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Dritter Abschnitt. Dritter Zeitraum.
lichen Aberglauben und schob die Untersuchung auf, um weitere Befehle zu vernehmen."
Trajan erwiderte: „Du hast den richtigen Weg eingeschlagen. Denn es läßt sich für diese Untersuchung keine allgemein gültige Norm angeben. Man muß die Christen nicht aufsuchen; wenn sie aber angegeben und überwiesen werden, muß man sie bestrafen; wenn indessen einer Reue zeigt und unsere Götter anruft, so soll ihm verziehen werden. Anklagen ohne Namensunterschrift können nicht angenommen werden, weil das ein sehr gefährliches Beispiel und dem Geiste meines Zeitalters entgegen wäre."
Unter den vielen Christen, welche unter Trajans Regierung den Märtyrertod erlitten, war auch der 120 Jahre alte Bischof Simon von Jerusalem, welcher gekreuzigt wurde, so wie der ehrwürdige Bischof Ignatius von Antiochia, welchen der Kaiser selbst verhörte. Trajan war zornig über den frommen Mann und warf ihm vor, er sei vom bösen Geist besessen, verletze die Befehle seines Kaisers und reiße noch andere mit ins Verderben. Ignatius ent-gegnete dem Kaiser in freudigem Todesmute: „Wer Jesum freudig im Herzen trägt und seine Gebote treulich hält, ist nicht vom bösen Geist besessen; wohl aber jeder, der Jesum verleugnet! Eure heidnischen Götter sind böse Geister, welche die Menschen mit schädlichem Aberglauben umstricken. Und darum glaube ich nur an einen Gott und keinen andern neben ihm!" Der Kaiser ließ den edlen Glaubenshelden gefesselt nach Rom führen, wo er zur Belustigung des heidnischen Pöbels im Colosseum von zwei Löwen zerrissen wurde. Christliche Brüder sammelten sorglich die Gebeine des glaubensstarken Märtyrers und brachten sie als Reliquien nach Antiochien.
Hadrianus 117—138, der folgende Kaiser, war Trajans Vetter. Er ließ dem römischen Reiche in Rechtspflege und Verwaltung viele sorgfältige Verbesserungen angedeihen und bereiste, um die Lage des ungeheuren Reichs genau kennen zu lernen, dasselbe größtenteils zu Fuß. „Ein Kaiser," sagte er, „muß wie die Sonne alle Teile seines Reiches beleuchten." Die von Trajan jenseits des Euphrats gemachten Eroberungen gab er wieder auf; das unterworfene Britannien schützte er im Norden durch den Pictenwall gegen feindliche Einfälle. Seinen Hof zierten Schriftsteller, Künstler und Gelehrte; der bedeutendste darunter war der Grieche Plutarch (t 120), unter dessen zahlreichen Schriften die vergleichenden Lebensbeschreibungen griechischer und römischer Feldherrn und Staatsmänner (§. 61, 3) besondere Erwähnung verdienen. Hadrian selbst war von großer Kunstliebe beseelt und ließ Rom und viele Städte seines Reiches durch treffliche Bau- und Bildwerke verschönern. Auf
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§. 20, 1. Die Perserkriege: Der Aufstand der Ionier. 127
Adels zu Gunsten des Volkes vollends gebrochen wurde. Die vier Stämme (Phylen), in welche das athenische Volk bis jetzt zerfiel, hob er auf, und bildete nach völliger Vermischung derselben zehn Bezirke oder Stämme. Jeder Bezirk hatte 50 Mitglieder in den Rat zu wählen, sodaß derselbe statt 400 jetzt 500 Mitglieder zählte. Die Beratungen desselben mußten fortan öffentlich stattfinden ; die Archonten wurden aus der Zahl der Bewerber durch das Los festgestellt. Damit eine Tyrannis in dem athenischen Staate in Zukunft nicht wiederkehre, wurde der Ostrazismus oder das Scherbengericht eingeführt, wodurch ein Bürger auf zehn Jahre aus dem Staate verbannt werden konnte. Schien weiterhin der Einfluß eines Bürgers dem Staate gefährlich, so hatte der Rat bei der Volksversammlung anzufragen, ob der Ostrazismus vorzunehmen sei. Wurde die Frage bejaht, so wurde der Tag für das Scherbengericht festgesetzt. Jeder Teilnehmende erhielt dann ein Täfelchen (Ostrakon oder Scherbe), auf welches der Name des Staatsgefährlichen zu schreiben war. Hatte der dritte Teil der Bürgerschaft (6000) den Namen desselben auf die Täfelchen gesetzt, so war dieser für die vorgeschriebene Zeit verbannt und mußte den Staat verlaßen, ohne jedoch seiner Ehre und seines Vermögens dabei verlustig zu gehen.
Die Adeligen in Athen riefen gegen diese Verfassungsänderungen zwar die Spartaner zu Hilfe, allein vergeblich. Als die Spartaner hierauf den Hippias nach Athen zurückführen wollten, versagten ihnen die eigenen Bundesgenossen den Beistand.
Zweiter Zeitraum.
Vom Beginn der Perserkriege bis zur Entstehung der makedonischen Weltherrschaft durch Alexander den Großen 500-336 v. Chr.
§. 20. Die Perserkriege 500—449.
1. Der Aufstand der Ionier.
1)ie griechischen Kolonien an der Westküste Kleinasiens waren durch ihren Handel frühzeitig zu großem Wohlstand gelangt, verloren aber ihre Unabhängigkeit an die Lyder und wurden dann mit Lydien durch Cyrus dem Perserreiche eingefügt. Nachdem der Zug des Perserkönigs Darius I. gegen die Skythen in Europa (§. 7, 2) mißglückt war, hofften die Ionier auf Befreiung von dem Perserjoch und ließen sich deshalb durch Histiäus zu einer Erhebung bewegen.
Histiäus hatte nämlich die Landschaft am unteren Strymon in
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Cyrus Cyrus Darius_I. Histiäus
Extrahierte Ortsnamen: Athen Athen Westküste_Kleinasiens Europa
§. 16. Die Frauen.
85
2. Unter den germanischen Frauen nahmen die gotischen und fränkischen die erste Stelle ein. Auch sie wurden, wie die altgermanischen Frauen, geachtet und ihre Geistesgaben anerkannt; man räumte ihnen gesetzlich sogar manche Vorrechte vor den Männern ein und bestrafte Unbilden, Mißhandlungen und Verletzungen, welche den Frauen zugefügt wurden, gewöhnlich doppelt so hart, als ähnliche, an Männern verübte Vergehen. Doch ist auf der andern Seite nicht zu übersehen, daß bei den Franken, wie bei den alten Germanen, die Frau eine verschiedene Behandlung erfuhr. So konnte bei den alten Germanen verlangt werden, daß sich die Frau mit dem toten Manne verbrennen lasse, und es kam vor, daß der Mann das Recht beanspruchte, die Frau zu verschenken oder zu verkaufen. Das salische Gesetz der Franken schloß die Töchter von der Erbschaft aus und betrachtete nur die Söhne als erbberechtigt. Dieser Artikel des salischen Gesetzbuches handelte eigentlich nur von Privatbesitzungen, wurde nachher aber auch auf die Besetzung des Thrones angewandt, dadurch wurde das weibliche Geschlecht von der Thronfolge ausgeschlossen. Auch bei den Ostgoten herrschte ähnlicher Brauch.
3. In der Geschichte der Goten werden mehrere ausgezeichnete Frauen genannt. Die Töchter Theodorichs des Großen (§. 7), Theudegota und Ostrogota, waren, erstere an den Westgotenkönig Alarich, die zweite an den burgundischen Prinzen Sigmund vermählt. Theodorich vermählte sich zum zweitenmale mit Chlodwigs Schwester Audosletis, mit welcher er eine Tochter, Amalasunla, empfing. Nach Theodorichs Tod folgte Amalafuntas Sohn, Athalarich, und seine Mutter führte die Vormundschaft. Als sie ihrem Sohne eine römische Erziehung geben wollte, wurde das Volk unwillig und zwang die Königin, dem Prinzen gotische Herrn zu Gesellschaftern zu geben. Diese verleiteten den Prinzen zu allen Lastern und führten seinen frühen Tod herbei. Nun bestieg Amalafunta den Thron (§. 7); da die Goten aber einer Frau zu gehorchen für unmännlich hielten, so reichte die Königin ihrem Vetter Theodat die Hand und erhob ihn zum Mitregenten; dieser, ein habsüchtiger, gelehrter und schon bejahrter Mann, hatte eidlich zugesagt, er werde die Regierung der Königin überlassen. Allein bald nach seiner Ankunft in Ravenna ließ er seine Wohlthäterin festnehmen, auf eine Insel des Bolsenasees bringen und im Bade erdrosseln. Ihre Tochter Mathasuinta war zuerst an den Ostgotenkönig Vitiges, nach dessen Tod an den Bruder des Kaisers Justinian vermählt und fand ein frühes Ende (§. 16, 6). Theodorichs Schwestertochter war an den thüringischen Herzog Hermansried verheiratet; ihre
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Vierte Periode des Mittelalters.
hieß der Kessel fang. Später bediente man sich der Kreuzprobe. Man stellte nämlich entweder den Kläger und den Angeklagten mit ausgestreckten Armen unter ein Kreuz und erklärte den für schuldig, welcher zuerst die Arme sinken ließ, oder man bezeichnete von zwei Würfeln den einen mit einem Kreuze, und sprach den frei, welcher den gezeichneten Würfel zog. Bei der Schwimmprobe galt es als Beweis der Schuld, wenn der ins Wasser Gestürzte nicht untersank. Bei der Probe des geweihten Bissens gab man dem Angeschuldigten unter den ärgsten Verwünschungen eine geweihte Hostie in den Mund. Konnte er diese ohne Mühe verschlucken, und blieb er auch nachher ohne Krankheit und Schmerzen, so wurde er für unschuldig erklärt. Endlich wird noch das Bahrrech t erwähnt. Man legte die Leiche eines Ermordeten auf eine Bahre und ließ den des Mordes Verdächtigen die Wunde berühren. Sobald das Blut aus derselben oder Schaum aus dem Munde des Gemordeten trat, oder wenn der Tote sich veränderte, so war der Angeklagte des Mordes schuldig. Manchmal nahm man statt der Leiche nur die Hand des Ermordeten; dies nannte man „das Scheingehen". Tie Ordalien kamen im 15. Jahrhundert ab; länger hielt sich die Tortur.
Die Folter oder Tortur war ein Mittel zur Erregung heftiger körperlicher Schmerzen bei dem Angeklagten, um ihn zu einem Geständnis zu zwingen. Die Tortur hatte mehrere Grade. Der erste Grad bestand in Peitschenhieben bei ausgespanntem Körper und im Zusammenquetschen der Daumen in eingekerbten oder mit stumpfen Spitzen versehenen Schraubstöcken; derzweite in heftigem Zusammenschnüren der Arme mit härenen Schnüren, im Zusammenschrauben der Beine mit ähnlichen Werkzeugen, den spanischen Stieseln. Ein kreuzweises Zusammenpressen der Daumen und großen Zehen geschah durch das sogenannte mecklenburgische Instrument. Der dritte Grad bestand im Ausrecken des Körpers mit rückwärts aufgehobenen Armen auf einer Bank oder Leiter oder durch die eigene Schwere des Körpers, wobei Gewichte an die Füße gehängt wurden. Diese Marter wurde noch durch Brennen in der Seite, auf den Armen, an den Nägeln erhöht. Außerdem gab es noch eine Menge anderer Peinigungsmittel, z. B. die pommersche Mütze, welche den Kops aus eine bedenkliche Weise zusammenpreßte; der gespickte Hase, eine Rolle mit stumpfen Spitzen, über welche der auf der Leiter ausgespannte Körper auf-und abgezogen wurde. Gewöhnlich setzte man die Folter fort, bis ein Geständnis erfolgte. Leugnete der Beklagte, so fuhr man fort, den-
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8. Die Franken unter den Merowingern.
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welcher sich durch seine Kenntnisse und Biederkeit das volle Vertrauen des Königs erworben, dagegen durch seine strenge Gerechtigkeitsliebe unter dem Volke Feinde gemacht hatte, erschien vor dem König und suchte ihm den gefaßten Verdacht zu benehmen. Unter anderem beteuerte er, wenn Albmus schuldig wäre, so teilte der ganze Senat das Verbrechen des Angeklagten. Aber Theodorich gab leider den Verleumdungen böswilliger Menschen mehr Gehör und ließ die angesehensten Senatoren mit Boethius einkerkern. Dieser und sein Schwiegervater Symmachus wurden hingerichtet und starben mutig und geduldig im vollen Bewußtsein ihrer Unschuld.
Theodorich sah bald sein Unrecht ein und sein Gewissen ließ ihm keine Ruhe mehr. Bei Tische glaubte er einst in dem aufgesperrten Rachen eines Fisches die Leiche eines unschuldig Gemordeten zu sehen, welcher nach Rache dürstete. Von Reue ergriffen, verfiel er in eine Krankheit und starb 526 zu Ravenna.
Nach Theodorichs Tode sank die Macht der Goten bald wieder von ihrer Höhe. Seine Tochter Amalasunta (§. 16, 3), eine feingebildete Frau, übernahm für ihren unmündigen Sohn Athalarich die Regierung. Da aber der Sohn starb und die Goten einer Frau zu gehorchen nicht gewohnt waren, so reichte Amalasunta ihrem Vetter Theodat die Hand. Theodat strebte nach der Alleinherrschaft und ließ sie im Bade ersticken. Dies bewog den griechischen Kaiser Iustinian (§. 10), dem Ostgotenreich in Italien 555 ein Ende zu machen.
§. 8. Die franken unter tsen Seramingem.
Chlodwig 481—511. Von den germanischen Reichen, welche aus den Trümmern Westroms entstanden, war das Reich der Franken allein von Dauer. Die Franken hatten ihre ursprünglichen Wohnsitze an der Elbe und Weser verlassen und waren über den Rhein vorgedrungen, um sich in Belgien und Gallien aus Kosten der Römer eine neue Heimat zu gründen. Sie waren in die ripuarischen und falischen Franken geteilt, von denen jene an beiden Usern des Niederrheins, diese im nördlichen Gallien wohnten und zu Anfang dieses Zeitraums (476) unter verschiedenen Fürsten standen. Unter diesen wurde Chlodwig der Begründer des Frankenreichs. Er war der Enkel Merowigs, des Ahnherrn der merowingischen Königsfamilie der Franken und erst 15 Jahre alt, als er 481 seinem Vater in der Regierung der salischen Franken folgte.
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§. 8. Die Franken unter den Merowingern.
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Chlodwig diese Drohung vernahm, ließ er beide enthaupten und nahm ihr Reich und ihre Schätze ebenfalls in Besitz. Nun hatte Chlodwig noch einen Vetter, den König Ragnachar in Cambrap, einen üppigen, geizigen, unbeliebten Mann. Durch unechten Schmuck von Erz verleitete Chlodwig einige Leute seines Gefolges zur Treulosigkeit gegen ihren König. Als dieser nun wider Chlodwig zu Felde zog, wurde er geschlagen, und als Ragnachar sloh, fingen ihn seine eignen Leute
und führten ihn samt seinem Bruder gebunden vor den König,
welcher beide mit seiner Streitaxt niederhieb. Nach diesen frevel-
haften Thaten besorgte Chlodwig Nachstellungen von andern Verwandten, welche sich vielleicht gerettet haben könnten. Darum klagte er einmal laut in der Volksversammlung: „Wehe mir, daß der
Himmel mir alle meine Blutsverwandten genommen, und daß ich
einsam bin auf Erden." Er hoffte durch diese Worte Mitleid
zu erregen und die Überlebenden feiner Anverwandten kennen zu lernen. Aber alle Anwesenden schwiegen. Nun war er der Überzeugung, daß sein Land seinen Söhnen verbleiben werde.
Durch kriegerischen Mut, List und Verstellung war Chlod-
wig der Gründer des fränkischen Reiches geworden, das von den Sevennen, der Garonne und dem atlantischen Meere über den Rhein hinaus bis zu Neckar, Main und der Werra reichte. Mit germanischen Völkerschaften waren keltische und romanische Völkerreste staatlich vereinigt und von dem gleichen religiösen Band umschlossen worden. Deutsche Kraft verband sich mit römischer Form und verlieh dem neugegründeten Staate feste Grundlagen zu dauernder Herrschaft. Chlodwig starb in feinem 45. Lebensjahr 511 zu Paris, wo er in der Kirche begraben liegt, welche er den Aposteln zu Ehren hatte aufführen lassen.
Chlodwigs Nachfolger. Chlodwigs Reich wurde unter seine 4 Söhne verteilt. Der älteste erhielt den östlichen, rein deutschen
Teil, Australien, mit der Hauptstadt Metz, die drei jüngeren
teilten sich in das westliche, ursprünglich romanische Gebiet, Neustrien. Das Reich galt trotzdem als ein einiges, und die Brüder führten ihre Eroberungen gemeinsam aus. Mit den Sachsen verbunden , eroberten sie 530 Thüringen und vereinigten den südlichen Teil desselben mit ihrem Land, während der nördliche von den Sachsen in Besitz genommen wurde. Nach Gundobalds Tode unterwarfen sie 532 Burgund, welches fortan den dritten Hauptteil des Frankenreiches bildete. Als später die Ostgoten in Italien nach Amalasuntas Tode mit dem griechischen Kaiser Justinian Krieg
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§. 10. Vandalen und Ostgoten. Belisar und Narses. 51
und wurde auf dem Zuge nach Karthago von den katholischen Römern, die unter dem Drucke der arianischen Vandalen standen, mit Jubel als Befreier begrüßt. Den kecken Gelimer, welcher den König Hilderich unmittelbar nach Belisars Landung hatte hinrichten lassen, besiegte er in zwei Schlachten, sodaß er schon nach drei Monaten die Eroberung des Vandalenreiches nach Konstantinopel melden sonnte.) Gelimer hatte sich auf einem Berge verschanzt; er vermochte sich aber nicht lange zu halten und schickte, wie erzählt wird, einen Boten an Belisar mit der Bitte um ein Stücklein Brot, damit er feinen Hunger stillen, um einen Schwamm, damit er seine rotgeweinten Augen netzen, und um eine Laute, damit er das Lied seines Jammers zu ihren Klängen singen könne. Der Hunger zwang ihn zur Übergabe. Nachdem Belisar das Vandalenreich 534 in eine Provinz des griechischen Kaiserreiches verwandelt hatte, kehrte er von Karthago nach Konstantinopel zurück und feierte einen glänzenden Triumph. In großem, festlichem Zuge ging er von feinem Hause zur Rennbahn bescheiden zu Fuß; ihn begleiteten Gelimer in goldenen Ketten, die vornehmsten Vandalen und eine große Schar Diener, welche die erbeuteten Kostbarkeiten nachtrugen. Juftinian schenkte Gelimer das Leben und wies ihm Güter in Galatien an, das Vandalenvolk aber fand unter den Bewohnern des nördlichen Afrika feinen Untergang.
Die leichte Eroberung des Vandalenreichs veranlaßte Juftinian nach dem Tode Amalafuntas, feine Hand auch nach dem Dstgoten-reiche auszustrecken. Belisar übernahm abermals den Oberbefehl, eroberte 535 Sizilien und zog von hier aus nach Unteritalien, wo er willig aufgenommen wurde, da die meisten Katholiken den gotischen Arianern feindlich gesinnt waren. Er eroberte Rom und hielt sich gegen eine dreißigfache Übermacht, die der gotische König Vitiges, der Nachfolger des ermordeten Theodat, heranführte, bis neue Truppen von Konstantinopel erschienen. Die Goten übertrugen nun Belisar die Krone Italiens; er nahm sie scheinbar an und machte sich zum Herrn von ganz Italien, blieb aber feinem Kaiser treu. Doch dieser lohnte ihn mit Undank und rief ihn ab. Ohne Murren kehrte Belisar mit dem gefangenen Vitiges und dem reichen Schatze Theodorichs heim und legte denselben seinem kaiserlichen Gebieter ehrfurchtsvoll zu Füßen. Aber nochmals mußte Belisar gegen die aufständischen Goten, welche den jungen Totilas zum König erhoben hatten, nach Italien ziehen; allein da ihm aus Mißtrauen und Eifersucht die nötigen Hilfsmittel versagt wurden, so bat er um seine Entlassung. Er kehrte zurück, schlug zehn Jahre
4*
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Is«
Porto und zog Ende Mai 455 in das zitternde Rom ein. Volle U Tage wurde
die Stadt ausgeplündert. Was die Gothen übrig gelassen hatten, die Kirchenge-
räthe, die bronzenen Verzierungen, das vergoldete Tempeldach -des Capitols,
das nahmen die Vandalen mit und viele tausend Gefangene; unter ihnen mußte
die Kaiserin Eudoria mit zwei Töchtern nach Afrika. Rom hatte es den
Bitten Leos zu verdanken, daß es nur ausgeplündert und nicht auch verbrannt
wurde.
Zwölftes Kapitel.
Die letzten Zeiten des weströmischen Reiches.
Zn dieser Noth wurde Avitus in Gallien zum Kaiser ausgerufen, bald
aber durch den Rikimer, einen suevischen Feldherrn, vom Throne gestoßen;
er wurde Bischof in Piacenza, aber Rikimer ließ ihn bald umbringen. Darauf
erhob der Sueve den Majorian; dieser rüstete eine starke Flotte gegen den Geise-
rich, aber dieser nahm einen Theil derselben an der spanischen Küste weg. 461
ließ Rikimer auch den Majorian morden, und erhob nach einander den Livius
Severus und Anthemius. 468 bot Anthemius und der oströmische Kaiser Leo
alle Kräfte auf gegen die Vandalen, aber während eines Waffenstillstandes ver-
brannte Geiserich die ganze große Flotte. Darauf tödtete Rikimer den Kaiser
in einer Schlacht, erstürmte Rom und in der unglücklichen Stadt wütheten
Raub, Mord, Brand, Hunger und Seuchen. Der herrschende Sueve
machte hierauf den Olybrius zum Kaiser, dieser starb aber und bald darauf
auch Rikimer. Nun erhob 472 der Burgunder Gundobald den Glycerius, der
Kaiser in Constantinopel den Julius Nepos; der erste wurde bald Bischof in
Salona, der andere von seinem Feldherrn Orestes vertrieben. Dieser setzte sei-
nen Sohn Romulus Momyllus auf den Thron, den man wegen seiner
Jugend Augustulus nannte. Gegen diesen empörte sich aber der Rugier
Odoaker, Anführer der deutschen Stämme der Rugier, Heruler, Scyren,
Thurselinger u. s. w. Er schlug und tödtete den Orestes, begnadigte aber
den Romulus Augustulus, indem er ihm in Campanien das Landgut des Ln-
cullus und 6000 Goldstücke jährlichen Einkommens gab. Er selbst machte
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Extrahierte Personennamen: Eudoria Leos Leo Leo Julius_Nepos Romulus_Momyllus Romulus_Augustulus
Extrahierte Ortsnamen: Rom Afrika Gallien Piacenza Rom Constantinopel Salona
Is?
sich zum König von Italien und so hörte 478 dav abendländische Kaiser«
thum auf, während das morgenländische oder griechische sein Dasein bis 1445
verlängerte.
Schluß
Mit Romulus Augustulus hörte allerdings der römische Kaiserutel auf,
Las Reich selbst hatte schon früher allmälig aufgehört. Es hatten sich Gothen,
Sachsen, Alemannen, Vandalen, Sueven, Rugier und Heruler u. s. w. in
allen Provinzen und in Italien selbst niedergelassen, zum Theil als Bundesge-
nossen und dem Namen nach als Unterthanen des Kaisers; außer den großen
r‘
Städten blieb selbst in Spanien, Gallien und Italien wenig römisches Element
übrig. Schon längst bestand das sogenannte römische Heer nur aus deutschen
Söldnern, und die Anführer dieser Söldner waren die eigentlichen Herren.
Da gefiel es endlich dem Odoaker, den Kaisertitel abzuschaffen.
Die Römern hatten unter ihren Eonsuln und ersten Kaisern alle Völker
angegriffen und um ibrc Freiheit gebracht und ihnen selbst alle Nationalität
genommen, sie zu halben Römern umgeformt: jetzt war wohl kein euro-
päisches Volk, das sich nicht an Rom rächte, selbst die Asiaten, Parther
und Perser ermannten sich zur Rache; die Enkel mußten zehnfach alle Noth
des Krieges erdulden, welche ihre Väter so unbarmherzig über alle anderen
Völker gebracht hatten. Seit den Einfällen der deutschen Stämme zur
Zeit des Kaisers M. Aurelius (180) hatte das Reich fast ohne Unter-
brechung eine wahrhaft schreckliche Zeit. Da fochten die Gegenkaiser im
Reiche ihre Kriege aus, verwüsteten Provinzen und Städte und vertilgten
in ihren Schlachten die Blüthe der männlichen Bevölkerung. Schien es auf
diese Weise, daß sich das Reich selbst zerreißen wollte und die Römer sich
selber zu vertilgen trachten, so ergoßen sich andererseits solche Volksschwärme,
daß man glauben möchte, die Völker des ganzen Erdbodens hätten sich zum
Verderben des römischen Kaiserthums verschworen. Sulla, die Triumvirn,
die Kaiser wie Nero und Caligula vernichteten die Nachkommen der Con-
suln und Dictatoren, den Adel, die Barbaren aber mähten die ganze Be-
völkerung nieder und Pest, Hunger und Seuchen halfen ihnen. Wenig-
stens zwei Dritttheile der Einwohner gingen zu Grunde; die Städte zcr-
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Extrahierte Personennamen: Romulus_Augustulus Aurelius Sulla Caligula
Extrahierte Ortsnamen: Italien Sachsen Italien Spanien Gallien Italien Rom
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thun, wenn er wollte, und seine Nachfolger thaten es nur zu sehr- so lagerte
eine Herrschaft des Schreckens wie eine dunkle Wolke über das große Reich.
Die Geburt Christi.
Als Augustus 29 Jahre lang als Alleinherrscher regiert hatte, 754 Jahre
nach der Erbauung der Stadt Rom, im ersten Jahre der 19dften Olympiade,
als ein vergötterter Mensch dem Menschengeschlechte gebot unv der Mensch seinen
Mitmenschen wie das Thier unterjochte, als die Götter eine Fabel und die
Unterwelt ein Spott war, und alles nach Reichthum und Lust trachtete, als das
Ziel des Lebens: da wurde zu Bethlehem, im Lande Juda, Jesus Christus
geboren und mit ihm beginnt eine neue Zeit. Bald wurde über den Erdkreis
verkündet: Es ist nur ein Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat; er ist
der Vater aller Menschen, und alle Menschen sind Brüder und gleich vor
Gott; der Geist des Menschen ist unsterblich; alle müssen nach dem Tode Re-
chenschaft geben von ihren Thaten und der göttliche Richter kennt kein Ansehen
der Person, vor ihm ist der Sklave und der Kaiser gleich. ' Wie mögen die
armen Sklaven dieser Botschaft gelauscht haben! Der christliche Sklave hatte
nun wieder seine Menschenwürde gewonnen als Kind Gottes; er arbeitete, dul-
dete, litt — und blickte mit Trost und Hoffnung auf die jenseitige Vergeltung.
Den vornehmen Schwelgern, den Kaisern selbst und den Wütherichen gefiel das
Christenthum nicht; sie verloren durch dasselbe, was ihnen-am theuerstcn war:
Wollust und die Gewalt, die Menschen zu mißbrauchen. Doch konnten sie es
nicht hindern, daß das Christenthum langsam und ruhig und doch mit unwider-
stehlichem Gange die Welt umgestaltete.
Die Hermannsschlacht. (7. u. 8. Sept. 9 n Chr. G)
Davon ahnte Augustus gar nichts, daß eine neue Weltordnung unter
ihm durch Christi Geburt den Anfang genommen hatte, aber er mußte den ersten
Blitz des Gewitters sehen, das über sein Reich Hereinbrechen sollte. Das war
die Hermannsschlacht im Teutoburgerwalde.
Augustus hatte 14 Jahre v. Chr. durch seine Stiefsöhne Tiberius und
Drusus das Alpengebirge vom Genfersee bis zum adriatischen Meere erobern
lassen, um Herr der Alpenpässe, der Thore Italiens zu sein, und als er nun
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Extrahierte Personennamen: Augustus Jesus_Christus Augustus Christi Augustus Tiberius Drusus
Extrahierte Ortsnamen: Christi Rom Olympiade Bethlehem Juda Italiens