführliche Schilderung gefunden haben. Wir müssen hier noch einige beifügen und näher be- trachten : 1) Das Gerichtswesen. Es war anfangs durch Gebrauch und Herkommen bestimmt, bis allmählich geschriebene Satzungen eingeführt wurden. Diese enthielten nur Verbote und Strafen. Jedes Vergehen, selbst der Mord, konnte in frühester Zeit durch Geld gesühnt werden. Bei den Sachsen stand auf Pferdediebstahl der Tod. Bei den Ale- mannen bestrafte man den Mord einer Frau doppelt so hart, als den eines Mannes. Bei den Friesen wurde ein Tempelräuber mit abge- schnittenen Ohren zur Ebbezeit an den Meeresstrand gelegt, damit ihn

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 263

1876 - Mainz : Kunze
Von der ersten französischen Revolnüon bis zur Gegenwart. 263 §, 30. Die iceigni|]se uon 1816—1830. Noch lange verspürte man in ganz Europa die fieberhafte Auf- Sic Bewe. regung, in welche Napoleon es versetzt hatte. Zunächst waren es Verfassungsstürme, welche auf der pyrenäifchen und apenninifchen Halb- Napoleons infei ausbrachen; in Frankreich äußerte sich neue Unzufriedenheit mit der Regierung der Bourbonen, in Deutschland fühlte man die Nothwendigkeit einer stärkeren Einigung des deutschen Volkes und einer Vertretung des Volkes bei der Gesetzgebung und Staatsverwaltung. Viele Diedemag?-Männer und Jünglinge, welche an dem Befreiungskämpfe Antheil ge- 0ij^cu"ts nommen hatten, waren der Ueberzeugung, daß durch die Beschlüsse und Deutschland. Anordnungen des Wiener Congresses die Freiheit, für welche sie ins Feld gezogen waren, nicht verwirklicht sei. Sie schwärmten für die Wiederherstellung des deutschen Reiches und die Begründung freierer Zustände, welche man den Anstrengungen der deutschen Nation schulde. Am 18. October 1817 veranstaltete eine große Anzahl studierender Jünglinge das Wartburgfest zur Erinnerung an die vor 300 Jahren vollendete geistige Freiheit durch Luthers Reformation und zum Andenken an die durch die Leipziger Völkerschlacht errungene Befreiung vom französischen Einflüsse. Viele von ihnen hatten die Waffen mit Auszeichnung geführt und die Ueberzeugung im Kriege gewonnen, daß eine vereinte, durch Vaterlandsliebe angespornte Nation unbesiegbar sei und daß für Deutschlands Selbständigkeit und Unabhängigkeit kein festeres Bollwerk aufgeführt werden könne, als die Aufrichtung eines großen und einigen deutschen Reiches. Sie stifteten, um auf die künftige politische Einheit Deutschlands hinzuwirken, einen unter dem Namen der deutschen Burschenschaft bekannten Bund und pflanzten die Farben des alten Reichsbanners, die schwarzrotgoldene Fahne, aus. Mißtrauisch sahen die Regierungen, vom Adel, von der Geistlichkeit und von der Armee getragen, dem Treiben der deutschen Patrioten zu. Aus dem Congreß zu Aachen (1818), wo den Franzosen ein Theil der auf er- ®ct[l 9fn0^cs legten Contributionsgelder erlassen und die deutschen Besatzungstruppen abgenommen wurden, übergab der russische Staatsrath Stourdza eine Denkschrift, welche das Treiben auf den deutschen Universitäten als revolutionär bezeichnete. Man beobachtete die sogenannten demagogischen Umtriebe der deutschen Jugend genauer, und als ein Student aus Wunsiedel, Karl Ludwig Sand, den russischen Staatsrath und Komödienschreiber August von Kotzebue, welchen man für einen gefähr-

7. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 275

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die osmanischen Türken. 275 Losungswort aller Spahisöhne werden, denn nur durch den Krieg kamen sie in den Besitz von Lehen und damit in den Genuß von Reich- thum und Lust, und wären die Sultane den Grundsätzen Orchans und seiner ersten Nachfolger getreu geblieben, so hätten sie Jahr für Jahr eine Generation junger Krieger gegen die benachbarten Länder loslassen müssen. Orchans Sohn Solyman setzte 1356 über den Helles- pont zum erstenmale in der Absicht, in Europa eine dauernde Erobe- rung zu machen. Ein Erdbeben hatte die Mauern der Städte am Hellespont umgeworfen, ein furchtbares Ungewitter tobte, als er Galli- poli erstürmte, den Schlüssel des Hellesponts. Immer zogen nun frische Schaaren herüber nach Europa; Murad I. (1359—1389) eroberte schon die zweite Stadt des byzantinischen Reiches, Adrianopel, 1361, und machte es zur Sultanstadt; 1386 fiel auch Thessalonika, die dritte Stadt des Reiches, in seine Gewalt und so umspannte er mit seiner Herrschaft Konstantinopel in einem weiten Bogen und schnitt es auf der Landseite von der Christenheit ab; Murad eroberte auch den größten Theil von Vorderasien, indem er die kleinen türkischen Reiche unterwarf. Er ver- vollkommnete die von Orchan eingesührten Janitscharen, die bis in die neueste Zeit ein gefürchtetes, in früheren Jahrhunderten ein unüberwind- liches Fußvolk waren. Gefangene Christenknaben wurden vorzugsweise für dieses Korps bestimmt; von Zeit zu Zeit wurden auch die Kinder der unterworfenen Christen gemustert und die schönsten und stärksten Knaben weggenommen; das war gewissermaßen ein Zehnte. Diese wurden nun in eigenen Gebäuden, wir wollen sie Kasernen nennen, zum Waffen- dienste und Chnstenhasse erzogen. Vom Knabenalter an übten sie sich in der Führung des Säbels und Feuerrohrs, und lernten Hunger und Durst spielend ertragen (wie die Knaben von Lykurgs Spartanern). Sie kannten weder Vater noch Mutter, nicht Geschwister oder Verwandte, nicht Haus und Heimath — ihnen war das Kriegslager die Heimath, der Waffengefährte Bruder und der Sultan Vater, der mit Ehre, Würde und Gut lohnte. Ihr Gehorsam gegen den Befehl der Hauptleute, ihre Ord- nung und strenge Zucht waren unübertrefflich und gaben ihnen ein ent- schiedenes Uebergewicht über die undisciplinierten Haufen der Christen. Murad überfiel 1363 bei Nacht ein Heer Ungarn, Serben, Bosnier und Walachen an der Marizza, und vernichtete es; er bedrängte auch planmäßig die Bulgaren und Serben immer heftiger. Die Serben waren im Anfänge des 11. Jahrhunderts dem byzantinischen Reiche unterthan geworden, aber schon nach 50 Jahren erkämpften sie ihre Freiheit wie- der und breiteten ihr Gebiet über Thrakien und Makedonien aus; ihr Kö- nig Stephan Duschan (1336 —1359) gebot von Jllyrien bis Make- donien und Thessalien, und wahrscheinlich hätten sie das byzantinische Reich völlig erobert und verjüngt, wenn der Einbruch der Osmanen ein 18*

8. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 173

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Philipp, König von Makedonien. 173 wurden, vermochte die gewöhnliche Schlachtordnung auf offenem Felde unmöglich zu widerstehen, aber ebenso wenig konnte die Phalanx auf durchschnittenem Boden, wo sich ihre dichtgeschlossenen Glieder trennen mußten, gut gebraucht werden. Darum beschränkte Philipp sein Fußvolk nicht auf die Phalanx, sondern bewaffnete und übte eine andere starke Abtheilung nach griechischer Weise, und aus den Thrakiern und Illyriern nahm er leichtbewaffnetes Fußvolk, so daß sein Heer aus Phalanx, Hopliten und Leichtbewaffneten bestand und für jedes Terrän brauchbar war. Eben so organisirte er die Reiterei; aus seinen Makedoniern (später kamen zu diesen auch die Thessalier) stellte er eine schwere Reiterei auf, welche ihresgleichen nicht fand; thrakische Stämme aber lieferten ihm treffliche leichte Reiter, so daß sein Heer nach allen Waffen- gattungen das vollkommenste seiner Zeit wurde. Als König von Makedonien war Philipp nichts weniger als ein unbeschränkter Herr; das Königthum hatte sich aus der alt-dorischen Zeit her erhalten und trug noch ganz das alte Gepräge. Der König war Feldherr und Oberpriester, seine Würde nach dem Rechte der Erstgeburt erblich; weil jedoch die nachgebornen Prinzen ganze Landschaf- ten zu freier Apanage erhielten, so gab es in dem makedonischen Hause viele Streitigkeiten. Neben und um den König stand ein zahlreicher und kriegerischer Adel, ohne dessen Beistimmung der König weder im Frie- den noch im Kriege etwas unternehmen durfte. Daß das Volk frei war, geht schon daraus hervor, daß kein Makedonier anders als durch ein Volksgericht zum Tod verurtheilt werden konnte, sowie aus dem Wider- stande, welchen die makedonischen Soldaten den weitergehenden Planen Alexanders des Großen entgegensetzten. Die Makedonier waren ein frohmüthiges, kräftiges Volk, durch die griechische Bildung noch nicht verdorben, obwohl es viel von derselben ausgenommen hatte. Unter Philipp standen sie zu den Griechen, wie die Schweden Gustav Adolphs zu den Deutschen; die Schweden hatten die Künste des Friedens und des Krieges von den Deutschen gelernt; die Hansa hatte in den schwe- dischen Thronstreitigkeiten intervenirt wie Athen und Theben in Make- donien; für sich allein hätten die Schweden sich so wenig nach Deutsch- land wagen dürfen als die Makedonier nach Griechenland, aber der Hader der einzelnen Staaten und die „Religion" öffneten den Weg und verstärkten die Macht der Eindringlinge durch die Streitkräfte des Landes, welches erobert werden sollte. Philipps Augenmerk war zunächst auf die Küsten Makedoniens und Thrakiens gerichtet; wie Peter der Große nicht ruhte, bis er am aso- wischen und baltischen Meere festen Fuß gefaßt und seinem Lande die Aus- und Einfuhr zur See geöffnet hatte, so bemächtigte sich Philipp in längern und kürzern Zwischenräumen der Landstriche zwischen seinem

9. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 325

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Der Welthandel und die Kolonieen. 325 beweisen, daß beide wälsche Erfindungen sind. Durch alles dies wurde die Kriegskunst wesentlich verändert; die Feldherren mußten jetzt ihre Stellungen mit größerer Umsicht wählen, um dem eigenen Geschütze freien Spielraum zu gewinnen und andererseits dem feindlichen so wenig als möglich ausgesetzt zu sein. Gegen ein furchtbares Fußvolk, z. B. die Schweizer, verschanzte man sich im Lager oder nahm eine durch Gräben und Hohlwege gedeckte Stellung; die Zugänge der Stellung wurden durch möglich viele Kanonen und Büchsenschützen gedeckt. Durch diese Aufstellungsweise verlor die Reiterei ihre frühere Bedeutung noch mehr und kam erst wieder zur Geltung, als die Aufstellungen im freien Felde wieder gebräuchlich wurden und die Reiterei durch die Deutschen eine neue Fechtart erhalten hatte. Uebrigens verstanden es die Landsknechte und Schweizer ganz gut sich in Vierecke und Klumpen aufzustellen und Reiterangriffe mit blanker Waffe abzuweisen. Die kriegerische Bedeu- tung des Adels verminderte sich noch mehr, weil die wenigsten Burgen gegen das grobe Geschütz haltbar waren. Deßwegen stiegen die tüch- tigsten Kriegsmänner dieses Standes vom Streitrosse und wurden An- führer der Landsknechte. Landsknechte hieß das deutsche geworbene Fuß- volk, weil es fast lauter junge Bauern waren, die es vorzogen als Soldaten denn als Bauernknechte zu dienen; als Soldaten waren sie frei, erhielten, hohen Sold, machten Beute und lebten im Feindeslande in Luft und Herrlichkeit, wenn sie den Sieg gewonnen hatten. Das lustige Soldatenleben verlockte sogar manchen Bürgers- und Bauers- sohn unter die Fahne, der ein gutes Leben im wohlhabenden Hause ge- habt hätte. Der kriegerische Geist, der die alten Germanen so furcht- bar gemacht, lebte durch die Landsknechte Plötzlich auf und Deutschland lief voll von kriegslustigem Volke; seine adeligen Hauptleute verstanden die neue Kriegsweise so vortrefflich, daß ein Kaiser mit der Macht Bar- barossas die Welt erobern konnte. Aber Mar, der die Landsknechte schulte und zweckmäßig bewaffnete, vermochte es nicht, ihrer 20,000 nur ein halbes Jahr lang zu solden; darum liefen sie nach Frankreich, Ita- lien und überall hin, wo man ihnen guten Sold anbot, und fochten gegen jedermann, Kaiser und Reich nicht ausgenommen. Der Welthandel und die Kolonieen. Das heilige römische Reich, Deutschland und Italien, hörte von Indien und der neuen Welt erzählen und von der wunderbaren Aus- breitung der portugiesischen und spanischen Macht, auch war es in Nord- deutschland an der Schelde, der Waal, der Elbe u. s. w. nicht unbe- kannt, daß Franzosen, Engländer und Dänen nach einem Antheile an der neuen Welt ausgingen, aber vom Reiche aus geschah nichts, weil

10. Bd. 2 - S. 252

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
2!>2 Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand. auch bei den Bürg er Milizen (*), begünstigten jenen Gebrauch. Mangel an Disciptin der Heere, Schwächung der Nationalkraft, endlich Herrschaft des Goldes waren die Folgen davon. Nach den Grundsäzen republikanischer Eifersucht wurden in Athen gewöhnlich die Feldherren (aus jedem Stamme Einer) durch's Loos gewählt. In späteren Zeiten ernannte sie das Volk. In Sparta kommandirten meistens die Könige. Die Griechen harten wenig Reiterei (Thessalien ausgenom- men); nur die reichsten Bürger dienten zu Pferde. Das Fußvolk bestand ans Schwerbewaffneten (077^^«/), Leichtbewaffne- ten und einer mittleren Klasse, die man Peltasten hieß. Ihre Waffen wurden von Zeit zu Zeit verbessert, vorzüglich durch Jphikrates. Mit dem Verluste des Schildes, nicht aber mit jenem der Angriffswaffen, war Schande verbunden, worin, nach Plutarch, dre schöne Lehre lag, daß der rechtliche Zweck des Krieges Verthei- dkgung, nicht Angriff scy. Die Wurzelzahl der griechischen Schlachtordnung war acht oder sechszehn. Hiernach gab es Haufen von 128, 256, 512, 1024 Mann u. s. f. Ans den nämlichen Elementen wurde die maced on isch e Pha- lanr gebildet. Die Kriegszucht war streng; Belohnung und Strafen meistauf das Ehrgefühl berechnet. Doch strafte man auch mit dem Tode und selbst mit Schlägen, wiewohl sonst einen Bürger (ja in Athen sogar einen Sklaven) zu schlagen verboten war. Die Stärke der griechischen Heere bestand in dem Geiste, der die Truppen beseelte, und in dem Genie der Anführer. Aber die eigentliche Taktik bildete sich langsam. Man hält Ep aminon das für den Ur- heber der wissenschaftlichen Strategik. Jphikrates war sein würdiger Rival. Später glänzten Demetrius Potiorcetes, Pyrrhns und Philopömen hervor. Lage und Verhältnisse machten auch den Seekrieg den Griechen wichtig. Ja, es wurden mehr Fehden zu Wasser, als zu Lande entschie- den. Aber die Schiffbanknnst wurde durch natürliche und politische Hindernisse beschränkt. Doch waren schon frühe die Kriegschiffe von den Handelschiffen unterschieden durch ihre größere Länge und die Menge der Ruder. Die Erfindung der Triremen, wo drei Ruder- bänke übereinander waren, macht Epoche im griechischen Seewesen (**), und war bis auf Aleranders Zeiten dessen höchste Vervollkommnung. (*) In Athen und wohl auch im übrigen Griechenland kam der Sold zu Perikles Zeit auf. Er war höher, alü heut zu Tag. 0*) Pergl. Heeren, Ideen >c. Iii. Thl.
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