Anhang.
Gcschichte und Gcogrnphic des Grosthnzomums Hesstn.
1. Das Gebiet des Großherzogthums Hessen wurde in uralter
Zeit von verschiedenen deutschen Volksstämmen bewohnt. In Rhein-
hessen wohnten Gallier und Vangionen, in Starkenburg Aleman-
nen, in Oberhessen Chatten. Kurz vor Christi Geburt lernten die
Römer, im Kampfe mit den Galliern begriffen, die Chatten oder
Hessen kennen und schilderten sie als einen mächtigen, tapferen
Volksstamm. Zweihundert Jahre nach Christi Geburt schloffen sich die
Chatten dem mächtigen Frankenbund an, und ihr Land bildete lange
Zeit einen Theil des Frankenreichs. Im achten Jahrhundert wur-
den sie durch den heil. Bonifacius, den Apostel der Deutschen, zum
Christenthum bekehrt. Bis in's zwölfte Jahrhundert gehorchten sie
vielen Grafen und Rittern.
2. Vom Jahre 1130—1247 stand der größte Theil von Hessen
unter der Botmäßigkeit der Landgrafen von Thüringen. In
diese Zeit fällt das Leben der heil. Elisabeth, Landgräfin von
Thüringen und Hessen. Rach dem Tode ihres Gemahls entsagte
sie der Welt und brachte ihr Leben in Gebet, Bußübungen und in
Werken der Barmherzigkeit zu. Sie starb zu Marburg, 1231.
3. Als 1247 der Mannsstamm der Thüringischen Landgrafen
ausgestorben war, kam Hessen an Heinrich 1. von Brabant,
genannt das Kind. Er war der Sohn eines Herzogs von Brabant
und Sophiens, einer Tochter der heil. Elisabeth. Heinrich ist der
erste Landgraf von Hessen und der Stammvater der hessischen Für-
sten. — Der Landgraf Heinrich Iii. heirathete die Erbgräfin
Anna von Katzenellenbogen und vermehrte durch die Erwerbung
dieser mächtigen Grafschaft, wozu auch Darmstadt gehörre, die Macht
der hessischen Landgrafen.
4. Philipp der Großmüthige, welcher 1567 starb, theilte
die Landgrafschaft unter seine vier Söhne, von denen Wilhelm Iv.
der Stifter von Hessen-Kassel, Georg !. aber Stammherr der
Heffen-Darmstädtischen Landgrafen ist. Die beiden andern Brüder
starben ohne Nachkommen und ihre Besitzungen kamen an Hessen-
Kassel und Hessen-Darmstadt.
5. Die Landgrafen von Hessen-Darmstadt zeichneten sich durch
Sparsamkeit im Staatshaushalt, durch Aufführung nützlicher Bau-
ten , durch Gelehrsamkeit und Treue gegen das kaiserliche Haus
Oesterreich aus. Georg I. verwandelte eine große Strecke öden
Hepp. Vollständiges Lehr- und Lesebuch. 32
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz]]
Extrahierte Personennamen: Christi Bonifacius Apostel Elisabeth Heinrich_1._von_Brabant Heinrich Elisabeth Heinrich Heinrich Heinrich_Iii Heinrich Anna_von_Katzenellenbogen Philipp_der_Großmüthige Philipp Wilhelm Georg_!
48
Mit Milch sängst du dein Leben an,
Mit Wein kannst du es wohl beschließen;
Doch fängst du mit dem Ende an,
So wird das Ende dich verdrießen.
Die Luft, Mensch, ist dein Element,
Du lebest nicht von ihr getrennt;
Drum täglich in das Freie geh’,
Und besser noch auf Berges Höh’!
Das zweite ist das Wasserreich,
Es reinigt dich und stärkt zugleich;
Drum wasche täglich deinen Leib
Und bade oft zum Zeitvertreib!
Dein Tisch sei stets einfacher Art,
Sei Kraft mit Wohlgeschmack gepaart;
Mischst du zusammen vielerlei,
So wird’s für dich ein Hexenbrei.
iss massig stets und ohne Hast,
Dass du nie fühlst des Magens Last;
Geniess es auch mit frohem Muth,
So g'bt’s dir ein gesundes Blut.
Fleisch nähret, stärket und macht warm,
Die Pflanzenkost erschlafft den Darm;
Sie kühlet und eröffnet gut
Und macht dabei ein leichtes Blut.
Das Obst ist wahre Gottesgab’,
Es labt, erfrischt und kühlet ab;
Doch über Allem steht das Brod,
Zu jeder Nahrung thut es Noth.
Das Fett verschleimt, verdaut sich schwer
Salz macht scharf Blut und reizet sehr;
Gewürze ganz dem Feuer gleicht,
Es wärmet, aber zündet leicht.
Willst du gedeihlich Fisch gemessen,
Musst du ihn stets mit Wein begiessen.
Den Käs iss nie zum Uebermaß;
Mit Brod zu Nachtisch taucht er was.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
108
Gerade dort, wo sie den edelsten Kaffee haben und
in der grössten Menge selber anbauen, trinken die
meisten Leute den schlechtesten Kaffee in der gan-
zen Lkelt, ein gar dünnes Getränk, das nicht von
Kaffeebohnen, sondern von den Schalen, in denen
die Bohnen stecken, bereitet wird. So gemessen die,
welche jene Naturgabe am leichtesten haben könn-
ten, sie am wenigsten', vielleicht aus demselben
Grunde, aus welchem unsere armen Bergleute, die
das schönste Silber herausgraben, oft kaum Kupfer-
geld im Hause haben', vielleicht aber auch deswe-
gen, weil die, die den Kaffee so nahe haben, ihn
am wenigsten achten. Wohl wäre es zu wünschen,
dass er auch in unserm Vaterlande weniger geachtet
und geliebt würde -, denn er ist nicht so gesund und
gibt nicht so viele Kräfte, als die Suppen, die unsere
Vorfahren statt seiner genossen.
10. Die Obstbaumzucht.
Der Nutzen, den die Obstbaumzucht dem Landwirthe gewährt,
ist bedeutend. Er erhält am Obste für seine Haushaltung eine ge-
sunde und angenehme Speise. Er kann es frisch oder getrocknet
verkaufen, und daraus in manchen Jahren mehr als aus dem Ge-
treide lösen. Welchen Ersatz hat schon oft das wohlgerathene Obst
beim Mißwachse der Feldfrüchte geliefert! Sollte also diesen Segen
des Himmels, welcher sich durch gehörige Behandlung und Pflege
der Bäume leicht erwerben läßt, der auf sein eigenes Wohl bedachte
Landmann verschmähen? Gewiß nicht, er darf es nur ernstlich
wollen, Hand an das Werk legen, und es wird gelingen.
Die Samenschule. Zur Aussaat eignen sich die Kerne der
feinen Obstarten nicht; die daraus gezogenen Pflanzen treiben zwar
schnell, setzen àr nur schwammiges Holz an, welches von strenger
Kälte leicht angegriffen wird und das Kränkeln und Absterben des
Baumes zur Folge hat. Daher sammle man Kerne von wilden
Aepfeln, Birnen und Kirschen; denn nur aus solchen erwächst ein
dauerhafter gesunder Stamm, der, nachdem er veredelt worden,
reichliche Früchte trägt. Doch auch hier verfährt man mit Umsicht,
und nimmt lieber die Kerne des süßen, als des sauren Holzapfels,
desgleichen die der bessern Holzbirnen.
Aus den Zwetschen, gelben Pflaumen und Vogelkirschen ent-
stehen ebenfalls kräftige Wildlinge. — Zur Aufnahme des Samens
richtet man einige Beete in gutem ungedüngtem Boden an einer freien
Stelle des Gartens zu, zieht einen Zoll tiefe und einen Fuß abstehende
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
385
Legionen zum römischen Kaiser ausgerufen. Doch mußte er noch
lange blutige Kriege mit seinen fünf Mitregenten führen, bis er im
Jahre 324 Alleinherrscher des großen Reiches wurde. Seine christ-
liche, fromme Mutter Helena und sein dem Christenthum nicht ab-
geneigter Vater Konstantius bewirkten auch in Konstantins Herzen
eine Hinneigung zum Christenthum. Obschon noch Heide, gestattete
er doch bei seinem Regierungsantritte den Christen freie Ausübung
ihrer Religion. Sein völliger Uebertritt zum Christenthum wurde
herbeigeführt durch eine außerordentliche Erscheinung am Himmel,
als Konstantin wider seinen Gegenkaiser zu Felde zog. An einem
Nachmittage sahen er und seine Soldaten am Himmel das Zeichen
des Kreuzes mit der Umschrift: „Durch dieses wirst du siegen!"
Dasselbe Kreuzzeichen und Christus erschienen in der darauf folgen-
den Nacht dem Kaiser im Traume. Nun ließ Konstantin eine Fahne
mit dem Kreuzzeichen verfertigen und dieselbe in den Schlachten
vorantragen. Er wurde jetzt Christ, ließ sich im Christenthume
unterrichten, aber erst kurz vor seinem Tode taufen, weil er fürch-
tete, die Gnade zu verlieren, welche Gott in der Taufe mittheilt.
313 erließ Konstantin ein Gesetz, wonach ein jeder Unterthan seine
Religion frei und ungehindert ausüben durfte. Viele andere Ge-
setze ergingen, die das Christenthum zu heben und zu verbreiten
suchten. Dahin gehören die Gesetze über eine würdige Sonntags-
feier, das Verbot der Kreuzigung — aus Ehrfurcht gegen den Er-
löser — und die Abschaffung der blutigen Fechterspiele. Die Geist-
lichen wurden von den Steuern befreit, mit Geld unterstützt, ihnen
die Freiheitserklärung der Sklaven und richterliche Gewalt bei Strei-
tigkeiten übertragen; überall entstanden Kirchen, wie die prächtige
Kirche des heiligen Grabes zu Jerusalem, die Apostelkirche zu Kon-
stantinopel; auch gestattete er, Vermächtnisse und Schenkungen an
Kirchen zu machen.
Anders sah es im Morgenlande aus, wo der heidnische
Kaiser Licinius herrschte. Seine Feindschaft gegen Konstantin
verwandelte sich bald in eine heftige Abneigung gegen die Christen.
Die Waffen sollten nun entscheiden, ob das Heidenthum oder das
Christenthum untergehen sollte. Konstantin zog gegen Licinius zu
Felde und besiegte ihn. Nun ließ er die zerstörten Kirchen im
Morgenlande wieder aufbauen und begünstigte die Christen auf alle
Weise. Mit seiner Alleinherrschaft im Morgen- und Abendlande
hören die blutigen Verfolgungen der Christen auf. Im Jahre 325
erschien er selbst auf der ersten allgemeinen Kirchenver-
sammlung zu Nicäa, welche er zusammenberufen hatte, um
kirchliche Unruhen zu unterdrücken. Von dem immer n.och heidnisch
gesinnten Rom verlegte er seine Residenz nach Byzanz, welches
nach ihm Konstant in opel genannt wurde. Durch die Entfernung
des kaiserlichen Hofes konnten nun die Bischöfe zu Rom freier und
selbstständiger handeln. Konstantin starb gleich nach Empfang der
Hepp. Vollständiger Lehr- und Lesebuch. £5
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Helena Konstantin Christus Konstantin Konstantin Konstantin Konstantin
Extrahierte Ortsnamen: Konstantins Jerusalem Rom Byzanz
Die Griechen. Das Land.
73
Innern. Nach dem Gesetze sollten die persischen Herrscher Muster der
Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit und Mäßigkeit sein, und darum wurden
die Söhne der Edlen am Hofe erzogen, damit sie jene Tugenden lernen
möchten. Die persischen Könige zerstörten die Städte nicht leicht, mei-
stens nur bei wiederholter Empörung, und verheerten die angebauten
Ländereien nicht; sie selbst und Prinzen von Geblüte legten Wasser-
leitungen an und pflanzten mit eigener Hand Obstbäume. Daher blühte
Asien unter ihnen durch Handel und Ackerbau und gewährte jedenfalls einen
ganz andern Anblick als gegenwärtig unter türkischer Herrschaft. Dariuö
galt als ein ächter Ormuzddiener, obwohl die despotische Gewalt, die
er über alles Leben und Eigenthum besaß, auch ihn zu Handlungen der
Grausamkeit verleitete, wenngleich nicht in dem Maße wie die meisten
seiner Nachfolger. Er selbst erlebte noch den Anfang eines unglück-
lichen Krieges, welchen er seinen Nachfolgern vererbte; es ist dies der
griechisch-persische Krieg, in welchem die Bürger freier Gemeinwesen gegen
die Pascha und Sklaven des morgenländischen Despoten siegen und so
Europa vor jenem Despotismus bewahren, welcher auf Asien noch in
unfern Tagen lastet.
Drittes Kapitel.
Die Griechen.
Das Land.
Die Völker nördlich vom Jster hatte Darius nicht bezwingen können,
weil selbst die persische Reiterei mit ihren feurigen Nossen den zurück-
weichenden Feind nicht einzuholen oder aufzufinden vermochte; die un-
geheure Fläche an dem untern Jster, am Borysthenes, Tanais und
dem Rha, die größte Ausdehnung unseres Erdtheiles, wo ein kaum
bemerkbarer Erdrücken die Wasserscheide der bedeutendsten Ströme bildet,
hat bis auf den heutigen Tag noch jedes fremde Heer verschlungen, welches
sich tiefer hineinwagte. Dieselbe war aber von den Skythen in des Darius
Zeit bis zu den Mongolen unter Batu Chan (gest. 1256 n. Ehr.) der Tum-
melplatz wandernder Horden und Völker, welche sich aus Mittelasien nach
Europa drängten und trieben; dann wurde sie der Schauplatz für die Reiter-
schlachten der Russen, Polen, Türken und Tataren; erst durch das Reich
Peters des Großen sind die Völker dieser größten europäischen Landes-
masse zu einem festen Ganzen vereinigt und zu einer andern Weltrolle be-
rufen worden. An diese einförmige Landesmasse schließt sich südlich vom
Jster die gebirgige Halbinsel des Hämus an, deren Geschichte von jener
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land]]
Extrahierte Personennamen: Darius Darius Darius
Extrahierte Ortsnamen: Europa Asien Borysthenes Mittelasien Europa Polen
Tiberius und Kajus Gracchus.
273
besiegen, indem sie dieselben cm Entsagung, Gehorsam, Ausdauer und
Aufopferung übertrafen, diese Kriege waren demnach eine wahre Schule
römischer Tugenden. Die Siege wurden theuer erkauft, die Kriegsbeute
war selten beträchtlich, weil das Land in dem hartnäckigen Kampfe viel-
mal verwüstet wurde, die meisten Städte aber, wenn sie alle Wider-
standsmittel erschöpft hatten, durch Vertrag übergingen und nicht ausge-
raubt werden durften. Der Friede selbst ließ den Unterworfenen noch
manche Ehre; die meisten erhielten italisches, latinisches oder Muni-
cipal-Recht, bekamen keine gebietenden Statthalter, und dienten im
Felde in eigenen Legionen. Anders gestaltete sich dies in den großen aus-
wärtigen Kriegen. Die Römer bekamen es in Großgriechenland, noch
mehr im eigentlichen Griechenland und Asien, zum Theil auch in Afrika
mit ausgearteten, luxuriösen Völkern zu thun, die sie leicht niederwarfen,
bei denen sie nun aber vieles lernten, wovon sie früher gar nichts
wußten. So war der Wein ein Genuß, der dem Plebejer nicht oft
zu theil wurde (erschlug doch ein Senator sein Weib, weil es in seiner
Abwesenheit hinter den Wein gerathen war), in Griechenland und Asien
aber gab es für die Soldaten eine Uebersülle der köstlichsten Weine, und
sie lernten dieselben trinken und schätzen. Die plebejische Speise war ein
Mehlbrei (pul8, daher die italienische Polenta) und der Besieger der
Samniter und des Pyrrhus, Kurius Dentatus, wurde von einer Ge-
sandtschaft getroffen, als er mit eigener Hand Rüben für seine Küche
reinigte; im Auslande aber erfuhren die Römer die Wunder der Kochkunst
und ein sicilisches, griechisches oder gar asiatisches Mahl schmeckte anders
als der nationale Mehlbrei! Die Völker Italiens lebten keusch, bei den
Griechen und Asiaten war Ausschweifung jeder Art im Schwünge und
entehrte nicht. Der Römer badete viel, wie alle kräftigen Völker des
Alterthums zu thun gewohnt waren, wollüstige Bäder mit ihren raffi-
nierten Reizen sah und benutzte er zuerst im Morgenlande. Und mußte
nicht auch die römische Religiosität einen Stoß erleiden, als sie in ihrer
Einfalt mit dem frivolen, geistreichen Unglauben der hochgebildeten Grie-
chen zusammentraf? Sonst baute der Plebejer sein kleines Gut mit eigener
Hand, der Patricier aber belehnte seinen Klienten; die Sklaven waren
nicht zahlreich, nun aber waren deren eine Menge durch den griechischen
und asiatischen Feldzug in die Hände der Römer gekommen, und zum
Theil waren dies Köche, Schreiber, Toilettenkünstler, in der Bereitung
der verschiedensten Genüsie ausgelernte Wichte, deren Künste von den
vornehmen Römern nicht brach gelaffen werden konnten. Wie einfach
war sonst die römische Wohnung! An der vorderen Seite des Hauses
befand sich eine Art Vorhaus (vestibulum) ; aus diesem trat man in
den Hauptraum, einen Sal (atrium, penetralia), den Versammlungs-
ort der Familie, dessen Mittelpunkt der heilige Herd einnahm, wo die
Dumüller, Gesch. d. Alterth. 18
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T146: [Rom Römer Stadt Krieg Gallier Rmer Italien Heer Jahr Schlacht], T162: [Jahr Rom Senat Plebejer Volk Gracchus Cicero Gesetz Konsul Marius], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
Extrahierte Personennamen: Tiberius Kajus_Gracchus Alterth
Extrahierte Ortsnamen: Großgriechenland Griechenland Asien Afrika Griechenland Asien Italiens Morgenlande
Konstantin der Große Alleinherrscher.
371
den Sieg und in dem Tiber das Leben. Während Konstantin die
Franken besiegte und ihre gefangenen Anführer in Trier den wilden
Thieren vorwarf, fand Marimin gegen Licinius seinen Untergang. Nun
herrschte Konstantin über den Westen, Licinius über den Osten; aber
schon 314 kam es zum ersten Kriege, in welchem Licinius viele Pro-
vinzen verlor, und sieben Jahre später zum zweiten Kriege; in diesem
siegte Konstantin bei Adrianopel und Chalkedon; Licinius gerieth in
Gefangenschaft und wurde hingerichtet.
Achtes Kapitel.
Konstantin der Große Alleinherrscher.
Unter Konstantin erlitt das römische Reich eine neue und voll-
ständige Umgestaltung.
Unter seine wichtigsten Handlungen, noch ehe er Alleinherrscher war,
gehört das Edikt vom Jahre 311, wodurch allgemeine Religionsfreiheit
dekretiert wurde, und das 313 zu Mailand erlassene Edikt, wodurch jenes
ergänzt und vollendet wurde. Dem Edikt von Mailand gemäß durfte
jeder den christlichen Glauben (dem heidnischen wurde dasselbe zugestan-
den) frei bekennen und offen zu demselben übertreten; jeder Christ war
zu allen Ehrenstellen befähigt; die Christen durften Kirchen erbauen,
der Kirche in ihren Vermächtnissen gedenken, die eingezogenen Kirchen-
güter aber wurden zurückgegeben. So hatte also das Christenthum die
Freiheit seines Glaubens errungen, nicht durch Empörung, sondern durch
sein unaufhaltsames, durch alle Verfolgungen nur befördertes und von
Gott offenbar in besondern Schutz genommenes Wachsthum. Ein Wü-
therich, wie Galerius, konnte gegen Millionen seiner Unterthanen mit
Feuer und Schwert wüthen und Millionen für ehrlos erklären; was
sollte aber aus dem Reiche werden, wenn solch Verfahren fortgesetzt
wurde? Konstantin erfüllte daher nur einen Akt der gewöhnlichen Staats-
klugheit, indem er den Christen endlich das römische Bürgerrecht gab.
Nun beginnt auch das ungestörte öffentliche Leben der Kirche; 325 n.
Ehr. wurde in Nckäa die erste allgemeine Kirchenversammlung gehalten,
bei welcher aus allen Gegenden der Erde 318 Bischöfe erschienen. Von
dieser Versammlung wurde die Irrlehre des Arius verworfen, welcher
die Gottheit Christi herabgewürdigt hatte. Die Kirche organisierte sich
nun auch hinsichtlich ihrer Verfassung und gestaltete auf der unverän-
derlichen Grundlage der Lehre ihre äußere Form.
24*
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Marimin Konstantin Konstantin Konstantin Konstantin Christi
Das longobardische Reich in Italien.
11
des merkte und sie mit gezücktem Schwerte zwang den Nest des Tranks
zu leeren; so schickten sich beide in die Ewigkeit.
Nach Alboin wählten die Longobarden den Kleph zum Könige,
welcher schon nach 18 Monaten von einem Sklaven ermordet wurde.
Hierauf blieben sie 10 Jahre ohne König, während ihre 35 Herzoge
(von Turin, Trient und Friaul bis Benevent) auf eigene Faust ihr
Gebiet auf Kosten der Byzantiner vergrößerten unv über Italien aber-
mals alle Gräuel der Verwüstung brachten. Die Longobarden nannten
sich arianische Christen, waren aber ganze oder halbe Heiden und an
Wildheit fast den Vandalen gleich. Sie nahmen von Grund und Boden
so viel sie für zureichend hielten und verlangten dazu noch ein Drittheil
der Feldfrüchte, welche die Römer bauten; es war für diese ein Glück,
daß die Sachsen wieder heimzogen, als die Longobarden sie nicht nach
sächsischem Rechte, sondern nach longobardischem leben lassen wollten.
Als sich die Longobarden in Folge der unter ihnen herrschenden
Anarchie von den Franken und den Griechen (Oströmern, Byzantinern)
bedroht sahen, erinnerten sie sich des Schicksales der Oftgothen und
wählten Klephs Sohn Authari zum Könige, der von 584—590 herrschte.
Dieser stellte Ruhe und Ordnung wieder her und drang siegreich bis an
die Meerenge von Messina vor. Er vermählte sich mit der bayerischen
Herzogstochter Theodolinde, einer hochsinnigen Frau, die auf Authari,
sowie auf dessen Nachfolger Agñulf, ihren zweiten Gemahl, und Adel-
wald, ihren und Autharis Sohn, großen und wohlthätigen Einfluß aus-
übte. Durch sie gewann der katholische Glaube wenn auch nicht den
vollständigen Sieg über den Arianismus, doch Eingang bei dem longo-
bardischen Volke, so daß dasselbe allmälig zur Kirche zurückkehrte, ob-
wohl noch mehr als ein arianischer König herrschte.
Ein solcher war auch Rothari (in der Heldensage König Rother
(636—652), welcher zuerst die Gesetze der Longobarden sammelte und
aufschreiben ließ; dieses Gesetzbuch ist unter den alten germanischen das
vollständigste und mildeste, ein Beweis, daß sich die Sitten der Longo-
barden sehr gebessert hatten. Dazu trug ihre Bekehrung zum katho-
lischen Glauben unstreitig sehr viel bei, indem sie dadurch in eine innigere
Beziehung mit der römischen Bevölkerung traten und von der Kultur
derselben immer mehr annahmen. Die römische Bevölkerung war aber
in Italien trotz aller Verwüstungen die weit überwiegende, wie schon
die vielen und großen Städte beweisen, welche den Fall des römischen
Reiches überdauerten. In ihnen erhielt sich die römische Gemeindever-
fassung, viele derselben waren Bischofssitze und dadurch Herde des
kirchlichen Lebens und der römisch-christlichen Bildung; sie waren die
Marktorte und Handelsplätze, in denen die alte gewerbliche Kunstfertig-
keit nie erlosch und in ruhigen Zeiten stets neu auflebte. Diese Städte
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
338
Das Reich der Cäsaren.
zweifelnd rief dieser mehrmals: Quintilius Varus, gib mir meine Legionen
wieder! Er machte seinen Göttern große Gelübde und hob selbst in
Rom Mannschaft aus, mit der er das Rheinheer verstärkte, dessen Ober-
befehl er dem Tiberius übergab, damit derselbe Gallien vertheidige. Die
Deutschen aber zerstörten die römischen Lager und Kastelle ln ihrem
Lande und gingen nicht über den Rhein. Tiberius hingegen überschritt
den Strom, gewann auch wirklich einige Vortheile, führte die Legionen
aber doch wieder in ihre Standquartiere am linken Rheinufer und be-
gnügte sich die deutsche Zwietracht zu unterhalten. Erft als Tiberius
Kaiser war, zog der Sohn des Drusus, der von seinem Vater den
Ehrennamen Germanikus ererbt hatte, mehrmals mit gewaltigen Heeren
über den Rhein, richtete jedoch im ganzen gegen den Armin nichts aus
(14—16 n. Ehr.). Von da an beschränkten sich die Römer auf die
Vertheidigung des Rheines und freuten sich, wenn die Deutschen ein-
ander ernstlich befehdeten. Armin stand noch manches Jahr an der
Spitze der Cherusker und ihrer Bundesgenossen und besiegte als Bundes-
feldherr den gewaltigen Marbod in einer großen Schlacht. Dieser wurde
von einem Gothen Chatualda gestürzt und flüchtete zu den Römern,
welche er vergebens um Hilfe angegangen hatte; er starb nach achtzehn
Jahren in Ravenna.
Auch von Armin wurden die Römer durch die Deutschen befreit;
er war ihren Fürsten und Adeligen zu groß geworden und einer der-
selben, Adgandester, bat den Tiberius um Gift, damit er den Römer-
feind aus dem Wege räumen könnte; doch Tiberius antwortete: „die
Römer rächen sich nicht durch Meuchelmord, sondern durch offenen Krieg."
In seinem siebenunddreißigsten Jahre wurde Armin von seinen eigenen
Verwandten ermordet, „weil er nach der Herrschaft strebe"; so verstand
man schon damals die „deutsche Freiheit". In den Heldenliedern des
Volkes lebte er fort und auch in dem Gedächtnisse der Römer.
Römische Kunde von den Germanen.
Die Römer beobachteten die Bewegungen in Deutschland unver-
rückten Blickes; Armin hatte ihnen solche Achtung eingeflößt, daß sie
das germanische Volk als ebenbürtigen Gegner erkannten, und sie fanden
manches bei demselben, was sie gerne dem römischen Wesen eingeimpft
hätten, wenn es nur angegangen wäre. Von ihnen (vor allem von
dem großen Geschichtschreiber Tacitus) rührt auch beinahe alles her,
was wir von unserer Vorzeit wissen.
Die Germanen theilten sich selbst in drei große Stämme: 1) die
rheinländischen Jstävonen, 2) die Jngävonen, vom Ausflusse des Rheins
in den Nordseeländern hausend, und 3j die Hermionen, welche aus dem
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Extrahierte Personennamen: Quintilius_Varus Varus Tiberius Tiberius Tiberius Drusus Germanikus Armin Chatualda Armin Tiberius Tiberius Armin Armin
Extrahierte Ortsnamen: Rom Rheinheer Gallien Rhein Rhein Ravenna Deutschland Rheins
Römische Kunde von den Germanen.
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skandinavischen Norden einwanderten; zu ihnen gehören die suevischen
und gothischen Völker, welche bald eine sehr wichtige Rolle zu spielen
berufen wurden. Die Germanen verehrten den Thuisko und dessen
eingebornen Sohn „Mann" als Stammväter der Nation. Sie hatten
verschiedene Götter und Göttinen; die Verschiedenheit ihrer Religion
scheint in der Verschiedenheit ihrer Stämme und deren Wanderungen
gewurzelt zu haben. Den meisten gemein war jedoch die Verehrung des
Wodan (ihr Zeus; im angelsächsischen Wedensday und im Wodansheer,
wildes Heer, des Volksglaubens hat sich eine Spur erhalten), des Thor
(Donnergott, der Fruchtbarkeit gibt) und des Kriegsgottes Thyr, Ziu oder
Erk (daher Zinstag oder Erktag). Einige Stämme bauten Tempel,
andere verehrten ihre Götter in heiligen Wäldern; sie opferten auch
Menschen, besonders Kriegsgefangene. Den Willen der Götter erkann-
ten sie aus verschiedenen Anzeichen, hierin waren sie den alten Völkern
überhaupt gleich. Die Seele hielten sie für unsterblich; die Tupfern
gelangten nach ihrem Glauben zu den Göttern Ln Walhalla (Wohnung
der Starken), wo sie schmausten und sich an Kampfspielen ergötzten;
Kampf und Schmaus galten auch als das höchste Glück in diesem Leben.
Die Römer erschöpfen sich in der Beschreibung des gewaltigen Glieder-
baues ihrer Gegner; sie gestanden ihnen eine eigenthümliche nordische
Schönheit zu, behaupteten aber sie seien keiner großen Ausdauer fähig
und erlägen der Sonnenhitze Italiens sehr leicht. Der germanische
kühne, fast wilde Muth war den römischen Heeren schon furchtbar, als
die Germanen noch sehr schlecht bewaffnet waren und von der römischen
Kriegskunst noch nichts erlernt hatten. Ihrer Reiterei war die römische
nie gewachsen, den Keil des Fußvolkes zersprengten die Legionen nur
durch ihre Manövrierkunft, und was die Römer nie gestehen, manchmal
durch ihre Ueberlegenheit an Mannschaft. Als Nationallaster tadeln die
Römer die Trunksucht der Germanen und den Hang zum Würfelspiele,
dagegen rühmen sie ihre Keuschheit und ihre Treue im Worthalten.
Bei allen germanischen Stämmen waren fürstliche Geschlechter, aus
denen sie ihre Könige wählten, ein erblicher Adel, freie Leute und Leib-
eigene. Die Freiheit war eins mit dem Waffenrechte; wenn der Jüng-
ling wehrbar gemacht wurde, trat er auch in den Genuß aller Rechte
eines Freien ein und wurde zählendes Mitglied seiner Sippe, die aus
den verwandten Familien bestand, gemeinsame Opfermahle hatte, im
Kriege neben einander focht und Ehre, Leben, Eigenthum jedes einzelnen
Mitgliedes gegen jedermann beschützte.
Die Sippe übte die Blutrache gegen jeden, der einen aus ihr er-
schlug oder beleidigte; jedoch stand es bei dem Gerichte, ob der Friedens-
bruch durch Blut oder durch Gut gesühnt werden sollte. An dem Ge-
richte hatte aber jeder freie Mann Antheil; wer sich dem Spruche nicht
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TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]