§ 127. Die Mönchsorden. 343
sich nach einer furchtbaren Niederlage, welche die Litauer ihnen beibrachten, mit dem Orden der Deutschen Ritter (1237).
§ 127.
Die Mönchsorden.
353) Wie es auf der einen Seite Tausende antrieb, in fernen Landen für das wahre Kreuz Christi zu kämpfen und zu sterben, so fühlten sich andererseits viele gedrungen, den Kampf mit den eigenen Leidenschaften und Begierden zu bestehen und das Kreuz des Herrn sinnbildlich auf sich zu nehmen. Sie zogen sich in die Einsamkeit zurück, um einzeln oder im Verein mit andern dem Herrn in gottseligen Übungen zu dienen und durch Abtötung und Gebet ihre Seele zu retten. Schon die Drangsale der Völkerwanderung hatten viele in die Einöde getrieben, und als der hl. Martin von Tours, der das Klosterlebeu im nördlichen Gallien beförderte, gestorben war, begleiteten ihn schon 2000 Mönche znm Grabe. Der Patriarch des Mönchtums im Abeud-laude war der hl. Benedikt von Nursia, der auf Monte Cassino im Neapolitanischen ein Kloster gründete, dem er vierzehn Jahre als Abt vorstand. Die Regel, welche er gab, war 529-mit tiefer Kenntnis der menschlichen Natur abgefaßt und ver- 54j" einigte Ernst und Milde, Strenge und Nachsicht in bewunderungswürdiger Weise. Der Beuediktiuerorden verbreitete sich bald über ganz Europa. Neben ihm entstanden mannigfache geistliche Vereine, welche die Regel des hl. Benedikt zu Grunde legten.
Die Frömmigkeit und der Ernst der Religiösen, das bewunderungswürdige Beispiel in Sitte und Lebensweise zog mächtig an und bevölkerte die gottgeweihten Stätten mit zahlreichen Bewohnern.
Die Mönche waren die Wohlthäter der Menschheit. Sie waren Lehrer, Seelsorger und Vorbild zugleich. Sie kultivierten öde Ländereien, pflegten Kirnst ltud Wissenschaft, unterrichteten die Erwachsenen durch die Predigt, die Jugend aber in den Schulen. Insbesondere ließen sie sich auch eine würdige Feier des Gottesdienstes angelegen sein. So waren sie die Träger aller Bildung und Gesittung.
354) Aus dem Benediktinerorden gingen später die zwei großen Kongregationen (Versammlungen) der Elunieteenser und der Cistercienser hervor, deren Häuser sich enge aneinander anschlossen, um mit desto besserm Erfolge die klösterliche Zucht aufrechterhalten zu können. Neben ihnen entstanden aber auch Orden, die sich ganz besonders durch eine strenge Lebensweise auszeichneten,- wie die Kartäuser, denen nicht nur der Genuß des
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Extrahierte Personennamen: Martin_von_Tours Benedikt_von_Nursia Ernst Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Christi Gallien Monte_Cassino Europa
4
Erste Periode der neueren Geschichte.
U.dteuniver-war. Schon im 18. Jahre bezog Martin Luther die Universität
sltät Erfurt. Erfurt, um dem Wunsche des Vaters gemäß Rechtswissenschaft zu
studiren. Seine große Schüchternheit, seine Neigung zur Zurückge-
zogenheit und seine Gottergebenheit regten in ihm den Gedanken an,
sein Leben Gott in stiller Andacht zu weihen und seine ganze Jugend-
kraft dem Studium der Theologie zu widmen. Die Achtung vor dem
Willen des Vaters machte ihn eine Zeit lang schwankend. Er studirte
zunächst Philosophie und die griechischen und römischen Classiker, bis
er einst auf der Bibliothek eine sehr bestaubte Bibel fand, welche ihrer
Seltenheit wegen an einer Kette lag. Durch seinen rastlosen Eifer
im Studium der heiligen und profanen Schriften zog sich Luther eine
schwere Krankheit zu; man war um sein Leben besorgt. Ein Priester
tröstete ihn damals und sprach: „Seid getrost, Ihr werdet dieses
Lagers nicht sterben; unser Vater im Himmel wird noch einen großen,
berühmten Mann aus Euch machen, der viele Leute wieder trösten
wird." Luther genas und widmete jetzt seine Kräfte ausschließlich dem
Studium der Theologie. Dies fügte sich also. Aus einer Reise von
Mansfeld nach Erfurt sammelte sich über ihm ein schweres Gewitter.
Ein Blitzstrahl streckte ihn selbst betäubt zu Boden und erschlug seinen
Freund Alexius dicht neben ihm*); dieses unglückliche Ereigniß machte
ihn so ernst und nachdenkend, daß er der Welt zu entsagen beschloß.
Nachdem er seine Freunde zu einem Abschiedsmahle eingeladen und be-
Luther geht wirthet hatte, begab er sich noch in derselben Nacht, am 17. Juli 1505,
ins Augusti- 0jjne seine Absicht verrathen zu haben, in das Kloster der Augustiner
nerkloster, ^ Erfurt, wo er alsbald eingekleidet wurde. Am folgenden Tage über-
sandte er seinem Vater seinen Magisterring und seine weltlichen Kleider
nebst einem zärtlichen Schreiben, worin er ihm die Gründe dieses wichtigen
Schrittes mittheilte. Am 2. Mai 1507 empfing Luther die Priester-
weihe und hielt seine erste Messe. Zwei Jahre vorher wurde ihm die
akademische Würde eines Doktors der Philosophie verliehen,
verrichtet die Im Kloster verrichtete Luther die niedrigen Dienste eines Bettel-
niedrigsten Mönchs; er reinigte die Zellen der Mönche, öffnete und schloß die
Kirche, zog die Thurmuhr auf, forderte mit dem Bettelsacke auf dem
Rücken von den Bürgern der Stadt Brod, Eier, Fleisch und Geld,
und brachte die Geschenke ins Kloster. Dabei versank er in tiefe
Schwermuth und suchte in der Augst seines Herzens seine sinnliche
Natur durch Fasten, Beten und schwere Kasteiungen zu unterdrücken.
*) Nach anderen Mittheilungen fiel Luthers Freund Alexius unter den
Streichen von Meuchelinördern.
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4
Erste Periode der neueren Geschichte.
Studium der Theologie zu widmen. Die Achtung vor dem Willen des Vaters machte ihn jedoch eine Zeit lang schwankend. Er studirte daher zunächst Philosophie und die griechischen und römischen Classiker, bis er ernst auf der Bibliothek eine sehr bestaubte Bibel fand, welche der Seltenst wegen an einer Kette lag. Durch seinen rastlosen Eifer im Studium der heiligen und profanen Schriften zog sich Luther eine schwere Krankheit zu, so daß man um sein Leben besorgt war. Ein Pnester tröstete ihn damals und sprach: „Seid getrost, Ihr werdet
dieses Lagers nicht sterben; unser Vater im Himmel wird noch einen großen, berühmten Mann aus Euch machen, der viele Leute wieder trösten wird." Luther genas und widmete jetzt seine Kräfte ausschließ-ich em Studium der Theologie. Dazu trieb ihn auch folgendes Ereignis. Auf einer Reise von Mansfeld nach Erfurt sammelte sich über ihm ein schweres Gewitter. Ein Blitzstrahl streckte ihn selbst betäubt zu Boden und erschlug seinen Freund Alexis dicht neben ihm *); dieses Luther geht Unsiüc! machte ihn so ernst und nachdenkend, daß er der Welt zu ms Augusti- entsagen beschloß. Nachdem er seine Freunde zu einem Abschiedsmahle nerklofter, eingeladen und bewirthet hatte, begab er sich noch in derselben Nacht, am 17. Juli 1505, ohne seine Absicht verrathen zu haben, in das Kloster der Augustiner zu Erfurt, wo er alsbald eingekleidet wurde. Am folgenden Tage übersandte er seinem Vater seinen Magisterring und seine weltlichen Kleider nebst einem zärtlichen Schreiben, worin er ihm die Gründe dieses wichtigen Schrittes mittheilte. Am 2. Mai 1507 empfing Luther die Priesterweihe und hielt seine erste Messe. Zwei Jahre vorher war ihm die akademische Würde eines Doktors der verrichtet die Philosophie verliehen worden.
niedrigsten Im Kloster verrichtete Luther die niedrigen Dienste eines Bettel-Arbeiten Mönchs; er reinigte die Zellen der Mönche, öffnete und schloß die Kirche, zog die Thurmuhr auf, forderte mit dem Bettelsacke aus dem Rücken von den Bürgern der Stadt Brot, Eier, Fleisch und Geld,
n leidet sehr Geschenke ins Kloster. Dabei versank er in tiefe
an Schwer- Schwermuth und suchte in der Angst seines Herzens durch Fasten, mutt;. Beten und schwere Kasteiungen Gottes Gnade sich zu erringen. Vergeblich suchten seine Freunde ihn aufzuheitern; er sperrte sich einmal mehrere ^age in seine Zelle und wäre hier gewiß Hungers gestorben, wenn nicht ein treuer Freund die Thüre erbrochen und ihn durch Musik, welche Luther über Alles schätzte, wieder aufgeheitert hätte. Noch
*) Nach anderen Mittheilungen fiel Luthers Freund Alexis unter den Streichen von Meuchelmördern.
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seinen Schutz sich erkaufte, dem läßt er kein Haar krümmen. Immer
bedacht aus Raub ist er eben so willig wieder zu geben; auch der
Ärmste bietet von seinem Brote und seinen Datteln den Zuschauern
seines kargen Mahles, und Almosengeben galt dem Araber aller Zeit
für eine seiner vorzüglichsten Verpflichtungen. Den schwarzen blitzenden
Augen entspricht das Feuer seines Gemüthes; sein Blut, leicht in
Wallung, kühlt sich nicht bald, und schwer versöhnlich ist das nach
Rache dürstende Herz Eine Beleidigung nicht rächen, gilt für ent-
ehrend, die Verpflichtung zur Blutrache geht bis in das fünfte Geschlecht,
und Verachtung trifft die, welche sie nicht erfüllen. Der Lebhaftigkeit
seiner Geberden entspricht ein scharfer, zugespitzter Verstand, der sich an
schlagenden Witzen und sinnvollen Sprüchen ergötzt, und eilte glühende
Phantasie, die sich eine Welt dichterischer Bilder gestaltet; denn Dich-
tung ist Anfang und Ende der Weisheit der Araber. Sie lieben es,
bei hellem Mondenscheine sich Mährchen und Geschichten zu erzählen
oder zu singen. Jünglinge und Mädchen wiederholen in Chören den
vom Vorsänger gesungenen Vers, indem sie ihren Gesang mit Hände-
klatschen und allerlei Bewegungen des Körpers begleiten.
Der Beduine wohnt in Zelten, die aus Kameelhaaren gewebt sind.
Seine Kleidung ist, wie die Abbildung zeigt, ein wollenes Hemd und
ein Mantel, dessen weiße und braune Streifen der Haut des Zebra
nachgeahmt sind; seine Waffen bestehen in Schwert und Speer, Helm
und Panzer, hier und da auch in Schießgewehren; seine Speise ist
süße und saure Kameelsmilch, ungesäuertes Brot, Butter, Datteln,
Trüffeln der Wüste; sein Reichthum das Kameel und das edle Roß.
317. Der Chinese.
Die Chinesen haben eine
gelbe oder gelblich-grüne Gesichts-
farbe. Die Leibesgestalt ist unter-
setzt und von mittelmäßiger Größe.
Sie haben länglich-runde, zuge-
spitzte Köpfe, breite eckige Ge-
sichter mit glatten Stirnen, nur
wenig gespaltene Augen, kleine,
stumpfe Nasen, kurze und schwarze
Augenbraunen, dünne Bärte,
große Ohren, schwarze ungekräu-
selte Haare, spitz hervorstehendes
Kinn und dicke Bäuche. Die
Männer erhalten ihren Kopf be-
ständig kahl bis auf einen kleinen
Theil am Scheitel, den sie in
einen breiten, steifen Zopf flech-
ten. Hausväter tragen einen
Zwickelbart. Der Körper, von
Jugend auf abgehärtet, ist dauer-
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Seinen (der weinende Lullus!), Abfahrt, Fahrt auf dem Rheine, An-fnft im Friesenlande.)
2. Wird uns jetzt eine Antwort auf unsere Frage? (Ja, der Sinn, der Friesen hat sich gendert; viele kommen und nehmen das Christentum an.) Schilderung der Wirksamkeit!
3. Nun, wie steht es? (Der Sinn hat sich nicht allerwrts im Friesenvolke gendert, gar viele haben noch Ha und Groll im Herzen gegen den, der ihre Heiligtmer zerstrt und ihre Brder vom alten Glauben abgewendet hat.) Wie haben sie frher wohl den Ha offenbart?... Ja, sie haben ihm aber nichts anhaben knnen und warten auf einen geeigneten Zeitpunkt. Er kam! In welcher Weise führen sie ihr Vorhaben aus?
Das Verhalten des Bonifatius! Daraus erkennen wir, da er den Tod fr einen Lohn gehalten hat.
Zu erklären: Borden, Firmelung, Hscher, Mrtyrer, Kleriker, Reliquie, Presbyter, Diakonen, Krone des Mrtyrertums.
4. Welchen Wunsch hatte Bonifatius mehrfach geuert? ... Ob er erfllt wird? ... Lest weiter! Wie steht es? ... Schilderung des Begrb-nisses! (Jedenfalls ist es nicht leicht gewesen, den Leichnam zu bekommen. Es wird ein Kriegsheer ausgeschickt worden sein, die Mrder zu strafen und den Leichnam zu suchen. Die Trauer war groß. Der Leichnam wurde zu Schiff bis Mainz gebracht. Von da aus brachte man ihn mit groer Pracht nach dem Kloster Fulda, wo er in einem neuen Grab-gewlbe beigesetzt wurde.)
Zusammenfassung:
3. Bonifatius stirbt den Mrtyrertod.
a. Die Reise nach Frieslaud.
b. Die Bekehrung der Heiden.
c. Die Ermordung des Bonifatius.
d. Das Begrbnis des Bonifatius.
Vertiefung: Wir betrachten heut' nochmals das Werk des Bonifatius.
a. Was veranlate ihn wohl dazu, das schwere Werk zu
beginnen? Er kennt das Wort des Herrn, das er einst zu seinen Aposteln gesagt: Gehet hin in alle Welt und lehret alle Völker." Diesem Befehle seines Herrn und Meisters gehorcht er ohne weitere Aufforderung. Die Liebe zum Herrn und zu seinem heiligen Worte treibt ihn hinaus in das fremde Land. Aber es ist auch die Liebe zu seinen Mitmenschen, die ihn dazu bewegt. In Finsternis wandeln dieselben dahin, wissen nichts von dem alleinseligmachenden Evangelium. Das Verlangen, seine Brder aus dieser Finsternis herauszureien und hinzufhren zu dem strahlenden Lichte des Evangeliums, treibt ihn hin und lt ihn nicht fragen: Was wird dir geschehen? Aus Liebe verlt er seine Heimat;
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Methode.
1 Inwiefern ist Bonifatius der Wohlthter der Deutschen?
2. Gang der Ausbreitung des Christentums. Wie ist es zu deu Germanen gekommen?
3. Die Entwickelung des Christentums bis auf Karl d. Gr.
tl. Das Klofterwesen.
(Skizze.)
Ziel: Wir wollen heute einmal einem Kloster einen Besuch abstatten und darauf achten, welches Leben darin herrscht.
Analyse.
Wir haben schon mancherlei von den Klstern gehrt und ihr knnt auch manches erzählen! (Graf Bruno lie in Schmlln ein Kloster bauen; die fromme Knniza grndete das Kloster zu Lausnitz; Bonifatius grndete in Fulda ein Kloster ?c.) Ihr wit auch, wozu diese gebaut wurden! (Fromme Leute, die an den Freuden dieser Welt keinen Wohlgefallen mehr hatten (cf. Kuniza, Gerburgis) gingen in das Kloster, um in demselben Zeit ihres Lebens dem Herrn zu dienen.) Aber fand denn jeder-mann in dem Kloster Aufnahme? (Nein, das war nicht der Fall; wer in das Kloster ausgenommen werden wollte, mute das Versprechen geben, immer im Kloster zu bleiben, den Freuden der Welt fr immer zu entsagen und sich bis zum Tode dem Dienste des Herrn zu weihen.) Wie tierbrachten aber nun die Leute die Zeit im Kloster? (Gottesdienst halten Bcher schreiben Jugendunterricht Belehrung des Volkes ?c.)
Nun, wir werden ja sehen, ob alles in der angegebenen Weise ge-schah. Lat uns jetzt in ein Kloster eintreten! Was werden wir wohl zunchst genau in Augenschein nehmen? (Wie das Kloster gebaut ist. Anlage des Klosters.) Und dann? (Dann werden wir in die einzelnen Gebude hineingehen und die innere Einrichtung kennen lernen.) Und darnach? (Dann werden wir zusehen, welches Leben in dem Kloster herrscht.)
Synthese.
Also, was wollten wir auf uuferm Rundgange zunchst uns an-schauen? (Die Anlage des Klosters.) Ich habe hier einige Bilder, von denen wir manches ablesen knnen! (Im Klosterhofe von Lehmann. Kloster Einsiedeln.)
Besttigung finden die Vermutungen durch den ersten Abschnitt des Lesestckes Aus deutschen Klstern" (Lesebuch, p. 74) und durch etge-schaltene Ergnzungen.
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Extrahierte Personennamen: Karl_d Karl Bruno Lehmann
Verfassungsrevision in Luzern. Berufung der Jesuiten. Erster Freischaarenzug. 593
Das eidgenössische Schießen in Basel im Juli gestaltete sich zu einer
bewaffneten Volksversammlung, in der zwar kein augenblicklicher Auf-
bruch beschlossen, aber über die Bundesakte der Stab gebrochen wurde,
weil dieselbe die Bildung einer Behörde unmöglich mache, welche das
Vaterland vor Bürgerkriegen wie im Wallis und vor Parteiverfolgungen
wie in Luzern zu schützen vermöge. Der Bund müsse umgestaltet wer-
den, sonst reibe sich die Schweiz selbst auf, wurde das Losungswort,
das die Schützen von Basel nach Hause brachten, und in dieser Richtung
begann nun in allen Gauen die lebhafteste Agitation. Zunächst galt es
den Sturz der Luzerner Regierung, deßwegen wurden fast in jedem
Kanton Volksversammlungen abgehalten, welche das Begehren stellten,
der Gesandte des Kantons sei dahin zu instruieren, daß er auf der
Tagsatzung für die Fortweisung der Jesuiten aus Luzern stimme; diesem
Andrange wich zuerst die Regierung von Zürich, unterlag vollständig
einige Wochen darauf (15. Febr. 1845) die waadtländische, eine der
tüchtigsten, die je ein Kanton hatte. Sie erklärte sich im allgemeinen
wohl gegen die Berufung der Jesuiten nach Luzern, behauptete aber,
dem Kanton Luzern könne niemand das Recht dazu streitig machen, und
überdies sei es eine Abgeschmacktheit zu behaupten, einige Patres seien
der Schweiz gefährlich und bedrohen die Religion der Reformierten.
Die Volksmaffe glaubte anders, sie dachte sich die Jesuiten im Bunde
mit weiß Gott was für Mächten, mit einer Art Zaubergewalt ausge-
rüstet, zudem war sie gegen die Pietisten (Momiers) mit ihren Ora-
torienversammlungen erbost, daher ließ sie sich zu einer Versammlung
auf dem Moutbenon berufen und erklärte dort die Regierung als ab-
gesetzt. Die Zügel der Bewegung hatte der Staatsrath Druep (ge-
storben als Bundesrath 1855) ergriffen, der gleiche Mann, der sich zu-
erst gegen die Klosteraufhcbung im Aargau entschieden ausgesprochen
und ebenso, auf das Prinzip der Kantonalsouveränität fußend, nicht ein
Jahr vorher noch behauptet hatte, man könne Luzern nichts in den Weg
legen, wenn es die Jesuiten zu berufen für gut finde. Jetzt sprach er,
das Volk habe recht, weil es so wolle, und für ihn gebe es keine andere
Pflicht, als dem Volkswillen mit allen Kräften zu dienen. Druep hatte
in Berlin Hegel studiert und wandte die Sätze des deutschen Philosophen
so folgerichtig in seiner demokratischen Heimat an, als vor Zeiten der
Minister Altenstein in anderer Weise es in Preußen zu thun versuchte.
Volksversammlungen fanden auch in Solothurn, in Baselland, in Bern
und im Aargau statt, und diese führten zunächst zur Ausführung eines
großartigen Freischaarenzugs. Die aargauische Negierung sorgte dafür,
daß sich ihre Angehörigen in Aarburg mit Kanonen und Munition ver-
sehen konnten, die bernische that den ihrigen möglichen Vorschub mit
Gewehren und Schießbedarf, Privatleute gaben Stutzer und Musketen
Dumüller, Neue Zeit. Oo
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.
500
Die Zeit von 1815 bis 1857.
die Einmischung in die innern Angelegenheiten erfolgte erst dann, als
die Schweizer sich selbst nicht mehr zu helfen wußten (über den trost-
losen Wirrwar nach dem Sturze der Mediationsverfassung vergleiche die
Schweizerchronik des radikalen A. Henne; andere schweizerische Schrift-
steller, so der vielgelesene Zschokke, fertigen dieses Jahr mit wenigen
Worten ab und ergehen sich dafür in Diatriben gegen die fremde Ein-
mischung). Die neue Bundesverfassung entzog den größeren Kanto-
nen die Doppelstimme, welche ihnen Napoleons Mediationsakte gegeben
hatte, und beschränkte sie wie die andern Kantone auf eine Stimme,
die Zahl der Vororte auf drei: Zürich, Bern, Luzern, sprach die
Gewährleistung der Kantonsgebiete und Kantonsverfassungen aus, und
in einem eigenen Paragraphen verbürgte sie die Unverletzlichkeit der
Klöster. In den einzelnen Kantonen blieb die alte Landsgemeindever-
fassung, in andern die repräsentative Demokratie, jedoch mit einem Ueber-
gewichte des größern Besitzes, wieder in andern erhielten die größern
Städte eine verhältnißmäßig stärkere Repräsentation als die Landbevöl-
kerung, in Bern endlich bekam das alte Patriciat das Ruder wieder
in die Hände, jedoch mit Beiziehung eines repräsentativen Elementes.
An eine Ausbeutung der Landschaft durch die Städte oder durch einzelne
Familien war nicht zu denken, allein eben so wenig konnten Advokaten,
Geistliche, Professoren und wer sich sonst zum Regieren berufen fühlte,
den Hunger nach Amt und Besoldung unter der Firma von Volks-
freundschaft befriedigen. In dem Zeitraum von 1815—1830 stand die
Schweiz in der Reihe der europäischen Staaten ehrenhaft da, und ver-
gebens bemühten sich die später« Bewegungsmänner, den Behörden der
einzelnen Kantone irgend einen Schandflecken anzuhängen, z. B. des
Unterschleifs, richterlicher Ungerechtigkeit u. s. w. Die helvetische Staats-
schuld wurde abgetragen, das Gleiche geschah fast durchgängig mit den
Schulden der einzelnen Kantone, die Besteuerung war sehr mäßig, die
öffentliche Sicherheit geschützt und daneben blühten Industrie und Han-
del auf eine fast beispiellose Weise. Und doch gab die Julirevolution
das Signal zu einer Reihe von Umwälzungen; wie wenig sie noth-
wendig waren, zeigt ihr zögerndes Eintreten und die Mühe, welche sich
die Bewegungsmänner geben mußten, um dem Volke begreiflich zu machen,
daß es sehr unzufrieden sei. Das Mittel dazu waren große Volks-
versammlungen unter freiem Himmel, wo es allerdings den Rednern
nicht schwer wurde, einen Theil der Volksmasse zu gewinnen und so
den andern mit fortzureißen, und dann blieb natürlich den republikani-
schen Magistraten keine andere Wahl mehr als zu resignieren, um den
Volkstribunen Platz zu machen. So kam in den meisten Kantonen die
Verfassungsänderung ohne harte Reibungen zu Stande; dieselbe beseitigte
entweder den Census ganz und setzte unbedingte Wahlfähigkeit fest, oder
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Das Mönchtum. 51
den Worten des Bischofs Eusebius von Eäsarea ausdrücken: „Die Schwerter wurden zuletzt abgestumpft, abgenutzt und zerbrachen, die Henker ermüdeten und mußten sich ablösen; die Christen aber sangen ihrem Gotte Loblieder," ihre Standhaftigkeit konnte nicht gebrochen werden. „Das Blut der Märtyrer," war, wie Tertullian ausruft, „der Same des Christentums."
2. Das Mönchtum.
Es ist kaum irgend eine Anstalt so vielfach verkannt und irrig beurteilt worden, als die Klöster und das Mönchswesen und doch ist diese Einrichtung eine der ältesten, die wir in der christlichen Kirche haben. Bei allen gebildeten Völkern zeigt uns schon die Geschichte, allerdings unter verschiedenen Gestalten, sehnliches mit dem, was wir Mönche nennen. Überall werden wir auf Männer aufmerksam gemacht, welche sich ausscheiden von der großen Masse und dem Gewühle der Menschen, und durch einen geheimnisvollen Zug in die Einsamkeit, in Wälder und Wüsten geführt werden, wo sie die Schätze und Freuden der Welt gerne entbehrend, oder eigentlich gar nicht vermissend, das inhaltvollste Leben suchen, und wo ihnen auch die höchsten Freuden und Leiden, welche die menschliche Brust bewegen können, zu teil werden. Solche sind in ihrer Abgeschiedenheit, oder später daraus hervortretend, oft die größten Wohlthäter ihrer Mitmenschen geworden.
Unter den ersten Christen fehlte deshalb das Mönchtum auch nicht. Es waren aber ganz andere Gründe, welche sie für diese Lebensweise begeisterten. Diese Gründe flössen unmittelbar ans dem Christentums. — Aus seinem tiefsten und innersten Wesen entwickelte sich erst die wahre Bedeutung dieser merkwürdigen Lebensweise. Es kann im wahren Sinne gesagt werden, daß die Christen in den ersten drei Jahrhunderten allzumal Mönche gewesen seien. Von der Welt nicht verstanden und von ihr ausgeworfen, lebte der Christ mitten in ihr als Einsiedler, getrennt von ihr durch seinen Glauben. Er war tot für die Welt, und wie Paulus sagt, begraben mit Christo, er hielt seine Sinne nur für eine höhere Welt offen und thätig, war ein Fremdling hier unten, ein Bürger dort oben.
Unter den morgenländischen Christen ragten jedoch selbst wieder mehrere durch eigentümliche Bestrebungen, durch höhereu Sinn und angestrengtere Thätigkeit hervor. Ohne sich örtlich von ihren Glaubensgenossen zu sondern, vielmehr in der Mitte derselben lebend, verwendeten sie all ihr Eigentum in milden
4 *
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Extrahierte Personennamen: Eusebius_von_Eäsarea Tertullian Paulus Christo
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hal es sich im Leben und Wirken heiliger Menschen überall bewährt,
von Johannes dem Almosengeber und Gregor dem Großen bis herab
zu Thomas von Villanova, Karl Borromeo und Vincenz von Paul; von
der frommen Dorcas (Tabitha), Melanin und Paulina bis herab zu
Elisabeth von Thüringen, Franziska Romana und unzähligen andern.
Überall sind die Verheißungen wörtlich in Erfüllung gegangen: „Gebet,
und es wird euch gegeben werden. Nach dem Maße, mit dem ihr aus-
messet, wird man auch euch zumessen. Wer reichlich aussäet, wird reich-
lich ernten. Wer bereitwillig ist zum Wohlthun, wird Segnung em-
pfangen." 1 Die Vervielfältigung des Brotes in der Einöde von Beth-
saida hat sich in der christlichen Welt oft genug und in mannigfacher
Weise überall da wiederholt, wo die Charitas ihre Macht entfalten
konnte.
„Übet in der Frömmigkeit die brüderliche Liebe und in der Bruder-
liebe die Charitas." Die Wurzelverbindung dieser beiden Sätze wird
uns nun deutlicher verständlich. Die Liebe Gottes ist schöpferisch; ihre
neue Offenbarung in der durch Schuld zerrütteten Menschenwelt ist Christus
und sein Werk. Er ist für alle gestorben, um für alle zu leben. Er
wandelte in der Welt unter der Gestalt des Knechtes; er bleibt in der
Welt unter der Gestalt des Brotes. Die Liebe Gottes zu den Menschen
ist es, die dieses zu allen fortgesetzte Wunder der neuen Schöpfung er-
wirkt; dieses Wunder soll in uns die Gottes- und Nächstenliebe wecken,
und die letztere, in ihrer wahren Energie, abermals Wunder zu stände
bringen, indem sie unter göttlicher Segnung Großes bewirkt durch an-
scheinend geringe Mittel. Wiederum sollen diese Werke und Opfer der
Nächstenliebe, weil vom lebendigen Glauben und von Gottesliebe her-
vorgerufen und getragen, auch ihrerseits in andern den Glauben und
die Charitas wecken oder stärken und so die Ausbreitung des Gottes-
reiches fördern.
Hier vorzugsweise ist es, wo der Beruf der christlichen Frauen her-
vortritt, welche, der wunderbaren und gesegneten Jungfrau nachfolgend,
so oft und vielfältig als die Heldinnen und Pflegerinnen der heiligen
Liebe sich bewährt haben. Sie vor allen sind befähigt und darum auch
verpflichtet, die Keime des Glaubens und der Gottesfurcht in die Herzen
der Kleinen zu pflanzen und dadurch auch für das sittliche Leben und die
ewige Bestimmung die Bildnerinnen ihrer Kinder zu sein. Durch ihr
Zartgefühl, durch die Fertigkeit und Gewandtheit in den Geschäften des
häuslichen Lebens, durch den Scharfblick in der Auffassung und Beur-
1 Sprichrv. 22, 9.
Lesebuch. 10
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
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