Gebiet der Oder.
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Lichtgottes Swantewit*) stand. Nur einen Halbkreis noch umfaßt der Ring, die
andere Hälfte fraß das braudende Meer, das tief unten über Felsblöcke grollt, klappernd
mit den am Räude gehäuften Feuersteinen spielt und mit gierigem Wühlen an der
blutgetränkten Stätte uagt. Höher als der Hügel Arkonas erhebt stch auf Jasmund
die Stubbenitz. Bestaudtheil dieses kleinen Gebirgs ist Kreidefels mit Feuerstein ge-
mifcht; ein 2 Meilen langer stattlicher Buchwald überdeckt seine östliche Hälfte. Hat man
ihn durchschritten, so steht man Plötzlich auf einem Vorsprung des Bergs, der an zwei
Seiten steil 80 m. tief abfällt. Nur dumpf hört man das Brausen des Meeres herauf-
tönen. Dieser steile Abschnitt heißt die Stubbenkammer. Rückwärts zieht sich der
Fels noch hinauf zum König stuhl, dem obersten Platze der Stubbenitz, 133 m.
über der Meeresfläche. Da die Wellen des Meeres unaufhörlich rauschen und branden,
so wird immer mehr von dem Fuße des Felsen abgespült; man sieht es an der mil-
chigen Farbe des Wassers, worin die Kreide sich auflöst, während die Feuersteine sich
in Bänken am Strande aufhäufen. Auf dem Rückwege durch den Buchenwald hat der
Wanderer noch den schwarzen, Burg - oder Hertha-See zu beachten, in dessen
Wasser sich die beschattenden Buchen und Ueberreste eines Erdwalles spiegeln, der vor
Zeiten den See umgeben hat. Man meint, hier sei, lange bevor Wenden auf die
Insel kamen, die altdeutsche Göttin Hertha verehrt worden. In anderen Gegenden
Rügens gibt es ebenfalls Alterthümer, z. B. zwischen Jasmnnd und der Stadt Bergen,
wo in öder Haide sich Hünengräber vorfinden, wie in Holstein. Auf einer andern
Stelle wird ein großer Granitblock gezeigt mit künstlichen Vertiefungen; er soll in
heidnischer Zeit zum Opferstein gedient haben. Aehnliche sieht man im Riesengebirg,
im Harz, in Franken und in anderen Gegenden Deutschlands. — Auf der Insel Rügen,
in dem Dorfe Schoritz, wurde am 26. December 1769 des deutschen Volkes „Vater
Arndt" geboren. Ihm, der ein Thurm war in der Schlacht der mannhaften Geister
wider die uapoleouische Zwiugherrschaft, soll jetzt inmitten seiner Heimat ein Denkmal
errichtet werden, ein Thurm, der weit hinausschaue über Land und Wasser und bis in
späte Zeiten dafür zeuge, daß dieses schöue Fleckchen deutscher Erde die Geburtsstätte
des wahrhaftesten deutschen Mannes war. — Auf den Rngard, eine 110 m. hohe,
wallartige Anhöhe bei Bergen, soll das Denkmal zu stehen kommen.
Orte: Muskau an der Lausitzer Neiße, berühmt durch den Park des Fürsten
Pückler. Frankfurt an der Oder mit 43.700 Einw., 3 großen jährlichen Messen
und lebhafter Schifffahrt, Geburtsort Heinrichs von Kleist; Denkmal Leopolds von
Braunschweig, der bei Rettung Unglücklicher in der Oder das Leben verlor. In der
Nähe: Kunersdorf, wo Ewald V. Kleist aus Pommern, ebenso bekannt durch den
„Frühling" als durch seine Tapferkeit, 1759 in der Schlacht gegen die Russen umkam.
Küstrin Festung in morastiger Gegend; in der Nähe Zorndorf, ebenfalls durch
eine Schlacht zwischen Preußen und Russen (1758) bekannt. Prenzlan mit 16,500 E.
an der Uker, des Landschaftsmalers Ph. Hackert und des scharfsinnigen Gelehrten Adolf
Stahr Geburtsort. — Stettin, Festung und Hauptstadt Pommerns mit 76,000e.,
*) Ein anderer Obergott der Wenden war der finstere Radegast, vorzüglich
verehrt im Tempel zu Rethra unweit dem heutigen Strelitz.
9»
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Extrahierte Personennamen: Buchwald Heinrichs_von_Kleist Heinrichs Leopolds Ewald_V._Kleist Adolf
Stahr Adolf
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tränen bereitwilligst zur Verfügung stellten, fuhr Friedrich Wilhelm mit seiner schwarzen echnr der Weser zu und schiffte sich bei Elsfletb auf englische Schiffe ein Dieselben Dänen, die Schill hatten umgarnen helfen, waren auch am Ausgange der Weser bereit, den Tapferen den
6 Zu verlegen. Der Herzog grüßte mit den Seinen das freie große Meer und die Helden ruhten nun aus von den Mühsalen der vierzehn Tage, während welcher sie Don Böhmen bis zur Nordsee geradezu geflogen waren. 3 1
w heldenmütige Zug des Herzogs, der selbst Napoleon Worte
des Beifall, entlockte, erregte m Deutschland die größte Bewundminq
emen beispiellosen Eindruck auf die deutsche Jugend In Iä ml%9cbslc5te darauf der 18jährige Jüngling Friedrich Stapß an. Naumburg an der Saale, Napoleon im Angesicht seiner -^nippen zu ermorden. Er wurde festgenommen, und da er die Gnade Napoleons abwies, am 17. Oktober 1809 erschossen . Die schwarze Legion kämpfte später mit großer Auszeichnung, teils 111 Hamen teils in Italien, gegen die Franzosen. Ihr tapfrer Herzog siel 1815, von einer Kugel durchbohrt, bei Waterloo.
79. Napoleons Zug nach Rußland.
(1812).
Napoleon wollte auch Rußland niederwerfen. Mit einem ungeheuren Heere von 500,000 Mann, aus Italienern, Holländern und Franzosen, zu denen die Rheinbundsfürsten 100,000 die Preußen 20 000 , dte Österreicher 30,000 und die Schweiz 12,000 Mann gestellt, ruckte er 1812 in Rußlaud ein. Nachdem die Russen in der mörderischen Schlacht bei Borodino, in welcher 60,000 Mann das ^Scylodptfelb bedeckten, zurückgewichen, langte das französische Heer am 14. September 1812 bei Moskau an. Am andren Tage hielt Napo-
Lilien Einzug. Die schöne Stadt von 300,000 Einwohnern war still und öde, wie das Grab. Die Einwohner hatten die Stadt verlassen, und nur unheimliches, lumpiges Gesindel schlich umher. Schon während des Einzugs brannte die Stadt an mehreren Orten. Graf Rostopschin, der Befehlshaber der Stadt, hatte die Gefängnisse geöffnet und deu Verbrechern unter der Bedingung die Freiheit gegeben, daß sie die Stadt^anzündeten. Ein Sturm erhob sich und verwandelte die angezündete tatobt in ein Flammenmeer. Was die geflüchteten Einwohner nicht zerstört, vernichtete der Brand. Hunger, Kälte und Mangel an Lebensmitteln zwangen Napoleon, da sein Friedensantrag vom russischen Kaiser abgelehnt worden, zum Rückzug, den er am 18. Oktober antrat. Zum Unglück für ihn stellte sich schon früh Lin harter Winter ein. Halbverhungert, entblößt und im tiefen Schnee
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Friedrich_Stapß Friedrich Napoleon Napoleons Napoleons Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Nordsee Deutschland Naumburg Italien Napoleons Rußlaud Borodino Moskau
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langer stattlicher Buchwald überdeckt seine östliche Hälfte. Hat man
ihn durchschritten, so steht man plötzlich auf einem Vorsprung dcs
Bergs, der an 2 Seiten steil 380" tief abfallt. Nur dumpf hört
man das Brausen des Meeres herauftönen. Dieser steile Abschnitt
heißt die Stubben kämm er. Rückwärts zieht sich der Fels noch
hinauf zum König stuhl, dem obersten Platze der Stubbenitz,
543" über der Meeressiäche. Da die Wellen des Meeres unaufhör-
lich rauschen und branden, so wird immer mehr von dem Fuß des
Felsen abgespült; man sieht es an der milchigen Farbe des Wassers,
worin die Kreide sich auflöst, während die Feuersteine sich in Bän-
ken am Strande aufhäufen. Auf dem Rückwege durch den Buchen-
wald hat der Wanderer noch den schwarzen See zu beachten, in
dessen Wasser sich die beschattenden Buchen und Ueberreste eines
Erdwalles spiegeln, der vor Zeiten den See umgeben hat. Man
meint, hier sei, lange bevor Wenden auf die Insel kamen, die alt-
deutsche Göttin Hertha verehrt worden. In andern Gegenden
Rügens gibt es ebenfals Alterthümer, z. B. zwischen Jasmund
And der Stadt Bergen, wo in öder Haide sich Hünengräber
vorfinden, wie in Holstein. An einer andern Stelle wird ein großer
Granitblock gezeigt mit künstlichen Vertiefungen; er soll in heidni-
scher Zeit zum Opferstein gedient haben.
Aehnliche sieht man im Riesengebirg, im Har;, in Franken und andern
Gegenden Deutschlands, und merkwürdiger als der in Rügen sind gewiß die 3
mächtigen Steine auf dem nakten Corncliusberge bei Helmstedt im Gebiet der
obern Aller; zwei dieser Felsstricke liegen so, daß man hindurch gehen kann
und der dritte oben darüber, und von so entsetzlicher Schwere, daß nur mit der
größten Anstrengung Menschenhände ohne künstliche Werkzeuge unserer Zeit ihn
hinausheben konnten.
Orte: Frankfurt an der Oder mit Fabriken und lebhafter
Schiffahrt. 16000 E. In der Nähe liegt Kunnersdorf, wo 1759
kn einer Schlacht gegen die Russen der preußische Major Christ. Ewald
von Kleist, ebenso bekannt durch fein reizendes Gedicht, der Frühling,
als durch feine Tapferkeit, das Leben verlor. — Küstrin, nördlich
von Frankfurt, starke Festung in morastiger Gegend. In der Nähe
Zorndorf, ebenfals durch eine Schlacht zwischen Preußen und Russen
(1758) bekannt. — Stettin, Hauptort Pommerns, etwa so groß wie
Lübeck, mit 32000 E., lebhaften Gewerben, und Seehandel mit 160 eig-
nen Schiffen. Die Oder fließt in vier Armen vorüber. Der Haupt-
hafen ist Swinemüude, auf der Insel Usedom, wohin nur größere
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
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326
Achte Periode.
Wie heißen, die zogen ins Todesfeld
Und ließen fliegende Banner aus?
Es kamen Völker aus aller Welt,
Die zogen gegen Franzosen aus.
Die Russen, die Schweden, die tapfern Preußen,
Und die nach dem glorreichen Österreich heißen.
Die zogen all' aus.
Wem ward der Sieg in dem harten Streit?
Wem ward der Preis mit der Eisenhand?
Die Welschen hat Gott wie die Spreu zerstreut.
Die Welschen hat Gott verweht wie den Sand;
Viele Tausende decken den grünen Rasen.
Die übrig geblieben, entflohen wie Hasen,
Napoleon mit.
Nimm Gottes Lohn! habe Dank, Gesell!
Das war ein Klang, der das Herz erfreut!
Das klang wie himmlische Zimbeln hell.
Habe Dank der Mär von dem blutigen Streit!
Laß Witwen und Bräute die Toten klagen,
Wir singen noch fröhlich in spätesten Tagen
Die Leipziger Schlacht.
O Leipzig, freundliche Lindenstadt,
Dir ward ein leuchtendes Ehrenmal:
Solange rollet der Jahre Rad,
Solange scheinet der Sonnenstrahl,
Solange die Ströme zum Meere reisen,
Wird noch der späteste Enkel preisen
Die Leipziger Schlacht.
4. Das Lied vom Feldinarschall.
(1813.)
Was blasen die Trompeten? Husaren, heraus!
Es reitet der Feldmarschall im fliegenden Saus,
Er reitet so freudig sein mutiges Pferd,
Er schwinget so schneidig sein blitzendes Schwert.
O schauet, wie ihm leuchten die Augen so klar!
O schauet, wie ihm wallet sein schneeweißes Haar!
So frisch blüht sein Alter wie greifender Wein,
Drum kann er Verwalter des Schlachtfeldes sein.
Der Mann ist er gewesen, als alles versank.
Der mutig auf geu Himmel den Degen noch schwang.
Da schwur er beim Eisen gar zornig und hart,
Den Welschen zu weisen die deutscheste Art.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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§ 45. Die Sänger der Freiheitskriege. Rückert.
351
4. vic Gräber ;u Ottensen.
Erstes
Zu Ottensen aus der Wiese
Ist eine gemeinsame Gruft:
So traurig ist keine wie diese
Wohl unter des Himmels Luft.
Darinnen liegt begraben
Ein ganzes Volksgeschlecht, sknaben,
Väter,Mütter,Brüder,Töchter,Kinder,
Zusammen Herr und Knecht.
Die rufen Weh zum Himmel
Aus ihrer stummen Gruft
Und werden's rufen zum Himmel,
Wenn die Drommet' einst ruft.
„Wir haben gewohnt in Frieden
Zu Hamburg in der Stadt,
Bis uns daraus vertrieben
Ein fremder Wütrich 1 hat.
„Er hat uns ausgestoßen
Im Winter zur Stadt hinaus,
Die Hungernden, Nackenden, Bloßen:
Wo finden wir Dach und Haus?
Zweite
Zu Ottensen an der Mauer
Der Kirch' ist noch ein Grab,
Darin des Lebens Trauer
Ein Held gelegt hat ab.
Geschrieben ist der Namen
Nicht auf den Leichenstein:
Doch er samt seinem Samen
Wird nie vergessen sein.
Von Braunschweig ist's der Alte,
Karl Wilhelm Ferdinand,
Der vor des Hirnes Spalte
Hier Ruh' im Grabe fand.
Der Lorbeerkranz entblättert,
Den auf dem Haupt er trug;
Grab.
„Wo finden wir Kost und Kleider,
Wir zwanzigtausend an Zahl?
Die andern schleppten sich weiter:
Wir blieben hier zumal.
„Die andern nahmen die Briten,
Und andre die Dänen auf:
Wir brachten mit müden Schritten
Bis hierher unsern Lauf.
„Wir konnten nicht weiter keuchen.
Erschöpft war unsere Kraft:
Frost, Hunger, Elend und Seuchen,
Sie haben uns hingerafit.
„Ein ungeheurer Knäuel,
Zwölfhundert oder mehr:
Es zieht sich über den Greuel
Ein dünner Rasen her.
„Der deckt nun unsre Blöße,
Ein Obdach er uns gab:
Man merkt des Jammers Größe
Nicht an dem kleinen Grab."
- Grab.
Die Stirn vom Schlag zerschmettert,
Der ihn bei Jena schlug.
Nicht, wo er war geboren.
Hat dürfen sterben er:
Von seines Braunschweigs Toren
Kam irrend er hierher;
Umirrend mit den Scherben
Des Haupts von Land zu Land,
Das, eh' es konnte sterben.
Erst allen Schmerz empfand,
Das erst noch mußte denken.
Der Zukunft lange Not,
Eh' es sich durfte senken
Beschwichtigt in den Tod.
1 Der französische Marsch all Davoust zu Beginn des Winters 1813.
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Extrahierte Personennamen: vic_Gräber Karl_Wilhelm_Ferdinand Karl Wilhelm Ferdinand Davoust