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Übereinstimmend werden die Indianer als träge und arbeitsscheu geschildert, weshalb
es auch schwer ist, sie an ein geordnetes Leben zu gewöhnen. Hervorstechende Charakter-
züge des Indianers sind seine Rachsucht und seine Grausamkeit dem Feinde gegenüber.
„Um sich zu rächen", schreibt Appun, „überklimmt er Gebirge, durchbricht fast undurch-
dringliche Wälder und erduldet mit Freudigkeit Hunger und Durst wie alle andern Be-
schwerden, die sich ihm entgegenstellen; nie vergißt er die Beleidigung, die man ihm zu-
gefügt, und für diese kommt bei ihm nach Jahren die Stunde der Vergeltung nicht zu
spät." Die Grausamkeit zeigte sich besonders in den beständigen Kriegen, die die Stämme
untereinander führten. Gefangene, die man nicht zu Sklaven machte, wurden meist auf
fürchterliche Weise verstümmelt und langsam zu Tode gequält. Bei manchen Stämmen
war es Sitte, sie an den Marterpfahl zu binden, sie dann mit Pfeilen und Speeren zu
verwunden und sich an ihren Qualen zu weiden. Die Gemarterten, die von Jugend auf
an ein würdiges Ertragen der Schmerzen gewöhnt waren, erduldeten die Marter mit
großem Mute und verspotteten und verhöhnten dabei noch ihre Feinde. Bei andern
Stämmen wurden die Gefangenen gebunden auf den Rücken gelegt. Dann trieb man
ihnen einen Pfahl durch den Leib, öffnete die Brust mit einem Steinmesser, riß das Herz
heraus und gab es den Weibern zum Verzehren. Ein weit verbreiteter Gebrauch war es,
den getöteten oder verwundeten Feind mit der Streitaxt, dem Tomahawk, zu skalpieren,
d. h. ihm die Kopfhaut abzuziehen. Der Skalp wurde als Siegeszeichen am Gürtel ge-
tragen. Eine große Anzahl solcher Skalpe am Gürtel zu haben, war der Stolz jedes
Indianers.
Die Kriege wurden sorgfältig vorbereitet. Durch Kundschafter, die mit großer List
und Schlauheit zu Werke gingen, erforschte man erst die Verhältnisse des feindlichen
Stammes. Lauteten die Nachrichten günstig, so wurde in feierlicher Versammlung bei
Trunk und Tabakrauchen der Krieg beschlossen. Nach dessen Beendigung wurde ein
Tomahawk begraben und unter den Streitenden die Friedenspfeife geraucht, die von Mund
zu Mund ging.
Eine große Rolle im Leben des Indianers spielte die Religion. Sie beherrschte
sein ganzes Denken und Tun. Er tat nichts, ohne sich seiner Abhängigkeit von einer
höheren Macht bewußt zu sein. Überall glaubte er sich von unsichtbaren Geistern umgeben,
von Dämonen oder Manitus, in deren Gewalt zu kommen er sich fürchtete. Durch Lpser
und Gebete suchte er sie zu versöhnen und sich geneigt zu machen. Eine Hauptopfergabe
war der Tabak, an dem die Götter ein ganz besonderes Wohlgefallen hatten. Im Sturme
auf dem See streute der Schiffer ihn in die Luft und ins Wasser; Tabak opferte er auch,
wenn er einer Gefahr entgangen war. Dem Gotte der Sonne brachte man Dankopsel
dar, indem man den Rauch des Tabaks emporsteigen ließ. Eine wichtige Person bei dem
Indianer war der Zauberer oder Medizinmann. Er war Arzt, Zauberer und
Priester in einer Person und stand in höchster Achtung. Er pflegte Verbindung mit den
Geistern, und diese offenbarten ihm, was in weiter Ferne vorging oder was sich in der
Zukunft ereignen würde. Er vertrieb Dürre und ließ regnen, gab den Blitzen eine
beliebige Richtung, beschwor das Wild in Schußweite und Fische ius Netz, offenbarte Ge-
Heimnisse und vertrieb böse Geister. Manche Medizinmänner waren geschickt und kannten
viele heilkräftige Pflanzen, die sie verordneten; wenn diese nicht halfen, so wandten sie die
„Medizin" oder den Zauber an. Sie zogen sich lächerlich fürchterlich an, tanzten vor dem
Kranken, schüttelten ihre schrecklichen Klappern und sangen Zauberlieder, um den bösen Geist
zu bannen. Starb der Kranke doch, so war es eben der Wille des Großen Geistes.
Die Anglo-Amerikaner oder Iankees bilden einen Menschenschlag von eigen-
artigem Gepräge. Im Äußeren, vor allem in der fangen, hageren Gestalt, verrät sich
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Der
Relimmtemcht
von
Thrändorf »„» Meitzer.
Bd. Iv. Das Leben Jesu und der 1. und 2. Artikel,
Präparationen von Dr. Thrändorf. 5./6. Aufl. Geh. 3,20 'Jb,
geb. 3,80 Ji
Bd. V. Das Zeitalter der Apostel und der 3. Artikel,
Präparationen von Dr. Thrändorf. 4. Aufl. Geh. 2.60 Ji,
geb. 3.20 Jl
Dresden-Blasewitz, Bleyl & Kaemmerer.
Die Präparationen von Thrändorf und Meitzer gehören zu
dem Besten, was wir als Religionsunterrichts-Präparationen
haben.
Gesund sind die Grundsätze von denen die Verfasser ausgehen
— z. B. beim Leben Jesu: Das Problem der Behandlung des Lebens
Jesu wird nicht dadurch gelöst, daß mau deu Schülern in populärer
Form orthodoxe oder moderne Theologie bietet, sondern die Aufgabe
der Schule ist es, die Jugend so mit Jesu bekannt zu machen, daß die
Kraft, die in seiner Person vorhanden ist, sich an den Herzen wirksam
erweist.
Und durchaus gesuud ist die Ausführung der einzelnen
Präparationen.
Sehr geschickt sind Katechismusstücke angeschlossen, die am
Schlüsse zu einem „Katechismus" zusammengefaßt werden, der keine
metaphysischen Aufschlüsse über das Geheimnis der Person Jesn dar-
bieten will, sondern vielmehr die Bilder von Gott und seinem Reiche
und von der Person und dem Charakter Jesu, wie sie sich aus der
Betrachtung der Geschichte ergaben, zusammenfassend darzustellen und
einzuprägen sucht. Dabei ist kein besonderer „Schulkatechismus" aus-
gebildet worden, sondern der Gemeindekatechismus, hier der lutherische,
ist zugrunde gelegt worden. Die Anpassung an einen anderen würde
aber keine besonderen Schwierigkeiten bereiten.
(Kirchen- und Schulblatt für das Großherzogtum Sachsen. 1911. Heft 21.)
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Extrahierte Personennamen: Apostel Bleyl Gott
Extrahierte Ortsnamen: Dresden-Blasewitz Jesu Sachsen
— 18
7. Der Vater (pater familias) herrscht allein und unumschränkt, nur den Göttern verantwortlich und gebunden nur durch Religion und Sitte (fas), nicht durch Rechtssatzungen (ins), über die Familie, auch über die verheirateten Söhne (patria potestas); neben ihm schaltet die ihm in heiliger Ehe (confarreatio) verbundene Frau (matrona) sittsam und thätig als Herrin im Haus. Zur Familie gehören auch die Sklaven (servi, famuli), welche freigelassen werden konnten (libertini), und die Schutzgeuoffen (cli-entes), welche der Hausherr als patronus vertritt (S. 15).
8. Den Grundzug der römischen Religiosität bildet die Furcht vor unbekanntem göttlichen Walten. Von der Geburt bis zum Tode fühlt sich der fromme Bauer in allen Regungen des Lebens umgeben und beeinflußt von einer zahllosen Schar das All durchdringender göttlicher Wesen. Und wie jeder einzelne, so steht jede Familie und Geschlechtsgemeinschaft, die Gemeinde, das ganze Volk unter der Obhut seines Genius. Nach echt bäurischer Art besteht eine Art gegenseitiger Verpflichtung zwischen Menschen und Göttern, welche dem Menschen die Sorge für die gewissenhafteste Erfüllung aller Verbindlichkeiten auferlegt (religio) und zwar unter peinlichster Beobachtung aller von alters her vorgeschriebenen gottesdienstlichen Formen (cerimoniae) und aller Zeichen des Götterwillens (omina, prodigia); daher die Abhängigkeit von den Priestern, welche allein im vollen Besitz der hierzu nötigen Kunde sind.
Ii. Die Zeit der Republik.
509—31 v. Chr.
J. Von dev Gründung dev Republik bis pm Beginn dev punifchen Rviege: Wevfusiungsenlwickelung und Vvwevbnng dev Pevvschsfl übev Italien.
509- 264 v. Chr.
1* Ständekampf und Aufsteigen Noms zur Vormacht Mlttelitaliens 509-366 (358).
1. Aas Mngen der Wteös um wirtschaftliche und rechtliche Sicherung bis zum Sturz des Decemvirats 509—449.
1 Die Begründung der Republik, a) Konsulat und Diktatur.
1. Das Ergebnis des Sturzes des Königtums war nicht sowohl ein Umsturz der bisherigen Berfassung, als vielmehr eine Umbildung derselben zur patrieischen Aristokratie. Die höchste Gewalt wird beibehalten, aber unter Formen, die ihren Mißbrauch ausschließen: an Stelle des monarchischen Prinzipes tritt dasjenige der Kollegialität. Träger der königlichen Gewalt werden mit denselben Insignien zwei alljährlich in den Centnriatkomitien aus den Patriciern zu wählende und völlig gleichberechtigte Konsuln als oberste magi-
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wählter Leiter der Finanzen) und ohne ein anderes Mittel als seine überwältigende Persönlichkeit und besonders seine Beredsamkeit bis zu seinem Tode thatsächlich der einzige Leiter des athenischen Staates. Die schroffsten (oligarchischen) Elemente der Gegenpartei sahen sich seitdem mehr und mehr auf erfolglose Intriguen ihrer Hetärien beschränkt (S. 59).
2. Im Innern sah Perikles) in der dauernden Feststellung der Demokratie die sicherste Gewähr für den Ruhm und die Größe Athens. Von dieser Überzeugung geleitet, hatte er schon vorher außer zur Beseitigung der politischen Rechte des Areopags auch zur Durchführung einer Reihe anderer Reformen mitgewirkt, welche zumeist darauf berechnet waren, fortan ebensowohl aristokratischen Reaktionsgelüsten wie radikaler Neuerungssucht jede Aussicht auf Erfolg zu nehmen.
a) Kompetenzerweiterung der Heliäa durch Schmälerung der Rechte des Areopags und Beschränkung der selbständigen richterlichen Thätigkeit der Archonten. Die ganze Heliäa (Heliasteneid) wurde in einzelne, je nach der Bedeutung des Prozesses mehr oder weniger zahlreich zusammengesetzte Gerichtshöfe geteilt. Um auch den mittellosen Bürgern die Teilnahme an der Ausübung der Gerichtshoheit zu ermöglichen, führte Perikles den Richtersold ein (1 Obolus —13 Pf. sür jeden Gerichtstag), wozu später auch eine Entschädigung für den Besuch der Volksversammlung kam. Außerdem wurden besondere Kriegs- und Handelsgerichte ans sachverständigen Heliasten gebildet.
b) Einsetzung eines Gesetzgebungs- und Revisionshofes, (Nomotheten), dessen Mitglieder, in wechselnder Anzahl aus den Geschworenen ausgelost und vereidigt, über die Zulässigkeit der Aufhebung eines alten oder der Annahme eines neuen Gesetzes zu entscheiden hatten. Eine weitere Schutzwehr der demokratischen Verfassung bot sich in der „Klage wegen gesetzwidrigen Gesetzvorschlags", welche von jedem Athener gegen verfassungswidrige Anträge eingebracht werden konnte.
c) Eine Reform des Bürgerrechts schloß alle, welche nur vom Vater her, nicht auch von der Mutter Athener waren, grundsätzlich vom Bürgerrecht aus.
d) Einführung des Soldes und Verpflegungsgeldes für den Dienst auf der Flotte (im Durchschnitt 3 Obolen täglich).
*) Perikles, geb. zu Athen ca. 493 aus altadeligem, reichem Geschlecht, Sohn des Lanthippus, des Siegers von Mykale, und der Agariste, der Nichte des Alkmäoniden Klisthenes, wurde durch die berühmtesten Meister seiner Zeit, den Eleaten Zenon und den bahnbrechenden Philosophen Anaxagoras von Klazomenä, zu großartiger Weltanschauung und Geistesfreiheit erzogen. Nachdem er in rühmlichem Kriegsdienst sich bewährt hatte, begann er zögernd nach dem Tode des Aristides als Vorkämpfer der Demokratie auch politisch zu wirken, um bald trotz seiner stolzen Zurückhaltung durch die Gewalt seines überlegenen Geistes Gegner und Mitarbeiter, selbst das souveräne Volk seinen patriotischen Absichten dienstbar zu machen.
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86 Französische Revolution. — § 27. Konstituierende Nationalversammlung.
gründet, breitet sich durch Zweigvereine über ganz Frankreich aus. Daneben gewinnt der Klub der ,, Co rdeli ers*' (Versammlungsort: ein Franziskanerkloster; Mitglieder Danton, Desmoulins), der im Geheimen für den Herzog von Orleans arbeitet, Macht über den hauptstädtischen Pöbel. — Dagegen der gemässigte Klub der ,,Feuillants“ von geringerem Einfluss und bald sich auflösend.]
Iii. Die Nationalversammlung, a) Parteien.
Eine konstitutionelle nimmt sich die englische Ver-fassung als Muster und lehnt sich an Montesquieu an; die treibende demokratische (Sieyes, Lafayette) sucht die Rouss eausehen Gedanken zu verwirklichen. Der bedeutendste Staatsmann und Redner der Versammlung ist Mirabeau.
[Mirabeau, ein Provengale, 1749 geb., von leidenschaftlicher Gemütsart und starkem Ehrgeiz, bei unglücklichen Familien Verhältnissen früh in sittliche Irrbahnen gelenkt. Sein despotischer Vater lässt ihn (lettre de cachet!) wegen einer groben Verirrung einsperren. Während seiner Haft in Vincennes reifen seine Gedanken über Welt und Staat. Befreit, lebt er als Schriftsteller in England, dessen Zustände er kennen lernt; längerer Aufenthalt in Berlin (seine Schrift über „die preussische Monarchie*'). Ein gereifter Mann, tritt er als Vertreter des dritten Standes in die politische Laufbahn. Glänzender Redner und umsichtiger Politiker.]
Die leitenden Gedanken der Versammlung (und des Zeitalters) werden in der „Erklärung der Menschenrechte“ nach amerikanischem Vorgang am 27. August 1789 auf Lafayettes Antrag ausgesprochen.
b) Neugestaltung des Staatswesens. 1) Gesellschaft-4.August lieh. 4.-August 1789 (Antrag des Vicomte von Noailles) 1789 Aufhebung aller mittelalterlichen Vorrechte der bevorzugten Klassen! Sturm der Entsagung! Der Adel giebt sämtliche Frohndienste und Feudallasten ohne Entschädigung auf, die Geistlichkeit ihre Zehnten.* Dadurch der Bauer wieder freier Grundeigentümer! Die Käuflichkeit der Ämter wird aufgehoben, die Beamten- und Offiziersstellen werden allen Ständen zugänglich gemacht, auch wird gleichmässige Besteuerung aller Volksklassen beschlossen. Später auch Aufhebung des Adels.
2) Politisch. Vertretung des Volkes nur durch eine Kammer. Gegen deren Beschlüsse kann der König nur ein ?,suspensives (aufschiebendes) Veto“ einlegen und damit die Giltigkeit auf vier Jahre hinausschieben. Mirabeaus glänzende Rede dagegen!
* Der närrische (deutsche) Baron Anacharsis Cloots dankt in einer possenhaft in Scene gesetzten Vorführung von Vertretern der verschiedenen Nationen in ihrer Nationaltracht der Versammlung im Namen der Menschheit für diese Beschlüsse.
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Extrahierte Personennamen: Danton Mirabeau August Anacharsis_Cloots
Zweiter Zeitraum. — § 18. Das römische Geistesleben etc.
kommt nur der bevorrechteten Klasse zu gute. Kein zahlreicher Mittelstand überbrückt die weite Kluft zwischen arm und reich.
Gesellschaftskreise: i) Die begüterten Klassen, bestehend
a) aus einem Neuadel, einem Ring von Familien, deren Mitgliedern die Senatorwürde und die Staatsämter von alters her zuzufallen pflegten und in den nur selten ein Neuling (,,homo novus“) eindrang; dieser ,,Amtsadel“ hervorgegangen aus den alten Patriziern und den reichen Plebejern. Tracht: die mit Purpurstreifen besetzte Toga (toga praetexta). Ahnenbilder im tablinum, bei Leichenbegängnissen vorangetragen.
b) aus den „Rittern“, den Angehörigen der hochbesteuerten 18 Rittercenturien (vgl. § i, Vii), aus denen sich ein Stand der Kapitalisten herausbildete. In ihrer Hand die Pachtungen und Geldgeschäfte in den Provinzen. Abzeichen: ein goldner Ring.
2) Der Mittelstand, bestehend aus Landleuten, Handwerkern und kleineren Geschäftsleuten, vielfach aufgesogen durch die Macht des Kapitals und die Entwertung der Arbeit infolge der massenhaften Sklavenbeschäftigung.
3) Das hauptstädtische Proletariat, eine besitzlose Menge von verarmten Bürgern, Klienten und Freigelassenen, von Staatsspenden und den Gaben der Reichen lebend.
B. Einwirkungen. Zwar im einzelnen Festhalten an altrömischer Denkart und Zucht, doch im ganzen (zumal bei dem Mangel schöpferischer Ursprünglichkeit) der Einfluss des Hellenismus und nach dem asiatischen Kriege speziell des hellenistischen Morgenlandes bestimmend für das Geistesleben und auf allen Gebieten geistigen Lebens erkennbar.
C. Denken und Glauben. Erstarrung der alten Götterlehre. Zersetzende hellenistische Anschauungen (über den Rationalismus des Euhemerus s. Abt. I, S. 100) dringen in weitere Kreise. Allmähliches Schwinden der Gottesfurcht. Herabsinken der Staatsopfer und der Auspizien zu hohlem Komödienspiel und Missbrauch letzterer als Mittel der Regierung zur Durchführung politischer Massregeln. (Ausspruch Catos, dass kein Augur, ohne zu lächeln, dem anderen begegnen könne; über Appius Claudius Pülcher im 1. pun. Krieg s. S. 30). Bürgerliche Eheschliessung neben der gottesdienstlichen. Das Glaubensbedürfnis des Volkes flüchtet sich zum Aberglauben; etruskisches Spuk- und Zauberwesen, Wahrsagung, chaldäische Sterndeuterei u. a. blühend! Zwar Staats-
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Extrahierte Personennamen: C. Catos Claudius_Pülcher
52 Zweite Periode. 10. Athens Glanzzeit.
2) Die Bundesgenossen werden in immer grssere Abhngigkeit gebracht und sind zuletzt Unterthanen. Sie zahlen Tribute (Auflagen") und sind athenischer Gerichtsbarkeit in allen grsseren Strafsachen unterworfen. Nur Samos, Chios, Lesbos behalten ihre Selbstndigkeit. Zchtigung Abtrnniger, wie Samos, Byzanz.
Ein Bundesstaat wird so unter Athens Fhrung gebildet von der 300 (grsstenteils See-) Stdten *) und Inseln. Die Steuern werden nach Bezirken erhoben (der Jonische, Karische, Insel-, Hellespontische, Trakische Tribut), durch den Schatzmeister verrechnet und ihre Betrge, auf Marmortafeln eingetragen, zur ffentlichen Kenntnis gebracht. Besatzungen werden in die Städte gelegt und Beamte (700) zur Besorgung der Bundesangelegenheiten in die Bezirke gesendet. Eine Truppe von 2500 Schwerbewaffneten, 1600 Bogenschtzen, 2000 Besatzungsmannschaften, 20 Kreuzer und andere Schiffe im Dienste des Bundes.
3) Aufschwung von Handel und Gewerbe. Einfuhr von Lebensbedarf (bei dem kargen Boden Attikas doppelt notwendig), wie Getreide, dessen Zufuhr Athen sich sogar durch Zwangsmassregeln sichert, Hlsenfrchte, Salzfische u. a., von Schiffbauholz, Elfenbein, Metallen, Spezereien u. a. Ausfuhr von Erzeugnissen des Gewerbfleisses und der Kunstindustrie. Attische Thon- und Metallwaren sehr geschtzt. Eine geschickte Handelspolitik leitet den berseeischen Handel vorwiegend nach Athen.
Ungemeines Wachsen des Wohlstandes.
4) Verschnerung der Reichshauptstadt durch glanzvolle Bauten und bildnerischen Schmuck. Blhendes geistiges Leben, dessen Frderer Perikles ist (s. u. 12).
Das athenische Bundesreich zwar ein einheitliches Staatswesen, doch kein nationales Reich. Neben Athen Sparta und der peloponnesische Bund. Zwei Grossmchte im kleinen Griechenland. (Vergl. Preussen u. sterreich vor 1866).
Gegensatz: 1) des Stammes (Jonier Dorier); 2) der Verfassung (demokratisch aristokratisch).
Eifersucht Spartas auf die wachsende Macht Athens. Daher
5) Notwendigkeit eines Entscheidungskampfes zwischen den beiden Grossmchten (vergl. Preussen und sterreich); Perikles sucht den Ausbruch bis zur Vollendung der Kriegs-
*) Zeitweis auch auf peloponnesische Bundesgenossen wie Acher und auf Botier erstreckt
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74
Dritte Periode. 13. Der bermut Spartas
Mit dem Parteitreiben des peloponnesischen Krieges und dem zunehmenden Einfluss der Demagogen Wandlung der sittlichen Anschauungen, in Verbindung mit den Lehren der Sophisten einen jhen Sittenverfall herbeifhrend. Die Parteikmpfe zu Korcyra in den ersten Jahren des peloponnesischen Krieges mit ihrem blutigen Ausgang ein Beweis, wie weit bereits die politische Leidenschaft sich verirrte. Spter wurden die Angriffe immer hinterlistiger und die Racheplne immer heimtckischer, ja es wandelte sich sogar die ursprngliche Bedeutung der Worte: Wer anderen mit Glck nachstellte, hiess ,,klug", wer solche Rnke durchschaute, ein braver" Mann. Treue" bedeutete Gemeinschaft des Verbrechens", Eidschwur band nur, so lange das Halten Vorteil brachte. Redliche Einfalt wurde zum Gesptt, und man zog es vor, bse, aber klug" genannt zu werden, anstatt rechtschaffen, aber unschlau" (Thucyd. Iii. 82 ff.).
Im Gefolge dieser Zeitstrmung das Unwesen des Syko-phantentums mit seinen gewerbsmssigen Anklagen zum Zweck der Gelderpressung und falschen Zeugenaussagen.
Wenn auch die edleren Geister hoch der den Anschauungen der Masse standen, so war doch das Schicksal Athens und seiner Bundesgenossenschaft nicht unverdient.
Dritte Periode.
Vom Falle Athens bis zum Untergang der Freiheit Griechenlands.
(Von 404338.)
13. Der bermut Spartas.
I. Sturz der Dreissig. Das siegreiche Sparta im Alleinbesitz unbestrittener Herrschaft in Griechenland. Die Regierung hier in der Hand der fast allmchtigen Ephoren, die aus der oligarchischen Partei der Gleichen" (s. 5) hervorgingen. Oligarchenherrschaften werden in den unterworfenen Stdten eingesetzt und von spartanischen Statthaltern (Harmosten) berwacht. Aber auch die Spartaner von der Verderbnis der Zeit angesteckt! Geldgier tritt an die Stelle altspartanischer Gengsamkeit; auch die Ephoren bestechlich.
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76 Dritte Periode. 13. Der bermut Spartas.
Schreiber u. a.), werden durch Handaufheben, die brigen durchs Los (die Archonten nicht mehr auf Vorschlag der Stmme, sondern stammweis aus allen Bewerbern) erwhlt. Prfung auch hier vorbehalten (vgl. 6, V. 2). Staatsbesoldungen und Tagegelder werden fr viele Beamtenklassen (Geschworene, Ratsmitglieder, auch Archonten u. a.) beibehalten. (Fesselnder Einblick in das athenische Staatsleben durch die unlngst auf einem Papyrus aufgefundene Aristotelische Schrift Vom Staatswesen der Athener".)
Iii. Sokrates' Tod. Rcklufige Bewegung. Die Bemhungen, alte Zucht und Sitte wiederherzustellen, richten sich gegen die Neuerer. Sokrates, der Lehrer eines Alcibiades und eines Kritias, wird, 70 Jahr alt, der Gottesleugnung, Einfhrung neuer Götter und Verfhrung der Jugend angeklagt,
399 und muss, durch geringe Mehrzahl verurteilt, 399 den Giftbecher trinken. (Seine Verteidigungsrede bei Plato und bei Xenophon.) Sein Ende der Tod eines Weisen (Gesprch der die Unsterblichkeit. Piatos Phdo).
Iv. Der korinthische Krieg. Die Persermacht anfangs eine Sttze Spartas. Zusammenstoss bei dem Angriff der persischen Satrapen auf die asiatischen Griechenstdte, hervorgerufen durch den Aufstand des jngeren Cyrus (s. o. 11, B, 3, Iii.) gegen seinen Bruder Artaxerxes Mnemon.
Cyrus, durch seine Mutter in der Absicht bestrkt, seinen Bruder vom Throne zu stossen (vermeintlich im Besitz grsseren Erbrechts als der nicht in Purpur geborene Artaxerxes): nimmt 11 000 griechische Sldner in Dienst und zieht mit diesen und 100000 Mann asiatischer Truppen nach Babylonien. Bei Kunaxa siegt (401) der griechische rechte Flgel, der linke asiatische wird besiegt. Cyrus fllt. Hinterlistige Ermordung der griechischen Offiziere durch Tissa'-phernes. Meisterhafter Rckzug der 10000 Griechen durch feindliches Land auf schwierigen Wegen unter Xenophon bis Trapezunt (Thalatta! Thalatta!).
Sparta als Vorort tritt fr die von Pharnabaz im Norden, von Tissaphernes im Sden bedrngten Griechenstdte ein. Nach glcklichem Erfolge des geschickten Dercyllidas gegen Pharnabaz dringt der lahme, aber kriegstchtige König Age-silaus, ein Geschpf und Zgling Lysanders, 396 siegreich in Lydien und Phrygien vor.
Persisches Geld muss helfen, um Agesilaus' Rckzug zu bewirken. Der Nachfolger des abgesetzten Tissaphernes besticht die mit Spartas Herrschaft schon lange unzufriedenen
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Extrahierte Personennamen: Piatos_Phdo Cyrus Artaxerxes Cyrus Cyrus Artaxerxes Cyrus Zgling_Lysanders Spartas
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sondern schädigte auch das Ansehen der Ostgoten nach außen. Amalasunthas Ermordung durch ihren Gemahl Theodat gab Justinian den willkommenen Vorwand zum Kriege.
5. Belisar begann ihn mit der Besetzung Siciliens, während ein kaiserlicher Heerhaufe das wichtige Salona und demnächst das ganze gotische Dalmatien einnahm. Der Abfall der Römer und die Parteiungen unter den Goten lieferten ihm bald einen großen Teil Uuteritaliens mit Neapel in die Hände. Infolgedessen erhoben die Goten an Stelle des unfähigen Theodat, des letzten Amalers, den tapferen Vitiges(536—539) auf den Schild. Aber dieser ließ Rom unverteidigt in Belisars Hände fallen (536) und erkaufte die Hilfe der treulosen Frankenkönige mit Abtretung der Provence und des südlichen, bisher von der fränkischen Eroberung verschonten Alamanniens. Der Versuch, Rom durch lange Belagerung wiederzugewinnen, mißlang, und der König mußte sich schließlich in Ravenna ergeben. Die ostgotische Herrschaft war auf das linke Poufer beschränkt.
6. Allein nach Belisars Abzug erhoben sich die Goten zu einem nationalen Aufschwung. Unter ihrem thatkräftigen und edlen König Totilas (541—552) eroberten sie fast ganz Italien samt Rom zurück. Auch Belisar, der jetzt wieder zurückkehrte, vermochte mit seinen ungenügenden Streitkräften nichts gegen sie auszurichten, wenn er auch das entfestigte Rom wiedergewann und behauptete. Nach seiner Abberufung (548) siel auch die Hauptstadt wieder in die Hände der Goten, und immer bedrohlicher zog sich ihre wachsende Macht um Ravenna, den letzten Waffenplatz der Byzantiner neben Ancona, zusammen.
7. Da brach steh seit 552 der neue byzantinische Oberseld-herr Narses mit einem Heer buntgemischter (auch lango-barbischer) Soldtruppen von Salona ans einen Weg nach
552 Mittelitalien. Bei dem Dorfe Taginä in Tuscien erlag der tapfere Totilas mit seinen todesmutigen Scharen der überlegenen römischen Taktik. Nach der Einnahme Roms vernichtete Narses die Trümmer des gotischen Volkes unter ihrem letzten König Tejas nach einem heldenmütigen Verzweiflungskampfe berselben
553 am Vesuv 553 und brachte endlich auch Tejas' jüngsten Bruder Aligern, den hartnäckigen Verteidiger von Cumä und des dort
555 bewahrten gotischen Königsschatzes, zur Ergebung (555). Das verwüstete Italien war eine oströmische Provinz (Exarchat von Ravenna).
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Extrahierte Personennamen: Amalasunthas Salona
Extrahierte Ortsnamen: Siciliens Dalmatien Neapel Rom Belisars_Hände Rom Ravenna Italien Rom Ravenna Ancona Mittelitalien Tuscien Roms Italien Ravenna