100
24. Die Residenzen der bayerischen Herzoge.
Der Rüden Meute jagt und bellt, Es stürmt der Reiter Troß In froher Weidlust jubelnd nach Dem Kaiser hoch zu Roß.
Wie plötzlich aber ist die Lust In Trauer umgestimmt,
Es jammert eines Hornes Schall, Den man weithin vernimmt.
Der Bayer-Kaiser stürzt vom Roß, Ihn hat der Tod erjagt;
Den Sterbenden umsteht ^'s (Befolg, Das weinend um ihn klagt.
„Was ich gefehlt, vergib, o Herr! Bin ich von Schuld nicht rein,
War treu mein Glaube, treu das Herz, Nimm auf die Seele mein !"
So endigte des gähen Tods Ludwig elendiglich,
Die Kaiserwiese heißt der Ort,
Wo er so schnell erblich.
Sein Prunkbett war ein Wiesenfleck, Das Laub sein Baldachin,
Der Krone Gold ein Sonnenstrahl, Der ihm das Haupt beschien.
Sein Leichenstein wird in dem Dom Jur Lieben Frau geschaut,
Den Herzog Sigismundus hat Zu München auferbaut.
24. Die Residenzen der bayerischen Herzoge.
Von Joseph Widemann.*
Als um das Jahr 500 die Bajuwaren in das nach ihnen benannte Land zwischen Donau und Alpen einwanderten, gab es hier bereits eine beträchtliche Anzahl fester Städte. Wie in allen Provinzen, so hatten die Römer auch in Vindelizien und Norikum an geeigneten Punkten Standlager errichtet, die sich zu mehr ober minder ansehnlichen Städten entwickelten. Die bebeutenbfte ber-felben war Castra Regina, Regens bürg.
Schon die Kelten, die ältesten bekannten Bewohner des Landes, hatten
hier am Eintritt der Donau in die weite nieberbayerische Ebene, nahe der
Münbnng zweier nicht unbebeutenber Nebenflüsse, eine Anfieblung gegrünbet, wie der alte Name der Stadt, Ratisbona, beweist. Regensburg würde benn auch die Resibenz der bajnwarischen Herzoge aus dem Agifolsingergeschlecht. Hierher kam der heilige Emmeram an den Hos des Herzogs Theobo; hier besuchte Bischof Rupert von Worms, der Gründer des Bistums Salzburg, den Bajuwarenherzog und prebigte seinem Volke.
Nach dem Sturze Tassilos kam Bayern an die Karolinger. Auch jetzt behauptete Regensburg seinen Rang als erste Stadt des Landes. Hier rüstete Karl der Große 791 zum Heereszug gegen die Aüaren; im nächsten Jahre versammelte er hier eine Synobe, ans der die Lehren des Bischofs Felix von Urgel und der Aboptianer öerbammt würden. Ludwig der Deutsche und der tatkräftige Arnulf wählten Regensburg mit Vorliebe zu ihrer Restbenz.
Unter der Regierung des schwachen letzten Karolingers, Lnbwigs des
Kinbes, kam das Volksherzogtum in Bayern wieber empor. Hinter Regens-
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Sigismundus Joseph_Widemann Castra_Regina Emmeram Rupert_von_Worms Tassilos Karl Felix_von_Urgel Felix Ludwig_der_Deutsche Ludwig
Ostasien. 21
mehrere Jahre gemietete Arbeiter. — Der Abstammung nach sind die Chinesen
Mongolen. Deren körperliche Hauptmerkmale sind: weizengelbe Hautfarbe, qua-
dratisches Gesicht, hervorstehende Backenknochen und kleine, enggeschlitzte und schief-
gestellte Augen. Charakteristische Sitte ist das Zopftragen.
S t a a t s r e l i g i o n ist die Lehre des K o n suz i u s (Ahnen dien st). Das Volk
bekennt sich jedoch meist zum Buddhismus und ist tief in Aberglauben versunken.
An der Spitze des Staates steht der Kaiser, der als „Sohn deshimmels"
regiert. Seine Beamten nennen wir Mandarinen. — Den Fremden sind
mehrere Häfen, die sog. Traktat- oder Vertragshäfen geöffnet.^)
Siedelungen. Die Hauptsiedelungen folgen den Flüssen oder liegen, besonders
im Süden, an der reich gegliederten Küste. Nahe der Nordgrenze des Landes Peking
(ungefähr 1 Mill. Einw.), die Residenz des Kaisers. Seine Hafenstadt ist Tientsin
(tjentsin) 800000 Einw. — Am Jang-tse-kiang Nanking, 270000 Einw., Hauptsitz
der Gelehrsamkeit und Industrie; weiter aufwärts der Handelsplatz Han-kau,
750000 Einw. Die Mündnng des Jang-tse-kiang ist überhaupt das eigentliche Ein-
gangstor nach China. An der Küste südlich von der Mündung des Jang-tse-kiang:
Schanghai, 650000 Einw.. wichtigster Handelsplatz für das Ausland. — An der
Mündung des Si-kiang Kanton, W0 000 Einw., die bedeutendste Handelsstadt des
Südens. — In der Nähe Kantons das englische Eiland Hongkong mit Viktoria,
einem der ersten Häfen der Erde, 280000 Einw.
In deutschen Pachtbesitz ist das Gebiet von Kiautschou an der Südseite der
Halbinsel Schantnn g übergegangen (s. S. 85). Am Eingang des Golfs von Petschili
haben die Engländer den Hafen Wei-hai-wei, die Japaner das ihm gegenüber-
liegende Port Arthur befetzt; nö. von diesem der japanische Hasen Dalni mit
sehr günstiger Handelslage.
Die Mandschurei, ein Nebenland Chinas, ist ein gebirgumschlosfenes, frncht-
bares, weidereiches Gebiet, das auf einer großen Strecke der Amur begrenzt. Die
Hauptstadt ist Mukden mit den Gräbern der Mandschu-Kaiser.
Das Kaiserreich Korea (e) steht unter der Oberhoheit Japans. Die Hauptstadt
des Landes ist S eul (schaul), 200000 Einw.
Das Inselreich Japan.
Bestandteile und Größe. Die größte der japanischen Inseln ist
Hondo; außerdem gehören zu Japau die Insel Formosa und viele kleinere
wie die Kurilen im N. Seit dem letzten siegreichen Kriege gegen Rußland
(1904—05) hat Japan auch noch die Südhälfte der Insel Sachalin erworben
und überdies auf dem asiatischen Festlande Fuß gefaßt; hier sind ihm die starke
Festung Port Arthur und die Hafenstadt Dalni samt Umgebung zugefallen.
Neuestens ist auch das Kaisertum Korea, über das es bisher Schutzherrschaft
ausgeübt, in seinen Besitz übergegangen. — In diesem Umfang hat Japan
670000 qkm (= l^mal so groß als das Deutsche Reich). Die Gesamtzahl der
Eiuwohuer Japans beträgt 64 Mill., so daß es nahezu die gleich große Bevölke-
rung aufweist wie Deutschland. An Volkszahl ist ihm unter den europäischen
Staaten nur Rußland bedeutend überlegen.
Lage und Küstengliederung. Im Westen von Japan liegt das pro-
dukten- und volkreiche China, im Osten die pazifische Jnselslur und weiterhin
') Die Zahl der Fremden in den Vertragshäfen betrug 1907 69 852, darunter 9205
Engländer und 3553 Deutsche.
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Extrahierte Personennamen: Arthur Arthur Dalni
Extrahierte Ortsnamen: Ostasien Peking Tientsin Nanking China Schanghai Hongkong Viktoria Chinas Korea Japans Japan Formosa Japan Sachalin Korea Japan Japans Deutschland Japan China
70 Römer.
§. 17.
Römer.
Ursprüngliche Bevölkerung Italiens.
Mehre Völkerstämme bewohnten in der Urzeit unabhängig
von einander die italische Halbinsel; sie waren theilö Einge-
borne, therls Eingewanderte. Oenotrer und Peucetier
(Pelasger) mit Griechen nahmen den Süden, Tyrrhener,
die bald Pelasger, bald Sikuler und Aborigener genannt
werden, sowie Ausoner und Opiker (Osker) nahmen die
mittlere Westseite, Umbrer und Samniter die mittlere
Ostseite, Latiner mit Si kn lern die südliche Tibergegend,
Ligurer den Nordwesten, Veneter und Liburner den
Nordosten, und Etrusker (Rasena) allmälig den Norden in
Besitz. Keltische oder germanische Stämme drängen darauf
die Etrusker aus dem Norden südwärts; diese beengen die
Umbrer, unterwerfen sich die Tyrrhener, und gehen in den
Namen derselben über. Sakraner oder Kasker (vielleicht
Umbrer?) erscheinen am südlichen Tiber, bezwingen oder ver-
drängen die Sikuler (die zum Theil auf die Insel zu den
Sikauern übersetzen), und verlieren sich in dem ursprünglichen
Namen der hier sitzenden gemischten Völker, der Latiner.
Die Samniter ziehen nun in der allgemeinen Völkerbewegung
weiter südwärts, und ihrem Andrange müssen die südlichen
pelasgischcn Stämme unterliegen, bis endlich die unterdessen
aus den Latinern mächtig sich emporhebenden Römer (Pelas-
ger?) das Ganze unterwerfen.
Mythe über den Ursprung Roms.
Aeneas landet nach Trosa's Zerstörung in Latium,
vermählt sich mit Lavinia, der Tochter des Königs Latinus,
und fällt im Kampfe gegen die Etrusker; sein Sohn Asca-
nius gründet Alba longa. Albanische Könige; Numitor
und Amulius entzweit. Romulus und Remus, die
Söhne der Vestalin Rhea Sylvia, durch Faustulus gerettet
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Karl der Kühne. Maximilian. Timur. 42d
und Verwirrung in Deutschland vorzüglich durch Herzog Lud-a.c.g.
wig von Baiern und Friedrich den Sieghaften von der Pfalz rc.
Unzufriedenheit mit dem Kaiser allgemein. Streitigkeiten
desselben mit seinen Niederösterreichischen Standen, in Wien 1462.
von seinem Bruder Albrecht belagert; sein Krieg mit König
Matthias Corvin von Ungarn; seine und seines Sohnes
Maximilian Zusammenkunft in Trier mit dem reichen Herzoge
Karl dem Kühnen von Burgund (Königskrone), plötzliche 1473.
Trennung. Karl belagert Nuys, vertreibt den Herzog Renatus
von Lothringen, wird von den Schweizern bei Granson und
Murten, darauf von Renatus bei Nancy geschlagen, fallt; 1476.
seine Tochter Maria vermählt ssch mit Maximilian (Anma-1477.
ßnngen Ludwigs Xi. von Frankreich, — Burgund), stirbt
1482, und hinterlaßt Philipp und Margarethe. Maxi-
milian Landesadministrator der Niederlande; sein Krieg mit
Karl Viii. von Frankreich und mit den Flandren:.
Friedrich, wegen der immer weiter um sich greifenden 1493.
Türken besorgt, stirbt zu Linz.
3) Maximilian I. übergibt seinem Sohne Philipp die 1494.
Regierung der Niederlande, nöthigt, in Verbindung mit dem
Pabste, Ferdinand von Aragonien und den Venetianeru, den
in Italien eingedrungenen König Karl Viii. von Frankreich
zum Rückzüge, ordnet auf dem Reichstage zu Worms den
Landfrieden und das Reich s kämm erg ericht an 1496, und
vermahlt seinen Sohn Philipp mit Johanna, Tochter Fer-
mongolischer Eroberer und zugleich Gesetzgeber, seit 1569 Beherricher
von Dschagetai, dehnt durch rasche Eroberungen seine Herrschaft vom
Ganges bis zum Mittelmeere aus, stirbt 1405, und sein Reich löst sieb
unter seinen Nachkommen auf. Dagegen erhebt sich wieder die Herr-
schaft Bajesid's unter dessen Sohn Muh ame d I. 1413, dem sein Sohn
Murad Ii. 1421 nachfolgt, der den griechischen Kaiser Johann Vi.
tributbar macht, und 1451 stirbt. Sein -Sohn Muhamed Ii., ein
grausamer Tyrann und Gesetzgeber, erobert 1455 Konstantinopel, Tra-
pezunt, Bosnien, Servien, Albanien rc., stirbt 1481. Sein Nachfolger
Bajesid Ii. steigert den Einfluß der Janitscharen, bekriegt Aegypten,
Venedig, streift nach Ungarn, Oesterreich rc., stirbt 1512.
9
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Kühne Karl Maximilian Maximilian Timur Friedrich Friedrich Albrecht Albrecht Matthias_Corvin Maximilian_Zusammenkunft Maximilian Karl Karl Karl_belagert_Nuys Karl Renatus
von_Lothringen Renatus_bei_Nancy Maria Maria Maximilian_(Anma-1477 Maximilian Ludwigs Philipp Philipp Margarethe Karl_Viii Karl Friedrich Friedrich Maximilian_I. Philipp Philipp Ferdinand_von_Aragonien Ferdinand Karl_Viii Karl Philipp Philipp Johanna Johann Johann Muhamed_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Baiern Wien Ungarn Trier Burgund Murten Frankreich Burgund Frankreich Niederlande Italien Frankreich Worms Konstantinopel Bosnien Albanien Venedig Ungarn Oesterreich
8 Europa.
lich davon Carrara mit seinen Marmorbrüchen. Nahe der Küste liegt die eisen-
reiche Insel Elba.
Rom. In der Mitte der eigentlichen Halbinsel erhebt sich zu beiden Seiten
des Tiber in der wenig gesunden Campagna auf 11 Hügeln Rom, die Haupt-
stadt des Königreichs und der Sitz des Papstes, einst das Ziel der mittelalterlichen
Kaiserfahrten, x/2 Mill. Einw. Auch heute noch übt sie infolge ihrer Kunstschätze
und Bauwerke auf die ganze gebildete Welt eine große Anziehungskraft aus, sie
ist hauptsächlich Fremdenstadt. Ihre Industrie erstreckt sich auf Bijouterie-, Mosaik-
und Seidenwaren. Ihr Heranwachsen zur Hauptstadt Italiens und zur Haupt-
stadt der Welt des Altertums und des Mittelalters wurde besonders durch die
Lage in der Mitte in der Halbinsel wie in der Mitte des Mittelmeerbeckens begünstigt.
— Der Mitte der Halbinsel gehört auch der höchste und zugleich wildeste Teil
der Apeuninen an, die Abruzzeu.
Süditalien. Zu den landschaftlich schönsten Gebieten der Erde gehört der
Gols von Neapel mit seiner Umgebung, die der Dichter als ein Stück Erde be-
zeichnet, das vom Himmel gefallen. Neapel selbst (560000 Etnlu.) ist die volk-
reichste Stadt Italiens und, abgesehen von den Naturreizen der umgebenden
Landschaft, auch wegen des überaus lebhaften Treibens der Bevölkerung viel be-
sucht. Desgleichen ragt es als Handels- und Jndustrieplatz unter den italienischen
Städten hervor. Die Landschaft Apnlien ist reich an Getreide, Wein u. dgl.
Die wirtschaftlichen Verhältnisse Uuteritaliens sind jedoch infolge des auch hier
vorherrschenden Großgrundbesitzes wenig befriedigend.
Die Insel Sizilien. In einer früheren erdgeschichtlichen Periode mit Italien
zusammenhängend, wird sie in ihrem nördlichen Teile von der Fortsetzung der
Apenninen durchzogen. An der Ostseite erhebt sich völlig isoliert der Riesenkegel
des Ätna, 3300 in. Die innere Hochfläche ist infolge der Abholzung kahl, da-
gegen sind die Küstenländer, besonders an der Nordseite der Insel, gut angebaut.
Die Hauptprodukte bestehen in Baumfrüchten und Weizen. Schon im Altertum
war Sizilien die Kornkammer Italiens. An der Westseite um Marsala wird
Wein in großem Maßstabe gebaut. An der Südküste finden sich die großen
Schwefellager. Die wichtigsten Siedelungen liegen an der Nordküste: Messina
an der gleichnamigen Meeresstraße, 1908 durch Erdbeben sast ganz zerstört, jetzt
aber wieder im Aufschwung begriffen, und Palermo (300000 Einw.) in ansgezeich-
neter Fruchtebene, die von den Italienern als conca d'oro (goldene Muschel) be-
zeichnet wird.
Die italienische Auswanderung. Die Erwerbsquellen des Landes reichen nicht
hin, die außerordentlich stark zunehmende Bevölkerung genügend zu ernähren. Ein
großer Teil der Bewohner sieht sich daher genötigt, die Heimat zeitweise oder dauernd
zu verlassen. 1909 hat die Zahl der Auswanderer über 600000 erreicht, so daß
Italien unter allen Staaten Europas, die Auswanderer entsenden, weitaus an erster
Stelle steht. Die zeitweiligen Auswanderer begeben sich nach den Nachbarstaaten: Frank-
reich, der Schweiz, Deutschland und Ostereich, um sich hier als Erdarbeiter, Maurer usw.
zu verdingen. Sie kehren vor Eintritt des Winters nach Italien zurück. Die dauernd
Auswandernden (1909: 512000) wenden sich hauptsächlich nach zwei Gebieten: den
Vereinigten Staaten von Amerika und Argentinien. Am stärksten haben unter diesem
Menschenverlust Venetien und die südlichen Provinzen zu leiden; es sind dies die
Gebiete des Großgrundbesitzes.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Elba Rom Rom Italiens Gols Neapel Neapel Italiens Sizilien Italien Sizilien Italiens Messina Palermo Italien Europas Deutschland Italien Amerika Argentinien Venetien
Die wirtschaftliche Stellung Italiens. 9
Die wirtschaftliche Stellung Italiens«
Italien hat in den letzten Jahrzehnten in wirtschaftlicher Hinsicht sehr an-
erkeuueuswerte Fortschritte gemacht. Die Hauptursachen hievou sind: die Her-
stellung der Alpenbahnen (Mont Cenis, Simplon, St. Gotthard, Brenner, Sem-
mering), die Eröffnung des Suezkanals und die staatliche Einigung. Im Ver-
gleich zu den nördlicher gelegenen Ländern Europas hat Italien freilich in Handel
und Industrie nur die Stellung einer Macht zweiten Ranges, hauptsächlich infolge
feines Mangels an Kohle und Eisen.
Die wichtigsten Gegenstände der Ausfuhr, auch nach Deutschland, sind: Roh-
seide, Südfrüchte, Wein, Olivenöl, ferner Hanf, Häute, Käse und
Eier. Mineralien, Strohgeflechte, Seide und die Erzeugnisse des Kunstgewerbes
treten neben ihnen zurück. Italien ist hiernach vorherrschend ein Staat der
Landwirtschast. Die Einfuhr umfaßt hauptsächlich Getreide, Baumwolle und Kohle.
Durch Zahl, Dichte und wirtschaftliche Betätigung der
Bevölkerung sowie in Hinsicht auf seine kulturhistorische
und politische Bedeutung für Deutschland steht Italien
unter den drei Halbinseln weitaus an erster Stelle.
Die Südosteuropäische Halbinsel (Valkanhalbinsel).
(450000 qkm, 18 Mill. Eiuw., auf 1 qkm 35.)
Bedeutung. Die Südosteuropäische Halbinsel steht allerdings hinter der Py-
renüen- und Apenninen-Halbinsel an Bevölkerungszahl und wirtschaftlicher Be-
deutuug zurück, nimmt aber dennoch das Interesse Europas in hohem Grade in
Anspruch. Ihr reich gegliederter Süden ist ja die Stätte der alten griechi-
schen Kultur, die für das Geistesleben aller Kulturvölker von größter Be-
deutuug geworden. Dann hält die Halbinsel die Bewohner Europas fast in
steter Spannung durch ihre unruhigen politischen Verhältnisse.
Die Südosteuropäische Halbinsel bietet durch ihre Lage an der Annäherungsstelle
der drei Erdteile Europa, Asien und Afrika sowie durch die reiche Aufgeschlossenheit
der Küste an der Südostseite sür Handel und Verkehr die günstigsten Bedingungen.
Namentlich am Bosporus und über die Inseln des Ägäischen Meeres hin ist die
Verbindung mit Asien ungemein erleichtert, weshalb von alters her der euro-
Päisch-asiatische Handel zumeist diesen Weg einschlug; auch heute führt ein
Hauptschienenstrang Europas an den Bosporus und schon weit hinein nach Asien.
Ziemlich ungünstig dagegen liegen die Verhältnisse für die wirtschaftliche Entwick-
luug der Balkanländer auf anderen Gebieten. Die Halbinsel ist größtenteils von
einem wilden Gewirre von Gebirgen erfüllt, fo daß für Ackerbaugebiete wenig
Raum bleibt. Nur an der oberen Maritza und namentlich an der unteren Donau
nimmt das Tiefland größere Ausdehnung an. Auf der Halbinsel selbst tritt es
sast nur in schmalen Talebenen auf. Dazu sind die Flüffe außer der Donau
nicht oder nur auf kleinen Strecken schiffbar. Das karstähnliche Gebirge im
Westen der Halbinsel ist überhaupt Wasser- und humusarm. Ganz besonders
verhängnisvoll ward dem Lande in früheren Jahrhunderten die Herrschaft der
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Extrahierte Personennamen: Gotthard
Extrahierte Ortsnamen: Italiens Europas Italien Deutschland Italien Deutschland Italien Europas Europas Europa Asien Afrika Europas Asien Donau Donau
Asien. 3
Das Hochland Asiens gliedert sich in zwei Hauptmassen: das Hochland von Vorderasien und das Hochland von Zentralasien; beide sind durch den Hindukusch und das Pamirplateau verbunden. Eine gesonderte Erhebung bildet die Hochfläche von Dekan. An das Zentralasiatische Hochland lehnen sich ausgedehnte Tiefländer: im N. das Sibirische, im O. das Chinesische, im S. das Indische und im W. das Turanische. Das Tiefland von Mesopotamien gehört Vorderasien an.
Vorderasien.
Vorderasien umsaßt drei sehr verschiedenartige Landschaften:
I. die Gebirgsländer von Kleinasien, Armenien, Kaukasieuund Iran, die Verbindungsglieder zwischen den Faltengebirgen Südeuropas und Zentralasiens,
Ii. die Tafelländer Syrien und Arabien und zwischen beiden Iii. das Tiefland von Mesopotamien.
Das Innere dieser Länder — abgesehen von Mesopotamien — wird von Rand-gebirgen umschlossen. Es ist daher wenig zugänglich und da überdies die regen-spendenden Seewinde ihre Feuchtigkeit an den Küsten abgeben, wird das Innere vielfach zur Steppe und Wüstes.
Kleinasien (Anatolien)2).
Kleinasien ist die westlichste Halbinsel Asiens. Die umgrenzenden Meere zeigt die Karte. Am wichtigsten ist das Ägäische Meer. Warum? Dank seiner geographischen Lage ist Kleinasien seit alten Zeiten eine natürliche Brücke zwischen Europa und Asien. Über diese Halbinsel hin bewegte sich die griechische Einwanderung und drangen die persischen und türkischen Heere zur Unterjochung des Abendlandes vor. In umgekehrter Richtung führte Alexander der Große sein griechifch-mazedolnfches Heer über Kleinasien nach Persien und Indien und zogen die Kreuzfahrer zur Eroberung des Gelobten Landes aus. Heute haben die anatolischen Bahnen und die eben im Bau befindliche Bagdadbahn die Aufgabe den vorderasiatischen Besitz der Türkei mit dem europäischen enger zu verbinden und europäische Gesittung immer weiter nach Osten zu tragen. Kleinasien bildet das Durchgangsland für den Völkerverkehr der beiden Erdteile.
Kleinasien ist ein Hochland von 1000 m mittlerer Höhe mit ostwestlich streichenden Faltengebirgen. Von diesen ist das höchste der bis in die Schneeregion (3500 m) aufragende Taurus im Süden. Zur Westküste (Abb. S. 2) verläuft Kleinasien in niedrigeren Ketten, die bis ans Meer herantreten und eine buchten- und inselreiche Küste erzeugen. Da das Eindringen der milden und feuchten Seeluft nirgends gehindert wird, vereinigen sich hier alle Bedingungen zu reicher Fruchtbarkeit. Es gedeihen der Olbanm, Südfrüchte, Wein, Getreide und Baumwolle.
x) In den Tafelländern liegen die Gesteinsschichten des Erdbodens vorwiegend wag-recht, in den Faltengebirgen hingegen sind sie gebogen und zerbrochen.
,2) Vom griech. _ anatole, Sonnenaufgang, Osten; Kleinasien heißt auch die Levante (letoante), vom ital. il levante, der Aufgang (der Sonne), der Osten,
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Extrahierte Personennamen: Alexander
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Extrahierte Personennamen: Surabaja
Extrahierte Ortsnamen: Australien Sumatra Borneo Niederländisch-Jndien Timor Amerika Manila China Japan Zentralasiens China
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Ost- und Zentralasien. 23
mit unserem Maßstabe messen. Diesen Helden der Arbeit und des Darbens ist allerwegen eine nicht leicht zu beugenbe, stillvergnügte Heiterkeit eigen und eine uralt vererbte Munterkeit steht dem strengen Arbeitsernst wie ein versöhnenber Engel zur Seite. Freilich hat das Streben zahlreiche Mitbewerber um einen kärglichen Berbienst auszustechen auch Schattenseiten entwickelt: Arglist, Lug und Trug, Unreinlichfeit in Kleibung und Wohnung, Erpichtsein auf materiellen Berbienst und Zurücksetzung ibealer Bestrebungen, besonders auf dem Gebiete der Künste und Wissenschaften. Aber feine Arbeitskraft, seine Ausbauer in allen Klimaten, sein ehrenfester Familiensinn sichern dem chinesischen Volke noch eine große Zukunst. (Nach A. Kirchhoff.)
Siebelungen. Die Hauptsiebelungeu folgen den Flüssen ober liegen, besonbers im Süben, an der reich geglieberten Küste. Nahe der Norbgrenze des Laubes liegt Peking, mit ungefähr 1 Mill. Einw. Seine Hafenstabt ist Tientsin, 800000 Einw. — Am Jaug-tse-kiang liegt Nanking mit 270000 Einw., Hauptsitz der Gelehrsamkeit und Jubustrie; weiter aufwärts der Handelsplatz Hau - kau, 820 000 Einw. Die Mündung des Jaug-tse-kiang ist überhaupt das eigentliche Eingangstor nach China. An der Küste füblich von der Münbung des Jaug-tse-kiang: Schanghai, 650000 Einw., wichtigster Hanbels-platz für das Ausland. — An der Münbung des Si-kiang Kanton, 900 000 Einw., die bebeutenbste Hanbelsstabt des Sübens. In all biesen Stäbten finb beutfche Nieber-laffungen. — Sehr wichtige Teile der Küste haben „die Fremben" in den Hänben. In der Nähe von Kanton liegt das englische Eilanb Hongkong mit Viktoria, einem der ersten Häsen der Erbe, 170000 Einw. In deutschen Pachtbesitz ist das Gebiet von Kiautschou übergegangen. Am Eingang des Golfs von Petschili haben die Englänber den Hasen Wei-hai-wei.
Kiautschou. Das kleine Pachtgebiet bort Kiautschou an der Schantung-Hälbinsel hat die Größe des Bobenfees (genau 550 qkm); es zählt 160 000 E., darunter fast 5000 Weiße. Die beutfche E i n s l u ß s p h ä r e, d. h. das Gebiet, in dem China ohne Zustimmung Deutschlands keinerlei Anordnungen treffen darf, erstreckt sich über 7000 qkm, b. i. die Größe Oldenburgs. — Der Boden ist teils Bergland teils Ebene. Das Lauschangebirge, eine bis zur Brockenhöhe ansteigende Gebirgskette, die born Schantungbergland abzweigt, bilbet mit seinen schroffen Zacken für die Seefahrer eine weithin sichtbare Landmarke, ist aber böllig entwaldet und wird zurzeit bort der deutschen Verwaltung nach und nach ausgeforstet. D i e Niederung, teils Auschwemmungsland teils fruchtbares Lößland, zeigt die übliche Dichte der chinesischen Ebene, in der sich Dorf an Dorf reiht. — Tsingtau, an der Einfahrt zur Kiautfchoubucht gelegen und stark befestigt, ist der Hauptort des Gebietes (40 000 E.), Sitz der deutschen Verwaltung und einet deutsch-chinesischen Hochschule. Es gilt als der gesündeste Platz an der chinesischen Küste und wird als Sommerfrische bort Hongkong und Schanghai aus besucht. Die geräumige, auch im Winter meist eisfreie Bucht gewährt zu allen Jahreszeiten den größten Handelsund Kriegsschiffen Zugang. — Kiautschou, die alte Kreisstadt, ehedem an der Bucht selbst gelegen, jetzt 36 km dabon entfernt, ist als Handelsstadt im Verfall. — Kiautschous Lage bietet zwar nicht die Vorteile bort Hongkong und Schanghai, den Haupthandelshäfen der chinesischen Küste, doch erfreut es sich mancher Vorzüge. Eine breite Flachfenke gewährt durch das Gebirge Schantungs bequemen Zugang zur großen Ebene Chinas. Ferner besitzt Kiautschou in feinem Hinterland reiche Kohlenfchätze, abbauwürdige Erzlagerstätten, fruchtbare Nieberungen und billige Arbeitskräfte, so daß hier eine rege industrielle Entwicklung möglich ist. Die durch die Flachsenke geführte Schantungeiseubahn (400 km lang) hat auch schon die Haupt-
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Extrahierte Personennamen: A._Kirchhoff
Extrahierte Ortsnamen: Zentralasien Darbens Peking Tientsin Nanking China Schanghai Hongkong Viktoria China Deutschlands Tsingtau Hongkong Schanghai Hongkong Schanghai Schantungs Chinas