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weggeschafft wird. Dann wiederholt sich das blutige Schauspiel an
einem andern Stiere und so noch öfters nacheinander.
London.
An der südöstlichen Ecke Englands, gegenüber der Mündung
des Rheines, führt die Themse, der größte Strom der britischen
Insel, ihre Gewässer dem Meere zu. Fast 100 km von der Mün-
duug entfernt, aber der Flut und den größten Seeschiffen erreichbar,
liegt London im Mittelpunkte der fruchtbarsten Landschaften von
England, ebenso zum Hauptsitz des Handels wie zum Königssitz
geschaffen.
Schon zur Zeit des römischen Kaisers Septimius Severus
(1- 211 n. Chr.) war London als eine bedeutende, reiche Stadt be-
kannt. Unter der Herrschaft der Dänen nahm die Wichtigkeit des
Platzes zu, und seit der Krönung Wilhelms des Eroberers (1066)
kann London als die Hauptstadt des Königreiches betrachtet werden.
Im Laufe der Zeit wurde sie mit vielen Freiheiten ausgestattet.
Seuchen und Feuersbrünste richteten oft furchtbare Verheerungen an;
aber dennoch wuchs die Bevölkerungszahl unglaublich. Besonders
verhängnisvoll für London waren die Jahre 1665 und 1666; denn
im erstern Jahre raffte die Pest gegen 70 000 Einwohner hinweg,
und im letztern wütete „das große Feuer" vier Tage und Nächte
hindurch mit unwiderstehlicher Wut und vernichtete 89 Kirchen und
über 13 000 Wohnhäuser. Unendlich groß war der Schaden; aber
schon nach vier Jahren war alles regelmäßiger und bequemer wieder
aufgebaut. Zur Zeit bedeckt die unglaublich wachsende Stadt einen
Flächenraum von mehr als 300 qkm; rechnet man die angrenzenden
Vorstädte und Städte hinzu, so bedeckt „Groß-London" ein Areal
von 1792 qkm mit mehr als 6 Millionen Menschen. 11000 Straßen
durchziehen die Riesenstadt; doch nnr verhältnismäßig wenige der-
selben zeichnen sich durch architektonische Schönheit aus. Die Häuser
sind meist aus Backsteinen aufgeführt, 2—3 Stockwerke hoch, ganz
schmal und gewähren in der Regel nur Raum für eine Familie;
denn der Engländer liebt es, mit den Seinigen ein Haus allein zu
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms
Extrahierte Ortsnamen: London Englands London England London London London
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Das Westende ist der feinste Stadtteil, der Wohnsitz des
Adels und der ganzen vornehmen Welt.
Im Ostende sind die bewundernswerten Anlagen für die
Marine. Hier liegen die großartigen Docks, in welche die Schiffe
aus der Themse geleitet und wo sie ans- und eingeladen werden.
300 große Seeschiffe haben hier gleichzeitig Platz. Eingefaßt sind
die Docks von einer ununterbrochenen Reihe 5 bis 7 Stockwerke hoher
Warenhäuser, in welchen Produkte aus allen Ländern der Erde in
unglaublicher Menge aufgestapelt sind. Welch uugeheuern Wert haben
die großartigen Lager von Tabak, Thee, Kaffee, Zucker, Indigo,
Gewürzen, Häuten, Baumwolle, Holz, Seide, Wein, Branntwein
n. dgl.! Und welch uuvergleichliche Thätigkeit herrscht iu und vor
den Warenhäusern! Hunderte von eisernen Kränen ächzen unter
ihrer Last; Tausende von Arbeitern, Maklern und Docksbeamten
eilen geschäftig hin und her, und im großen Bassin liegen dicht bei
einander die Schiffe, anf denen Matrosen und Lastträger mit Ameisen-
fleiß thütig sind, Waren ans Land oder an Bord zu bringen. In
keinem andern Hafen der Welt sieht man so viele verschiedenartige
Nationalitäten wie hier. Neben dem Holländer ankert der Kauf-
fahrer aus Brasilien mit Kaffee und Farbhölzern; der Däne bringt
sein Hornvieh ans Land; belgische und französische Schiffe laden
Glas, Leder, Eier, Obst und Gemüse aus; der Amerikauer wälzt
seine Tabakfässer imb Baumwollenballen ans Ufer; russische und
deutsche Ostseefahrer haben ihre Getreideladungen bereits in den
Magazinen untergebracht und warten nun auf Rückfracht. Englische
Fahrzeuge aus Indien, Australien, Canada und vom Kap ziehen
durch die geöffneten Schlensenthore, und was eben keine Arbeit hat,
vergnügt sich in seiner Weise, kocht, ißt, trinkt, sitzt oder träumt
auf Verdecken und in Mastkörben, flickt am Segel- oder Tauwerk
und denkt der fernen Heimat.
Schon an dem Leben und Treiben in seinem Hafen zeigt es
sich, daß London die erste Handelsstadt der Welt ist. 2/5 des ge-
samten außerordentlich großen britischen Handels treffen allein auf
London. Jährlich laufen in feinen Hafen Über 15 000 Seeschiffe
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Extrahierte Ortsnamen: Brasilien Indien Australien Canada Mastkörben London London
— 308 —
Nacht die Reise fortgesetzt; meist aber bricht die Karawane mit der
Morgendämmerung auf und rastet zur Zeit des Nachmittagsgebetes.
Geschäftig bereiten dann die Reisenden beim Feuer des getrockneten
Kamelmistes ihr Mahl, verrichten ihre Gebete und bedienen sich bei
den vorgeschriebenen Waschungen des Sandes statt des Wassers. Und
wenn über die lautlose Stille der Wüste die Nacht sich lagert und
die Sterne hell durch die ewig klare und trockene Luft herabfunkeln,
dann sammeln sich die gläubigen Jünger des Propheten und lauschen
den Worten des Märchenerzählers oder stimmen abwechselnd Gesänge
an. Bald legt sich jeder zum Schlummer in seinem Zelte nieder,
und in der Totenstille ringsum vernimmt das geschärfte Gehör das
Wiederkauen der Kamele und das Schnarchen der Schlafenden in
entfernten Zelten.
So verfließt ein Tag wie der andere, bis einige Raben die
Nähe dei Quelle verkünden und am Horizont die Wipfel der könig-
lichen Palmen auftauchen. Dann eilt alles mit raschem Schritte dem
Wasser zu, und Menschen und Tiere löschen ihren Durst in langen
Zügen, als ob sie nimmer aufhören wollten. Am Brunnen wird
einige Tage gerastet. In größern Oasen verweilt man wochenlang
und handelt und tauscht mit seinen Waren. Nichts giebt einen
Begriff von der Frische und ruhigen Schönheit der Oase. Unterhalb
der in Rautenform 3 m weit voneinander gepflanzten Dattelbäume
gruppieren sich die Aprikosen und Pfirsiche, die Granatbäume mit
schönen roten Blumen, die mit Früchten beladenen Orangenbäume.
Von einem Dattelbaume zum audern schlingen sich die Ranken des
Weinstockes. Der unter seinen schweren Kolben sich beugende Mais,
der Weizen, die Gerste, der Klee füllen alle Lücken dieser wunder-
baren Gärten aus; über ihnen wiegt sich die grüne Federkrone der
Palme im reinen Azur. Nicht der geringste Teil des bewäfserungs-
fähigen Bodens geht verloren. Das Dorf liegt immer auf der
unfruchtbarsten Stelle, am Rande der Wüste.
Eine besondere Art der Karawanen, bei der ein religiöser Zweck
mit dem Handel verbunden wird, ist die große Mekka-Karawane.
Sie führt den gläubigen Mohammedaner zum Grabe'des Propheten
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Meinafien Stfien Suropa Europa Sfierfoneg Suböa
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108
Gerade dort, wo sie den edelsten Kaffee haben und
in der grössten Menge selber anbauen, trinken die
meisten Leute den schlechtesten Kaffee in der gan-
zen Lkelt, ein gar dünnes Getränk, das nicht von
Kaffeebohnen, sondern von den Schalen, in denen
die Bohnen stecken, bereitet wird. So gemessen die,
welche jene Naturgabe am leichtesten haben könn-
ten, sie am wenigsten', vielleicht aus demselben
Grunde, aus welchem unsere armen Bergleute, die
das schönste Silber herausgraben, oft kaum Kupfer-
geld im Hause haben', vielleicht aber auch deswe-
gen, weil die, die den Kaffee so nahe haben, ihn
am wenigsten achten. Wohl wäre es zu wünschen,
dass er auch in unserm Vaterlande weniger geachtet
und geliebt würde -, denn er ist nicht so gesund und
gibt nicht so viele Kräfte, als die Suppen, die unsere
Vorfahren statt seiner genossen.
10. Die Obstbaumzucht.
Der Nutzen, den die Obstbaumzucht dem Landwirthe gewährt,
ist bedeutend. Er erhält am Obste für seine Haushaltung eine ge-
sunde und angenehme Speise. Er kann es frisch oder getrocknet
verkaufen, und daraus in manchen Jahren mehr als aus dem Ge-
treide lösen. Welchen Ersatz hat schon oft das wohlgerathene Obst
beim Mißwachse der Feldfrüchte geliefert! Sollte also diesen Segen
des Himmels, welcher sich durch gehörige Behandlung und Pflege
der Bäume leicht erwerben läßt, der auf sein eigenes Wohl bedachte
Landmann verschmähen? Gewiß nicht, er darf es nur ernstlich
wollen, Hand an das Werk legen, und es wird gelingen.
Die Samenschule. Zur Aussaat eignen sich die Kerne der
feinen Obstarten nicht; die daraus gezogenen Pflanzen treiben zwar
schnell, setzen àr nur schwammiges Holz an, welches von strenger
Kälte leicht angegriffen wird und das Kränkeln und Absterben des
Baumes zur Folge hat. Daher sammle man Kerne von wilden
Aepfeln, Birnen und Kirschen; denn nur aus solchen erwächst ein
dauerhafter gesunder Stamm, der, nachdem er veredelt worden,
reichliche Früchte trägt. Doch auch hier verfährt man mit Umsicht,
und nimmt lieber die Kerne des süßen, als des sauren Holzapfels,
desgleichen die der bessern Holzbirnen.
Aus den Zwetschen, gelben Pflaumen und Vogelkirschen ent-
stehen ebenfalls kräftige Wildlinge. — Zur Aufnahme des Samens
richtet man einige Beete in gutem ungedüngtem Boden an einer freien
Stelle des Gartens zu, zieht einen Zoll tiefe und einen Fuß abstehende
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262
Rübsamen oder Kohl genannt, in ausgedehntem Anbau vor. Seine
herrlieh gelbe Blüthe gibt dem Felde im Frühlinge Schmuck und
Wohlgeruch und den Bienen reichlichen Honigsast. Der Winterreps
ist für die Oekonomie am einträglichsten, daher am häufigsten; seine
Körner sind dicker und reicher an Oel, als die des Sommerkohls, der
auch den kräftigen Wuchs des ersteren nicht erreicht. Das Rüböl
ist zum Brennen am gebräuchlichsten; es wird zur Bereitung der
Seife und in grosser Menge in Fabriken benutzt, daher es als Han-
delswaare von grosser Bedeutung ist. Es besitzt den Vorzug, bei
viel niedriger Temperatur flüssig zu bleiben, als die meisten andern
Oele. Welcher Veränderung die Pflanzen durch Anbau fähig sind,
zeigt sich an mehreren dieser Familie. Die Blätter des Kop fkohl s,
woraus das Sauerkraut bereitet wird, Schliessen sich zu Häuptern
von oft erstaunlicher Grösse', dabei werden die Blätter durch den
Druck bleich und so der ursprünglichen natürlichen Farbe untreu.
Die vielen Spielarten, wie der braune Blattkohl, der Rosenkohl, das
Rothkraut, der Zuckerhut, Wirsing und Blumenkohl, sollen von ein
und derselben Pflanze abstammen, die in manchen Ländern noch
jetzt wild wächst. Der Anbau der Kohlpflanzen fand schon sehr
frühe bei den Griechen und Römern Statt, auch die alten Deutschen
liebten sie als Speise, daher die Verschiedenheit so gross geworden
ist. Hier sind die weisse Rübe und Kohlrabi (Kohlrübe) anzuführen,
deren Wurzeln im Haushalte, sowie als Nahrung für das Vieh von
Belang sind. Dessgleichen geschehe Erwähnung des Rettigs, Radies-
chens, Senfes, sowie des Meerrettigs, der so manche unfreiwillige
Thräne entlockt.
Unter den wildwachsenden Schotengewächsen sind auf Aeckern
hier freilich Unkräuter, das Hirtentäscheln, Hungerblümchen, der
wilde Rettig und die Arten des Hederichs sehr gemein. Das Wiesen-
schaumkraut ist eine der ersten Frühlingsblumen, welche das Wiesen-
grün unterbricht und später in Menge an Gräben und Bächen blüht.
Auch die Brunnenkresse liebt die Nähe des Wassers und wächst an
Quellen und Bachufern, wo sie aufgesucht wird; denn ihre Blätter
werden als Salat gegessen. Dieser ist ein Mittel gegen Scorbut oder
Scharbock Als solches ist auch das Löffelkraut und Sauerkraut be-
kannt. Doch seitdem man die Heilkräfte des Citronensaftes in dieser
Krankheit erkannt hat, wird letzteres von vielen Schiffen nicht mehr
in so grossen Quantitäten auf Seereisen mitgenommen, wie früher.
8. Schmetterlingsblumen (Hülsenfrüchte).
Es gehört wenig Phantasie dazu, die Blüthen der Hülsenfrüchte
einem Schmetterlinge mit ausgebreiteten Flügeln ähnlich zu finden.
Man betrachte die Erbsenblüthe etwas genauer, stelle den Vergleich
an, und sie wird so ziemlich die Probe bestehen. Ein anderes Merk-
mal dieser Pstanzenfamilie ist die Frucht, eine Hülse ohne innere
Scheidewand. Durch den Mangel der letztern unterscheiden sich die
Hülsen von den Schoten, die durch eine solche in zwei Theile getrennt
sind. Nach dem Getreide und den Kartoffeln find die Hülsenfrüchte
wohl die wichtigsten der eßbaren Pflanzen, daher ist deren Verbrei-
tung allgemein, und viele, die sich nicht zur menschlichen Nahrung
Verwenden lassen, werden immer noch mit Vortheil als Futter der
Hausthiere gebraucht.
106
ihrem Abwelken, sondern sie verbirgt die unreifen Körner in einer weißen,
zarten Kapsel unter dem Boden, wo sie den ganzen Winter über ruhen.
Im Frühjahre kommen ihre dunkelgrünen Blätter noch vor dem Grase
aus dem Boden, und wenn man sie stehen läßt, so entfalten sie sich und
die Samenkapsel wird ziemlich groß, enthält viele Körner, welche, wenn
sie reif werden, braungelb aussehen. Diese Pflanze ist erstens ein Wiesen-
unkraut, denn sie versperrt dem Grase oder andern Futterpflanzen den Platz
und nimmt ihnen die Nahrung weg. Sie ist ferner für das Vieh nicht
gesund, und so lange sie grün ist, wird sie von dem Vieh nicht angerührt;
mit dem Heu getrocknet verliert sic ihre Schärfe und wird von dem Vieh,
wiewohl nicht gerne, doch ohne Schaden gefressen. Die Herbstzeitlose ist
aber zweitens eine Giftpflanze. Ich weiß ein Beispiel, daß zwei Kälber,
welche sie grün im Frühjahre abweideten, daran zu Grunde gingen. Ja
es ist schon mehrmals der Fall gewesen, daß Kinder zuerst mit der Samen-
kapsel spielten, dann die Körner verschluckten und daran sterben mußten.
Dieses Kraut ist schwer zu vertilgen; denn es hat ziemlich tief im Boden
seine Zwiebel, aus welcher die Blätter herauskommen, und diese Zwiebel
ist schwer aus dem Boden zu bringen, wenn man nicht eigens dazu gerich-
tetes Stcchwcrkzeug hat. Wenn man aber die Blätter im Frühjahre, wenn
sie schon ziemlich aus dem Boden find, wegschneidet und zwar möglich
weit unten, und dies im nächsten Frühjahre wiederholt, so bleibt die
Pflanze aus, weil die Zwiebel im Boden verfault. Wäre dies nicht ein
nützliches Geschäft für die Knaben? So viel Herbzeitlosen blieben immer
noch übrig, als der Apotheker zu der Bereitung einer Arznei gebraucht,
welche besonders in Gichtanfällen angewandt wird.
8. Dev Weinstock.
Was die Rose unter den Blumen ist, das ist die Weintraube
unter den Früchten. Lieblich ist schon der Geruch der zarten Blüthe
des Weinstockes; aber noch herrlicher ist der Geschmack der gereiften
Beere. Der Weinstock gehört unter die klimmenden und mit Ranken
zum Festhalten versehenen Sträucher, und ist ohne Zweifel, wie wir
aus der Bibel wissen, im milderen Asten ursprünglich einheimisch.
Nach Deutschland kam er wahrscheinlich durch die Römer. Man
lernte schon sehr frühzeitig die Kunst, aus dem Safte seiner Beeren
durch Gährung ein erquickendes und stärkendes, aber zugleich auch
berauschendes Getränke zu bereiten. Die Weinbeere besteht nämlich
aus zarten Schläuchen, deren einige einen wässerigen Sauerstoss
(Säure), andere Zuckerstoff enthalten ; nebstdem ist auch Schleim
damit vermischt. Die Gährung der vorher zerquetschten Beeren,
wodurch die Schläuche zersprengt werden, besteht in der Wirkung
des Sauerstoffs auf den Zuckerstoff, wodurch Luftsäure (Kohlen-
säure) entbunden und Weingeist erzeugt wird. Dadurch geschieht
die Verwandlung des Mostes in Wein. Hat in schlechten Zähren
der zuckerhaltige Theil der Traube stch nicht gehörig ausbilden
können, so gibt es einen schlechten Wein, der aber um Vieles besser
wird, wenn man dem gährenden Most Zucker zusetzt.
Durch die Kultur, die Verschiedenheit des Bodens und des
Klima's sind nach und nach eine große Menge von Abarten und
Spielarten der Weintrauben entstanden, so daß man bereits gegen
107
1400 Sorten zählt, und eben deswegen gibt es auch eine so große
Menge von Weinarten, die sich durch Güte und Geschmack, wie
auch durch Farbe und andere Eigenschaften sehr von einander unter-
scheiden. Unter den deutschen Weinen wird der Rheinwein für den
besten gehalten. Die besten Traubensorten zum Essen sind: der
Muskateller, wovon es eine weiße und eine rothe Spielart gibt,
der Gutedel, ebenfalls weiß oder roth, und die Zibentraube, mit
ovalen gelblichen Beeren, wovon in den wärmeren Ländern die
großen Rosinen oder Zibeben kommen. Die besten Weine geben:
der Riesling, welcher weiße (grüne) Beeren hat, und besonders
häufig am Rhein gebaut wird, wovon die Rheinweine so vorzüglich
sind; der Klüvn-er, welcher kleine, dunkelblaue oder graue Beeren
hat; der Sylvaner (Salviner) oder Oestreicher mit einer weißen
oder einer blauen Spielart; der Traminer, roth; der Strohwein
oder Sekt entsteht aus den Trauben, die man im Herbste noch auf
dem Stroh trocknet, wodurch sie einen großen Theil des Wässerigen
verlieren und also an Süße zunehmen.
Wohl ist der Wein ein herrliches, den Müden und Kranken
erquickendes, den Niedergeschlagenen erfreuendes Getränke, das
der, der es haben kann, täglich genießen mag, aber immer so, daß
wirklich nur das Herz erfreut wird und nicht der Bauch dabei in
seine tolle Luftigkeit geräth, wobei er mit dem Verstände und dem
Herzen durchgeht, und beide zu Sachen hinreißt, die nicht gut und
nicht recht sind.
9. Der Haifeebaimi.
Seine Bhitler sehen fast wie Pommeranzenblät-
ter aus; nur sind sie viel länger; die Blüthen sind
weiss; die Frucht ist eine kleine Hirsche, welche
anfangs grün, später roth, zuletzt bei völliger Heise
schwarz ist. Sie enthält unter dem dünnen, widrig-
süsslichen, ungeniessbaren Fleische zwei harte Sa-
menkerne, die bekannten Kaffeebohnen, welche mit
den flachen Seiten an einander liegen. Der Kaffeebaum
blüht jährlich zweimal und man findet fast immer
Blüthen, unreife und reife Früchte an demselben.
Ursprünglich wächst dieser Baum in Arabien,
wo er in vielen Gegenden eben so häufig angepflanzt
ist, als bei uns der Zwetschenbaum. Und gewiss
ist die dortige die edelste und beste Kaffeesorte in
der ganzen luteit. Ufenn man aber meint, dass
nun auch in jenen Gegenden immer und überall der
beste Kuffee getrunken werde, so irrt man sich sehr.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
Die Bürger.
201
Die Bürger.
Für die Städte hatten die Kreuzzüge unendlich wichtige Folgen; sie
brachten das Morgenland und Abendland nicht etwa bloß in feindselige
Berührung, sondern auch zugleich in den lebendigsten Handelsverkehr,
der jedesmal wieder angeknüpft wurde, sobald Waffenstillstand eintrat;
ohnehin waren die verschiedenen mohammedanischen Reiche im Morgen-
lande selten gleichzeitig mit den Christen im Kriege. Die italienischen
Seestädte hatten davon den größten Gewinn, namentlich Venedig, Ge-
nua und Pisa, denn diese kauften unmittelbar in der Levante ein und
versorgten ganz Europa mit den Erzeugnissen des Morgenlandes. Das
waren einmal die verschiedenen Gewürze, unter welchen Pfeffer und
Safran die Hauptrolle spielten, sodann Arzneien, Zucker, Gold, Silber,
Perlen und Edelsteine. Das Morgenland lieferte aber auch Kunstpro-
dukte und zwar die gleichen, durch welche sich Asien noch jetzt auszeich-
net: Waffen, als Schwerter, Dolche und Panzer; Geschmeide und
Schmuck jeder Art, Teppiche, Baumwollentücher mit trefflicher Färbung,
Seide, feines, schönfarbiges Leder, wie Saffian und Korduan u. s. w.
Die Europäer gaben dagegen kostbare Pelzwerke, Glas, in dessen Ver-
fertigung sich Venedig auszeichnete, verschiedene Metallarbeiten und vor
allem Leinwand. Mit den Italienern verkehrten zunächst die süddeutschen
Städte Augsburg, Ulm, Lindau, Konstanz, Regensburg, Wien u. s. w.
und versorgten die norddeutschen, welche in England, Polen, Rußland
und den skandinavischen Reichen den Absatz ihrer Maaren bewerkstellig-
ten. Da dieser Handel ausschließlich in den Händen der Städte war
und sie von keiner Seite her eine Konkurrenz hatten, so mußte er sehr ein-
träglich sein. Zu diesem Zwecke bildeten die Kaufleute, die Großhändler,
geschlossene Verbindungen, welche im allgemeinen Hansen genannt wur-
den; dieser Name verblieb dem Bunde der norddeutschen Handelsstädte.
Aller Gewerbfleiß hatte sich in die Städte eingebürgert, welche in ihrer
Umgebung, auf dem Lande, den sichersten Markt fanden, während die
Kaufleute das Geschäft des Verkaufs in die Ferne besorgten; so kamen
z. B. aus England Wolle und Felle in norddeutsche Hansestädte und
kehrten als Tuch und Leder wieder dorthin zurück. Auch die Handwerker
thaten sich zusammen in Genossenschaften, in Zünfte, Innungen und Gil-
den, und ordneten und regelten sie durch Gesetze, die streng beobachtet
werden mußten. Je mehr die Handwerker an Zahl und Wohlstand
Zunahmen, um so weniger duldeten sie in die Länge die Herrschaft der
Aristokratie, welche von den ritterbürtigen Bürgern ausgeübt wurde,
und später finden wir fast überall die Handwerker im Aufstande gegen
die aristokratischen Magistrate, in Italien noch früher als in Deutsch-
land. Doch gelang es in Venedig, daß sich eine Oligarchie von 300
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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TM Hauptwörter (200): [T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Saffian
Extrahierte Ortsnamen: Venedig Europa Ulm Konstanz Regensburg Wien England Polen England Italien Venedig