Biblische Geschichte.
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Schöpfung. Erste Menschen in Eden, — Paradies.
Sündenfall. Kain, Abel; Landbau, Hirtenleben. Opfer.
Seth — fromm.
Kain flieht ins Land Nod gegen Morgen, — Hanoch;
von ihm Lamech, der Vater der Erfindungen: Ja bal —
Zelten; Jubal —Muflk; T hu b a lk ain — Metallbereitung;
Naama — Spinnen, Weben; Ausbildung des Nomaden-
Lebens.
Seth's Nachkommen fortdauernd fromm, von Jehovah
geliebt: Enos, Henoch, Methusalah, Lamech, Noah; ihr
hohes Alter.
Die Israeliten dachten sich die Erde bald als eine runde Scheibe,
bald als einen breiten Mantel mit vier Säumen oder Ecken, umflossen
von einem Meere, überdeckt von einem feststehenden, krystall - oder
saphirartig glanzenden Himmelsgewölbe, gleich einer Halbkugel, und über
diesem Gewölbe schwebte der Himmelsocean, aus dem der Regen auf
die Erde herabfiel. Aus Eden, dem Garten der Wonne, wo die ersten
Menschen wohnten, ging ein Strom aus, und theilte sich in die vier
Hauptflüsse, welche sich über die Erde ergossen: der Pischon, der Gichon,
Chiddekel und Phrat.
Ii. Von Noah bis Mose, von 2300 bis 1550 v. Ch. G.
* Wunderbare Fügungen der Gottheit zur Rettung der
Menschen und zur Erhaltung der Israeliten. Patriarcha-
lisches Nomadenleben derselben in Kanaan wie in
Aegypten.
Durch die Kainiten allgemeine Entartung der Menschen.
Geringachtung des Göttlichen, — Sündflnth. Noah mit
seiner Familie (Sem, Cham, Japhet) in der Arche gerettet,—
Ararat in Armenien. Ebene Schinear am Euphrat; Thurm
zu Babel; Sprachverwirrung. Die Semiten wählen sich das
Hochland der Quellen des Euphrat und Tigris (Elam, Assur,
Aram rc.), bleiben die Günstlinge Jehovah's, und ihnen sollte
es vorzugsweise vergönnt seyn, die Erde zu beherrschen, und
ihre Brüder, die Chamiten, aus ihrer Nähe südwärts nach
Afrika, die Japhetiten nach Westen hin (Europa) zu ver-
drängen.
\
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TM Hauptwörter (200): [T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Abel Seth Jehovah Henoch Methusalah Lamech Sündflnth Elam
Extrahierte Ortsnamen: Eden Kanaan Cham Armenien Assur Afrika Europa
10
Inder.
Heerstraßen, dem Kriegswesen rc. vor. Die ganze Nation theilte sich in
vier abgeschlossene Hauptkasten mit vielen Unterabtheilungen: die der
Bramanen (Priester), der Tschetris oder Ketri (Krieger), der
Wayshyas (Acker- und Handelsleute) und der Sudras (Hand-
werker, Dienende). Die Priester wußten die Lehre des dunkeln Pan-
theismus zum National-Götterdienste zu erheben, und sich als Diener
der Götzen mit dem unverletzlichen Scheine der Heiligkeit zu umhüllen.
Auf diese Weise gingen nicht allein Künste und Litteratur von ihnen
aus, sondern sie hatten auch die Gewalt der Gesetzgebung in Händen,
und leiteten somit den ganzen Mechanismus des indischen Staatsgebändes.
Die älteste Religion war der Brahmaismus, die Verehrung
Drahma's (Erde?), des höchsten Wesens, welches aus sich selbst die
Welt erschaffen; später zuerst im nördlichen Indien die Verehrung
Schiwa's (Feuer), und im südlichen die des Wischnu (Luft und
Wasser), welche drei Gottheiten allmälig als Ausflüsse eines einigen
höchsten Wesens gedacht wurden; — außerdem zahllose Untergötter.
Aus dem Wischnu - Dienste ging der Buddhaismus hervor, welcher
ein höchstes, unveränderliches Wesen, sowie eine Vergeltung nach dem
Tode verkündete, und allen Kasten die Priesterwürde zugänglich machte.
Von den Künsten vorzüglich frühe schon Baukunst und Webe-
kunst. Handel durch den Reichthum der Landesproducte blühend und
allgemein.
Die Litteratur ist reich an Schriften. Die vier Hauptklassen
sind: die Vedas (Religions-Urkunden), Upa vedas (Erläuterungen
der Vedas re.), Puranas (Theogonien rc.) und die Gesetze des
M eint (des ersten Sterblichen).
Die alte klassische Sprache der Inder war das seit dem fünften
Jahrhundert nach Chr. Geb. ausgestorbene Sanscrit, eine Schwester
der Zendsprache.
§. 6.
Biblische und im Besonderen Israelitische
Geschichte.
I. Von Adam bis Noah, von 4000 bis 2300 I. v. Ch. G.
* Der Mensch, ge leitet von der unsichtbaren Hand
der Gottheit, tritt allmälig aus dem rohen Naturzu-
stände über zum freien Gebrauche seiner Vernunft. Die
Bekanntschaft mit den ihn u m g e b e n d e n T h i e r e n führt
ihn zum Hirten- und N o m a d e n - L e b e n.
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— 263 —
und Futterkräuter. Nur die Akazie mit den sanften, dünnen Blättern
scheint sich in der trockenen Luft wohl zu fühlen. An grüne Wälder
und murmelnde Bäche ist gar nicht zu denken. Ein Stück festes Holz
ist auf weite Strecken so selten wie ein Stein. Alles ist Erde, höchst
fruchtbare Erde, aber nichts als Erde, und die einzige Abwechslung
ist, daß die Erde zu Zeiten Schlamm, zu Zeiten Staub wird.
Die größte Not, woran diese ungeheure Fläche fruchtbaren Bodens
leidet, ist der zeitweise Mangel an Wasser auf den Feldern. Man
spricht schon lange davon, die ganze große Ebene durch regelmäßig
ineinander greifende Kanäle zu bewässern — ein riesenhaftes, jedoch
ausführbares Unternehmen.
Naturgemäß sind die Pußten sehr schwach bewohnt. Sie haben
wenige, weit auseinander liegende Städte und Dörfer. An der großen
Straße zwischen Tokay und Debreczin trifft man alle drei oder vier
Stunden ein Dorf, aber in einigen Gegenden erfreut oft tagelang
keine solche willkommene Ansicht das Auge des müden Wanderers.
Die Hauptstadt der Pußten ist Debreczin, eine von den Magyaren
sehr hoch gestellte Stadt, in der sich 1848 der ungarische Reichstag
samt der Regierung versammelt hatte. Doch was sieht man in
Debreczin? Hauptsächlich lange Stücke der Steppe, die man Straßen
nennt, weil sie hin und wieder Häuser zur Seite haben. Von
Domen, Palästen, glänzenden Häuserreihen ist keine Rede. Ein großer
Platz, ein paar Kirchen, Straßen und ebenerdige Bauernhütten
bilden die Stadt. Und so wie Debreczin sind all die andern Städte
der Pußten. Sie erscheinen wie ein großes Lager, worin sich das
Volk zusammendrängte. (Nach Fr. v. Löher.)
Das Werner Hbertand.
Das Berner Oberland ist unter allen Teilen der Alpen am
meisten bekannt und besucht. Kein anderer Teil der Hochgebirgs-
schweiz hat eine solche Längenausdehnung, keiner solch zusammen-
hängende Gletscher und Firnfelder, und bei keinem ist die Gipfel-
bildung so reichhaltig und darum sür das Auge so überraschend ent-
wickelt. Die Berner Alpen entfalten, vom nördlichen Flachland oder
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— 303 —
scheint die Sonne in diese düstere Tiefe. Es ist das Thal der
Schatten und der Graber, und wer über die Brücke geht, die dort
den Kidron überbaut, wird unwillkürlich von Grabesschaner be-
schlichen. Rechts von der Brücke befinden sich die Gräber Absaloms,
Josaphats und Zacharias'. Vor Absaloms Grab liegen eine Masse
aufgeschichteter Steine. Heute noch werfen die Orientalen Steine
vor die Gruft, indem sie einen Fluch aussprechen wider den gott-
losen Sohn und wider jeden, der seinen Eltern nicht gehorcht. Ein
hoher sittlicher Ernst liegt in diesem Brauche. — Am Ende des
Thales Josaphat ist die Quelle Siloah. Könige und Propheten
haben auf das Rieseln dieses Quells gehorcht und in seiner Kühle
Trost in Bekümmernissen gesucht. Nirgeuds in der ganzen Umgebung
Jerusalems kann der Wanderer sich mit einem Trünke Wassers er-
frischen; nirgends findet er Schatten, um auszuruhen von den Müh-
seligkeiten der Reise; nnr am Quell Siloah ist es ihm vergönnt, die
lechzende Zunge zu erfrischen und das müde Haupt im Schatten
niederzulegen.
Auf Moria erhebt sich mit hochgewölbter Kuppel an derselben
Stätte, wo einst der jüdische Tempel stand, die Moschee des Omar,
nächst den Moscheen in Mekka und Medina das größte Heiligtum
der Mohammedauer; denn sie umschließt die Stelle, von der aus
Mohammed gen Himmel gefahren sein soll. — Der Kessel des Toten
Meeres begrenzt die Aussicht gegen Südost. Tiefe Trauer, düsteres
Schweigen liegt auf dem See wie auf der ganzen Umgebung desselben.
„Dort im Osten," sagte mein Führer zu mir, „sehen Sie
Bethanien und den Qlberg." ■—- Nächst Bethlehem ist Bethanien
gewiß der lieblichste Ort, den der Reisende weit und breit findet.
Und welch teure Erinnerungen knüpfen sich an diese Stätte! Hier
haben Lazarus, Maria und Martha gewohnt; in ihrem Kreise hat
Jesus ausgeruht von der heiligen Arbeit. Bethanien möchte ich den
Ort der stillen Liebe nennen; es ist so einsam, so traulich an den
Berg gebaut, rings von schattigen Bäumen und grünenden Feldern
umlagert, daß man, umgeben von geliebten Herzen, darin wohnen
möchte. Noch heute wallen alle Pilger besonders gerne nach Bethanien.
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Extrahierte Personennamen: Grabesschaner Ernst Mohammed Lazarus Maria Maria Martha
318 —
stundenlang unter ihnen, während sie an anderen Stellen gar nicht
vorkommen. Ihr Anblick ist überaus malerisch; jedes Lüftchen
schaukelt sie, und sanft schütteln sie das liebliche Haupt, voll Huld
und Anmut herabzugrüßen.
Doch wir vergessen über deu schlauken Palmen beinahe die
baumartigen Farnkräuter, die allein an Schönheit und
Mannigfaltigkeit mit jenen lieblichen Kindern der Natur wetteifern
können. Sie ähneln gar sehr den Palmen, nur ist ihr leichtes,
biegsames Blütterdach flacher und weniger buschig als das der
Palmenkrone. Gar lieblich ist es, wenn diese bedeutenden, 3—5 m
langen und fast 3 m breiten Farukrüuter, von dem leisesten Lüst-
chen angehaucht, bei ihrer Leichtigkeit sich anmutig wiegen und diese
sanften Schwingungen ins unendliche fortsetzen.
d. Vir Tierwelt.
Nicht minder ausgezeichnet als die Pflanzen- ist die Tierwelt,
welche jene Urwälder bewohnt. Der Naturforscher weiß uicht, ob
er mehr die Formen oder die Farben oder die Stimmen der Tiere
bewundern soll. Den Mittag ausgenommen, wo alle lebenden Ge-
schöpfe der heißen Zone Schatten und Ruhe suchen und wo daher
eine majestätische Stille über die Tropennatur verbreitet ist, ruft
jede Stunde des Tages eine andere Welt von Geschöpfen hervor.
Den Morgen verkünden das Gebrüll der Heulaffen, die hohen und
tiefen Töne der Laubfrösche und Kröten, das einförmige Schmettern
und Schwirren der Cikaden und Heuschrecken. Hat die aufsteigende
Sonne den Nebel verdrängt, so freuen sich alle Geschöpfe des neuen
Tages. Die Wespen verlassen ihre langen, von den Zweigen herab-
hängenden Nester; die Ameisen kommen aus ihren künstlich von
Lehm aufgetürmten Wohnungen und beginnen die Reise auf den
selbstgebahnten Straßen; die buntesten, an Glanz mit den Farben
des Regenbogens wetteifernden Schmetterlinge eilen von Blume zu
Blume; Taufende der glänzendsten Küfer durchschwirren die Luft
oder blinken gleich Edelsteinen ans dem frischen Grün der Blätter
hervor. Indessen schleichen Eidechsen von ausfallender Form, Größe
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— 257 —
Geist des Mittelalters konnte solche Prachttempel zur Ehre Gottes
aufführen. Und zur Ausführung eines solch heiligen Unternehmens
trug alles bei, was von diesem Geiste beseelt war. Unter Gebet
und Gesang wallten oft große Züge von Gläubigen an den Ort,
wo dem Herrn eine würdige Wohnung gebaut werden sollte, und
ein jeder spendete frendig sein Scherflein; unter Gebet und Gesang
gingen die Werkleute täglich an die Arbeit. Und nicht etwa bloß
arme Leute waren es, die auf solche Weise Gott zu dienen suchten
— nein, auch Reiche und Mächtige drängten sich herbei, um ent-
weder selbst Hand ans Werk zu legen oder dessen Vollendung durch
große Spenden zu fördern.
Wie nun der Straßburger Münster ein beredter Wortführer
des hingebenden christlichen Kunstsinnes im Mittelalter ist, so ist
er auch als echt deutscher Bau ein beständiger Mahner an das
elfässische Volk, stets seiner deutschen Abstammung eingedenk
zu sein.
Eine Fernsicht im Wheingau.
Der Rheingau gehört zu den herrlichsten Gebieten unseres Vater-
landes. In einem engen Thale durchbricht der Rhein das Schiefer-
gebirge, dessen Berge sich in malerischen Formen aus den grünen
Fluten erheben, welche von schnellen Dampfern und schaukelnden
Nachen belebt werden. Von den Höhen aus genießt man entzückende
Fernsichten (vgl. Bild 17, S. 59). Eine der schönsten hiervon ist
diejenige, welche sich dem staunenden Blicke von der Burgruine Klopp
aus bietet. Diese ruht auf dem Gipfel eines Weinberges, der sich
steil hinter der Stadt Bingen erhebt. Rechts liegt die lachende,
vom Rheine durchströmte Landschaft, mit freundlichen Ortschaften
übersät. Das Auge reicht über den Johannisberg bis zu den blau
dämmernden Höhen bei Heidelberg und dem fernen Melibocus im
Odenwald?. Zur linken Seite verliert sich der Rhein hinter dunkeln,
waldgekrönten Felsen. Hier ist alles groß und erhaben, dort an-
mutig und heiter. Mitten in den Fluten des Rheines steht, umtobt
von der wilden Brandung, der Mäuseturm. Ihm gegenüber sieht
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— 299 —
ich einen starken, ekelerregenden Geschmack wieder, den ich schon bei
der ersten Schüssel bemerkt hatte. Später kamen die berühmten
Vogelnester an die Reihe; sie schmeckten aber fad. In allen Speisen,
so vortrefflich sie bereitet waren, fand ich jene unbekannte Zuthat,
welche mir den Magen umdrehte und meinen Widerwillen gegen das
Essen fortwährend steigerte. Auf meine Frage erhielt ich die Antwort,
es sei — Ricinus öl.
Noch eine andere Unannehmlichkeit hatte ich bei der Tafel zu
ertragen. Jeden Augenblick mußte ich nämlich meinem chinesischen
Nachbarn auf die Gesundheiten, die er ausbrachte, Bescheid thun
und die kleine Tasse voll Kamschn leeren. Es ist dies eine Art
süßsaurer weißer Wein, aus gegorenem Reis und verschiedenen Ge-
würzen bereitet, welcher warm genossen wird. Ich hätte viel darum
gegeben, einige Gläser Wasser trinken zu können; aber Brot und
Wasser sind an dem chinesischen Tische verbotene Dinge. Die Höflich-
keit nötigte mich, so oft eine Gesundheit ausgebracht wurde, meine
Tasse Kamschu auszutrinken und sie dann umzukehren, zum Zeichen,
daß nichts mehr darin sei. Im nächsten Augenblicke war aber der
unerbittliche Mundschenk auch schon wieder da, um sie zu füllen, da
dies die chinesische Artigkeit erfordert.
Jerusalem und die umliegenden Heiligen Hrte.
Es war ein feierliches Erwachen am ersten Morgen, der mich
in Jerusalem (Bild 101) begrüßte. Kaum graute der Tag, so
zitterte meine Seele schon vor Erwartung dessen, was ich sehen sollte.
Langsam ging uns die erste Stunde des Morgens vorüber. Endlich
traten wir in die heilige Grabeskirche. Mir bangte fast, festen
Fußes aufzutreten, und ich wußte, warum der Prophet, als sein
großer Beruf ihn in die Nähe Gottes riß, die Füße entblößte, ehe
er sich dem Heiligsten näherte. Ich schweige von den Formen der
Kirche, welche schon von so vielen Reisenden beschrieben wurde. Meine
Augen waren wie getrübt, und meine Seele war voll unendlicher
Wehmut. Im westlichen Chor der Kirche liegt die Kapelle des heiligen
Grabes selbst. Ein kleines Gemach, das kaum vier Personen saßt,
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— 302 —
der Leiden und Erniedrigungen von dem Sohne Gottes freiwillig ist
getragen worden!" — Mein Begleiter weckte mich aus meinen Ge-
danken mit den Worten: „Dort im Süden liegt Bethlehem." —
Bethlehem, die anmutigste unter den Städten! Sie liegt so gott-
geliebt und friedlich auf dem Berge, und die hohe Sonne schaut so
ruhig auf sie, daß ich mich uicht erinnere, irgendwo einen Ort ge-
sehen zu haben, der mit solcher Anmut solche Majestät verbünde.
Zur Linken zwischen den Hügeln dehnt sich das Thal der Hirten
aus; eng und still liegt es zwischen den Bergen, und nur wenige
Bäume bekränzen seinen Saum. Dort haben in der heiligen Nacht
des Himmels Heerscharen zuerst den Ärmsten unter dem Volke das
Heil der Welt verkündet. Viele Klöster erheben sich über die Häuser
von Bethlehem. Die Kuppel, welche am höchsten hervorragt, gehört
der von der Kaiserin Helena erbauten Kirche an, welche über der
heiligen Grotte steht, wo Jesus Christus geboren wurde.
„Welchen Namens ist die Burg dort," fragte ich meinen Be-
gleiter, „welche nur einige hundert Schritte von hier auf dem Gipfel
jenes Hügels steht?" — „Das ist die Davidsburg auf Zion," sagte
eintönig der Führer. Also hier hat der Mann gelebt, der größte
seiner Zeit, der ein Prophet war, ein Dichter und ein König! Von
Zion aus konnte der König Jerusalem, seine Stadt, beschauen, der
Dichter konnte des Flusses strömende Welle und das stille, grünende
Thal betrachten, der Prophet aber in den stillen Räumen der Burg
den Geheimnissen der göttlichen Weisheit nachforschen.
„Dort außerhalb der Stadt," sagte mein Führer weiter, „sehen
Sie das Haus, wo Christus das Abendmahl stiftete." — Gegen
Südost dehnt die Fernsicht sich weiter aus. Vor dem Auge des
Betrachters liegen das Thal Josaphat, die Moschee auf Moria und
weiterhin der Kessel des Toten Meeres.
Es giebt wohl kanm einen andern Anblick, der die Seele mit
so trüben Gedanken zu erfüllen vermag, wie das Thal Josaphat.
Ein enges Thal zwischen zwei Hügeln, von denen der eine der Öl-
berg ist, während der andere auf seiner Höhe die Stadt Jerusalem
trägt, wird von dem fast wasserlosen Kidron durchschlichen. Niemals
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Extrahierte Personennamen: Helena Jesus_Christus Christus
— 308 —
Nacht die Reise fortgesetzt; meist aber bricht die Karawane mit der
Morgendämmerung auf und rastet zur Zeit des Nachmittagsgebetes.
Geschäftig bereiten dann die Reisenden beim Feuer des getrockneten
Kamelmistes ihr Mahl, verrichten ihre Gebete und bedienen sich bei
den vorgeschriebenen Waschungen des Sandes statt des Wassers. Und
wenn über die lautlose Stille der Wüste die Nacht sich lagert und
die Sterne hell durch die ewig klare und trockene Luft herabfunkeln,
dann sammeln sich die gläubigen Jünger des Propheten und lauschen
den Worten des Märchenerzählers oder stimmen abwechselnd Gesänge
an. Bald legt sich jeder zum Schlummer in seinem Zelte nieder,
und in der Totenstille ringsum vernimmt das geschärfte Gehör das
Wiederkauen der Kamele und das Schnarchen der Schlafenden in
entfernten Zelten.
So verfließt ein Tag wie der andere, bis einige Raben die
Nähe dei Quelle verkünden und am Horizont die Wipfel der könig-
lichen Palmen auftauchen. Dann eilt alles mit raschem Schritte dem
Wasser zu, und Menschen und Tiere löschen ihren Durst in langen
Zügen, als ob sie nimmer aufhören wollten. Am Brunnen wird
einige Tage gerastet. In größern Oasen verweilt man wochenlang
und handelt und tauscht mit seinen Waren. Nichts giebt einen
Begriff von der Frische und ruhigen Schönheit der Oase. Unterhalb
der in Rautenform 3 m weit voneinander gepflanzten Dattelbäume
gruppieren sich die Aprikosen und Pfirsiche, die Granatbäume mit
schönen roten Blumen, die mit Früchten beladenen Orangenbäume.
Von einem Dattelbaume zum audern schlingen sich die Ranken des
Weinstockes. Der unter seinen schweren Kolben sich beugende Mais,
der Weizen, die Gerste, der Klee füllen alle Lücken dieser wunder-
baren Gärten aus; über ihnen wiegt sich die grüne Federkrone der
Palme im reinen Azur. Nicht der geringste Teil des bewäfserungs-
fähigen Bodens geht verloren. Das Dorf liegt immer auf der
unfruchtbarsten Stelle, am Rande der Wüste.
Eine besondere Art der Karawanen, bei der ein religiöser Zweck
mit dem Handel verbunden wird, ist die große Mekka-Karawane.
Sie führt den gläubigen Mohammedaner zum Grabe'des Propheten
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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112
Er wurde vom Mars während eines Gewitters in den
Himmel entrückt, eine Todesart, die wieder nicht stimmt zu einer
historischen Person.
Die Königswürde sollte zwischen Latinern und Sabinern
wechseln. Zweiter König wurde nach einem einjährigen Inter-
regnum der Sabiner:
Numa Pompilins (715—672).
Er stammte aus Cures wie Titus Tatius, dessen Schwieger-
sohn er war. Wie in Romulns der kriegerische Geist der Römer,
so war in Numa Religion, Friede und Recht personificirt *). Er
setzte für die drei Hauptstaatsgottheiten je einen Priester eilt, den
Flamen Dialis, Martialis und Qnirinalis. Der erste der vornehmste;
seine Auszeichnungen und besonderen Verpflichtungen. Dann setzte
er die Priestercollegien ein, d. h. Genossenschaften von Sachver-
ständigen in religiösen Dingen. 1) Das Collegium der 5 xontiüo68,
welches die Aufsicht hatte über das gesammte Religionswesen,
insbesondere über Ritualhandlungen und über das gesammte
Priesterpersonal; den Vorsitz führte der unverantwortliche pontifex
maximus. 2) Das Collegium der angures, die aus dem Fluge
und Geschrei der Vögel und andern Zeichen die Zukunft lasen.
3) Das Collegium der 12 Salier, Priester des Mars, welche im
Monat März singend und tanzend einen Umzug durch die Stadt
hielten. Sie führten auch die Aufsicht über den vom Hinnnel
gefallenen heiligen Schild (aneile), welcher zu den Staatskleinodien
gehörte. 4) Setzte er die Vestalinnen ein, welche das Feuer der
Vesta, der Schutzgöttin des Staatsheerdes, zu hüten hatten.
5) Schuf er das Institut der Fetialen**), welche den Streit Roms
mit andern Völkern beilegen und den Krieg, wenn dieser nicht zu
vermeiden war, unter den herkömmlichen Formen ankündigen,
überhaupt die Beziehungen der Völker nach streng hergebrachten
Regeln vermitteln sollten. Numa baute einen Tempel des Janus
und Terminus.
*) Daß Numa so aufzufassen, daß er nicht der Schöpfer der römischen
Religion und ihrer Einrichtungen ist, geht ans der Betrachtung hervor, daß die
Latiner und Sabiner schon vor der Gründung Roms ihre Religion und ihren
Cultus gehabt haben müssen und daß sich die dem Könige Nuina zngcschriebcnen
Einrichtungen im Allgemeinen bei den Latinern oder Sabinern wieder finden.
**) Ihre Einsetzung wird auch andern Königen zugeschriebcn.
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]