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1. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 660

1874 - Mainz : Kunze
660 Europa — die Türkei. gesiedelt wurden; Tataren, besonders aus der Krim (Nogai-Tataren) in die Dobrudscha (östl. der untersten Donau) eingewandert, auf niedrigster Kulturstufe stehend; Deutsche finden sich als Handwerker in allen größern Städten und auch in ein paar Ackerbaukolonien in der Dobrudscha; die Zahl der Juden ist nicht groß und die der Zigeuner nicht gering, beide sind nordwärts der Donau zahlreicher. Das herrschende Volk, die osma- nischen Türken, mußte sich bei seiner verhältnismäßig geringen Zahl (1—l1/3 Mill.) darauf beschränken, nur die wichtigsten Punkte des Landes in Thracien (Runiili), Macedouien, Thessalien, Bosnien und auf den Inseln zu besetzen; sie sind stark im Zurückweichen begriffen: in Rumänien sind keine Türken mehr, Belgrad und Serbien haben sie aufgegeben, aus der Bulgarei ziehen sie sich mehr und mehr zurück; sie fühlen eben, daß sie von der europäischen Kultur besiegt sind. Ueberhaupt haben sie sich in Europa nie zu Hause gefühlt und ihre europäischen Besitzungen nur als zeitweilig bezogenes Feldlager betrachtet; gläubige Türken lassen sich gegenüber Kon- stantinopel auf dem großen Kirchhofe in Kleinasien begraben, um in ge- weihter, heimischer Erde zu ruhen. Es läßt sich nicht leugnen, daß die Türken manche schöne Eigenschaft aus ihrer Heimat mitgebracht haben: Recht- schaffenheit, Wohlthätigkeit, Biederkeit, Nüchternheit, Gefühl der persönlichen Würde: Tugenden, die man bei dem ihnen bisher unterworfenen, meist sehr verkommenen Gemisch sogen, christlicher Völker vergeblich suchen würde. Auch das ist gewiß, daß die Türken bisher die beste politische Polizei an der untern Donau geübt und sie allein es verstanden haben, die kleinen Raufbolde von Völkerschaften in Raison zu halten; seit ihrer Zurückdrän- gung vom Strome sind die slavischen Stämme auf der Balk^nhalbinfel eine permanente Gefahr für den europäischen Frieden geworden. Aber da der Korän die Grundlage ihrer staatlichen, rechtlichen und gesellschaftlichen Einrichtungen ist, so befinden sie sich oft in schroffem Gegensatze zur euro- päischeu Bildung und den Bedürfnissen der Gegenwart. 4 Außer den Osmaulis bekennen sich aber noch viele Bosnier und Albanesen zum Islam, so daß es etwa 5 Mill. Muhammedaner im Lande gibt; die übrige Bevöl- kerung ist christlich, meist griechisch-orthodox, theilweise armenisch oder auch römisch. Als die Osmanen das Land eroberten, fiel alles Grundeigenthum dem Staate, den Moscheen und den Lehenskriegern anheim; die Lehensträger (Zaims) bilden aber kei- nen Erbadel, denn alle Moslemin sind einander gleich, und freigegebene Sklaven erlangen oft die höchsten Würden. Ursprünglich hatten im türkischen Reiche nur die Bekenner des Islam volle Rechtsfähigkeit. Die Ungläubigen (Rajah), der Gnade und Willkür des Siegers unterworfen, bebauten den ihnen zur Nutznießung überlaffe- nen Grund und Boden nicht als ihr Eigenthum, derselbe war vielmehr Eigen thum des Saiates, sie wurden 5—lomal so hoch besteuert als die Gläubigen des Korzn und waren nicht fähig, Kriegsdienste zu leisten. Durch den Hattischerif von

2. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 922

1874 - Mainz : Kunze
922 Europa — Brittisches Reich. war, während der Ire seine römischen Priester ans den eigenen dürftigen Mitteln selbst, unterhalten mußte, war auch ein Hauptgrund der Unzufriedenheit der Iren. Seit dem I. Jan. 1871 ist die irisch.anglikanische Kirche als Staatskirche in Irland abge- schafft. — In Bezug auf geistige Kultur steht Irland auf niedrigster Stufe; für Schulen ist fast gar nicht gesorgt, da das Volk, selbst wenn es den Sinn dafür hätte, viel zu arm ist, sie aus eigenen Mitteln zu erhalten und der Staat nach den eng- lischeu Grundsätzen nur ungenügende Beihilfe gewährt. Doch glänzen mehrere prote- stantische Jrländer in Englands Literatur und Geschichte, z. B. Swift, Gold- smith, Sterne, Bnrke, Sheridan, Miß Edgeworth und der zu früh ge- storbene Minister Canning; der treffliche Dichter Moore war ein katholischer Ire. Skizze der englischen Geschichte. Das Uiüolf der beiden Inseln war celtisch und hieß im Süden der vordern Insel Britten, im Norden Caledonier, in Irland Iren. Die letzteren gehörten dem gälischeu oder gadhelischen Aste des Celtischen an, die Bewohner wahrscheinlich von ganz Großbritannien dem ky m risch en oder bretonischen (S. S. 737). Die Britten fielen unter römische Herrschaft und wurden oberflächlich romanistrt, und Jahr- hunderte vergingen, während in ihrer Nachbarschaft nördlich der Tyne die Scoten, nach denen Schottland benannt ist, vermnthlich über den Nordkanal gekommene irische Gäleu, und die Pikten, wahrscheinlich über die Shetlands und Orkneys angelangte skandinavische Germanen, sich furchtbar machteu. Die Pikten verschmolzen rasch mit den Scoten und so hat das Gälische auch in Schottland Sitz gewonnen. Als der römische Kaiserhof zu eigener Bertheidignug seiner Legionen bedurfte — mehrere eng- lische Städte sind aus Lagerorten römischer Legionen entstanden, z. B. 9)ork = Eboracum, Ehester = Deva, Glouccster = Glevum, Lincoln = Lindum :c. — und Britannien preis- gab, überstürmten die Schotten die gemauerten Verschanzungen zwischen dem Firth of Förth und dem Firth of Clyde (Grahams-Dike — vallum Antonini et Severi) und die zwischen Tynemündung und Solway Firth (Piktenwall^ vallum Hadriani) und verheerten das Land. Hilfe suchend wandten sich die verlassenen Einwohner an see-- räuberische Sachsen und Angeln, die (um450) von Hengis und Horsa geführt bei Margate auf der Insel Thanet (unterhalb der Themsemündung) an der Küste von Kent landeten und erst die Schotten zurückwarfen, dann die römischen Britten selbst zu unterwerfen begannen. Vergeblich widersetzte man sich; die tapfern Sachsen, von Zeit zu Zeit durch Landsleute verstärkt, siegten. Nach manchem Krieg, worin alles Römische zu Grunde ging, wurden die Deutschen Meister bis anf die Bergläuder westl. des Se- vern, wo die wallisischen Britten ihre schon gegen Rom behauptete Selbständigkeit retteten. Auch in Cumberland und Cornwall erhielt sich celtische Bevölkerung, während die Bewohner der Ebene vernichtet wurden oder nach Gallien flüchteten (S. 738); feit dieser Zeit kam für die vordere große Insel der Name Großbritannien (Britannia major) auf. Sobald dem Kriegslärm und der Verwüstung einige Ruhe folgte, nahmen die Eroberer das vor ihnen geflüchtete Christenthnm wieder auf und tauschten die alte wilde Tapferkeit mit der zahmen Lebensweise, wozu die neuen Priester und Mönche sie ver- mochten. Auch wollte das Glück, daß die 7 Königreiche, die sie anfangs errichtet hatten (nämlich Essex nebst Middlesex, Kent, Sussex, Wessex, Ostangeln,

3. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 976

1874 - Mainz : Kunze
976 Europa — Rußl and. Alexander folgte sein weit jüngerer kraftvoller Bruder Nikolaus, der alsbald Perser und Türken bekriegte, ihnen Länder in Armenien und Georgien abnahm, dann das empörte Polen von neuem niederwarf und seinem Reich völlig einverleibte, Heer auf Heer zur Bezwingung der kaukasischen Bergvölker aussandte, und im Jahr 1849 den Oesterreichern zur Unterdrückung der ungarischen Revolution half. Sein Ansehen in Europa war dadurch am Ende so gestiegen, daß er ungestört mit neuen Forderungen an den Sultan auftrat und mitten im Frieden die Moldau und Walachei besetzte. Deshalb verbanden sich andre Großmächte zum Schutze der Türkei, oder vielmehr des europäischen Gleichgewichts, und so entstand der furchtbare Krieg, der mit der Zer- störnng Sewastopols, mit des gedemüthigten Kaisers Nikolaus Tod 1855 und mit dem Pariser Frieden endete, welchen Alexander Ii., auf die Donauufer, die Schutzherr- schaft in den Donanfürstenthümern und auf die unbedingte Herrschaft im schwarzen Meer verzichtend, weislich mit England und Frankreich abschloß. Der neue Kaiser trat wieder mit der Milde seines Oheims, des ersten Alexander ans, und wie er das große Werk der Aufhebun-g der Leibeigenschaft (1861—63), das schon Alexanderl. begonnen, wieder aufgenommen, hat ihm den Beifall aller Vernünftigen in Europa verschafft. Leider ist die Durchführung dieses Werkes, das eine vollständige Umwälzung in allen sozialen, finanziellen und wirtschaftlichen Verhältnissen herbeiführen muß, mit ganz außer- ordentlichen Schwierigkeiten verbunden. Auf die stets fortschreitenden Eroberungen der Ruften in Asien, denen unterdessen auch Khiwa erlegen, ist weiter oben an gehöriger Stelle schon hingewiesen. Daß England gerade diese Fortschritte Rußlands in Asien mit Mistraueu betrachtet, ist leicht erklärlich; aber im großmenschlichen Sinne aufgefaßt, ist die Eroberung Centralasiens durch Rußland, die Vernichtung der dortigen Mord- und Raubstaaten für die Menschheit eine Wohlthat. Die Grenze dieser Erobe- rnngen hat ein russischer General in dem Satze bezeichnet: „Wir müssen vorwärts und vorwärts, bis Ordnung auf Ordnung stößt." Diesem Gesetze mußte einst England in Indien folgen, bis es au die Rieseubarriere des Him^laya gelaugt war, und diesem Gesetze ist anch Rußland bisher gefolgt und wird ihm weiter folgen. Wie Rußland auf dem Gebiete der materiellen Kultur im Austausch gegen die eignen Rohprodukte die Erzeugnisse des westeuropäischen Gewerb-, Industrie- und Handelsfleißes bezieht, da- gegen nach Asien hin seine Fabrikate gegen die asiatischen Rohprodukte austauscht: so hat auch auf dem Gebiete der geistigen Kultur Rußland von Westeuropa in allen Zweigen geistiger Thätigkeit noch gewaltig viel zu lernen — besonders da die Russen in Wissenschaft, Kunst und Technik zwar vielfach als geschickte Nachahmer sich bewiesen, aber durch eigne Erfindung und Entdeckung sich bis jetzt noch nicht ausgezeichnet haben — während es nach dem Osten und Südosten hin ein Kulturbringer ist und im Dienste der Civilisation und der höchsten Interessen des Menschengeschlechtes in dem geheimnisvollen Asien eine gewaltige Mission erfüllt. Auch läßt sich, so paradox es klingen mag, mit Fug behaupten, daß. je mehr Rußland nach Asieu hin anwächst, es desto ungefährlicher werde für die westliche Kultur, da seine Lasten damit wachsen — Lasten, die es nicht mehr abwerfen kann und die sich vermehren nach der Notwendigkeit des Kulturalphabets. Anderseits ist freilich nicht zu leugnen, daß ein so riesiges Reich wie das russische schon infolge seiner geographischen Ausdehnung und durch eine zum

4. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 456

1874 - Mainz : Kunze
456 Asien — China. heit im Handel ihre Politik, Betrug (namentlich im Verkehr mit Ausländern) ihre Tendenz, und die Summe dieser Eigenschaften ist das vielgepriesene chinesische Handels- talent. Fragt man nach der Religion Chinas, so nennt man uns den Buddhismus, der vom Himalaya bis über Peking hinaus herrsche. Der Buddhism ist indes nicht die eigentliche Staatsreligion, sondern die Volksreligion, die seit dem 3. Jahr- hundert nnsrer Zeitrechnung von Ostindien hergekommen, Tempel- und Klösterbau ver- anlaßt und so über die Länder des ungeheuren Reiches sich verbreitet, in Tibet jedoch ihren Hauptsitz hat. (S. d.). Hier nur einige Worte über den Buddhismus, wie er im eigentlichen China erscheint. Von einer Richtung zum Uebersiuulicheu ist kaum etwas daran zu bemerken; eher findet man, daß er irdischem Interesse dient, ohne sonderliche Einwirkung auf Geist und Gemüth. In den Tempeln wird täglich gebetet und ge- räuchert, wird geopfert, doch nichts Blutiges, wird Buddhas Namen (chinesisch Fo) uuzähligemal angerufen, auch Traumauslegung und Zeichendenterei getrieben. Die Priester nennt der Europäer nach einem japanischen Worte, das soviel als Priester bedeutet, Bonzen. Sie wohnen mafsenweis in Klöstern, leben von Almosen, sind unwissend (denn selten verstehen sie das Sanskrit ihrer Gebete) und weuig geachtet. Ihre Zahl im eigentlichen China wird auf eine Million angegeben. — Verschieden von den Bräuchen der Bouzeu ist der Kultus der oberu Volksklassen und Man- dar ine bis znm kaiserlichen Hofe hinauf. Bei aller äußern Achtung vorder Volksreligiou — denn der Kaiser ist ihr Schirmherr und besucht selbst zu Zeiten das prachtvolle Klosterheiligthum des Fo in seiner Hauptstadt — hält er es doch mit einem andern Kultus, wo theils die beiden Geister des Himmels und der Erde mit Dank und Bitten in Tempeln verehrt werden, theils großer Wohlthäter (z. B. des ersten Ackerbauers, des Erfinders der Seide :c.) und auch der eignen Vorfahren in Ehrfurcht gedacht wird. Dies geschieht höchst feierlich und auf die Lehreu und Hymnen des weisen Kongsntse gestützt, der vor mehr als 2409 Jahren den religiösen Glauben des Volkes zu reinigen strebte, aber als ein zu nüchterner Mann mehr auf die Polizei- liche Haudhabuug der öffentlichen Moral gewirkt hat. Eine ewig schaffende Kraft und ein ewiger Urstoff sind nach seiner Lehre die Grundlagen aller Dinge; der Himmel, die personificirte Schöpferkraft, wirkt jedoch nicht mit Willen, sondern nur durch seine Natur; nach dem Tode kehrt der Leib in seinen Urstoff, die Seele in ihre Urkraft zu- rück. Keine Priester, keine heiligen Zeiten. Kongfutses Lehre kaun das Herz nicht er- wärmen, den Geist nicht zu Idealen erheben; ihm ist die Sittlichkeit nicht das Pro- dukt geistiger Freiheit, sondern des richtig geleiteten Naturtriebes, daher die äußerlichen Tugenden oft nichts anderes als Deckmäntel unbesiegter Selbstsucht, die jedeu Vortheil erlauert. Der Altardieust in Peking steht unter Oberaufsicht des Kaisers, als Hohen- Priesters, und in den Provinzen unter den Statthaltern. Bei der Feier ist großes Ceremoniel, Gebete und Gesänge, Kniebeugung, Beugung der Stirn bis an den Boden und Opfer von Thieren, die hernach beim Festmahl verspeist werden. In schweren Zeiten, bei Dürre, Pestilenz, Kriegsunglück, sieht man den Kaiser selbst am Altare des Himmelsgeistes, wie er laut fleht angesichts einer großen Versammlung. Die Huldigung, die dem Ackerbau erzeigt wird, findet alljährlich einmal statt. Sie beginnt

5. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 497

1874 - Mainz : Kunze
Asien — Persien. 497 sie an die Bestimmung ihres Daseins erinnern, sie durch seinen Propheten Zerduscht belehren und zum Kampf gegen das Böse auffordern lassen mußte. Mit gottergebenem Sinn, mit Menschenliebe und Beharrlichkeit unterzog sich der Prophet seinem Berufe: er predigte Hohen und Niedern, er brachte den medoperfifchen Königshof zur Auerken- nnng des Zend Avesta. Das Volk lernte es als heilige Sache betrachten, reine Thiere zu Pflegen, Brunnen zu graben, am Garten- und Ackerbau seine Freude zu finden, überhaupt durch liebevolle Hingabe an die Natur und durch Verschönerung der Erde an dem Kampfe Ormuzds gegen Ahriman teilzunehmen. Er lehrte, wie das Böse zu meiden, das Gnte und Gerechte zu thuu sei; er war reich au weisen Aussprüchen, vor allen an feurigen Mahnungen zur Bekämpfung Ahrimaus und zu andächtiger Verehrung des Ormnzd, dem überall Altäre errichtet wurden mit dem heiligen Fener, das die Priester (Magier) als Symbol der Reinheit der Ormuzdlehre brennend zu erhalten hatten. Mit der Haltung der göttlichen Gebote verband der Neligionsstifter seine aufmunternde, aber anch warnende Hinweisnng auf die Unsterblichkeit. So hält sich der Zend Avesta auf rein religiösem Gebiete. Der politischen Pflichten eines Herrschers, vor allen der nöthigen Beschränkung asiatischer Königswillkür wird nicht darin gedacht. Wie hätte auch sonst Zoroasters Lehre zu einer Staatsreligion werden können, was sie nnter Darins Hystaspis wirklich geworden! Ortschaften Perfiens: Gegenwärtige Residenz ist Teheran mit 85000 E>, auf altmedischem Boden an der Aufstufnug zu den Vorbergen des hohen Demawend. Während der heißen Sommermonate lebt der größte Theil der Bewohner draußen nnter Zelten, und der Schah im hochgelegenen Lustschlosse Sultanabad. In der Nähe Teherans lag vor alters Ra g ae; diese und andre ehemals glänzende Städte sind entweder ganz oder zum Theil Ruinen. Von Ekbatana au den westlichen Randbergen gibt es noch Spuren unweit Haina da n, von der altpersischen Winterresideuz Snsa nnweit Schuster, außerhalb der südwestlichen Randberge. Die wenigen Trümmer vom alten Persepolis heißen Tschilminar, d. i. die 40 Säulen. Kum, wie Hamadan in der Provinz Jrak-adschemi, im Mittelalter glänzend, hat kaum 12000 E. und wird wegen der Gräber muselmäuuisch-persischer Regeuten viel besucht; selbst Alis Gemahlin Fatime, des Propheten Tochter, soll hier begraben liegen. Anch Jssahan, 40 Mln. süd- wärts von Teheran, anziehend durch schattige Alleen und klare Quelleu, früher, bis zur Thronbesteigung der Kadschareu, prachtvolle Residenz der Schahs (Schah Abbas), liegt zum Theil in Trümmern und hat nur 60000 E., währeud es am Anfang des vorigen Jahrhunderts noch 300000 gezählr haben soll. Das angenehme Schiras, in wein- reicher von Rosen duftender Gegend, nicht weit von Persepolis im altpersischen Stamm- laude Fars (Prov. Farsistän), war schon längst voll Rninen, ward aber am 4. Mai 1853 durch ein Erdbeben fast ganz zu Gruude gerichtet. Man findet daselbst die Gräber der persischen Dichter Saadi (gest. 1291 als Greis von 102 Jahren) und Hasis, der 1389 starb. Ehmals Mittelpunkt des persischen Lebens, Glanzstätte der Wissenschaften und Künste, hat es jetzt nur noch 25 — 30000 E. Tauris oder Tab- ris nahe dem armenischen See Urumia in der reizvollen Alpeulaudschast Aderbeid- schau; es ist die wichtigste Handelsstadt des Reiches und namentlich sehr belebter Stapelplatz für den Verkehr mit Europa. Die Augabeu über die Einwohnerzahl schwanken zwischen 110—220000. Der Ort Urumia, am gleichnamigen See, macht

6. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 585

1874 - Mainz : Kunze
Afrika — die Berb erei. 585 bau lässig betrieben, und Viehzucht vorgezogen; vor allen hegt man Schafe und Ziegen, und wie man deren Felle zu gerben versteht, zeigt die Be- nennung Marokin und Saffian, nach den Städten Marokko und Saffi. — Von der geistigen Kultur ist nichts zu rühmen; der harte Despotismus, worunter diese Länder seit Jahrhunderten seufzten, das Erstarren der Re- ligiosität in äußerlichen Bräuchen, und nicht weniger der eingewurzelte Widerwille gegen alles Europäische, ließen sie nicht aufkommen. Daß dieser Widerwille gerade in Nordafrika besonders stark ist, erklärt sich übrigens leicht; man braucht nur an die greuelhafte Vertreibung einer Million friedlicher Mauren aus Spanien im Jahr 1610 sich zu erinnern, die natürlich den Groll über die erlittene Unbill auf ihre Nachkommen in Marokko vererbten; und was die 3 andern Barbaresken betrifft, die ihr Entstehen dem Seeraub verdankten, so verleugneten ihre Regenten das ur- fprüngliche Geschäft umfoweniger, als gegenüber auf Malta ein christlicher Ritterorden saß, welchen sein Gelübde zu ewigem Kampf gegen die Un- gläubigen verpflichtete. Denkwürdig wird es aber bleiben, daß der Kor- sarenunfug so lange geduldet wurde, und daß unsre Seemächte sich sogar zu Geschenken oder Tribut an die Barbaresken herabließen, um ihren Flaggen Sicherheit zu verschaffen. a) Tripoli, Fessan und Barka — südlich vonjtalien, sehr ausgedehnt, doch nur im kleinsten Theile des Anbaues fähig, 16000 Q. M. mit 800000(?) Eiuw. Seit 1552 mit dem türkischen Reiche vereinigt, wird das Laud durch häufig wechselnde Paschas oder Beys, die jährlich einen gewissen Tribut an die Pforte zu entrichten haben, regiert. Die Verwaltung des Staates ist sehr schlecht, echt türkisch; unter an- dern Abgabe von jedem Dattel- und Oelbaume. — Orte: Tripoli (Tarabulus) mit 30000 E., Citadelle, befestigtem Hafen und vielen Kanonierböten zur Vertheidignng, eng gebaut und schmutzig, mit ziemlich lebhaftem, größtentheils von Juden betriebenem Handel; aber die Karawanen nach Sudan, oft mehrere hundert Kamele stark, werden von den Tuaregs der Wüste geführt. Tripoli ist nämlich Ausgangspunkt der vielbe- suchten Wüstenstraße an den Tsad, auch steht es in Telegraphenverbindung mit Malta und über Bengasi mit Alexandrien. Ostwärts liegen die Ruinen von Leptis. Rha- dsmes, Haudelsplatz in schöner Oase, an der Karawanenstraße nach der westl. Sahara und nach Timbuktu. — Fessan bildet ein eigenes Paschalik; der Hauptort Mursuk mit 8000 E. liegt südwestl. der Harndschberge, und führt hauptsächlich Sklaven- und Dattelhandel. Tedscherri, der südlichste bewohnte Ort Fessans. — Die wäldervolle Plateaulandschaft Barka (Kyrenaika) wird seit dem Herbst 1869 als Mntasa- refia von Bengasi direkt von Konstautinopel aus regiert. Bengasi (Berenike der Alten) ist ein wichtiger Hafenplatz mit 7000 E., in schöner Lage. Karawanenverkehr mit Wadai. Derna (Darnis), Hafen a. d. Nordküste. Trümmer von der Vaterstadt des Aristipp und Eratostheues, nämlich von Kyrene in wasserreicher, fruchtbarer Land- schaft, das in alter Zeit sowohl durch Handel, wie als Sitz der Künste und Wissen- schaften blühend und nach Karthago und Alexandria die größte Stadt Afrikas war. Die Schacht, Lehrb. d. Geographie L. Aufl. Zz

7. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 712

1874 - Mainz : Kunze
712 Europa — Pyrenäische Halbinsel. war, hießen sie Celtiberer. Weder diese noch die andern machten ein einiges großes Volk aus, sondern verschiedene unabhängige Völkerschaften. Ten alten Staaten Asiens und Afrikas am Mittelmeere wurden sie früh bekannt. Man pries besonders den süd- lichen und südöstlichen Theil der Halbinsel wegen Fruchtbarkeit, edler Metalle, Schafe und Maulesel. Die Bewohner lebten sparsam von Milch, Fleisch, Eichelbrod und Früch- teu. Der asiatische Grieche Strabo sagt von ihnen: „Die Iberer sind stolz; sie er- tragen Hunger und Beschwerden ohne Murren". — Früh lockten Gold und Silber die Phönizier zu Niederlassungen z. B. Gades oder Cadiz; die Griechen legten nament- lich von Massilia aus an der Ostküste Kolonien an; dann versuchten die Karthager sich des Landes zu bemächtigen. Die Römer zuletzt wurden Meister des Ganzen, trotz der hartnäckigen Gegenwehr der Lnsitanier, der Stadt Nnmantia und der Cantabrier; Statthalter verwalteten die Provinzen und führten lateinische Sprache ein. Nur in der nördlichen Ecke (in Navarra, hinter den cautabrischen Bergen und an beiden Seiten der Westpyrenäen) wurde erfolgreich gegen die Römer gekämpft und erhielt sich ein Rest altiberischer Sprache bei den Basken (Vascones; Gascogne-Vasconia), die noch jetzt von ihren Siegen über Augustus singen und in Charakter, Thätigkeit und Volksunter- richt sich vortheilhaft von den übrigen Bewohnern der Halbinsel unterscheiden; auch später wurden sie eigentlich nie von den Spaniern unterworfen, sondern schloffen sich am Ausgange des Mittelalters freiwillig denselben an, haben auch bis auf den heutigen Tag einen Theil ihrer alten Rechte (Fneros) und republikanischen Einrichtungen sich bewahrt. Als im 5. Jahrhundert nach Chr. Geb. das römische Reich zerstückelt wurde, wan- derten zuerst Alanen, Sueveu und Vaudalen ein, und als jene, ihre Nieder- lassungen (.noch jetzt Vandalizien oder Andalusien genannt) am Guadalquivir aufgebend nach Afrika übergesetzt waren, kam ein anderes deutsches Volk, die Westgothen, deren Könige anfänglich Südwest-Gallien (Tolosanisches Reich) als ihr Hanptland be- trachteten, dann aber, durch die Franken von dort verdrängt, zuerstbarcelona, später, nach Unterwerfung der Sueven im Nw. der Halbinsel, Toledo (582) zu ihrer Haupt- stadt machten. Nach 2 Jahrhunderten ausgeartet, der altdeutschen Einfachheit und Tapferkeit fremd, im Innern uneinig, wurden sie von den mnselmäuuischen Ar ab ern, denen schon Nordafrika zugefallen war, in der Schlacht bei Teres 711 besiegt. Fast die ganze Halbinsel kam unter die Herrschaft der Araber, die ein Chalifat zu Cordova errich- teten. Nur in den nördlichsten (galizisch-asturisch-cantabrischen) Berglandschaften, die stets die letzte Zufluchtsstätte besiegter Völker auf der Halbinsel gebildet haben (Iberer, Sueven I), erhielt sich ein Häuflein Gothen unabhängig unter eignen christlichen Königen. Fast alle Bewohner außer ihnen nahmen den Islam an, da derselbe allen Gläubigen politische Gleichheit gewährte. Geraume Zeit haben die arabischen Herrscher Bodenbewässerung und Landbau, Gewerbe und Handel, Wissenschaft und Kunst gefördert. Nie war Spanien so bevölkert und reich, als unter ihrem Scepter; es war, materiell und geistig, das bestkultivirte Land Europas, in glücklicher Mischung die Vorzüge abendländischer und morgenländi- scher Kultur verbindend. Aber das Chalifat erlosch, und die arabische Macht Spaniens zerfiel in kleine Staaten. Dies benutzten die Christen, die schon von den astnrischen Bergen und vom Fuße der Pyrenäen her sich ausgebreitet, und mehrere kleine Staaten,
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