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1. Geschichte des Altertums - S. 61

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 10. Die Frauen der orientalischen Völker. 61 der ägyptischen Frauen. Bei den Ägyptern nahmen die Frauen Anteil an den Mahlzeiten. Man kann daraus schließen, daß ihre Stellung minder eingeschränkt war, wie bei den andern Orientalen, und dies wird dadurch bestätigt, daß sie selbst zu hohen Ehren gelangen konnten. In Memphis und Theben sind Gräber von Königinnen. Es wurden auch Priest erinnen erwähnt. Eine Priesterin war es, welche das berühmte Orakel des Jupiter Ammon in der lybischen Wüste gründete, eine Priesterin verkündete Alexander dem Großen jenen rätselhaften Spruch, welcher seinem Hochmute so wohl gefiel. In der ägyptischen Göttersage erscheint Isis, die Schwester und Gemahlin des Osiris, als erste Frau des Landes. Während ihr Gemahl den Staat ordnete und Kriege führte, lehrte Isis die Menschen Getreide und Feldfrüchte bauen; sie unterrichtete sie in häuslichen Arbeiten und nützlichen Künsten. Nach dem Tode ihres Gemahls verwaltete sie das Reich. Eine hohe Verehrung wurde ihr nicht bloß in Ägypten, sondern sogar in Rom zu teil,, und zahllose Bildsäulen geben noch heute Zeugnis von ihrer ausgedehnten Verehrung. In der ägyptischen Kriegsgeschichte treten Nitokris und Athyrte hervor. Nitokris erbaute eine der Pyramiden und rächte sich wegen der Ermordung ihres Bruders auf höchst listige Weise. In einem unterirdischen Gemache bewirtete sie ihre Feinde, und während jene aßen und tranken, leitete sie den Fluß auf dieselben und ertränkte sie. Athyrte, die Tochter des großen Sesostris, spornte ihren Vater zu rühmlichen Thaten an. Unverdient verschollen ist der Name jener Königstochter, welche das israelitische Knäblein aus dem Nil rettete und deshalb Moses nannte. Die Frauen der Israeliten hatten ihre günstigere Stellung in der Welt dem mosaischen Gesetze zu danken; doch war auch ihr Los nicht ganz frei von dem Jammer und Elend, woran das weibliche Geschlecht im Orient so überreich war. Die israelitischen Frauen wurden häufig gekauft, aber auch ohne Kaufgeld gegeben, und diese scheinen sich größerer Vorrechte erfreut zu haben. Darum klagen die Frauen Jakobs, daß sie von ihrem Vater verkauft waren. Die Töchter waren in der Regel von der Erbschaft des Vaters ganz ausgeschlossen und gerieten darum in ein volles Abhängigkeitsverhältnis zu ihren Brüdern, welche auch bei ihrer Verheiratung eine entscheidende Stimme hatten. Moses nahm sich der Gefangenen, Witwen und Waisen an und verordnete: „Wer eine Gefangene in sein Haus nimmt, muß sie entweder als Weib behalten oder frei entlassen; als Sklavin sie zu verkaufen, ist verboten." Den Witwen

2. Geschichte des Altertums - S. 62

1889 - Wiesbaden : Kunze
62 Erster Abschnitt. und Waisen durfte kein Unrecht geschehen; ihre Kleidung durfte nicht zum Pfande genommen werden, und die Nachlese bei der Getreide-, Wein- und Olivenernte sollte ihnen gehören. In der Regel stand dem israelitischen Hauswesen nur eine Frau vor, und darin liegt der Hauptunterschied zwischen Israeliten und anderen Orientalen. Sie besorgte die Geschäfte des Hauses und war durch einen Schleier vor den Mädchen und Töchtern kenntlich. Meist mieden die Hausfrauen den Anblick der Fremden und bewohnten abgesonderte Zimmer des Hofes, um ihrer Arbeit und der Erziehung der Kinder zu leben. Die Sprüche Salomos <Kap. 31) verkünden das Lob der israelitischen Frauen. Dort heißt es: „Ein tugendsam Weib ist köstlicher als die köstlichsten Perlen; sie gehet mit Wolle und Flachs um und arbeitet gerne mit ihren Händen. Sie stehet des Nachts auf und giebt Futter ihrem Hause und Essen ihren Dirnen. Sie denket nach einem Acker und kauft ihn und pflanzet einen Weinberg von den Früchten ihrer Hände; sie merket, wie ihr Handel nützet; ihre Leuchte verlöscht des Nachts nicht. Sie strecket die Hand nach dem Spinnrocken, und ihre Finger fassen die Spindel. Sie breitet ihre Hände aus zu den Armen und reicht ihre Hand dem Dürftigen. Sie thut ihren Mund auf mit Weisheit, und auf ihrer Zunge ist holdselige Lehre. Sie schauet, wie es in ihrem Hause zugehet, und isset ihr Brot nicht mit Faulheit. Ihre Söhne kommen auf und preisen sie selig, und ihr Mann lobet sie. Viele Töchter bringen Reichtum. Lieblich und schön sein ist nichts; ein Weib, das den Herrn fürchtet, soll man loben. Sie wird gerühmt werden von den Früchten ihrer Hände, und ihre Werke werden sie loben in den Thoren." Die Bücher des alten Testamentes erwähnen neben der Stammmutter des ganzen Menschengeschlechts eine große Zahl von Frauen. Zuerst die schöne und kluge Sarah, Abrahams Weib, um deren Gunst sogar ein ägyptischer König warb; sodann Reb ecka, die Frau Isaaks, welche aus Liebe zu ihrem Sohne Jakob den alten Vater zu täuschen wußte; ferner die blöde Lea und die schöne Ra Hel, Labans Töchter. Rahels Sohn Joseph kam durch die Ränke von Poüphars Weib, der Kämmerer des ägyptischen Königs war, ins Gefängnis, gelangte später zu hohen Ehren und ließ seine Brüder ins Land kommen. Als auf Befehl eines ägyptischen Königs alle neugeborenen israelitischen Knaben ertränkt werden sollten, erhielt die treue Mutter des Moses ihr Kind, und Pharaos Tochter wurde die Retterin desselben. Als Moses das Volk Israel aus Ägypten führte, folgte unter den israelitischen

3. Geschichte des Altertums - S. 63

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 10. Die Frauen der orientalischen Völker. 63 Frauen auch seine Gemahlin Z ipora und seine Schwester Mirjam, eine Prophetin, dem Zuge. Die letztere nahm eine Pauke in die Hand, und alle Weiber folgten ihr mit Pauken und Reigen, und Mirjam sang ihnen vor: „Lasset uns dem Herrn singen, denn er hat eine herrliche That gethan." Als Josua die Stadt Jericho belagerte, verriet R a h a b die Stadt an die Israeliten. Unter den Richtern befand sich auch eine Frau Namens Debora, welche durch ihre Sehergabe dem Volk den Sieg über seine Feinde verkündete. In den Kriegen mit den Philistern tritt der gewaltige Held Simson auf, welcher, durch den Verrat der Delila seiner Locken beraubt, seine Stärke verlor. Nachmals war infolge der Mishandlung einer Frau durch den Stamm Benjamin ein allgemeiner Angriff der übrigen Stämme auf denselben hervorgerufen worden, fodaß er beinahe vernichtet wurde. Um sich wieder zu kräftigen, raubten später die Männer des Stammes Benjamin die Frauen in den Weinbergen zu Silo, als eben dort zur Weinlese fröhliche Tänze aufgeführt wurden. Der Debora glich an Heldenmut die schöne Judith, welche den feindlichen Feldherrn Holofernes bethörte und ihm zur Rettung ihrer bedrängten Brüder das Haupt abschlug. Nicht minder ist die unglückliche Tochterjephtaszu bewundern, welche willig und freudig der Welt und ihrer Lust entsagte, als der Vater ein unvorsichtiges Gelübde gethan hatte. Nach ihr begegnen wir der sanften Moabitin Ruth, deren rührende Auswanderung aus dem Vaterlande nebst ihren späteren Schicksalen die heilige Schrift selbst in einer kleinen Urkunde erzählt. Wir finden ferner erwähnt: die treue Königstochter Michal, welche ihren Gemahl David den Nachstellungen Sauls glücklich entzieht; die schöne Bathfeba, welche der König David dadurch gewann, daß er ihren Gemahl im Felde den Tod finden ließ; die grausame Königin Athalja, die, um den Baalsdienst zu sichern, ihre Verwandten hinrichtete, zuletzt aber auf Befehl des Hohenpriesters getötet wurde; die schöne Esther, welche, zur Gemahlin des Königs Ahasverus erhoben, ihr Volk rettete; die fromme Susanna, die, zum Tode verurteilt, durch den jungen Daniel gerettet und unschuldig befunden wurde. Die Geschichte der israelitischen Frauen nach ihrer Rückkehr aus der Gefangenschaft zeigt herrliche Beispiele von der treuesten Anhänglichkeit an den Glauben der Väter. König Antiochus wollte sie zum Abfalle von ihrer väterlichen Religion zwingen und ließ die Mütter, welche ihre Kinder zum Tempel brachten, ermorden. Da war auch eine Mutter mit sieben Söhnen, welche der König zwingen wollte.

4. Geschichte des Altertums - S. 191

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 30. Die griechischen Frauen. 191 allen, die sie kennen, hochgeehrt. Das Volk erblickte in ihr eine Göttin und empfing sie, so oft sie sich zeigte, mit lautem Zuruf und freudigem Gruße. Es fehlte ihr nicht an Geist und Einsicht; denn auch die Zwistigkeiten der Männer entschied sie mit Verstand. Die Hauptbeschäftigung der Frauen bestand im Spinnen, Weben, Sticken und Waschen. Die königliche Nauslkaa fährt selbst hinaus, reinigt die Wäsche mit ihren Mägden und Gespielinnen und kehrt nach gethaner Arbeit in den Palast des Vaters zurück. Mahlen, Kochen und Backen war den Sklavinnen überlassen; über alles wachte die bedächtige Hausfrau. Gewöhnlich hielten sich die Frauen im oberen Stockwerke des Hauses auf; allein Arete und Penelope erschienen zuweilen auch im Saale der Männer und nahmen Anteil an dem Mahle. Auf der Straße zeigten sie sich nur verschleiert. Das Hausgesinde, besonders wenn es treu diente, wurde freundlich und liebevoll behandelt. Auf die Schicksale einiger Frauen der griechischen Heldenzeit wollen wir besonders zurückkommen. Die unglückliche Königin von Troja, Hskabe, des Priamos Gemahlin, verlor ihren Gatten und alle Söhne; von ihren Töchtern wurde Polyx6na am Grabe des Achilleus geopfert, und Kassandra, welche einst dem Apollo für die Gabe der Weissagung ihre Gunst versprochen, aber ihr Wort gebrochen hatte und darum für ihre prophetischen Aussprüche nie gläubige Ohren fand, als Sklavin fortgeführt. Medea, die Gemahlin des Jason, welche ihren jüngeren Bruder ihrer eignen Rettung wegen gemordet hatte, tötete ihre eigenen Kinder, Klytämnestra ihren Gatten Agamemnon, Jokaste legte aus Verzweiflung Hand ans eigne Leben, wie später die edle, unglückliche Antigone und Kreons Gemahlin Eurydike. Die Tochter des Königs Minos, Ariadne, rettete dem Theseus das Leben, Jphigenia ging freudig für den Frevel des Vaters zu dem Opferaltar und fand Gnade vor Artemis, während ihre Schwester Elektra alle Unbilden der zürnenden, sündhaften Mutter erdulden mußte, bis Orestes die Rache an Ägisthos und Klytämnestra vollführte. Mit Elektra hat Antigones Schwester Jsmene, eine ächt weibliche Natur, viel Ähnlichkeit; sie will lieber alles Herbe und jegliches Unrecht erdulden, als sich auflehnen gegen die Gesetze des Königs, und bekämpfen, was das schwache Mädchen zu ändern nicht vermag. 2. Die Frauen bei Hesiod. Wenn ein späterer Dichter als Homer, nämlich Hesiod, welcher im 9. Jahrhundert vor Chr. lebte, von den Frauen übel redet und vor ihnen warnt, so darf

5. Geschichte des Altertums - S. 193

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 30. Die griechischen Frauen. 193 persönlich kennen lernten. Sollte eine Ehe eingegangen werden, so fand erst die Verlobung von Seiten des Vaters und dann die Mitnahme der Jungfrau durch den Bräutigam statt, natürlich mit Zustimmung der Eltern und Verwandten. Ausländerinnen wurden von keinem Spartaner geehelicht. Die spartanische Frau, welche im Hause als Gebieterin waltete und von ihrem Manne mit dem Namen Herrin geehrt wurde, erschien öffentlich nur verschleiert. Ihnen war weit weniger Freiheit gestattet, als den Mädchen, welche öffentlich mit unverhülltem Antlitz erscheinen und sogar an den Spaziergängen und Übungen der Jünglinge teil nehmen durften. Bei dieser Lebensweise ist es erklärlich, daß die Spartanerinnen nicht im mindesten scheu und schüchtern auftraten; im Gegenteil werden sie uns als keck und kühn geschildert. Manche Äußerungen spartanischer Frauen, deren uns eine große Zahl überliefert sind, zeugen zwar von großer Vaterlandsliebe, aber von wenig Weiblichkeit. Wir wollen einige dieser Äußerungen mitteilen. Eine Spartanerin empfing ihren Sohn, welcher der Schlacht entronnen war, mit den Worten: „Es wäre besser, du wärest tot geblieben." — Als die Schlacht bei Leuktra verloren war, trugen die Gattinnen und Mütter der Erschlagenen ein freudiges Antlitz zur Schau, die der Lebenden verbargen ihr schamvolles, trauerndes Auge. — Eine Mutter tötete ihren Sohn, der in der Schlacht nicht stand gehalten hatte, mit den Worten: „Das war nicht mein Sohn!" — Eine andere, welche von ihrem Sohne vernommen hatte, er habe sich durch die Flucht gerettet, schrieb ihm: „Ein übles Gerücht hat sich über dich verbreitet; mache ihm ein Ende oder höre auf zu leben!" — Ein Sohn erzählte seiner Mutter den rühmlichen Tod seines Bruders. „Schämst du dich denn nicht," rief sie aus, „eine solche Reisegesellschaft unbenutzt gelassen zu haben?" — Eine Mutter, welche ihre fünf Söhne in den Krieg geschickt hatte, wartete an den Thoren der Stadt auf Nachricht von dem Ausgange der Schlacht. Als nun jemand kam und auf ihre Frage erzählte, daß alle ihre Söhne umgekommen seien, entgegnete sie ihm: „Darnach frage ich nicht, du feiger Sklave, sondern wie es mit dem Vaterlande steht." Als aber dieser versicherte, es habe gesiegt, rief sie aus: „Gut, nun vernehme ich gern den Tod meiner Söhne." — Ein Bruder erzählte seiner Schwester den rühmlichen Tod ihres Sohnes. „So sehr ich mich darüber freue," entgegnete sie, „eben so sehr betrübt es mich um dich, daß du an der ehrenvollen Reisegesellschaft keinen Anteil genommen hast." Diese Handlungen und Äußerungen sind unnatürlich und un- Casfians Weltgeschichte I. 6. Aufl. t>. Ph. Beck. 13

6. Geschichte des Altertums - S. 203

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 31, 2. Das Religionswesen. Einteilung der römischen Geschichte. 203 Pax (der Friede), Roma (Personifikation der Stadt Rom). Jedes Menschenleben wurde nach dem Glauben der Römer von einem Genius (Schutzgeist) behütet. Die Schutzgeister der Familien hießen Laren, die des Hauses Penaten. Der Götterdienst war mit vielerlei Gebräuchen verbunden, die bei Gebet und Opfer genau beobachtet werden mußten, wenn man sich nicht den Zorn der Götter aufladen wollte. Er zerfiel in eine häusliche und eine staatliche oder allgemeine Götterverehrung. Der häusliche Götterdienst wurde in der Familie geübt, wo man den Schutzgöttern des Hauses täglich ein Morgengebet und ein Tischopfer darbrachte. War bei der Mahlzeit die erste Schüssel abgegessen, so stellte man den Laren und Penaten, deren Bilder am Herde standen, Speisen in kleinen Gefäßen auf den Herd oder spendete ihnen solche in die Herdflammen. Erfolgte von dem Darbringer der Ruf: „Die Götter sind gnädig!" so setzte man die Mahlzeit fort. Bei Familienfesten wurden die Bilder der Götter mit Kränzen geschmückt und ihnen Opfer in Kuchen und Honig, Wein, Weihrauch oder in Tieren gespendet. Wie die Familien, so hatten auch die Geschlechter und die einzelnen Stadtviertel ihre besonderen Götterfeste. Die ft (tätlichen Götterfefte wurden von dem ganzen Volke gefeiert; es waren entweder solche, die für einzelne Götter regelmäßig jährlich wiederkehrten, oder sie wurden durch besondere Verhältnisse veranlaßt. Bei Kriegsnot, Seuchen rc. wurden Sühn- und Bittfeste abgehalten; nach großen Siegen feierte man Dankfeste, die oft mehrere Tage dauerten. Die höchsten Feste des Jahres waren die zu Ehren des Gottes Jupiter; sie bestanden in Opfer, Opferwahl, feierlichen Umzügen und Spielen, wie Wettrennen u. a. Ein frohes Fest, das jährlich vom 17.—23. Dezember begangen wurde, waren die aus einem Erntefeste hervorgegangenen Saturnalien. Bei diesem Feste erfreute man sich im Hinblick aus die von Saturn empfangenen Gaben durch kleine Geschenke, und die Sklaven wurden bei Tische von ihren Herren bedient. Am Feste der Göttermutter Cybele wurde in festlichem Zuge das Bild der Göttin durch die Straßen getragen, dann folgten Spiele und Lustbarkeiten. Den Manen (Seelen der Abgeschiedenen) zum Gedächtnis wurde im letzten Monat des altrömischen Jahres, vom 13.—21. Februar, das Totenfest gefeiert Das Opfer wurde mit Gebet eingeleitet und bildete den Hauptgegenstand der Götterverehrung. Die Opfer bestanden anfäng-

7. Geschichte des Altertums - S. 300

1889 - Wiesbaden : Kunze
300 Dritter Abschnitt. Dritter Zeitraum. lichen Aberglauben und schob die Untersuchung auf, um weitere Befehle zu vernehmen." Trajan erwiderte: „Du hast den richtigen Weg eingeschlagen. Denn es läßt sich für diese Untersuchung keine allgemein gültige Norm angeben. Man muß die Christen nicht aufsuchen; wenn sie aber angegeben und überwiesen werden, muß man sie bestrafen; wenn indessen einer Reue zeigt und unsere Götter anruft, so soll ihm verziehen werden. Anklagen ohne Namensunterschrift können nicht angenommen werden, weil das ein sehr gefährliches Beispiel und dem Geiste meines Zeitalters entgegen wäre." Unter den vielen Christen, welche unter Trajans Regierung den Märtyrertod erlitten, war auch der 120 Jahre alte Bischof Simon von Jerusalem, welcher gekreuzigt wurde, so wie der ehrwürdige Bischof Ignatius von Antiochia, welchen der Kaiser selbst verhörte. Trajan war zornig über den frommen Mann und warf ihm vor, er sei vom bösen Geist besessen, verletze die Befehle seines Kaisers und reiße noch andere mit ins Verderben. Ignatius ent-gegnete dem Kaiser in freudigem Todesmute: „Wer Jesum freudig im Herzen trägt und seine Gebote treulich hält, ist nicht vom bösen Geist besessen; wohl aber jeder, der Jesum verleugnet! Eure heidnischen Götter sind böse Geister, welche die Menschen mit schädlichem Aberglauben umstricken. Und darum glaube ich nur an einen Gott und keinen andern neben ihm!" Der Kaiser ließ den edlen Glaubenshelden gefesselt nach Rom führen, wo er zur Belustigung des heidnischen Pöbels im Colosseum von zwei Löwen zerrissen wurde. Christliche Brüder sammelten sorglich die Gebeine des glaubensstarken Märtyrers und brachten sie als Reliquien nach Antiochien. Hadrianus 117—138, der folgende Kaiser, war Trajans Vetter. Er ließ dem römischen Reiche in Rechtspflege und Verwaltung viele sorgfältige Verbesserungen angedeihen und bereiste, um die Lage des ungeheuren Reichs genau kennen zu lernen, dasselbe größtenteils zu Fuß. „Ein Kaiser," sagte er, „muß wie die Sonne alle Teile seines Reiches beleuchten." Die von Trajan jenseits des Euphrats gemachten Eroberungen gab er wieder auf; das unterworfene Britannien schützte er im Norden durch den Pictenwall gegen feindliche Einfälle. Seinen Hof zierten Schriftsteller, Künstler und Gelehrte; der bedeutendste darunter war der Grieche Plutarch (t 120), unter dessen zahlreichen Schriften die vergleichenden Lebensbeschreibungen griechischer und römischer Feldherrn und Staatsmänner (§. 61, 3) besondere Erwähnung verdienen. Hadrian selbst war von großer Kunstliebe beseelt und ließ Rom und viele Städte seines Reiches durch treffliche Bau- und Bildwerke verschönern. Auf

8. Geschichte des Altertums - S. 221

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 35, 2. Die Dccemvirn. Appius Claudius. Virginias Tod. 221 lumnia und begaben sich dann in langem Zuge vor die Stadt in das Lager der Feinde. Als Coriolanus vernahm, daß seine Mutter, seine Gemahlin und seine Kinder an der Spitze dieser unerwarteten Gesandtschaft ständen, eilte er seiner ehrwürdigen Mutter mit ausgebreiteten Armen entgegen. Aber diese wehrte den entarteten Sohn ab und sprach: „Erst laß mich wissen, ob ich zum Feinde oder zum Sohne komme. Mußte mein Alter den Jammer erleben, Dich als Feind des Vaterlandes zu erblicken? Wollte Dir nicht einfallen, als Du gegen Rom zogest, daß da Deine Götter, Dein Haus, Deine Mutter, Deine Frau und Deine Kinder sind? Hätte ich keinen Sohn, dann wäre Rom jetzt nicht bedrängt, und ich hätte frei im freien Vaterland das Ende meiner Tage kommen sehen!" Diese Worte, der Anblick seiner Familie und das Schluchzen der römischen Matronen erweichten seinen Sinn. Mit dem Ausrufe: „Mutter, Rom hast Du gerettet, aber Deinen Sohn hast Du verloren!" bewilligte Coriolan seiner Vaterstadt 490 den Frieden und führte das Heer der Volsker zurück. Wie die Sage berichtet, soll dieses seinen wortbrüchigen Führer gesteinigt haben. Eine andere Sage läßt ihn als Verbannten ein hohes Alter in der freudenlosen Fremde erreichen. Die Kämpfe zwischen den Patriziern und Plebejern dauerten fort. Als Spurius Cassius zum dritten male zum Konsul gewählt worden war, machte er den Vorschlag, die Plebejer an der Nutznießung des eroberten Landes teilnehmen zu lassen. Die Volksversammlung nahm den Vorschlag mit Freuden an; allein nach Ablauf seines Amtsjahres 486 warf man dem Volksfreunde vora er strebe nach der Königsherrschaft. Er wurde deshalb zum Tode verurteilt und vom tarpejischen Felsen hinabgestürzt, sein Haus geschleift. Die Ackerverteilung kam nicht zur Ausführung, und als 13 Jahre später ein Volkstribun hiergegen Klage führte, fand man ihn am andern Morgen tot in seinem Hause. 2. Die Decemvirn. Appius Claudius. Virginias Tod. Nachdem die Plebejer es 472 durchgesetzt hatten, daß auch die Tribunen in der Volksversammlung Gesetzesvorschläge machen durften, machte sich das Bedürfnis nach geschriebenen Gesetzen geltend. Bisher hatten nämlich Herkommen und Gewohnheit gegolten, aber manche Streitfrage war von der Willkür der Patrizier ungerecht entschieden worden. Als jedoch der Volkstribun Terentilius Harsa 462 beantragte, man solle Gesetze aufzeichnen, durch welche die Staatsgewalt der Konsuln genau bestimmt werde, erschienen die jungen

9. Geschichte des Altertums - S. 289

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 54. Das Christentum. 289 Lüste und Vergnügungen, die zahlreichen Selbstmorde aus Lebensüberdruß ; die Gefühllosigkeit zeigte sich in den Bürgerkriegen, in dem Druck der Beamten, in der Aussaugung der Provinzen. Je mehr nun das Heidentum seinem Untergange entgegen eilte, um so mehr regte sich in einem großen Teile der römischen Welt, im Morgen-und Abendlande, das Bedürfnis und die Erwartung einer allgemeinen Verbesserung der Dinge, einer neuen Weltordnung und der Rückkehr einer verlorenen, glücklicheren Zeit, und ihre Weisen und Dichter knüpfen diese Rückkehr, sich selbst unbewußt, an die ersehnte Erscheinung einer gottgesandten Person, eines großen Königs, der aus dem Osten kommen werde und den jeder anerkennen müsse, welcher wünsche, daß es ihm wohlergehe. Während das griechisch-römische Heidentum sich auslebte, hatte das Volk der Juden, wenn auch unter vorübergehendem Abfall zum Götzendienst, den Glauben an den einen lebendigen Gott ebenso treu bewahrt, wie den Glauben an den verheißenen Erlöser (Messias) der sündigen Menschheit, der in seiner Mitte erstehen sollte. Wie aber die heidnischen Römer die Andeutungen von dem zu erwartenden Erretter auf einen ihrer Kaiser bezogen, so erwartete die Masse der Juden in dem Messias einen weltlichen König, der sie von der römischen Knechtschaft befreien und wieder zur politischen Selbstständigkeit führen werde. Diejenigen Juden aber, welche in den Inhalt ihrer heiligen Schriften tiefer eingeweiht waren, erwarteten nicht nur einen Erretter Israels aus irdischer Bedrängnis, sondern einen Heiland der gesamten sündigen Menschheit. Wenn also auch durch die ganze Welt sich das Sehnen nach dem Erlöser hinzog, so besaß doch das jüdische Volk allein die Befähigung, denselben in seinem Schoße aufzunehmen. §. 54. Das Mristmium. Als nun die Zeit erfüllet war, sandte Gott unter der Regierung des römischen Kaisers Augustus seinen eingeborenen Sohn Zesus Christus als den schon beim Sündenfall verheißenen Messias in die Welt. Geboren in Armut und Niedrigkeit, in einem Winkel des kleinen Bethlehem, trat er in seinem dreißigsten Lebensjahre unter dem Kaiser Tiberius öffentlich auf, nachdem bereits Johannes der Täufer durch seine Predigt und seine Taufe zur Buße auf Jesum vorbereitet und ihn als den Gottverheißenen bezeichnet hatte. Er * etsüllte durch den Gehorsam der sich selbst verleugnenden Liebe die erhobene Aufgabe, den als Strafe der Sünde verwirkten Tod durch Cassians Weltgeschichte I. 6. Aufl. v. Ph. Beck. ->a

10. Geschichte des Altertums - S. 327

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 62, 2. Die römischen Frauen bis zum Ende der Republik. 327 das Jahr 43 v. Chr. hatten die Triumvirn Antonius, Octavian und Lepidus, da sie Geld brauchten, drückende Steuern ausgeschrieben und Gold und Silber bei Privaten und aus dem Tempel der Vesta genommen. Da diese auf ungerechte Weise zusammengebrachte Summe zur Bestreitung ihrer kriegerischen Maßregeln noch nicht ausreichte, so legten sie noch 1400 reichen Frauen, welche Anverwandte berühmter, verbannter Personen waren, eine höchst drückende Geldsteuer auf. Vergebens hatten die Frauen um Nachlaß gebeten und darauf aufmerksam gemacht, daß sie gesetzlich nur verpflichtet seien, einen kleinen Beitrag zur Unterstützung der Ritter zu leisten. Jetzt sammelten sich die Frauen auf den Straßen, machten sich Bahn und verlangten, von den Triumvirn gehört zu werden. Hortensia, die Tochter eines berühmten Redners, redete frei über die ihnen zugemutete Ungerechtigkeit und erzürnte die Machthaber so sehr, daß diese Gewalt gegen die Frauen gebraucht haben würden, wenn das Volk nicht laut zu murren angefangen hätte. Die Triumvirn gaben nach und erhoben nur von 400 Frauen die verlangte Steuer. Durch die glücklichen Kriege der Römer in Asien kam allmählich großes Unglück und Sittenverderbnis nach Rom. Prunkliebe, Genußsucht, Müßiggang, Schwelgerei und Laster aller Art ergriffen Männer und Frauen. Ein trübes Bild von tiefer Entsittlichung, deren die vornehmsten Frauen Roms sich schuldig gemacht hatten, geben die Nachrichten von der Entdeckung der Bacchanalien (Bacchusfeste) in Rom. Dieselben waren aus Campanien nach Rom verpflanzt worden. Anfangs wurden nur Frauen in diesen Geheimdienst eingeweiht; bald wurden auch Männer zugelassen und bei nächtlichen Gelagen große Vergehen verübt. Mord, Betrug, Giftmischerei, blieben denselben nicht fremd. Da entdeckte ein junger Mann, welchen die eigne Mutter hatte einweihen lassen wollen, dem Konsul die unzüchtigen Feste. Eine strenge Untersuchung, welche sofort eingeleitet wurde, enthüllte die gräßlichsten Vergehen; über 7000 Männer und Frauen hatten sich der Teilnahme an den Bacchanalien schuldig gemacht. Die Hauptverbrecher fielen unter dem Beile des Henkers, und ein Senatsbeschluß untersagte die Feier dieser greulichen Feste in Rom und Italien 186 aufs strengste. Der römische Dichter Plautus (f 184 v. Chr.) klagt, daß der Putztisch der römischen Frauen zum Unglück der Männer eingerichtet sei- Dreißig Arbeiter waren nötig, die Kleidungsstücke einer Frau anzufertigen, und fünfzehn verschiedene Moden wechselten in einem Jahre. Es ist leicht einzusehen, daß durch diesen unglaublichen Luxus nicht
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