Wohnsitze. Sprache. Sitten. Gerichtswesen.
9
immer weiter nach Westen/ ins nördliche Frankreich vorrückten:
ein tüchtiger, kräftiger Menschenschlag. In der Mitte von Deutsch-
land wohnten die Thüringer; über ihnen, an der Weser, im
jetzigen Westphalen und Hannover, die Sachsen; und über die-
sen, an den Ufern der Nordsee, die wilden Friesen. In
Schwaben saßen die Alemannen, im jetzigen Baiern die Bai-
ern (Vojer), und in dem nordöstlichen und östlichen Theile von
Deutschland, der jetzt Mecklenburg, Pommern, Brandenburg,
Sachsen, Böhmen, Mähren und Schlesien heißt, nichts als Wen-
den und Slaven, die sich durch schwarze oder braune Augen
und schwarzes Haar von den blonden, blauäugigen Deutschen
unterschieden und auch eine eigene Sprache redeten. Erst im
vierten und fünften Jahrhundert breitete sich das Christenthum
auch unter den deutschen Völkerschaften aus, nicht sowohl unter
den Stämmen, die in Deutschland saßen, als unter denen, welche,
wie z. B. die Gothen, in die Provinzen des römischen Reiches
eindrangen; aber nur sehr allmälig. Einer der ersten Bekehrer
zum Christenthum war hier der wackere Bischof Ulphilas, der
zur Zeit des Anfangs der Völkerwanderung unter den Gothen
lebte und seinen Landsleuten die Schreibekunst lehrte. Er über-
setzte auch mit vieler Mühe die Bibel in ihrer Sprache, von
welcher Uebersetzung wir noch einen Theil übrig haben. Mit der
Kenntniß der christlichen Religion machten die Deutschen nun
auch größere Schritte zur Ausbildung ihrer Sitten.
Das Familienleben beruhte auf der Gewalt des Hausvaters
als Oberhaupt, mit der Verpflichtung, die Seinigen zu schützen.
Man nannte dieses „Muntw d. h. Schutz, Aufsicht. Wenn der
Sohn die Waffen führen konnte, wurde er mündig; die Tochter
trat bei ihrer Verheirathung in den Schutz des Gatten über.
Das Ehebündniß wurde mit vielem Gepränge in der Volks-
versammlung oder dem „Mahl" gefeiert, davon sich noch die
Wörter: Gemahl, Vermählung — erhalten haben. Die Kleidung
war kunstlos aus Fellen und Linnen verfertigt. Die Gesetze
unserer Vorfahren waren sehr einfach. Das Gericht, wozu die
ganze Volksgemeinde erscheinen durste, wurde an einem Hügel,
oder unter alten Eichen oder bei einem aufgesteckten Zeichen:
einem Schild oder einer Fahne, gehegt. Konnte man die Schuld
oder Unschuld eines Beklagten nicht ausmitteln, so mußte er
einen Eid leisten. Aber da kamen manche Fülle vor, wo nichts-
würdige Menschen einen falschen Eid geleistet hatten, und nun
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutsch- Hannover Sachsen Nordsee Schwaben Deutschland Pommern Brandenburg Sachsen Deutschland
Aufstand der Griechen. Ipsilanti. Heilige Schaar.
131
Verfassung wieder her, starb aber bald darauf und hinterließ
seiner Tochter den Thron.
127. Die Befreiung Griechenlands.
Viel größere Aufmerksamkeit und Theilnahme, als alle diese
Verfassungskämpfe, erregte aber in ganz Europa das heldenmü-
thige Ringen des kleinen Griechenlands gegen die Herrschaft
der Türken, welche fast schon vierhundert Jahre auf einem Theil
der christlichen Bevölkerung Europas lastete, deren Ende aber
nun hereinzubrechen schien. Schon seit langer Zeit war in Grie-
chenland in einzelnen Gemüthern die Sehnsucht nach der Befrei-
ung und nach der Gründung eines selbständigen Reichs entstan-
den und durch weitverzweigte Genossenschaften wurde dieser Ge-
danke im Volke allmälig verbreitet. Rußland, welches um diese
Pläne wußte, ermunterte dieselben insgeheim theils wegen der
religiösen Verwandtschaft der Russen mit den Griechen, theils
und besonders in der Hoffnung, seine eigene Macht durch die
Schwächung der Türkei zu erweitern. Als sich nun mehrere
Statthalter des türkischen Sultans ungestraft für unabhängig
erklärt hatten, fanden sich die Häupter der griechischen Verschwö-
rung zum Aufstand ermuthigt, und ein Edelmann aus der Mol-
dau, welcher bisher in russischen Diensten gestanden, Alexan-
der Ppsilanti, rief die Hellenen im ganzen türkischen Reich
auf, das Joch der Osmanen abzuschütteln, indem er ihnen rus-
sische Hülfe in Aussicht stellte. Ueberall, in Morea (dem alten
Peloponnes), in Livadien (Hellas), in Thessalien und auf den
ionischen Inseln leistete man seinem Ruf Folge, und in kurzem
stand Ipsilanti an der Spitze einer bedeutenden Kriegsschaar,
die heilige Schaar genannt. Die Türken traten mit der größ-
ten Wuth und Grausamkeit gegen die Empörer auf, wo sie der-
selben Herr wurden; besonders aber wütheten sie mit blutigem
Racheschwert auch gegen die unschuldige griechische Bevölkerung
in Constantinopel und an andern Orten. Der griechische Patri-
arch wurde am Ostertage mit seinen Priestern gewaltsam vom
Altar gerissen und an den Pforten der Kirche aufgehängt, die
griechischen Familien wurden hingemordet oder mußten als Bett-
ler fliehen. Nun brach zwar Rußland den Verkehr mit der Pforte
ab, und Kaiser Alexander beabsichtigte, sofort zu Gunsten der
Griechen einzuschreiten; aber Oestreich und England hielten ihn
davon ab, Oestreich, um wo möglich einen größern Krieg zu ver-
9*
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
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Extrahierte Personennamen: Ipsilanti Alexander Alexander Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Griechenlands Europa Europas Morea Thessalien Constantinopel England
256
Neueste Geschichte. 5. Periode. Orientalischer Krieg.
der betreffenden Depeschen später vollkommenen Aufschluß erhal-
ten hat, ergab.
Eben glaubte man die Frage wegen der heiligen Stätten
geregelt zu haben, als Fürst Menschikow mit einer neuen For-
derung hervortrat, welche jener eine ganz unerwartete Bedeutung
gab. Er forderte nämlich als Bürgschaft für die Zukunft
eine förmlich übernommene Verpflichtung der Pforte, wodurch
diese, der Sache nach, Rußland ein Schutzrecht über sämmtliche
christliche Unterthanen der Pforte eingeräumt und diese unter
die Herrschaft des Czaren gestellt hätte. Rußland war sich gar
wohl bewußt, welche ausschweifende Forderung es stellte, weshalb
es seine Verhandlungen mit der Pforte in das strengste Geheim-
niß hüllte und für die Erfüllung jener nur eine kurze Frist von
fünf Tagen bewilligte. Aber die Pforte war auf ihrer Hut. Ob-
lvohl sie im Wesentlichen die Forderungen Rußlands genehmigte,
verweigerte sie doch die verlangte Form des Seneds (Vertrages),
durch welchen sie gewissermaßen ihre Abdankung besiegelt haben
würde.
Zugleich ging eine Ministerveränderung im antirussischen
Sinne vor sich, und was die Hauptsache — Lord Stratford
de Redcliffe war wieder in Constantinopel eingetroffen, um
durch seine Rathschläge der Pforte Muth einzuflößen.
Der russische Unterhändler ließ nunmehr zwar etwas von
der Strenge seiner Forderungen nach und verlangte statt Ver-
trags nur eine Verpflichtung in Form eines Protokolls oder
einer Note. In dieser sollte versprochen werden, daß die ortho-
doxe orientalische Kirche, ihre Geistlichkeit, ihre Kirchen und Be-
sitzungen, so wie alle ihre religiösen Anstalten in Zukunft unter
dem Schutze Sr. Maj. des Sultans alle Privilegien und Immu-
nitäten, welche ihnen ab antiquo zugesichert sind, oder welche
ihnen der Sultan zu verschiedenen Zeiten gewährt hat, unverletzt
bewahren, und daß sie an den, andern christlichen Kirchen und
den auswärtigen Gesandten bei der hohen Pforte gewährten
Vortheilen Theil nehmen sollten. Da die Pforte auch hierauf
nicht einging und nicht eingehen konnte, weil sie dadurch Privi-
legien, deren Ertheilung an Einzelne ohne Schaden für den
Bestand des Reichs erfolgen mochte, auf Millionen ausgedehnt
hätte, verließ Fürst Menschikow am 21. Mai mit dem russischen
Gesandtschaftspersonal Constantinopel. Indeß schritt Rußland
noch nicht zum Aeußersten; vielmehr stellte es eine nochmalige
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Unruhen in China.
285
bekannten, aber den Genuß des Opiums mit der Todesstrafe
bedrohten. Bekanntlich aber kommt in England das Interesse
vom Christenthum erst nach dem Interesse für Opium und
Baumwolle.
Auch Canton wurde von den Taipings bedroht, aber von
2)eh mit ebenso viel Energie wie Grausamkeit vertheidigt. Spa-
ter eroberten die Kaiserlichen auch Schanghai wieder zurück.
Während Tien-te in Nanking blieb, drangen seine Heere
nordwestlich nach Frog-jang vor; als sie aber, um nach Norden
vorzudringen, über den gelben Fluß setzten, erlitten sie ihre erste
Niederlage, welcher bald mehrere folgten. Der Aufruhr stockte
jetzt, zum Theil auch wegen Uneinigkeit der Führer, so daß Tien-te
sich genöthigt sah, zwei seiner Mitregenten nieder zu machen.
Da die beiden andern aus dem Schlachtfelde geblieben waren,
zermalmt zu werden, unser Fleisch in Stücken zerrissen zu werden, wir könnten
dir nicht einen millionsten Theil vergelten. Aber ach bis jetzt sind wenige die
da glauben, und derer die dem Teufel folgen finb viele; deswegen, o himmlischer
Vater und du älterer Bruder des Himmels, lasset euch erflehen und sendet un-
sern Herrn, den himmlischen König, daß er in China geboren werde. Im Jahre
18h7 riefet Ihr ihn wieder ab zum Himmel, wo er im Geiste dich, o himmlischer
Vater, sah und du ihn unterrichtetest was er thun solle. Und so sind wir Brü-
der und Schwestern durch deine Gnade geleitet und geführt worden, bis wir
hier in dieser Hauptstadt (Nau-king) sind. O himmlischer Vater, o älterer Bru-
der des Himmels, kann es sein, daß du uns nicht länger lieb hast? Du hast
gesagt, daß dein Wille soll geschehen wie im Himmel so auf der Erde, du hast
auch gesagt, daß, wo 2 oder 3 einig sind im Herzen, um was sie dich bitten, soll
es geschehen durch deinen Vater im Himmel. Wir nun, die große Menge der
kleinen Unmündigen, halten fest dies Versprechen, alles was zu unserer Verzei-
hung und Glückseligkeit gehört, muß uns gegeben werden, und daun wollen wir
zufrieden sein; wenn es aber nicht gegeben wird, dann wollen wir weinen Tag
und Nacht und laut schreien zu unsrem himmlischen Vater. Wir beschwören dich,
unsern himmlischen Vater, dich, den älteren Bruder des Himmels, deine himm-
lische Gnade weit zu öffnen und unsrem Herrn, dem himmlischen König, und unsrem
jungen Herrn zu helfen. Möge das Reich bald beruhigt sein, möge dein Evan-
gelium sich verbreiten durch die 18 Provinzen, und alles Volk deine guten Kin-
der, o himmlischer Vater, nud deine guten Brüder und Schwestern, o älterer
Bruder des Himmels sein, mögen wir in dieser Welt Ruhm und in jener Welt
ewige Seligkeit haben. Unsere Eltern und Brüder, Kinder und Verwandte, wo
sie auch sein mögen, nah und fern, in fremden Landen, oder in China, alle be-
fehlen wir deiner gnadenreichen Hand, behüt sie, o Herr, gieb ihnen Friede, gieb
ihnen ihr täglich Brod, behüt sie vor Elend und nimm einst ihre Seelen in dei-
nen Himmel auf. Alles, um was wir dich gebeten, thue um des Verdienstes und
des Todes am Kreuze unseres älteren Bruders des Himmels willen. Amen."
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan]]
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Extrahierte Ortsnamen: China England Schanghai Nanking China China
Drusen und Madonnen.
293
1859 konnte man bereits ein Dankfest für die Besiegung des
Aufstandes veranstalten, dessen nächste Folge die war, daß das
Privilegium der ostindischen Compagnie aufgehoben ward und
die Königin von England die Regierung Indiens selbst in die
Hand nahm (8. August 1858).
Auf dem Festlande von Hinterindien liegen noch zwei
Reiche, welche neuerdings erst in die allgemeine Culturbewegung
hineingezogen wurden: Siam und Cochinchina. Dort zeigte
sich der Monarch den Europäern geneigt und schloß Handels-
verträge mit England, Frankreich und den Vereinigten Staaten
ab; hier zeigte man sich nicht so freundlich, und Frankreich sah
sich veranlaßt mehrere Expeditionen auszurüsten, um die Cochin-
chinesen wegen ihrer Verfolgung der Christen zu züchtigen.
Der indische Ausstand scheint nicht ohne Einfluß auf die ge-
summte muhamedanische Welt geblieben zu sein; mindestens be-
merkte man von da ab eine Gährung in derselben, welche hier
und da blutige Früchte trug und in einzelnen Provinzen des os-
manischen Reichs zu ernsten Kümpfen zwischen Muhamedanern
und Christen führte.
Zu der schrecklichsten Katastrophe kam es in Syrien und
namentlich in den Gebirgen des Libanon zwischen den Drusen
und der christlichen Secte der Maroniten. Zwar glaubt man,
daß die europäische Politik an dem Ausbruch des Kampfes zwi-
schen diesen beiden kriegerischen Stämmen nicht unschuldig gewesen
sei und namentlich legte man französischen Emissären die Auf-
stachelung der Maroniten zur Last; aber wahr ist es doch, daß
es für die muhamedanische Bevölkerung eben nur einer Ver-'
anlassung bedurfte, um ihren Fanatismus zu entzünden.
Dieser brach nun Ende Mai 1860 in voller Wildheit aus,
ohne daß die türkische Behörde (Churschid Pascha und Daher Pa-
scha) ernstlichen Widerstand leisteten. Alle Christendörfer im Unu
kreise von Beirut, darunter Saida, wurden verwüstet und deren
Einwohner unter gräßlichen Martern hingeopfert. Wochen lang
dauerte das Morden und schon zählte man Io—15,000 Opfer,
als der Sturm gegen die syrische Hauptstadt Damascus los-
brach. Hier aber fanden die Christen einen unerwarteten Bei-
stand an einem ihrer ehemals erbittertsten Gegner, an Abdel
Kader, welcher durch das große Erdbeben von Brussa nach
Damascus vertrieben worden war. — Seiner Entschlossenheit
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft]]
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Extrahierte Personennamen: August Christendörfer Abdel
Kader
Extrahierte Ortsnamen: England Indiens Hinterindien Cochinchina England Frankreich Frankreich Syrien Beirut
413
Dächer und Fenster schossen; aller dieser Jammer, diese Noth,
diese viehische in Mord und Zerstörung sich auflösende Wuth der
Menschen, gleichsam im Bunde mit dem furchtbarsten Elemente,
— welch ein Bild des Entsetzens und Grausens!" Viele Fran-
zosen verbrannten wahrend der Plünderung, weil sie sich aus
den brennenden Straßen nicht heraussinden konnten. Napoleon
selbst mußte die Stadt verlassen. Fast alle die herrlichen Paläste,
die reichen Kirchen mit ihren goldblitzenden Thürmen, die kost-
baren Sammlungen sanken in Asche; nur ein kleiner Rest blieb
stehen. Der fürchterliche Brand währte bis zum 17ten; dann
erst erlosch er nach und nach, weil es an Stoff fehlte. Vier-
zehn Tage lang noch wurde geplündert, und in den Kellern un-
geheure Reichthümer gefunden. Im französischen Lager sah man
die kostbarsten Shawls und seidenen Zeuche, die leckersten Con-
fecte und eingemachten Früchte, goldene und silberne Geschirre,
den glänzendsten Hausrath; aber an Brot und Fleisch fehlte es
dagegen. Die russischen Bauern, statt in Moskau für Geld ihre
Maaren loszuschlagen, zerstörten diese lieber. Es war für die
Franzosen nicht möglich, in Moskau einen Markt einzurichten.
Sie murrten, und das bewog Napoleon, mit den Russen Unter-
handlungen anzuknüpfen.
Napoleon hatte gehofft, von Moskau aus den Russen Ge-
setze vorschreiben zu können. Er bot ihnen auch jetzt Frieden
an; Alexander aber zog ihn damit hin, bis der Winter vor der
Thüre war. Jetzt war ein schleuniger Rückzug nöthig, wenn
nicht Moskau das Grab der Franzosen werden sollte. Am
26. October trat er ihn an, aber unter welch unglückweissagen-
den Umstanden! Schon jetzt waren die Pferde Gerippen ähn-
lich, die Soldaten entmuthigt, und die wohlgenährten Russen
drängten nach. Napoleon wollte auf einer andern Straße zie-
hen; aber die Russen warfen ihn auf die zurück, welche auf dem
Herwege verwüstet war, während sie selbst seitwärts zogen.
Von allen Seiten wurden die Franzosen von Kosacken um-
schwärmt, die ihnen Tag und Nacht keine Ruhe ließen. Zu
dem Hunger, der, vom Anfänge des Rückzuges an, am Leben,
der Menschen und Pferde nagte, kam vom 7. November an noch
eine fürchterliche Kälte. Meist ohne Pelze, mit Lumpen nur
bedeckt, sielen sie schaarenweis erstarrt zu Boden, und wurden
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Alexander Alexander Napoleon
333
Italien angekommen, und bittet um Land. Wenn es dem Kaiser
gefällig ist, so verabrede er einen Tag, an welchem Gothen und
Römer sich in offner Feldschlacht mit einander messen können."
— Honorius antwortete: ,,Hört! liebe Gothen; geht doch lieber
nach Gallien und Spanien! Ich erlaube euch, das einzuneh-
men!" — Da wirtschafteten aber schon die Franken. Die
ehrlichen Gothen wußten das nicht, ließen sich den Vorschlag
gefallen, und brachen wirklich auf. Schon waren sie bis an
den Fuß der Seealpen gekommen, und feierten eben fröhlich das
Osterfest; da wurden sie plötzlich von den Römern heimtückisch
angesallen, die ihnen auf des Honorius Befehl sachte nachge-
schlichen waren. Zornig wandten sich die Gothen um, griffen
zu den Schwertern, und schlugen die Römer zurück. Nun aber
war an kein Abziehen zu denken. Alarich kehrte gen Rom um,
um Rache zu nehmen. Unterwegs wurden Städte, Dörfer und
Felder verwüstet, Rom endlich erobert, und hier die Kaiserburg
sowohl, als alle Hauser der Vornehmen, rein ausgcplündert.
Daß die Einwohner nicht ermordet, und die Stadt nicht abge-
brannt wurde, ist nur dem zuzuschreiben, daß die Gothen Chri-
sten waren und also menschlicher dachten. Auch die Kirchen
wurden nicht angetastet, so viel Schatze auch aus ihnen zu haben
gewesen wären. Ein recht schöner Zug ist uns aufbehalten, der
wieder zeigt, wie das Christenthum auch wilde Gemüther er-
weicht und zu cdeln Gefühlen stimmen kann. Ein gothischer
Krieger drang in das Haus einer christlichen Frau, und fand
bei ihr goldene und silberne Gefäße. Schon wollte er sie rau-
den; da sagte sie ihm, sie gehörten nicht ihr, sondern dem Apo-
stel Petrus; sie hätte sie nur für die Kirche in Verwahrung;
und nun möchte er thun, was ihm gefiele. Der Krieger stutzte,
und wagte das Heiligthum nicht anzurühren; er ging aber hin,
und meldete Alles dem Könige Alarich. Dieser befahl, die heili-
gen Gefäße gleich in die Kirche zurückzutragen. Das geschah;
aber die Römer waren so entzückt über die Großmuth des Sie-
gers und über die Erhaltung der ihnen so theuern Gefäße, daß
sie in feierlicher Procession dieselben begleiteten, und fromme
Gesänge anstimmten. Kaum hörten das die wilden Gothen,
und erfuhren, was da geschähe, so ließen sie vom Plündern ab,
und schlossen sich mit gefaltenen Händen an den frommen Zug
I,’
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Personennamen: Honorius Honorius Honorius_Befehl Honorius Petrus
Extrahierte Ortsnamen: Italien Gallien Spanien Rom Rom
277
sollte er versuchen, in die deutschen Waldungen einzudrmgen
Drei Mal ging er über den Rhein, aber jedes Mal ohne son-
derlichen Erfolg. Denn wenn er kam, so wichen die Deutschen
auf beiden Seiten des Weges in die Wälder zurück, und ließen
die Römer walten bis zum Herbst. Dann mußten diese von
selbst wieder nach Gallien zurück, weil sie in dem unwirthbaren
Lande weder Städte zum Wohnen, noch Lebensmittel genug
fanden. Dies war der Augenblick, auf den die Deutschen sehn-
lichst gewartet hatten. Jetzt brachen sie aus den Wäldern her-
vor, sielen über die erschrockenen und abgematteten Römer her,
erschlugen ihrer viele, und verfolgten die übrigen 'bis an den
Rhein. So ging es drei Jahre hinter einander, so klug auch
Drusus sonst seine Sachen anlegte. Bei dem dritten Feldzuge
kam er wirklich bis in die Gegend, wo die Saale in die Elbe
fließt. Jetzt wollte er auch über die Elbe setzen; aber hier wen-
dete sich sein Glück. Er wurde von den Deutschen, die ihn
jenseits erwarteten, zurückgeschlagen, der kalte Winter erstarrte
das Land, und als er einst einsam und nachdenkend am Ufer
stand, trat ein Weib von übermenschlicher Größe vor ihn, und
sprach: „Bis wie weit dringst du noch vorwärts, Unersättlicher?
Nicht dir ist das Land alles bestimmt. Eile hinweg; denn dein,
deiner Thaten und Tage Ziel steht dir nahe bevor!" — Dru-
sus entsetzte sich vor der unerwarteten Erscheinung; denn in
Rom herrschte, wie wir schon bei der Geschichte mit des Bru-
tus Gespenst gesehen haben, ein entsetzlicher Aberglaube. Er
kehrte gleich um, und nun bemerkte man lauter Unglückszeichen.
Man hörte Wölfe um das Lager heulen, es ertönten Weiber-
wehklagen, und als Drusus recht nach dem Rheine zurückeilte,
stürzte unter ihm sein Pferd; er zerschmetterte sich den Schen-
kel, und starb, erst 30 Jahre alt.
Nun schickte August seinen andern Stiefsohn, den Tibe-
rius, einen tückischen Menschen. Der ging gleich listiger zu
Werke, als der ehrliche, offene Drusus. Er stiftete Uneinigkeit
unter den Völkern am Rheine, lockte ihre Fürsten zu sich, nahm
sie gefangen — auch Augustus war an diesem Schelmstreiche
nicht unschuldig — und siel nun über die führerlosen Völker
her, von denen 40,000 nach Gallien verpflanzt wurden. Welch
bittrer Haß gegen die treulosen Römer mußte dadurch in den
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Drusus Drusus August Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Gallien Rhein Rom Rheine Rheine Gallien
336
Raube hundert unglücklicher Städte, nach Ungarn zurück. Bald
dürauf starb er. Seine Leiche wurde in einen goldenen Sarg
gelegt, dieser in einen silbernen gesetzt, und dieser wieder in
einen eisernen; so wurde er begraben, und mit ihm Pferdege-
schirr, Waffen und kostbare Ehrenzeichen. Noch ist sein Grab
so wenig, als das des Alarich, aufgefunden worden.
Fast um dieselbe Zeit wurde auch England von den An-
gelsachsen erobert. Nach Casar, der zuerst nach England über-
setzte, hatten die Römer sich endlich des Landes bemächtigt, das
damals eben so wild als seine Bewohner war, und es durch
Statthalter verwalten lassen. Aber als die deutschen Völker
immer mehr Italien bedrängten, konnten die römischen Kaiser
nicht mehr daran denken, so entfernte Länder zu behaupten,
riefen die Legionen zurück, und gaben den Besitz von England
auf. Kaum merkten dies die Bewohner von Schottland, die
räuberischen Pikten und S ko ten, als sie auch sogleich über
die verlassenen Briten, die indessen durch die Römer verweich-
licht waren, Hersielen, und sie ausplünderten. Die armen Leute
flohen in die Gebirge und Wälder; Manche gingen nach Bre-
tagne in Gallien hinüber, das auch von ihnen den Namen führt,
und noch Andere baten die Römer flehentlich um Hülfe. ,,Von
der einen Seite," — so sprachen ihre Gesandten zu den Rö-
mern, — ,streiken uns unsre Feinde ins Meer, von der andern
wirft uns das Meer wieder unfern Feinden in die Hände. So
bleibt uns Armen nur die Wahl, ob wir durchs Schwert oder
in den Wellen umkommen wollen." •— Aber sie flehten verge-
bens; denn die Römer hatten mit sich selbst genug zu thun.
Da wandten sie sich nach Deutschland an die Angelsachsen,
einen Stamm der Sachsen, und baten die um Beistand. Das
ließen sich diese nicht zwei Mal sagen; ein Schwarm kam unter
den Anführern Hengist und Horsa in drei Schiffen hinüber,
450, und schlug die Pikten und Skoten aus dem Lande hinaus.
Bald kamen mehrere nach; aber nun gefiel es ihnen so gut in
dem neuen Lande, daß sie nicht wieder fort wollten, sondern
die Briten vollends besiegten, und sich in das Land theilten.
Daher kommt es, daß noch jetzt die englische Sprache so viele
deutsche Wörter enthalt, und daß von der alten britischen
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
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Römisches Kaiserreich. Augustus.
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erhielt, schickte er gleich zu ihr, sie vom Selbstmorde abzuhalten
oder sie zu retten; aber es war zu spät; sie lag, in königlichem
Putze, tobt auf ihrem Ruhebette ausgestreckt. Wie Schade,
daß in dem schönen Körper keine schöne Seele gewohnt
hatte! —
vierte Friede.
lion der Schlacht bei Actium bis zum Ende des abend-
ländisch-römischen Reiches, 31 vor Christus
bis 476 nach Christus.
42. Augustus.
Nun erst, nach des Antonius Tode, war Octavius Herr des
ganzen römischen Reichs, und es stand jetzt bei ihm, welchen Ge-
brauch er von seiner großen Macht machen wollte. Daß es ihm
wie seinem Ahnherrn Cäsar gehen würde, war nicht zu fürchten;
denn die Römer waren schon mehr an Unterwürfigkeit gewöhnt,
die Herrschaft eines Einzigen schien ihnen nicht mehr so drückend
-und solche Feuerköpfe, wie Brutus und Cassius, waren nicht mehr
in Rom, wo der reißend überhandnehmende Luxus die Gemüther
immer mehr verweichlichte und für die Behauptung der frühern
Freiheit unfähig machte. Als Octavius nach Rom zurückkehrte,
beugten sich vor ihm Senat und Volk und hätten ihm augen-
blicklich den Königstitel gegeben, wenn er ihn verlangt hätte.
Aber dazu war er zu klug; er wußte, wie verhaßt dieser Name
bei den Römern war, und begnügte sich mit dem Namen Cäsar,
aus dem, wie schon gesagt, hernach der Name Kaiser entstan-
den ist.*)
So gab es also einen römischen Kaiser, wenn auch gleich
die Römer sich nicht Das darunter dachten, was dieser Titel nach-
'■) Augustus ließ die republikanischen Titel bestehen, indem er die mit ihnen
verbundenen Gewalten in seiner Person vereinigte. Den Königstitel nahm er nicht
an, doch ließ er sich Imperator und Cäsar nennen, zur Bezeiclmung seiner
Gewalt über das ganze Kriegswesen und der Entscheidung über Krieg und
Frieden; er ließ sich ferner das Consulat und die C en sur übertragen und zum
beständigen Vorsteher (Princeps) des nach seinen Wiinschen zusammengesetzten
Senats ernennen.
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T63: [Kaiser Macht Rom Zeit Volk Jahr Mann Staat Augustus Name], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T163: [Cäsar Antonius Pompejus Rom Sulla Csar Marius Jahr Krieg Heer], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Augustus Christus Christus Augustus Antonius Cäsar Cäsar Brutus Cäsar Augustus Cäsar