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1. Geschichte des Altertums - S. 300

1889 - Wiesbaden : Kunze
300 Dritter Abschnitt. Dritter Zeitraum. lichen Aberglauben und schob die Untersuchung auf, um weitere Befehle zu vernehmen." Trajan erwiderte: „Du hast den richtigen Weg eingeschlagen. Denn es läßt sich für diese Untersuchung keine allgemein gültige Norm angeben. Man muß die Christen nicht aufsuchen; wenn sie aber angegeben und überwiesen werden, muß man sie bestrafen; wenn indessen einer Reue zeigt und unsere Götter anruft, so soll ihm verziehen werden. Anklagen ohne Namensunterschrift können nicht angenommen werden, weil das ein sehr gefährliches Beispiel und dem Geiste meines Zeitalters entgegen wäre." Unter den vielen Christen, welche unter Trajans Regierung den Märtyrertod erlitten, war auch der 120 Jahre alte Bischof Simon von Jerusalem, welcher gekreuzigt wurde, so wie der ehrwürdige Bischof Ignatius von Antiochia, welchen der Kaiser selbst verhörte. Trajan war zornig über den frommen Mann und warf ihm vor, er sei vom bösen Geist besessen, verletze die Befehle seines Kaisers und reiße noch andere mit ins Verderben. Ignatius ent-gegnete dem Kaiser in freudigem Todesmute: „Wer Jesum freudig im Herzen trägt und seine Gebote treulich hält, ist nicht vom bösen Geist besessen; wohl aber jeder, der Jesum verleugnet! Eure heidnischen Götter sind böse Geister, welche die Menschen mit schädlichem Aberglauben umstricken. Und darum glaube ich nur an einen Gott und keinen andern neben ihm!" Der Kaiser ließ den edlen Glaubenshelden gefesselt nach Rom führen, wo er zur Belustigung des heidnischen Pöbels im Colosseum von zwei Löwen zerrissen wurde. Christliche Brüder sammelten sorglich die Gebeine des glaubensstarken Märtyrers und brachten sie als Reliquien nach Antiochien. Hadrianus 117—138, der folgende Kaiser, war Trajans Vetter. Er ließ dem römischen Reiche in Rechtspflege und Verwaltung viele sorgfältige Verbesserungen angedeihen und bereiste, um die Lage des ungeheuren Reichs genau kennen zu lernen, dasselbe größtenteils zu Fuß. „Ein Kaiser," sagte er, „muß wie die Sonne alle Teile seines Reiches beleuchten." Die von Trajan jenseits des Euphrats gemachten Eroberungen gab er wieder auf; das unterworfene Britannien schützte er im Norden durch den Pictenwall gegen feindliche Einfälle. Seinen Hof zierten Schriftsteller, Künstler und Gelehrte; der bedeutendste darunter war der Grieche Plutarch (t 120), unter dessen zahlreichen Schriften die vergleichenden Lebensbeschreibungen griechischer und römischer Feldherrn und Staatsmänner (§. 61, 3) besondere Erwähnung verdienen. Hadrian selbst war von großer Kunstliebe beseelt und ließ Rom und viele Städte seines Reiches durch treffliche Bau- und Bildwerke verschönern. Auf

2. Geschichte des Mittelalters - S. 85

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 16. Die Frauen. 85 2. Unter den germanischen Frauen nahmen die gotischen und fränkischen die erste Stelle ein. Auch sie wurden, wie die altgermanischen Frauen, geachtet und ihre Geistesgaben anerkannt; man räumte ihnen gesetzlich sogar manche Vorrechte vor den Männern ein und bestrafte Unbilden, Mißhandlungen und Verletzungen, welche den Frauen zugefügt wurden, gewöhnlich doppelt so hart, als ähnliche, an Männern verübte Vergehen. Doch ist auf der andern Seite nicht zu übersehen, daß bei den Franken, wie bei den alten Germanen, die Frau eine verschiedene Behandlung erfuhr. So konnte bei den alten Germanen verlangt werden, daß sich die Frau mit dem toten Manne verbrennen lasse, und es kam vor, daß der Mann das Recht beanspruchte, die Frau zu verschenken oder zu verkaufen. Das salische Gesetz der Franken schloß die Töchter von der Erbschaft aus und betrachtete nur die Söhne als erbberechtigt. Dieser Artikel des salischen Gesetzbuches handelte eigentlich nur von Privatbesitzungen, wurde nachher aber auch auf die Besetzung des Thrones angewandt, dadurch wurde das weibliche Geschlecht von der Thronfolge ausgeschlossen. Auch bei den Ostgoten herrschte ähnlicher Brauch. 3. In der Geschichte der Goten werden mehrere ausgezeichnete Frauen genannt. Die Töchter Theodorichs des Großen (§. 7), Theudegota und Ostrogota, waren, erstere an den Westgotenkönig Alarich, die zweite an den burgundischen Prinzen Sigmund vermählt. Theodorich vermählte sich zum zweitenmale mit Chlodwigs Schwester Audosletis, mit welcher er eine Tochter, Amalasunla, empfing. Nach Theodorichs Tod folgte Amalafuntas Sohn, Athalarich, und seine Mutter führte die Vormundschaft. Als sie ihrem Sohne eine römische Erziehung geben wollte, wurde das Volk unwillig und zwang die Königin, dem Prinzen gotische Herrn zu Gesellschaftern zu geben. Diese verleiteten den Prinzen zu allen Lastern und führten seinen frühen Tod herbei. Nun bestieg Amalafunta den Thron (§. 7); da die Goten aber einer Frau zu gehorchen für unmännlich hielten, so reichte die Königin ihrem Vetter Theodat die Hand und erhob ihn zum Mitregenten; dieser, ein habsüchtiger, gelehrter und schon bejahrter Mann, hatte eidlich zugesagt, er werde die Regierung der Königin überlassen. Allein bald nach seiner Ankunft in Ravenna ließ er seine Wohlthäterin festnehmen, auf eine Insel des Bolsenasees bringen und im Bade erdrosseln. Ihre Tochter Mathasuinta war zuerst an den Ostgotenkönig Vitiges, nach dessen Tod an den Bruder des Kaisers Justinian vermählt und fand ein frühes Ende (§. 16, 6). Theodorichs Schwestertochter war an den thüringischen Herzog Hermansried verheiratet; ihre

3. Geschichte des Mittelalters - S. 41

1888 - Wiesbaden : Kunze
8. Die Franken unter den Merowingern. 41 welcher sich durch seine Kenntnisse und Biederkeit das volle Vertrauen des Königs erworben, dagegen durch seine strenge Gerechtigkeitsliebe unter dem Volke Feinde gemacht hatte, erschien vor dem König und suchte ihm den gefaßten Verdacht zu benehmen. Unter anderem beteuerte er, wenn Albmus schuldig wäre, so teilte der ganze Senat das Verbrechen des Angeklagten. Aber Theodorich gab leider den Verleumdungen böswilliger Menschen mehr Gehör und ließ die angesehensten Senatoren mit Boethius einkerkern. Dieser und sein Schwiegervater Symmachus wurden hingerichtet und starben mutig und geduldig im vollen Bewußtsein ihrer Unschuld. Theodorich sah bald sein Unrecht ein und sein Gewissen ließ ihm keine Ruhe mehr. Bei Tische glaubte er einst in dem aufgesperrten Rachen eines Fisches die Leiche eines unschuldig Gemordeten zu sehen, welcher nach Rache dürstete. Von Reue ergriffen, verfiel er in eine Krankheit und starb 526 zu Ravenna. Nach Theodorichs Tode sank die Macht der Goten bald wieder von ihrer Höhe. Seine Tochter Amalasunta (§. 16, 3), eine feingebildete Frau, übernahm für ihren unmündigen Sohn Athalarich die Regierung. Da aber der Sohn starb und die Goten einer Frau zu gehorchen nicht gewohnt waren, so reichte Amalasunta ihrem Vetter Theodat die Hand. Theodat strebte nach der Alleinherrschaft und ließ sie im Bade ersticken. Dies bewog den griechischen Kaiser Iustinian (§. 10), dem Ostgotenreich in Italien 555 ein Ende zu machen. §. 8. Die franken unter tsen Seramingem. Chlodwig 481—511. Von den germanischen Reichen, welche aus den Trümmern Westroms entstanden, war das Reich der Franken allein von Dauer. Die Franken hatten ihre ursprünglichen Wohnsitze an der Elbe und Weser verlassen und waren über den Rhein vorgedrungen, um sich in Belgien und Gallien aus Kosten der Römer eine neue Heimat zu gründen. Sie waren in die ripuarischen und falischen Franken geteilt, von denen jene an beiden Usern des Niederrheins, diese im nördlichen Gallien wohnten und zu Anfang dieses Zeitraums (476) unter verschiedenen Fürsten standen. Unter diesen wurde Chlodwig der Begründer des Frankenreichs. Er war der Enkel Merowigs, des Ahnherrn der merowingischen Königsfamilie der Franken und erst 15 Jahre alt, als er 481 seinem Vater in der Regierung der salischen Franken folgte.

4. Geschichte des Mittelalters - S. 45

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 8. Die Franken unter den Merowingern. 45 Chlodwig diese Drohung vernahm, ließ er beide enthaupten und nahm ihr Reich und ihre Schätze ebenfalls in Besitz. Nun hatte Chlodwig noch einen Vetter, den König Ragnachar in Cambrap, einen üppigen, geizigen, unbeliebten Mann. Durch unechten Schmuck von Erz verleitete Chlodwig einige Leute seines Gefolges zur Treulosigkeit gegen ihren König. Als dieser nun wider Chlodwig zu Felde zog, wurde er geschlagen, und als Ragnachar sloh, fingen ihn seine eignen Leute und führten ihn samt seinem Bruder gebunden vor den König, welcher beide mit seiner Streitaxt niederhieb. Nach diesen frevel- haften Thaten besorgte Chlodwig Nachstellungen von andern Verwandten, welche sich vielleicht gerettet haben könnten. Darum klagte er einmal laut in der Volksversammlung: „Wehe mir, daß der Himmel mir alle meine Blutsverwandten genommen, und daß ich einsam bin auf Erden." Er hoffte durch diese Worte Mitleid zu erregen und die Überlebenden feiner Anverwandten kennen zu lernen. Aber alle Anwesenden schwiegen. Nun war er der Überzeugung, daß sein Land seinen Söhnen verbleiben werde. Durch kriegerischen Mut, List und Verstellung war Chlod- wig der Gründer des fränkischen Reiches geworden, das von den Sevennen, der Garonne und dem atlantischen Meere über den Rhein hinaus bis zu Neckar, Main und der Werra reichte. Mit germanischen Völkerschaften waren keltische und romanische Völkerreste staatlich vereinigt und von dem gleichen religiösen Band umschlossen worden. Deutsche Kraft verband sich mit römischer Form und verlieh dem neugegründeten Staate feste Grundlagen zu dauernder Herrschaft. Chlodwig starb in feinem 45. Lebensjahr 511 zu Paris, wo er in der Kirche begraben liegt, welche er den Aposteln zu Ehren hatte aufführen lassen. Chlodwigs Nachfolger. Chlodwigs Reich wurde unter seine 4 Söhne verteilt. Der älteste erhielt den östlichen, rein deutschen Teil, Australien, mit der Hauptstadt Metz, die drei jüngeren teilten sich in das westliche, ursprünglich romanische Gebiet, Neustrien. Das Reich galt trotzdem als ein einiges, und die Brüder führten ihre Eroberungen gemeinsam aus. Mit den Sachsen verbunden , eroberten sie 530 Thüringen und vereinigten den südlichen Teil desselben mit ihrem Land, während der nördliche von den Sachsen in Besitz genommen wurde. Nach Gundobalds Tode unterwarfen sie 532 Burgund, welches fortan den dritten Hauptteil des Frankenreiches bildete. Als später die Ostgoten in Italien nach Amalasuntas Tode mit dem griechischen Kaiser Justinian Krieg

5. Geschichte des Mittelalters - S. 51

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 10. Vandalen und Ostgoten. Belisar und Narses. 51 und wurde auf dem Zuge nach Karthago von den katholischen Römern, die unter dem Drucke der arianischen Vandalen standen, mit Jubel als Befreier begrüßt. Den kecken Gelimer, welcher den König Hilderich unmittelbar nach Belisars Landung hatte hinrichten lassen, besiegte er in zwei Schlachten, sodaß er schon nach drei Monaten die Eroberung des Vandalenreiches nach Konstantinopel melden sonnte.) Gelimer hatte sich auf einem Berge verschanzt; er vermochte sich aber nicht lange zu halten und schickte, wie erzählt wird, einen Boten an Belisar mit der Bitte um ein Stücklein Brot, damit er feinen Hunger stillen, um einen Schwamm, damit er seine rotgeweinten Augen netzen, und um eine Laute, damit er das Lied seines Jammers zu ihren Klängen singen könne. Der Hunger zwang ihn zur Übergabe. Nachdem Belisar das Vandalenreich 534 in eine Provinz des griechischen Kaiserreiches verwandelt hatte, kehrte er von Karthago nach Konstantinopel zurück und feierte einen glänzenden Triumph. In großem, festlichem Zuge ging er von feinem Hause zur Rennbahn bescheiden zu Fuß; ihn begleiteten Gelimer in goldenen Ketten, die vornehmsten Vandalen und eine große Schar Diener, welche die erbeuteten Kostbarkeiten nachtrugen. Juftinian schenkte Gelimer das Leben und wies ihm Güter in Galatien an, das Vandalenvolk aber fand unter den Bewohnern des nördlichen Afrika feinen Untergang. Die leichte Eroberung des Vandalenreichs veranlaßte Juftinian nach dem Tode Amalafuntas, feine Hand auch nach dem Dstgoten-reiche auszustrecken. Belisar übernahm abermals den Oberbefehl, eroberte 535 Sizilien und zog von hier aus nach Unteritalien, wo er willig aufgenommen wurde, da die meisten Katholiken den gotischen Arianern feindlich gesinnt waren. Er eroberte Rom und hielt sich gegen eine dreißigfache Übermacht, die der gotische König Vitiges, der Nachfolger des ermordeten Theodat, heranführte, bis neue Truppen von Konstantinopel erschienen. Die Goten übertrugen nun Belisar die Krone Italiens; er nahm sie scheinbar an und machte sich zum Herrn von ganz Italien, blieb aber feinem Kaiser treu. Doch dieser lohnte ihn mit Undank und rief ihn ab. Ohne Murren kehrte Belisar mit dem gefangenen Vitiges und dem reichen Schatze Theodorichs heim und legte denselben seinem kaiserlichen Gebieter ehrfurchtsvoll zu Füßen. Aber nochmals mußte Belisar gegen die aufständischen Goten, welche den jungen Totilas zum König erhoben hatten, nach Italien ziehen; allein da ihm aus Mißtrauen und Eifersucht die nötigen Hilfsmittel versagt wurden, so bat er um seine Entlassung. Er kehrte zurück, schlug zehn Jahre 4*

6. Geschichte der Neuzeit - S. 235

1887 - Wiesbaden : Kunze
18. Die Frauen des zweiten Zeitraums. 235 Herrschsucht entfremdeten ihr das Herz des Kurfürsten, welcher seine Neigung nunmehr der Gräfin Dönhof zuwandte. Als daher 1716 die Gräfin Cosel dem Könige nach Warschau nacheilte, wurde sie des Landes verwiesen, später aber wegen unvorsichtiger Äußerungen in Halle festgenommen und auf die alte Festung Stolpen gebracht. Hier gewährte ihr ein kleiner Garten und eine ausgewählte Bibliothek Trost in ihrer Lage, welche sie nur zu deutlich an die Vergänglichkeit irdischen Glückes erinnerte. Nach fast 50jähriger Gefangenschaft starb sie daselbst 1765. 7. Während sich auch andere Höfe Deutschlands von dem allgemeinen Hange zum Wohlleben sortreißen ließen, beobachteten die Höse von Wien (§. 14) und Berlin größere Einfachheit und Ehrbarkeit. Eine ebenso vortreffliche Frau wie die Gemahlin des großen Kurfürsten, Luise Henriette (§. 12, 5), war die Königin Sophie Charlotte, die Gemahlin Friedrichs I. von Preußen. Sie war eine Tochter der gebildeten Kurfürstin Sophia von Hannover, deren Vater, Friedrich V. von der Pfalz, Land und Krone verloren hatte. Sophie Charlotte erregte durch ihre glücklichen Talente und vielseitige Bildung allgemeines Aussehen und zeichnete sich ebenso durch ihre Schönheit, Herzensgüte, Frömmigkeit und Herablassung aus. Als sie sich 1684 mit dem brandenburgischen Kurprinzen vermählte, nahm sie der große Kurfürst mit väterlicher Liebe auf; nur die Kurfürstin benahm sich zurückhaltend und war der Schwiegertochter nicht geneigt. Sophiens Gemahl sah gern Pracht und Aufwand um sich; sie kannte höhere Genüsse als prunkvolle Gewänder und rauschende Festlichkeiten, doch scherzte sie gern und nahm auch teil an lustigen Streichen. Für Wissenschaft und Kunst, für das Wohl des Landes, für die Erziehung ihrer Kinder war sie unausgesetzt thätig. Leider gelang es ihr nicht, in ihrem Sohne, dem nachmaligen Könige Wilhelm I., gleiche Neigung für Kunst und Wissenschaft zu wecken; er hatte nur Sinn für seine Soldaten. Fromm und Gott ergeben, wie sie gelebt hatte, starb die edle Fürstin 1705. Ihr Tod erregte Schmerz und Bestürzung in allen Kreisen; denn wer sie kannte, verehrte und liebte sie. 8. Friedrichs des Großen Mutter war Sophia Dorothea, ebenfalls eine hannoverische Prinzessin. Sie war mit den Ansichten ihres streng militärisch gesinnten Gemahls in Bezug auf die Erziehung ihres Sohnes nicht einverstanden und flößte diesem besondere Vorliebe für französische Sprache und für Musik ein. Vom Kurfürsten August von Sachsen erbat sie sich die berühmten Musiker

7. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 80

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 80 — und sorgenvoller. Er glaubte seinen Untergang nahe. Einst begegnete ihm Zieten, aus dessen Angesicht noch immer der alte, unverwüstliche Mut leuchtete. „9hm, Zieten, wie stehts?" redete der König ihn an; „wo nimmt er nur immer seine freudige Zuversicht her in so trüber Zeit? Hat er etwa einen neuen Bundesgenossen gesunden?" „Nein, Majestät," antwortete Zieten, „aber der alte dort oben lebt noch!" „Ach," seufzte der König, „es geschehen keine Wunder mehr." „Der Wunder bedarfs auch nicht," versetzte Zieten; „er streitet dennoch für uns und läßt uns nicht sinken." Und Zielen behielt Recht. Im Anfange des Jahres 1762 starb die unversöhnlichste Feindin Friedrichs, die russische Kaiserin Elisabeth, und nun trat eine günstige Wendung ein. Ihr Nachfolger Peter Iii. war ein begeisterter Berehrer Friedrichs; Rußland schloß mit Preußen Frieden und schickte sogar ein Hilfsheer. Dadurch fühlte sich auch Schweden veranlaßt, den Krieg einzustellen. Jetzt sollte es mit aller Kraft gegen die Österreicher in Schlesien gehen. Leider wurde der russische Kaiser bald darauf von seiner Gemahlin Katharina vom Throne gestoßen. Diese, hob das Bündnis mit Preußen aus, schloß sich aber auch nicht an Österreich an. „Jetzt muß es biegen oder brechen," dachte Friedrich. Am 21. Juli griff er die Feinde bei Burkersdorf, südlich von Schweidnitz, an, schlug sie und verdrängte sie aus Schlesien. Bald darauf erkämpfte sein Bruder Heinrich mit dem General Seydlitz in Sachsen einen Sieg über die vereinigten Österreicher und Reichs-truppen bei Fr ei b erg (29. Oktober), infolge dessen Sachsen von den Besiegten geräumt wurde. So hatte Friedrich gegen eine Welt in Waffen gekämpft und das Feld behauptet. Es kam zwischen _ Preußen und Österreich zu einem vorläufigen Waffenstillstand. Um die Reichs' sürsten zum Frieden geneigt zu machen, ließ Friedrich preußische Streifscharen durch Franken und Schwaben ziehen, die mit reicher Siegesbeute heimkehrten. Da auch Frankreich kriegsmüde war, sah Maria Theresia ein. daß sie mit Sachsen allein dem tapferen Preußenkönige Schlesien niemals nehmen könnte. Es kam am 15. Februar 1763 zum Frieden von Hubertsburg (Jagdschloß bei Dresden). Friedrich blieb im Besitze Schlesiens. Mit Befriedigung durfte der große König auf. sein Werk zurück-schauen. Aber seine heitere Munterkeit war verschwunden; das Elend des Krieges hatte aus ihm einen ernsten Mann gemacht, der aller lauten Freude abhold war. Nach seinem Einzuge in Berlin ließ er in der Schloßkapelle zu Charlottenburg zur Dankesseier ein Tedeum singen. Man erwartete, er würde den ganzen königlichen Hos zu einer großartigen Feier versammeln. Was geschah aber? Der König erschien ganz allein, setzte sich und gab das Zeichen zum Beginnen. Als die Dankesklänge durch die Hallen des Gotteshauses rauschten, da stützte König Friedrich sein Haupt in die Hand und — weinte. 5. Friedrichs Helfer im Streite. Die Generale Zielen und Seydlitz leisteten dem Heldenkönige in seinen Kriegen unschätzbare Dienste.

8. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 103

1899 - Wiesbaden : Behrend
- 103 — I. Jugend, Vermählung und Regierungsantritt Friedrich Wilhelms Iii. Jugendleben. Friedrich der Große lebte noch, als dem nachmaligen Könige Friedrich Wilhelm Ii. zu Potsdam im Jahre 1770 der erste Sohn geboren wurde. Der königliche Großonkel gewann den kleinen Prinzen Friedrich Wilhelm recht lieb, weil er schon früh tüchtige Eigenschaften zeigte. Durch Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und strenge Sparsamkeit erfreute er alle. Einst ließ Friedrich der Große ihn eine französische Fabel übersetzen und belobte ihn wegen der Geläufigkeit, mit welcher er die Anfgabe löste. Der Knabe erwiderte jedoch, daß er das Stück erst kürzlich bei seinem Lehrer übersetzt habe. Dieses Geständnis machte Friedrich noch größere Freude: er streichelte ihm liebevoll die Waugen und sagte: „So ist's recht, lieber Fritz, immer ehrlich und ausrichtig. Wolle nie scheinen, was Du nicht bist!" Ost hat Friedrich Wilhelm noch in späteren Jahren erzählt, welchen Eindruck diese Worte auf ihn gemacht hätten, und wie sehr ihm Lüge und Berstellung jederzeit zuwider gewesen seien. Als ihm ein Gärtnerbursche im Januar ein Körbchen im Treibhause gereifter Kirschen für 5 Thaler entbot, sprach er: „Fünf Thaler für eine Hand voll Kirschen? Ich will sie nicht!" Gleich darauf ließ er aber aus christlicher Nächstenliebe einem armen, arbeitslosen Schuster durch seinen Kammerdiener 20 Thaler znm Lederankaufe auszahlen. Der freudig erregte Handwerker wünschte, dem Prinzen persönlich seinen innigsten Dank abstatten zu dürfen. Aber dieser wehrte ab mit den Worten: „Ist nicht nötig, würde den armen Mann ja nur beschämen." Auch Entschiedenheit und Festigkeit zeigte der junge Prinz. Der große Friedrich hatte ihm einst seinen Ball, mit welchem er den König wiederholt belästigte, abgenommen. Da stellte er sich vor den König und rief: „Der Ball gehört mir, ich will ihn wieder haben!" Lächelnd betrachtete der alte Fritz sich den kleinen Mann und gab ihm dann den Ball zurück mit den Worten: „Du wirst dir Schlesien nicht wieder nehmen lassen!" Hohes Bewußtsein von dem Bernse und den Pflichten eines Regenten senkte der große König dem Prinzen tief ins Herz: „Fritz," ermahnte er ihn eines Tages, „werde etwas Tüchtiges. Wache über unsere Ehre und unseren Ruhm, halte es mit deinem Volke, daß es dich liebe und dir vertraue, dann nur allein kannst du stark und glücklich fein!" Darauf küßte er ihn mit thränenden Augen und sagte: „Vergiß diese Stunde nicht!" Es war die letzte Unterredung Friedrichs mit dem Prinzen; nie hat Friedrich Wilhelm diese Worte vergessen, sie standen unauslöschlich vor seiner Seele. Tiefe Frömmigkeit beseelte ihn von Jugend auf. Jeden Sonntag besuchte er den Gottesdienst. „Der Sonntag," pflegte er zu sagen, „macht die Woche; würde ich am Sonntag nicht zur Kirche gehen, so würde mir auch die festtägliche Stimmung fehlen. Ich selbst verehre die Religion, folge ihren beglückenden Vorschriften und möchte um vieles nicht über ein Volk herrschen, ivelches keine Religion hätte." Vermählung. Nach dem Tode Friedrichs des Großen wurde Friedrich Wilhelm Kronprinz. In den Jahren 1792 bis 95 nahm

9. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 151

1899 - Wiesbaden : Behrend
siebenter Abschnitt. Preußen und das deutsche Kaisertum während der Regierung König Friedrich Wilhelms Iv. und König Wilhelms I., des deutschen Kaisers. König Friedrich Wilhelm Iv. 1840—1861. Wcihlspruch: Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen. L. Seine Jugend und sein Regierungsantritt. Friedrich Wilhelm Iv., der älteste Sohn Friedrich Wilhelms Iii., bestieg nach dem Tode seines Vaters den preußischen Königsthron. Jugend. Am 15. Oktober 1795 geboren, wuchs der reich bean-lagte Prinz Friedrich Wilhelm unter der mütterlichen Pflege der Königin Luise heran. Im Mai 1808 schrieb sie über ihn an ihren Vater: „Der Kronprinz ist voller Leben und Geist. Er hat vorzügliche Talente, die glücklich entwickelt und gebildet werden. Er ist wahr in allen feinen Empfindungen und Worten, und seine Lebhaftigkeit macht Verstellung unmöglich. Er hängt vorzüglich an der Mutter, und er kann nicht reiner sein, als er ist." Luise suchte ihm besonders echte Gottesfurcht ins Herz zu pflanzen, und das gelang ihr mit dem glücklichsten Er-solge. Kindlicher Glaube an Jesus Christus beseelte ihn. Von der Höhe des Königsthrones rief er später den ungläubigen Menschen seiner Zeit zu: „Ich und mein Hans wollen dem Herrn dienen!" Dieses Wort machte er zum Wahlspruch seines Lebens. Die würdigsten Lehrer leiteten die Ausbildung des Kronprinzen. Er entwickelte sich nicht nur zu einem kenntnisreichen, sondern auch gemütvollen und außerordentlich liebenswürdigen Jünglinge. Als 9jähriger Knabe schrieb er einst den Satz: „Meine Hand kann kaum einige Pfund halten, aber mein Gemüt die ganze Welt umspannen". Sein Lehrer Niebnhr schrieb über ihn: „Ich freue mich, wenn der Tag kommt, daß ich zu ihm gehe. Ich habe nie eine schönere Jünglingsnatnr gesehen". Und bei einer anderen Gelegenheit änßerte derselbe Gelehrte: „Man sollte Gott auf den Knieen danken, daß das Land einen folchen Thronerben hat". Als Knabe fah Friedrich Wilhelm Iv. die tiefe Erniedrigung Preußens und begleitete seine Mutter auf dem schweren Wege nach Memel; im Jahre 1810 stand er an ihrem Sarge. Sein Jünglingsalter fiel in die herrliche Zeit der Wiedergeburt Preußens. Mit Begeisterung folgte er seinem Vater in den Krieg und zeichnete sich schon früh durch Tapferkeit aus. In der Schlacht bei Großgörschen riß

10. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 153

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 153 — dem klarsten, schönsten Laute der Muttersprache, antworten Sie mir ein ehrenfestes Ja!" Einem mächtig brausenden Jubelstnnne glich die Antwort des Volkes, das mit Stolz und Begeisterung auf seinen Herrscher schaute, der iu so erhabenen Worten zu ihm gesprochen hatte. Nach diesen Grundsätzen führte Friedrich Wilhelm die Regierung, immer bemüht, durch weise Verbesserungen das Wahl des Staates zu fördern. Der Liebling des Volkes. Die offenkundige Liebe des Königs zu feinem Volke erweckte im Herzen der Unterthanen heiße und innige Gegenliebe. Zwar sagte er: „Ich strebe nicht nach eitler Volks-gunst, sondern nur darnach, meine Pflicht nach bestem Wissen zu erfüllen aber sein königliches Herz schlug höher, wenn ihm der Dank des Volkes von Millionen entgegengebracht wurde. Auf seinen Reisen durch die Provinzen jubelten ihm alle Unterthanen begeistert zu. Alt und Jung, Groß und Klein drängte sich an den königlichen Wagen heran, um dem Laudesvater in die treuen Augen zu blicken oder wohl gar durch freundliche Worte des gnädigen Herrn beglückt zu werden. Besonders mit Kindern konnte er so innig und zutraulich verkehren. Wenn eines ein Sprüchlein ausgesagt hatte, bedankte er sich, streichelte ihm wohl sanft die Wange und bat herzlich, ihn und die Landesmntter in fein kindliches Gebet einschließen zu wollen. Leider sollte dieser glänzende Sonnenaufgang der Regierung Friedrich Wilhelms Iv. nicht ohne Trübung bleiben. Schon im Jahre 1844 erregte eine Schandthat, die bis dahin in der preußischen Geschichte unerhört war, ungeheures, schmerzliches Aufsehen. Während jedes gute Preußenherz Gottes Segen auf das Hanpt des geliebten Landesvaters herabflehte, wagte ein verkommener Mensch, Namens Tschech, einen Mordversuch auf die geheiligte Persou des Monarchen. Als Friedrich Wilhelm am 26. Juni mit feiner Gemahlin zu einer Reise nach Schlesien den Wagen bestieg, feuerte jener, der wegen schlechter Amtsführung feinen Bürgermeifterpoften verlassen hatte, ans nächster Nähe ein Doppel-Pistol ans den König ab, glücklicherweise ohne zu treffen. Der Verbrecher büßte feine verruchte That ans dem Blutgerüste. Das gesamte preußische Volk aber wetteiferte in Beweisen der Ehrerbietung, Liebe und Anhänglichkeit gegen den König, den Gottes Vorsehung augenscheinlich beschützt hatte. In einem Erlasse dankte der König mit den Worten: „Solcher Liebe gewiß lege Ich getrost Mein Hanpt in den Schoß jedes einzelnen Meiner Unterthanen im Lande." 2 Das Jahr 1848 und die Verfassung Die deutsche Kaiserkrone. Das unglückselige Jahr 1848 störte die friedliche Arbeit des Königs. Man hat es mit Recht „das tolle Jahr" genannt; denn ein tolles Treiben war an vielen Orten. Das Jahr 1848. In Frankreich herrschte unter dem Volke wieder große Unzufriedenheit mit der Regierung. Im Februar 1848 vertrieben die Franzosen ihren König und riefen die Republik ans?) Durch die Juli-Revolution des Jahres 1830 war in Frankreich mit Karl X., dein Nachfolger Ludwigs Xviii., die Linie der Bourbonen des Thrones verlustig erklärt worden, und der Herzog von Orleans, Ludwig Philipp, bestieg den französischen Kaiferthron, bis die Februar-Revolution 1848 auch ihn stürzte und
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