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1. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 101

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
Erzählungen. io* er'heißet mit Recht Varuch, das! ist verdolmetscht, der Gesegnete. Denn er besaß die Schätze Indiens und Arabiens, und wohnte in einem herrlichen Pal- last, des Fußboden war von glänzendem Marmor, bedeckt mit köstlichem Teppich, und seines Reich- thums war kein Ende. Dazu hatte ihm Gott ein edles Weib gegeben, und sieben blühende Kinder.— Aber siehe! Es war weder Friede noch Freude in seinem Herzen. Darum strebte er täglich den Glanz seines Hauses zu mehren, und das «Lchöne mit dem Schönsten zu wechseln. Aber dennoch fand er nicht Friede in seinem Herzen, und ward immer mißmu- thiger, und der Schlaf entwich von seinen Augen. Da sprach er in seinem Herzen: was soll mir das Leben? Es kann mir nichts Besseres und Höhe- res werden, als ich besitze von Jugend auf, und ich weiß nun, daß alles eitel ist unter, der Sonne, und meine Seele hat Ekel an allem. So ging Baruch umher in schwermüthigen Ge- danken, und betrübte sein Weib und sein ganzes Haus, so daß man sagte: es plaget ihn ein böser Geist, darum gedachte er seiner Tage ein Ende zu machen , daß er der Plage los wsirde. — Da vernahm Baruch, daß in der Stadt Mem- phis, im Lande Mizraim, ein weiser Mann wohne, ein Prophet, dem Gott die Weisheit in das Herz gegeben , also, daß er zu rathen wisse in allen Din- gen. Und Baruch beschloß, sich aufzumachen und seines Raths zu begehren. Und Baruch rief dem treusten seiner Diener, Namens Malchi, und sprach: wohlan, rüste mir zwei Cameele, und belade eines derselben mit Gold, Silber und edlen Steinen, und den köstlichen Gewürzen Arabiens! Und Malchi that, wie ihm sein Herr geboten hatte. Baruch aber segnete sein Weib und seine Kinder, und machte sich auf, er und sein Diener, und sie zogen von dan- nen über das Gebirge, durch die Wüste nach Miz- raim. — Also zogen sie mit ihren Thieren sieben Tagereisen, und abermals, sieben Tagereisen in der Wüste; aber sie erreichten das Land nicht. Denn dex Engel des Herrn hatte sie mit Blindheit geschla-

2. Grundriß der neuern Geschichte - S. VII

1835 - Berlin : Trautwein
dorrete. Vii Me J£anb gegeben »erben, bamif aud) burd) ein foid)e$ ©iubium der |>ifiorifd>e Unterricht eine immer geizigere Sbeife gewinne. £)ie Anhänge über 5?un|i und 5ßijfcnfd)cift fìnb nur Sugaben, in »eichen 3lu$»abl und Slnorbnung nid)t nach Ì»(Ktn »iffeu* fchaftlichen Slnforberungen bejlimmt »erben bonnten, fonbern durch den obwalfenben 3»cd: bebingt »urben, und in Ge» jiehung auf biefelben, »ie überhaupt auf ba$ ganje Gud), muß ich dem etwaigen Verlangen, daß biefeé und jeneö noch hatte berùrfftchtigt und aufgenommen »erben füllen, entgegnen, daß der anfänglich gefegte Diaum in der 2lu6füh* rung fchon um ©inigeö uberfd>ritten »orben iff. Gefonbcre Gerùcbfidjtigung der ©efehietfe te$ preußifd)en ©taatö er« fchien mir in einem ©runbrifie, der junädjfb wenigßens für preufjifche Jehranftalten beßimmf iß, nid)t allein paffeub, fonbern felbfi nofh»enbig; die Gegebenheiten der lebten $»ei 3^hre h^be ich uod) nicht aufgenommen, theilé »eil fte noch nicht ju reifem Skefultaten gebieben fint, tf)eil6 »eil fo neue ©r* eigniffe »ohl uod) auö dem greife be6 Unterrichts ausgcfchlofien »erben mäßen. — 3^ beabßchtige, jumal »enn tiefer Seit* fateti den gewùnfchten Geifall und ©ingang finbet, in ahn* lieber Sbeife auch die ©efchichte be$ Sllterthums und be$ Mittelalters ju behanbeln, und ich fchmeichele mir, vielleicht auch dem gebilbefen £efer einen nicht unwillbommenen Ueber* blief der neuern ©efchichte geliefert ju höben, welcher ihm jugleid) manches dem ©ebächtniß ©ntfaßene in baffelbc $u> ruebrufe und an gefällige 2)arße0ungen einjelner der* felben jur eignen »eitern Gelehrung erinnere. Gerlin, am 3. 2luguß 1831.

3. Auszug aus der Alten, Mittleren und Neueren Geschichte - S. 146

1877 - Berlin : Herbig
146 Alte Geschichte, Römer. in 2 Schlachten besiegt und gefangen. Macédonien wird römische vor ehr. Provinz (146). 146. Achäischer Krieg. Veranlassung : Rückkehr von 300 Achäern aus Italien nach löjährigcr Gefangenschaft (s. S. 144.) Dadurch wird in allen Städten die antirömischc Partei verstärkt. Aufgeroizt durch Kritolaus und Diaeus boginnt der ackäisclie Bund Krieg mit Sparta, für welches die Römer Partei nehmen und den Bund für aufgelöst erklären. Sieg des Metellus über den Kritolaus bei Scarphëa in Lokris. Diaeus ruft alle Waffenfähigen auf den Isthmus zusammen und be- waffnet 12,000 Sklaven. Er wird vom Consul L Mummius besiegt in der 146. Schlacht bei Leukopetra. Korinth, der Hauptort des achäisclion Bundes, wird ohne Schwertstreich von Mummius besetzt. Die Kunstschätze worden nach Rom geschickt, sämmtlicho Einwohner als Sklaven verkauft. Das Gebiet der Stadt wird tlieils an Sicyon gegeben, theils für römisches Gemeindeland erklärt. Korinth wird auf Befehl des Senats zerstört. Die anderen griechischen Städte werden im Allgemeinen mit Milde behandelt, den meisten wird die Autonomie (eigeno Verwal- tung und Gerichtsbarkeit) gelassen, doch so, dass sie dem Statt- halter von Macédonien untergeordnet werden und nach Rom Tribut zu zahlen haben. Erst später (s. S. 90) scheint Griechenland unter dem Namen Achaia eine eigene Provinz gewordon zu sein. Am Ende dieser Periode besitzt das römische Reich acht Pro- vinzen: 1) Sicilia (241), 2) Sardinia (238) nebst Corsica, 3) ljis- pania citerior (205), 4) Hispania idterior (205), 5) Galiia cisal- pina (191?), 6) Illyricum (168), 7) Africa (146), 8) Macedonia (146) mit Griechenland {Achaia). Die ersten vier Provinzen wurden anfänglich von Prätoren ver- waltet, so dass es mit dem Praetor urbanus und dom Praetor inter cives et peregrinos (s. S. 116), welche stets in Rom bliobon, 6 jähr- lich erwählte Prätoren gab. Im Jahro 149 wird jedoch festgesetzt, dass alle 6 Prätoren während ihres Amtsjahres in Rom bloiben sollen, 4 als Vorsitzende der in diesem Jahro eingerichteten stehenden Gerichtshöfe {Quaestiones perpetuae) : 1) Gerichtshof für Erpressungen

4. Auszug aus der Alten, Mittleren und Neueren Geschichte - S. 182

1877 - Berlin : Herbig
182 Alte Geschichte, Körner. Fünfte Pertode. Herrschaft Der Römischen C/Esaren Bis Zum Unter- Gänge Des Weströmischen Kaiserthums.1 (Von 31 (30) vor Chr. bis 476 nach Chr.) vor nach Chr. 31—68. Die fünf lulier oder Ciesars Adoptivfamilie. 31—14. C/Esar Octavianus Augustus. Der Beinamo Augustus (der Erlauchte, Erhabene), den ihm im Jahre 27 vor Chr. der Senat ertheilt, ist zugleich der ge- bräuchliche Name Octavians als Alleinherrscher und ist eben so wie Princeps (eigentlich princeps senatus), Caesar, Imperator (s. S. 176), der Titel der römischen Herrscher geworden. Später wird Caesar die besondere Bezeichnung des designirten Nachfolgers eines Augustus. Augustus beschränkt den Senat auf 600 Mitglieder und knüpft die Senatorenwürde an einen hohen Census (1 Million Sest.). Die Consitzwürde bleibt nominell bestehen, wird bisweilen mehrere Jahre hintereinander von dem Herrscher bekleidet, bisweilen einem Anderen als Auszeichnung auf kürzere Zeit (2 Monate) verliehen. Die be- deutendsten Aemter werden die des Praefectus urbi (Polizei und Kriminalgerichtsbarkeit) und die des Praefectus praetorio (Oberbe- fehl über die stehende Leibwache der 10 prsctorischen Cohorten). Eintheilung Korns in 14, Italiens in 11 regiones. Im Jahre 27 vor Chr. neue Eintheilung der Provinzen in sena- toris che. d. h. völlig beruhigte, welche ohne Kriegsheer verwaltet werden können (Africa, Asia, Achaia, Illyricum, Macedonia, Si- cilia, Creta mit Cyrene, Bithynia, Sardinia, Hispania Baetica), und in kaiserliche, in denen ein Heer steht, und die Augustus in seinem Namen durch Legaten verwalten lässt (Hispania Tarra- conensis, Lusitania, die vier gallischen: Narbonensis, Lugdunensis, Aquitania und Belgica; Germania superior et inferior, Moesia, Syria, Cilicia, Cyprus, Aegyptus). Blüthezeit der römischen Literatur. Maecenas (f 8 vor Chr.), Freund des Augustus, Gönner und Beschützer der Dichter: Hora- 1 Peter, Römische Geschichte, Band Iii, 3. Aufl. 1871,

5. Auszug aus der Alten, Mittleren und Neueren Geschichte - S. 185

1877 - Berlin : Herbig
Fünfte Periode, Kaiser Tiberius und Caligula. 185 nach Chr. 14—37. Tiberina (vollständig: Tib. Claudius Nero), des Augustus Stief- und Adoptivsohn, argwöhnlschor Despot. Das (formelle) Recht der Bestätigung der Gesetze und das Recht der Beamten wähl wird von den Comitien auf den Senat über- tragen. Das Gesetz gegen Majestätsverbrechen (de maiestate) wird auf die kleinste Beleidigung des Fürsten angewendet. Belohnung der Angeber (delatores). Aufstand der Legionen am Rhein, unterdrückt durch Ocrmanicus, Sohn des älteren Drusus, und der Legionen in Pannonien, unter- drückt durch den jüngeren Drusus, Sohn des Tiberius. (Tacitus, Annales 1, 16—49.) 14—16. Drei Feldzüge des Germanicus gegen die Germanen. Der dritte Feldzug zur See, mittelst einer Landung an der Mündung der Ems unternommen ; Germanicus dringt über die Weser vor. Sieg der Römer in der Doppel- schlacht auf dem Campus Jdistaviso (nach Grimm Idisiaviso „Elfenwiese“) über Arminius, zwischen Minden und Hameln. Trotz der Erfolge der römischen Waffen bleibt das rechte Rheinufer frei. (Tac., Ann. 11, 5—26.) 17. Germanicus, von Tiberius aus Eifersucht aus Germanien zurückberufen und nach dem Orient geschickt, setzt in Armenien einen König ein, macht Kappadocicn zur römischen Provinz, stirbt in Syrien an Gift (durch Piso V). 23—31. Herrschaft des schändlichen Sejan, des Günstlings des Tiberius. Durch Vereinigung der prätorischen Cohorten in ein befestigtes Lager bei Rom legt Sejan den ersten Grund zur Macht der Prätorianei'. Sejan vergiftet 23. Drusus, den Sohn des Tiberius. 27. Tiberius nimmt seinen Aufenthalt auf Capreae (Capri). 31. Process gegen Sejan, der mit vielen anderen (Theilnehmorn an der Verschwörung?) hingerichtet wird. Macro, Nach- folger Sejans in der Gunst des Tiberius. 37—41. Caligula (eigentlich: Gaius Caesar Germanicus), der jüngste Sohn des Germanicus, von den Soldaten Caligula (Stiefelchen) genannt, grausamer (oderint, dum metuant!), halb verrückter Despot. Ueberbrückung der Bucht von Puteoli.

6. Germanien in den ersten Jahrhunderten seines geschichtlichen Lebens - S. 29

1875 - Berlin : Brigl & Lobeck
Namen den jammervollen Zustand des Landes und öffnete ihm die wunden Seiten ihres Lebens. „Ariovist habe bereits 120,000 deutsche Webrmanner in ihrer Mitte angesiedelt und jtehe im Begriff, neue Verstärkungen an sich zu ziehen; wenn sie nicht bei Cäsar und dem römischen Volke Hülfe fänden, so müßten alle Gallier dasselbe thun, was die Helvetier unternommen; sie müßten Haus und Hos verlassen, um fern von den Germanen eine neue Heimath zu suchen und jedes Glück zu wagen auf jede Gefahr." Cäsar hörte die Klagen der Fürsten gnädig an. Legten sie ibm doch die Herrschaft über das eigene Land als Gastgeschenk zu Füßen. Was konnte ihm willkommener sein, als das siegreiche Schwert gegen den fremden Gewaltherrn zu kehren und dann in dessen Erbe einzutreten? Die Freundschaft, die Rom unter seinem eigenen Consnlat mit dem germanischen Heerkönig geschlossen, war ein lockeres Band. In reizenden Zügen voll Wahrheit und Natur schildert Cäsar selbst in seinen Denkwürdigkeiten den Verlauf der Dinge und den Gang der Verhandlungen mit Ariovist. Als er ihn durch eine Gesandtschaft zu einer Zusammenkunft auffordern ließ, um über ihre gemeinsamen Anliegen zu verhandeln, antwortete der Andere mit deutscher Derbheit: ,,wenn Er Etwas bei Casar zu suchen hätte, so würde er sich zu ihm begeben; verlangte dagegen Jener Etwas von ihm, so möge er zu ihm kommen. Uebri-gens begreife er nicht, was Cäsar und das römische Volk sich um sein Gallien, das er mit dem Schwerte erobert, zu bekümmern hätten." Als darauf eine zweite Gesandtschaft die Forderung stellte, der Suevenkönig solle die Geißeln der Aetmer in Freiheit setzen und die Zusage geben, keine Deutschen mehr über den Rhein zu führen und mit den Galliern Friede zu halten, erwiderte dieser voll Selbstgefühl: „als Sieger behandle er kraft des Kriegsrechts die Besiegten nach eigenem Ermessen, wie auch die Römer gegen die Ueberwundenen zu thun pflegten. Die Aetmer seien ihm durch das Glück des Krieges zinsbar geworden und er werde ihnen weder den Tribut erlassen noch

7. Germanien in den ersten Jahrhunderten seines geschichtlichen Lebens - S. 33

1875 - Berlin : Brigl & Lobeck
33 Truppen mehr über den Rhein kommen lassen. Darauf antwortete Ariovist: Er sei nicht aus eigenem Antrieb über den Rhein gezogen, sonvern aus Einladung und Bitte der Gallier; nicht ohne Hoffnung aus große Belohnungen habe er Heimath und Verwandtschaft verlassen; die Wohnsitze, die er innehabe, seien ihm von den Galliern selbst eingeräumt, die Geißeln freiwillig gestellt worden. Abgaben ziebe er nach Kriegsrecht, wie tne Sieger sie den Besiegten aufzulegen pflegten. Nicht er habe mit den Galliern, sondern die Gallier mit ihm Krieg angefangen, ■alle Gemeinden seien wider ihn in's Feld gezogen, aber ihre ganze Heeresmacht in der Schlacht überwunden worden. Wollten sie den Versuch wiederboleu, so sei er abermals zum Kamps bereit, wollten sie aber Frieden halten, so sollten sie sich auch nicht t>em Tribut entziehen, den sie bis zur Stunde aus freiem Willen entrichtet hätten. Die Freundschaft des römischen Volkes müsse ihm zur Ehre und zum Schutze, nicht zum Schaden gereichen, sonst würde er ebenso gern auf dieselbe verzichten, als er sich um dieselbe beworben habe. Seine Landsleute ziehe er nicht herüber, um gegen die Gallier zu kämpsen, sondern zu seiner eigenen Sicherheit. Er sei früher in das gallische Land gekommen, als die Römer. Was Casar für ein Recht habe, in sein Gallien zu kommen, da er (Ariovist) doch nicht die Grenzen der römischen Provinz überschritten hätte? Und was die Freundschaft der Aediter mit dem römischen Volke betreffe, so sei er kein solcher Barbar, nicht so nnkuudig der Ereignisse, daß er nicht wissen sollte, wie weder die Aedner den Römern in ihren Kriegen mit den Allobrogern beigestanden, noch die Römer den Aeduern in ihren Kämpfen mit den Sequanern. Er müsse argwöhnen, Cäsar's Freundschaft gegen ihn sei erheuchelt, und er habe sein Heer nur darum herbeigeführt, tun ibn zu unterdrücken. Zöge der römische Feldherr nicht ab, so würde er denselben als Feind betrachten, und er wisse recht gut, daß er sich durch dessen Ermordung den Dank des Senats und der vornehmsten Männer verdienen würde." Trotz dieses drohenden Winkes verwarf 3

8. Germanien in den ersten Jahrhunderten seines geschichtlichen Lebens - S. 70

1875 - Berlin : Brigl & Lobeck
70 An die Stelle des Heimgegangenen Drnsus trat sein Bruder Tiberius. Dieser wählte, seinem Charakter gemäß, die Wege der Unterhandlung, der List und des Verraths und erreichte dadurch mehr, als der tapfere Bruder durch die Gewalt der Waffen. Er beredete die deutschen Völker, Gesandte an den in Gallien weilenden Kaiser zu schicken und über einen Frieden zu unterhandeln. Die Sigambrer lehnten es jedoch ab, an diesen Unterhandlungen Theil zu nehmen; deshalb weigerte sich Augustus, den Frieden zu gewähren, den er nur mit der Gesammtheit der deutschen Nation abschließen zu wollen erklärte. Da bewogen die übrigen Stämme auch die Sigambrer zum Beitritt, worauf eiue Anzahl angesehener Stammfürsten zu dem Kaiser nach Gallien reifte. Diese wurden aber gegen alles göttliche und menschliche Recht festgenommen und in verschiedenen Städten in Gewahrsam gebracht, wo sie sich sämmtlich den Tod gaben, damit ihre Verwandten daheim nicht durch Rücksichten für sie iu ihrem freien Handeln gehemmt wären. Augustus und Tiberius hatten bei dieser tückischen That die Absicht, die Germanen ihrer Häupter und Führer zu berauben und sie dadurch um so sicherer zu unterwerfen. Und wirklich erreichten sie ihren Zweck. Zwar besitzen wir über die nächsten Jahre nur dürftige Nachrichten; aber soviel läßt sich daraus entnehmen, daß die Germanen, wenn sie auch den treulosen Verrath blutig zu rächen sich anschickten, doch aus Mangel an der nothwendigen Eintracht, Ordnung und Führung keinen erfolgreichen Widerstand zu leisten vermochten. Die Zustände, die sich unseren Blicken darbieten, als wieder das Licht römischer Geschichtsschreiber das Dunkel zu zerstreuen beginnt, setzen es außer Zweifel, daß sich die Völkerschaften zwischen Rhein und Weser, überrascht und hoffnungslos, vor der Uebermacht der Römer gebeugt haben, daß die vierzigtausend Menschen, welche Tiberius hauptsächlich aus dem Stamme der Sigambrer aushob und auf das liuke Rheinufer verpflanzte, wie früher Agrippa die Ubier, wahrscheinlich die jüngere waf-

9. Germanien in den ersten Jahrhunderten seines geschichtlichen Lebens - S. 54

1875 - Berlin : Brigl & Lobeck
54 unter dem ritterlichen Arvernerfürsten Vercingetorix einen letzten großartigen Versuch machten, das Joch der Fremdherrschaft abzuwerfen, und für Freiheit und Nationalität in kübnem Wnrs Leben und Gnt wagten, da blieben auch die Belger und die Deutschen des linken Rbeinufers nicht theilnahmlos. Aber es waren nur noch Zuckungen der alten Kraft und Freiheit; die Zeit des gemeinsamen Widerstandes war versäumt worden. Der nationale Aufschwung, den Vercingetorix noch einmal in den Herzen der Gallier entzündete, so daß selbst die Aeduer sich der gemeinsamen Sache anschlössen, war wie das scheidende Abendrot!) eines ereignisreichen Tages. Als sich bei Alesia das Schicksal Galliens erfüllte, als der Heldenmütige Vorkämpfer der alten Freiheit und Nationalität hoch zu Roß im römischen Lager erschien und, Helm und Schwert zu Cäsar's Füßen legend, fick freiwillig in Fesseln schlagen ließ, um fünf Jahre später am Fuße des Capitoliums unter dem Beile des Scharfrichters sein Leben zu endigen, da beugte sich allmälig das ganze Land auf der linken Seite des Rheines unter Roms Herrschaft. Die Eburonen, die in diesem letzten Kampfe noch einmal dreitausend Mann gegen den Nationalfeind in's Feld stellten, wurden auf einem zweiten Zerstörungszug vollends dem Verderben geweiht, auf daß das verhaßte Geschlecht vom Erbboben vertilgt sei. Als bte Bergstabt Urellobnnum, das letzte Bollwerk der gallischen Freiheit, gefallen war und bte tapfere Besatzung ihren vaterländischen Muth mit dem Verluste der rechten Hand gebüßt batte; als der Atrebatenfürst Comntius, der Todfeind der Römer, endlich bte Waffen nie-berlegte und Frieden zu halten versprach unter der Bebingung, seine letzten Tage an einem Orte zu verleben, wo er keines Römers Angesicht schauen müsse; als bte letzten Freiheitskämpfer unter bei* Scholle ruhten, in Knechtsbiensten trauerten ober als Flüchtlinge in der Fremde umherirrten, da beeilten sich die Trevirer und alle Städte und Gaue, welche die Hände noch frei hatten, ihre Unterwerfung anzuzeigen und die Herrschaft der Ruthen und Beile anzuerkennen. Und Cäsar

10. Germanien in den ersten Jahrhunderten seines geschichtlichen Lebens - S. 82

1875 - Berlin : Brigl & Lobeck
82 Rücksichtslosigkeit bei der Einführung römischer Besteuerung und Rechtspflege; ein Schwarm von Sachwaltern und Geschäftsleuten aller Art begleitete ihn und suchte das Land zu romanisiren und auszubeuten. Um schneller und sicherer zum Ziele zu kommen, setzte Varus mit drei der stärksten und geübtesten Legionen, mit Reitern und Hülsstruppen, im Ganzen an 50,000 Mann, über deu Rhein und nahm, an der Lippe hinausziehend, seinen Ausenthalt inmitten des deutschen Landes, indeß sein Neffe As-p reit cts, sein Legat, mit zwei Legionen den Rhein hütete. Wie der Prätor am Markt zu Rom, so hielt Varus in seinem Standlager an der Lippe Gerichtssitzungen, wo die Klagen und Anliegen deutscher Männer unter einander ober mit den Fremdlingen in ihrem Lande nicht nach beut altgermanischen Gewohnheitsrechte, das jeber Freie im Gedächtniß und im Gewissen trug, sondern nach römischen Gesetzen und proconsularischen Rechtssprüchen von römischen Juristen in lateinischer Sprache und nach unbekannten Rechtsgründen und Gerichtsformen entschieden wurden, worauf dann fremde Gerichtsdiener die Strafbestimmungen mit unerbittlicher Strenge vollzogen. „ Also sah der Deutsche, was er nie gesehen hatte, den blutigen Rücken freier Männer, er sah ihn wmtbgegeißelt bitrch römische Ge-richtsbtener. Auch sah er das nicht minber Unerhörte: die Kopse deutscher Männer fielen unter römischen Beilen." Die Todesstrafe, die nach der Väter Weise nur von der freien Volks-gemeinbe erkannt werben durfte, wurde von dem Richterstuhl des Proconsuls verhängt; Steuern und Lieferungen, bisher unbekannt in deutschen Landen, mußten an die Machthaber entrichtet werden. Auch mochte der geringe Mann, während bte Fürsten und Volkshäupter sich von beit seilten Lebensformen, von den reichen Taselgenüssen, von beut militairischen Glanze des Proconsuls verlocken ließen, von dem Uebermuth und der Brutalität der Unterbeamten und Legionssoldaten viel Kränkendes zu leiden haben. Ein neues, geräuschvolles Leben entfaltete sich in dem weiten Standlager an der Weser; neben beit krie-
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