147
1) In Vollbürgergemeinden. Die Vollbürgergemeinden ziem-
lich zusammenhängend zwischen Formiü in Latium und dem süd-
lichen Etrurien und zwischen Meer und Apennin; die übrigen
Bollbürgergenieinden zerstreut.
2) In Gemeinden, die ini Verhältniß der Unterthänigkeit
standen. Die letzten zerfielen wieder in drei Klassen:
a) die Gemeinden latinischen Rechtes, die nur privatrechtlich
(in Handel und Verkehr, Erbschaftsangelegenheiten re.) den Ge-
meinden der Vollbürger gleichgestellt waren und ihre eigene Ver-
waltung durch Diktatoren oder sogenannte Aedilen hatten. Die
Inhaber von Gemeindeämtern waren römische Vollbürger.
b) Die Gemeinden ohne eigene Verwaltung, denen ein von
Rom bestellter Präfekt Recht sprach.
e) Die Soeii oder die Gemeinden nicht latinischen Rechts,
die bald mehr bald weniger politische Rechte ausübten, nach be-
sonderen mit Rom abgeschlossenen Verträgen.
Zweite Abteilung.
Das Zeitalter der außer italischen Kriege und Erobe-
rungen 264—133 v. Ehr.
Erster Abschnitt.
Kriege im Westen. Rom inrd Carthago. (264—201.)
1. Der erste pmüsche Krieg (264—241).
Carthago's günstige Lage. Die Carthager semitischen Stam-
mes, mehr ein Handels- als ein politisches und militärisches Volk,
Söldnerwesen. Sie standen damals auf der Höhe ihrer Machff
bildeten den größten imb reichsten Seestaat der damaligen Welt,
beherrschten die Nordküste Afrika's, Sardinien und Corsika und
theilweise Sieilien. Ihre zwei zwar gewählten aber wahrschein-
lich lebenslänglichen Suffeten, ihnen zur Seite zwei Senate, wo-
von der eine ans den Geschlechtern, der andere aus den reichsten
Bürgern genommen war. Waren Suffeten und die beiden Se-
nate uneinig, so wurde die Volksversammlung befragt. Kampf
der Syraknsaner und Carthager um Sieilien. Während die Ur-
sache des ersten punischen Krieges in der Eifersucht und in dem
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Extrahierte Ortsnamen: Latium Etrurien Rom Sardinien Corsika
139
1) In Vollbürgergemeinden. Die Vollbürgergemeinden ziem-
lich zusammenhängend zwischen Formiü in Latium und dem süd-
lichen Etrurien und zwischen Meer und Apennin; die übrigen
Vollbürgergemeinden zerstreut.
2) In Gemeinden, die im Verhältniß der Unterthänigkeit
standen. Die letzten zerfielen wieder in drei Klassen:
a.) die Gemeinden latinischen Rechtes, die nur privatrechtlich
(in Handel und Verkehr, Erbschaftsangelegenheiten re.) den Ge-
meinden der Vollbürger gleichgestellt waren und ihre eigene Ver-
waltung durch Diktatoren oder sogenannte Aedilen hatten. Die
Inhaber von Gemeindeämtern waren römische Vollbürger.
d) Die Gemeinden ohne eigene Verwaltung, denen ein von
Rom bestellter Präfekt Recht sprach.
e) Die Socii oder die Gemeinden nicht latinischen Rechts,
die bald mehr bald weniger politische Rechte ausübten, nach be-
sonderen mit Rom abgeschlossenen Vertrügen.
Zweite Abtheilung.
Das Zeitalter der außeritalischen Kriege und Erobe-
rungen 264 -133 v. Ehr.
Erster Abschnitt.
Kriege im Westen. Rom und Carthago. (264—201.)
t. Der erste punische Krieg (264—241).
Carthagv's günstige Lage. Die Carthager semitischen Stam-
mes, mehr ein Handels- als ein politisches und militärisches Volk,
Söldnerwesen. Sie standen damals auf der Höhe ihrer Machff
bildeten den größten und reichsten Seestaat der damaligen Welt,
beherrschter: die Nordküste Afrika's, Sardinien und Corsika und
theilweise Sieilien. Ihre zwei zwar gewählten aber wahrschein-
lich lebenslänglichen Suffeten, ihnen zur Seite zwei Senate, wo-
von der eine aus den Geschlechtern, der andere aus den reichsten
Bürgern genommen war. Waren Suffeten und die beiden Se-
nate uneinig, so wurde die Volksversammlung befragt. Kampf
der Syrakusaner und Carthager um Sieilien. Während die Ur-
sache des ersten punischen Krieges in der Eifersucht und in dem
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Extrahierte Personennamen: Carthago
Extrahierte Ortsnamen: Latium Etrurien Rom Rom Sardinien Corsika
Untergang des westrmischen Reichs. 77
Nachfolger des Honorius, Valentinian Iii. (423 455), ging noch Afrika an die Vandalen, Britannien an die Angeln und Sachsen verloren. Zwar vertheidigte der tapfere Astius 451 das Reich gegen die vordringenden Hunnen; er fiel aber bald darauf durch des Kaisers eigene Hand.
Nach Valentinians Ermordung wurde Rom 455 von den Van-dalen unter Geiserich geplndert, und darauf rissen die Fhrer der deutschen Miethstrnppen in Italien die Herrschaft an sich. Sechzehn Jahre hindurch fhrte der Sueve Ricimer die Regierung, eine Zeit lang sogar ohne einen Angustns zu ernennen; Odoaker aber setzte 476 den letzten Kaiser Romulus Augustulus ab, und nannte sich König. So endete das westrmische Reich nach einer Dauer von 1230 Jahren.
Der letzte Abschnitt der alten Geschichte zeigt ein trauriges Bild des sitt-lichen Zustandes, der auch durch das Christentum nur wenig verbessert wurde. Denn obgleich das Heidenthum zur Zeit der Vlkerwanderung fast berall im rmischen Reich verschwunden war, so waren doch die ffentlichen Zu-stnde noch so wenig vom Geist des Christenthums durchdrungen, da vielmehr die Parteiungen und Brgerkriege, welche die neue Religion hervorrief, die Verwirrung noch vermehrten und die rgsten Greuelthaten herbeifhrten. Wie geringen moralischen Einflu die christliche Lehre auf das entartete Ge-fchlecht ausbte, beweist eine lange Reihe von christlichen Kaisern, welche mit derselben Grausamkeit wtheten, wie ihre heidnischen Vorgnger. Erst in der germanischen Welt kam das christliche Princip zur vollen Anwendung, aber auch hier bedurfte es noch eines Jahrtausends, ehe der Staat und seine Gesetze nach dem Geist des Christenthums geordnet wurden.
%
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Extrahierte Personennamen: Honorius Honorius Valentinians Romulus_Augustulus
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Britannien Sachsen Rom Italien
- 60 —
den Livius Drusus, bestimmten noch weiter gehende Anträge beim Volk einzubringen. Von der Unausführbarkeit derselben überzeugt, glaubten sie, werde das Volk sich dazu verstehen auch einige bereits rechtskräftig gewordene Gesetze des Gracchus abzuschaffen. Aber es entstand ein Aufruhr, in welchem Cajus zur Flucht genötigt wurde und sich durch einen Sklaven den Tod geben ließ (121). Seine Gesetze blieben zwar bestehen, wurden aber lässig ausgeführt und brachten daher nicht den erwarteten Nutzen.
Während jener Unruhen richtete sich die römische Eroberungslust gegen das südliche Gallien (Frankreich). Dort lag eine alte griechische, mit Rom seit lange befreundete Pflanzstadt Massilia (Marseille). Zu ihrem Beistand murbett verschiedene Züge gegen benachbarte keltische Stämme unternommen, Aquä Sextiä (Aix) als Colonie angelegt und 12l das ganze Land zwischen Pyrenäen und Cevennen zur Provinz gemacht. Noch heute trägt daher dasselbe bett Namen Provence.
§ 38. Marius.
Weniger Ruhm erntete Rom in dem jugurthinischen Kriege (112 — 106). Iugurtha der Enkel Massimffas hatte seine Vettern nach einander aus dem Wege geräumt, um sich die Alleinherrschaft in Numidien zu verschaffen. Klagen gegen ihn fruchteten bei dem bestochenen Senate nichts, und als endlich das Volk eine Kriegserklärung erzwang, ließen sich die gegen ihn geschickten Feldherrn für Geld zur Unthätigkeit bestimmen. Jugurtha konnte in seinem Uebermute rühmen, ganz Rom sei käuflich. Erst der Optimat Metellus rettete gegen ihn am Flusse Muth ul die römische Ehre und zwang ihn nach Mauretanien (Marocco) zu seinem Schwiegervater Bacchus zu fliehen. Beide besiegte der Consul des Jahres 107, Marius, aber die Festnahme Jugurthas gelang dem Quästor Cornelius Sulla. Er wurde im Triumphe in Rom aufgeführt und verhungerte im Kerker.
Schon vor diesem afrikanischen Kriege waren die Kimbern und Teutonen, germanische Volksstämme, in den Alpen erschienen und hatten den Consul Papirius Carbo bei Noreja(113) geschlagen. Darauf zogen sie nach Südgallien, vernichteten mehrere römische Heere und theilten sich endlich, um zu gleicher
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Extrahierte Personennamen: Livius_Drusus Cajus Marius Marius Massimffas Metellus Bacchus Marius Marius Cornelius_Sulla Sulla
Extrahierte Ortsnamen: Gallien Frankreich Rom Massilia Marseille Rom Numidien Rom Mauretanien Marocco Rom
§ 61. Die Zeit zwischen dem ersten und zweiten pnnischen Kriege. 166
schwören müssen. Um .diesem Eidschwur nachzukommen, entschloß sich Haunibal, den Krieg gegen die Römer selbst herbeizuführen.
Er zog deshalb gegen Sagn nt und eroberte es, konnte sich aber des Besitzes nicht erfreuen, denn die Sagunter zündeten die Stadt an und verbrannten sich mit ihren Weibern, Kindern und Schätzen in ihren eigenen Häusern. Die Römer ließen alsbald durch Qu intus Fabius Maximus die Auslieferung Hanni-bals verlangen, und als der Senat in Karthago diese ver- ^ weigerte, wurde der Krieg erklärt. bl Gl,r'
Anmerkungen.
1. Telamon, h. Telcmione, im früheren Toskana am Tyrrhenischen Meere; Gades, H. Cadix; Neu-K ar t h a g o, H. Carthagena; S a-g und lag am Mittelländischen Meere, in der Gegend, wo Valencia lieqt also noch herwärts des Ebro, heute Murviedro.
2. Der^erste illyrische Krieg dauerte von 230—228 v. Chr. und hatte zur Folge, daß Demetrius von Pharos, der Statthalter von Ja0ict)ici (j?orfu), welcher diese Alltel Quslieseite, von den Mömern sie wie-der .als Eigentum und zugleich die Statthalterschaft über Jllyrien erhielt, topater ober trieb er Seeräubern und wollte von Rom sich uuabhäuaiq machen. Der römische Konsul Amilius nahm ihm deshalb die ^nsel Pharos, wo er residierte, und alle feine Besitzungen weg und nötigte ihn, nach Makedonien zu fliehen (219 v. Chr.). Illyrieu ward Provinz.^ Die Griechen gestatteten fortan aus Dankbarkeit den Römern den Zutritt zu den Olympischen und zu den Jsthmischen Spielen
3. Den Galliern kamen die Gäsäten unter dem Könige Viri-d.omar zu Hilfe. Dieser bot dem Konsul M. Claudius Marcellus einen Zweikampf an, der angenommen und in welchem der Gallier besiegt wurde. Dies wirkte entmutigend auf die Gallier. Die Gäsaten gogen frd) zurück. Die Römer gingen das erste Mal über den Po, nahmen Je ed to (aitum und andere gallische Städte ein, und legten an der Grenze von Mittelitalien die Kolonien Placentia (Piacenza), Mit-n ua_ (Modena) und 6 r emo na an und führten die Flaminische Straße, welche von Rom bis Ariminnm (Rimini) sich rog, von da an unter dem Namen Amilische Straße bis nach Placeutia fort.
4. Spamen war zur Zeit Hannibals im Innern von Kelten, an der Küste von Renern bewohnt; nach letzteren nannten die Auswärtigen das ßand Serien Seit der Vermischung beider Völker nannte man tue Einwohner Keltiberer. Die Hauptflüsse sind der Jberus (Ebro) der Sduerus (Duero), Tajus (Tajo), Auas (Guadiana) und Bätis (Guadalquivir). Der Ebro fließt in das Mittelländische, die anderen Flusse tu das Atlantische Meer. Außer den bereits genannten Stadien Gades, Hispalis, Neu-Karthago sind noch zu bemerken: Bar-etno (Sarceuono), Toledum (Toledo), Tarraco (Tarragoua), Portus Eale (Oporto), Numantia, das in Trümmern liegt, und
?!? den vielen einzelnen Völkerschaften sind hervorzuheben: die Gallier im Nordwesten; die Vasconen (Basken), die !1 ^utierttn Norden und die Susi tan er im Westen.
Das Land hatte mcht nur Überfluß an Produkten aus dem Pflanzen-reiche, sondern auch an Metallen. Gold und Silber fand man nicht Rolfus, Weltgeschichte. 3. Auff. o
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§ 95. Unabhängige Staaten infolge der Völkerwanderung. 261
Geistesgaben und seltenen Regenteneigenschaften, aber auf seinen Raubzügen ein grausamer Würger, der sich selbst zur Godegisel (Geißel Gottes) berufen glaubte. So lange er Krieg gegen Ost-Rom führte, war er stets siegreich. Als er aber seine Waffen auch gegen Gallien und Deutschland kehrte, verbanden sich die deutscheu Stämme mit den Römern . und Theodor ich, der König der Westgoten, trat ebenfalls auf ihre Seite. Als die ungeheuren Heere bei Chalous an der Marne einander gegenüberstanden, da zweifelte Attila selbst ant Siege und begann die Schlacht erst nachmittags drei Uhr, damit die Nacht den Kampf bald beendige. Es sollen auf beiden Seiten 160—300 000 Menschen gefallen fein. Attila mußte sich zurückziehen, seine Macht war gebrochen. Das nächste Jahr brach er in Italien ein und erschreckt flohen die Völker vor ihm her. Rom zitterte. Da trat ihm Papst Leo I. an der Spitze einer römischen Gesandtschaft entgegen und bewog ihn zur Umkehr, indem er ihn auf die Strafgerichte Gottes hinwies. Als Attila später gefragt wurde, warum er dem Papste so große Ehrfurcht bewiesen und alles gethan habe, was er verlangte, antwortete der Hunne, hinter dem Bischöfe sei noch ein anderer Mann in priesterlichem Gewände, von schöner, ehrwürdiger Gestalt und glänzendem Haare gestanden und habe mit gezücktem Schwert ihm mit dem Tode gedroht. Die Zusammenkunft fand statt bei P es chier a. Bald nach seiner Umkehr erreichte Attila der Tod (453). Die Hunnen, die keinem ihrer Häuptlinge das Vertrauen schenkten, das Attila genossen, trennten sich in verschiedene Horden und wurden in die Länder hinter dem Schwarzen Meere zurückgedrängt.
4. Reihenfolge der oströmischen Kaiser. Arkadins 395 bis 408. — Theodosins Ii. 408—450. — Marciau 450—457. — S e o I., ein Thrakier, 457—472. — Leo Ii., ein Enkel Leos I. und von ihm zum Mitregenten angenommen, 473—474. —Zeno 474—491. Er war der Vater des ihm vorhergehenden Leo Ii. und Gemahl der Ariadne, der Tochter Leos I. Er soll von seiner eigenen Gattin in ein Grabgewölbe gesperrt und so lebendig begraben worden sein. Ariadne reichte hierauf ihre Hand einem alten und rechtschaffenen Minister, dem Anastasius, der aber zu schwach war, weshalb das Reich völlig zerrüttet wurde (491—518).
8 95.
Unabhängige Staaten infolge der Völkerwanderung.
265) Infolge der großen Bewegung, welche durch den Übergang der Hunnen über die Wolga stattfand, waren die Vandalen, ein germanischer Stamm, nach Spanien gezogen. Als S-ß-iii4aliu§z der römische Statthalter in Afrika, seine Stellung am Hofe Valentinians Iii. zu Navenna durch Atztius gefährdet sah,' rief er "die Vaudalen zu Hilfe. Ihr König Genserich kam mit 80 000 Mann über die Meerenge von Gibraltar, doch nicht als Freund und Helfer, sondern als Feind und Eroberer. Bonifacius wollte sich nun mit dem römischen Hofe versöhnen und forderte die Vandalen anf, das Land zu verlassen. Aber diese siegten in zwei Schlachten und nötigten den Bonifacius,
429.
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Extrahierte Ortsnamen: Gottes Gallien Deutschland Italien Gottes Spanien Afrika Bonifacius
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Extrahierte Personennamen: Endoxia Leo Leo Apostel Theodorich_I. Theodor Chlodwig Toledo Roderich Kent Kent Egbert Rhadagais
Extrahierte Ortsnamen: Rom Karthago Gallien Spanien Englands Wesiengländ Mercia Baltischen_Meere Italien Frankreich
16
Einleitung.
Flammen preisgegeben wurde. Dennoch harrte ihrer ein entsetzliches Die Van- Loos. 14 Tage ward sie geplündert; alle Kunstschätze, alles Silber dern Rom und @oib' aud) die *>eiii9en Tempelgefäße von Jerusalem und die ver-455. goldeten Ziegel am Kapitolium wurden auf die Flotte gebracht. Die Zerstörungswuth der Vandalen (Vandalismus) ward zum Sprichworts. Tausende von Gefangenen, darunter die Kaiserin mit ihren beiden Töchtern, wurden nach Afrika mitgeschleppt, verkauft und mißhandelt. Dieser Jammer erfüllte das Herz des ehrwürdigen Bischofs von Carthago mit Mitleid. Unverweilt ließ er alles Gold und Silbergeräth der Kirchen einschmelzen, die Gefangenen loskaufen und liebevoll verpflegen. Justinian zer- Das Reich der Vandalen in Afrika verfiel schon mit Geiserichs Tod
Vandalen- (477) und rourbe 534 eine Beute des griechischen Kaisers Justinian. reich. 534. Auch in einem andern Theile des römischen Reiches gründeten
Britannien um die Mitte des 5. Jahrhunderts deutsche Völkerstämme bleibende Wohnsitze, nämlich in Britannien. Das Land war 43 n. Chr. eine Provinz des römischen Reiches geworden und hatte mehrere Legionen als Besatzung erhalten. Da aber die Kaiser ihre Truppen hatten zurückziehen müssen, um sie in andern Theilen des Reiches zu verwenden, so war Britannien den Einfällen kriegerischer Nachbarvölker bloßgestellt. Insbesondere werden die Pikten und Skoten als gefährliche Eindringlinge erwähnt, welche die unter Roms Herrschaft unkriegerisch gewordenen Bewohner zur Flucht nötigten und mitschleppten, was sie erreichen konnten. Dieser Uebersälle überdrüssig und von Rom verlassen, einigten sich endlich die Briten, und ihr König Vortigern, ein Mann ohne Einsicht und Thatkraft, ein Prafser und Verschwender, suchte bei den Angeln und Sachsen in Norddeutschland (im heutigen Schleswig-Hengist^von H^^stbin) um Hülse nach. Die unstäten Kriegsleute erschienen alsbald Horsa besetzt. (449) unter der Anführung von Hengist und Horsa und wurden freundlich aufgenommen, schlugen die Skoten entscheidend und endeten den Krieg rascher, als man erwartet hatte. Inzwischen hatte Hengist mit des britischen Königs Einwilligung einen Theil seiner Leute in die Heimat gesandt, um Verstärkung zu holen. Diese schilderten ihren Landsleuten die Feigheit der Briten, erhoben den Reichtum der Insel und forderten zum, Mitzug auf. So brachten die Abgeordneten 16 wohlbemannte Schiffe zurück; auch des Hengist schöne Tochter war erschienen und wurde von Vortigern zur Gemahlin begehrt. Hengist erhielt die Landschaft Kent als Eigentum und benutzte feinen Einfluß bei Vortigern, um immer mehr Mannschaft aus Germanien herüber kommen zu lassen» Zu spät merkten die Briten die List der Fremden. Nach mehreren vergeblichen Versuchen dieselben wieder los zu werden, mußten sie endlich
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16
Einleitung.
Die Van-
dalen plün
dern Rom,
455.
Justinian zer-
stört das
Vandalen-
reich, 534.
Britannien
wird von
Hengist und
Horsa besetzt.
Mörder die Kaiserin Eudopia seine Frau zu werden (455). Aus
Rache ries diese den Geiserich mit seinen Schaaren von Carthago her-
über nach Rom. Die Vandalen folgten der unerwarteten Einladung
und erschienen vor Rom. Ohne Widerstand rückte Geiserich in die
Stadt. Geistlichkeit und Senat hatten es erwirkt, daß die Stadt nicht
den Flammen preisgegeben wurde. Dennoch harrte ihrer ein entsetz-
liches Loos. 14 Tage ward sie geplündert; alle Kunstschätze, alles
Silber und Gold, auch die heiligen Tempelgefäße von Jerusalem und
die vergoldeten Ziegel am Capitolium wurden auf die Flotte gebracht.
Die Zerstörungswuth der Vandalen (Vandalismus) ward zum Sprüch-
worte. Tausende von Gefangenen, darunter die Kaiserin mit ihren
beiden Töchtern, wurden nach Afrika mitgeschleppt, verkauft und miß-
handelt. Dieser Jammer erfüllte das Herz des ehrwürdigen Bischofs
Deogratias von Carthago mit Mitleid. Unverweilt ließ er alles Gold-
und Silbergeräth der Kirchen einschmelzen, die Gefangenen loskaufen
und sie liebevoll verpflegen.
Das Reich der Vandalen in Afrika verfiel schon mit Geiserichs
Tod (477) und wurde 534 eine Beute des griechischen Kaisers Ju-
stinians (f. §. 9).
Auch in einem andern Theile des römischen Reiches gründeten
um die Mitte des 5. Jahrhunderts deutsche Völkerstämme bleibende
Wohnsitze, nämlich in Britannien. Das Land war 43 n. Chr. eine
Provinz des römischen Reiches geworden und hatte mehrere Legionen
als Besatzung erhalten. Da aber die Kaiser ihre Truppen hatten zu-
rückziehen müssen, um sie in anderen Theilen des Reiches zu verwenden,
so war Britannien den Einfällen kriegerischer Nachbarvölker blosgestellt.
Insbesondere werden die Pikten und Skoten als gefährliche Eindring-
linge erwähnt, welche die unter Roms Herrschaft unkriegerisch gewor-
denen Bewohner zur Flucht nöthigten und mitschleppten, was sie er-
reichen konnten. Dieser Uebersälle überdrüssig und von Rom verlassen,
einigten sich endlich die Briten und ihr König Vortigern, ein Mann
ohne Einsicht und Thatkraft, ein Prasser und Verschwender, und suchten
bei den Angeln und Sachsen in Norddeutschland (im heutigen Schles-
wig-Holstein) um Hülfe nach. Diese unstäten Kriegsleute erschienen als-
bald (449) unter der Anführung des Hengist und Horsa und wurden
freundlich aufgenommen, schlugen die Skoten entscheidend und endeten
den Krieg rascher, als man erwartet hatte. Inzwischen hatte Hengist
mit des Königs Einwilligung einen Theil seiner Leute in die Heimath
gesandt, um Verstärkung zu holen. Diese schilderten ihren Landsleuten
die Feigheit Vortigern's und der Briten, erhoben den Reichthum der
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Extrahierte Personennamen: Eudopia Vortigern
Extrahierte Ortsnamen: Rom Rom Rom Jerusalem Afrika Afrika Britannien Rom Sachsen Norddeutschland
20
Einleitung.
Rugierfürsten Odoaker (I. S. 201). Gestatte mir, daß ich mit meinem
Volke dahin ziehe und ihn vertreibe. Siege ich mit Gottes Beistand,
dann möchte ich als Euer Sohn und Diener die Herrschaft Italiens
besitzen; werde ich besiegt, so seid Ihr des Iahrgeldes ledig, welches
Euch jetzt belästigt." Zeno willfahrte den Bitten Theodorichs und ent-
ließ ihn mit reichen Geschenken.
gründet in Also brach der ganze Stamm der Gothen im Frühjahr 489 auf:
ostgomäes d-^^uner, Weiber und Kinder mit den Heerden und der gesammten
Reich, 493. Habe und stieg die Alpen hinab in das Tiefland von Oberitalien.
Bei Aquileja verlor Odoaker die erste Schlacht, er mußte sich bis
Verona zurückziehen. Hier erfocht Theodorich, welcher seitdem in der
Heldensage Dietrich von Bern genannt wird, einen zweiten Sieg und
schloß seinen Gegner in Ravenna ein. Odoaker widerstand noch drei
Jahre, mußte aber zuletzt Land und Krone an Theodorich abtreten,
welcher seitdem den Pnrpurmantel anlegte*). Ganz Italien gehorchte
seinen Befehlen; Verona und Ravenna erhob er zu seinen Residenzen.
Auch Sicilien, die südlichen Alpenländer und Südgallien unterwarf er
seinem Scepter. Theodorich ward allgemein geliebt und hochgeehrt.
Theodortch Theodorich behandelte die Bewohner seines neu gestifteten Reiches
herrscht ge- mild und gerecht. Er behielt römische Sitten und Gebräuche möglichst
bei. Seinen Gothen gab er das Drittel der Ländereien, welches Odo-
akers Leute gehabt hatten, ließ die Gesetze und die Verfassung des
römischen Staates bestehen, so daß die Römer stets nach römischem
Rechte gerichtet wurden, und machte alle Unterthanen steuerpflichtig.
Die Gothen wurden nach gothischem Herkommen gerichtet, und es kam
eher vor, daß die Gothen nach römischem, als die Römer nach gothi-
schem Rechte abgeurtheil wurden. Den Gothen wies er den Wehr-
^ stand als ihren Beruf an, die Geschäfte des bürgerlichen Lebens den
Tein'sbov/ Römern. Darum mußten die Gothen unablässig in den Waffen sich
tapfer, üben, und ihre Kinder durften keine römischen Schulen besuchen, weil
nach der Vorstellung des Königs diejenigen nicht ohne Furch die feind-
lichen Schwerter erblicken würden, welche schon jung vor der Ruthe
des Lehrers gezittert hätten. Sowie er sein Volk zu tüchtigen Kriegern
heranzubilden bemüht war, ebenso förderte er unter den Eingebornen
Ackerbau, Gewerbe, Kunst und Wissenschaft.
') Bei der Uebergabe Ravennas sicherte Theodorich seinem Gegner Leben
und Freiheit zu; allein wenige Tage nachher ließ er ihn bei einem Mahle
todten, angeblich weil Odoaker eine Verschwörung im Schilde geführt habe.
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