355
45. Meere: Das asow'sche, schwarze, marmor-, mittellän-
dische und adriatische Meer im Süden, das atlantische Meer und die
Nordsee im Westen, die Ostsee und das Eismeer im Norden. Seen:
Ladoga-, Onega- und Peipussee in Rußland; Mälar-, Wener-
und Wettersee in Schweden; Neusiedler- und Plattensee in Ungarn;
der Comersee in Italien; der Genfer-, Neuenburger-, Zürcher- und
Vierwaldstättersee in der Schweiz. Hauptflüsse: Don, Dniepr
und Wolga in Rußland; Donau, Rhein und Elbe in Deutsch-
land; die Seine (Sän'), Loire (Loar'), Garonne und Rhone in
Frankreich. Der Tajo (Tacho) und Ebro in Spanien und Por-
tugal; die Themse in England; der Po in Italien; die Weichsel
in Polen.
46. Europa wird von romanischen, germanischen und slavi-
schen Völkern bewohnt, welche unstreitig die gebildetsten der ganzen
Erde sind. Fast alle Europäer bekennen sich zur christlichen Reli-
gion, ausgenommen die Juden, die Muhamedaner in der Türkei
und die heidnischen Lappländer im Norden.
Europäische Staaten.
47. Das Königreichportugal (1660 Q. M. und 3,450,000
kath. E.) hat heißes Klima und fruchtbaren Boden. Es gibt hier
Pomeranzen, Citronen und Feigen in Menge. Die Hauptstadt
Lissabon (280,000 E.) liegt am Tajo und hat eine sehr schöne
Lage. Noch sind zu bemerken die Handelsstadt Oporto und die
Universitätsstadt C o i m b r a.
48. Das Königreich Spanien (8600 Q.m. und 12,100,000
kath. E.) nimmt den größten Theil der pyrenäischen Halbinsel ein,
ist überaus fruchtbar, aber nicht genug angebaut. Es hat sehr gute
Pferde, Schafe, Maulesel, Seide, Wein,Oel und Südfrüchte.
Madrid (200,000 E.) ist die Hauptstadt des Reiches. Andere
berühmte Städte sind: Toledo, Barcelona, Malaga und
Cadir.
49. Das Kaiserthum Fran kretch (9620q.m., 35,500,000
kath. E.) ist ein großes, schönes Land, das Getreide, Wein, Obst,
Oel und edle Früchte hervorbringt, starken Handel treibt und bedeu-
tende Fabriken hat. Paris an der Seine (1,000,000 E.) ist die
Hauptstadt des Reiches und der Größe nach die zweite Stadt in
Europa. Lyon, große Stadt an der Rhone, mit bedeutendem
Seidenhandel. Marseille(Marselj'), Toulon und Bordeaux
(Bordo) sind berühmte Handelsstädte. Straßburg mit herrli-
chem Münster.
50. Das Königreich Großbritannien (5700 Q. M.,
29,128,000 E., worunter 8,770,000 Katholiken, 20,115.400 Pro-
testanten) besteht aus den drei Königreichen England, Schottland
und Irland. Großbritannien hat feuchtes Klima, gute Viehzucht,
' ^ 23 *
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide]]
Extrahierte Personennamen: Toledo Bordo
Extrahierte Ortsnamen: Ostsee Wener- Schweden Ungarn Italien Schweiz Donau Rhein Frankreich Spanien England Italien Polen Europa Türkei Lissabon Spanien Madrid Barcelona Malaga Paris Europa Lyon Toulon England Schottland Irland
Anhang.
Gcschichte und Gcogrnphic des Grosthnzomums Hesstn.
1. Das Gebiet des Großherzogthums Hessen wurde in uralter
Zeit von verschiedenen deutschen Volksstämmen bewohnt. In Rhein-
hessen wohnten Gallier und Vangionen, in Starkenburg Aleman-
nen, in Oberhessen Chatten. Kurz vor Christi Geburt lernten die
Römer, im Kampfe mit den Galliern begriffen, die Chatten oder
Hessen kennen und schilderten sie als einen mächtigen, tapferen
Volksstamm. Zweihundert Jahre nach Christi Geburt schloffen sich die
Chatten dem mächtigen Frankenbund an, und ihr Land bildete lange
Zeit einen Theil des Frankenreichs. Im achten Jahrhundert wur-
den sie durch den heil. Bonifacius, den Apostel der Deutschen, zum
Christenthum bekehrt. Bis in's zwölfte Jahrhundert gehorchten sie
vielen Grafen und Rittern.
2. Vom Jahre 1130—1247 stand der größte Theil von Hessen
unter der Botmäßigkeit der Landgrafen von Thüringen. In
diese Zeit fällt das Leben der heil. Elisabeth, Landgräfin von
Thüringen und Hessen. Rach dem Tode ihres Gemahls entsagte
sie der Welt und brachte ihr Leben in Gebet, Bußübungen und in
Werken der Barmherzigkeit zu. Sie starb zu Marburg, 1231.
3. Als 1247 der Mannsstamm der Thüringischen Landgrafen
ausgestorben war, kam Hessen an Heinrich 1. von Brabant,
genannt das Kind. Er war der Sohn eines Herzogs von Brabant
und Sophiens, einer Tochter der heil. Elisabeth. Heinrich ist der
erste Landgraf von Hessen und der Stammvater der hessischen Für-
sten. — Der Landgraf Heinrich Iii. heirathete die Erbgräfin
Anna von Katzenellenbogen und vermehrte durch die Erwerbung
dieser mächtigen Grafschaft, wozu auch Darmstadt gehörre, die Macht
der hessischen Landgrafen.
4. Philipp der Großmüthige, welcher 1567 starb, theilte
die Landgrafschaft unter seine vier Söhne, von denen Wilhelm Iv.
der Stifter von Hessen-Kassel, Georg !. aber Stammherr der
Heffen-Darmstädtischen Landgrafen ist. Die beiden andern Brüder
starben ohne Nachkommen und ihre Besitzungen kamen an Hessen-
Kassel und Hessen-Darmstadt.
5. Die Landgrafen von Hessen-Darmstadt zeichneten sich durch
Sparsamkeit im Staatshaushalt, durch Aufführung nützlicher Bau-
ten , durch Gelehrsamkeit und Treue gegen das kaiserliche Haus
Oesterreich aus. Georg I. verwandelte eine große Strecke öden
Hepp. Vollständiges Lehr- und Lesebuch. 32
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz]]
Extrahierte Personennamen: Christi Bonifacius Apostel Elisabeth Heinrich_1._von_Brabant Heinrich Elisabeth Heinrich Heinrich Heinrich_Iii Heinrich Anna_von_Katzenellenbogen Philipp_der_Großmüthige Philipp Wilhelm Georg_!
48
Mit Milch sängst du dein Leben an,
Mit Wein kannst du es wohl beschließen;
Doch fängst du mit dem Ende an,
So wird das Ende dich verdrießen.
Die Luft, Mensch, ist dein Element,
Du lebest nicht von ihr getrennt;
Drum täglich in das Freie geh’,
Und besser noch auf Berges Höh’!
Das zweite ist das Wasserreich,
Es reinigt dich und stärkt zugleich;
Drum wasche täglich deinen Leib
Und bade oft zum Zeitvertreib!
Dein Tisch sei stets einfacher Art,
Sei Kraft mit Wohlgeschmack gepaart;
Mischst du zusammen vielerlei,
So wird’s für dich ein Hexenbrei.
iss massig stets und ohne Hast,
Dass du nie fühlst des Magens Last;
Geniess es auch mit frohem Muth,
So g'bt’s dir ein gesundes Blut.
Fleisch nähret, stärket und macht warm,
Die Pflanzenkost erschlafft den Darm;
Sie kühlet und eröffnet gut
Und macht dabei ein leichtes Blut.
Das Obst ist wahre Gottesgab’,
Es labt, erfrischt und kühlet ab;
Doch über Allem steht das Brod,
Zu jeder Nahrung thut es Noth.
Das Fett verschleimt, verdaut sich schwer
Salz macht scharf Blut und reizet sehr;
Gewürze ganz dem Feuer gleicht,
Es wärmet, aber zündet leicht.
Willst du gedeihlich Fisch gemessen,
Musst du ihn stets mit Wein begiessen.
Den Käs iss nie zum Uebermaß;
Mit Brod zu Nachtisch taucht er was.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
385
Legionen zum römischen Kaiser ausgerufen. Doch mußte er noch
lange blutige Kriege mit seinen fünf Mitregenten führen, bis er im
Jahre 324 Alleinherrscher des großen Reiches wurde. Seine christ-
liche, fromme Mutter Helena und sein dem Christenthum nicht ab-
geneigter Vater Konstantius bewirkten auch in Konstantins Herzen
eine Hinneigung zum Christenthum. Obschon noch Heide, gestattete
er doch bei seinem Regierungsantritte den Christen freie Ausübung
ihrer Religion. Sein völliger Uebertritt zum Christenthum wurde
herbeigeführt durch eine außerordentliche Erscheinung am Himmel,
als Konstantin wider seinen Gegenkaiser zu Felde zog. An einem
Nachmittage sahen er und seine Soldaten am Himmel das Zeichen
des Kreuzes mit der Umschrift: „Durch dieses wirst du siegen!"
Dasselbe Kreuzzeichen und Christus erschienen in der darauf folgen-
den Nacht dem Kaiser im Traume. Nun ließ Konstantin eine Fahne
mit dem Kreuzzeichen verfertigen und dieselbe in den Schlachten
vorantragen. Er wurde jetzt Christ, ließ sich im Christenthume
unterrichten, aber erst kurz vor seinem Tode taufen, weil er fürch-
tete, die Gnade zu verlieren, welche Gott in der Taufe mittheilt.
313 erließ Konstantin ein Gesetz, wonach ein jeder Unterthan seine
Religion frei und ungehindert ausüben durfte. Viele andere Ge-
setze ergingen, die das Christenthum zu heben und zu verbreiten
suchten. Dahin gehören die Gesetze über eine würdige Sonntags-
feier, das Verbot der Kreuzigung — aus Ehrfurcht gegen den Er-
löser — und die Abschaffung der blutigen Fechterspiele. Die Geist-
lichen wurden von den Steuern befreit, mit Geld unterstützt, ihnen
die Freiheitserklärung der Sklaven und richterliche Gewalt bei Strei-
tigkeiten übertragen; überall entstanden Kirchen, wie die prächtige
Kirche des heiligen Grabes zu Jerusalem, die Apostelkirche zu Kon-
stantinopel; auch gestattete er, Vermächtnisse und Schenkungen an
Kirchen zu machen.
Anders sah es im Morgenlande aus, wo der heidnische
Kaiser Licinius herrschte. Seine Feindschaft gegen Konstantin
verwandelte sich bald in eine heftige Abneigung gegen die Christen.
Die Waffen sollten nun entscheiden, ob das Heidenthum oder das
Christenthum untergehen sollte. Konstantin zog gegen Licinius zu
Felde und besiegte ihn. Nun ließ er die zerstörten Kirchen im
Morgenlande wieder aufbauen und begünstigte die Christen auf alle
Weise. Mit seiner Alleinherrschaft im Morgen- und Abendlande
hören die blutigen Verfolgungen der Christen auf. Im Jahre 325
erschien er selbst auf der ersten allgemeinen Kirchenver-
sammlung zu Nicäa, welche er zusammenberufen hatte, um
kirchliche Unruhen zu unterdrücken. Von dem immer n.och heidnisch
gesinnten Rom verlegte er seine Residenz nach Byzanz, welches
nach ihm Konstant in opel genannt wurde. Durch die Entfernung
des kaiserlichen Hofes konnten nun die Bischöfe zu Rom freier und
selbstständiger handeln. Konstantin starb gleich nach Empfang der
Hepp. Vollständiger Lehr- und Lesebuch. £5
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Helena Konstantin Christus Konstantin Konstantin Konstantin Konstantin
Extrahierte Ortsnamen: Konstantins Jerusalem Rom Byzanz
119
ab. Schwarz, seines Blätterschmuckes beraubt, stand er da, als ob er mit den
Griechen traure über das Unglück der Stadt. Im nächsten Jahre jedoch trieb
er von Neuem wieder Blätter, und ein Reis nach dem andern wurde wieder
grün. Da war Freude und Jubel unter den Athenern; denn, sagten sie, uns
ist ein Zeichen geworden, daß die Göttin uns noch gewogen ist. Wie ihre Olive
wieder grünt und blüht, so wird auch unsere Stadt wieder grünen und blühen.
In welch' einem Ansehen jener B«um auch über Athen hinaus stand, beweist
die Geschichte des Fremdlings von Kreta. Dieser hatte den Athenern wichtige
Dienste geleistet. Dankbar bot ihm die Stadt eine Belohnung; aber statt der
Schütze, welche man ihm zugedacht hatte, erbat er sich nur einen Zweig von dem
heiligen Oelbaume, und mit dieser schlichten Gabe schied er, hoch gefeiert und ver-
ehrt von den Athenern. Ein Kranz von den Olivenzweigen war es, mit dem die
Sieger in den olympischen Spielen gekrönt wurden, und dieser einfache, silber-
farbene Kranz mit seinen goldgelben Blüthen war ihnen mehr werth, als einer
aus Silber; denn er verberrlichte nicht bloß den, der ihn trug, sondern auckx
seine Familie und seine Vaterstadt. Der Oelzweig wurde jedoch nicht allein
von Siegerhänden getragen; auch Schutz- und Hülseflehende grissen nach ihm.
In den Peiserkriegen sandten die Griechen wiederholt Bolen mit Oelzweigeu
nach Delphi, um von dem Orakel einen günstigeren Spruch für ihr Vaterland
zu erflehen. Mit Oelzweigeu in den Händen kamen auch die unglücklichen Kar-
thager zu dem römischen Feldherrn, nachdem sie gegen denselben sechs Tage
und sechs Nächte mit der größten Tapferkeit gekämpft hatten, und baten um
ihr Leben. Sogar aus einer Münze hat der Oelzweig geprangt. Ein durch
seine Weisheit berühmter König in Roni, der den Frieden dem Kriege vorzog,
ließ nämlich einen Oelzweig auf die Münzen prägen, und im Mittelalter baute
man mitten im Heidenlande bei Danzig ein Kloster, welches heute noch steht,
und nannte es Oliva, damit andeutend, daß es den wilden Heiden den Frie-
den des Himmels bringen sollte. .Das Weihwasser sprengte der Priester am
liebsten mit Olivenzweigen, und Sterbende salbt er noch jetzt bei der letzten
Oelung mit Olivenöl.
\
• 6. Der Theestrauch.
Ter Theestrauch hat seine ursprüngliche Heimath in C h i n a und Japan,
wird aber jetzt mit Erfolg auch auf Java und der indischen Landschaft Assam
angebaut. Seine Blätter liefern den allgemein bekannten Thee, dessen Gebrauch
man in China schon im 9. Jahrhundert kannte. Im Jahre 1066 führten die
Holländer ihn nach Europa, wo der Verbrauch jetzt so ungeheuer ist, daß Eng-
land allein an 30 Millionen Pfund Thee jährlich verbraucht. Aller Thee, der
in den Handel kommt, gehört zu einer und derselben Art; nur die Zubereitung
und die Verschiedenheit der Blätter geben theils den grünen, theils den schwar-
zen Thee, wovon man jedoch 7—10 verschiedene Sorten mit besonderen Be-
nennungen unterscheidet. Die Theepflanze ist ein Strauch, oder wenn man will,
/
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland]]
TM Hauptwörter (200): [T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Schwarz Oliva
Extrahierte Ortsnamen: Kreta Heidenlande Danzig Japan Assam China Europa
343
Den Edelstein in seine Mitte nahm
Uyd schöner ihn verklärte, bis ergrimmt
Am eirje sreche Land das Herz durchstieß.
Er sank; es floß sein Blut; die Flamm' exlosch^
Und seine Seele stieg zu Gott empor. ' Herder.
18. Konstantin der Gross e.
(306-337 n. Chr)
Diokletian war der letzte römische Kaiser, der als Heide die
Christen grausam verfolgte. Sein Nachfolger, Konstantin, ward
seihst ein Christ, und die schrecklichen C h r i st e n v e r f ol gu n g e n
hörten aus. Schon in seines Vaters Haute hatte Konstantin viel Löb-
liches von den Christen gehört und war ihnen desshalb im Herzen
zugethan. Als er Herrscher eines Theils des römischen Reichs ge-
worden war, — denn damals war das römische Reich unter sechs
Kaiser vertheilt, die neben einander regierten — gerieth er in Streit
und Krieg mit seinem Mitkaiser, Maxe nt ins, einem schlimmen
Christenfeinde. Und als er nun den Tag vor der entscheidenden
Schlacht zur Mittagszeit sinnend und nachdenkend vor seinem Heere
hin und her ging und überlegte, ob er auch wohl siegen könnte, und
wie er das anzufangen habe, sah er am hellen Mittage am Himmel
efh Kreuz mit der Inschrift: „Hiermi t wi rst du siegen!“ (312
n. Chr.) Staunen ergriff ihn und das ganze Heer, welches Zeuge die-
ser Erscheinung war. In der folgenden Nacht wurde er in einem
Traumgesichte aus’» Neue an die Erscheinung gemahnt. Mit Anbruch
fles Tages stand Konstantin aus und liess statt der Hauptfahne, die
vorher mit Bildein der Götter geschmückt gewesen, eine K reuze s-
sa h ne fertigen. Es war ein langer vergoldeter Lanzenschaft,
durch dessen obern Theil eine mit einem kostbaren, purpurnen Tuche
behangene One rst a n " e ging, die ihm die Gestalt eines K re uz e s
gab. So entstand die Fahne des Kreuzes, „Lnbarum“ genannt. An
der Spitze war ein Kranz von Gold und Edelsteinen befestigt, wel-
cher die beiden in einander geschlungenen, griechischen Anfangs-
buchstaben des Namens C h rit t u s — X (Ch) und P (R) — in sich
schloss. Diese Fahne gebrauchte Konstantin von nun an in allen sei-
nen Kriegen als ein Mittel des Schutzes und des Sieges. Nachdem
er mit dem Heere des Maxentius zusammengetroffen und einen voll-
ständigen Sieg erfochten hatte, liess er sich das Evangelium verkün-
digen und erklären, warum der Sohn Gottes Mensch geworden wäre.
Auch verordnete er, dass alle feine Staatsdiener und Unterthanen im
Chriftenthume unterrichtet werden sollten. Er ei theilte den Christen
im ganzen römischen Reiche vollkommene Religionsfreiheit (313 n.
y
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Diokletian Konstantin Konstantin Konstantin
272
und Forderungen; er verbarg ihre Briefe. Als einst sein Feldherr
Antipater sich über sie und ihre Briefe an Alexander beklagte,
sagte dieser: -„Antipater muss nicht wissen, dass eine einzige
Thräne einer Mutter tausend solcher Briefe auslöschen kann.“
c. D i e Römer.
Romulus und Nemus gründen Rom 753; über 200 Jahre
von Königen regiert, wird es 509 eine Republik.— Nach den 3
Punischen Kriegen, in deren zweitem es durch Hannibal an den
Rand des Untergangs gebracht wird, dehnt es seine Eroberungen über
die ganze damals bekannte Welt aus. 60 erobern die Römer Palästina.
Der Jdumäer Herodes wird König und vernichtet die Makkabäer;
seine' Söhne, Archelaus, Antipas und Philippus, sowie sein Enkel
Herodes Agrippa folgen ihm in der Regierung. — Nach der Über-
windung des Pompejus macht sich Cäsar zum Alleinherrscher, nach
seiner Ermordung, 44, Oktavianus, der als Kaiser Augustus genannt
wird. — Jesus wird geboren.
Born pejus räumte nicht nur den Seeräubern, die sich zu
einer anderen Lebensart verstanden, Städte zur Wohnung ein, son-
dern machte auch den König von Armenien, Tigranes, den er im
Triumphe hätte aufführen können, zum Bundesgenossen, indem er
sagte, an der Ewigkeit sei ihm mehr gelegen, als an einem einzigen
Tage. — Cäsar war es, welcher in 14 Jahren das ganze, von
streitbaren Völkern stark bewohnte Gallien und zweimal Spanien
unterwarf, Deutschland und England betrat, siegreich Italien durch-
zog, die Macht Pompejus des Grossen stürzte, Ägypten zum Ge-
horsam brachte, den Pharnaces sah und schlug, in Afrika den
grossen Kamen Catos und die Waffen Jubas besiegte, 50 Schlachten
lieferte, in denen 1 Million, 200,000 Mann geblieben sein sollen,
bei dem allen nach Cicero der grösste Redner, für Geschichts-
schreiber ein unübertroffenes Muster; an der Ausführung grosser
Pläne über Gesetzgebung und Ausbreitung des Reiches hinderte
ihn sein Tod. — Als seine Freunde ihm riethen, eine Leibwache
zu halten, verwarf er diese geradezu und sagte: „Es ist besser,
einmal zu sterben, als den Tod immer zu fürchten!“
Ii. Zeittafel der lvettbegebenheiten nach Christi Geburt.
1. Von Augustus bis zum Untergange des Römi-
schen Reichs. — Hermann befreit Deutschland durch den Sieg im
Teutoburger Walde, 9. — Unter Vespasianus zerstört Titus im Jahre
70 Jerusalem.— Große Ehristenversolgungen — 323 wird Con-
stantia Alleinherrscher; das Christenthum wird Staatsreligion. Erste
allgemeine Kirchenversammlung zu Nieäa; Verlegung der Residenz
nach Constantinopel. 375 fängt die Völkerwanderung an.
Das Römische Reich wird in das Morgenländische und Abendländische
getheilt; dieses geht unter durch Odoaeer, 476.
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T163: [Cäsar Antonius Pompejus Rom Sulla Csar Marius Jahr Krieg Heer], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Hannibal Herodes_Agrippa Cäsar Cäsar Augustus Cäsar Augustus Augustus Hermann
Extrahierte Ortsnamen: Rom Oktavianus Armenien Gallien Spanien Deutschland England Italien Afrika Christi Deutschland Jerusalem Constantinopel
273
Als Alarich, König der Westgothen, 408 Rom belagerte,
wurden 2 angesehene Römer in sein Lager geschickt. Sie ver-
kündigten dem Könige, die Römer seien entschlossen, ihre Würde
zu behaupten; wenn Alarich einen anständigen Vergleich ausschlage,
so möge er nur das Zeichen zur Schlacht geben und sich gefasst
machen, ein zahlloses, in den Waffen geübtes und durch Ver-
zweiflung furchtbares Volk zu bekämpfen. „Desto besser,“ ant-
wortete Alarich, „je dichter das Gras, desto leichter das Mähen.“
Dieser Antwort gemäss waren seine Bedingungen. Alles Gold und
Silber, alle bewegliche Habe von Werth und alle Sklaven, die
nicht römischer Abkunft seien, müsse man ihm geben. „Wenn
aber dies deine Forderungen, sind, o König,“ fragten die Abge-
ordneten, „was denkst du dann uns zu lassen?“ „Euer Leben,“
antwortete der stolze Eroberer. —
2. Von Dboacer bis zu Karl dem Großen. — 486
stiftete Chlodwig das Fränkische Reich.— 622 Muhameds Flucht
von Mekka nach Medina (Hedschra). Karl der Große wird Römischer
Kaiser, 800.
Muhamed sah mit Schmerz den Verfall seines Vaterlandes
Arabien, wie es von den alten Sitten hinunter sank, fremde sich
angewöhnte. Er gewann die Überzeugung, dass er der wäre, dessen
die Völker bedürften. Im 40. Jahre seines Alters erschien ihm,
wie er erzählt, „die gesegnete Nacht,“ worin Gabriel ihn, so sagte
er, zum Propheten des Höchsten berief. Dieses erzählte er seiner
Gattin Kadischa und seinem Vetter Waraka; sein Spruch war
Feuer, er entflammte, sie schwuren: „Bei dem, in dessen Hand die
Seele der Kadischa und des Waraka ist! Muhamed ist Prophet.“
Hierauf glaubte der junge Ali, der erste der Zeugen, Muhamed
gab ihm seine Tochter. Nach diesem fiel Abubekr der Gerechte
ihm bei. Bald aber mehrten sich seine Gegner; doch er erklärte:
„Sollten sie auch die Sonne in meine Rechte und den Mond in
meine Linke legen, so lasse ich dennoch nicht ab.“ —
3. Von Karl dem Großen bis Rudolf vonhabsburg.
843 wird durch den Vertrag von Verdun das Frankenreich getheilt.
Von 843 — 911 herrschen die Karolinger in Deutschland; von
919 —1024 die Sächsischen Kaiser, von denen Heinrich I. die
Ungarn 933 bei Merseburg, Otto I. 955 auf dem Lechfelde schlug;
von 1024—1125 die Salisch-fränkischen Kaiser. Das Papst-
thum bekommt durch Gregor Vii. das Übergewicht über das Kaiser-
thum; Demüthigung Heinrichs Iv. zu Canossa 1077. — 1096 beginnen
bte Kreuzzüge; Gottfried von Bouillon erobert Jerusalem 1099.—
Von 1138—1254 herrschen die Hohen staufischen Kaiser; 1152—
1190 Friedrich Barbarossa. — Unter Innocenz Ui. ist das Papst-
thum auf dem Gipfel seiner Macht. — Von 1256 — 1273 das Inter-
regnum; das Faustrecht herrscht in seiner ganzen Ausdehnung. —
„Das sei ferne,“ sagte Gottfried von Bouillon, als ihn die
Kreuzfahrer zum Könige von Jerusalem machen wollten, „dass ich
4a die Königskrone trage, wo Christus die Dornenkrone getragen
18
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk]]
Extrahierte Personennamen: Karl Chlodwig Karl Kadischa Karl Karl Rudolf_vonhabsburg Rudolf Heinrich_I. Heinrich_I. Otto_I. Gregor_Vii Gregor Heinrichs Heinrichs Gottfried_von_Bouillon Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Innocenz_Ui Innocenz Gottfried_von_Bouillon Christus
Extrahierte Ortsnamen: Rom Mekka Medina Waraka Deutschland Ungarn Merseburg Jerusalem Jerusalem
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seinen Schutz sich erkaufte, dem läßt er kein Haar krümmen. Immer
bedacht aus Raub ist er eben so willig wieder zu geben; auch der
Ärmste bietet von seinem Brote und seinen Datteln den Zuschauern
seines kargen Mahles, und Almosengeben galt dem Araber aller Zeit
für eine seiner vorzüglichsten Verpflichtungen. Den schwarzen blitzenden
Augen entspricht das Feuer seines Gemüthes; sein Blut, leicht in
Wallung, kühlt sich nicht bald, und schwer versöhnlich ist das nach
Rache dürstende Herz Eine Beleidigung nicht rächen, gilt für ent-
ehrend, die Verpflichtung zur Blutrache geht bis in das fünfte Geschlecht,
und Verachtung trifft die, welche sie nicht erfüllen. Der Lebhaftigkeit
seiner Geberden entspricht ein scharfer, zugespitzter Verstand, der sich an
schlagenden Witzen und sinnvollen Sprüchen ergötzt, und eilte glühende
Phantasie, die sich eine Welt dichterischer Bilder gestaltet; denn Dich-
tung ist Anfang und Ende der Weisheit der Araber. Sie lieben es,
bei hellem Mondenscheine sich Mährchen und Geschichten zu erzählen
oder zu singen. Jünglinge und Mädchen wiederholen in Chören den
vom Vorsänger gesungenen Vers, indem sie ihren Gesang mit Hände-
klatschen und allerlei Bewegungen des Körpers begleiten.
Der Beduine wohnt in Zelten, die aus Kameelhaaren gewebt sind.
Seine Kleidung ist, wie die Abbildung zeigt, ein wollenes Hemd und
ein Mantel, dessen weiße und braune Streifen der Haut des Zebra
nachgeahmt sind; seine Waffen bestehen in Schwert und Speer, Helm
und Panzer, hier und da auch in Schießgewehren; seine Speise ist
süße und saure Kameelsmilch, ungesäuertes Brot, Butter, Datteln,
Trüffeln der Wüste; sein Reichthum das Kameel und das edle Roß.
317. Der Chinese.
Die Chinesen haben eine
gelbe oder gelblich-grüne Gesichts-
farbe. Die Leibesgestalt ist unter-
setzt und von mittelmäßiger Größe.
Sie haben länglich-runde, zuge-
spitzte Köpfe, breite eckige Ge-
sichter mit glatten Stirnen, nur
wenig gespaltene Augen, kleine,
stumpfe Nasen, kurze und schwarze
Augenbraunen, dünne Bärte,
große Ohren, schwarze ungekräu-
selte Haare, spitz hervorstehendes
Kinn und dicke Bäuche. Die
Männer erhalten ihren Kopf be-
ständig kahl bis auf einen kleinen
Theil am Scheitel, den sie in
einen breiten, steifen Zopf flech-
ten. Hausväter tragen einen
Zwickelbart. Der Körper, von
Jugend auf abgehärtet, ist dauer-
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
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wieder zu verhüllen, mehr der Schamhaftigkeit, als der Schmerzen ein-
gedenk. Selbst das rohe Volk ward dadurch bewegt, und man brachte
die beiden Freundinnen aus dem Bereiche des wüthenden Thieres. Da
kam Perpetua, wie aus tiefem Schlafe erwachend, Zu sich und fragte
zur Verwunderung der Anwesenden, wann sie denn der wilden Kuh
ausgesetzt werden sollte. Und als man ihr erwiderte, daß dieß bereits
geschehen sei, wollte sie es nicht glauben, bis sie die blutigen Spuren
an ihrem Körper und Kleide bemerkte.
Es war Sitte, daß die, welche von den wilden Thieren nicht ge-
tödtet worden waren, von jungen Gladiatoren (Fechtern) den Gnaden-
stoß empfingen. Dieses Ende erwartete auch die beiden Freundinnen-
sie wurden wieder in die Mitte des Amphitheaters geführt, damit sich
das Volk an ihrem Sterben weide. Perpetua führte selbst die zitternde
Hand des Fechters an ihren Hals und empfing lautlos den Todesstoß.
218. Der Sieg der Kirche.
Der Wuth der römischen Kaiser gelang es nicht, die Kirche des
Herrn zu zerstören; im Gegentheil, sie mußten sich vor der Macht des
Herrn beugen. Er erweckte einen Mann, durch welchen er das Heiden-
thum zu Boden warf. Konstantin war sein Name. Schon sein
Vater, der einen Theil des römischen Reiches als Statthalter beherrschte,
hatte in Zeiten schwerer Verfolgungen die Christen verschont. Kon-
stantin erbte des Vaters Macht und Ehre und auch dessen freundliche
Gesinnung gegen die Christen. Er zog im Jahre 312 gegen seinen
heidnischen Gegenkaiser Maxentius zu Felde. Da betete er zum Herrn
um Sieg. Es war Nachmittag; die Sonne stand hoch am Himmel.
Der Kaiser war mit seinem Heere auf dem Marsche. Da sah er plötz-
lich das flammende Zeichen des Kreuzes unter der Sonne mit der
leuchtenden Umschrift: „In diesem Zeichen wirst du siegen." In der
Nacht darauf erschien ihm der Herr im Traum und gebot ihm, dies
Kreuz zu seinem Panier zu machen. Er that es und besiegte unter der
Fahne des Kreuzes seinen heidnischen Gegner, der zum letzten Male
die Kraft des Heidenthums zum Verzweiflungskampfe zusammengerafft
hatte. — Die Zeit der Angst und Verfolgung war nun für die Christen
vorüber. Als Konstantin im Jahre 323 Alleinherrscher im ganzen
römischen Reiche geworden war, bekannte er sich unverhohlen zum
Christenthum. Aus Abneigung gegen Rom, wo das Heidenthum noch
sehr -fest saß, verlegte er seinen Wohnsitz nach Byzanz, welches nach
ihm Konstantinopel genannt wurde. Durch Erbauung christlicher
Kirchen suchte er, und noch mehr seine Mutter Helene, das Volk
von den Heidentempeln weg zur Anbetung Gottes herüberzuziehen. Nur
Christen wurden zu hohen Ämtern im Reiche befördert; kein kaiser-
licher Beamter durfte ferner den Göttern opfern. Das vermehrte' frei-
lich auch die Zahl der Scheinchristen. Viele wandten den Mantel
rasch nach dem Winde und dachten durch ein erheucheltes Christenthum
zu Würden emporzusteigen. Konstantin ließ sich erst kurz vor seinem
Ende taufen; er fürchtete noch zu sündigen. Das Christenthum war
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
Extrahierte Personennamen: Konstantin Konstantin Helene Konstantin
Extrahierte Ortsnamen: Heiden- Maxentius Rom Byzanz Konstantinopel Gottes