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1. Theil 2 - S. 11

1867 - Breslau : Max
Wohnsitze. Sprache. Sitten. Gerichtswesen. 9 immer weiter nach Westen/ ins nördliche Frankreich vorrückten: ein tüchtiger, kräftiger Menschenschlag. In der Mitte von Deutsch- land wohnten die Thüringer; über ihnen, an der Weser, im jetzigen Westphalen und Hannover, die Sachsen; und über die- sen, an den Ufern der Nordsee, die wilden Friesen. In Schwaben saßen die Alemannen, im jetzigen Baiern die Bai- ern (Vojer), und in dem nordöstlichen und östlichen Theile von Deutschland, der jetzt Mecklenburg, Pommern, Brandenburg, Sachsen, Böhmen, Mähren und Schlesien heißt, nichts als Wen- den und Slaven, die sich durch schwarze oder braune Augen und schwarzes Haar von den blonden, blauäugigen Deutschen unterschieden und auch eine eigene Sprache redeten. Erst im vierten und fünften Jahrhundert breitete sich das Christenthum auch unter den deutschen Völkerschaften aus, nicht sowohl unter den Stämmen, die in Deutschland saßen, als unter denen, welche, wie z. B. die Gothen, in die Provinzen des römischen Reiches eindrangen; aber nur sehr allmälig. Einer der ersten Bekehrer zum Christenthum war hier der wackere Bischof Ulphilas, der zur Zeit des Anfangs der Völkerwanderung unter den Gothen lebte und seinen Landsleuten die Schreibekunst lehrte. Er über- setzte auch mit vieler Mühe die Bibel in ihrer Sprache, von welcher Uebersetzung wir noch einen Theil übrig haben. Mit der Kenntniß der christlichen Religion machten die Deutschen nun auch größere Schritte zur Ausbildung ihrer Sitten. Das Familienleben beruhte auf der Gewalt des Hausvaters als Oberhaupt, mit der Verpflichtung, die Seinigen zu schützen. Man nannte dieses „Muntw d. h. Schutz, Aufsicht. Wenn der Sohn die Waffen führen konnte, wurde er mündig; die Tochter trat bei ihrer Verheirathung in den Schutz des Gatten über. Das Ehebündniß wurde mit vielem Gepränge in der Volks- versammlung oder dem „Mahl" gefeiert, davon sich noch die Wörter: Gemahl, Vermählung — erhalten haben. Die Kleidung war kunstlos aus Fellen und Linnen verfertigt. Die Gesetze unserer Vorfahren waren sehr einfach. Das Gericht, wozu die ganze Volksgemeinde erscheinen durste, wurde an einem Hügel, oder unter alten Eichen oder bei einem aufgesteckten Zeichen: einem Schild oder einer Fahne, gehegt. Konnte man die Schuld oder Unschuld eines Beklagten nicht ausmitteln, so mußte er einen Eid leisten. Aber da kamen manche Fülle vor, wo nichts- würdige Menschen einen falschen Eid geleistet hatten, und nun

2. Theil 4 - S. 131

1862 - Breslau : Max
Aufstand der Griechen. Ipsilanti. Heilige Schaar. 131 Verfassung wieder her, starb aber bald darauf und hinterließ seiner Tochter den Thron. 127. Die Befreiung Griechenlands. Viel größere Aufmerksamkeit und Theilnahme, als alle diese Verfassungskämpfe, erregte aber in ganz Europa das heldenmü- thige Ringen des kleinen Griechenlands gegen die Herrschaft der Türken, welche fast schon vierhundert Jahre auf einem Theil der christlichen Bevölkerung Europas lastete, deren Ende aber nun hereinzubrechen schien. Schon seit langer Zeit war in Grie- chenland in einzelnen Gemüthern die Sehnsucht nach der Befrei- ung und nach der Gründung eines selbständigen Reichs entstan- den und durch weitverzweigte Genossenschaften wurde dieser Ge- danke im Volke allmälig verbreitet. Rußland, welches um diese Pläne wußte, ermunterte dieselben insgeheim theils wegen der religiösen Verwandtschaft der Russen mit den Griechen, theils und besonders in der Hoffnung, seine eigene Macht durch die Schwächung der Türkei zu erweitern. Als sich nun mehrere Statthalter des türkischen Sultans ungestraft für unabhängig erklärt hatten, fanden sich die Häupter der griechischen Verschwö- rung zum Aufstand ermuthigt, und ein Edelmann aus der Mol- dau, welcher bisher in russischen Diensten gestanden, Alexan- der Ppsilanti, rief die Hellenen im ganzen türkischen Reich auf, das Joch der Osmanen abzuschütteln, indem er ihnen rus- sische Hülfe in Aussicht stellte. Ueberall, in Morea (dem alten Peloponnes), in Livadien (Hellas), in Thessalien und auf den ionischen Inseln leistete man seinem Ruf Folge, und in kurzem stand Ipsilanti an der Spitze einer bedeutenden Kriegsschaar, die heilige Schaar genannt. Die Türken traten mit der größ- ten Wuth und Grausamkeit gegen die Empörer auf, wo sie der- selben Herr wurden; besonders aber wütheten sie mit blutigem Racheschwert auch gegen die unschuldige griechische Bevölkerung in Constantinopel und an andern Orten. Der griechische Patri- arch wurde am Ostertage mit seinen Priestern gewaltsam vom Altar gerissen und an den Pforten der Kirche aufgehängt, die griechischen Familien wurden hingemordet oder mußten als Bett- ler fliehen. Nun brach zwar Rußland den Verkehr mit der Pforte ab, und Kaiser Alexander beabsichtigte, sofort zu Gunsten der Griechen einzuschreiten; aber Oestreich und England hielten ihn davon ab, Oestreich, um wo möglich einen größern Krieg zu ver- 9*

3. Theil 4 - S. 256

1862 - Breslau : Max
256 Neueste Geschichte. 5. Periode. Orientalischer Krieg. der betreffenden Depeschen später vollkommenen Aufschluß erhal- ten hat, ergab. Eben glaubte man die Frage wegen der heiligen Stätten geregelt zu haben, als Fürst Menschikow mit einer neuen For- derung hervortrat, welche jener eine ganz unerwartete Bedeutung gab. Er forderte nämlich als Bürgschaft für die Zukunft eine förmlich übernommene Verpflichtung der Pforte, wodurch diese, der Sache nach, Rußland ein Schutzrecht über sämmtliche christliche Unterthanen der Pforte eingeräumt und diese unter die Herrschaft des Czaren gestellt hätte. Rußland war sich gar wohl bewußt, welche ausschweifende Forderung es stellte, weshalb es seine Verhandlungen mit der Pforte in das strengste Geheim- niß hüllte und für die Erfüllung jener nur eine kurze Frist von fünf Tagen bewilligte. Aber die Pforte war auf ihrer Hut. Ob- lvohl sie im Wesentlichen die Forderungen Rußlands genehmigte, verweigerte sie doch die verlangte Form des Seneds (Vertrages), durch welchen sie gewissermaßen ihre Abdankung besiegelt haben würde. Zugleich ging eine Ministerveränderung im antirussischen Sinne vor sich, und was die Hauptsache — Lord Stratford de Redcliffe war wieder in Constantinopel eingetroffen, um durch seine Rathschläge der Pforte Muth einzuflößen. Der russische Unterhändler ließ nunmehr zwar etwas von der Strenge seiner Forderungen nach und verlangte statt Ver- trags nur eine Verpflichtung in Form eines Protokolls oder einer Note. In dieser sollte versprochen werden, daß die ortho- doxe orientalische Kirche, ihre Geistlichkeit, ihre Kirchen und Be- sitzungen, so wie alle ihre religiösen Anstalten in Zukunft unter dem Schutze Sr. Maj. des Sultans alle Privilegien und Immu- nitäten, welche ihnen ab antiquo zugesichert sind, oder welche ihnen der Sultan zu verschiedenen Zeiten gewährt hat, unverletzt bewahren, und daß sie an den, andern christlichen Kirchen und den auswärtigen Gesandten bei der hohen Pforte gewährten Vortheilen Theil nehmen sollten. Da die Pforte auch hierauf nicht einging und nicht eingehen konnte, weil sie dadurch Privi- legien, deren Ertheilung an Einzelne ohne Schaden für den Bestand des Reichs erfolgen mochte, auf Millionen ausgedehnt hätte, verließ Fürst Menschikow am 21. Mai mit dem russischen Gesandtschaftspersonal Constantinopel. Indeß schritt Rußland noch nicht zum Aeußersten; vielmehr stellte es eine nochmalige

4. Theil 4 - S. 285

1862 - Breslau : Max
Unruhen in China. 285 bekannten, aber den Genuß des Opiums mit der Todesstrafe bedrohten. Bekanntlich aber kommt in England das Interesse vom Christenthum erst nach dem Interesse für Opium und Baumwolle. Auch Canton wurde von den Taipings bedroht, aber von 2)eh mit ebenso viel Energie wie Grausamkeit vertheidigt. Spa- ter eroberten die Kaiserlichen auch Schanghai wieder zurück. Während Tien-te in Nanking blieb, drangen seine Heere nordwestlich nach Frog-jang vor; als sie aber, um nach Norden vorzudringen, über den gelben Fluß setzten, erlitten sie ihre erste Niederlage, welcher bald mehrere folgten. Der Aufruhr stockte jetzt, zum Theil auch wegen Uneinigkeit der Führer, so daß Tien-te sich genöthigt sah, zwei seiner Mitregenten nieder zu machen. Da die beiden andern aus dem Schlachtfelde geblieben waren, zermalmt zu werden, unser Fleisch in Stücken zerrissen zu werden, wir könnten dir nicht einen millionsten Theil vergelten. Aber ach bis jetzt sind wenige die da glauben, und derer die dem Teufel folgen finb viele; deswegen, o himmlischer Vater und du älterer Bruder des Himmels, lasset euch erflehen und sendet un- sern Herrn, den himmlischen König, daß er in China geboren werde. Im Jahre 18h7 riefet Ihr ihn wieder ab zum Himmel, wo er im Geiste dich, o himmlischer Vater, sah und du ihn unterrichtetest was er thun solle. Und so sind wir Brü- der und Schwestern durch deine Gnade geleitet und geführt worden, bis wir hier in dieser Hauptstadt (Nau-king) sind. O himmlischer Vater, o älterer Bru- der des Himmels, kann es sein, daß du uns nicht länger lieb hast? Du hast gesagt, daß dein Wille soll geschehen wie im Himmel so auf der Erde, du hast auch gesagt, daß, wo 2 oder 3 einig sind im Herzen, um was sie dich bitten, soll es geschehen durch deinen Vater im Himmel. Wir nun, die große Menge der kleinen Unmündigen, halten fest dies Versprechen, alles was zu unserer Verzei- hung und Glückseligkeit gehört, muß uns gegeben werden, und daun wollen wir zufrieden sein; wenn es aber nicht gegeben wird, dann wollen wir weinen Tag und Nacht und laut schreien zu unsrem himmlischen Vater. Wir beschwören dich, unsern himmlischen Vater, dich, den älteren Bruder des Himmels, deine himm- lische Gnade weit zu öffnen und unsrem Herrn, dem himmlischen König, und unsrem jungen Herrn zu helfen. Möge das Reich bald beruhigt sein, möge dein Evan- gelium sich verbreiten durch die 18 Provinzen, und alles Volk deine guten Kin- der, o himmlischer Vater, nud deine guten Brüder und Schwestern, o älterer Bruder des Himmels sein, mögen wir in dieser Welt Ruhm und in jener Welt ewige Seligkeit haben. Unsere Eltern und Brüder, Kinder und Verwandte, wo sie auch sein mögen, nah und fern, in fremden Landen, oder in China, alle be- fehlen wir deiner gnadenreichen Hand, behüt sie, o Herr, gieb ihnen Friede, gieb ihnen ihr täglich Brod, behüt sie vor Elend und nimm einst ihre Seelen in dei- nen Himmel auf. Alles, um was wir dich gebeten, thue um des Verdienstes und des Todes am Kreuze unseres älteren Bruders des Himmels willen. Amen."

5. Theil 4 - S. 293

1862 - Breslau : Max
Drusen und Madonnen. 293 1859 konnte man bereits ein Dankfest für die Besiegung des Aufstandes veranstalten, dessen nächste Folge die war, daß das Privilegium der ostindischen Compagnie aufgehoben ward und die Königin von England die Regierung Indiens selbst in die Hand nahm (8. August 1858). Auf dem Festlande von Hinterindien liegen noch zwei Reiche, welche neuerdings erst in die allgemeine Culturbewegung hineingezogen wurden: Siam und Cochinchina. Dort zeigte sich der Monarch den Europäern geneigt und schloß Handels- verträge mit England, Frankreich und den Vereinigten Staaten ab; hier zeigte man sich nicht so freundlich, und Frankreich sah sich veranlaßt mehrere Expeditionen auszurüsten, um die Cochin- chinesen wegen ihrer Verfolgung der Christen zu züchtigen. Der indische Ausstand scheint nicht ohne Einfluß auf die ge- summte muhamedanische Welt geblieben zu sein; mindestens be- merkte man von da ab eine Gährung in derselben, welche hier und da blutige Früchte trug und in einzelnen Provinzen des os- manischen Reichs zu ernsten Kümpfen zwischen Muhamedanern und Christen führte. Zu der schrecklichsten Katastrophe kam es in Syrien und namentlich in den Gebirgen des Libanon zwischen den Drusen und der christlichen Secte der Maroniten. Zwar glaubt man, daß die europäische Politik an dem Ausbruch des Kampfes zwi- schen diesen beiden kriegerischen Stämmen nicht unschuldig gewesen sei und namentlich legte man französischen Emissären die Auf- stachelung der Maroniten zur Last; aber wahr ist es doch, daß es für die muhamedanische Bevölkerung eben nur einer Ver-' anlassung bedurfte, um ihren Fanatismus zu entzünden. Dieser brach nun Ende Mai 1860 in voller Wildheit aus, ohne daß die türkische Behörde (Churschid Pascha und Daher Pa- scha) ernstlichen Widerstand leisteten. Alle Christendörfer im Unu kreise von Beirut, darunter Saida, wurden verwüstet und deren Einwohner unter gräßlichen Martern hingeopfert. Wochen lang dauerte das Morden und schon zählte man Io—15,000 Opfer, als der Sturm gegen die syrische Hauptstadt Damascus los- brach. Hier aber fanden die Christen einen unerwarteten Bei- stand an einem ihrer ehemals erbittertsten Gegner, an Abdel Kader, welcher durch das große Erdbeben von Brussa nach Damascus vertrieben worden war. — Seiner Entschlossenheit

6. Theil 3 - S. 413

1827 - Breslau : Max
413 Dächer und Fenster schossen; aller dieser Jammer, diese Noth, diese viehische in Mord und Zerstörung sich auflösende Wuth der Menschen, gleichsam im Bunde mit dem furchtbarsten Elemente, — welch ein Bild des Entsetzens und Grausens!" Viele Fran- zosen verbrannten wahrend der Plünderung, weil sie sich aus den brennenden Straßen nicht heraussinden konnten. Napoleon selbst mußte die Stadt verlassen. Fast alle die herrlichen Paläste, die reichen Kirchen mit ihren goldblitzenden Thürmen, die kost- baren Sammlungen sanken in Asche; nur ein kleiner Rest blieb stehen. Der fürchterliche Brand währte bis zum 17ten; dann erst erlosch er nach und nach, weil es an Stoff fehlte. Vier- zehn Tage lang noch wurde geplündert, und in den Kellern un- geheure Reichthümer gefunden. Im französischen Lager sah man die kostbarsten Shawls und seidenen Zeuche, die leckersten Con- fecte und eingemachten Früchte, goldene und silberne Geschirre, den glänzendsten Hausrath; aber an Brot und Fleisch fehlte es dagegen. Die russischen Bauern, statt in Moskau für Geld ihre Maaren loszuschlagen, zerstörten diese lieber. Es war für die Franzosen nicht möglich, in Moskau einen Markt einzurichten. Sie murrten, und das bewog Napoleon, mit den Russen Unter- handlungen anzuknüpfen. Napoleon hatte gehofft, von Moskau aus den Russen Ge- setze vorschreiben zu können. Er bot ihnen auch jetzt Frieden an; Alexander aber zog ihn damit hin, bis der Winter vor der Thüre war. Jetzt war ein schleuniger Rückzug nöthig, wenn nicht Moskau das Grab der Franzosen werden sollte. Am 26. October trat er ihn an, aber unter welch unglückweissagen- den Umstanden! Schon jetzt waren die Pferde Gerippen ähn- lich, die Soldaten entmuthigt, und die wohlgenährten Russen drängten nach. Napoleon wollte auf einer andern Straße zie- hen; aber die Russen warfen ihn auf die zurück, welche auf dem Herwege verwüstet war, während sie selbst seitwärts zogen. Von allen Seiten wurden die Franzosen von Kosacken um- schwärmt, die ihnen Tag und Nacht keine Ruhe ließen. Zu dem Hunger, der, vom Anfänge des Rückzuges an, am Leben, der Menschen und Pferde nagte, kam vom 7. November an noch eine fürchterliche Kälte. Meist ohne Pelze, mit Lumpen nur bedeckt, sielen sie schaarenweis erstarrt zu Boden, und wurden

7. Theil 1 - S. 333

1827 - Breslau : Max
333 Italien angekommen, und bittet um Land. Wenn es dem Kaiser gefällig ist, so verabrede er einen Tag, an welchem Gothen und Römer sich in offner Feldschlacht mit einander messen können." — Honorius antwortete: ,,Hört! liebe Gothen; geht doch lieber nach Gallien und Spanien! Ich erlaube euch, das einzuneh- men!" — Da wirtschafteten aber schon die Franken. Die ehrlichen Gothen wußten das nicht, ließen sich den Vorschlag gefallen, und brachen wirklich auf. Schon waren sie bis an den Fuß der Seealpen gekommen, und feierten eben fröhlich das Osterfest; da wurden sie plötzlich von den Römern heimtückisch angesallen, die ihnen auf des Honorius Befehl sachte nachge- schlichen waren. Zornig wandten sich die Gothen um, griffen zu den Schwertern, und schlugen die Römer zurück. Nun aber war an kein Abziehen zu denken. Alarich kehrte gen Rom um, um Rache zu nehmen. Unterwegs wurden Städte, Dörfer und Felder verwüstet, Rom endlich erobert, und hier die Kaiserburg sowohl, als alle Hauser der Vornehmen, rein ausgcplündert. Daß die Einwohner nicht ermordet, und die Stadt nicht abge- brannt wurde, ist nur dem zuzuschreiben, daß die Gothen Chri- sten waren und also menschlicher dachten. Auch die Kirchen wurden nicht angetastet, so viel Schatze auch aus ihnen zu haben gewesen wären. Ein recht schöner Zug ist uns aufbehalten, der wieder zeigt, wie das Christenthum auch wilde Gemüther er- weicht und zu cdeln Gefühlen stimmen kann. Ein gothischer Krieger drang in das Haus einer christlichen Frau, und fand bei ihr goldene und silberne Gefäße. Schon wollte er sie rau- den; da sagte sie ihm, sie gehörten nicht ihr, sondern dem Apo- stel Petrus; sie hätte sie nur für die Kirche in Verwahrung; und nun möchte er thun, was ihm gefiele. Der Krieger stutzte, und wagte das Heiligthum nicht anzurühren; er ging aber hin, und meldete Alles dem Könige Alarich. Dieser befahl, die heili- gen Gefäße gleich in die Kirche zurückzutragen. Das geschah; aber die Römer waren so entzückt über die Großmuth des Sie- gers und über die Erhaltung der ihnen so theuern Gefäße, daß sie in feierlicher Procession dieselben begleiteten, und fromme Gesänge anstimmten. Kaum hörten das die wilden Gothen, und erfuhren, was da geschähe, so ließen sie vom Plündern ab, und schlossen sich mit gefaltenen Händen an den frommen Zug I,’

8. Theil 1 - S. 277

1827 - Breslau : Max
277 sollte er versuchen, in die deutschen Waldungen einzudrmgen Drei Mal ging er über den Rhein, aber jedes Mal ohne son- derlichen Erfolg. Denn wenn er kam, so wichen die Deutschen auf beiden Seiten des Weges in die Wälder zurück, und ließen die Römer walten bis zum Herbst. Dann mußten diese von selbst wieder nach Gallien zurück, weil sie in dem unwirthbaren Lande weder Städte zum Wohnen, noch Lebensmittel genug fanden. Dies war der Augenblick, auf den die Deutschen sehn- lichst gewartet hatten. Jetzt brachen sie aus den Wäldern her- vor, sielen über die erschrockenen und abgematteten Römer her, erschlugen ihrer viele, und verfolgten die übrigen 'bis an den Rhein. So ging es drei Jahre hinter einander, so klug auch Drusus sonst seine Sachen anlegte. Bei dem dritten Feldzuge kam er wirklich bis in die Gegend, wo die Saale in die Elbe fließt. Jetzt wollte er auch über die Elbe setzen; aber hier wen- dete sich sein Glück. Er wurde von den Deutschen, die ihn jenseits erwarteten, zurückgeschlagen, der kalte Winter erstarrte das Land, und als er einst einsam und nachdenkend am Ufer stand, trat ein Weib von übermenschlicher Größe vor ihn, und sprach: „Bis wie weit dringst du noch vorwärts, Unersättlicher? Nicht dir ist das Land alles bestimmt. Eile hinweg; denn dein, deiner Thaten und Tage Ziel steht dir nahe bevor!" — Dru- sus entsetzte sich vor der unerwarteten Erscheinung; denn in Rom herrschte, wie wir schon bei der Geschichte mit des Bru- tus Gespenst gesehen haben, ein entsetzlicher Aberglaube. Er kehrte gleich um, und nun bemerkte man lauter Unglückszeichen. Man hörte Wölfe um das Lager heulen, es ertönten Weiber- wehklagen, und als Drusus recht nach dem Rheine zurückeilte, stürzte unter ihm sein Pferd; er zerschmetterte sich den Schen- kel, und starb, erst 30 Jahre alt. Nun schickte August seinen andern Stiefsohn, den Tibe- rius, einen tückischen Menschen. Der ging gleich listiger zu Werke, als der ehrliche, offene Drusus. Er stiftete Uneinigkeit unter den Völkern am Rheine, lockte ihre Fürsten zu sich, nahm sie gefangen — auch Augustus war an diesem Schelmstreiche nicht unschuldig — und siel nun über die führerlosen Völker her, von denen 40,000 nach Gallien verpflanzt wurden. Welch bittrer Haß gegen die treulosen Römer mußte dadurch in den

9. Theil 1 - S. 336

1827 - Breslau : Max
336 Raube hundert unglücklicher Städte, nach Ungarn zurück. Bald dürauf starb er. Seine Leiche wurde in einen goldenen Sarg gelegt, dieser in einen silbernen gesetzt, und dieser wieder in einen eisernen; so wurde er begraben, und mit ihm Pferdege- schirr, Waffen und kostbare Ehrenzeichen. Noch ist sein Grab so wenig, als das des Alarich, aufgefunden worden. Fast um dieselbe Zeit wurde auch England von den An- gelsachsen erobert. Nach Casar, der zuerst nach England über- setzte, hatten die Römer sich endlich des Landes bemächtigt, das damals eben so wild als seine Bewohner war, und es durch Statthalter verwalten lassen. Aber als die deutschen Völker immer mehr Italien bedrängten, konnten die römischen Kaiser nicht mehr daran denken, so entfernte Länder zu behaupten, riefen die Legionen zurück, und gaben den Besitz von England auf. Kaum merkten dies die Bewohner von Schottland, die räuberischen Pikten und S ko ten, als sie auch sogleich über die verlassenen Briten, die indessen durch die Römer verweich- licht waren, Hersielen, und sie ausplünderten. Die armen Leute flohen in die Gebirge und Wälder; Manche gingen nach Bre- tagne in Gallien hinüber, das auch von ihnen den Namen führt, und noch Andere baten die Römer flehentlich um Hülfe. ,,Von der einen Seite," — so sprachen ihre Gesandten zu den Rö- mern, — ,streiken uns unsre Feinde ins Meer, von der andern wirft uns das Meer wieder unfern Feinden in die Hände. So bleibt uns Armen nur die Wahl, ob wir durchs Schwert oder in den Wellen umkommen wollen." •— Aber sie flehten verge- bens; denn die Römer hatten mit sich selbst genug zu thun. Da wandten sie sich nach Deutschland an die Angelsachsen, einen Stamm der Sachsen, und baten die um Beistand. Das ließen sich diese nicht zwei Mal sagen; ein Schwarm kam unter den Anführern Hengist und Horsa in drei Schiffen hinüber, 450, und schlug die Pikten und Skoten aus dem Lande hinaus. Bald kamen mehrere nach; aber nun gefiel es ihnen so gut in dem neuen Lande, daß sie nicht wieder fort wollten, sondern die Briten vollends besiegten, und sich in das Land theilten. Daher kommt es, daß noch jetzt die englische Sprache so viele deutsche Wörter enthalt, und daß von der alten britischen

10. Theil 1 - S. 287

1867 - Breslau : Max
Römisches Kaiserreich. Augustus. 287 erhielt, schickte er gleich zu ihr, sie vom Selbstmorde abzuhalten oder sie zu retten; aber es war zu spät; sie lag, in königlichem Putze, tobt auf ihrem Ruhebette ausgestreckt. Wie Schade, daß in dem schönen Körper keine schöne Seele gewohnt hatte! — vierte Friede. lion der Schlacht bei Actium bis zum Ende des abend- ländisch-römischen Reiches, 31 vor Christus bis 476 nach Christus. 42. Augustus. Nun erst, nach des Antonius Tode, war Octavius Herr des ganzen römischen Reichs, und es stand jetzt bei ihm, welchen Ge- brauch er von seiner großen Macht machen wollte. Daß es ihm wie seinem Ahnherrn Cäsar gehen würde, war nicht zu fürchten; denn die Römer waren schon mehr an Unterwürfigkeit gewöhnt, die Herrschaft eines Einzigen schien ihnen nicht mehr so drückend -und solche Feuerköpfe, wie Brutus und Cassius, waren nicht mehr in Rom, wo der reißend überhandnehmende Luxus die Gemüther immer mehr verweichlichte und für die Behauptung der frühern Freiheit unfähig machte. Als Octavius nach Rom zurückkehrte, beugten sich vor ihm Senat und Volk und hätten ihm augen- blicklich den Königstitel gegeben, wenn er ihn verlangt hätte. Aber dazu war er zu klug; er wußte, wie verhaßt dieser Name bei den Römern war, und begnügte sich mit dem Namen Cäsar, aus dem, wie schon gesagt, hernach der Name Kaiser entstan- den ist.*) So gab es also einen römischen Kaiser, wenn auch gleich die Römer sich nicht Das darunter dachten, was dieser Titel nach- '■) Augustus ließ die republikanischen Titel bestehen, indem er die mit ihnen verbundenen Gewalten in seiner Person vereinigte. Den Königstitel nahm er nicht an, doch ließ er sich Imperator und Cäsar nennen, zur Bezeiclmung seiner Gewalt über das ganze Kriegswesen und der Entscheidung über Krieg und Frieden; er ließ sich ferner das Consulat und die C en sur übertragen und zum beständigen Vorsteher (Princeps) des nach seinen Wiinschen zusammengesetzten Senats ernennen.
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