16
Hierauf verheirathete er sich mit der christlichen burgundischen Prinzessin Chlotilde. Umsonst bemühte sich diese ihren noch heidnischen Gemahl zum Christenthum zu bekehren Hartnäckig hielt er an seinen alten Göttern fest, und als sein erstgeboraer Sohn nach empfangener Tause starb, rief er vorwurfsvoll aus- Wäre er Nlcht^getauft worden, so lebte er noch."
Später gerieth Chlodwig mit den auf beiden Sei-lent bc*L^ein§ wohnenden Alemannen in Streit. Im Sah re 496 kam es bei Zülpich — zwischen Aachen und Bonn — zur ^chacht^ ® er ^ ieg neigte sich auf die Seite der Alemannen. -t ac fränkische Heer war nahe daran, vernichtet zu werden. In dieser Noth wendete sich Chlodwig zum Gott seiner Gemahlin und veisprach, sich taufen zu lassen, wenn er ihm den Sieg verleihen werde. ^ Noch einmal warfen sich die Franken mit ganzer Straft auf die Feinde, und nun wurden die Alemannen vollständig geschlagen.
(Vergl. das Gedicht von Simrock: Chlodewig, der Frankenköniq sah in Zülpichs heißer Schlacht re.)
Chlodwig erfüllte fein Versprechen und ward Christ. Damals standen sich in der christlichen Kirche zwei Parteien gegenüber. Die römisch-katholischen Christen behaupteten, Christus sei dem Vater in allen Stücken vollkommen gleich; die arianischen Christen dagegen -die Anhänger eines gewissen Artus — leugneten die Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater. Chlodwig bekannte sich bei seinem Ueber-tritt zur christlichen Kirche zum römisch-katholischen Glauben. Dafür belohnte ihn der römische Bifchof oder Papst mit dem Beinamen „aller-christlichster König". Allein der Gesinnung und dem Herzen nach blieb er, obsckon getauft, ein roher Heide.
Die im Osten Galliens wohnenden Burgunder und die im Süden desselben Landes seßhaften Westgothen waren dem arianischen Glauben zugethan. „Es bekümmert mich," sprach Chlodwig zu seinen Franken, „daß die Ketzer noch einen Theil Galliens besitzen; laßt uns gegen sie zu Felde ziehen und mit Gottes Hilfe ihr Land erobern." Er besiegte zuerst die Burgunder und machte sie tributpflichtig. Hierauf wendete er sich gegen die Westgothen. Trotz tapfrer Gegenwehr wurden sie geschlagen; ihr König siel von Chlodwigs eigner Hand; ihr Gebiet aber von der Loire bis zu den Phrenäen wurde dem Frankenreiche einverleibt; nur der Küstenstrich von den Pyrenäen bis zum Rhone blieb vorläufig noch westgothifche Besitzung.
Nach so vielen Eroberungen schritt Chlodwig zur Unterwerfung aller übrigen Frankenstämme. Durchlist und Verrath räumte er deren Könige aus dem Wege. Dein Sohne des einen ließ er insgeheim sagen: „Dein Vater ist alt und gebrechlich; wäre er todt, so würde sein Reich dir zufallen, und auf meine Freundschaft würdest du rechnen können." Durch solche Einflüsterungen bethört, ließ jener den Vater im Schlafe überfallen und
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21
Iv.
Das Eljritlentlium unter den Kermanen.
1. Unter den Germanen bekannten sich die Gothen zuerst zum Christen thu me. Ihr Bischof Ulfilas — er lebte um das Jahr 380 — übersetzte die Bibel in die gothische Sprache.
(Unsere heutige Sprache klingt zwar ganz anders als jene, ist aber boch mit ihr verwanbt. Der Anfang des Vaterunsers z. B. lautete in der gothischen Sprache: Atta [ — Vaters unsar, thu in himiuam [= Himmels weihnai [ — geweiht, geheiligt werbe] namo thein re.)
Die zur Zeit der Völkerwanderung in das römische Reich eingebrungenen germanischen Völker Hatten das Christenthum hier bereits vorgefunben und waren eb enfa lls Christen geworben; meist Hatten sie bte neue Lehre in der arianischen Gestalt angenommen (— so die Westgothen, Burgunber, Vanbalen, Lango-barben —).
Seit Chlobwig fanb das Ev angelium auch bei den Franken Eingang.
Zu den Briten und Angelsachsen (— also auf die britischen Inseln —) gingen von Rom aus Missionare.
Mönche aus England und Jrlan b kamen dann als Heibenboten nach Deutschland Columb an und Gallus wirkten unter den Alemannen, namentlich in der Gegenb am Züricher See und in der nordöstlichen Schweiz; Gallus legte den Grunb zum Kloster St. Gallen. Kilian verkünbete das Evangelium in der Gegenb von Würzburg und starb hier den Märtyrertob. Emmeran prebigte in Regensburg und besten Uingegenb. Willibrorb trug die Lehre Christi zu den Friesen an der Norbsee. Von den fränkischen Königen begünstigt, hatte er einen harten Stanb, denn bte Friesen lagen mit den benachbarten Franken in stetem Streit, und das Christenthum war ihnen als Religion der Feinde verhaßt. Namentlich war der Friesenkönig ein hartnäckiger Gegner der neuen Lehre. Einmal hatte sich berselße boch zur Taufe itberreben lassen; schon hatte er den einen Fuß in's Taufbecken gesetzt, ba frug er den Missionar: „Sage mir boch, wo sinb meine Vorfahren, im Himmel ober in Walhalla?" Der Missionar antwortete: „Sie sinb als Heiben gestorben, barmn ist ihnen der Himmel verschlossen". Da zog der König seinen Fuß zurück und sprach: „Ich will lieber mit meinen heibnischen Ahnen verbammt ftin, als mit euch Christen selig werben." —
2. Der eigentliche Apostel der Deutschen ist Winfried ober Bonifazius (— Wohlthäter). Er würde in England von vornehmen Eltern geboren. Nur mit Wiberstreben erlaubten sie ihm, in das Kloster zu gehen und sich dem geistlichen Staube zu toibmen. Bei seiner reichen geistigen Begabung und bei seinem rastlosen Fleiße eröffnete sich ihm auch hier eine ehrenvolle und glänzenbe Laufbahn. Allein der Eifer für die Ausbreitung des Christenthums
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Karl der Kühne. Maximilian. Timur. 42d
und Verwirrung in Deutschland vorzüglich durch Herzog Lud-a.c.g.
wig von Baiern und Friedrich den Sieghaften von der Pfalz rc.
Unzufriedenheit mit dem Kaiser allgemein. Streitigkeiten
desselben mit seinen Niederösterreichischen Standen, in Wien 1462.
von seinem Bruder Albrecht belagert; sein Krieg mit König
Matthias Corvin von Ungarn; seine und seines Sohnes
Maximilian Zusammenkunft in Trier mit dem reichen Herzoge
Karl dem Kühnen von Burgund (Königskrone), plötzliche 1473.
Trennung. Karl belagert Nuys, vertreibt den Herzog Renatus
von Lothringen, wird von den Schweizern bei Granson und
Murten, darauf von Renatus bei Nancy geschlagen, fallt; 1476.
seine Tochter Maria vermählt ssch mit Maximilian (Anma-1477.
ßnngen Ludwigs Xi. von Frankreich, — Burgund), stirbt
1482, und hinterlaßt Philipp und Margarethe. Maxi-
milian Landesadministrator der Niederlande; sein Krieg mit
Karl Viii. von Frankreich und mit den Flandren:.
Friedrich, wegen der immer weiter um sich greifenden 1493.
Türken besorgt, stirbt zu Linz.
3) Maximilian I. übergibt seinem Sohne Philipp die 1494.
Regierung der Niederlande, nöthigt, in Verbindung mit dem
Pabste, Ferdinand von Aragonien und den Venetianeru, den
in Italien eingedrungenen König Karl Viii. von Frankreich
zum Rückzüge, ordnet auf dem Reichstage zu Worms den
Landfrieden und das Reich s kämm erg ericht an 1496, und
vermahlt seinen Sohn Philipp mit Johanna, Tochter Fer-
mongolischer Eroberer und zugleich Gesetzgeber, seit 1569 Beherricher
von Dschagetai, dehnt durch rasche Eroberungen seine Herrschaft vom
Ganges bis zum Mittelmeere aus, stirbt 1405, und sein Reich löst sieb
unter seinen Nachkommen auf. Dagegen erhebt sich wieder die Herr-
schaft Bajesid's unter dessen Sohn Muh ame d I. 1413, dem sein Sohn
Murad Ii. 1421 nachfolgt, der den griechischen Kaiser Johann Vi.
tributbar macht, und 1451 stirbt. Sein -Sohn Muhamed Ii., ein
grausamer Tyrann und Gesetzgeber, erobert 1455 Konstantinopel, Tra-
pezunt, Bosnien, Servien, Albanien rc., stirbt 1481. Sein Nachfolger
Bajesid Ii. steigert den Einfluß der Janitscharen, bekriegt Aegypten,
Venedig, streift nach Ungarn, Oesterreich rc., stirbt 1512.
9
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von_Lothringen Renatus_bei_Nancy Maria Maria Maximilian_(Anma-1477 Maximilian Ludwigs Philipp Philipp Margarethe Karl_Viii Karl Friedrich Friedrich Maximilian_I. Philipp Philipp Ferdinand_von_Aragonien Ferdinand Karl_Viii Karl Philipp Philipp Johanna Johann Johann Muhamed_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Baiern Wien Ungarn Trier Burgund Murten Frankreich Burgund Frankreich Niederlande Italien Frankreich Worms Konstantinopel Bosnien Albanien Venedig Ungarn Oesterreich
199
Italiens geschichtliche Bedeutung.
colonie zu einem ungeheuren Reiche vergrößert. In Euro-
pa, Asien, und Africa gehorchten ihm alle Küsten-
länder des Mittelmeeres. Von den Cataracten des
Nil bis zum Clyde, vom Atlas bis zum Euphrat reichte die
Herrschaft der tapfern und beharrlichen, oft aber auch harten
und grausamen Römer. Unter den Nachfolgern des August,
den Kaisern, ging es damit wieder zu Ende. Neue Völ-
ker, meist deutschen Stammes, traten auf und besonders
in den Völkerzügen um 400 n. Chr., welche man die Völ-
kerwanderung zu nennen pflegt, wurde eine Provinz
nach der andern vom römischen Reiche, das sich 395 in das
westliche und das östliche getheilt hatte, abgerissen. Das
westliche Kaiserthum ging 476 ganz zu Ende; überhaupt
kamen für Italien böse Zeiten. Die Ostgothen (Theo-
dorich), das oströmische Reich (Belisar und Nar-
ses), die Longobarden,. die Araber stritten sich in der
schönen Halbinsel um die Herrschaft. Carl dem Gr. ge-
horchte um 800 Italiens größter Theil; er nahm deshalb
den Titel eines römischen Kaisers an. Dieser Titel
und die Oberherrschaft über Italien ging seit Otto d. Gr.
962 an die Könige der Deutschen über. Besonders
die großen italienischen Städte im Norden wollten sich aber
nur ungern der deutschen Herrschaft fügen, und die feind-
liche Partei der Welfen war meist starker als die kaiserliche
oder Gibellinisch e. Wirklich war um 1500 der Einfluß
der Deutschen sehr vermindert, denn schon Rudolph von
Habsburg hatte gemeint, das Land der Wälschen (Wälsch-
land, so heißt im Deutschen I. eigentlich) sei für die Deut-
schen eine Löwenhöhle, im welche viele Tritte hinein , aber
wenige heraus führten; aber nun wollten sich auch Spa-
nier und Franzosen zu Herren in Italien machen; alle
drei Völker stritten sich darum. Auch jetzt noch haben aus-
wärtige Mächte in I. Besitzungen, und die meisten noch im
Lande herrschenden Fürftengeschlechter sind ausländischen Ur-
sprungs. Wo bleibt bei solchen Umständen — so könntet ihr
fragen — die zweite Weltherrschaft Roms?
Ihr wißt, daß unter dem genannten August Jesus Chri-
stus, der Heiland her Welt, geboren, unterdessen Nachfolger
Tiberius gekreuzigt wurde. Bald vermehrte sich, trotz aller
Verfolgungen, die Zahl derer, die an ihn glaubten. In vie-
len römischen Städten gab es Christengemeinden; an ihrer
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Extrahierte Personennamen: August Otto Rudolph_von
Habsburg August Jesus_Chri- Tiberius Tiberius
Extrahierte Ortsnamen: Asien Clyde Italien Italien Italien Roms
147
1) In Vollbürgergemeinden. Die Vollbürgergemeinden ziem-
lich zusammenhängend zwischen Formiü in Latium und dem süd-
lichen Etrurien und zwischen Meer und Apennin; die übrigen
Bollbürgergenieinden zerstreut.
2) In Gemeinden, die ini Verhältniß der Unterthänigkeit
standen. Die letzten zerfielen wieder in drei Klassen:
a) die Gemeinden latinischen Rechtes, die nur privatrechtlich
(in Handel und Verkehr, Erbschaftsangelegenheiten re.) den Ge-
meinden der Vollbürger gleichgestellt waren und ihre eigene Ver-
waltung durch Diktatoren oder sogenannte Aedilen hatten. Die
Inhaber von Gemeindeämtern waren römische Vollbürger.
b) Die Gemeinden ohne eigene Verwaltung, denen ein von
Rom bestellter Präfekt Recht sprach.
e) Die Soeii oder die Gemeinden nicht latinischen Rechts,
die bald mehr bald weniger politische Rechte ausübten, nach be-
sonderen mit Rom abgeschlossenen Verträgen.
Zweite Abteilung.
Das Zeitalter der außer italischen Kriege und Erobe-
rungen 264—133 v. Ehr.
Erster Abschnitt.
Kriege im Westen. Rom inrd Carthago. (264—201.)
1. Der erste pmüsche Krieg (264—241).
Carthago's günstige Lage. Die Carthager semitischen Stam-
mes, mehr ein Handels- als ein politisches und militärisches Volk,
Söldnerwesen. Sie standen damals auf der Höhe ihrer Machff
bildeten den größten imb reichsten Seestaat der damaligen Welt,
beherrschten die Nordküste Afrika's, Sardinien und Corsika und
theilweise Sieilien. Ihre zwei zwar gewählten aber wahrschein-
lich lebenslänglichen Suffeten, ihnen zur Seite zwei Senate, wo-
von der eine ans den Geschlechtern, der andere aus den reichsten
Bürgern genommen war. Waren Suffeten und die beiden Se-
nate uneinig, so wurde die Volksversammlung befragt. Kampf
der Syraknsaner und Carthager um Sieilien. Während die Ur-
sache des ersten punischen Krieges in der Eifersucht und in dem
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139
1) In Vollbürgergemeinden. Die Vollbürgergemeinden ziem-
lich zusammenhängend zwischen Formiü in Latium und dem süd-
lichen Etrurien und zwischen Meer und Apennin; die übrigen
Vollbürgergemeinden zerstreut.
2) In Gemeinden, die im Verhältniß der Unterthänigkeit
standen. Die letzten zerfielen wieder in drei Klassen:
a.) die Gemeinden latinischen Rechtes, die nur privatrechtlich
(in Handel und Verkehr, Erbschaftsangelegenheiten re.) den Ge-
meinden der Vollbürger gleichgestellt waren und ihre eigene Ver-
waltung durch Diktatoren oder sogenannte Aedilen hatten. Die
Inhaber von Gemeindeämtern waren römische Vollbürger.
d) Die Gemeinden ohne eigene Verwaltung, denen ein von
Rom bestellter Präfekt Recht sprach.
e) Die Socii oder die Gemeinden nicht latinischen Rechts,
die bald mehr bald weniger politische Rechte ausübten, nach be-
sonderen mit Rom abgeschlossenen Vertrügen.
Zweite Abtheilung.
Das Zeitalter der außeritalischen Kriege und Erobe-
rungen 264 -133 v. Ehr.
Erster Abschnitt.
Kriege im Westen. Rom und Carthago. (264—201.)
t. Der erste punische Krieg (264—241).
Carthagv's günstige Lage. Die Carthager semitischen Stam-
mes, mehr ein Handels- als ein politisches und militärisches Volk,
Söldnerwesen. Sie standen damals auf der Höhe ihrer Machff
bildeten den größten und reichsten Seestaat der damaligen Welt,
beherrschter: die Nordküste Afrika's, Sardinien und Corsika und
theilweise Sieilien. Ihre zwei zwar gewählten aber wahrschein-
lich lebenslänglichen Suffeten, ihnen zur Seite zwei Senate, wo-
von der eine aus den Geschlechtern, der andere aus den reichsten
Bürgern genommen war. Waren Suffeten und die beiden Se-
nate uneinig, so wurde die Volksversammlung befragt. Kampf
der Syrakusaner und Carthager um Sieilien. Während die Ur-
sache des ersten punischen Krieges in der Eifersucht und in dem
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Extrahierte Personennamen: Carthago
Extrahierte Ortsnamen: Latium Etrurien Rom Rom Sardinien Corsika
548
Unter diesen veränderten Umständen drang endlich
Stuarts Vorschlag durch und die Junten von Asturien,
Galicien, Leon und Castilien beschloßt eine Zusammen-
kunft der Cortes oer nördlichen Provinzen zu Lugo, von
welchem Beschlüße jedoch Asturien sich sofort wider lossagte.
Man bestimte gleich am ersten Tage der Zusammenkunft
die Berufung algemeiner Cortes nach Madrid; allein
die Bestimmung ruhte besonders auf der Ueberzeugung der
Leonesen und Castilianer; die Galicier sagten sich durch
den Bischof von Orense los davon und namen eine so
eigensinnig ifolirte Stellung an wie die Asturier. Die
Junta von Sevilla aber hatte schon geltend gemacht, daß
nur dem Könige das Recht zustehe die Cortes zu berufen;
daß es sich also zunächst nur um die Herstellung einer ge-
meinsamen Regirungsbehö'rde handeln könne, und nicht die
Cortes, sondern die Localjunten Inhaber der höchsten Ge-
walt seien, seit kein regirender König vorhanden sei. Troz
aller dieser Bestrebungen und Gegenbestrebungen wurden
in Andalusien, Catalonien, Murcia, Valencia und Astu-
rien Deputirte für die Commission zu Herstellung der Ccn-
tralregirung ernant, die sich nach einiger Zeit nicht in
Madrid wie anfangs gewünscht ward, sondern, aus Furcht
vor der Gewaltsamkeit des Volkes der Hauptstadt, in
Aranjuez zusammenfanden. Auch Castilien schloß sich der
Vereinigung an; allein alle Deputirte fast hiengen von
den Junten ihrer Provinzen ab, unter denen die von Se-
villa immer noch den ersten Plaz behauptete, und so ward
die ganze Feindseligkeit und Ratlosigkeit, welche die Jun-
ten trente und henite, auch auf die neue Versamlung
übertragen, die ihre Tätigkeit zwar am 25ten Sept. be-
gan, aber nie eine große Wirksamkeit erhielt und von Ga-
licien, Navarra und anderen Provinzen nie beschikt ward.
Ein Plan, den Jovellanos vorschlug, die Versamlung solle
eine Regirungsbehö'rde einsetzen und dieser die höchste Ge-
walt auch über die Junten erteilen, drang nicht durch,
und der alte fast achtzigjährige Florida Blanca, welcher
für die ersten drei Monate Präsident ward, wüste in kei-
ner Weise sichere Haltung in die Geschäfte zu bringen.
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Extrahierte Ortsnamen: Asturien Galicien Madrid Sevilla Andalusien Murcia Valencia Madrid Navarra
5j4
Gustav erhielt im Laufe des Jahres 1809 die Er-
laubnis mit seiner Familie nach Süddentschland und der
Schweiz zu gehen, und ward nebst den Seinigen auf
einer Fregatte übergesezt. Am 18ten Dec. 1809 landeten
sie in Stralsund, am Iten Febr. 1810 kamen sie in Bruch-
sal an. Sein Privatvermögen solle Gustav von den Stän-
den jährlich mit 66,666 Rthlr. Banco verzinst werden.
Er nante sich Graf von Gottorp. Sein Eigensin in allen
Dingen, die er durch Gottes Ordnung festgestelt glaubte,
blib ihm auch im Privatleben — aber eben weil es Eigen-
sin war und nicht liebendes, freundliches Hingeben an höhere
Gesetze, brachte ihn dies abstracte Halten an den Einzeln-
heilen, die sein Verstand mit Gottes Ordnung in Bezie-
hung sezte, oft auf anderen Seiten mit dieser Ordnung
selbst in offenbaren Widerspruch, und ließ einen Geist
mehr und mehr verwildern, der ursprünglich eine edlere
Grundrichtung gehabt hatte. So ließ er sich 1812 von
seiner Gernalin scheiden. Der früher von den Ständen
bestirnte Thronfolger starb dann plözlich am 28ten Mai
1810 und wir werden weiterhin sehen, wie Bernadotte an
seine Stelle trat.
Zimlich gleichzeitig mit der Revolution in Schweden
war eine zweite in der Türkei, wo Sultan Selim Iii. seit
1789 kinderlos auf dem Throne saß. Er war seinem
Volke im Ganzen verhaßt durch Hinneigen zu europäischen
Sitten und Einrichtungen, und besonders war dies der
Fal seit sich jenes freundliche Verhältnis mit Frankreich
durch General Sebastiani entsponnen hatte, in dessen Fol-
ge der bereits erwänie Krieg mit Russland sich entwickelte,
die Engländer ebenfals ihre diplomatischen Veihältnisse zur
Pforte abbrachen und unter Admiral Duckworth einen An-
grif auf Constantinopel selbst versuchten. Im Früjahre
1807 verschworen sich Ulemas und Janilscharen gegen den
Sultan und am 29ten Mai brach der Aufstand, den der
Mufti durch seine Teilname sanctionirte, aus. Selim,
um den Aufrur zu stillen, versprach die Abschaffung der
neuorqanisirten Miliz, der s g. Seimen, und ließ die Gli-
der seines Divan, welche diese Einrichtung begünstigt hat-
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Extrahierte Personennamen: Gustav Gustav Gustav Gustav Graf_von_Gottorp Bernadotte Sebastiani Admiral_Duckworth
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