Karl der Kühne. Maximilian. Timur. 42d
und Verwirrung in Deutschland vorzüglich durch Herzog Lud-a.c.g.
wig von Baiern und Friedrich den Sieghaften von der Pfalz rc.
Unzufriedenheit mit dem Kaiser allgemein. Streitigkeiten
desselben mit seinen Niederösterreichischen Standen, in Wien 1462.
von seinem Bruder Albrecht belagert; sein Krieg mit König
Matthias Corvin von Ungarn; seine und seines Sohnes
Maximilian Zusammenkunft in Trier mit dem reichen Herzoge
Karl dem Kühnen von Burgund (Königskrone), plötzliche 1473.
Trennung. Karl belagert Nuys, vertreibt den Herzog Renatus
von Lothringen, wird von den Schweizern bei Granson und
Murten, darauf von Renatus bei Nancy geschlagen, fallt; 1476.
seine Tochter Maria vermählt ssch mit Maximilian (Anma-1477.
ßnngen Ludwigs Xi. von Frankreich, — Burgund), stirbt
1482, und hinterlaßt Philipp und Margarethe. Maxi-
milian Landesadministrator der Niederlande; sein Krieg mit
Karl Viii. von Frankreich und mit den Flandren:.
Friedrich, wegen der immer weiter um sich greifenden 1493.
Türken besorgt, stirbt zu Linz.
3) Maximilian I. übergibt seinem Sohne Philipp die 1494.
Regierung der Niederlande, nöthigt, in Verbindung mit dem
Pabste, Ferdinand von Aragonien und den Venetianeru, den
in Italien eingedrungenen König Karl Viii. von Frankreich
zum Rückzüge, ordnet auf dem Reichstage zu Worms den
Landfrieden und das Reich s kämm erg ericht an 1496, und
vermahlt seinen Sohn Philipp mit Johanna, Tochter Fer-
mongolischer Eroberer und zugleich Gesetzgeber, seit 1569 Beherricher
von Dschagetai, dehnt durch rasche Eroberungen seine Herrschaft vom
Ganges bis zum Mittelmeere aus, stirbt 1405, und sein Reich löst sieb
unter seinen Nachkommen auf. Dagegen erhebt sich wieder die Herr-
schaft Bajesid's unter dessen Sohn Muh ame d I. 1413, dem sein Sohn
Murad Ii. 1421 nachfolgt, der den griechischen Kaiser Johann Vi.
tributbar macht, und 1451 stirbt. Sein -Sohn Muhamed Ii., ein
grausamer Tyrann und Gesetzgeber, erobert 1455 Konstantinopel, Tra-
pezunt, Bosnien, Servien, Albanien rc., stirbt 1481. Sein Nachfolger
Bajesid Ii. steigert den Einfluß der Janitscharen, bekriegt Aegypten,
Venedig, streift nach Ungarn, Oesterreich rc., stirbt 1512.
9
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Kühne Karl Maximilian Maximilian Timur Friedrich Friedrich Albrecht Albrecht Matthias_Corvin Maximilian_Zusammenkunft Maximilian Karl Karl Karl_belagert_Nuys Karl Renatus
von_Lothringen Renatus_bei_Nancy Maria Maria Maximilian_(Anma-1477 Maximilian Ludwigs Philipp Philipp Margarethe Karl_Viii Karl Friedrich Friedrich Maximilian_I. Philipp Philipp Ferdinand_von_Aragonien Ferdinand Karl_Viii Karl Philipp Philipp Johanna Johann Johann Muhamed_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Baiern Wien Ungarn Trier Burgund Murten Frankreich Burgund Frankreich Niederlande Italien Frankreich Worms Konstantinopel Bosnien Albanien Venedig Ungarn Oesterreich
- 26 -
verzweifelte Lage zur Tapferkeit an; die Rmer leisteten ihnen, obgleich sie ihre Verzweiflung bemerkten, mit allen Krften Widerstand, da sie sich schmten, dem schwcheren Gegner zu weichen. Beide gingen mit Ungestm auf. die nchst-stehenden Feinde los, die einen, weil sie den Tod suchten, die anderen, weil sie um die Palme des Sieges stritten. Frh am Morgen begann die Schlacht. Weithin kenntlich stand Tejas mit wenigen Begleitern vor der Phalanx, von seinem Schilde gedeckt und die Lanze schwingend. Wie die Rmer ihn sahen, meinten sie, mit seinem Fall werde der Kamps sofort zu Ende sein, und deshalb gingen gerade die tapfersten, sehr viele an der Zahl, geschlossen gegen ihn vor, indem sie alle mit den Speeren nach ihm stieen ober warfen. Er aber fing alle Speere mit dem Schbe, der ihn deckte, auf und ttete viele in blitzschnellem Sprunge. Jedesmal, wenn sein Schilb von aufgefangenen Speeren ganz voll war, reichte er ihn einem seiner Waffentrger und nahm einen anberen. So hatte er ein Dritteil des Tages unablssig gefochten. Da ereignete es sich, ba in seinem Schilde zwlf Speere hafteten, so ba er ihn nicht mehr beliebig bewegen und die Angreiser nicht mehr damit zurckstoen konnte. Laut rief er einen feiner Waffentrger herbei, ohne feine Stellung zu verlassen oder nur einen Finger breit zurckzuweichen. Keinen Augenblick lie er die Feinde weiter vorrcken. Weder wandte er sich so, da der Schild den Rcken deckte, noch bog er sich zur Seite, sondern wie mit dem Erdboden verwachsen, stand er hinter dem Schilde da, mit der Rechten Tod und Verderben gebend, mit der Linken die Feinde zurck-stoend so rief er laut den Namen des Waffentrgers. Dieser trat mit dem Schilbe herzu, und er nahm ihn sofort statt des speerbeschwerten. Bei dieser Bewegung war nur einen kurzen Augenblick seine Brust entblt: ein Speer traf ihn, und er sank sofort tot zu Boden. Einige Rmer steckten seinen Kopf auf eine Stange und zeigten ihn beiden Heeren, den Rmern, um sie noch mehr anzufeuern, den Goten, damit sie in Verzweiflung den Kampf aufgben. Die Goten taten das aber keineswegs, sondern kmpften bis zum Einbruch der Nacht, obwohl sie wuten, da ihr König gefallen war. Als es dunkel geworden war, lieen die Gegner voneinander ab und brachten die Nacht unter den Waffen zu. Am folgenden Tage erhoben sie sich frh, nahmen dieselbe Aufstellung und kmpften wieder bis zur Nacht. Keiner wich dem anderen auch nur um eines Fues Breite, obgleich von beiden Seiten viele den Tod fanden, sondern erbittert setzten sie die furchtbare Blutarbeit fort, die Goten in dem vollen Bewutsein, ihren letzten Kampf zu kmpfen, die Rmer, weil sie sich von jenen nicht berwinden lassen wollten. Zuletzt schickten die Barbaren einige von ihren Vornehmen an Narses und lieen ihm sagen, sie htten wohl gesprt, da Gott wider sie sei sie fhlten, da eine unberwindliche Macht ihnen gegenberstehe und durch die Ereignisse der den wahren Sachverhalt belehrt, wollten sie ihre Meinung ndern und vom Kampf ablassen, nicht um Untertanen des Kaisers zu werden, sondern um bei irgendwelchen anderen Barbaren in Freiheit zu leben. Sie baten, die Rmer mchten ihnen einen friedlichen Abzug gestatten und, billiger Erwgung Raum gebend, ihnen die Gelder als Wegzehrung belassen, die sie in den Kastellen Italiens jeder frher fr sich ausgespart htten. Hierber ging Narses mit sich zu Rate. Sein Unterfeldherr Johannes redete ihm zu, diese Bitte zu gewhren und nicht weiter mit Mnnern zu kmpfen, fr die der Tod keinen Schrecken htte, und nicht den Mut der Verzweiflung auf die Probe zu stellen, der nicht nur fr jene, sondern auch fr ihre Gegner noch verhngnisvoll werden knne. Der
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29
in.
Aus der Zeit der Merowinger und Karolinger.
13.
Chlodowechs Bekehrung zum Christentum.
496 (?).
Quelle: Gregor von Tours, Zehn Bch er frnkischer Geschichte (Lateinisch)^).
Ii, 30. 31.
Ubersetzung: Wilhelm v. Gieseb recht und Siegmund Hell mann. Zehn Bcher frnkischer Geschichte oo* Bischof Gregorius von Tours. 4. Aufl. Leipzig 1911. Bd. L (Besch, d. d. B. 2. Ausg. Bd. 8.)
S. 106109.
30. Die Knigin aber lie nicht ab, in Chlodowech zu dringen, da er den wahren Gott erkenne und ablasse von den Gtzen; aber auf keine Weise konnte er zum Glauben bekehrt werden, bis er endlich einst mit den Alemannen in einen Krieg geriet: da zwang ihn die Not, zu bekennen, was sein Herz vordem der-leugnet hatte. Ms die beiden Heere zusammenstieen, kam es zu einem ge-waltigen Blutbad, und Chlodowechs Heer war nahe daran, vllig vernichtet zu werden. Als er das sah, erhob er seine Augen zum Himmel; sein Herz wurde ge-rhrt; seine Augen fllten sich mit Trnen, und er sprach: Jesus Christ, Chrodi-childe sagt, du seiest der Sohn des lebendigen Gottes, Hilfe sollst du den Bedrngten, Sieg denen geben, die auf dich hoffen, ich flehe dich demtig an um deinen mchtigen Beistand. Gewhrst du mir jetzt den Sieg der diese meine Feinde, und erfahre ich jene Macht, die das Volk, das deinem Namen sich weiht, an dir erprobt zu haben sich rhmt, so will ich an dich glauben und mich taufen lassen auf deinen Namen. Denn ich habe meine Götter angerufen; aber sie haben mich verlassen mit ihrer Hilfe. Ich meine daher, ohnmchtig sind sie, da sie denen nicht helfen, die ihnen dienen. Dich nun rufe ich an, und ich verlange, an dich zu glauben. Nur reie mich erst aus der Hand meiner Widersacher." Und da er solches sprach, wandten die Alemannen sich und singen an zu fliehen. Als sie aber ihren König gettet sahen, unterwarfen sie sich Chlodowechs und sprachen: La, wir bitten dich, nicht noch mehr des Volks umkommen; wir sind ja dein
x) Gregor von Tours entstammte einer vornehmen rmischen Familie, die der Kirche mehrere Bischfe gegeben hat. Im Alter von kaum 33 Jahren (573) wurde er Bischof von Tours. Als solcher wirkte er mit groem Segen und hinterlie, als er im besten Mannesalter im Jahre 594 starb, bei den Seinen ein dankbares Andenken. Er war Augenzeuge jene? bedeutenden Ereignisse und blutigen Kmpfe, die das Frankenreich in der zweiten Hlfte des sechsten Jahrhunderts erfllten. Was er selbst erlebte, suchte er der Nachwelt zu bermitteln. Aus diesem Wunsch heraus schrieb er seine Zehn Bcher linkischer Geschichte". Ihnen verdanken wir fast ausschlielich alles, was wir der die Geschichte der Merowinger bis 591 wissen. Ausfhrlich und wahr ist er fr die Zeit, die er selbst durchlebt hat. Fr die frhere Zeit bringt er einen reich mit Sagen aus-geschmckten Bericht. Auch seine Mitteilungen der Chlodowech, insonderheit auch die frit 0n9e'!)tten Begebenheiten, sind sagenhaft; nur ein Kern ist geschichtliche Wirklich
*) Fest steht, da Chlodowech die Alemannen unterworfen hat. Sonst ist alles hchst ^>lcher. D,e Annahmen, da die entscheidende Schlacht im Jahre 496 und bei Zlpich, Mwestuch von Cln, geschlagen ist, beruhen nur auf Vermutungen.
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Extrahierte Personennamen: Gregor_von_Tours Gregor Wilhelm Siegmund_Hell Gregorius_von_Tours Jesus_Christ Chlodowechs Gregor_von_Tours Gregor Bischof_von_Tours
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an ihre Schilde, hoben ihn aus den Schild und setzten ihn zu einem Könige der sich. So empfing er Digiberts Reich und seine Schtze, und es kamen die Leute desselben unter seine Herrschaft^). Gott aber warf Tag fr Tag seine Feinde vor ihm zu Boden und vermehrte sein Reich, darum da er rechten Herzens vor ihm wandelte und tat, was seinen Augen wohlgefllig war2).
15.
Frnkisches Rechtswesen.
Um 510.
Quelle: Das salische Gesetz (Lex salica)3). Abschnitte 45, 21,54, 62,58,1, 5<!.
bersetzung: Georg Erler, Deutsche Geschichte. Leipzig o. I. Bd. l. S. 434445.
Vl. 1. der Zuwandernde. 1. So jemand in ein Dors einzuwandern begehrt, einer ober einige von den Bewohnern des Dorfes auch gewillt sind, ihn aufzunehmen, so hat er doch, falls selbst nur einer Einspruch erhebt, keine Er-laubnis zur Niederlassung^).
2. So er aber gegen den Einspruch eines ober zweier in dem Dorfe sich nieberzulassen unterfngt, dann soll man eine frmliche Aufforberung an ihn ergehen lassen____ Will aber der Aufgeforderte auch jetzt nicht weichen und hlt ihn
kein vollgewichtiger Grunb ab, dann soll der, welcher ihn aufforderte, die Sache auf seine Gefahr bernehmen und den Grafen herbeirufen, bamit er zur Stelle
x) Die Monarchie der Franken war erblich; darum folgte der nchste Verwandte ohne weiteres. Wahl und Schilderhebung, wie sie sonst berall bei den germanischen Vlkern blich waren, fanden nur beim Aussterben eines Knigsgefchlechtes statt. Als Chlodowech feine falifchen Mitknige beseitigt hatte, nahm er daher ohne weiteres nach dem Erbrecht ihr Land als König eilt; bei den Ripuariern dagegen, wo er sich nicht auf ein Erbrecht sttzen konnte, mute et erst' unter den gewhnten Gebruchen durch die Stimme des Volkes gewhlt werden.
2) Diese Erzhlung, die als typisches Beispiel fr hnliche im zweiten Buche vor-kommende Berichte hierher gesetzt ist, ist wie alle brigen durchaus sagenhaft und daher in ihren Einzelheiten nicht zu gebrauchen. Nur ihr Kern ist zutreffend; sie zeigt, da Chlodowech die brigen Stammesknige der Franken mit Gewalt beseitigte, seine Macht der diese Stmme ausdehnte und so das einheitliche Frankenreich schuf. Mehr noch als durch das, was sie berichtet, ist sie dadurch bemerkenswert, da sie die Auffassung erlernten lt, die in den Kreisen Gregors herrscht. Fr sie ist Chlodowech ein Werkzeug in der Hand des Hchsten. Nur so ist es verstndlich, da Gregor am Schlsse dieser Er-zhlung jenen vielberufenen Ausspruch tun kann, nachdem eben erzhlt ist, durch welche Teufeleien der König die beiden Ripuarier aus dem Weg gerumt hat.
S) Das Recht der alten Germanen war ausschlielich ein durch Herkommen und Gebrauch entstandenes und geweihtes Gewohnheitsrecht, das bei den einzelnen Stmmen verschieden war. Dieses Stammesrecht Pflanzte sich lediglich durch berlieferung fort, war also nicht niedergeschrieben. Die durch die Reichsgrndung vollkommen vernderten Verhltnisse, besonders die jetzt eingetretenen unmittelbaren Beziehungen mit den Rmern, gegenber deren scharf geprgten Rechtsstzen die unsichere berlieferung der germanischen Grundstze sich als erheblicher Nachteil erwies, machte die Aufzeichnung der Stammes-rechte notwendig. Es ist daher kein Zufall, da die lteste Niederschrift in die Regierungszeit Ehlodowechs fllt und es sich dabei um das Recht der falifchen Franken handelte. So ist uns dieses salische Gesetz", die Lex salica, berliefert. Es stammt wahrscheinlich aus den Jahren 508511.
4) Die Dorfbewohner bildeten eine geschlossene Genossenschaft mit Gemeinland neben ihtetn Sondereigen. Sie hatten daher ein Interesse daran, da die Zahl der Berechtigten nicht durch Fremde vergrert wurde. - - -
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Extrahierte Personennamen: Georg_Erler Gregors Gregor Ripuarier
37
nach Hause, indem er den Mann noch vielfach beschwor, niemandem von dieser Sache etwas zu erzählen. Als er aber nach Hause gekommen war, suchte er die Gnadenbriefe, welche ihm die genannte Knigin erteilt hatte, berbrachte sie dem Könige Chlothachar^) und meldete ihm, wie er von seinem Bischof lebendig dem Grabe berliefert worden sei. Stile waren auer sich vor Entsetzen und sagten, nimmer habe selbst ein Nero oder Herodes eine solche Schandtat vollfhrt, da ein Mensch von ihnen lebendig in das Grab gelegt wurde. Da kam denn auch der Bischof Cautinus zum Könige Chlothachar; aber auf die Anklage des Priesters wurde er berfhrt und ging beschmt von dannen. Der Priester aber erhielt vom Könige einen Gnadenbrief, gewann fr sein Eigentum jeden Schutz, den er nur verlangte, erhielt sich im ruhigen Besitz desselben und hinterlie es seinen Nach-kommen.
In Cautinus war berhaupt keine Spur von heiliger Gesinnung, nichts Gutes. Von den Bchern, beides, den kirchlichen wie den weltlichen, verstand er gar nichts. Die Juden 2) hatten ihn gern, und er selbst hing an ihnen, nicht um ihres Seelenheils willen, wie dies die Sorge eines guten Hirten htte sein sollen, sondern weil er Kostbarkeiten von ihnen erhandelte, und sr diese bezahlte er, wenn sie ihm schmeichelten und sich ganz offen als Speichellecker zeigten, noch mehr, als sie wert waren.
17.
Die Kriegfhrung der Franken.
Um 555.
Quelle: Agattnas, Von der Herrschaft Justinians (Griechisch)3). Ii, 5.
bersetzung: (Softe a. a. O. S. 359 und 360
Die Bewaffnung dieses Volkes ist nur rmlich und bedarf nicht der Hnde verschiedener Handwerker, sondern wenn etwas verdorben ist, bessern die Besitzer es selbst aus. Panzer und Beinschienen kennen sie gar nicht; die meisten gehen barhaupt einher, und nur wenige setzen fr die Schlacht einen Helm auf. Brust und Rcken sind nackt bis an die Hften; von da aus gehen bis zum Knie Hosen aus Leinen oder Leder. Nur wenige sind beritten, weil sie von alters her an den Kampf zu Fu gewhnt und darin gebt sind. Am Schenkel tragen sie das Schwert und an der linken Seite den Schild. Bogen, Schleuder oder andere Massen zum Fernkampf tragen sie nicht, sondern nur zweischneidige xte und die Angonen, die sie mit Vorliebe benutzen. Diese Angonen sind Speere von mittlerer Gre, zum Schleudern und zum Sto im Nahkampf gleich geeignet. Den grten
*) Gemeint ist Chlothachar I. (511561), der jngste Sohn Chlodowechs, der nach dem Tode seiner Brder und deren Shne auf kurze Zeit (558561) das ganze Frankenreich unter sich vereinigte.
z) Die Juden waren damals geriebene, schachernde Hndler, die aber noch nicht den Grohandel an sich bringen konnten, solange dieser dem bendlande durch die Syrer der mittelt wurde.
8) Agathias, ein ostrmischer Rechtsanwalt zur Zeit Justinians, beschrieb die Er-eignisse von 552558. Von den fnf Bchern seines Werkes, das sich eng an die Ar-beiten Prokops anschliet, interessieren uns nur die beiden ersten. Sie beschreiben die Kmpfe, die Narses mit den letzten Ostgoten und ihren Bundesgenossen, den Alemannen und Franken, zu bestehen hatte. Die Darstellung der frnkischen Kriegfhrung bezieht sich also etwa auf die Mitte des 6. Jahrhunderts.
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- 30 -
Da tat er dem Kampfe Einhalt, brachte das Volk in seine Gewalt und kehrte in Frieden heim. Der Knigin aber erzhlte er, wie er Christi Namen angerufen und so den Sieg gewonnen habe. Das geschah im fnfzehnten Jahr seiner Regierung.
31. Darauf lie die Knigin heimlich den Bischof von Reims, den heiligen Remigius, rufen und bat ihn, er mchte das Wort des Heils dem Könige zu Herzen führen. Der Bischof aber beschied ihn im geheimen zu sich und fing an, ihm anzuliegen, er solle an den wahren Gott, den Schpfer Himmels und der Erde, glauben und den Gtzen den Rcken wenden, die weder ihm, noch anderen helfen knnten. Jener aber sprach: Gern wrde ich, heiligster Vater, auf dich hren; aber eins macht mir noch Bedenken: Das Volk, das mir anhngt, duldet nicht, da ich feine Götter verlasse. Doch ich gehe und spreche mit ihm nach deinem Wort." Als er darauf mit den Seinigen zusammentrat, rief alles Volk zur selben Zeit, noch ehe er den Mund auf tat denn die gttliche Macht kam ihm zuvor: Wir verlassen die sterblichen Götter, gndiger König, und sind bereit zu folgert dem unsterblichen Gott, den Remigius verkndet." Solches wurde dem Bischof gemeldet, und er befahl hocherfreut, das Taufbad zu bereiten. Mit bunten Decken wurden nun die Straen behngt, mit weien Vorhngen die Kirchen geschmckt, der Taufstein in Ordnung gebracht; Wohlgerche verbreiteten sich; es schimmerten hell die duftenden Kerzen, und das ganze Heiligtum der dem Tauf stein wurde von himmlischem Wohlgeruch erfllt, und solche Gnade lie Gott denen zuteil werden, die damals gegenwrtig waren, da sie meinten, sie seien versetzt in die Wohlgerche des Paradieses. Zuerst verlangte der König, vom Bischof getauft zu werden. Er ging, ein neuer Konstantin, zum Taufbade hin, sich rein zu waschen von dem alten Aussatz und sich von den schmutzigen Flecken, die er von alters her gehabt, im frischen Wasser zu reinigen. Als er aber zur Taufe hintrat, redete ihn der Heilige Gottes mit beredtem Munde also an: Beuge still deinen Nacken, icrnnber2), verehre, was du verfolgtest, verfolge, was du verehrtest." ....
Also bekannte der König den allmchtigen Gott als den dreieinigen und lie sich taufen3) im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und wurde gesalbt mit dem heiligen Ol unter dem Zeichen des Kreuzes Christi. Von seinem Gefolge wurden aber getauft mehr als dreitausend.
x) Die Taufe erfolgte nicht durch Benetzen des Kopfes, sondern durch dreimaliges Untertauchen des Tuflings im Taufbade, der dem eine besondere Kirche, das Baptisterium, erbaut war.
2) Die Sugambrer (entstellt Sicambrer) haben seit dem Jahre 8 v. Chr., wo Tiberius sie von der Sieg aus das linke Rheinufer verpflanzte, aufgehrt, ein Volk zu sein. Die Erinnerung an das wehrhafte Volk war jedoch bei Franken und Rmern so eingewurzelt, da der Name, mochte er auch keine ethnographische Bedeutung mehr haben, doch zu einer gehobenen, rhetorisch-poetischen Bezeichnung der niederrheinischen Germanen wurde.
3) Die Bedrngnisse in der Alemannenschlacht, sowie die persnlichen Einflsse seiner Frau haben bei der Bekehrung unzweifelhaft mitgewirkt; sicherlich waren es aber nicht die einzigen Beweggrnde. Politische Rcksichten, die sich aus seinem Verhltnis zu der einflureichen Geistlichkeit und den arianischen Nachbarstaaten ergaben, haben gewi die Hauptrolle gespielt.
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Extrahierte Personennamen: Christi Remigius Remigius Tiberius
Extrahierte Ortsnamen: Reims Heilige_Gottes Christi Taufbade
- 31 -14.
Chlodowech unterwirft die ripuarischen Franken.
Um 508.
Quelle: Gregor von Tours a. a. O. Ii, 40.
bersetzung: W. Giesebrecht und S. Hellmann a. a. O. S. 123125.
Als Chlodowech seinen Sitz zu Parisx) hatte, schickte er heimlich zum Sohne des Sigibert2) und sprach: Siehe, dein Vater ist alt, schwach zu Fu und hinkt. Strbe er, so wrde dir sein Reich und unsere Freundschaft mit Recht zuteil werden." So wurde jener zur Herrschsucht verlockt und sann darauf, wie er den Vater ttete. Und als dieser einst Kln verlie und der den Rhein -ging, um im ' Buchonischen Walde) umherzuschweifen, und da um Mittag in seinem Zelte schlief, kamen gedungene Mrder der ihn, und sein Sohn lie ihn tten, um selbst die Herrschaft an sich zu reien. Aber Gott ist gerecht, und er fiel selbst in die Grube, die er seinem Vater schndlich gegraben hatte. Er schickte nmlich alsbald Boten an König Chlodowech und lie ihm den Tod seines Vaters melden. Die sprachen: Mein Vater ist tot, und sein Reich und seine Schtze sind mein. Sende etliche von deinen Leuten zu mir, und willig will ich dir schicken, was dir von den Schtzen meines Vaters gefllt." Jener aber sprach: Dank fr deinen guten Willen! Wenn unsere Leute zu dir kommen, so zeige ihnen, ich bitte dich, nur alles: du magst es dann selbst behalten." Und da sie kamen, ffnete er ihnen den Schatz seines Vaters. Als sie nun dies und jenes in Augenschein nahmen, sagte er: In diesen Kasten pflegte mein Vater seine Goldstcke zu legen." Stecke doch einmal deine Hand hinein bis auf den Boden," sagten sie, damit du uns alles zeigst." Er tat dies und beugte sich tief. Da aber erhob einer den Arm und hieb ihm mit der Axt in den Hirnschdel. So traf ihn dasselbe Los, was er ruchlos seinem Vater bereitet hatte.
Da aber Chlodowech hrte, da Sigibert gettet, wie auch sein Sohn, kam er an Ort und Stelle und berief alles Volk. Hrt," sprach er darauf, was sich zugetragen hat! Whrend ich die Schelde entlang fuhr4), trachtete Chloderich, der Sohn meines Blutsvetters, seinem Vater nach der Herrschaft und machte ihn glauben, ich wolle ihn tten. Als dieser deshalb durch den Buchonischen Wald floh, schickte er ihm Mrder nach und lie ihn ermorden. Darauf wurde er selbst, während er seines Vaters Schtze auftat, von irgendeinem mir unbekannten Manne gleichfalls erschlagen. An diesem allen bin ich durchaus ohne Schuld: denn das Blut meiner Stammvettern darf ich ja nicht vergieen, und schndlich wre es, wenn ich es tte. Da es jedoch einmal so gekommen ist, so gebe ich euch diesen Rat: Wenn es euch genehm, so wendet euch zu mir, da ihr sicher lebt unter meinem Schutze." Als sie dies vernahmen, schlugen sie unter lautem Zuruf
nach erie9te nad) der Beendigung des Westgotenkrieges (507) seinen Sitz
p Als Chlodowech zur Regierung kam, herrschten neben ihm bei den salifchen Sf* dagegen waren die ripuarischen Franken bereits zu einem
Reiche geeint. Ihr Komg hie Sigebert; ihre Hauptstadt war Kln.
8) Der Wald lag vermutlich in Hessen bei Fulda (vgl. S. 39. Anm. 2).
~ *J A" der Schelde lag der alte Knigssitz Chlodowechs. Der Sinn seiner Worte ist ano der: Wahrend ich mitten m meinem Lande war, also von dem, was hier voraina Nichts wissen konnte ....
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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Extrahierte Personennamen: Chlodowech Gregor_von_Tours Gregor Hellmann Knigssitz_Chlodowechs
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jocht hatte, ri er zehntausend Mann mit Weib und Kind von ihren Wohnsitzen auf beiden Ufern der Elbe los und siedelte sie in vielen Abteilungen in ver-schiedenen Gegenden Deutschlands und Galliens an. Unter dieser Bedingung aber, die vom Könige gestellt, von den Sachsen angenommen ward, nahm der Krieg, der sich so viele Jahre hingezogen hatte, ein Ende: da sie dem heidnischen Gtzendienst und den heimischen Religionsgebruchen entsagten, die Sakramente des christlichen Glaubens annhmen und mit den Franken zu einem Volke sich verbnden.
8. In diesem Kriege, durch einen so langen Zeitraum er sich auch hinzog, kmpfte Karl selbst doch nicht mehr als zweimal in ordentlicher Feldschlacht mit dem Feinde, das erstemal an dem Berge Osneggi, bei dem Orte, der Theotmelli heit, das zweitemal an der Haase, und das im Verlaus von einem Monat und wenigen Sagen1). In diesen beiden Schlachten erlitten die Feinde eine solche Niederlage, da sie den König nicht mehr herauszufordern, und wenn er kam, ihm nur dann Widerstand zu leisten wagten, wenn die rtlichkeit besonderen Schutz bot. Viele Männer jedoch vom frnkischen wie schsischen Adel und solche, die die hchsten Ehrenstellen bekleidet hatten, wurden in diesem Kriege hinweg-gerafft, der erst im dreiunddreiigsten Jahre ein Ende nahm.
23.
Bestimmungen, die fr das Land Sachsen getroffen wurden.
782 (?)
Quelle: Kapitulare der das Sachsenland (Capitulare de partibus
Saxoniae)2).
bersetzung: Otto Abel und W. Wattenbach, Einhard Jahrbcher. 2. Aufl. Lerpziq 1888.
(Gesch. d. d. B. 2. Ausg. Bd. 7.) 3. 7376.
Erstlich wurde von allen beschlossen, da die Kirchen Christi, welche in Sachsen erbaut und Gott geweiht sind, keine geringere Ehre haben sollen, sondern eine grere und hhere, als die Heiligtmer der Gtzen gehabt hatten.
2. Wenn einer seine Zuflucht in eine Kirche genommen hat, so soll ihn keiner mit Gewalt aus der Kirche treiben drfen, sondern er habe Frieden, bis er vor das Gericht gebradst wird, und zur Ehre Gottes und aus Ehrfurcht vor den Heiligen der Kirche soll ihm das Leben geschenkt werden und alle seine Glieder. Er shne aber seine Sache, soviel wie ihm mglich und ihm gerichtlich auferlegt
1) Beide Schlachten fanden im Jahre 783 statt. Der Schauplatz der ersten scheint Detmold am Osning gewesen zu sein; der der zweiten ist ganz unsicher. Ob sie bei Osnabrck (auf der Klus) geschlagen ist, erscheint sehr zweifelhaft.
2) Kapitularien nennt man die in Kapitel geteilten Beschlsse der Reichsver,amm-hingen oder Verfgungen des Knigs. Als Karl der Groe glaubte, die Sachsen endlich unterworfen zu haben, suchte et durch rcksichtslose Strenge das widerstrebende Volk in Unterwrfigkeit zu halten. So entstand aus einem im eroberten Lande ab--gehaltenen Reichstage dies vielbesprochene Kapitulare, durch das er die vllige Unter-drckung des Heidentums und seiner Bruche, die Annahme der Taufe und die Sicher-stellnng und Ausstattung der Kirche zu erreichen suchte. Uber die Ortlichkeit des Reichs-taaes herrscht vlliges Dunkel; bezglich der Zeitangabe gehen die Biemungen der Forscher weit auseinander; wahrscheinlich ist 782 das Entstehungsjahr. Die groe^H^te dieses Gesetzes wurde brigens im Jahre 797 durch das capitulare Saxomcum (Schsisches Kapitulare) so gut wie gnzlich Beseitigt.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Otto W._Wattenbach Einhard_Jahrbcher Lerpziq Karl_der_Groe Karl
So bin ich sicher alsogleich Nicht einem Bauersmann mehr gleich Und wenn ich auch vor kurzer Zeit Auf jener Tenne noch Getreid'
Gedroschen und Dreschflegel trug Und Pfhle in die Erde schlug.
Wenn ich die Fe und die Bein' Mit Hosen erst gezieret fein Und mit den Schuh'n von Korduan, So sieht's mir wahrlich keiner an,
Da ich da frher Zun' und Mauern Gezogen dir und andern Bauern. Und Hab' ich nur erst Hengst und Sporen, So bin fr Ruprecht ich verloren. Zum Eidam nie soll er mich kriegen: Nie will ich bei 'nem Weib verliegen."____
(Der Vater hat ihm fr schweres Geld einen Hengst gekauft.)
Der Vater: Nun, so will ich dich Von meiner Zucht denn jetzt bestem: Du sollst dein eigner Herr wohl sein! Da du nun Zucht und Rat entbehrst, So, wenn du durch die Lande fhrst, Habe wohl acht auf deine Hauben Und hte deine seidnen Tauben,
Da sie nicht eine fremde Faust Berhrt und arg dir gar zerzaust Dein langes, blond gelocktes Haar. Und willst du nun auf immerdar Dich meiner guten Zucht entheben, So seh' ich schon voraus mit Beben, Wie du dereinst folgst einem Stabe, Wohin dich fhrt ein kleiner Knabe.
Mein Sohn, mein lieber teurer Knab', Noch la von deinem Vorsatz ab! Leb' mit von dem, wovon wir leben, Und was die Mutter dir soll geben. La Wasser dein Genge sein,
Eh' du mit Raub dir kaufest Wein. Der (Schrttarm1), den hier in Osterreich Man isset, gilt bei allen gleich; Der Dumme wie der Weise Hlt ihn fr Herrenspeise.
Den sollst du essen, liebes Kind,
Statt da du ein geraubtes Rind
x) Der Schmarrn war ein Gebck, das schnitten bestand, zwischen die Kalbsgehirn
Fr eine Henne spterhin Etwa dem Wirte gibst dahin.
Die Mutter kocht dir guten Brei;
Den la dir schmecken, bleib' dabei." ....
Trink du nur Wasser, Vater mein; Ich selber, ich will trinken Wein. I immerzu nur Haferbrei,
Indes fr mich stets Speise sei Ein Huhn gar fein gesotten.
Das wird mir immerdar verboten! Ich will auch bis an meinen Tod Von weien Semmeln essen Brot."
Der Alte'zu dem Sohne sprach:
Statt Gutem lufst du Bsem nach Bebau' das Feld; bleib' bei dem Pflug; Dann ntzest du der Welt genug: Von dir dann Nutzen haben kann Der arme wie der reiche Mann; Dem Wolfe ntz'st du und dem Aar Und aller Kreatur frwahr,
Die je auf dieser Erden Gott lie lebendig werden.
Drum treibe nur den Ackerbau:
Denn sicher manche edle Frau Wird durch des Bauern Flei verschnet; Manch König wird gekrnet Durch des Ackerbaus Ertrag.
Wie stolz wohl mancher sein auch mag, Sein Hochmut mt' zu Schanden werden, Gb's nicht den Bauersmann auf Erden."
Wr' ich nur deiner Predigt, O Vater, erst entledigt.
Ein Prediger, wahrlich, auserkoren,
Ging leider gar an dir verloren .... Wie meine Sach' auch werden mag, Ich will nicht pflgen mehr, nicht-graben; Nein! ich will weie Hnde haben.
Doch Schwielen durch der Arbeit Schuld So wahr mir helfe Gottes Huld! Auf ewig brcht's mir Schmach und Schand' Beim Tanz an holder Frauen Hand."
Der Vater drauf bekmmert sprach: Nun forsche, lieber Sohn, mir nach,
aus zwei in Schmalz gebackenen Semmel-:t Pflaumenmus gelegt war.
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— 56 —
fischen Armeen hatte niederlegen müssen, den Oberbefehl an der Front in Kankasien (I. S. 88). Dieser neue Heerführer setzte es nun durch, daß ihm erhebliche Verstärkungen geschickt wurden. Vor der nun mit sehr bedeutenden Kräften im Spätherbst 1915 von neuem aufgenommenen Offensive räumte die schwache türkische Armee Kaukasien. Sie zog sich kämpfend auf Erzerum zurück, diese veraltete Festung als Sammelplatz betrachtend. Da an einen schnellen Nachschub nach dieser entfernten, bahnlosen Gegend nicht gedacht werden konnte mußte man türkischerseits auch diese Stadt aufgeben und sich auf die Höhen westlich der Stadt zurückziehen. Am 16. Februar 1916 fiel Erzerum in die Hände des Feindes. Und selbst hierauf beschränkte sich noch nicht der Erfolg der Ruffeu. Sie bemächtigten sich in den nächsten Monaten weiterer1 großer Teile des türkischen Armeniens. Bitlis, Ersingjan und die Hafenstadt Trapezuut gerieten in ihren Besitz, und in frevelhafter Mißachtung aller Grundsätze des Völkerrechts besetzten sie den größten Teil des neutralen Persiens. Wohl versuchten die Türken, den russischen Erbfeind aus ihrem und dem persischen Gebiet zu vertreiben. Im Hochsommer 1916 schickte die türkische Heeresleitung den größten Teil der nach dem Fall von Kut-el°Amara zur Verfügung stehenden Truppen von Bagdad aus gegen die Russen in Persien vor und warfen sie ganz beträchtlich in Richtung auf Teheran zurück. Um dieselbe Zeit ging die bedeutend verstärkte türkische Armee in Armenien kraftvoll vor und nahm Bitlis wieder in Besitz. Aber ein großer Teil Persiens und fast ganz Armenien blieb in den Händen der Russen. Diese rühmten sich laut ihrer Erfolge und schätzten sie darum so außerordentlich hoch ein, weil sie glaubteu, durch die leichte Eroberung in diesen entlegenen Ländern eine gewisse Entschädigung für den Verlust von Landgebiet zu erhalten, den sie im Sommer vorher in so reichem Maße im Westen ihres Reiches erlebt hatten.
4. Die Kämpfe in Mesopotamien. Ein sehr wechselreiches Bild boten die kriegerischen Ereignisse ans dem dritten asiatischen Kriegsschauplätze, die Vorgänge in dem alten Mesopotamien oder Jrak-Arabi, wie der Türke den südlichen Teil dieses Landes nennt. Es ist bereits bei der Darstellung der Beziehungen zwischen England und Deutschland gezeigt worden, welchen Wert England dem Euphrat- und Tigrisland beilegt, und wie gerade hier deutsche und englische Interessen aufeinanderstoßen (I. S. 8). Es nahm daher nicht wunder, daß die Engländer in dem Augenblick, da der Krieg ausgebrochen war, alles versuchte», sich gerade dieses Landes zu bemächtigen. Zu diesem politischen Beweggründe kam ein strategischer insofern, als ein in dem alten Zwischenstromlande stehendes Heer eine ständige Flankenbedrohung der gegen den Sueskaual gerichteten türkischen Unternehmungen bilden würde.
Schon vor der Kriegserklärung zog England auf den im persischen Meerbusen liegenden Bahrein-Inseln namentlich indische Truppen zusammen. Sobald dann die Türkei in den Krieg eintrat, landete England diese Truppen im Mündungsgebiet des Schat-el-Arab. Die Türken hatten hier nur etwa 7000 Mann stehen. Diese wenigen Truppen zogen sich vor der Übermacht nach Norden zurück. So fiel den Engländern bald das ganze Schat-el-Arab-Gebiet mit der Handelsstadt Basra in die Hände. Ohne große Hindernisse drangen sie dann in die Ebene der beiden Ströme ein und näherten sich, am Tigris vor. rückend, ganz bedenklich der alten Industrie- und Handelsstadt Bagdad. In
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