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1. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 497

1855 - Mainz : Kirchheim
Anhang. Gcschichte und Gcogrnphic des Grosthnzomums Hesstn. 1. Das Gebiet des Großherzogthums Hessen wurde in uralter Zeit von verschiedenen deutschen Volksstämmen bewohnt. In Rhein- hessen wohnten Gallier und Vangionen, in Starkenburg Aleman- nen, in Oberhessen Chatten. Kurz vor Christi Geburt lernten die Römer, im Kampfe mit den Galliern begriffen, die Chatten oder Hessen kennen und schilderten sie als einen mächtigen, tapferen Volksstamm. Zweihundert Jahre nach Christi Geburt schloffen sich die Chatten dem mächtigen Frankenbund an, und ihr Land bildete lange Zeit einen Theil des Frankenreichs. Im achten Jahrhundert wur- den sie durch den heil. Bonifacius, den Apostel der Deutschen, zum Christenthum bekehrt. Bis in's zwölfte Jahrhundert gehorchten sie vielen Grafen und Rittern. 2. Vom Jahre 1130—1247 stand der größte Theil von Hessen unter der Botmäßigkeit der Landgrafen von Thüringen. In diese Zeit fällt das Leben der heil. Elisabeth, Landgräfin von Thüringen und Hessen. Rach dem Tode ihres Gemahls entsagte sie der Welt und brachte ihr Leben in Gebet, Bußübungen und in Werken der Barmherzigkeit zu. Sie starb zu Marburg, 1231. 3. Als 1247 der Mannsstamm der Thüringischen Landgrafen ausgestorben war, kam Hessen an Heinrich 1. von Brabant, genannt das Kind. Er war der Sohn eines Herzogs von Brabant und Sophiens, einer Tochter der heil. Elisabeth. Heinrich ist der erste Landgraf von Hessen und der Stammvater der hessischen Für- sten. — Der Landgraf Heinrich Iii. heirathete die Erbgräfin Anna von Katzenellenbogen und vermehrte durch die Erwerbung dieser mächtigen Grafschaft, wozu auch Darmstadt gehörre, die Macht der hessischen Landgrafen. 4. Philipp der Großmüthige, welcher 1567 starb, theilte die Landgrafschaft unter seine vier Söhne, von denen Wilhelm Iv. der Stifter von Hessen-Kassel, Georg !. aber Stammherr der Heffen-Darmstädtischen Landgrafen ist. Die beiden andern Brüder starben ohne Nachkommen und ihre Besitzungen kamen an Hessen- Kassel und Hessen-Darmstadt. 5. Die Landgrafen von Hessen-Darmstadt zeichneten sich durch Sparsamkeit im Staatshaushalt, durch Aufführung nützlicher Bau- ten , durch Gelehrsamkeit und Treue gegen das kaiserliche Haus Oesterreich aus. Georg I. verwandelte eine große Strecke öden Hepp. Vollständiges Lehr- und Lesebuch. 32

2. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 48

1855 - Mainz : Kirchheim
48 Mit Milch sängst du dein Leben an, Mit Wein kannst du es wohl beschließen; Doch fängst du mit dem Ende an, So wird das Ende dich verdrießen. Die Luft, Mensch, ist dein Element, Du lebest nicht von ihr getrennt; Drum täglich in das Freie geh’, Und besser noch auf Berges Höh’! Das zweite ist das Wasserreich, Es reinigt dich und stärkt zugleich; Drum wasche täglich deinen Leib Und bade oft zum Zeitvertreib! Dein Tisch sei stets einfacher Art, Sei Kraft mit Wohlgeschmack gepaart; Mischst du zusammen vielerlei, So wird’s für dich ein Hexenbrei. iss massig stets und ohne Hast, Dass du nie fühlst des Magens Last; Geniess es auch mit frohem Muth, So g'bt’s dir ein gesundes Blut. Fleisch nähret, stärket und macht warm, Die Pflanzenkost erschlafft den Darm; Sie kühlet und eröffnet gut Und macht dabei ein leichtes Blut. Das Obst ist wahre Gottesgab’, Es labt, erfrischt und kühlet ab; Doch über Allem steht das Brod, Zu jeder Nahrung thut es Noth. Das Fett verschleimt, verdaut sich schwer Salz macht scharf Blut und reizet sehr; Gewürze ganz dem Feuer gleicht, Es wärmet, aber zündet leicht. Willst du gedeihlich Fisch gemessen, Musst du ihn stets mit Wein begiessen. Den Käs iss nie zum Uebermaß; Mit Brod zu Nachtisch taucht er was.

3. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 108

1855 - Mainz : Kirchheim
108 Gerade dort, wo sie den edelsten Kaffee haben und in der grössten Menge selber anbauen, trinken die meisten Leute den schlechtesten Kaffee in der gan- zen Lkelt, ein gar dünnes Getränk, das nicht von Kaffeebohnen, sondern von den Schalen, in denen die Bohnen stecken, bereitet wird. So gemessen die, welche jene Naturgabe am leichtesten haben könn- ten, sie am wenigsten', vielleicht aus demselben Grunde, aus welchem unsere armen Bergleute, die das schönste Silber herausgraben, oft kaum Kupfer- geld im Hause haben', vielleicht aber auch deswe- gen, weil die, die den Kaffee so nahe haben, ihn am wenigsten achten. Wohl wäre es zu wünschen, dass er auch in unserm Vaterlande weniger geachtet und geliebt würde -, denn er ist nicht so gesund und gibt nicht so viele Kräfte, als die Suppen, die unsere Vorfahren statt seiner genossen. 10. Die Obstbaumzucht. Der Nutzen, den die Obstbaumzucht dem Landwirthe gewährt, ist bedeutend. Er erhält am Obste für seine Haushaltung eine ge- sunde und angenehme Speise. Er kann es frisch oder getrocknet verkaufen, und daraus in manchen Jahren mehr als aus dem Ge- treide lösen. Welchen Ersatz hat schon oft das wohlgerathene Obst beim Mißwachse der Feldfrüchte geliefert! Sollte also diesen Segen des Himmels, welcher sich durch gehörige Behandlung und Pflege der Bäume leicht erwerben läßt, der auf sein eigenes Wohl bedachte Landmann verschmähen? Gewiß nicht, er darf es nur ernstlich wollen, Hand an das Werk legen, und es wird gelingen. Die Samenschule. Zur Aussaat eignen sich die Kerne der feinen Obstarten nicht; die daraus gezogenen Pflanzen treiben zwar schnell, setzen àr nur schwammiges Holz an, welches von strenger Kälte leicht angegriffen wird und das Kränkeln und Absterben des Baumes zur Folge hat. Daher sammle man Kerne von wilden Aepfeln, Birnen und Kirschen; denn nur aus solchen erwächst ein dauerhafter gesunder Stamm, der, nachdem er veredelt worden, reichliche Früchte trägt. Doch auch hier verfährt man mit Umsicht, und nimmt lieber die Kerne des süßen, als des sauren Holzapfels, desgleichen die der bessern Holzbirnen. Aus den Zwetschen, gelben Pflaumen und Vogelkirschen ent- stehen ebenfalls kräftige Wildlinge. — Zur Aufnahme des Samens richtet man einige Beete in gutem ungedüngtem Boden an einer freien Stelle des Gartens zu, zieht einen Zoll tiefe und einen Fuß abstehende

4. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 385

1855 - Mainz : Kirchheim
385 Legionen zum römischen Kaiser ausgerufen. Doch mußte er noch lange blutige Kriege mit seinen fünf Mitregenten führen, bis er im Jahre 324 Alleinherrscher des großen Reiches wurde. Seine christ- liche, fromme Mutter Helena und sein dem Christenthum nicht ab- geneigter Vater Konstantius bewirkten auch in Konstantins Herzen eine Hinneigung zum Christenthum. Obschon noch Heide, gestattete er doch bei seinem Regierungsantritte den Christen freie Ausübung ihrer Religion. Sein völliger Uebertritt zum Christenthum wurde herbeigeführt durch eine außerordentliche Erscheinung am Himmel, als Konstantin wider seinen Gegenkaiser zu Felde zog. An einem Nachmittage sahen er und seine Soldaten am Himmel das Zeichen des Kreuzes mit der Umschrift: „Durch dieses wirst du siegen!" Dasselbe Kreuzzeichen und Christus erschienen in der darauf folgen- den Nacht dem Kaiser im Traume. Nun ließ Konstantin eine Fahne mit dem Kreuzzeichen verfertigen und dieselbe in den Schlachten vorantragen. Er wurde jetzt Christ, ließ sich im Christenthume unterrichten, aber erst kurz vor seinem Tode taufen, weil er fürch- tete, die Gnade zu verlieren, welche Gott in der Taufe mittheilt. 313 erließ Konstantin ein Gesetz, wonach ein jeder Unterthan seine Religion frei und ungehindert ausüben durfte. Viele andere Ge- setze ergingen, die das Christenthum zu heben und zu verbreiten suchten. Dahin gehören die Gesetze über eine würdige Sonntags- feier, das Verbot der Kreuzigung — aus Ehrfurcht gegen den Er- löser — und die Abschaffung der blutigen Fechterspiele. Die Geist- lichen wurden von den Steuern befreit, mit Geld unterstützt, ihnen die Freiheitserklärung der Sklaven und richterliche Gewalt bei Strei- tigkeiten übertragen; überall entstanden Kirchen, wie die prächtige Kirche des heiligen Grabes zu Jerusalem, die Apostelkirche zu Kon- stantinopel; auch gestattete er, Vermächtnisse und Schenkungen an Kirchen zu machen. Anders sah es im Morgenlande aus, wo der heidnische Kaiser Licinius herrschte. Seine Feindschaft gegen Konstantin verwandelte sich bald in eine heftige Abneigung gegen die Christen. Die Waffen sollten nun entscheiden, ob das Heidenthum oder das Christenthum untergehen sollte. Konstantin zog gegen Licinius zu Felde und besiegte ihn. Nun ließ er die zerstörten Kirchen im Morgenlande wieder aufbauen und begünstigte die Christen auf alle Weise. Mit seiner Alleinherrschaft im Morgen- und Abendlande hören die blutigen Verfolgungen der Christen auf. Im Jahre 325 erschien er selbst auf der ersten allgemeinen Kirchenver- sammlung zu Nicäa, welche er zusammenberufen hatte, um kirchliche Unruhen zu unterdrücken. Von dem immer n.och heidnisch gesinnten Rom verlegte er seine Residenz nach Byzanz, welches nach ihm Konstant in opel genannt wurde. Durch die Entfernung des kaiserlichen Hofes konnten nun die Bischöfe zu Rom freier und selbstständiger handeln. Konstantin starb gleich nach Empfang der Hepp. Vollständiger Lehr- und Lesebuch. £5

5. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 73

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Griechen. Das Land. 73 Innern. Nach dem Gesetze sollten die persischen Herrscher Muster der Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit und Mäßigkeit sein, und darum wurden die Söhne der Edlen am Hofe erzogen, damit sie jene Tugenden lernen möchten. Die persischen Könige zerstörten die Städte nicht leicht, mei- stens nur bei wiederholter Empörung, und verheerten die angebauten Ländereien nicht; sie selbst und Prinzen von Geblüte legten Wasser- leitungen an und pflanzten mit eigener Hand Obstbäume. Daher blühte Asien unter ihnen durch Handel und Ackerbau und gewährte jedenfalls einen ganz andern Anblick als gegenwärtig unter türkischer Herrschaft. Dariuö galt als ein ächter Ormuzddiener, obwohl die despotische Gewalt, die er über alles Leben und Eigenthum besaß, auch ihn zu Handlungen der Grausamkeit verleitete, wenngleich nicht in dem Maße wie die meisten seiner Nachfolger. Er selbst erlebte noch den Anfang eines unglück- lichen Krieges, welchen er seinen Nachfolgern vererbte; es ist dies der griechisch-persische Krieg, in welchem die Bürger freier Gemeinwesen gegen die Pascha und Sklaven des morgenländischen Despoten siegen und so Europa vor jenem Despotismus bewahren, welcher auf Asien noch in unfern Tagen lastet. Drittes Kapitel. Die Griechen. Das Land. Die Völker nördlich vom Jster hatte Darius nicht bezwingen können, weil selbst die persische Reiterei mit ihren feurigen Nossen den zurück- weichenden Feind nicht einzuholen oder aufzufinden vermochte; die un- geheure Fläche an dem untern Jster, am Borysthenes, Tanais und dem Rha, die größte Ausdehnung unseres Erdtheiles, wo ein kaum bemerkbarer Erdrücken die Wasserscheide der bedeutendsten Ströme bildet, hat bis auf den heutigen Tag noch jedes fremde Heer verschlungen, welches sich tiefer hineinwagte. Dieselbe war aber von den Skythen in des Darius Zeit bis zu den Mongolen unter Batu Chan (gest. 1256 n. Ehr.) der Tum- melplatz wandernder Horden und Völker, welche sich aus Mittelasien nach Europa drängten und trieben; dann wurde sie der Schauplatz für die Reiter- schlachten der Russen, Polen, Türken und Tataren; erst durch das Reich Peters des Großen sind die Völker dieser größten europäischen Landes- masse zu einem festen Ganzen vereinigt und zu einer andern Weltrolle be- rufen worden. An diese einförmige Landesmasse schließt sich südlich vom Jster die gebirgige Halbinsel des Hämus an, deren Geschichte von jener

6. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 273

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Tiberius und Kajus Gracchus. 273 besiegen, indem sie dieselben cm Entsagung, Gehorsam, Ausdauer und Aufopferung übertrafen, diese Kriege waren demnach eine wahre Schule römischer Tugenden. Die Siege wurden theuer erkauft, die Kriegsbeute war selten beträchtlich, weil das Land in dem hartnäckigen Kampfe viel- mal verwüstet wurde, die meisten Städte aber, wenn sie alle Wider- standsmittel erschöpft hatten, durch Vertrag übergingen und nicht ausge- raubt werden durften. Der Friede selbst ließ den Unterworfenen noch manche Ehre; die meisten erhielten italisches, latinisches oder Muni- cipal-Recht, bekamen keine gebietenden Statthalter, und dienten im Felde in eigenen Legionen. Anders gestaltete sich dies in den großen aus- wärtigen Kriegen. Die Römer bekamen es in Großgriechenland, noch mehr im eigentlichen Griechenland und Asien, zum Theil auch in Afrika mit ausgearteten, luxuriösen Völkern zu thun, die sie leicht niederwarfen, bei denen sie nun aber vieles lernten, wovon sie früher gar nichts wußten. So war der Wein ein Genuß, der dem Plebejer nicht oft zu theil wurde (erschlug doch ein Senator sein Weib, weil es in seiner Abwesenheit hinter den Wein gerathen war), in Griechenland und Asien aber gab es für die Soldaten eine Uebersülle der köstlichsten Weine, und sie lernten dieselben trinken und schätzen. Die plebejische Speise war ein Mehlbrei (pul8, daher die italienische Polenta) und der Besieger der Samniter und des Pyrrhus, Kurius Dentatus, wurde von einer Ge- sandtschaft getroffen, als er mit eigener Hand Rüben für seine Küche reinigte; im Auslande aber erfuhren die Römer die Wunder der Kochkunst und ein sicilisches, griechisches oder gar asiatisches Mahl schmeckte anders als der nationale Mehlbrei! Die Völker Italiens lebten keusch, bei den Griechen und Asiaten war Ausschweifung jeder Art im Schwünge und entehrte nicht. Der Römer badete viel, wie alle kräftigen Völker des Alterthums zu thun gewohnt waren, wollüstige Bäder mit ihren raffi- nierten Reizen sah und benutzte er zuerst im Morgenlande. Und mußte nicht auch die römische Religiosität einen Stoß erleiden, als sie in ihrer Einfalt mit dem frivolen, geistreichen Unglauben der hochgebildeten Grie- chen zusammentraf? Sonst baute der Plebejer sein kleines Gut mit eigener Hand, der Patricier aber belehnte seinen Klienten; die Sklaven waren nicht zahlreich, nun aber waren deren eine Menge durch den griechischen und asiatischen Feldzug in die Hände der Römer gekommen, und zum Theil waren dies Köche, Schreiber, Toilettenkünstler, in der Bereitung der verschiedensten Genüsie ausgelernte Wichte, deren Künste von den vornehmen Römern nicht brach gelaffen werden konnten. Wie einfach war sonst die römische Wohnung! An der vorderen Seite des Hauses befand sich eine Art Vorhaus (vestibulum) ; aus diesem trat man in den Hauptraum, einen Sal (atrium, penetralia), den Versammlungs- ort der Familie, dessen Mittelpunkt der heilige Herd einnahm, wo die Dumüller, Gesch. d. Alterth. 18

7. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 371

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Konstantin der Große Alleinherrscher. 371 den Sieg und in dem Tiber das Leben. Während Konstantin die Franken besiegte und ihre gefangenen Anführer in Trier den wilden Thieren vorwarf, fand Marimin gegen Licinius seinen Untergang. Nun herrschte Konstantin über den Westen, Licinius über den Osten; aber schon 314 kam es zum ersten Kriege, in welchem Licinius viele Pro- vinzen verlor, und sieben Jahre später zum zweiten Kriege; in diesem siegte Konstantin bei Adrianopel und Chalkedon; Licinius gerieth in Gefangenschaft und wurde hingerichtet. Achtes Kapitel. Konstantin der Große Alleinherrscher. Unter Konstantin erlitt das römische Reich eine neue und voll- ständige Umgestaltung. Unter seine wichtigsten Handlungen, noch ehe er Alleinherrscher war, gehört das Edikt vom Jahre 311, wodurch allgemeine Religionsfreiheit dekretiert wurde, und das 313 zu Mailand erlassene Edikt, wodurch jenes ergänzt und vollendet wurde. Dem Edikt von Mailand gemäß durfte jeder den christlichen Glauben (dem heidnischen wurde dasselbe zugestan- den) frei bekennen und offen zu demselben übertreten; jeder Christ war zu allen Ehrenstellen befähigt; die Christen durften Kirchen erbauen, der Kirche in ihren Vermächtnissen gedenken, die eingezogenen Kirchen- güter aber wurden zurückgegeben. So hatte also das Christenthum die Freiheit seines Glaubens errungen, nicht durch Empörung, sondern durch sein unaufhaltsames, durch alle Verfolgungen nur befördertes und von Gott offenbar in besondern Schutz genommenes Wachsthum. Ein Wü- therich, wie Galerius, konnte gegen Millionen seiner Unterthanen mit Feuer und Schwert wüthen und Millionen für ehrlos erklären; was sollte aber aus dem Reiche werden, wenn solch Verfahren fortgesetzt wurde? Konstantin erfüllte daher nur einen Akt der gewöhnlichen Staats- klugheit, indem er den Christen endlich das römische Bürgerrecht gab. Nun beginnt auch das ungestörte öffentliche Leben der Kirche; 325 n. Ehr. wurde in Nckäa die erste allgemeine Kirchenversammlung gehalten, bei welcher aus allen Gegenden der Erde 318 Bischöfe erschienen. Von dieser Versammlung wurde die Irrlehre des Arius verworfen, welcher die Gottheit Christi herabgewürdigt hatte. Die Kirche organisierte sich nun auch hinsichtlich ihrer Verfassung und gestaltete auf der unverän- derlichen Grundlage der Lehre ihre äußere Form. 24*

8. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 11

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das longobardische Reich in Italien. 11 des merkte und sie mit gezücktem Schwerte zwang den Nest des Tranks zu leeren; so schickten sich beide in die Ewigkeit. Nach Alboin wählten die Longobarden den Kleph zum Könige, welcher schon nach 18 Monaten von einem Sklaven ermordet wurde. Hierauf blieben sie 10 Jahre ohne König, während ihre 35 Herzoge (von Turin, Trient und Friaul bis Benevent) auf eigene Faust ihr Gebiet auf Kosten der Byzantiner vergrößerten unv über Italien aber- mals alle Gräuel der Verwüstung brachten. Die Longobarden nannten sich arianische Christen, waren aber ganze oder halbe Heiden und an Wildheit fast den Vandalen gleich. Sie nahmen von Grund und Boden so viel sie für zureichend hielten und verlangten dazu noch ein Drittheil der Feldfrüchte, welche die Römer bauten; es war für diese ein Glück, daß die Sachsen wieder heimzogen, als die Longobarden sie nicht nach sächsischem Rechte, sondern nach longobardischem leben lassen wollten. Als sich die Longobarden in Folge der unter ihnen herrschenden Anarchie von den Franken und den Griechen (Oströmern, Byzantinern) bedroht sahen, erinnerten sie sich des Schicksales der Oftgothen und wählten Klephs Sohn Authari zum Könige, der von 584—590 herrschte. Dieser stellte Ruhe und Ordnung wieder her und drang siegreich bis an die Meerenge von Messina vor. Er vermählte sich mit der bayerischen Herzogstochter Theodolinde, einer hochsinnigen Frau, die auf Authari, sowie auf dessen Nachfolger Agñulf, ihren zweiten Gemahl, und Adel- wald, ihren und Autharis Sohn, großen und wohlthätigen Einfluß aus- übte. Durch sie gewann der katholische Glaube wenn auch nicht den vollständigen Sieg über den Arianismus, doch Eingang bei dem longo- bardischen Volke, so daß dasselbe allmälig zur Kirche zurückkehrte, ob- wohl noch mehr als ein arianischer König herrschte. Ein solcher war auch Rothari (in der Heldensage König Rother (636—652), welcher zuerst die Gesetze der Longobarden sammelte und aufschreiben ließ; dieses Gesetzbuch ist unter den alten germanischen das vollständigste und mildeste, ein Beweis, daß sich die Sitten der Longo- barden sehr gebessert hatten. Dazu trug ihre Bekehrung zum katho- lischen Glauben unstreitig sehr viel bei, indem sie dadurch in eine innigere Beziehung mit der römischen Bevölkerung traten und von der Kultur derselben immer mehr annahmen. Die römische Bevölkerung war aber in Italien trotz aller Verwüstungen die weit überwiegende, wie schon die vielen und großen Städte beweisen, welche den Fall des römischen Reiches überdauerten. In ihnen erhielt sich die römische Gemeindever- fassung, viele derselben waren Bischofssitze und dadurch Herde des kirchlichen Lebens und der römisch-christlichen Bildung; sie waren die Marktorte und Handelsplätze, in denen die alte gewerbliche Kunstfertig- keit nie erlosch und in ruhigen Zeiten stets neu auflebte. Diese Städte

9. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 338

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
338 Das Reich der Cäsaren. zweifelnd rief dieser mehrmals: Quintilius Varus, gib mir meine Legionen wieder! Er machte seinen Göttern große Gelübde und hob selbst in Rom Mannschaft aus, mit der er das Rheinheer verstärkte, dessen Ober- befehl er dem Tiberius übergab, damit derselbe Gallien vertheidige. Die Deutschen aber zerstörten die römischen Lager und Kastelle ln ihrem Lande und gingen nicht über den Rhein. Tiberius hingegen überschritt den Strom, gewann auch wirklich einige Vortheile, führte die Legionen aber doch wieder in ihre Standquartiere am linken Rheinufer und be- gnügte sich die deutsche Zwietracht zu unterhalten. Erft als Tiberius Kaiser war, zog der Sohn des Drusus, der von seinem Vater den Ehrennamen Germanikus ererbt hatte, mehrmals mit gewaltigen Heeren über den Rhein, richtete jedoch im ganzen gegen den Armin nichts aus (14—16 n. Ehr.). Von da an beschränkten sich die Römer auf die Vertheidigung des Rheines und freuten sich, wenn die Deutschen ein- ander ernstlich befehdeten. Armin stand noch manches Jahr an der Spitze der Cherusker und ihrer Bundesgenossen und besiegte als Bundes- feldherr den gewaltigen Marbod in einer großen Schlacht. Dieser wurde von einem Gothen Chatualda gestürzt und flüchtete zu den Römern, welche er vergebens um Hilfe angegangen hatte; er starb nach achtzehn Jahren in Ravenna. Auch von Armin wurden die Römer durch die Deutschen befreit; er war ihren Fürsten und Adeligen zu groß geworden und einer der- selben, Adgandester, bat den Tiberius um Gift, damit er den Römer- feind aus dem Wege räumen könnte; doch Tiberius antwortete: „die Römer rächen sich nicht durch Meuchelmord, sondern durch offenen Krieg." In seinem siebenunddreißigsten Jahre wurde Armin von seinen eigenen Verwandten ermordet, „weil er nach der Herrschaft strebe"; so verstand man schon damals die „deutsche Freiheit". In den Heldenliedern des Volkes lebte er fort und auch in dem Gedächtnisse der Römer. Römische Kunde von den Germanen. Die Römer beobachteten die Bewegungen in Deutschland unver- rückten Blickes; Armin hatte ihnen solche Achtung eingeflößt, daß sie das germanische Volk als ebenbürtigen Gegner erkannten, und sie fanden manches bei demselben, was sie gerne dem römischen Wesen eingeimpft hätten, wenn es nur angegangen wäre. Von ihnen (vor allem von dem großen Geschichtschreiber Tacitus) rührt auch beinahe alles her, was wir von unserer Vorzeit wissen. Die Germanen theilten sich selbst in drei große Stämme: 1) die rheinländischen Jstävonen, 2) die Jngävonen, vom Ausflusse des Rheins in den Nordseeländern hausend, und 3j die Hermionen, welche aus dem

10. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 339

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Römische Kunde von den Germanen. 339 skandinavischen Norden einwanderten; zu ihnen gehören die suevischen und gothischen Völker, welche bald eine sehr wichtige Rolle zu spielen berufen wurden. Die Germanen verehrten den Thuisko und dessen eingebornen Sohn „Mann" als Stammväter der Nation. Sie hatten verschiedene Götter und Göttinen; die Verschiedenheit ihrer Religion scheint in der Verschiedenheit ihrer Stämme und deren Wanderungen gewurzelt zu haben. Den meisten gemein war jedoch die Verehrung des Wodan (ihr Zeus; im angelsächsischen Wedensday und im Wodansheer, wildes Heer, des Volksglaubens hat sich eine Spur erhalten), des Thor (Donnergott, der Fruchtbarkeit gibt) und des Kriegsgottes Thyr, Ziu oder Erk (daher Zinstag oder Erktag). Einige Stämme bauten Tempel, andere verehrten ihre Götter in heiligen Wäldern; sie opferten auch Menschen, besonders Kriegsgefangene. Den Willen der Götter erkann- ten sie aus verschiedenen Anzeichen, hierin waren sie den alten Völkern überhaupt gleich. Die Seele hielten sie für unsterblich; die Tupfern gelangten nach ihrem Glauben zu den Göttern Ln Walhalla (Wohnung der Starken), wo sie schmausten und sich an Kampfspielen ergötzten; Kampf und Schmaus galten auch als das höchste Glück in diesem Leben. Die Römer erschöpfen sich in der Beschreibung des gewaltigen Glieder- baues ihrer Gegner; sie gestanden ihnen eine eigenthümliche nordische Schönheit zu, behaupteten aber sie seien keiner großen Ausdauer fähig und erlägen der Sonnenhitze Italiens sehr leicht. Der germanische kühne, fast wilde Muth war den römischen Heeren schon furchtbar, als die Germanen noch sehr schlecht bewaffnet waren und von der römischen Kriegskunst noch nichts erlernt hatten. Ihrer Reiterei war die römische nie gewachsen, den Keil des Fußvolkes zersprengten die Legionen nur durch ihre Manövrierkunft, und was die Römer nie gestehen, manchmal durch ihre Ueberlegenheit an Mannschaft. Als Nationallaster tadeln die Römer die Trunksucht der Germanen und den Hang zum Würfelspiele, dagegen rühmen sie ihre Keuschheit und ihre Treue im Worthalten. Bei allen germanischen Stämmen waren fürstliche Geschlechter, aus denen sie ihre Könige wählten, ein erblicher Adel, freie Leute und Leib- eigene. Die Freiheit war eins mit dem Waffenrechte; wenn der Jüng- ling wehrbar gemacht wurde, trat er auch in den Genuß aller Rechte eines Freien ein und wurde zählendes Mitglied seiner Sippe, die aus den verwandten Familien bestand, gemeinsame Opfermahle hatte, im Kriege neben einander focht und Ehre, Leben, Eigenthum jedes einzelnen Mitgliedes gegen jedermann beschützte. Die Sippe übte die Blutrache gegen jeden, der einen aus ihr er- schlug oder beleidigte; jedoch stand es bei dem Gerichte, ob der Friedens- bruch durch Blut oder durch Gut gesühnt werden sollte. An dem Ge- richte hatte aber jeder freie Mann Antheil; wer sich dem Spruche nicht 22*
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