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1. Geschichte des Altertums - S. 300

1889 - Wiesbaden : Kunze
300 Dritter Abschnitt. Dritter Zeitraum. lichen Aberglauben und schob die Untersuchung auf, um weitere Befehle zu vernehmen." Trajan erwiderte: „Du hast den richtigen Weg eingeschlagen. Denn es läßt sich für diese Untersuchung keine allgemein gültige Norm angeben. Man muß die Christen nicht aufsuchen; wenn sie aber angegeben und überwiesen werden, muß man sie bestrafen; wenn indessen einer Reue zeigt und unsere Götter anruft, so soll ihm verziehen werden. Anklagen ohne Namensunterschrift können nicht angenommen werden, weil das ein sehr gefährliches Beispiel und dem Geiste meines Zeitalters entgegen wäre." Unter den vielen Christen, welche unter Trajans Regierung den Märtyrertod erlitten, war auch der 120 Jahre alte Bischof Simon von Jerusalem, welcher gekreuzigt wurde, so wie der ehrwürdige Bischof Ignatius von Antiochia, welchen der Kaiser selbst verhörte. Trajan war zornig über den frommen Mann und warf ihm vor, er sei vom bösen Geist besessen, verletze die Befehle seines Kaisers und reiße noch andere mit ins Verderben. Ignatius ent-gegnete dem Kaiser in freudigem Todesmute: „Wer Jesum freudig im Herzen trägt und seine Gebote treulich hält, ist nicht vom bösen Geist besessen; wohl aber jeder, der Jesum verleugnet! Eure heidnischen Götter sind böse Geister, welche die Menschen mit schädlichem Aberglauben umstricken. Und darum glaube ich nur an einen Gott und keinen andern neben ihm!" Der Kaiser ließ den edlen Glaubenshelden gefesselt nach Rom führen, wo er zur Belustigung des heidnischen Pöbels im Colosseum von zwei Löwen zerrissen wurde. Christliche Brüder sammelten sorglich die Gebeine des glaubensstarken Märtyrers und brachten sie als Reliquien nach Antiochien. Hadrianus 117—138, der folgende Kaiser, war Trajans Vetter. Er ließ dem römischen Reiche in Rechtspflege und Verwaltung viele sorgfältige Verbesserungen angedeihen und bereiste, um die Lage des ungeheuren Reichs genau kennen zu lernen, dasselbe größtenteils zu Fuß. „Ein Kaiser," sagte er, „muß wie die Sonne alle Teile seines Reiches beleuchten." Die von Trajan jenseits des Euphrats gemachten Eroberungen gab er wieder auf; das unterworfene Britannien schützte er im Norden durch den Pictenwall gegen feindliche Einfälle. Seinen Hof zierten Schriftsteller, Künstler und Gelehrte; der bedeutendste darunter war der Grieche Plutarch (t 120), unter dessen zahlreichen Schriften die vergleichenden Lebensbeschreibungen griechischer und römischer Feldherrn und Staatsmänner (§. 61, 3) besondere Erwähnung verdienen. Hadrian selbst war von großer Kunstliebe beseelt und ließ Rom und viele Städte seines Reiches durch treffliche Bau- und Bildwerke verschönern. Auf

2. Geschichte des Mittelalters - S. 85

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 16. Die Frauen. 85 2. Unter den germanischen Frauen nahmen die gotischen und fränkischen die erste Stelle ein. Auch sie wurden, wie die altgermanischen Frauen, geachtet und ihre Geistesgaben anerkannt; man räumte ihnen gesetzlich sogar manche Vorrechte vor den Männern ein und bestrafte Unbilden, Mißhandlungen und Verletzungen, welche den Frauen zugefügt wurden, gewöhnlich doppelt so hart, als ähnliche, an Männern verübte Vergehen. Doch ist auf der andern Seite nicht zu übersehen, daß bei den Franken, wie bei den alten Germanen, die Frau eine verschiedene Behandlung erfuhr. So konnte bei den alten Germanen verlangt werden, daß sich die Frau mit dem toten Manne verbrennen lasse, und es kam vor, daß der Mann das Recht beanspruchte, die Frau zu verschenken oder zu verkaufen. Das salische Gesetz der Franken schloß die Töchter von der Erbschaft aus und betrachtete nur die Söhne als erbberechtigt. Dieser Artikel des salischen Gesetzbuches handelte eigentlich nur von Privatbesitzungen, wurde nachher aber auch auf die Besetzung des Thrones angewandt, dadurch wurde das weibliche Geschlecht von der Thronfolge ausgeschlossen. Auch bei den Ostgoten herrschte ähnlicher Brauch. 3. In der Geschichte der Goten werden mehrere ausgezeichnete Frauen genannt. Die Töchter Theodorichs des Großen (§. 7), Theudegota und Ostrogota, waren, erstere an den Westgotenkönig Alarich, die zweite an den burgundischen Prinzen Sigmund vermählt. Theodorich vermählte sich zum zweitenmale mit Chlodwigs Schwester Audosletis, mit welcher er eine Tochter, Amalasunla, empfing. Nach Theodorichs Tod folgte Amalafuntas Sohn, Athalarich, und seine Mutter führte die Vormundschaft. Als sie ihrem Sohne eine römische Erziehung geben wollte, wurde das Volk unwillig und zwang die Königin, dem Prinzen gotische Herrn zu Gesellschaftern zu geben. Diese verleiteten den Prinzen zu allen Lastern und führten seinen frühen Tod herbei. Nun bestieg Amalafunta den Thron (§. 7); da die Goten aber einer Frau zu gehorchen für unmännlich hielten, so reichte die Königin ihrem Vetter Theodat die Hand und erhob ihn zum Mitregenten; dieser, ein habsüchtiger, gelehrter und schon bejahrter Mann, hatte eidlich zugesagt, er werde die Regierung der Königin überlassen. Allein bald nach seiner Ankunft in Ravenna ließ er seine Wohlthäterin festnehmen, auf eine Insel des Bolsenasees bringen und im Bade erdrosseln. Ihre Tochter Mathasuinta war zuerst an den Ostgotenkönig Vitiges, nach dessen Tod an den Bruder des Kaisers Justinian vermählt und fand ein frühes Ende (§. 16, 6). Theodorichs Schwestertochter war an den thüringischen Herzog Hermansried verheiratet; ihre

3. Geschichte des Mittelalters - S. 41

1888 - Wiesbaden : Kunze
8. Die Franken unter den Merowingern. 41 welcher sich durch seine Kenntnisse und Biederkeit das volle Vertrauen des Königs erworben, dagegen durch seine strenge Gerechtigkeitsliebe unter dem Volke Feinde gemacht hatte, erschien vor dem König und suchte ihm den gefaßten Verdacht zu benehmen. Unter anderem beteuerte er, wenn Albmus schuldig wäre, so teilte der ganze Senat das Verbrechen des Angeklagten. Aber Theodorich gab leider den Verleumdungen böswilliger Menschen mehr Gehör und ließ die angesehensten Senatoren mit Boethius einkerkern. Dieser und sein Schwiegervater Symmachus wurden hingerichtet und starben mutig und geduldig im vollen Bewußtsein ihrer Unschuld. Theodorich sah bald sein Unrecht ein und sein Gewissen ließ ihm keine Ruhe mehr. Bei Tische glaubte er einst in dem aufgesperrten Rachen eines Fisches die Leiche eines unschuldig Gemordeten zu sehen, welcher nach Rache dürstete. Von Reue ergriffen, verfiel er in eine Krankheit und starb 526 zu Ravenna. Nach Theodorichs Tode sank die Macht der Goten bald wieder von ihrer Höhe. Seine Tochter Amalasunta (§. 16, 3), eine feingebildete Frau, übernahm für ihren unmündigen Sohn Athalarich die Regierung. Da aber der Sohn starb und die Goten einer Frau zu gehorchen nicht gewohnt waren, so reichte Amalasunta ihrem Vetter Theodat die Hand. Theodat strebte nach der Alleinherrschaft und ließ sie im Bade ersticken. Dies bewog den griechischen Kaiser Iustinian (§. 10), dem Ostgotenreich in Italien 555 ein Ende zu machen. §. 8. Die franken unter tsen Seramingem. Chlodwig 481—511. Von den germanischen Reichen, welche aus den Trümmern Westroms entstanden, war das Reich der Franken allein von Dauer. Die Franken hatten ihre ursprünglichen Wohnsitze an der Elbe und Weser verlassen und waren über den Rhein vorgedrungen, um sich in Belgien und Gallien aus Kosten der Römer eine neue Heimat zu gründen. Sie waren in die ripuarischen und falischen Franken geteilt, von denen jene an beiden Usern des Niederrheins, diese im nördlichen Gallien wohnten und zu Anfang dieses Zeitraums (476) unter verschiedenen Fürsten standen. Unter diesen wurde Chlodwig der Begründer des Frankenreichs. Er war der Enkel Merowigs, des Ahnherrn der merowingischen Königsfamilie der Franken und erst 15 Jahre alt, als er 481 seinem Vater in der Regierung der salischen Franken folgte.

4. Geschichte des Mittelalters - S. 45

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 8. Die Franken unter den Merowingern. 45 Chlodwig diese Drohung vernahm, ließ er beide enthaupten und nahm ihr Reich und ihre Schätze ebenfalls in Besitz. Nun hatte Chlodwig noch einen Vetter, den König Ragnachar in Cambrap, einen üppigen, geizigen, unbeliebten Mann. Durch unechten Schmuck von Erz verleitete Chlodwig einige Leute seines Gefolges zur Treulosigkeit gegen ihren König. Als dieser nun wider Chlodwig zu Felde zog, wurde er geschlagen, und als Ragnachar sloh, fingen ihn seine eignen Leute und führten ihn samt seinem Bruder gebunden vor den König, welcher beide mit seiner Streitaxt niederhieb. Nach diesen frevel- haften Thaten besorgte Chlodwig Nachstellungen von andern Verwandten, welche sich vielleicht gerettet haben könnten. Darum klagte er einmal laut in der Volksversammlung: „Wehe mir, daß der Himmel mir alle meine Blutsverwandten genommen, und daß ich einsam bin auf Erden." Er hoffte durch diese Worte Mitleid zu erregen und die Überlebenden feiner Anverwandten kennen zu lernen. Aber alle Anwesenden schwiegen. Nun war er der Überzeugung, daß sein Land seinen Söhnen verbleiben werde. Durch kriegerischen Mut, List und Verstellung war Chlod- wig der Gründer des fränkischen Reiches geworden, das von den Sevennen, der Garonne und dem atlantischen Meere über den Rhein hinaus bis zu Neckar, Main und der Werra reichte. Mit germanischen Völkerschaften waren keltische und romanische Völkerreste staatlich vereinigt und von dem gleichen religiösen Band umschlossen worden. Deutsche Kraft verband sich mit römischer Form und verlieh dem neugegründeten Staate feste Grundlagen zu dauernder Herrschaft. Chlodwig starb in feinem 45. Lebensjahr 511 zu Paris, wo er in der Kirche begraben liegt, welche er den Aposteln zu Ehren hatte aufführen lassen. Chlodwigs Nachfolger. Chlodwigs Reich wurde unter seine 4 Söhne verteilt. Der älteste erhielt den östlichen, rein deutschen Teil, Australien, mit der Hauptstadt Metz, die drei jüngeren teilten sich in das westliche, ursprünglich romanische Gebiet, Neustrien. Das Reich galt trotzdem als ein einiges, und die Brüder führten ihre Eroberungen gemeinsam aus. Mit den Sachsen verbunden , eroberten sie 530 Thüringen und vereinigten den südlichen Teil desselben mit ihrem Land, während der nördliche von den Sachsen in Besitz genommen wurde. Nach Gundobalds Tode unterwarfen sie 532 Burgund, welches fortan den dritten Hauptteil des Frankenreiches bildete. Als später die Ostgoten in Italien nach Amalasuntas Tode mit dem griechischen Kaiser Justinian Krieg

5. Geschichte des Mittelalters - S. 51

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 10. Vandalen und Ostgoten. Belisar und Narses. 51 und wurde auf dem Zuge nach Karthago von den katholischen Römern, die unter dem Drucke der arianischen Vandalen standen, mit Jubel als Befreier begrüßt. Den kecken Gelimer, welcher den König Hilderich unmittelbar nach Belisars Landung hatte hinrichten lassen, besiegte er in zwei Schlachten, sodaß er schon nach drei Monaten die Eroberung des Vandalenreiches nach Konstantinopel melden sonnte.) Gelimer hatte sich auf einem Berge verschanzt; er vermochte sich aber nicht lange zu halten und schickte, wie erzählt wird, einen Boten an Belisar mit der Bitte um ein Stücklein Brot, damit er feinen Hunger stillen, um einen Schwamm, damit er seine rotgeweinten Augen netzen, und um eine Laute, damit er das Lied seines Jammers zu ihren Klängen singen könne. Der Hunger zwang ihn zur Übergabe. Nachdem Belisar das Vandalenreich 534 in eine Provinz des griechischen Kaiserreiches verwandelt hatte, kehrte er von Karthago nach Konstantinopel zurück und feierte einen glänzenden Triumph. In großem, festlichem Zuge ging er von feinem Hause zur Rennbahn bescheiden zu Fuß; ihn begleiteten Gelimer in goldenen Ketten, die vornehmsten Vandalen und eine große Schar Diener, welche die erbeuteten Kostbarkeiten nachtrugen. Juftinian schenkte Gelimer das Leben und wies ihm Güter in Galatien an, das Vandalenvolk aber fand unter den Bewohnern des nördlichen Afrika feinen Untergang. Die leichte Eroberung des Vandalenreichs veranlaßte Juftinian nach dem Tode Amalafuntas, feine Hand auch nach dem Dstgoten-reiche auszustrecken. Belisar übernahm abermals den Oberbefehl, eroberte 535 Sizilien und zog von hier aus nach Unteritalien, wo er willig aufgenommen wurde, da die meisten Katholiken den gotischen Arianern feindlich gesinnt waren. Er eroberte Rom und hielt sich gegen eine dreißigfache Übermacht, die der gotische König Vitiges, der Nachfolger des ermordeten Theodat, heranführte, bis neue Truppen von Konstantinopel erschienen. Die Goten übertrugen nun Belisar die Krone Italiens; er nahm sie scheinbar an und machte sich zum Herrn von ganz Italien, blieb aber feinem Kaiser treu. Doch dieser lohnte ihn mit Undank und rief ihn ab. Ohne Murren kehrte Belisar mit dem gefangenen Vitiges und dem reichen Schatze Theodorichs heim und legte denselben seinem kaiserlichen Gebieter ehrfurchtsvoll zu Füßen. Aber nochmals mußte Belisar gegen die aufständischen Goten, welche den jungen Totilas zum König erhoben hatten, nach Italien ziehen; allein da ihm aus Mißtrauen und Eifersucht die nötigen Hilfsmittel versagt wurden, so bat er um seine Entlassung. Er kehrte zurück, schlug zehn Jahre 4*

6. Geschichte der Neuzeit - S. 90

1887 - Wiesbaden : Kunze
90 Erste Periode der Neuzeit. die Häupter des böhmischen Aufstandes. Viele büßten mit dem Leben, andere mit dem Verluste ihrer Güter, einige mit schwerem Gefängnis. Mit eigener Hand zerschnitt er zuletzt den Majestät s b r i e f. Noch einmal versuchten drei deutsche Truppenführer, die Sache Friedrichs zu verfechten und sein Land zu retten, Ernst von Mansfeld, Markgraf Friedrich von Baden-Durlach und Christian von Braunschweig. Der letztere trug nach Ritterart den Handschuh der schönen Elisabeth an seinem Hute; denn er hatte geschworen, er werde ihn nicht ablegen, bis er sie und ihren Gemahl wieder in ihr Land eingesetzt habe. Allein da die mächtigeren Fürsten in Deutschland ihnen nicht beizustehen wagten, so mußten sie zuletzt erliegen. Zuerst zwar siegten der Mansselder und Friedrich über Tilly bei Wies loch 1622. Als sich aber Friedrich wieder von Ernst von Mansseld trennte, erlitt er bei Wimpfen durch Tilly eine entschiedene Niederlage und entging der Gefangenschaft nur durch die Tapferkeit seiner Garde, die den Rückzug deckte.*) Auch Christian von Braunschweig, der mit seinen Scharen allenthalben gefürchtet wurde, erlag. Zu Paderborn ging er selbst in der Kirche auf ein goldenes Bild des heiligen Liborius zu und eignete sich, es umarmend, das Gold als Beute an. In Münster nahm er die silbernen Bildsäulen der Apostel und schickte sie in die Münze mit der Bemerkung, daß ihr Auftrag nicht sei, still zu stehen, sondern in alle Welt zu gehen. Auf die geprägten Thaler ließ er die Inschrift setzen: „Gottes Freund, der Pfaffen rmnd!" Tilly schlug die räuberischen Scharen Christians 1622 bei Höchst, woraus dieser sich mit Mansfeld verband und nach den Niederlanden zog, um dort von England Hilfe zu erwarten. Tilly erstürmte Heidelberg, Mannheim und Frankenthal und nahm die Psalz durch Raub und Mord hart mit. Als Ersatz für geleistete Hilfe wurde die Heidelberger Bibliothek dem Papst ge= schickt. Jetzt rückte Tilly nach Westfalen und besiegte Christian vor dessen Vereinigung mit Mansfeld 1623 bei Stadtlohn unweit Münster. Die beiden protestantischen Heerführer mußten geächtet ins Ausland gehen; die letzte Hoffnung der Protestanten schien vernichtet. Maximilian von Bayern wurde auf dem Fürstentag zu Regens-bürg 1623 mit der pfälzischen Kurwürde belohnt. ") Die Erzählung, daß 300 oder 400 Psorzheimer Bürger unter ihrem Bürgermeister Deimling diese Rettung durch Aufopferung ihres eigenen Lebens bewirkt hätten, ist eine spätere Erfindung.

7. Geschichte der Neuzeit - S. 122

1887 - Wiesbaden : Kunze
122 Erste Periode der Neuzeit. umgeben, was blieb ihm übrig, als sich in Geduld zu fassen und auf jede Bedingung hin die beleidigte Dame zu versöhnen? Heinrich von Braunschweig faßte sich zuerst und brach in lautes Gelächter aus. Er ergriff den vernünftigen Ausweg, die ganze Sache ins Lustige zu kehren, und hielt der Gräfin eine Lobrede über ihre landesmütterliche Sorgfalt und den entschlossenen Mut, den sie bewiesen. Er bat sie, sich ruhig zu verhalten, und nahm es auf sich, den Herzog Alba zu allem, was billig sei, zu vermögen. Auch brachte er es bei demselben wirklich dahin, daß er auf der Stelle einen Befehl an die Armee ausfertigte, das geraubte Vieh den Eigentümern ohne Verzug wieder auszuliefern. Sobald die Gräfin der Rückgabe gewiß war, bedankte sie sich aufs schönste bei ihren Gästen, welche sehr höflich von ihr Abschied nahmen. Ohne Zweifel war es diese Begebenheit, die der Gräfin den Beinamen der Heldenmütigen erwarb. Man rühmt noch an ihr die Standhaftigkeit, mit welcher sie die Reformation in ihrem Lande förderte. Vielen protestantischen Geistlichen, welche um der Religion willen verfolgt wurden, gewährte sie Schutz und Beistand. Sie starb allgemein verehrt und betrauert im 58. Jahre ihres Lebens. 9. In anderer Weise war damals für das Wohl ihrer Heimat ein armes Mädchen, Barbara Uttmann aus Annaberg, thätig. Sie war 1514 geboren und gilt als die Erfinderin der Spitzenklöppelei, worin sie dem armen Landvolk im Erzgebirge Unterricht erteilte. Dadurch ward sie die Veranlassung, daß seitdem Tausende in jener Gegend Beschäftigung und Brot fanden. Ihre uneigennützigen Bemühungen würdigte ein reicher Grubenbesitzer und wählte sich das fleißige, fromme Mädchen zur Lebensgefährtin. Als begüterte Hausfrau fetzte sie bis zu ihren letzten Lebenstagen die Unterweisung des armen Landvolks im Spitzenklöppeln fort, und gesegnet von Kindern, Enkeln und Tausenden, welche sie vor Not und Elend gerettet hatte, starb sie 1561. Ihr Grab ziert ein Monument von Alabaster mit der Aufschrift: Ein thätiger Geist, eine sinnige Hand, Sie ziehen den Segen ins Vaterland. 10. Wie Philipp der Großmütige und Wilhelm V. von Hessen der Sache des Protestantismus sich ganz hingaben, so sind auch mehrere hessische Fürstinnen von gleichem Eifer für die gute Sache beseelt. Philipps Gemahlin Christina, eine Tochter des Herzogs Georg von Sachsen, eine würdige Mutter ihres

8. Geschichte der Neuzeit - S. 93

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 5, 3. Der Dänenkrieg. 93 und wohlbefestigte Stadt Stralsund leistete allein tapferen Widerstand. Wallenstein 'schwur, sie zu nehmen, auch wenn sie mit Ketten an den Himmel gebunden wäre. Allein nichts vermochte den Mut der tapferen Bürger zu brechen, und Wallenstein mußte nach einem Verluste von 10 000 Mann unverrichteter Sache wieder abziehen. Die Unzufriedenheit, welche damals über die Gewaltthätigkeiten des Kaisers und seiner Armee in allen Teilen des Reiches herrschte, mehrte sich noch bedeutend, als im Namen Ferdinands 1629 das Restitutionsedikt erlassen, in demselben die Religionsübung der Reformierten im Reiche untersagt, den Lutheranern aber geboten wurde, alle seit dem Passauer Vertrag eingezogenen geistlichen Stiftungen an die Katholiken zurückzugeben. Da Wallenstein mit der Vollstrek-kung dieses Ediktes beauftragt wurde, so wagte von protestantischer Seite niemand Widerstand zu leisten. Auch Christian von Dänemark schloß 1629 zu Lübeck Frieden mit ihm und gelobte, sich nicht mehr in die deutschen Angelegenheiten zu mischen und Wallenstein als Herzog von Mecklenburg anzuerkennen. Dafür ließ ihm der kaiserliche General seine Besitzungen unangetastet. Von allen Seiten liefen damals Klagen über die Bedrük-kungen und Greuelthaten ein, welche sich des Friedländers Räuberscharen in deutschen Landen erlaubten. Raub, Mord und Brand, Mißhandlungen der Frauen und Kinder waren an der Tagesordnung ; die Offiziere füllten ihre Beutel mit dem Schweiße und Blute armer Leute, die ausgewogenen Bürger und Bauern dagegen schmachteten im tiefsten Elende. Was die Soldaten in ihrer vandalischen Zerstörungssucht vorfanden, wurde zu Grunde gerichtet; was sie nicht verzehren konnten, in schändlichem Mutwillen verdorben. Viele Landleute starben vor Hunger, andere fristeten mit Wurzeln und Eicheln ein jammervolles Dasein. Auf dem Reichstage zu Regensburg 1630, welchen Ferdinand einberufen hatte, um feinen Sohn zum römischen Könige wählen zu lassen, verlangten katholische und protestantische Fürsten dringend Abhilfe, vor allem die Entlassung Wallensteins und den Aufschub der Vollziehung des Restitutionsedikts. Am entschiedensten trat Herzog Maximilian von Bayern wider Wallenstein und seine Raubscharen auf. Ferdinand gab ungern nach; denn er fürchtete den Friedländer. Wallenstein hatte sein Heer zum Schutze des Kaisers in die Nähe von Regensburg geführt, als er feine Absetzung erfuhr. Als ihm die Gesandten dieselbe mitteilten, entgegnete er: „Ich wußte

9. Geschichte der Neuzeit - S. 212

1887 - Wiesbaden : Kunze
212 Zweite Periode der Neuzeit. 1765) die Kaiserkrone zu verschaffen gewußt, ohne daß sie jedoch demselben die Regierungsgeschäfte übergeben hätte. Sie hatte trotz ihrer Verbindung mit Frankreich und Rußland dem Könige von Preußen zuletzt Schlesien nach langem Kampfe überlassen müssen, so sehr sie auch der Verlust einer so schönen Provinz schmerzte. Ihr Minister und Ratgeber war der berühmte Fürst Kaunitz, ein vollendeter Diplomat. In Verbindung mit dem Sohne der Kaiserin, dem nachmaligen Kaiser Joseph, gelang es Kaunitz, den Jesuitenorden in Deutschland aufzuheben (§. 17)*). Kaunitz war es auch, welcher die Kaiserin Maria Theresia bewog, ihre Einwilligung zur Teilung Polens zu geben. Die erste Teilung Polens 1772. Polen war ein Wahlreich mit republikanischer Verfassung unter einem Könige, der ohne Macht und Ansehen war. Der Adel war allmächtig, hatte Zutritt zu allen höheren Ämtern und wählte den König. Besonders stürmisch ging es auf dem polnischen Reichstage her, und die auf demselben herrschende tolle Verwirrung ist bis zur Stunde sprichwörtlich geblieben. Die Unordnung im Lande wuchs noch, als die Reformation Eingang fand und die Anhänger der neuen Lehre einen heftigen Kampf um Gleichheit der Rechte mit den Katholiken begannen. Als 1763 mit dem Tode Augusts Hi. der polnische Thron erledigt wurde, verlangte die russische Kaiserin Katharina Ii., welche die innere Zwietracht Polens aus eigennützigen Absichen schürte, die Krone für ihren Günstling, den Grafen Stanislaus Poniatowsky, welcher früher Gesandter an ihrem Hofe gewesen war. Als russische Truppen in Polen einrückten, um Katharinas Wunsche Nachdruck zu geben, ward Poniatowsky gewählt. Allein der größere Teil der Nation war unzufrieden über diese unfreie Wahl, einigte sich zu einer Verbindung , Konföderation genannt, und erregte einen Mutigen Bürgerkrieg. Rußland mehrte die Zwietracht fortwährend zu derselben Zeit, wo es die Türken bekriegte. Es hoffte, Preußen und Östreich würden für eine Teilung Polens zu gewinnen sein, und fand Preußen geneigt. Maria Theresia war, so lange ihr Gemahl lebte, diesem Plane durchaus abgeneigt. Als aber Joseph Ii. 1765 an dessen Stelle trat, wurden er und Kaunitz bald gewonnen. Der *) Maria Theresia gab ihre Genehmigung zur Aufhebung des Orbens in ihren Staaten erst, nachbem sie sich überzeugt hatte, daß die Jesuiten ihre Beichtgeheimnisse in Rom verraten hatten. Friedrich Ii. bulbete sie noch eine Zeitlang, weil er ihre Thätigkeit als Lehrer der Jugenb schätzte, doch hielt er sie unter strenger Aufsicht.

10. Geschichte der Neuzeit - S. 215

1887 - Wiesbaden : Kunze
14. Joseph Il 215 erhielten eine zeitgemäße Umgestaltung. Die Klöster, welche sich nicht mit der Krankenpflege oder dem Jugendunterricht beschäftigten, ließ er aufheben und verwandte die Güter derselben zu gemeinnützigen Zwecken. Die Zahl der aufgehobenen Klöster betrug 700, und 30—35 000 Mönche und Nonnen gab es nun weniger. Ferner verordnete Joseph Ii., daß in Zukunft keine Bulle des Papstes in den östreichischen Erblanden Gültigkeit habe, wenn sie nicht vom Kaiser genehmigt sei. Durch ein Toleranzgefetz gestattete er 1781 in feinen Staaten freie Religionsübung. Hierüber geriet Papst Pius Vi. in große Sorge und reiste 1782 selbst nach Wien, um den Kaiser auf andere Wege zu bringen. Joseph holte ihn mit den größten Ehrenbezeigungen ein und fuhr mit ihm unter dem Jubel der Wiener in die Kaiserstadt. Vier Wochen verweilte Pius in Wien und erhielt von Joseph alle Beweise der Ehrfurcht und Hochachtung, aber eine Änderung der getroffenen Einrichtungen erreichte er nicht. Die Bischöfe von Salzburg, Mainz und Würzburg folgten dem Beispiele des Kaisers und benahmen sich milde und edel in Glaubenssachen. Besonders that sich in kirchlichen Angelegenheiten damals der Weihbischof Hontheim von Trier hervor, ein gelehrter, frommer und unbescholtener Mann, welcher 1763 eine Schrift gegen den römischen Papst geschrieben und den Wunsch rege gemacht hatte, eine von Rom unabhängige deutsche Nationalkirche zu gründen, welche sowohl Katholiken als Protestanten in ihren Schoß aufnehmen sollte. Wirklich kamen 1786 mehrere Bischöfe in Ems zusammen, welche die Oberherrschaft des Papstes verwarfen. Ihre Pläne scheiterten aber an dem Widersprüche mehrerer Rom ergebener Bischöfe und an Josephs später erkaltetem Eifer. Auch die Presse wollte Joseph frei haben und hob, damit jedermann sich freimütig äußern könne, die Censur auf. Allein er sah sich durch das Erscheinen einer Menge frecher, unsittlicher und maßloser Schriften bald genötigt, diesem Unfug wieder hemmend und zügelnd entgegenzutreten. Die Todesstrafe verwandelte er in Haft und Zwangsarbeit. Überall sollte ein Gesetz, eine Steuer, ein Gerichtsverfahren gelten, und vor dem Gesetze sollten alle gleich sein. Viele verkannten die weisen Absichten des Kaisers; andere wurden unwillig, weil sie sich in ihren bisherigen Rechten verkürzt oder in eigennützigen Plänen gehemmt sahen. Belgien verweigerte die Steuern, lehnte sich auf und erklärte sich für unabhängig; erst Josephs Nachfolger hat es wieder erobert. In Ungarn benutzte der unzufriedene Adel und die höchst erbitterte Geistlichkeit die Ab-
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