reichen Dörfern und Einzelhöfen übersäet, und die Bauerngüter, auf denen zuweile»
je an 50 Pferde gehalten werden, gleichen reichen Edelsitzen. —
c. Flüsse.
28. Die Hauptflüsse Deutschlands sind Weichsel, Oder, Elbe, Weser,
Rhein und Donau. Die Zahl aller schiffbaren Flüsse aber beträgt etwa 60.
29. Bedeutung der Flüsse. Die Flüsse führen das Wasser, welches sich infolge
des reichlichen Niederschlages in den Bergen ansammelt, in die Thäler und Ebenen
hinab. Dadurch tragen sie wesentlich mit zur gleichmäßigeren Verteilung des Wassers
bei, und machen so weite Länderstrecken fruchtbar. Daher finden wir, daß die Fluß-
thäler selbst in sehr dürren Gegenden meist noch recht fruchtbar sind. Von jeher
haben sich deshalb auch die Ackerbau und Viehzucht treibenden Völker mit Vorliebe
in Flußniederungen angesiedelt. Besonders wertvoll sind aber die Flüsse auch dadurch
geworden, daß sie die Hauptstraßen für Handel und Verkehr bilden. An ihren Ufern
sind deshalb auch die größten Handelsstädte entstanden (Breslau, Magdeburg, Köln k.).
Auch zur Anlage von Eisenbahnen sind die Flußthäler ihrer Ebenheit wegen in der
Regel sehr geeignet. Daher sind viele Flüsse von Eisenbahnen begleitet, der Rhein
hat solche sogar auf beiden Seiten.
30. Die Weichsel entspringt auf den Karpathen, fließt dann in einem großen
Bogen durch Polen (an Warschau vorbei) und tritt oberhalb der Festung Thorn in
Westpreußen ein. Hier durchbricht sie den baltischen Landrücken und fließt in einem
8 —15 km breiten, tief eingeschnittenen, aber äußerst fruchtbaren Thale dem frischen
Haff und der Ostsee zu. Die freundlichen Weichselstädte (Thorn, Kulm, Graudenz,
Elbing :c.) liegen, um vor Überschwemmungen gesichert zu sein, nicht im Thale selbst,
sondern auf den steilen Anhöhen zu beiden Seiten desselben. Oberhalb Marienburg
teilt sich die Weichsel in die eigentliche Weichsel (links) und in die Nogat (rechts).
Letztere teilt sich kurz vor ihrer Mündung noch vielmals und mündet endlich mit 27
Armen ins frische Haff. Die eigentliche Weichsel dagegen spaltet sich zunächst in 2
Hauptarme, in die Danziger und in die Elbinger Weichsel. Während sich erstere
westwärts zur Ostsee wendet, fließt letztere in östlicher Richtung nach wiederholter Teilung
mit 17 Armen ins frische Haff. Das durch alle diese Gabelungen der Weichsel ein-
geschlossene Gebiet hat etwa die Form des griechischen Buchstaben d (Delta — D) und
wird daher „Delta" genannt. (Ein solches entsteht vor der Mündung, wenn der Strom
infolge seines langsameren Gefälles viele feine Schlammteilchen zu Boden sinken läßt und
der dadurch angeschwemmte weiche Boden die Teilung des Flusses in Arme begünstigt.)
— Die Weichsel dient hauptsächlich zum Transport des polnischen Getreides und Holzes
nach Danzig. Während des Sommers ist daher der breite Strom von zahlreichen Dam-
psern, großen Kähnen mit blendend weißen Segeln und mächtig langen Holzflößen belebt.
31. Die Oder entspringt auf dem mährischen Gesenke, nimmt ihren Lauf durch
Schlesien, Brandenburg und Pommern und mündet in das Stettiner Haff. Bei
Ratibor wird sie für kleine, bei Oppeln für große Kähne schiffbar. Ihr Gefälle ist
besonders in Schlesien bedeutend. Wenn im Frühjahre der Schnee auf den Sudeten
schmilzt, dann führen ihr die zahlreichen Nebenflüsse auf der linken Seite große Wasser-
massen zu, so daß sie schnell anschwillt. Daher ist die Oder überall, wo die Ufer
flach sind, durch gewaltige Deiche eingeschlossen. Bei Küstrin beginnt der Oderbruch.
Derselbe ist zur Abführung des Wassers mit Kanälen durchzogen und wegen feine?
üppigen Wiefenwuchfes ganz vorzüglich zur Viehzucht geeignet. Die Nebenflüsse der
Oder anf der linken Seite sind: Glatzer Neiße, Katzbach (Schlacht 1813), Bober
und Lausitzer Neiße. (Von welchem Gebirge kommen sie? Wie erklärt sich ihr
reißend schneller Lauf? ihr steiniges, sandiges Bett? ihr steiles Ufer?) Die bedeutendsten
Nebenflüsse auf der rechten Seite sind die Malapaue, die Bartsch und die Warthe
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5. Der oberländische Kanal. Im Westen der Provinz liegt das sog. „Oberland",
ein fruchtbarer Landstrich. Um die Schätze desselben besser verwerten zu können, hat
man 1860 das frische Haff (bei Elbing) mit einer Reihe ostpreußischer Seen durch
einen 196 km langen, sehr merkwürdigen Kanal verbunden. Um diesen näher kennen
zu lernen, fahren wir mit einem der kleinen Kanaldampfer stromaufwärts. Nachdem
wir eine Strecke zurückgelegt haben, hört der Kanal plötzlich auf. Das Land macht hier
eine bedeutende Steigung, die wir samt dem Schiffe auf einem breiten Eisenbahnwagen
hinauffahren. (Dieser Wagen stand nämlich am Ende des Kanals so tief unter Wasser,
daß das Schiff auf ihn hinauffahren konnte. Nachdem dieses geschehen, wurde der
Wagen durch ein Drahtseil nach oben gezogen). Etwa in der Mitte des Weges be-
gegnet uns ein zweiter Wagen, der, ebenfalls mit einem Schiffe beladen, nach unten
fährt. Oben am Ende dieses Landweges steht nämlich ein großes Wasserrad, um dessen
Welle das Drahtseil geht. An jedem Ende des Seiles sitzt ein Schiffswagen, von denen
der eine aufsteigt, wenn der andere abwärts fährt. (Denke an Nolle und Kette mit
2 Eimern!) Oben angelangt, fährt der Wagen mit dem Schiffe so weit in den hier
wieder beginnenden Kanal hinein, bis das Schiff wieder flott wird. Solche „Eisenbahn-
fahrten", durch die stellenweise starke Steigung des Bodens bedingt, machen wir mit dem
Schiffe noch vier, ehe wir unsere Reise im Kanal beendet haben.
b. Provinz tvestpreußen. (über 25 T. qkra — 1,4 M)
1. Die Höhenplatte. Westpreußen wird (wie Ostpreußen) vom baltischen Land-
rücken durchzogen, der hier von der Weichsel durchbrochen wird und auf jeder Seite
derselben eine seenreiche Höhenplatte bildet. Auf dem südlichen Abhänge der westlichen
Höhenplatte liegt die 70 km lange „tuchelsche Heide", deren sandiger Boden größten-
teils mit Kiefern bestanden ist. Im Norden der Höhenplatte liegt das Land der Kaschuben.
Auch hier finden sich öde Sand- und Heidegegenden, so daß Roggen, Kartoffeln, Buch-
weizen:c. auf den Feldern recht kümmerlich stehen. Die Bewohner sind daher meist
arm. Selbst die zahlreichen Adeligen und Grafen des Landes nähren sich durch ihrer
Hände Arbeit; ja, viele von ihnen versehen sogar die Dienste eines Knechtes oder Hirten.
2. Das Weichselthal. Die Weichsel (S. 10) tritt oberhalb Thorn in Westpreußen
ein und durchbricht alsdann den baltischen Landrücken. Der Boden in dem hier 8 bis
15 km breiten Weichselthale besteht durchweg aus Schwemmland und ist daher äußerst
fruchtbar. An der Weichsel liegen die bedeutendsten Städte der Provinz. Sie sind aber,
um vor Überschwemmungen gesichert zu sein, nicht dicht am Ufer der Weichsel erbaut,
sondern auf dem Höheuraude des Landrückens. Die erste Stadt, welche die Weichsel
in Westpreußen berührt, ist die Festung Thorn. Neben dem Rathause dieser Stadt
steht seit 1853 ein Denkmal, welches die Inschrift trägt: „Nikolaus Kopernikus aus
Thorn, der die Erde bewegt, die Sonne und den Himmel festgestellt hat". Weiter
stromabwärts liegt die (ehemalige) Festung Graudeuz. Auf dem Paradeplatze der-
selben wurde ihrem tapsern Kommandanten Courbiöre (Gesch. S. 81) ein Denkmal
errichtet. Von Graudenz gelangen wir nach Marienwerder und weiter (in die Nogat
einbiegend) nach Marienburg; das prachtvolle Schloß Hierselbst war einst der Sitz
der deutschen Ordensritter (Gesch. 5. 62). Südöstlich von der Nogatmündung liegt
Elbing, die zweitgrößte Stadt Westpreußens, an der Danziger Weichsel Danzig,
die Hauptstadt der Provinz.
3. Danzig (120 T.) wird wegen seiner schönen Lage (am Wasser und am Fuße
der Höhenplatte) auch wohl das „nordische Neapel" genannt. Durch befestigte Berg-
höhen ist die Stadt zu einer Festung ersten Ranges geworden. D. ist die zweitgrößte
Seehandelsstadt des Königreichs Preußen. (Die erste? S. 17.) Seine wichtigsten
Handelsartikel sind Holz und Getreide, die ihm auf der Weichsel aus dem polnisch-
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galizischen Hinterlande zugeführt werden. Einige km nördlich von dicht an der
Weichselmündung, liegen seine beiden Vorhäfen: östlich die Festung Weichselmünde,
westlich der Vorhafen Neufahrwasser, in welchem die Schiffe während des Winters
— geschützt gegen Sturm und Eisgang — verweilen.
4. Die Weichselniederung umfaßt das Deltaland der Weichsel. Sie ist eine uu-
gemein fruchtbare Ebene. Der Weizen wird daher hier mannshoch, und der Klee reicht
den darin weidenden Rindern bis an die Brust. Im Frühlinge schwillt der Strom
gewaltig an (warum?). Daher sind längs der Flußarme zu beiden Seiten haushohe
Dämme errichtet, das Land gegen die Hochflut des Frühjahrs zu schützen. Nicht selten
aber geschieht es, daß die Weichsel in ihrem südlichen Laufe bereits aufgetaut ist, wäh-
rend sie weiter nach Norden noch von dickem Eise bedeckt wird. Dann schieben sich
die Eisschollen über- und untereinander und verstopfen zuweilen den ganzen Flußlauf.
Das Wasser staut sich daher auf und überflutet oder durchbricht die Dämme. Im
Jahre 1855 stürzten die hereinbrechenden Fluten mitten in 2 dicht am Deiche liegende
Dörfer hinein. Fast sämtliche Häuser wurden fortgerissen; viele Bewohner ertranken in
den Fluten, andere erstarrten auf den Eisschollen, auf denen sie Rettung gesucht hatten.
Die fruchtbaren Felder aber waren auf weite Strecken mit hohen Sandmassen bedeckt
und in eine Wüste verwandelt worden. — Die Bewohner der Weichselniederung sind
vielfach Nachkommen friesischer oder holländischer Ansiedler und — was bei der Fracht*
barkeit des Bodens nicht zu verwundern ist — meist sehr wohlhabend. Nach
holländischer Art haben sie viele Kanäle und Wasserschöpfmühlen angelegt. Dadurch
erhält die Landschaft fast ein holländisches Aussehen. Die Tagelöhner („Jnstleute")
sind polnischer Abstammung. Sie werden von den „Hofbesitzern" gut behandelt
und reichlich mit Speise und Trank versehen.
5. Bei Danzig bildet die Ostsee die Danziger Bucht. Bon derselben ist durch
die frische Nehrung das frische Haff und durch die Landzunge Hela das
Putziger Wiek abgeteilt. Die Landzunge Hela ist etwa 45 km lang und 1—5 km
breit. An ihrer Spitze trägt sie den Flecken Hela.
C. Provinz Pommern. (30 T. qkm — 1,5 M.)
1. Das Odergebiet. Der Hauptfluß Pommerns ist die Oder (S. 8), durch welche
die Provinz in Vor- und Hinterpommern geschieden wird. An der Oder liegt Stettin
(120 T.), die Hauptstadt der Provinz Pommern und erste Seehandelsstadt Preußens.
Letzteres ist sie durch ihre vorzügliche Lage geworden. Die Oder ist hier nämlich so
tief, daß selbst beladene Seeschiffe bis an die Stadt fahren können. Dazu kommt ferner,
daß Stettin der nächste Hafen Berlins ist. Die ausländischen Waren, welche nach
Berlin gehen, nehmen daher meistens den Weg über Stettin. Berühmt ist auch die
Schiffs- und Maschinenbauanstalt „Vulkan" in Bredow bei Stettin, wo jetzt die größten
Panzerschiffe hergestellt werden, während man früher solche aus England beziehen mußte.
— In 2 Stunden fährt man von Stettin aus mit einem Dampfboote nach dem Stet-
tiner Haff. Dasselbe steht durch 3 Arme, Peene, Swine und Dievenow, mit
der Ostsee in Verbindung. Durch diese 3 Wasserarme werden die beiden Inseln Use-
dom und Wollin gebildet. Auf letzterer soll ehemals die alte Wendenstadt Vineta
gelegen haben. Dieselbe ist aber 1183 durch ein Erdbeben oder durch eine Sturm-
flut untergegangen. Abergläubische Schiffer behaupten, noch jetzt die Türme der Stadt
bei stillem Wetter aus dem Grunde des Meeres sehen zu können.
2. Vorpommern hat durchweg recht fruchtbaren Boden und daher blühende Land-
wirtschaften und prächtige Laubwälder. Die bedeutendste Stadt ist hier Stralsund,
ehemals eine Festung, die Wallenstein vergeblich belagerte (Gesch. S. 54) und in der
1809 Schill seinen Tod sand (Gesch. S. 82.) Südöstlich von Str. liegt Greifswald
mit einer der ältesten Universitäten Deutschlands. Die vielen Meeresbuchten an der
Realienbuch A. (Ii. Erdkunde.) 2
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Ortsnamen: Danzig Hela Hela Hela Pommerns Hinterpommern Stettin Stettin Berlins Berlin Stettin Bredow Stettin England Stettin Wollin Greifswald Deutschlands
vorpommerschen Küste sind ungemein fischreich. Daher beschäftigen sich hier die Küsten-
bewohner hauptsächlich mit Fischfang. Namentlich werden viel Heringe gefangen, die
dann hier an Ort und Stelle geräuchert, eingesalzen oder gebraten werden.
3. Hinterpommern ist von dem baltischen Landrücken durchzogen, der seiner vielen
Seen wegen hier auch die Po mmersche Seenplatte genannt wird. Der Boden ist
vielfach sandig. Daher treten daselbst sehr große Kiesernwaldungen auf, auch wird die
Schafzucht im großen betrieben. Stellenweise zeigt der Landrücken einen angenehmen
Wechsel von Berg und Thal. Die Abflüsse der Seen „rauschen auf jähem Abhänge in
tiefen, engen Thälern dem Meere zu, wodurch die Höhenplatte fast ein gebirgsähnliches
Aussehen erhält", wie z. B. bei Varzin, dem Sommersitze Bismarcks. Die auf diesem
Höhenzuge entspringenden kleinen Flüsse (Rega, Persante, Wipper, Stolpe:c.)
gehen als sogenannte „Küstenflüsse" in die nahe Ostsee. Die Küste ist hier — wenige
Stellen abgerechnet — flach und mit Dünen besetzt. Bor diesen haben sich infolge
des aufgestauten Wassers viele Strandseen gebildet. Dieselben sind nicht nur sehr fisch-
reich, sondern begünstigen auch die Gänsezucht ungemein. Die pommerschen Gänse sind
weit und breit berühmt, und von Rügenwalde allein werden alljährlich viele Tau-
sende von „Spickgänsen" (spicken — räuchern) in ganz Deutschland versandt. Die größte
Stadt Hinterpommerns ist Stargard a. d. Ihna. An der Persante liegt die Festung
Kolberg (Nettelbeck, Schill, Gneisenau, 1806), am Gollenbergs Köslin.
4. Rügen, die ^größte deutsche Insel, ist durch einen 3—4 km breiten Sund vom
Festlande getrennt. Überall ist das Meer in die Insel eingedrungen und hat daher
viele Halbinseln und Landzungen gebildet. Die Hauptstadt der Insel ist Bergen. Bei
derselben erhebt sich der Rugard, von welchem man die ganze Insel überschauen kann.
Der Glanzpunkt Rügens ist die Stnbbenkammer, ein Vorgebirge auf der Halbinsel
I asm und. Hart an der Küste erhebt sich hier eine steile, 128 m hohe Kreidewand,
deren Gipfel, der Königsstnhl, eine weite Aussicht über das Meer gewährt. Etwa 15
Minuten westlich von der Stubbenkammer findet man in einem prächtigen Buchcnwalde
den „Herthasee". Ein 15 m hoher Erdwall und mehrere in der Nähe gefundene „Opfer-
steine" deuten darauf hin, daß sich hier ehemals eine heidnische Opkerstätte befand
(Gesch. S. 3). Auch Hünengräber giebt es vielfach auf der Insel. Das sind Hügel,
unter denen man Urnen mit Asche, Knochen und allerlei Gerät aus Stein oder Metall
findet. Wahrscheinlich haben in alter Zeit die Bewohner hier ihre Helden begraben.
d. Provinz Posen. (29 T. qkm — fast 2 M. — 2/z kath.)
1. Das Land, zwischen der'weichsel und Oder gelegen, ist ein wellenförmiges
Flachland, das im allgemeinen nicht unfruchtbar ist. Die Flüsse (Warthe mit der
Netze) haben sehr flache Ufer, weshalb sie zur Zeit der Schneeschmelze nicht selten
die anliegenden Länderstrecken überschwemmen. Als ein ödes Wald- und Sumpfland
übernahm Preußen diesen Landstrich. Aber Friedrich d. Gr., der bei der ersten Teilung
Polens das Netzegebiet erhielt, begann sofort mit der Urbarmachung dieses Landstriches
und baute den Bromberger Kanal, der die Netze mit der Brahe verbindet. „Hier
habe ich", sagte er stolz, „ein Fürstentum gewonnen, zu dessen Eroberung ich keines
Soldaten bedurfte." Nach und nach sind auch noch die meisten anderen Sumpfgegenden
der Provinz entwässert, so daß sich nur noch wenige Landstriche finden, die mit un-
fruchtbaren Mooren bedeckt sind. Fast überall — besonders in den Niederungen der
Warthe, Weichsel und Netze — erblickt das Auge jetzt fruchtbare Felder und Wiesen.
An einzelnen Stellen finden sich aber auch noch größere Wälder mit vielem Wild, daher
erklärt es sich auch, daß sich aus dem angrenzenden Rußland im Winter zuweilen Wölfe
hierher verlaufen. Städte: Posen (70 T., Hauptstadt, starke Festung), Bromberg
(lebhafte Schiffahrt, Getreidehandel), Gnesen, Lissa (Tuchfabriken).
2. Posen (70 T.), an der Warthe gelegen, ist eine der ältesten polnischen Städte
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Extrahierte Personennamen: Stolpe Ihna Schill Gneisenau Friedrich_d Friedrich Lissa
— 156 m hoch — werden nur noch vom Miinfter in Ulm (161 rn) an Höhe über-
troffen. 1877 erhielt der Dom vom Kaiser Wilhelm 22 erbeutete französische Kanonen
zum Geschenk, aus deren Metall die Kaiserglocke gegossen wurde.
Von Köln gelangen wir weiter nach dem freundlichendüsseldorfsmalerslk,.!50)
und später nach der Festung Wesel, wo uns ein Denkmal an die 1809 erschossenen
11 Offiziere des Schillschen Freicorps erinnert. (Gesch. S. 82).
4. Das Tiefland füllt den größten Teil der nördlichen Hälfte der Provinz aus und
umfaßt ein großes Stück der sog. niederrheinischen Tiefebene. Dieselbe beginnt
(etwa bei Aachen und Bonn) mit einem bewaldeten, freundlichen Hügellande und setzt
sich nach N. hin als Flachland durch Holland bis ans Meer fort. Am Südrande des
Tieflandes befinden sich (bei Aachen und Eschweiler) große Steinkohlenlager. An das
Hügelland schließen sich nach N. hin äußerst fruchtbare Ebenen an. Das Klima in
denselben ist infolge der Meeresnähe sehr milde (S. 24) und gehört zu dem angenehmsten
in Deutschland. Daher findet sich hier überall eine dichte Bevölkerung, und die Land-
Wirtschaft wetteifert mit der Gewerbthätigkeit. Besonders wird hier (infolge des üppigen
Graswuchses) wie in dem benachbarten Holland viel Viehzucht getrieben. Außer den
Rheinstädten (f. voriges Kap.) ist hier besonders Aachen zu nennen, in dessen hrißen
Schwefelquellen schon Karl d. Gr. so gern badete. Hier hatte er eine „Pfalz"; im
Dom liegt er begraben, und auf dem Markte der Stadt steht noch heute feine Bild-
säule. Seine jetzige Blüte verdankt Aachen seinen noch sprudelnden, heilkräftigen
Schwefelquellen sowie seiner (durch den Kohlenreichtum begünstigten) Fabrikthätigkeit,
deren hauptsächlichster Zweig die Tuchfabrikation ist. Eine andre sehr gewerbreiche
Stadt des linksrheinischen Tieflandes ist Krefeld, das durch seine Samt- und Seiden-
Webereien weit und breit berühmt ist.
5. Unter dem Oberpräsidium der Nheinprovinz stehen auch die hohenzollern-
schen Lande, die seit 1849 zu Preußen gehören.
2. Die norddeutschen Küstenstaaten.
a. Die Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin
und Mecklenburg-^tre'litz. (Nicht ganz x/a v. Brand. — fast 700 T.)
1. Das Küstenland mit dem Fischlande. Das Küstenland hat neben srncht-
barem Marschlande auch vielen sandigen Boden. Die Nähe des Meeres weist daher die
Küstenbewohner vorzugsweise auf Schiffahrt und Seehandel hin. Die wichtigsten See-
Handelsstädte sind Wismar und Rostock (mit dem Vorhafen Warnemünde). In
Rostock wurde Blücher geboren. Ein Standbild, das ihm zu Ehren errichtet ist, trägt
die Inschrift: „Im Harren und Krieg, im Sturz und Sieg bewußt und groß, so riß er uns
vom Feinde los". Die meisten Schiffer liefert verhältnismäßig das „Fischland", eine
Landenge, die etwa 100—2000 m breit ist und nur 5 Dörfer enthält. Hier sieht man
im Sommer fast nur Frauen und Kinder, da die Männer auf der See sind. Schon
von klein auf macht der Knabe sich mit dem nassen Elemente vertraut, und fragt man
ihn: ..Was willst du werden?" so antwortet er: „Schiffer". Sobald der Junge die Schule
verlassen hat, geht er mit dem ersten besten Schiffe in See. Die Heimat sieh: nur
ab und zu im Winter. Trifft er dann mit Bekannten zusammen, so wird er mii dem
Gruße: „Woll tau seihn!" aufs herzlichste unter kräftigem Händedruck bewillkommnet.
Während seines Ausenthalts in der Heimat besucht er nun die Seemannsschule in
Wustrow (dem größten Dorfe der Landenge) und macht hier das Steuermannsexamen.
Kapitän zu werden ist das Ziel seiner Wünsche, und vielfach bringt er es auch dahin.
Verwandte und Freunde nehmen einen „Part", d. h. sie schießen soviel Geld zusammen,
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Karl_d Karl
Extrahierte Ortsnamen: Ulm Wesel Aachen Bonn Holland Aachen Eschweiler Deutschland Holland Rheinstädten Aachen Krefeld Mecklenburg-Schwerin Wismar Rostock Rostock Wustrow
fl
— 14 —
a. Provinz Ostpreußen. (37 T. qkm — 2 M. E.)
1. Das Küstengebiet. Die Küste Ostpreußens ist infolge der häufigen Nord-
weststürme vielfach zerrissen. (Vergleiche hierzu die Zerrissenheit der Westküste andrer
Länder, namentlich Englands und Norwegens!) Durch die Sandmassen, welche die
Stürme an der Küste Ostpreußens anhäuften, bildete sich mitten im Meere die kurische
Nehrung, welche das kurische Haff (S. 3) von der Ostsee trennt.
Die kurische Nehrung ist 100 km lang und etwa 4 km breit. Wer von Norden
her diesen Landstreifen betritt, erblickt nichts als einzelne verkrüppelte Fichten und 50
bis 60 m hohe Sandberge, mit denen der Wind sein Spiel treibt und in welche man
beim Betreten tief einsinkt. Ehedem war die Nehrung mit üppigen Wäldern bestanden.
Als aber die Russen im 7 jährigen Kriege die dichten Wälder lichteten, da trieb der
Westwind den Dünensand immer weiter vor sich gegen das Haff hin, und Wälder
und Wiesen, ja, selbst ganze Dörfer wurden vom Sande verschüttet. Nur bei dem
Dorfe Schwarzort findet man noch einen ausgedehnten Hochwald. Doch auch in diesen
dringen die wandernden Dünen — jährlich etwa 6 m nach Osten vorrückend — von
Jahr zu Jahr tiefer ein, und nach einigen Jahrzehnten wird sehr wahrscheinlich nicht
nur der Wald, sondern auch das Dorf selbst von ihnen begraben worden sein. — Auf
der kurischen Nehrung giebt es nur etwa 8 Dörfer; die Bewohner derselben nähren
sich größtenteils vom Fischfänge (im Haff).
Dünen auf der kurischen Nehrung.
Da sich das Haff durch das Wasser der Memel füllt, so erklärt es sich leicht,
weshalb sein Wasser Süßwasser (Flußwasser) ist. Das Haff ist sehr flach (3—11 m),
und die an vielen Stellen hervortretenden Sandbänke machen die Schiffahrt in dem-
selben sehr gefährlich, weshalb man zur Seite des Haffs einen Kanal angelegt hat.
An dem Memeler Tief liegt Memel, der nördlichste Hafen Preußens. Dorthin
flüchtete 1807 die preußische Königsfamilie. In dem Hafen Memels wird viel russisches
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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34. Mttelafrika.
1. Das Stück südlich vom Äquator bis zum Wendekreise nennt man Mittel-
afrika. Dasselbe ist ein Hochland, das im Westen und Osten von hohen Rand-
gebirgen umgeben ist. Da, wo die Flüsse von der Hochebene herabstürzen, bilden sie
großartige Wasserfälle, so der Kongo im Westen und der Sambesi im Osten. Die
Westküste Mittelafrikas führt den Namen Nieder- oder Südguinea.
2. Der Kongostaat. Der bedeutendste Fluß der Westküste ist der Kongo. Die
Ufer desselben sind weit und breit mit dichten Urwäldern bedeckt, in denen die men-
schenähnlichsten Affen, Gorillas und Schimpansen, sowie Elefanten, Nashörner und
Flußpferde Hausen. In neuester Zeit ist am Kongo der von allen europäischen Mächten
anerkannte Kongostaat gegründet worden, als dessen Herrscher der König von Bel-
gien angesehen wird. In diesem Kongostaate, der etwa fünfmal so groß als Deutsch-
land ist, haben alle Staaten Europas freies Handels- und Schiffahrtsrecht. Es wohnen
in demselben etwa 30 Mill. Menschen, die dem Stamme der Bantu-Neger angehören.
Dieselben haben teilweise eine tiefschwarze Hautfarbe und zeigen in der Schmiedekunst
und Schnitzerei große Geschicklichkeit. Nicht selten auch findet man bei ihnen — gegen
alle Erwartung — wohlbestellte Felder und verhältnismäßig gut gebaute, sehr lauge
Dörfer. Die meisten Stämme stehen unter dem Fluche des Zaubereiwesens und des
Fetischdienstes; bei manchen werden sogar noch Menschen geopfert und verzehrt.
3. Die Besitzungen der deutsch-ostafrikanischen Handelsgesellschaft (westlich von
Sansibar) sind unter deutschen Schutz gestellt. Sie erstrecken sich bis zu den großen
Seen (Viktoria, Tanganjika, Njassa) und nehmen einen Flächenraum ein, der etwa
dem von Deutschland gleichkommt (mit dem Hinterlande aber mehr als das Doppelte
beträgt). Hier an der Nordgrenze liegt auch der höchste Berg Afrikas, der Kilima-
Ndscharo. Derselbe ist über 6000 m hoch und, obwohl unter dem Äquator gelegen,
auf seinem Gipfel beständig mit Schnee und Eis bedeckt. Um den Berg herum dehnt
sich eine Hochebene aus, deren Fruchtbarkeit und angenehmes Klima wahrhaft Para-
diesifch ist. Die pechschwarzen Bewohner (Dschaggas) dieses Landstriches zeichnen sich
durch Fleiß und Geschicklichkeit vor vielen Negerstämmen aus. Den ganzen Tag sieht
man sie auf dem Felde graben, düngen, pflanzen, hacken oder an den Kanälen bessern,
mittels deren sie ihre Felder künstlich bewässern. Von halbwilden Bienen gewinnen
sie in ungeheuren Massen Honig, indem sie Kasten an den Waldbäumen aushängen,
damit die Bienen darin bauen. Aus Gräsern und Bananenfasern flechten sie Körbe,
denen sie eine solche Dichtigkeit zu geben vermögen, daß man Milch und andere
Flüssigkeiten darin aufbewahren kann.
Die Bewohner im Innern Ostafrikas führen im allgemeinen ein ganz behag-
liches Leben, besonders da, wo nicht Sklavenjagden auf sie gemacht werden. Die
kreisrunde Hütte ist in der Regel aus Stangen, Zweigen und Matten hergerichtet.
Zum Nachtlager dient eine Kuhhaut. Etwa um 7 Uhr, wenn der Tau vom Grase
verschwunden ist, treiben die Knaben das Vieh auf die Weide und kehren vor Sonnen-
Untergang nicht wieder zurück. Nach dem Frühimbiß nimmt der Mann die Pfeife
und geht zur großen Halle, wo er mit seinen Freunden schwatzt, lacht, schläft oder
Tabak schmaucht. Gern vertreiben sich auch die Männer die Zeit mit einem Spiel,
das „Kopf oder Rücken" heißt, und bei welchem sie zuweilen selbst ihre alte Mutter
auss Spiel setzen. Zur Mittagszeit schlendert der Mann nach Hause und ißt, was
ihm seine Frau bereitet hat. Seine Lieblingsgerichte sind Fisch und Fleisch, Milch,
Butter und Honig, sein Getränk Hirsebier (Pombe) und Palmwein. Nach dem Essen
schläft er wieder, raucht und spielt wie am Vormittag. Am Abend sitzen alle vor
der Hütte, um die Kühle zu genießen. Die Frauen und Mädchen holen dann Wasser,
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Extrahierte Ortsnamen: Mittel-
afrika Hausen Europas Sansibar Viktoria Njassa Deutschland Afrikas Ostafrikas
— 103 — Ii
Strom der Welt, ist an der Mündung über 80 km breit, so daß er hier das Aus-
sehen eines gewaltigen Sees hat. Das mächtige Stromgebiet dieses Riesenflusses ist
größtenteils mit Urwäldern bedeckt, in denen Baumriesen von 2—4 m Durchmesser
und 80—100 m Höhe nichts Seltenes sind. Um die Stämme winden sich, riesigen
Schlangen gleich, dicke, holzige Schlinggewächse, welche oben in den Ästen die Bäume
auf die mannigfachste Art mit einander verketten. Alljährlich werden vom Januar
bis März die tiefgelegenen Gebiete des Urwaldes durch die vom Regen überfließenden
Gewässer überschwemmt, so daß stellenweise nur die Baumkronen aus dem Wasser
hervorragen. Hiermit hängt es vielleicht zusammen, daß es hier auffallend viele
Klettertiere giebt. (Inwiefern?) So zieht sich an den Baumstämmen langsam das
Faultier in die Höhe, in den Baumwipfeln wimmelt es von Affen mit langen Kletter-
schwänzen, und aus den Ästen machen bunte Eidechsen und glänzende Schlangen Jagd
auf Papageien, Kolibris u. a. Vögel, die in Schwärmen sich dort aufhalten. Selbst
der amerikanische Löwe (Puma) klettert geschickt auf Bäumen umher und verfolgt hier
gleich dem klettergewandten Jaguar die zahlreichen Affen.
4. Die vereinigten Staaten von Brasilien liegen größtenteils im Gebiet des
Amazonenstromes und des brasilianischen Berglandes. Ehemals waren sie portugiesisch,
weshalb hier noch vielfach die portugiesische Sprache herrscht. Sie sind fast so groß wie
Europa, haben aber nicht halb so viel Bewohner wie das Königreich Preußen. In den
fruchtbaren Pflanzungen baut man Zuckerrohr, Baumwolle und besonders viel Kaffee.
Brasilien allein erzeugt so viel Kaffee wie alle andern Länder der Welt zusammen-
genommen. Die üppigen Wälder liefern neben den schönen Nutz- und Farbhölzern
(Mahagoni, Rosenholz, Brasilholz K.) viel Kautschuk, der aus dem Safte des Kaut-
schukbaumes gewonnen und zu Reibgummi :c. verarbeitet wird. Die Bewohner setzen
sich aus Weißen, Negern, Mulatten und Indianern zusammen. In Brasilien ist der
Neger dem Weißen vollständig gleich gestellt; man sieht hier Neger als Generale,
Minister :c. Die Indianer sind nur zum Teil sür die Kultur und das Christentum
gewonnen, viele aber schweifen hordenweise träge im Innern der Wälder umher. Die
wildesten und rohesten unter ihnen sind die Botokuden, die ihren Namen von dem
Holzpflocke (— Botoke) erhalten haben, den sie sich in die Unterlippe einklemmen. Die
Hauptstadt Brasiliens ist Rio de Janeiro friu de schaneru) (500 T.), wunderschön
im herrlichsten Grün an einer Meeresbucht gelegen. Die beiden nächstfolgenden größten
Städte sind Bahia und Pernambuco. Da von letzterer Stadt besonders viel rotes
Färb- oder Brasilholz ausgeführt wird, so hat dieses davon den Namen „Pernambuc-
holz" erhalten.
5. Guayana gehört teils den Franzosen (Verbannungsort Cayenne), teils den
Niederländern, teils den Engländern. Die furchtbar heiße Schlammküste ist sehr srucht-
bar und erzeugt Zuckerrohr, Baumwolle, Kakao, Kaffee, aber auch — das gelbe Fieber.
In den dichten Wäldern des Innern Hausen neben blutdürstigen Indianern auch viele
„Buschneger" (entlaufene Sklaven), die hier ihren afrikanischen Götzendienst treiben.
6. Die Pampas (— Ebenen) im Stromgebiet des La Plata sind auf Hunderte von
Meilen nur mit Grassteppen bedeckt, in denen man weder Baum noch Strauch erblickt.
Hier schweifen zahllose wilde Pferde und Rinder umher, aber auch die Schaf- und
Rindviehzucht wird hier im großen betrieben. Ein Viehzüchter besitzt nicht selten Herden
von mehr als 100000 Köpfen, und seine Weideplätze sind oft mehrere Quadratmeilen
groß. Die Hirten dieser Herden sind die halbwilden Gauchos lga-utschosz. Den
ganzen Tag sieht man sie zu Pferde. Wollen sie ein Tier ihrer Herde einsangen, so
bedienen sie sich dazu der Wurfschlinge (= Lasso, geflochtener Riemen mit einem Ringe)
sowie der Kugelschleuder. — In den großen Schlächtereien zu Buenos-Aires,
Montevideo und Fray-Bentos werden diese Rinder zu Tausenden geschlachtet.
Das Fleisch wird teils roh ausgeführt, teils zu Fleischextrakt verarbeitet.
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24
Kursus I. Abschnitt I. §§ 15. 16.
Zwischen dem geschlossenen Gebirgswall im W. und den isolierten Gebirgs-
zügen im 0. erstreckt sich ein mächtiges Flachland — zumeist Tiefland — von
8. nach N., nur in der Mitte unterbrochen durch das Karibische Meer und den
Meerbusen von Mexiko. Teile dieses Gebiets sind:
In Südamerika: die Patagonische Steppe im 8., die Pampas (Gras-
steppen) am Rio de la Plata, die Selvas (sumpfige Urwälder) am Amazonen-
ströme, und die Llanos (ljänos, banmlose Ebenen) im N. am Orinöco.
In Nordamerika das Mississippi-Becken. Im W. steigt das Gebiet
nach dem Felsengebirge hin zu bedeutender Höhe an; hier die Prärien, aus-
gedehnte Grasfluren. — Im N. das Arktische Tiefland.
Wo liegen die amerikanischen Gebirgs- und Tiefländer? — Wie heißen sie? — Nenne
die höchsten Gebirge?
(§ 16.) Hydro graphische oder Wasser-Verhältnisse.
1. Fließende Gewässer.
Amerika hat die größten Ströme der Erde und ist der wasserreichste Erdteil.
A) In den Atlantischen Ozean fließen:
a) in Südamerika:
1. der Rio de la Plata oder Silberstrom, Mündung des Paranä;
2. der Amazonenstrom oder Maranon (maranjön) und
3. der Orinöco.
b) in Nordamerika:
4 der Mississippi mit dem Missouri, der größte Strom der Erde;
5. der St. Lorenzstrom, der Abfluß der fünf großen kanadischen Seen:
Oberer See, Hurousee (jüron), Michigansee (mitschigän), Eriesee
(tri) und Ontariosee (onterio).
L) Dem Nördlichen Eismeere strömt zu:
6. der Mackenzie (mäkensi), welcher durch den Athabaska- und Großen
Sklavensee geht.
C) Dem Stillen oder Großen Ozeane fließen zu:
7. Der Colorado, welcher sich in den Meerbusen von Kalifornien ergießt;
8. der Columbia oder Oregon (öregon).
Die beiden zuletzt genannten Flüsse gehören Nordamerika an.
Ordnet man die Hauptflüsse Amerikas nach ihrer Länge, so ergibt sich folgende Übersicht:
Mississippi, Amazonenstrom, Mackenzie, St. Lorenzstrom, Rio de la Plata und Orinoco.
2. Stehende Gewässer.
Nordamerika ist ganz besonders reich an großen Seen, von denen die wichtigsten
bereits beim St. Lorenzstrom genannt wurden.
In Südamerika ist der Titicäcasee in den Kordilleren zu merken.
Nenne die wichtigsten Flüsse und Seen Amerikas! — Bestimme die Hauptrichtung der
Flüsse! — Wohin ergießen sich dieselben? — Ordne die Flüsse nach ihrer Größe! —
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Extrahierte Personennamen: Mackenzie
Extrahierte Ortsnamen: Karibische Mexiko Südamerika Orinöco Nordamerika Amerika Atlantischen_Ozean Südamerika Nordamerika Michigansee Kalifornien Columbia Oregon Nordamerika Amerikas Nordamerika Südamerika Amerikas
Kursus I. Abschnitt Ii. § 22. 33
Der obere Lauf des Rheines erstreckt sich von der Quelle bis zur Stadt Basel, der
mittlere von Basel bis zur Stadt Bonn und der untere von Bonn bis zur Mündung.
— Der obere Lauf der Donau wird durch die Stadt Preßburg und der mittlere durch
Orsowa (örschowa) begrenzt.
Nicht selten bildet ein Fluß bei seiner Mündung in das Meer ein Delta,
d. h. ein von ihm selbst durch Absatz von Sinkstoffen gebildetes ganz flaches
Schwemmland, welches er in der Regel in mehreren Armen durchzieht (Rhein-
und Nildelta). Der Name wurde ursprünglich von den Griechen auf das Mündungs-
gebiet des Nils angewandt wegen seiner Ähnlichkeit mit dem griechischen Buchstaben
Delta (Ä) und später auf alle ähnlich gebildeten Flußmündungen übertragen.
Die Oder bildet vor ihrer Mündung in die Ostsee einen Strandsee (Stettiner
Haff), welcher durch
drei schmale Einfahrten
mit dem Meere in
Verbindung steht;
einen solchen Strandsee
oder eine seeartige Er-
Weiterung des Flusses
vor der Mündung
nennt man (an der
Ostsee) Haff. -
Das Frische und Ku-
rische Haff in Ost-
Preußen werden durch
schmale Landzungen
oder Nehrungen (die
Frische und Kurische
Nehrung) vom Meere
getrennt (Fig. 15).
Das reinewasser
der Flüsse und der
meisten Seen ist ge-
schmacklos und heißt
süßes Wasser. Das Meerwasser besitzt einen bittersalzigen Geschmack.
Auch viele Seen haben salziges Wasser (Kaspisches Meer).
Die im Tieflande gelegenen Seen (Lädoga- und Onegasee in Rußland) sind
Landseen, der Gardasee und der Genfer See (am Süd- und Nordfuße der Alpen)
Gebirgsseen, weil sie von Gebirgen eingeschlossen werden; auch nennt man letztere
Flußseen, ihres sichtbaren Zu- und Abflusses wegen; Binnenseen besitzen wohl
einen Zufluß, aber keinen sichtbaren Abfluß (Kaspisches Meer).
Erkläre folgende Ausdrücke: Kap (§ 20), Hoch- und Tiefland, Hoch- und Tiefebene,
Hoch- und Mittelgebirge, Massen- und Kettengebirge, Längen- und Quertal und Paß (§ 21),
Flußgebiet, Wasserscheide, Wasserfall, Stromschnellen, Lauf und Mündung des Flusses, Delta
und Haff (§ 22). — Was sind Land-, Gebirgs-, Fluß- und Binnenseen?
Baenitz u. Kopka, Lehrbuch der Geographie. 5. Auflage. Z
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]