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1. Geschichte des Altertums - S. 300

1889 - Wiesbaden : Kunze
300 Dritter Abschnitt. Dritter Zeitraum. lichen Aberglauben und schob die Untersuchung auf, um weitere Befehle zu vernehmen." Trajan erwiderte: „Du hast den richtigen Weg eingeschlagen. Denn es läßt sich für diese Untersuchung keine allgemein gültige Norm angeben. Man muß die Christen nicht aufsuchen; wenn sie aber angegeben und überwiesen werden, muß man sie bestrafen; wenn indessen einer Reue zeigt und unsere Götter anruft, so soll ihm verziehen werden. Anklagen ohne Namensunterschrift können nicht angenommen werden, weil das ein sehr gefährliches Beispiel und dem Geiste meines Zeitalters entgegen wäre." Unter den vielen Christen, welche unter Trajans Regierung den Märtyrertod erlitten, war auch der 120 Jahre alte Bischof Simon von Jerusalem, welcher gekreuzigt wurde, so wie der ehrwürdige Bischof Ignatius von Antiochia, welchen der Kaiser selbst verhörte. Trajan war zornig über den frommen Mann und warf ihm vor, er sei vom bösen Geist besessen, verletze die Befehle seines Kaisers und reiße noch andere mit ins Verderben. Ignatius ent-gegnete dem Kaiser in freudigem Todesmute: „Wer Jesum freudig im Herzen trägt und seine Gebote treulich hält, ist nicht vom bösen Geist besessen; wohl aber jeder, der Jesum verleugnet! Eure heidnischen Götter sind böse Geister, welche die Menschen mit schädlichem Aberglauben umstricken. Und darum glaube ich nur an einen Gott und keinen andern neben ihm!" Der Kaiser ließ den edlen Glaubenshelden gefesselt nach Rom führen, wo er zur Belustigung des heidnischen Pöbels im Colosseum von zwei Löwen zerrissen wurde. Christliche Brüder sammelten sorglich die Gebeine des glaubensstarken Märtyrers und brachten sie als Reliquien nach Antiochien. Hadrianus 117—138, der folgende Kaiser, war Trajans Vetter. Er ließ dem römischen Reiche in Rechtspflege und Verwaltung viele sorgfältige Verbesserungen angedeihen und bereiste, um die Lage des ungeheuren Reichs genau kennen zu lernen, dasselbe größtenteils zu Fuß. „Ein Kaiser," sagte er, „muß wie die Sonne alle Teile seines Reiches beleuchten." Die von Trajan jenseits des Euphrats gemachten Eroberungen gab er wieder auf; das unterworfene Britannien schützte er im Norden durch den Pictenwall gegen feindliche Einfälle. Seinen Hof zierten Schriftsteller, Künstler und Gelehrte; der bedeutendste darunter war der Grieche Plutarch (t 120), unter dessen zahlreichen Schriften die vergleichenden Lebensbeschreibungen griechischer und römischer Feldherrn und Staatsmänner (§. 61, 3) besondere Erwähnung verdienen. Hadrian selbst war von großer Kunstliebe beseelt und ließ Rom und viele Städte seines Reiches durch treffliche Bau- und Bildwerke verschönern. Auf

2. Geschichte des Mittelalters - S. 85

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 16. Die Frauen. 85 2. Unter den germanischen Frauen nahmen die gotischen und fränkischen die erste Stelle ein. Auch sie wurden, wie die altgermanischen Frauen, geachtet und ihre Geistesgaben anerkannt; man räumte ihnen gesetzlich sogar manche Vorrechte vor den Männern ein und bestrafte Unbilden, Mißhandlungen und Verletzungen, welche den Frauen zugefügt wurden, gewöhnlich doppelt so hart, als ähnliche, an Männern verübte Vergehen. Doch ist auf der andern Seite nicht zu übersehen, daß bei den Franken, wie bei den alten Germanen, die Frau eine verschiedene Behandlung erfuhr. So konnte bei den alten Germanen verlangt werden, daß sich die Frau mit dem toten Manne verbrennen lasse, und es kam vor, daß der Mann das Recht beanspruchte, die Frau zu verschenken oder zu verkaufen. Das salische Gesetz der Franken schloß die Töchter von der Erbschaft aus und betrachtete nur die Söhne als erbberechtigt. Dieser Artikel des salischen Gesetzbuches handelte eigentlich nur von Privatbesitzungen, wurde nachher aber auch auf die Besetzung des Thrones angewandt, dadurch wurde das weibliche Geschlecht von der Thronfolge ausgeschlossen. Auch bei den Ostgoten herrschte ähnlicher Brauch. 3. In der Geschichte der Goten werden mehrere ausgezeichnete Frauen genannt. Die Töchter Theodorichs des Großen (§. 7), Theudegota und Ostrogota, waren, erstere an den Westgotenkönig Alarich, die zweite an den burgundischen Prinzen Sigmund vermählt. Theodorich vermählte sich zum zweitenmale mit Chlodwigs Schwester Audosletis, mit welcher er eine Tochter, Amalasunla, empfing. Nach Theodorichs Tod folgte Amalafuntas Sohn, Athalarich, und seine Mutter führte die Vormundschaft. Als sie ihrem Sohne eine römische Erziehung geben wollte, wurde das Volk unwillig und zwang die Königin, dem Prinzen gotische Herrn zu Gesellschaftern zu geben. Diese verleiteten den Prinzen zu allen Lastern und führten seinen frühen Tod herbei. Nun bestieg Amalafunta den Thron (§. 7); da die Goten aber einer Frau zu gehorchen für unmännlich hielten, so reichte die Königin ihrem Vetter Theodat die Hand und erhob ihn zum Mitregenten; dieser, ein habsüchtiger, gelehrter und schon bejahrter Mann, hatte eidlich zugesagt, er werde die Regierung der Königin überlassen. Allein bald nach seiner Ankunft in Ravenna ließ er seine Wohlthäterin festnehmen, auf eine Insel des Bolsenasees bringen und im Bade erdrosseln. Ihre Tochter Mathasuinta war zuerst an den Ostgotenkönig Vitiges, nach dessen Tod an den Bruder des Kaisers Justinian vermählt und fand ein frühes Ende (§. 16, 6). Theodorichs Schwestertochter war an den thüringischen Herzog Hermansried verheiratet; ihre

3. Geschichte des Mittelalters - S. 174

1888 - Wiesbaden : Kunze
174 Dritte Periode des Mittelalters. Wittelsbach die Acht aus, und dieser fand bald darnach einen ae-malt amen Otto zog jetzt mit stattlicher Heeresrnacht nach ^tal,°n » « Fnnoeenz Iii. dl- Kaiserkrone empfing, atä er abn b« «aifettechte über den Kirchenstaat geltend machte und llntmtalicn Besetzte, um den jungen Hohenstaufen zur Huldigung zu zwingen, trat chm der Papst entgegen und sprach den Bann über ihn aus. Otto vermählte sich jetzt mit Beatrix, der Tochter des ermordeten Königs Philipp, um die Hohenstaufen zu versöhnen. Diese starb aber wenige Wochen nach der Vermählung, vermutlich au Gift as ihr etne italienische Nebenbuhlerin Beigebracht hatte. Nun sandte der Papst Ben jungen Friedrich von Hohenstaufen als Thronbewerber nach Deutschland, nachdem derselb- einen Kreuzzug gelobt und das Versprechen gegeben hatte, daß er das neapolitanische Reich fernem «einen Sohne Heinrich als päpstliches Lehen überlassen und me mit dem Reiche verbinden wolle. Die Anhänger der Hohenstaufen traten auf bte Seite des Papstes und unterstützten dessen Plan. Utos Ansehen schwand vollends, nachdem er als Verbündeter Englands gegen Frankreich, auf dessen Seite Friedrich stand, die Schlacht bei Bonn,nes In der Nahe von Lille 1214 verloren hatte und nach dem Rhein fliehen mußte. Aachen und Köln, feine letzten Stütz-punkte, gingen an Friedrich über, und dieser wurde 1215 in Aachen als König gekrönt. Otto Iv. zog sich auf ferne Harzburg zurück, wo er drei ^ahre nach Friedrichs Krönung (1218) starb. 5 Friedrich Ii. 1215—1250. Friedrich Ii. war ein reich begabter, fein gebildeter Fürst und verband mit einem schönen Äußeren eine ritterliche Gesinnung und seltene Menschenkenntnis. Im Süden erzogen, war er frühzeitig mit dem Morgenlande und' der mohammedanischen Welt in Berührung gekommen; dadurch aber gelangte er zu einer religiösen Stellung, die rhn der Kirche ebenso innerlich entfremdete, wie seine langwierigen Kampfe mtt den Päpsten äußerlich. Mit seinem Erzieher Innocenz Iii. und dem milden Hon onus Iii. lebte er noch in gutem Einvernehmen, als aber der hochbetagte, unbeugsame Greaor Ix den päpstlichen Stuhl bestieg, war es mit dem Frieden zwischen Papst und Kaiser wieder zu Ende. Nach seiner Krönung war Friedrich zunächst in Deutschland mit der Schlichtung des Parteistreits beschäftigt. Als ihm dieses gelungen war und sein neunjähriger Sohn Heinrich, den er aus Italien hatte kommen lassen, von den deutschen Fürsten zu seinem Nachfolger gewählt

4. Geschichte des Mittelalters - S. 260

1888 - Wiesbaden : Kunze
260 Vierte Periode des Mittelalters. ihres Bruders Ferdinand mit Ludwigs Schwester Anna. Seitdem hieß es: „Du glückliches Östreich heirate, laß andere kriegen." Als Papst Julius Ii. 1511 erkrankte, trug sich Maximilian mit dem Gedanken, die höchste geistliche und weltliche Macht in seiner Person zu vereinigen. Allein die italienischen Kardinäle fürchteten mit Recht die Verwirklichung eines solchen Planes und wählten 1513 den Mediceer Leo X. zum Papste. Kurze Zeit vor seinem Tode sah Maximilian zwei seiner Lieblingspläne scheitern: die Erwählung seines Enkels Karl zum römischen König und den allgemeinen Krieg gegen die Türken. Der erstere scheiterte an dem Widersprüche der Kurfürsten, welche die gewaltige Macht des Habsburgischen Hauses nicht mit Unrecht fürchteten, der geplante Türkenkrieg an der Abneigung der Reichsfürsten gegen jeden auswärtigen Krieg. Mißmutig verließ Maximilian den Reichstag, der 1518 in Augsburg abgehalten worden war. Auf dem Lechfelde sah er sich noch einmal um und sprach in tiefer Rührung: „Nun gesegne dich Gott, du liebes Augsburg mit deinen frommen Bürgern, wir werden dich nicht mehr sehen!" Als er nach Innsbruck kam, fühlte er fein Ende nahen. Er ließ sich das heilige Abendmahl reichen, legte sein Totenhemd an und erwartete so den Tod. Seine Freunde und Angehörigen umstanden weinend das Sterbelager. Er aber sprach: Was weinet ihr, daß ihr einen sterblichen Menschen sterben seht?" So verschied er 1519. Mit Macht begann in den letzten Jahren seiner Regierung aus allen Gebieten des Lebens ein neuer Geist sich zu regen. Maximilian empfand und verstand das Wehen dieses Geistes der Neuzeit nicht mehr: in den Anschauungen des Mittelalters festgewurzelt, starb er als „der letzte Ritter". §. 39. Die aujjeciseutj'rfien Staaten (Europas. 1. Frankreich. Die letzten Kapetinger bis 1328. Ludwigs Ix. (§. 28,1) Sohn Philipp Iii. (1270—1285) erwarb die Grafschaft Toulouse. Dessen Sohn und Nachfolger Philipp Iv. der Schöne (1285—1314) war ein kluger, kühner und gewalttätiger Fürst, der kein Mittel zur Ausführung feiner Pläne verschmähte. Ihm gelang es, die Staatseinheit im Innern zu befestigen und Frankreichs Einfluß nach außen durch Ländererwerbungen und einen siegreichen Kampf mit dem Papsttum zu vermehren. Seine Gemahlin Johanna brachte ihm das Königreich Navarra nebst der Grafschaft Champagne und Brie

5. Die Weltgeschichte - S. 129

1835 - Mainz : Kupferberg
Karl der Kühne. Maximilian. Timur. 42d und Verwirrung in Deutschland vorzüglich durch Herzog Lud-a.c.g. wig von Baiern und Friedrich den Sieghaften von der Pfalz rc. Unzufriedenheit mit dem Kaiser allgemein. Streitigkeiten desselben mit seinen Niederösterreichischen Standen, in Wien 1462. von seinem Bruder Albrecht belagert; sein Krieg mit König Matthias Corvin von Ungarn; seine und seines Sohnes Maximilian Zusammenkunft in Trier mit dem reichen Herzoge Karl dem Kühnen von Burgund (Königskrone), plötzliche 1473. Trennung. Karl belagert Nuys, vertreibt den Herzog Renatus von Lothringen, wird von den Schweizern bei Granson und Murten, darauf von Renatus bei Nancy geschlagen, fallt; 1476. seine Tochter Maria vermählt ssch mit Maximilian (Anma-1477. ßnngen Ludwigs Xi. von Frankreich, — Burgund), stirbt 1482, und hinterlaßt Philipp und Margarethe. Maxi- milian Landesadministrator der Niederlande; sein Krieg mit Karl Viii. von Frankreich und mit den Flandren:. Friedrich, wegen der immer weiter um sich greifenden 1493. Türken besorgt, stirbt zu Linz. 3) Maximilian I. übergibt seinem Sohne Philipp die 1494. Regierung der Niederlande, nöthigt, in Verbindung mit dem Pabste, Ferdinand von Aragonien und den Venetianeru, den in Italien eingedrungenen König Karl Viii. von Frankreich zum Rückzüge, ordnet auf dem Reichstage zu Worms den Landfrieden und das Reich s kämm erg ericht an 1496, und vermahlt seinen Sohn Philipp mit Johanna, Tochter Fer- mongolischer Eroberer und zugleich Gesetzgeber, seit 1569 Beherricher von Dschagetai, dehnt durch rasche Eroberungen seine Herrschaft vom Ganges bis zum Mittelmeere aus, stirbt 1405, und sein Reich löst sieb unter seinen Nachkommen auf. Dagegen erhebt sich wieder die Herr- schaft Bajesid's unter dessen Sohn Muh ame d I. 1413, dem sein Sohn Murad Ii. 1421 nachfolgt, der den griechischen Kaiser Johann Vi. tributbar macht, und 1451 stirbt. Sein -Sohn Muhamed Ii., ein grausamer Tyrann und Gesetzgeber, erobert 1455 Konstantinopel, Tra- pezunt, Bosnien, Servien, Albanien rc., stirbt 1481. Sein Nachfolger Bajesid Ii. steigert den Einfluß der Janitscharen, bekriegt Aegypten, Venedig, streift nach Ungarn, Oesterreich rc., stirbt 1512. 9

6. Geschichte des Mittelalters - S. 41

1888 - Wiesbaden : Kunze
8. Die Franken unter den Merowingern. 41 welcher sich durch seine Kenntnisse und Biederkeit das volle Vertrauen des Königs erworben, dagegen durch seine strenge Gerechtigkeitsliebe unter dem Volke Feinde gemacht hatte, erschien vor dem König und suchte ihm den gefaßten Verdacht zu benehmen. Unter anderem beteuerte er, wenn Albmus schuldig wäre, so teilte der ganze Senat das Verbrechen des Angeklagten. Aber Theodorich gab leider den Verleumdungen böswilliger Menschen mehr Gehör und ließ die angesehensten Senatoren mit Boethius einkerkern. Dieser und sein Schwiegervater Symmachus wurden hingerichtet und starben mutig und geduldig im vollen Bewußtsein ihrer Unschuld. Theodorich sah bald sein Unrecht ein und sein Gewissen ließ ihm keine Ruhe mehr. Bei Tische glaubte er einst in dem aufgesperrten Rachen eines Fisches die Leiche eines unschuldig Gemordeten zu sehen, welcher nach Rache dürstete. Von Reue ergriffen, verfiel er in eine Krankheit und starb 526 zu Ravenna. Nach Theodorichs Tode sank die Macht der Goten bald wieder von ihrer Höhe. Seine Tochter Amalasunta (§. 16, 3), eine feingebildete Frau, übernahm für ihren unmündigen Sohn Athalarich die Regierung. Da aber der Sohn starb und die Goten einer Frau zu gehorchen nicht gewohnt waren, so reichte Amalasunta ihrem Vetter Theodat die Hand. Theodat strebte nach der Alleinherrschaft und ließ sie im Bade ersticken. Dies bewog den griechischen Kaiser Iustinian (§. 10), dem Ostgotenreich in Italien 555 ein Ende zu machen. §. 8. Die franken unter tsen Seramingem. Chlodwig 481—511. Von den germanischen Reichen, welche aus den Trümmern Westroms entstanden, war das Reich der Franken allein von Dauer. Die Franken hatten ihre ursprünglichen Wohnsitze an der Elbe und Weser verlassen und waren über den Rhein vorgedrungen, um sich in Belgien und Gallien aus Kosten der Römer eine neue Heimat zu gründen. Sie waren in die ripuarischen und falischen Franken geteilt, von denen jene an beiden Usern des Niederrheins, diese im nördlichen Gallien wohnten und zu Anfang dieses Zeitraums (476) unter verschiedenen Fürsten standen. Unter diesen wurde Chlodwig der Begründer des Frankenreichs. Er war der Enkel Merowigs, des Ahnherrn der merowingischen Königsfamilie der Franken und erst 15 Jahre alt, als er 481 seinem Vater in der Regierung der salischen Franken folgte.

7. Geschichte des Mittelalters - S. 45

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 8. Die Franken unter den Merowingern. 45 Chlodwig diese Drohung vernahm, ließ er beide enthaupten und nahm ihr Reich und ihre Schätze ebenfalls in Besitz. Nun hatte Chlodwig noch einen Vetter, den König Ragnachar in Cambrap, einen üppigen, geizigen, unbeliebten Mann. Durch unechten Schmuck von Erz verleitete Chlodwig einige Leute seines Gefolges zur Treulosigkeit gegen ihren König. Als dieser nun wider Chlodwig zu Felde zog, wurde er geschlagen, und als Ragnachar sloh, fingen ihn seine eignen Leute und führten ihn samt seinem Bruder gebunden vor den König, welcher beide mit seiner Streitaxt niederhieb. Nach diesen frevel- haften Thaten besorgte Chlodwig Nachstellungen von andern Verwandten, welche sich vielleicht gerettet haben könnten. Darum klagte er einmal laut in der Volksversammlung: „Wehe mir, daß der Himmel mir alle meine Blutsverwandten genommen, und daß ich einsam bin auf Erden." Er hoffte durch diese Worte Mitleid zu erregen und die Überlebenden feiner Anverwandten kennen zu lernen. Aber alle Anwesenden schwiegen. Nun war er der Überzeugung, daß sein Land seinen Söhnen verbleiben werde. Durch kriegerischen Mut, List und Verstellung war Chlod- wig der Gründer des fränkischen Reiches geworden, das von den Sevennen, der Garonne und dem atlantischen Meere über den Rhein hinaus bis zu Neckar, Main und der Werra reichte. Mit germanischen Völkerschaften waren keltische und romanische Völkerreste staatlich vereinigt und von dem gleichen religiösen Band umschlossen worden. Deutsche Kraft verband sich mit römischer Form und verlieh dem neugegründeten Staate feste Grundlagen zu dauernder Herrschaft. Chlodwig starb in feinem 45. Lebensjahr 511 zu Paris, wo er in der Kirche begraben liegt, welche er den Aposteln zu Ehren hatte aufführen lassen. Chlodwigs Nachfolger. Chlodwigs Reich wurde unter seine 4 Söhne verteilt. Der älteste erhielt den östlichen, rein deutschen Teil, Australien, mit der Hauptstadt Metz, die drei jüngeren teilten sich in das westliche, ursprünglich romanische Gebiet, Neustrien. Das Reich galt trotzdem als ein einiges, und die Brüder führten ihre Eroberungen gemeinsam aus. Mit den Sachsen verbunden , eroberten sie 530 Thüringen und vereinigten den südlichen Teil desselben mit ihrem Land, während der nördliche von den Sachsen in Besitz genommen wurde. Nach Gundobalds Tode unterwarfen sie 532 Burgund, welches fortan den dritten Hauptteil des Frankenreiches bildete. Als später die Ostgoten in Italien nach Amalasuntas Tode mit dem griechischen Kaiser Justinian Krieg

8. Geschichte des Mittelalters - S. 51

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 10. Vandalen und Ostgoten. Belisar und Narses. 51 und wurde auf dem Zuge nach Karthago von den katholischen Römern, die unter dem Drucke der arianischen Vandalen standen, mit Jubel als Befreier begrüßt. Den kecken Gelimer, welcher den König Hilderich unmittelbar nach Belisars Landung hatte hinrichten lassen, besiegte er in zwei Schlachten, sodaß er schon nach drei Monaten die Eroberung des Vandalenreiches nach Konstantinopel melden sonnte.) Gelimer hatte sich auf einem Berge verschanzt; er vermochte sich aber nicht lange zu halten und schickte, wie erzählt wird, einen Boten an Belisar mit der Bitte um ein Stücklein Brot, damit er feinen Hunger stillen, um einen Schwamm, damit er seine rotgeweinten Augen netzen, und um eine Laute, damit er das Lied seines Jammers zu ihren Klängen singen könne. Der Hunger zwang ihn zur Übergabe. Nachdem Belisar das Vandalenreich 534 in eine Provinz des griechischen Kaiserreiches verwandelt hatte, kehrte er von Karthago nach Konstantinopel zurück und feierte einen glänzenden Triumph. In großem, festlichem Zuge ging er von feinem Hause zur Rennbahn bescheiden zu Fuß; ihn begleiteten Gelimer in goldenen Ketten, die vornehmsten Vandalen und eine große Schar Diener, welche die erbeuteten Kostbarkeiten nachtrugen. Juftinian schenkte Gelimer das Leben und wies ihm Güter in Galatien an, das Vandalenvolk aber fand unter den Bewohnern des nördlichen Afrika feinen Untergang. Die leichte Eroberung des Vandalenreichs veranlaßte Juftinian nach dem Tode Amalafuntas, feine Hand auch nach dem Dstgoten-reiche auszustrecken. Belisar übernahm abermals den Oberbefehl, eroberte 535 Sizilien und zog von hier aus nach Unteritalien, wo er willig aufgenommen wurde, da die meisten Katholiken den gotischen Arianern feindlich gesinnt waren. Er eroberte Rom und hielt sich gegen eine dreißigfache Übermacht, die der gotische König Vitiges, der Nachfolger des ermordeten Theodat, heranführte, bis neue Truppen von Konstantinopel erschienen. Die Goten übertrugen nun Belisar die Krone Italiens; er nahm sie scheinbar an und machte sich zum Herrn von ganz Italien, blieb aber feinem Kaiser treu. Doch dieser lohnte ihn mit Undank und rief ihn ab. Ohne Murren kehrte Belisar mit dem gefangenen Vitiges und dem reichen Schatze Theodorichs heim und legte denselben seinem kaiserlichen Gebieter ehrfurchtsvoll zu Füßen. Aber nochmals mußte Belisar gegen die aufständischen Goten, welche den jungen Totilas zum König erhoben hatten, nach Italien ziehen; allein da ihm aus Mißtrauen und Eifersucht die nötigen Hilfsmittel versagt wurden, so bat er um seine Entlassung. Er kehrte zurück, schlug zehn Jahre 4*

9. Geschichte des Mittelalters - S. 208

1888 - Wiesbaden : Kunze
208 Dritte Periode des Mittelalters. welche nach damaliger Sitte fern von den menschlichen Wohnungen in einsamen Siechhäusern untergebracht wurden, persönlich Hilfe zu bringen. Es wird erzählt, Elisabeth habe einst ein aussätziges Kind eigenhändig gewaschen, verbunden und in ihr eigenes Bett gelegt. Als Ludwig diesen Vorfall vernommen, habe er am Fuße der Wartburg ein Hospital gegründet, worin Kranke und Gebrechliche ausgenommen wurden, welche Elisabeth täglich pflegte und erfrischte. Auch die Kranken der Stadt Eisenach besuchte sie. Als sie einst auf einem schmalen Nebenpfade Brot, Fleisch und Eier hinabtrug, begegnete sie dem Landgrafen. Neugierig schlug er ihren Mantel aus und fand — rote und weiße Rosen. Ludwig nahm 1227 das Kreuz; Elisabeth begleitete ihren Gemahl bis an die Grenze seines Landes und legte heimgekehrt Witwentracht an. Als Ludwig zu Otranto starb, erfüllte sein Tod die Brust der frommen Frau mit großem Schmerz. Ihre Schwäger vertrieben sie darnach nebst ihren Kindern von der Wartburg, und sie mußte hilflos umherirren, bis sich ihre Tante, die Äbtissin des Klosters Kissingen, ihrer erbarmte und die fromme Dulderin aufnahm. Als Ludwigs Freunde nach ihrer Rückkehr aus dem Morgenlande bewirkten, daß sich ihre Verhältnisse besser gestalteten, zog Elisabeth zunächst wieder aus die Wartburg, von da aber nach Marburg, wo sie neue Werke der Liebe und Wohlthätigkeit übte und ein Hospital unterhielt. Ihren Lebensunterhalt erwarb sie sich mit Wollespinnen. Dort war auch der Ketzerrichter Konrad (§. 29) ihr Beichtvater, der sie zwar gegen ihre Feinde schützte, aber durch harte Bußübungen und Geißelungen mannigfach quälte. Ein hitziges Fieber endete ihr junges Leben 1231. Über ihrem Grabe erhebt sich die herrliche Elisabethkirche, eine Zierde des gotischen Baustils, welche Landgraf Konrad, ihr Schwager, begonnen hat. 4. Hedwig von Meran. Eine Zeitgenossin der Landgräfin von Thüringen war die heilige Hedwig, die Tochter des Herzogs Berthold von Meran, welche an den Herzog Heinrich I. von Schlesien vermählt war. Sie besaß große Sanftmut und Milde und wußte dadurch ihren strengen, aufbrausenden Gatten oft zu besänftigen. In ihrer Herzensgüte bat sie für angeklagte Unterthanen um Gnade, ihrem Wohlthätigkeitssinn nachgebend, schickte sie häufig den Gefangenen Speise und Trank und erleichterte ihnen das harte Los auf jegliche Weise. Einst geriet ihr Gemahl in die Gefangenschaft des Herzogs Konrad von Masovien. Da brach die treue Frau furchtlos auf, begab sich zu Konrad und wußte das Herz des wilden Herrn so zu

10. Geschichte des Mittelalters - S. 312

1888 - Wiesbaden : Kunze
312 Vierte Periode des Mittelalters. zu Grafen von Löwenstein ernannt und Ahnherrn der heutigen Fürsten dieses Namens. Von der schönen Klara schreibt Matthias von Kemnat: „Klara war klar von Sitten, klar von Güte, klar von Wohlredenheit, klar in Liebe und Treue, hoch über den edlen Frauen, demütig, mäßig, sanftmütig, klar in allen Tugenden, am allerklarsten in Weisheit und Vernunft. Klara hielt sich in allen Sachen so, daß sie von jedermann gelobt und geliebt wurde." 10. König Wenzel (§. 36, 4) wurde in seinem 10. Lebensjahr Üon seinem Vater mit der Prinzessin Johanna von Bayern verlobt. Wenzel war ein wilder, roher und ungeschliffener Herr. Er begnügte sich nicht damit, auf der Jagd große Hunde bei sich zu haben, sondern auch in der Nacht lagen dieselben in dem königlichen Schlafzimmer. Da geschah es denn, daß in der Nacht des 31. Dezember 1386, als die Königin ausstehen wollte, ein wütender Hund sie bei der Kehle faßte und erwürgte. Auch erzählt eine Legende, daß der heilige Johannes von Po muck deshalb vom Kaiser in die Moldau geworfen worden sei, weil er das Beichtgeheimnis der Königin Johanna nicht habe verraten wollen. 1392 erhielt Wenzel die Hand der bayrischen Prinzessin Sophia, einer Tochter Johanns, des Herzogs von Bayern und Pfalzgrafen am Rhein. Von ihrem Schicksale ist wenig bekannt. Sie überlebte den Kaiser und starb 1428. Für die Lehre des Johannes Hus war sie so begeistert, daß sie auf seinen Glauben sterben zu wollen versicherte. 11. Der lebensfrohe Kaiser Sigismunb war zuerst mit Maria von Ungarn vermählt und Vater einer Tochter geworben. Diese hieß Elisabeth und heiratete den Herzog Albrecht Ii. von Ostreich, welcher barum auch auf ausbrückliches Verlangen Sigismunbs die Kaiserwürbe, Böhmen, Ungarn und die Fürstentümer Mähren und Schlesien erhielt. Nach Marias Tod vermählte sich Sigismunb mit Barbara, Gräsin von Cilly, einer ungetreuen, sittenlosen Frau, welche er schon 1421 wegen ihrer schamlosen Ausführung nach Groß-warbein in Ungarn verbannte. Hier mußte sie anberthalb Jahr bleiben, und man hielt sie, ihre Stieftochter und die Hoffrauen so ärmlich, daß alle krank würden. Erst nach anberthalb Jahren ließ sich Sigismunb durch die Bitten der Freunbe und seiner Tochter bewegen, sie wieber zu sich zu nehmen. Allein die unnütze Frau hatte in de», Zeit der Prüfung nichts gelernt. Als Sigismund in seinem 70. Lebensjahre stand, machte sie Anschläge, nach seinem Tode sich mit dem jungen Polenkönig Kasimir zu vermählen, obwohl sie nahe an 60 Jahre alt war, und ihm Böhmen und Ungarn mitzubringen.
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