Iii. §. 2.' Die Herrlichkeit Aegyptens.
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dringlinge, durch astatische Hirtenvölker (Hyksos) drohete. Schon meh-
rere Jahrhunderte vor Abraham nämlich ist nach dem Ergebniß dieser
Forschungen die höchste Blüthezeit des alten Aegyptens gewesen, dessen
Mittelpunkt damals Memphis war. Aus jener Zeit stammen die größ-
ten und stattlichsten Pyramiden, die großartigsten Grabkammern, de-
ren zahlreiche Bildwerke eine überraschend vollständige Einsicht gewäh-
ren in die damaligen Lebensverhältniffe der Aegypter, ihre Künste und
Handwerke, ihre täglichen Arbeiten und Genüsse, ihr Hauspersonal
und ihre Verwandtschaften, ihre gottesdienstlichen und häuslichen Ge-
bräuche. Darnach trat eine Zeitlang ein Stillstand ein, bis eine
zweite Blüthezeit in dem obern Aegypten begann, dessen Mittelpunkt
Theben oder No-Ammon war. Auch hier stiegen wetteifernd die pracht-
vollen Denkmäler empor, und die ungeheuren Räume der Todtenkam-
mern bildeten in reichen Wandgemälden das Leben und Treiben der
Aegypter ab. Damals wurde der riesenhafte Möris-See eingedämmt, die
großartigsten Canäle gegraben und das Bewässerungssystem des Landes
zur höchsten Stufe erhoben. Da geschähe, was sich mehr als zwei
Jahrtausende später (600 nach Chr.) wiederholt hat. Es brachen un-
gezählte Schaaren von nomadisirenden freien Hirtenvölkern herein,
nahmen Memphis (2100 v. Chr.), legten dem ganzen Volke Tribut
auf, setzten sich im Lande fest und begannen alle jene Werke und Ein-
richtungen, auf welche die alten Aegypter so stolz waren, in barbarischer
Weise mit Füßen zu treten. Das war die erste gewaltige Lection,
welche Gott der Herr den in ihrer eignen Weisheit selbstseligen Aegyp-
tern gab, ein Vorspiel des schon erwähnten noch schrecklichern Strafge-
richts, unter welchem noch bis auf den heutigen Tag Aegypten seufzt.
Erst nach langen schweren Kämpfen ließ es Gott ihnen gelingen,
die Hyksos wieder zu vertreiben, und zwar durch den ruhmreichen Kö-
nig Tuthmvsis lh. Aber die Aegypter verstanden die göttliche War-
nung nicht. Nach dem Abzug der Hyksos gingen sie ganz wie früher
in den alten Wegen ihrer selbstgeinachten Weisheit wieder einher und
fürchteten und ehrten den lebendigen Gott des Himmels nicht, sondern
machten sich desto mehr selbsterdachten Gottesdienst. Unter ihrem Kö-
nig Sethos I. (Sesostris), etwa 1500 v. Chr., unter welchem Jo-
seph nach Aegypten kam, stand das Reich wieder eben so hoch und hehr,
selbstgerecht und gottvergessen da, als je zuvor. Die Offenbarungen des
höchsten Gottes durch Joseph ließen sie sich gefallen, aber sie gaben
ihnen keine Folge. Unter R amses ll., von dem auch andere Quellen
berichten, daß er die Städte Ramses und Pithom habe erbauen lassen,
erstieg Aegypten die höchste Staffel des Ruhms und der Macht. Der
Glanz seines Hofes überstieg Alles, was bis dahin in Aegypten Herrli-
ches zu sehen gewesen war. Und mitten unter dem hellen Sonnen-
schein dieses glänzenden Hofes ward — dem Könige vermuthlich ganz
fremd und unbewußt— von seiner eignen Tochter Moses ausgezogen,
welcher die Schätze Aegyptens verachtete gegen die Schmach Christi
(Ebr. 11, 26).
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Extrahierte Personennamen: Abraham Sethos_I. Joseph Ramses
Extrahierte Ortsnamen: Memphis Theben Memphis Christi
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seinen Schutz sich erkaufte, dem läßt er kein Haar krümmen. Immer
bedacht aus Raub ist er eben so willig wieder zu geben; auch der
Ärmste bietet von seinem Brote und seinen Datteln den Zuschauern
seines kargen Mahles, und Almosengeben galt dem Araber aller Zeit
für eine seiner vorzüglichsten Verpflichtungen. Den schwarzen blitzenden
Augen entspricht das Feuer seines Gemüthes; sein Blut, leicht in
Wallung, kühlt sich nicht bald, und schwer versöhnlich ist das nach
Rache dürstende Herz Eine Beleidigung nicht rächen, gilt für ent-
ehrend, die Verpflichtung zur Blutrache geht bis in das fünfte Geschlecht,
und Verachtung trifft die, welche sie nicht erfüllen. Der Lebhaftigkeit
seiner Geberden entspricht ein scharfer, zugespitzter Verstand, der sich an
schlagenden Witzen und sinnvollen Sprüchen ergötzt, und eilte glühende
Phantasie, die sich eine Welt dichterischer Bilder gestaltet; denn Dich-
tung ist Anfang und Ende der Weisheit der Araber. Sie lieben es,
bei hellem Mondenscheine sich Mährchen und Geschichten zu erzählen
oder zu singen. Jünglinge und Mädchen wiederholen in Chören den
vom Vorsänger gesungenen Vers, indem sie ihren Gesang mit Hände-
klatschen und allerlei Bewegungen des Körpers begleiten.
Der Beduine wohnt in Zelten, die aus Kameelhaaren gewebt sind.
Seine Kleidung ist, wie die Abbildung zeigt, ein wollenes Hemd und
ein Mantel, dessen weiße und braune Streifen der Haut des Zebra
nachgeahmt sind; seine Waffen bestehen in Schwert und Speer, Helm
und Panzer, hier und da auch in Schießgewehren; seine Speise ist
süße und saure Kameelsmilch, ungesäuertes Brot, Butter, Datteln,
Trüffeln der Wüste; sein Reichthum das Kameel und das edle Roß.
317. Der Chinese.
Die Chinesen haben eine
gelbe oder gelblich-grüne Gesichts-
farbe. Die Leibesgestalt ist unter-
setzt und von mittelmäßiger Größe.
Sie haben länglich-runde, zuge-
spitzte Köpfe, breite eckige Ge-
sichter mit glatten Stirnen, nur
wenig gespaltene Augen, kleine,
stumpfe Nasen, kurze und schwarze
Augenbraunen, dünne Bärte,
große Ohren, schwarze ungekräu-
selte Haare, spitz hervorstehendes
Kinn und dicke Bäuche. Die
Männer erhalten ihren Kopf be-
ständig kahl bis auf einen kleinen
Theil am Scheitel, den sie in
einen breiten, steifen Zopf flech-
ten. Hausväter tragen einen
Zwickelbart. Der Körper, von
Jugend auf abgehärtet, ist dauer-
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