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1. Bilder aus der vaterländischen Geschichte der Neuzeit - S. 3

1914 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
1. Der Dreißigjährige Krieg. Überall in unserm Vaterlande gibt es Burgruinen, z. B. am Harz, in Thüringen, am Rhein; oder man erzählt sich von untergegangenen Dörfern und zerstörten Städten: diese Verwüstungen stammen fast alle von einem Kriege her, der dreißig Jahre gedauert hat und daher der Dreißigjährige Krieg genannt wird. 1. Die Soldaten. Es sind schon beinahe 300 Jahre her, als der Dreißigjährige Krieg war. Wilde Kriegsvölker zogen damals durch unser Land. Aus allen Ländern Europas stammten sie: aus der Schweiz, aus Spanien, Italien, Frankreich, Ungarn, Schweden. Sie wurden angeworben und bekamen einen bestimmten Lohn oder Sold, daher hießen sie Söldner. Der Kriegsdienst war ihnen ein Handwerk; wer ihnen am meisten bot oder unter wem sie am meisten plündern dursten, dem dienten sie. Bald waren sie bei diesem Herrn, bald bei einem andern. Sie kämpften daher auch nicht ans Liebe zum Vaterland, sondern aus Beute- und Gewinnsucht. Heimat und Vaterland kannten sie nicht. — Dem eigentlichen Heere folgten die Weiber und Kinder der Soldaten; denn der damalige Krieger, der heimatlos von einem Lande ins andere zog, hatte seine Familie bei sich. Die Frau kochte, nähte und wusch für ihn, beim Marsch trug sie die kleineren Kinder, Betten, Hausrat und Beutestücke in Körben und Bündeln auf dem Kopfe oder dem Rücken mit sich. Dieser Troß des Heeres war gewöhnlich zwei- bis dreimal so groß als das Heer selbst. 2. Eine Plünderung. Ein Heerhaufen nähert sich einem Dorfe. Voran reitet der Hauptmann, ihm folgen die Soldaten. Lärmend kommen sie näher. Halbwüchsige Burschen laufen nebenher. Weiber mit Kindern und allerlei Bündeln auf dem Rücken folgen. Während diese vor dem Dorfe sich lagern, dringen die Soldaten in das erste Gehöft des Dorfes ein. Der Bauer und feine Frau laufen ans einer Hinterpforte in das Feld hinaus, sie werden aber von einigen Soldaten unter Schlagen und Fluchen zurückgebracht. Unterdes haben die andern die verschlossenen Türen mit Gewalt ausgestoßen, Kisten und Kasten eingeschlagen und durchsucht. Alles, was sie brauchen können, nehmen sie mit: Speck und Wurst, Hühner und Eier, Betten und Kleider. Der Bauer soll auch sein Geld herausgeben; da er aber nichts hat, kann er nichts herbeischaffen. Die Soldaten meinen aber, er habe es versteckt. Sie binden ihm die Hände auf dem Rücken und die Füße zusammen, werfen ihn auf den Düngerhaufen und gießen ihm Mist-jauche in den Mund. Auch seine Frau binden sie, legen ihr einen Strick um den Kopf und drehen ihn fo fest zu, daß die Augen hervor-

2. Erdkunde - S. 297

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 297 deutende Summen umgesetzt. — Einen noch auffallendem Gegensatz zwischen dem äußern Ansehen und dem innern Gehalt liefern die Perlenbuden. Da sitzt in einer bretternen, mit Matten ausgeschlagenen schlechten Bude ein Mann, der auf einem Tischchen vor sich einige Bogen gelbes und graues Papier hat, worauf für mehr als 100 000 Rubel (1 Rubel = 3,24 Mark) Perlen liegen. Ein sehr wichtiger Handelsartikel sind die kostbaren indischen Shawls, deren viele verkauft werden. Unter den von den Europäern (fast aus- schließlich den Russeu) ausgestellten Waren nehmen Baumwollfabrikate die erste Stelle ein. (Nach Andree und Daniel.) Km chinesisches Kastmahl. Die Gebrüder Minqua, bei denen wir eingeladen waren, gehören zu den reichsten Kaufleuten. Am 2. März erhielten wir die chinesisch auf rotes Papier geschriebene Einladung, und am 4. um 6 Uhr abends begaben wir uns in das Haus, wo die beiden Brüder Minqua uns empfingen. Der englische Kaufmann Dent stellte uns vor. Es waren unser acht Offiziere der Fregatte, außerdem noch fünf andere Personen. Die beiden Minqua sowie die von ihnen eingeladenen chinesischen Freunde waren in Festtagskleidung erschienen, nämlich in langen Gewändern von blauem Seidenstoff mit prächtigen Stickereien. Ein kegelförmiger Strohhut mit einer Quaste aus Seiden- Plüsch bedeckte den Kopf. Bei ihrer Jugeud und vorteilhaften Gestalt stand den Chinesen der Anzng recht gut und hatte trotz des spitzigen Hutes und des laugen Zopfes etwas Würdevolles. Wir wurden in einen langen, durch Laternen von verschiedenster Form und Farbe erleuchteten Saal geführt; hier standen eine Reihe kleiner Theetische, deren jeder von zwei Lehnstühlen aus Bambus umstellt war. Ich nahm einen Schluck Thee, um das wunderbare Getränk einmal in seiner vollen Reinheit zu genießen, konnte ihm aber, obwohl der Geruch vortrefflich war, keinen sonderlichen Ge- schmack abgewinnen; durch den Mangel an Zucker schien mir der Thee scharf und trocken. Auch die andern europäischen Gäste teilten meine Ansicht. 13**

3. Erdkunde - S. 298

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 298 — Nach einigen Minuten kam Herr Dent mit einer Liste, rief fünf der Eingeladenen zu sich und verließ mit ihnen den Saal; dann kam er noch zweimal, um die übrigen Gäste — immer je fünf — abzuholen. In kurzer Zeit waren wir alle im Speisesaal versammelt, wo uns die Gastgeber erwarteten. Der Speisesaal war reich geschmückt und ebenfalls mit Laternen erleuchtet, die voll glänzender Zeichnungen und mit seidenen Quasten behängt waren. Ungeheure Rahmen mit farbigen Gläsern bildeten den Hintergrund des Zimmers, das auf der andern Seite mit Papierrollen behängt war, auf denen Sinn- und Lehrsprüche geschrieben standen. Ein prächtiger Teppich bedeckte den Boden. Die aus grün gefirnißten! Holze gefertigten Stühle waren mit Decken von blauem Tuche über- zogen, in welches mit Seide feine Blumen eingestickt waren. In der Mitte des Saales waren Tische in Dreieckform — jedoch von- einander getrennt — aufgestellt. An jedem derselben sollten fünf Gäste mit einem der Herren des Hauses Platz nehmen. Hierbei blieb die eine Seite der Tische leer. Ein Freund der Minqua machte den Wirt an dem Tische, wo ich saß. Jeder von uns hatte eine Untertasse von Porzellan und zwei kleine Stäbchen aus Ebenholz vor sich, welche unten mit Silber verziert waren; ferner lag vor jedem in einem dreieckigen, roten und weißen Papier ein Zahnstocher ans dem Flügelglied einer Fledermaus, endlich eine ganz kleine Tasse zum Trinken des Kamschu. Ein großer Teil des Tisches war von einem Dutzend blau geblümter Schüsseln bedeckt, welche die delikat zubereiteten, uns aber ganz unbekannten Speisen enthielten. Auf dem noch übrigen Platze des Tisches standen eine Menge von Schüs- seln, welche mit Blnmen, Früchten und Kuchen gefüllt, aber nur zur Augeuweide bestimmt waren. — Nuu begann das Mahl. Anfangs hatte ich meine liebe Not mit den Stäbchen; endlich gelang es mir aber doch, aus einem wunderlichen Gemische, worin ich Gurken- schnitte, Würste u. dgl. erkannte, einige Brocken herauszufischen. Das Gericht, in dem sich anch geräucherte Haifischflossen befanden, war gerade nicht schlecht. Hierauf kostete ich etwas Gebratenes, das aus Schwalben bereitet war. Auch dieses Gericht war gut, nur fand

4. Erdkunde - S. 274

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 274 — Gäste dient. Ein großer Ofen und ein Wandschrank mit Heiligen- bildern sind die Zierde des letztern. Einige Fenster, d. h. Löcher in der Wand, welche mit geöltem Papier verklebt sind, erhellen den Ranm notdürftig. Für alle Bequemlichkeiten zum Schlafen muß der Reisende selbst sorgen, da das Bett fehlt. Uber Nahrung und Kleiduug der christlichen Bosniaken schreibt der ehemalige Trappisten-Prior P. Franz aus Baujaluka folgendes: „Was essen die Rajas (das sind die Christen)? Ein- oder zweimal des Tages warmes Kukuruzbrot, das ohne Sauerteig und Salz gebacken und klotzig schwer ist. Die Wohlhabenderen verspeisen zum Brot Krautköpfe, welche sie in einem Bottich sauer gemacht haben. Geschnitten ist das Kraut nicht, da es an Hobeln fehlt. Diejenigen, welche sich recht gütlich thun wollen, essen zum Mais- brot Bohnen. Große Seltenheit ist ein Pilaw, d. i. Reisbrei mit Hammel- oder Hühnerfleisch. Milch, Butter und Schmalz sind sehr rar. Eier und Schweine müssen veräußert werden, damit nur die notwendigsten Dinge eingekauft und vor allem die hohen For- derungen der türkischen Grundherren befriedigt werden können. Das ungegorene Kukuruzbrot ist also die Hauptnahrung, welche wohl dickbauchig macht, aber wenig Kraft giebt. Wahrscheinlich von diesem Brote entstehen die unzähligen Spulwürmer, an denen hier sast alle Kinder leiden und dahinsiechen. Unser Kloster hat oft das Aus- sehen einer Kleinkinderbewahraustalt, da viele wurmleidende Kinder hierher getragen werden, um durch Arznei, meistens Chinin, vom Fieber und von den Würmern befreit zu werden. „Die vermöglicheren christlichen Bosniaken tragen in der kälteren Jahreszeit weißwollene Kleider, gegen die selbst die groben weißen Kutten der Trappisten noch fein erscheinen. Die ganz Armen gehen Sommer und Winter in leinenen Fetzen. Strümpfe und Schuhe sind dem Bosniaken unbekannte Dinge. Er kennt nur seine Opanken, d. i. ein rundes Stück Schweinsleder mit durchlöchertem Rand, das durch einen Riemen wie ein Tabaksbeutel zusammengeschnürt werden kann. Natürlich ist ein solcher Schweinslederschuh in kurzer Zeit durchgelaufen und kann auch nicht mehr ausgebessert werden; aber

5. Deutschlands Kolonieen in zwölf Bildern - S. 38

1900 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
38 ausgezeichnet. Sie angeln sie, bis an die Brust im Wasser stehend, sie fangen sie vom Kahne aus mit der Schleppangel, und auch mit Reuse und Netz verstehen sie umzugehen. Hier und da treiben die Eingeborenen freilich etwas Acker- und Gartenbau, aber dieser beschränkt sich auf die süße Batate, den Brot- srnchtbaum und die Kokospalme. Die letztere giebt ihnen außer Nüssen, Milch und Fasern für den heimischen Bedarf auch den wichtigsten Aus- suhrartikel, die Kopra. Im Flechten von Matten und in Holzschnitzerei sind sie Meister. Sitten. Religion. Ihr Hauptverguügen ist Gesang und Tanz. Musikinstrumente aber kennt man nicht. Die Frauen sind dem Manne gleichberechtigt. Auf den Palau- Inseln haben sie sogar ihre eigene Regierung; denn eine Anzahl von Fraueuhäuptlingen stehen den Haupt- lingen der Männer zwecks Anfrechterhaltnng der Ordnung über die Frauen zur Seite. Vielweiberei giebt es nicht, aber das Eheleben ist zerrüttet, und unter den Ledigen herrscht große Sittenlosigkeit. Was das bürgerliche Leben betrifft, so giebt es zwei Stände. Die Häuptlinge mit dem Adel und das gemeine Volk. Mehrere Häuptlinge stehen zuweilen unter einem gemeinsamen Könige. Er ist ihr Lehns- Herr, dem sie im Falle des Krieges Truppen zu stellen haben. Der König verleiht auch einen Orden, den um das Handgelenk zu tragen- den Atlaswirbel der hier seltenen Meerkuh, und erhebt dadurch den Beliehenen in den ersten Rang nach ihm selbst. Man glaubt an un- sichtbare Götter, denen man unblutige Opfer bringt. Nebenher treibt man Ahnenkultus. Bekannt ist der Kalitkultus (Geisterkult) der Be- wohner von Palau, der den Priestern große politische Macht giebt. Handel und Verkehr. Der Handel ist Tauschhandel. Für Kopra, Schildpatt, Brotfrucht und Taro tauschen die Eingeborenen ihre Glasperlen, Eisen, Werkzeuge und Gewehre ein. Überall giebt es nebenher aber auch das alte Palaugeld. Es sind das kleine Stückchen gebrannter Erde oder geschliffenen Glases. Die heutigen Bewohner können es gar nicht herstellen, da sie weder das Material noch die Kunst des Schleifens kennen. Einige Formen und Stücke dieses Geldes haben noch heute einen Wert bis zu 15 000 Mk. Der ganze Handel liegt in den Händen der deutschen Jalnit- gesellschast, die auf der Inselgruppe 20 Faktoreien mit eigenem Grund- besitz hat. Sie führt alljährlich etwa 1500 Tonnen Kopra aus und handelt außerdem Schwämme, Perlschalen, Schildpatt, Brotfrucht, Trepang ein. Der Handel und die ganze wirtschaftliche Entwickelung ist unter der spanischen Mißwirtschaft gehemmt gewesen. Es ist kein Zweifel, daß sich der Handel unter dem Schutze des deutschen Reiches schnell entwickeln und auch der Plantagenbau — Zuckerrohr, Tabak — beginnen wird. Der Norddeutsche Lloyd hat zwei Dampferlinien, von Singapore und Hongkong und die Jaluitgesellschast eine solche von Jaluit nach Ponape projektiert.

6. Deutschlands Kolonieen in zwölf Bildern - S. 44

1900 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
44 mige Hai ist ihnen ein Leckerbissen. Die beliebtesten Getränke sind Kawa und die Milch von Kokosnüssen. Die Zubereitung der Speisen liegt in den Händen der Männer. Kleidung und Schmuck. Auf ihr Äußeres verwenden die Samoaner große Sorgfalt. Alle Tage kann man große Scharen an den Bächen und Flüssen baden sehen. Nur in Apia und den Missions- stationen trägt man europäische Kleidung. Im übrigen bedecken die Samoaner ihre Blöße nur dürftig. Die Männer tragen nichts als einen Fransengürtel von Dracänenblättern, die Weiber oft noch weniger. Geschmückt aber hat man sich von alters her. Die Vornehmen tragen mit Nautilusschaleu geschmückte Netze, die Frauen Kämme von Kokos- blättern und Arm- und Halsbänder .von Schildpatt, Haifisch- und Schweinezähne oder Perlmutterschaleu und Glaskorallen. Auch duftende Blumen und bunte Federn liebt man überall als Kopfputz. Erwerbsquellen. Sitten. Dem Samoaner wird stets der Vorwurf großer Trägheit gemacht. Da der gefüllte Brotkorb zu jeder Zeit über seinem Haupte hängt, so ist es zumeist seine einzige Arbeit, denselben zu leeren, obgleich er zu Handarbeiten sehr geschickt ist und seine Flechtarbeiten oft Meisterwerke der Flechtkunst sind. Auch glänzend polierte Schüsseln verfertigen die Samoaner. Zum Fischen ziehen sie jeden Morgen aus mit kunstvoll gearbeiteten Netzen und Wurfspießen. Zur Arbeit in den Pflanzungen sind sie schwer zu bewegen, und die Europäer müssen daher Eingeborene von den Salomonen und anderen Inselgruppen anwerben. Sonst aber sind sie ein friedliches, heiteres Völkchen, das den Frauen Achtung entgegenbringt, feine Kinder lieb hat und die Zeit mit Tanz, Gesang und Spiel ausfüllt. Ihre Waffen waren früher kunstvoll geschnitzte Keulen und einfache Bogen und Pfeile, in neuerer Zeit haben sie insbesondere die geschäftskundigen Amerikaner mit guten Schießwaffen versorgt. Die Waffe in der Hand erregte in ihnen die Lust zum Kampfe — und eine ganze Reihe von Bürgerkriegen füllt die letzten Jahre aus. Religion und Mission. Die Eingeborenen hatten vor Zeiten unzählige Götter, ja jeder Einzelne hatte seinen besonderen Gott. Diesen Göttern wurden allabendlich in der Familie Gottesdienste ge- halten. Jetzt sind die Samoaner längst Christen; die Missionare haben bei ihnen stets wenig Mühe gehabt. Schon 1839 war fast die ganze Bevölkerung zur englischen Kirche übergetreten, und in der Folge wurde auch das Neue Testament in die Sprache der Samoaner übersetzt. Außer der Londoner Mission haben auch die Wesleyaner und Katholiken hier Stationen. Handel und Plantagen. Begründet wurde der Handel auf den Samoa-Inseln durch die Hamburger Firma Godeffroy, und der Mittelpunkt desselben war seit 1872 Apia. Ende der siebziger Jahre mußte die Firma ihre Besitzungen aufgeben, dieselben gingen sämtlich in den Besitz der „Deutschen Handels- und Plantagengesellschaft der Südsee" über. Dieser gehören heute auf Upolu, welche Insel bisher

7. Deutschlands Kolonieen in zwölf Bildern - S. 30

1900 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
30 Wilhelms-Land. Manche Inseln, deren Strand, Berge und Thäler in üppigstes Grün gekleidet sind, bilden eine einzige große Kokos- Pflanzung. Auf der Gazellen-Halbinsel gedeihen Baumwolle und Tabak vorzüglich. Die Bewohner. Die Bewohner des Bismarck-Archipels sind Papuas, was schon das krause, wollige Haar und die dunkle Hautfarbe beweisen. Sie sind durchschnittlich mittelgroß, nur auf Neu-Mecklenburg von hohem Wüchse. — Ihre Kleidung ist die allerdürstigste. Männer und Frauen tättowieren und bemalen sich mit den verschiedensten Figuren. Die Nasenflügel und Nasenknorpel werden durchbohrt, jeue mit dem Federkiel vom Kasuar, diese auf jeder Seite mit abstehenden Dornen oder Hölzern verziert. Auch auf ihren Waffen, die aus Keulen, Schleudern und harten Speeren bestehen, bringen sie allerhand Ver- zierungen an. — Ihre Wohnungen sind klein und nicht besonders sauber. Die Hütten bestehen aus Stangen, die oben zusammengebunden und mit Blättern bedeckt sind. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich ans Taro. Es ist dies die äußerst nahrhafte Wurzelknolle einer Staude. Auch genießen sie Kokosnüsse, die Frucht des Brotfruchtbaumes, Melonen, Mandeln und eine Kohlart. Das Fleisch, das sie nur gekocht essen, liefern ihueu Hühner, wilde Tauben, Schildkröten und Fische. Die Bewohner treiben in bescheidenem Umfange Ackerbau und Handel. Sie bauen Jams, Kokospalmen und Zuckerrohr. Neuerdings haben deutsche Handelshäuser besonders auf der Gazellen-Halbinsel Land erworben und Baumwollen- und Kaffee-Pflanzungen angelegt. An den Küsten hat sich ein lebhafter Handel, der auch von deutschen Händlern gepflegt wird, entwickelt. Sie haben Handelsplätze angelegt, nach wel- chen die Eingeborenen besonders Kokosnüsse bringen. Die getrockneten Kerne dieser Nüsse, Kopra genannt, werden nach Europa ausgeführt und hier zur Seifen- und Kerzenbereitung verwandt. Alle Tage werden Märkte abgehalten, bei welchen reges Leben herrscht. Auch unterein- ander treiben die Eingeborenen lebhaften Handel. An Stelle des Geldes gebraucht man Muscheln. Sie find an lange Schnüre gereiht und werden nach der Länge des Armes gemessen. Auf einigen Inseln gebraucht man tiefgeschliffene Mufchelplättcheu von der Dicke eines silbernen Zwanzigpfennigstückes und Perlen als Geld. Religiöse Sitten. Die religiösen Anschauungen unserer deutschen schwarzen Brüder auf den Inseln des Bismarck-Archipels sind uns noch völlig unbekannt. Dagegen wissen wir, daß die Bewohner jener Inseln noch arge Menschenfresser sind. Im Kampfe erbeutete Leichen werden heimlich verzehrt. Europäer sind ihnen, seit die Inseln unter deutscher Schutzherrschast stehen, nicht zum Opfer gefallen, ja sie werden von den Eingeborenen sogar recht freundlich aufgenommen. Die eigenen Toten werden mit großem Gepränge in der Nähe der Hütten begraben. Die Schädel älterer Personen gräbt man nach einiger Zeit wieder aus und

8. Das Mittelalter und die neue Zeit bis 1648 - S. 110

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
110 in andern christlichen Staaten vor sich ging, so bildete das Rittertum ein verbindendes Element in dem ganzen Abendlande. Nachdem besonders durch die Kreuzzge die Pflichten und Rechte der Ritter eine scharfe Ausprgung erhalten hatten, stellte sich das Gefhl einer Standesehre ein, das selbst den unfreien Mann, wenn er die Ritterwrde erlangt hatte den Edlen und Fürsten gleichstellte. Die Ritterwrde wurde weniger durch Geburt als durch Erziehung erlangt. Der Knabe blieb bis zum siebenten Jahre unter der Obhut des Elternhauses, dann kam er auf den Hof eines Edlen, um als Page hfischen Brauch zu lernen. Darauf wurde er Knappe, und nun unterwies ihn ein erprobter Lehrmeister im Reiten und im Gebrauch der Waffen. Er begleitete feinen Herrn auf die Jagd und in den Krieg. Ssatte er sich in der Ritterschaft wacker gebt, so erhielt er die Schwertleite*; es wurde chm das Ritterschwert umgegrtet und der Ritterschlag erteilt. Er mute dafct geloben, treu gegen das Reich zu sein, die Frauen zu ehren, Gottes-Huser, Witwen und Waisen zu schirmen. Damit hatte er die Berechtigung erhalten, an den Turnieren, d. h. den Waffenbungen, die durch zahlreiche Vorschriften sehr verwickelt und mannigfaltig sich gestalteten, teilzunehmen. Man unterschied die Tjost, den Kampf zweier einzelner Ritter, den Buhurt, den Kampf zweier ritter-licher Haufen gegeneinander, und das grte Ritterfest, den Turney, einen Massenkampf zweier Parteien, die in verschiedenen Abteilungen gegenein-ander anritten. Die Ritter legten ihre Burgen mit Vorliebe auf felsigen Hhen, on denen sie weite Strecken bersehen und beherrschen konnten, oder im Flachlande aus Inseln, von Wasser und Sumpsstrecken umgeben, an. Der Zugang zur Burg war so angebracht, da die Hinaufsteigenden ihr die rechte, vom Schild nicht gedeckte Seite zukehrten. Geschtzt war die Burg durch den Burggraben, hinter dem sich die uere Ringmauer erhob. Diese war oben platt, so da sich die Verteidiger auf ihr bewegen konnten; sie wurden dabei durch die Zinnen geschtzt, deren Zwischenrume ihnen als Schiescharten dienten. In gewissen Abstnden wurde die Mauer durch gewhnlich halbrund vorspringende Trme unterbrochen, von denen aus man die Annherung an die Mauer wirksamer verhindern und auch noch die Plattform der Mauer selbst bestreichen konnte. Das Burgthor, zu dem eine Zugbrcke fhrte, war innerhalb der Thorflgel noch mit einem Fall-gitter versehen, durch das man eingedrungene Feinde abschneiden konnte. Hinter der ueren Ringmauer erhob sich gewhnlich noch eine innere, welche die Burg in die Vorburg, den Zwinger, und die innere Burg teilte,

9. Das Mittelalter und die neue Zeit bis 1648 - S. 111

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
und in dieser stand meistens isoliert der hchste und strkste Turm, Berg-sried genannt, der als letzte Zuflucht diente. Sein Eingang lag etwa 10 m hoch und wurde mittels einer Leiter erreicht; unter ihm lag das Vurgverlie, in das die Gefangenen mit Stricken hinabgelassen wurden, im obersten Stock wohnte der Turmwchter. In der Vorburg lagen die Wirtschaftsgebude, auch wohl ein kleiner Garten, in der inneren Burg das herrschaftliche Wohngebude, der Palas. Vor diesem befand sich der Burghof, in dem ein Rasenplatz mit dem Brunnen unter der Linde nicht zu fehlen pflegte, und hinter ihm der Reitplatz. Er hatte ein gewlbtes Erd-gescho fr die Dienerschaft, auch wohl fr Kche und Keller, im obern Gescho aber den Hauptsaal, den Mittel- und Sammelpunkt des ritterlichen Lebens. An den Giebelseiten des groen Saales befanden sich kleinere Gemcher, Kemenaten genannt; sie dienten als Gastzimmer, Wohn- und Schlafzimmer, auch Frauengemcher. Der Saal hatte einen Fuboden aus Estrich oder gemusterten Thonfliesen und wurde bei feierlichen Gelegen-heiten mit Teppichen belegt. Auf der einen Seite war eine erhhte Estrade mit dem Hochsitz des Hausherrn, an den Seiten liefen Bnke entlang, die mit Federkissen reichlich versehen waren. Geheizt wurde mit Kaminen. Die Hauptbeschftigung der Ritter war Jagd und Kampf. Die Angriffswaffen waren Schwert und Lanze. Das Schwert war sehr lang, breit, zweischneidig und wurde mit beiden Hnden gefhrt, die Lanze wurde zum Sto gebraucht. Zum Schutz diente ein Kettenpanzerrock mit Armen, Handschuhe und eine Kapuze, die zurckgeschlagen werden konnte und nur das Gesicht frei lie. der dieses Kettenhemd, das bis an die Knie reichte, wurde zuweilen die Brnne, der Brustpanzer, gelegt. Diese Rstungsstcke wurden bald ergnzt durch Helm, Schienenharnisch und Eisenhosen. Ein weiteres Schutzmittel war der Schild, der das Wappen des Besitzers zeigte. Andere Abzeichen des Ritters waren der Waffenrock und spter goldene Sporen. Seit dem zwlften Jahrhundert galt Tapferkeit nicht als einzige Tugend des Ritters, man verlangte jetzt, franzsischem Beispiel folgend, auch feine hfische Zucht und Anstand, besonders im Verkehr mit den Frauen. Zum Dienst der Ehre oder der Kampfeslust und dem Dienste der Kirche kam jetzt als drittes Merkmal echten Rittertums der Dienst der Frauen oder die sogenannte Minne. Der Ritter widmete sein Schwert irgend einer Dame, trug deren Farben und kmpfte, wenn es erforderlich war, fr ihre Ehre, bestand auch wohl auf ihr Verlangen Abenteuer ihr zum Ruhme. (Der Wmsbeke.*) Nach der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts sank der Ritterstand.

10. Das Mittelalter und die neue Zeit bis 1648 - S. 207

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
207 Reformationszeit war keine Spur mehr vorhanden. Alles hatte der frchter-liche Krieg verwandelt. Statt blhender Felder und Wiesen gewahrte das Auge meilenweit Wsteneien, statt volkreicher Städte und freundlicher Drfer Steinhaufen, Schutt und Asche. Fast zwei Dritteile des deutschen Volkes waren durch das Schwert, Hungersnot und Pestilenz weggerafft worden. Augsburg, einst bevlkert durch 90 000 Einwohner, zhlte nach Beendigung des Krieges nur noch 6000 Bewohner. In der Pfalz, dem prangenden Garten Gottes", soll nur der fnfzigste Teil der Bevlkerung brig geblieben sein. Nirgends hatte aber auch der Krieg so arg gewtet wie hier. Nach der Nrdliuger Schlacht, als die zgellosen wilden Scharen der geschlagenen Schweden sich nach der Pfalz wandten, erreichten Elend und Jammer eine furchtbare Hhe. An der Bergstrae allein hausten die zuchtlosen Reste von 17 Re-gimentern, die der Pfalz die letzte lung" gaben. Und wie in der armen Pfalz, so sah es allenthalben in Deutschland aus. Gab es doch keine Gegend des Reichs, die nicht mindestens ein-oder zweimal, die meisten aber dauernd oder alljhrlich der Schauplatz des Kriegsgetmmels, der Schlachten, Durchzge, Verwstungen, Brandschatzungen gewesen waren. Und dabei war es ziemlich einerlei, ob Freund oder Feind ein Land betrat. Am schlimmsten stand es um die arme Bevlkerung, als die militrischen und moralischen Autoritten eines Tilly, Gustav Adolf und Wallenstein dahin gegangen und in der letzten Zeit die Leitung des Kriegswesens schwcheren Hnden anvertraut war. Da kam es denn von selber, da den zuchtlosen Banden nicht gewehrt wurde und diese in rohen Grausamkeiten, wilden Ausschweifungen, gierigen Erpressungen und Rubereien Erholung und Entschdigung von den Mhen des Krieges suchten.1) Wehe der Gegend, wo ein Kriegsheer sein Lager ausschlug. In diesem wimmelte es von Soldatenweibern, Marketenderinnen, fahrenden Dirnen und Soldaten-jungen. Der Tro betrug mitunter 16 000 Menschen, während das eigent-liche Heer hchstens 50 000 Mann zhlte. Und diese ganze wilde Schar lebte von Raub, den sie meist mit teuflischer Peinigung erprete. Mit grellen Farben schildern das Treiben dieser wilden Banden die Zeitgenossen, vornehmlich Johann Michael Moscherosch in seinem Werk: Wunder-liche und wahrhafftige Gesichte Philanders von Sittewald", ferner Hans Jacob Christoph von Grimmelshausen in seinem trefflichen Volks-romane Der abenteuerliche Simplicius Simplicissimus"; auch liefern die Stdtechroniken, Flugschriften, Beschwerdeschriften der Stnde viele Belege. *) Erlebnisse des 1 im dreiigjhrigen Kriege, fr Internationale Bchulbucnforschung Braunschweig Bchutoudibtblioihak
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