300
Dritter Abschnitt. Dritter Zeitraum.
lichen Aberglauben und schob die Untersuchung auf, um weitere Befehle zu vernehmen."
Trajan erwiderte: „Du hast den richtigen Weg eingeschlagen. Denn es läßt sich für diese Untersuchung keine allgemein gültige Norm angeben. Man muß die Christen nicht aufsuchen; wenn sie aber angegeben und überwiesen werden, muß man sie bestrafen; wenn indessen einer Reue zeigt und unsere Götter anruft, so soll ihm verziehen werden. Anklagen ohne Namensunterschrift können nicht angenommen werden, weil das ein sehr gefährliches Beispiel und dem Geiste meines Zeitalters entgegen wäre."
Unter den vielen Christen, welche unter Trajans Regierung den Märtyrertod erlitten, war auch der 120 Jahre alte Bischof Simon von Jerusalem, welcher gekreuzigt wurde, so wie der ehrwürdige Bischof Ignatius von Antiochia, welchen der Kaiser selbst verhörte. Trajan war zornig über den frommen Mann und warf ihm vor, er sei vom bösen Geist besessen, verletze die Befehle seines Kaisers und reiße noch andere mit ins Verderben. Ignatius ent-gegnete dem Kaiser in freudigem Todesmute: „Wer Jesum freudig im Herzen trägt und seine Gebote treulich hält, ist nicht vom bösen Geist besessen; wohl aber jeder, der Jesum verleugnet! Eure heidnischen Götter sind böse Geister, welche die Menschen mit schädlichem Aberglauben umstricken. Und darum glaube ich nur an einen Gott und keinen andern neben ihm!" Der Kaiser ließ den edlen Glaubenshelden gefesselt nach Rom führen, wo er zur Belustigung des heidnischen Pöbels im Colosseum von zwei Löwen zerrissen wurde. Christliche Brüder sammelten sorglich die Gebeine des glaubensstarken Märtyrers und brachten sie als Reliquien nach Antiochien.
Hadrianus 117—138, der folgende Kaiser, war Trajans Vetter. Er ließ dem römischen Reiche in Rechtspflege und Verwaltung viele sorgfältige Verbesserungen angedeihen und bereiste, um die Lage des ungeheuren Reichs genau kennen zu lernen, dasselbe größtenteils zu Fuß. „Ein Kaiser," sagte er, „muß wie die Sonne alle Teile seines Reiches beleuchten." Die von Trajan jenseits des Euphrats gemachten Eroberungen gab er wieder auf; das unterworfene Britannien schützte er im Norden durch den Pictenwall gegen feindliche Einfälle. Seinen Hof zierten Schriftsteller, Künstler und Gelehrte; der bedeutendste darunter war der Grieche Plutarch (t 120), unter dessen zahlreichen Schriften die vergleichenden Lebensbeschreibungen griechischer und römischer Feldherrn und Staatsmänner (§. 61, 3) besondere Erwähnung verdienen. Hadrian selbst war von großer Kunstliebe beseelt und ließ Rom und viele Städte seines Reiches durch treffliche Bau- und Bildwerke verschönern. Auf
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§. 8. Die Franken unter den Merowingern.
45
Chlodwig diese Drohung vernahm, ließ er beide enthaupten und nahm ihr Reich und ihre Schätze ebenfalls in Besitz. Nun hatte Chlodwig noch einen Vetter, den König Ragnachar in Cambrap, einen üppigen, geizigen, unbeliebten Mann. Durch unechten Schmuck von Erz verleitete Chlodwig einige Leute seines Gefolges zur Treulosigkeit gegen ihren König. Als dieser nun wider Chlodwig zu Felde zog, wurde er geschlagen, und als Ragnachar sloh, fingen ihn seine eignen Leute
und führten ihn samt seinem Bruder gebunden vor den König,
welcher beide mit seiner Streitaxt niederhieb. Nach diesen frevel-
haften Thaten besorgte Chlodwig Nachstellungen von andern Verwandten, welche sich vielleicht gerettet haben könnten. Darum klagte er einmal laut in der Volksversammlung: „Wehe mir, daß der
Himmel mir alle meine Blutsverwandten genommen, und daß ich
einsam bin auf Erden." Er hoffte durch diese Worte Mitleid
zu erregen und die Überlebenden feiner Anverwandten kennen zu lernen. Aber alle Anwesenden schwiegen. Nun war er der Überzeugung, daß sein Land seinen Söhnen verbleiben werde.
Durch kriegerischen Mut, List und Verstellung war Chlod-
wig der Gründer des fränkischen Reiches geworden, das von den Sevennen, der Garonne und dem atlantischen Meere über den Rhein hinaus bis zu Neckar, Main und der Werra reichte. Mit germanischen Völkerschaften waren keltische und romanische Völkerreste staatlich vereinigt und von dem gleichen religiösen Band umschlossen worden. Deutsche Kraft verband sich mit römischer Form und verlieh dem neugegründeten Staate feste Grundlagen zu dauernder Herrschaft. Chlodwig starb in feinem 45. Lebensjahr 511 zu Paris, wo er in der Kirche begraben liegt, welche er den Aposteln zu Ehren hatte aufführen lassen.
Chlodwigs Nachfolger. Chlodwigs Reich wurde unter seine 4 Söhne verteilt. Der älteste erhielt den östlichen, rein deutschen
Teil, Australien, mit der Hauptstadt Metz, die drei jüngeren
teilten sich in das westliche, ursprünglich romanische Gebiet, Neustrien. Das Reich galt trotzdem als ein einiges, und die Brüder führten ihre Eroberungen gemeinsam aus. Mit den Sachsen verbunden , eroberten sie 530 Thüringen und vereinigten den südlichen Teil desselben mit ihrem Land, während der nördliche von den Sachsen in Besitz genommen wurde. Nach Gundobalds Tode unterwarfen sie 532 Burgund, welches fortan den dritten Hauptteil des Frankenreiches bildete. Als später die Ostgoten in Italien nach Amalasuntas Tode mit dem griechischen Kaiser Justinian Krieg
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§. 10. Vandalen und Ostgoten. Belisar und Narses. 51
und wurde auf dem Zuge nach Karthago von den katholischen Römern, die unter dem Drucke der arianischen Vandalen standen, mit Jubel als Befreier begrüßt. Den kecken Gelimer, welcher den König Hilderich unmittelbar nach Belisars Landung hatte hinrichten lassen, besiegte er in zwei Schlachten, sodaß er schon nach drei Monaten die Eroberung des Vandalenreiches nach Konstantinopel melden sonnte.) Gelimer hatte sich auf einem Berge verschanzt; er vermochte sich aber nicht lange zu halten und schickte, wie erzählt wird, einen Boten an Belisar mit der Bitte um ein Stücklein Brot, damit er feinen Hunger stillen, um einen Schwamm, damit er seine rotgeweinten Augen netzen, und um eine Laute, damit er das Lied seines Jammers zu ihren Klängen singen könne. Der Hunger zwang ihn zur Übergabe. Nachdem Belisar das Vandalenreich 534 in eine Provinz des griechischen Kaiserreiches verwandelt hatte, kehrte er von Karthago nach Konstantinopel zurück und feierte einen glänzenden Triumph. In großem, festlichem Zuge ging er von feinem Hause zur Rennbahn bescheiden zu Fuß; ihn begleiteten Gelimer in goldenen Ketten, die vornehmsten Vandalen und eine große Schar Diener, welche die erbeuteten Kostbarkeiten nachtrugen. Juftinian schenkte Gelimer das Leben und wies ihm Güter in Galatien an, das Vandalenvolk aber fand unter den Bewohnern des nördlichen Afrika feinen Untergang.
Die leichte Eroberung des Vandalenreichs veranlaßte Juftinian nach dem Tode Amalafuntas, feine Hand auch nach dem Dstgoten-reiche auszustrecken. Belisar übernahm abermals den Oberbefehl, eroberte 535 Sizilien und zog von hier aus nach Unteritalien, wo er willig aufgenommen wurde, da die meisten Katholiken den gotischen Arianern feindlich gesinnt waren. Er eroberte Rom und hielt sich gegen eine dreißigfache Übermacht, die der gotische König Vitiges, der Nachfolger des ermordeten Theodat, heranführte, bis neue Truppen von Konstantinopel erschienen. Die Goten übertrugen nun Belisar die Krone Italiens; er nahm sie scheinbar an und machte sich zum Herrn von ganz Italien, blieb aber feinem Kaiser treu. Doch dieser lohnte ihn mit Undank und rief ihn ab. Ohne Murren kehrte Belisar mit dem gefangenen Vitiges und dem reichen Schatze Theodorichs heim und legte denselben seinem kaiserlichen Gebieter ehrfurchtsvoll zu Füßen. Aber nochmals mußte Belisar gegen die aufständischen Goten, welche den jungen Totilas zum König erhoben hatten, nach Italien ziehen; allein da ihm aus Mißtrauen und Eifersucht die nötigen Hilfsmittel versagt wurden, so bat er um seine Entlassung. Er kehrte zurück, schlug zehn Jahre
4*
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— 81 —
Lechfeld. — Lindau, in
lieblichster Lage auf einer
Insel im Bodensee, treibt
lebhaften Handel mit der
Schweiz. — Kempten
(18 000 E.) an der Jller
vermittelt die Ausfuhr von
Käse und Butter des dnrch
treffliche Rindviehzucht be-
kauuteu Algäues.
Das Königreich Sachsen
(15000 qkm, 3 788000 E.)
breitet sich vom Nord-
abhange des Erz- und Lan-
sitzer-Gebirges bis in die
norddeutsche Tiefebeue aus
und gehört fast ganz zum
Stromgebiete der Elbe.
Die Bewohner sind größten-
teils protestantisch.
Sachsen wird in vier Kreishauptmannschaften eingeteilt.
1. Die Dresdener Kreishauptmaunschaft. Dresden,
in schöner Lage an der Elbe (390 000 E.), ist Haupt- und Resi-
denzstadt. Seiner prächtigen Bauten wie auch der reicheu Kunst-
sammlungen (weltberühmte Gemäldegalerie) wegen wird es „Elb-
Florenz" genannt. Technische Hochschule. — Meißen an der
Elbe (19 000 E.) hat die älteste Porzellanfabrik Europas. — Frei-
berg an der Mulde (30 000 E.), inmitten des großen Bergwerk-
bezirkes gelegen, hat eine Bergakademie.
2. Die Leipziger Kreishauptmaunschaft. Die Univer-
fitätsstadt Leipzig am Zusammenfluß der Pleiße und Weißen
Elster (430 000 E.) liegt in einer Ebene, auf welcher schon wieder-
holt entscheidende Schlachten geschlagen wurdeu (Völkerschlacht iiu
Bild 26. Nürnberg: Dürerhaus.
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Extrahierte Ortsnamen: Schweiz Sachsen Sachsen Dresden Europas Leipzig Nürnberg
— 279 —
Michel Angelo in der Sixtinischen Kapelle, so hat sich Raffael durch
Gemälde von wunderbar fesselnder Schönheit in den Säulenhallen
(Loggien) und Prunkgemächern (Stanzen) verewigt.
Großartig sind die wissenschaftlichen und Kunstsammlungen des
Vatikans, welche von den Päpsten im Laufe der Jahrhunderte an-
gelegt wurden. Die vatikanische Bibliothek ist ihrer reichhaltigen
Handschriftensammlung (26 000 Handschriften) halber von großer
Bedeutnng. In der Gemäldegalerie sind Meisterwerke der bedeu-
tendsten italienischen Maler vertreten. Sie enthält das letzte und
berühmteste Bild Raffaels, die Verklärung Christi, ein Gemälde von
wunderbar machtvoller Wirkung; noch vor der Vollenduug seines
Werkes hatte den unvergleichlichen Meister der Tod ereilt.
Außerordentlich reichhaltig sind das etruskische und ägyptische
Museum, ferner die Sammlungen von Denkmälern des christlichen
Altertums, von Inschriften und Münzen; die Antikensammlung
eudlich ist die erste der Welt. Sie enthält unter vielem andern
die herrliche Statue des Apollo vom Belvedere und die Gruppe des
Laokoon mit seinen Söhnen, Bildwerke, welche zu dem Edelsten und
Großartigsten gehören, was uns von der Kunst der alten Griechen
erhalten ist. (Nach Molitor, Daniel u. ci.)
Wenedig.
Die Entstehung Venedigs reicht in die Zeit der Völkerwande-
rung zurück. Als nämlich Attila mit seinen Hunnenscharen um die
Mitte des fünften Jahrhunderts n. Chr. in Italien einbrach und
die Stadt Aquileja am Adriatischen Meere zerstörte, flüchteten sich
die Bewohner auf die nahen Inseln (Lagunen), und hier entstand
im Laufe der Jahrhunderte die wunderbare Wasserstadt, die Be-
Herrscherin des Mittelmeeres und Hauptstadt der Republik, welche
im Mittelalter eine unglaubliche Blüte erlebte. Venedigs Macht
war sprichwörtlich. Mit der Entdeckung Amerikas und der Auf-'
findung des Seeweges nach Indien nahm aber der Handel einen
andern Weg. Rasch verfiel die Stadt, und an die frühere Größe
erinnern nur mehr die herrlichen Kirchen und Paläste.
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Extrahierte Personennamen: Michel_Angelo Raffael Molitor Daniel Attila Venedigs
Extrahierte Ortsnamen: Christi Italien Amerikas Indien
173
Christentum abzuschaffen und die alte heidnische Religion wieder herzustellen. Er begünstigte die Juden aus Hafs gegen die Christen und befahl die Wiederherstellung des Tempels zu Jerusalem, welche aber durch ein Wunder verhindert wurde. Er zog gegen die Neuperser, siegte bei Ctesiphon, ward aber auf dem Rückzuge wahrscheinlich durch den Pfeil eines Christen tödlich verwundet.
Jovianus 363—364, von dem Heere zum Kaiser ausgerufen, nahm die Verordnungen gegen die Christen zurück; er trat an die Perser den gröfsten Teil von Mesopotamien ab. Nachdem er auf dem Rückwege aus dem Feldzuge gegen die Perser gestorben, wählte das Heer
Valentinianusl. 364—375. Er gab den Osten des römischen Reiches, der den unaufhaltsamen Angriffen der Barbaren ausgesetzt war, seinem Bruder Valens (regierte von 364—378).
Von nun an bleibt das Reich, wenn man von Theodosius absieht, der nochmals das Ganze vereinigte, in ein östliches und westliches geteilt.
Die Grenze des römischen Reiches wurde von germanischen Völkerschaften überflutet, von Franken, Burgunden und Alemannen, gegen welche Valentinian persönlich zog und dem Rheine entlang die alten Kastelle wieder herstellte. Durch seinen Feldherrn Theodosius besiegte er die aus den schottischen Gebirgen herabkommenden Picten und Scoten und eroberte das südliche Schottland, welches als neue Provinz nach ihm Valentia benannt wurde. Er starb in Pannonien, aus dem er die Quaden vertrieben hatte, 375.
Um das Jahr 375 begann die Völkerwanderung, eine all- 375 gemeine Bewegung germanischer Stämme, die schliefslich zur Gründung germanischer Reiche auf römischem Boden führte. Valens nahm die von den Hunnen, einem nach Westen drängenden Nomadenvolke mongolischer Abkunft, (bzw. von Alanen und Ostgoten) bedrängten Westgoten in Mösien auf; aber sie empörten sich gegen die Ungerechtigkeiten römischer Statthalter, drangen in Thracien ein, wo sie 378 bei Adrianopel den Valens schlugen, der selbst mit dem gröfsten Teile seines Heeres umkam.
Nach Valentinianus I. Tode herrschte im Reiche unter den sich einander bekämpfenden Gegenkaisern große Verwirrung.
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197
Jerusalem, welche aber durch ein Wunder verhindert wurde. Seine Strenge gegen den Bischof Athanasius. Er zog gegen die Neuperser, siegte bei Gtesiphon, ward aber auf dem Rückzuge, wahrscheinlich durch den Pfeil eines Christen
tödlich verwundet.
Jovianus 363—364, von dem Heere zum Kaiser aus-o-erufen, nahm die Verordnungen gegen die Christen zurück; er trat an die Perser den gröfsten Teil von Mesopotamien ab. Nachdem er auf dem Rückwege aus dem Feldzuge gegen die Perser gestorben, wählte das Heer
Valentinianus I. 364—375; er gab den Osten des römischen Reiches, der den unaufhaltsamen Angriffen der Barbaren ausgesetzt war, seinem Bruder Valens (reg. v. 364—378). Von nun an blieb das Reich, wenn man von Theodosius absieht, der nochmals das Ganze vereinigte, in ein östliches und westliches geteilt.
Die Westgrenze des römischen Reiches wurde von germanischen Völkerschaften überflutet, von Franken, Burgunden und Alemannen, gegen welche Valentinian persönlich zog und dem Rheine entlang die alten Kastelle wieder herstellte. Durch seinen Feldherrn Theodosius besiegte er die aus den schottischen Gebirgen herabkommenden Pikten und Skoten und eroberte das südliche Schottland, welches als neue Provinz nach ihm Valentia benannt wurde. Er starb in Pannonien, aus dem er die Quaden vertrieben hatte, 375. . 375
Um das Jahr 375 begann die Völkerwanderung, eine all- 375 gemeine Bewegung germanischer Stämme, die schliefslich zur Gründung germanischer Reiche auf römischem Boden führte. Valens nahm die von den Hunnen, einem nach Westen drängenden Nomadenvolke mongolischer Abkunft (resp. von Alanen und Ostgoten) bedrängten Westgoten in Mösien auf; aber sie empörten sich gegen die Ungerechtigkeiten römischer Statthalter, drangen in Thracien ein, wo sie 378 bei Adria- 378 nopel den Valens schlugen, der selbst mit dem gröfsten Teil seines Heeres umkam.
Nach Valentinianusl. Tode herrschte im Reiche unter den sich einander bekämpfenden Gegenkaisern große Verwirrung.
Theodosiu# 379—395; er vereinigte 394 wieder das 394 ganze römische Reich. Die Goten drangen unter ihm bis nach Constantinopel vor; er wufste sie durch friedliche
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Seine Strenge gegen den Bischof Athanasius. Er zog gegen die Neuperser, siegte bei Ctesiphon, ward aber auf dem Rückzuge, wahrscheinlich durch den Pfeil eines Christen tötlich verwundet.
Jovianus 363—364, von dem Heere zum Kaiser ausgerufen, nahm die Verordnungen gegen die Christen zurück, trat an die Perser den gröfsten Teil von Mesopotamien ab. Nachdem er auf dem Rückwege aus dem Feldzuge gegen die Perser gestorben, wählte das Heer
Valentinianus I. 364—375; er gab den Osten des römischen Reiches, der den unaufhaltsamen Angriffen der Barbaren ausgesetzt war, seinem Bruder Valens, reg. v. 364—378. Von nun an blieb das Reich, wenn man von Theodosius absieht, der nochmals das Ganze vereinigte, in ein östliches und westliches geteilt.
Die Westgrenze des römischen Reiches wurde von germanischen Völkerschaften überflutet, von Franken, Burgun-den und Alemannen, gegen welche Valentinian persönlich zog und dem Rheine entlang die alten Kastelle wieder herstellte. Durch seinen Feldherrn Theodosius besiegte er die aus den schottischen Gebirgen herabkommenden Pikten und Skoten und eroberte das südliche Schottland, welches als neue Provinz nach ihm Valentia benannt wurde. Er starb in Pannonien, aus dem er die Quaden vertrieben hatte, 375. 375
Um das Jahr 375 begann die Völkerwanderung, eine all- 375 gemeine Bewegung germanischer Stämme, die schliefslich zur Gründung germanischer Reiche auf römischem Boden führte. Valens nahm die von den Hunnen, einem nach Westen drängenden Nomadenvolke mongolischer Abkunft (resp. von Alanen und Ostgoten) bedrängten Westgoten in Mösien auf; aber sie empörten sich gegen die Ungerechtigkeiten römischer Statthalter, drangen in Thracien ein, wo sie 378 378 bei Adrianopel den Valens schlugen, der selbst mit dem gröfsten Teil seines Heeres umkam.
Nach Valentinianus I. Tode herrschte im Reiche unter den sich einander bekämpfenden Gegenkaisern grolse Verwirrung.
Theodosius 379—395; er vereinigte 394 wieder das 394 ganze römische Reich. Die Goten drangen unter ihm bis nach Constantinopel vor; er wufste sie durch friedliche
Herbst, historisches Hilfsbuch, I. (Ausg. f. Gymn. 10. Aufl.) 13
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stehen. Fünf Jahre nach diesem Schlage starb Augustus zu Nola 76 Jahre alt, in dem Bewußtsein seine Rolle gut gespielt zu haben (14 n. Ch.).
Unter seiner Regierung wurde zu Bethlehem im jüdischen Lande Jesus Christus geboren, dessen welterlösende Lehre der Ausgangspunkt einer neuen Geschichtsperiode geworden ist, ebenso wie das Jahr seiner Geburt unserer Zeitrechnung (Aera) ihren Namen verliehen hat.
§ 48. Die Kaiser aus der Familie des Fngnlius.
Augustus selbst hinterließ keinen Sohn; auch die Söhne seiner einzigen Tochter Julia, die durch ihren Lebenswandel viel Anstoß erregt hatte, starben vor ihm bis auf einen ausschweifenden Jüngling, den der Großvater von der Regierung ausschließen mußte. Diesem folgte sein objähriger Stiefsohn, der Sohn der Livia, Tiberius (14—37 n. Ch.), ein des Krieges kundiger, nicht ungebildeter Mann, den noch mehr wie die eigene Neigung die Kriecherei des Senats und Volkes zum Tyrannen stempelte. Doch haben ihm die Provinzen manches zu verdanken. Seinen Neffen, des Drusus Sohn, Germaniens, der in Germanien die Varianische Niederlage durch Siege über Armm auswetzte, ries er von seiner Siegesbahn zurück, angeblich weil er das Reich nicht weiter ausdehnen wollte, wahrscheinlich weil ihn seine Beliebtheit beim Heere mit Neid und Furcht erfüllte. Daß er an feinem Tode (19) schuld gewesen, läßt sich nicht beweisen. Bald darauf (21) erfuhren die Römer mit Befriedigung, daß ihr großer deutscher Gegner Armin, nachdem man ihm zuerst heimtückisch seine Gemahlin Thusnelda geraubt, das Opfer eines Familienzwistes geworden war.
Ein anderer germanischer Fürst, Marbod, der Markomanne, welcher in Böhmen ein Reich gegründet, sah sich sogar genötigt gegen seine eigenen Landsleute römische Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen.
Unter Tiberius kam in Rom ein widerliches Geschlecht, das der Angeber, empor, die jedes Wort gegen den Kaiser als Majestätsverbrechen anzeigten, dem schwere Strafe folgte. Der einfluß-
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Extrahierte Personennamen: Augustus Augustus Julia Livia Tiberius Thusnelda Tiberius
Extrahierte Ortsnamen: Bethlehem Germaniens Germanien Marbod Rom
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den Livius Drusus, bestimmten noch weiter gehende Anträge beim Volk einzubringen. Von der Unausführbarkeit derselben überzeugt, glaubten sie, werde das Volk sich dazu verstehen auch einige bereits rechtskräftig gewordene Gesetze des Gracchus abzuschaffen. Aber es entstand ein Aufruhr, in welchem Cajus zur Flucht genötigt wurde und sich durch einen Sklaven den Tod geben ließ (121). Seine Gesetze blieben zwar bestehen, wurden aber lässig ausgeführt und brachten daher nicht den erwarteten Nutzen.
Während jener Unruhen richtete sich die römische Eroberungslust gegen das südliche Gallien (Frankreich). Dort lag eine alte griechische, mit Rom seit lange befreundete Pflanzstadt Massilia (Marseille). Zu ihrem Beistand murbett verschiedene Züge gegen benachbarte keltische Stämme unternommen, Aquä Sextiä (Aix) als Colonie angelegt und 12l das ganze Land zwischen Pyrenäen und Cevennen zur Provinz gemacht. Noch heute trägt daher dasselbe bett Namen Provence.
§ 38. Marius.
Weniger Ruhm erntete Rom in dem jugurthinischen Kriege (112 — 106). Iugurtha der Enkel Massimffas hatte seine Vettern nach einander aus dem Wege geräumt, um sich die Alleinherrschaft in Numidien zu verschaffen. Klagen gegen ihn fruchteten bei dem bestochenen Senate nichts, und als endlich das Volk eine Kriegserklärung erzwang, ließen sich die gegen ihn geschickten Feldherrn für Geld zur Unthätigkeit bestimmen. Jugurtha konnte in seinem Uebermute rühmen, ganz Rom sei käuflich. Erst der Optimat Metellus rettete gegen ihn am Flusse Muth ul die römische Ehre und zwang ihn nach Mauretanien (Marocco) zu seinem Schwiegervater Bacchus zu fliehen. Beide besiegte der Consul des Jahres 107, Marius, aber die Festnahme Jugurthas gelang dem Quästor Cornelius Sulla. Er wurde im Triumphe in Rom aufgeführt und verhungerte im Kerker.
Schon vor diesem afrikanischen Kriege waren die Kimbern und Teutonen, germanische Volksstämme, in den Alpen erschienen und hatten den Consul Papirius Carbo bei Noreja(113) geschlagen. Darauf zogen sie nach Südgallien, vernichteten mehrere römische Heere und theilten sich endlich, um zu gleicher
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Extrahierte Personennamen: Livius_Drusus Cajus Marius Marius Massimffas Metellus Bacchus Marius Marius Cornelius_Sulla Sulla
Extrahierte Ortsnamen: Gallien Frankreich Rom Massilia Marseille Rom Numidien Rom Mauretanien Marocco Rom