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1. Die alte Geschichte - S. 34

1846 - Münster : Coppenrath
34 Herkommen, daß die königliche Würde vom Vater auf Sohn, oder wenigstens in derselben Familie forterbte. Für den künftigen Erben selbst aber war eö ein schöner Antrieb, sich zuvor die nö- tigen Kenntnisse und Erfahrungen für seinen wichtigen Beruf einzusammeln. Zugleich wich man auf diese Weise auch allen Strei- tigkeiten aus, die beim Tode des Königes von anderen Mächtigen um die Erlangung der Oberherrschaft erhoben werden konnten. Wir dürfen uns aber unter den ersten Königreichen ja nicht solche, als die unserigen vorstellen. Jene waren noch äußerst klein und unbedeutend. Da gab es fast keine Stadt, kein Dorf, worin nicht ein besonderer König war. In dem einzigen Thale bei Sodoma wohnten fünf Könige, welche auszogen, vier andere be- nachbarte zu bekriegen, und Abraham schlug mit dreihundert achzehn Knechten die letzteren, die seinen Vetter Lot gefangen wegführten. Josua schlug in Palästina sogar ein und dreißig Könige. — Auch die Macht dieser kleinen Könige war noch sehr gering und hing größtentheils von ihren persönlichen Eigenschaften ab. Bei Ange- legenheiten, die das Volk betrafen, versammelte sich dasselbe auf einem öffentlichen Platze um seinen König, hörte dessen Meinung an, zog sie in Überlegung, und was die Menge alsdann beschloß, nahm der König an. Daher finden wir in den ältesten Zeiten immer Volksversammlungen, in denen alle gemeinschaftlichen Ange- legenheit berathen und namentlich Krieg und Frieden beschlossen wurden. Besonders einflußreich war in denselben die Stimme der Reichen und Mächtigen; denn der Dürftige hat nirgends große Macht, am wenigsten unter einem nicht gebildeten Volke. Allmälig aber wurden diese Königreiche theils durch Erobe- rungen, theils durch freiwillige Unterwerfung größer. Mit ihnen auch die Geschäfte der Könige. Damit sie sich aber ausschließlich dem wichtigen Geschäfte der Regierung widmen könnten, überhob sie das Volk aller Handarbeit. Es versorgte sie mit den nöthigen Lebensmitteln und brachte ihnen reiche Geschenke. Aus solchen freiwilligen Beiträgen entstanden mit der Zeit regelmäßige und gesetzliche Abgaben, die noch jetzt jedes einzele Volk für seine Ruhe und Wohlfahrt seinem Fürsten entrichtet.

2. Geschichte des Mittelalters - S. 210

1876 - Münster : Coppenrath
210 selbst begann zuerst hufiger die Standeserhhungen als bloe Titel zu verleihen. Viele Brgerliche erhielten sogenannte Adelsbriefe", und hiermit das Wrtchen ..von" vor ihren Namen, meist fr baares Geld. Um der Nachfolge seines ltesten Sohnes Wenzel gewi zu sein, versprach er jedem Kurfrsten fr seine Stimme Hunderttausend Gulden. Das Geld wirkte. Nach Karl's Tode, im Jahre 1378, wurde Wenzel als Nachfolger gekrnt. Unter der Regierung Karl's wurde nicht nur Deutschland, sondern fast alle Staaten Europas von furchtbaren Unglcksfllen heimgesucht. Zuerst brach eine schreckliche Hungersnoth aus, die eine groe Menschenmenge hinwegraffte. Darauf folgte ein furchtbares Erdbeben, welches viele Tausende unter dem Schutte einstrzender Mauern begrub. Fast gleichzeitig brach eine Pest aus, die unter dem Namen der schwarze Tod" ganz Europa durchzog und mehre Millionen Menschen dahin-raffte. Angst und Verzweiflung bemchtigten sich aller Gemther. Nur durch strenge Bubungen glaubte man den sichtbaren Zorn des Him-mels vershnen zu knnen. So kam die Secte der Flag ellanten oder Geimr auf, die halb nackt in groen Scharen Stadt und Land durchzogen, sich blutig geielten und die grten Ausschweifungen begingen. Durch sie entstand auch eine allgemeine Judenverfolgung, bei welcher unmenschliche Grausamkeiten verbt wurden, denn die Juden, hie es, htten durch Vergiftung der Brunnen die Pest veranlat. 69. Wnezel (13781400), Ruprecht von der Pfalz (1400-1410). Wenzel, Karl's ltester Sohn und Nachfolger, zeigte sich anfangs thtig fr den Frieden in der Kirche und im Reiche. Spter aber kmmerte er sich wenig um die Angelegenheiten in Deutschland, wo sich die Städte gegenseitig in grausamer Weise bekriegten. Unter der Regierung eines so unthtigen Fürsten wogte das Faustrecht mit allen seinen Grueln wieder auf. Nirgends war mehr Ruhe, nirgends Sicherheit, alle Stra-en waren mit Rubern angefllt. In dieser Noth, als das Reichs-oberhaupt keinen Schutz mehr gewhrte, suchten sich die Unterthanen so gut als mglich selbst zu helfen. Die meisten Städte verbanden sich unter einander und schlssen im Jahre 1389 einen allgemeinen Landfrieden auf sechs Jahre.

3. Das Mittelalter und die neue Zeit bis 1648 - S. 79

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
79 Kreuzfahrer siegten bei Dorylum (1097) und zogen gegen Antiochia in Syrien. Kurz zuvor hatte Balduin Edessa erobert. Antiochia brachte Boemund durch Verrat in seinen Besitz und behauptete die feste Stadt gegen ein starkes seldschukisches Entsatzheer. Endlich gelangte das Heer unter unsglichen Mhsalen am 7. Juni 1099 vor Jerusalem an, es zhlte nur noch 20 000 streitbare Fugnger und 1500 Ritter. Als sie die Stadt erblickten, fielen sie in heier Andacht auf die Knie, vergossen Freudenthrnen und priesen Gott mit Lobgesngen. Jerusalem, das ein Jahr zuvor den Trken von den Fatimiden in gypten entrissen worden war, wurde aber von 40000 Mohammedanern wohl verteidigt, und den Be-lagerern fehlten alle Belagerungswerkzeuge. Als endlich genuesische Schiffe das Ntige herbeigebracht hatten, errichtete man Angriffstrme mit Fall-brcken und schob sie allmhlich an die Mauer. Nun strmten die Kreuz-fahrer die Stadt, und unter dem Rufe: Gott will es, Gott hilf uns! drangen sie am 15. Juli 1099 in die Stadt ein und richteten ein furcht-bares Blutbad unter ihren Bewohnern, den Moslemin und Juden, an. Als aber die Rache gestillt war, zogen die Krieger entblten Hauptes und barfu nach der Kirche des heiligen Grabes, um Gott fr den Sieg zu danken und in tiefer Zerknirschung ihre Snden zu beichten. Die Errichtung des Knigreichs Jerusalem. Das groe Ziel war nun erreicht, Jerusalem war befreit, aber von den Seldschukeu und dem Kalifen von gypten drohte Gefahr. Deshalb wurde die Wahl eines Knigs beschlossen und nach vielem Streite Gottfried von Bouillon er-whlt. Gar zu gern htte die Geistlichkeit eine kirchliche Herrschaft in der gewonnenen Hauptstadt eingesetzt. Gottfried wollte sich aber dort mit keiner goldenen Krone schmcken, wo der Heiland eine Dornenkrone getragen hatte, und nannte sich Beschtzer des heiligen Grabes. Er schlug ein gyptisches Heer, das Jerusalem zurckerobern wollte, bei Askalon und starb schon i.i. 1100. Sein Bruder Balduin wurde der erste König von Jerusalem; auf ihn folgte sein Vetter Balduin Ii. (11181131). In seiner Zeit erreichte das Knigreich seine hchste Blte. Es erstreckte sich von Tarsus in Eilicien ostwrts bis Edessa und sdlich bis in die Gegend von Gaza. Die Bevlkerung bestand aus den herrschenden Franken oder Lateinern, wie die Abendlnder genannt wurden, aus christlichen Syrern, Juden, Sarazenen und Armeniern. Die Verfassung war auf das Lehnswesen gegrndet. Die Kirche war unabhngiger als im Abend-lande. Ihr Oberhaupt war der Patriarch von Jerusalem, unter dem fnf Erzbifchfe und viele Bischfe standen. Leider whrte die Blte des christ-lichen Reiches Jerusalem nur kurze Zeit.

4. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 361

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 133. Die Luxemburger. Karl Iv. Wenzel. Ruprecht v. d. Pf. Sigismuud. 361 den Namen Goldene Bulle erhielt. Es bestimmte, daß nach dem Tode eines deutschen Kaisers die sieben Kurfürsten sich iu Frankfurt zur Wahl versammeln sollten, nämlich: 1) der Erzbischof von Mainz als Kurerzkanzler von Deutschland, 2) der von Trier als Kurerzkanzler von Burgund, 3) der von Köln als Knrerzkanzlex von Jtalieu, 4) der König von Böhmen, wenn er ein Deutscher ist, als Erzscheuk, 5) der Pfalzgraf bei Rhein als Erztruchseß, 6) der Herzog vou Sachseu als Erzmarschall, 7) der Markgraf vou B ranbeit 6 itrg als Erzkämmerer. Aber diese Bulle räumte auch den Knr-fürsten das Recht ein, daß ihre Unterthanen nieder vor ein anderes Gericht gezogen werden, noch von ihrem Gerichte an ein anderes appellieren durften. Auch wurden die Kurlande als uuteilbare Reichsteheu und vererblich uach dem Rechte der Erstgeburt bestätigt. Zugleich wurden den Kurfürsten das Salz-, Berg- und Münzregal und der Judenschutz bewilligt. So hatte man jetzt neben dem Kaiser vier weltliche, völlig unabhängige Königreiche, nebst drei geistlichen Fürstentümern. Infolge dieser großen Vergünstigungen und der vielen Reichsunmittelbarkeiten verlor der Kaiser fast alle Einnahmen, was schon bei Sigismund empfindlich und zum Nachteile des Reiches hervortrat. 2. Karl Iv. hatte seine Regierung kaum angetreten, als Huugers-uot und Erdbeben Städte und Dörfer verwüsteten. Zwei Jahre darauf (1350) wurde durch Schisse die Pest oder der sogenannte schwarze Tod aus Kleinasien eingeschleppt und raffte den dritten Teil der Bevölkerung hinweg. Straßburg verlor 16 000, Lübeck 90 000, ganz Deutschland 25 Millionen Menschen. Mehr als 200 000 Ortschaften und Burgen waren verödet. Wie zur Zeit der Kreuzzüge, so rief diese Landplage wieder Verbrüderung von Geißlern (Flagellanten) hervor, bei denen jeder Hinzutretende 33 Tage zu Ehren der dreiuuddreißig Lebensjahre Ehristi bleiben mußte. Sie zogen in Prozessionen umher, dst‘o Haupt verhüllt und den Oberleib entblößt und am Gürtel oder in der Hand eine Peitsche von drei oder vier Riemen, die mit Knoten geschürzt, wohl auch mit eisernen Stacheln versehen waren. Dem Znge, welchen oft Mönche begleiteten, wurde ein Krenz vorgetragen." Sie sangen besonders Leisen, d. i. geistliche Gesänge, in denen sie ntr ^ et mahnte aufforderten, z. B. „Tretet herzu, wer büßeu welle, Lucifer ist ent schlimmer Geselle." Auf öffentlichen Plätzen und vor Kirchthüren knieten sie nieder und geißelten sich bis aufs Blut. Da viel Unordnung entstand » schritt auch die Kirche gegen sie ein. Ebenso veranlaßten die Geißler tue Judenverfolgungen, da man den Juden Schuld gab, dte Brunnen vergiftet und dadurch das Sterben herbeigeführt zu haben 3. Wenzeslaus war gegen die Regierung so gleichgültig geworden, oajj er seinem Bruder Sigismund feine Wahlstimme sogar selbst gab nitd sich nur den deutschen Kaisertitel vorbehielt. Wenzel', der viele Grau-samkeiten verübt, i]t hauptsächlich bekannt durch seine Roheit gegen den heuigen Johannes von Nepomuk. Dieser war Beichtvater der ersten Gemahlin Wenzels, der Herzogin Johanna von Bayern, und sollte, was Dteje gebeichtet habe, dem Gemahle offenbaren. Da Johannes sich dessen weigerte, so wurde er gefangengenommen und im Altstädter Rathause gefoltert, wobet Wenzel selbst Heukerdienste verrichtete. Da alle Qualen den standhaften Domherrn nicht zum Bruche des Beichtsiegels bringen Junten, ließ ihn Wenzel geknebelt und gebunden in die Moldau werfen (20. iiatz 139,3, abends neun Uhr). Ebenso grausam verfuhr er 10 Jahre spater gegen den Prager Generalvikar Johann Po mit k.

5. Geschichte des Mittelalters - S. 190

1878 - Mainz : Kunze
290 Vierte Periode des Mittelalters. färbten sich blutroth. Es bildeten sich Geschwüre, schwarze Beulen und Flecken. Zuletzt trat Wahnsinn ein, und es erfolgte der Tod. Kein Arzt vermochte zu Helsen, kein Mittel wirkte. Darum sah der Volksglaube in diesem „gräulichen Weltsterben" eine Strafe des Himmels. In 3 Jahren verlor Europa nach glaubwürdigen Berichten 25 Millionen Menschen. An vielen Orten verdächtigte man die Juden, sie hätten die Brunnen vergiftet, und verfolgte sie aufs grausamste. In Mainz wurden 12,000, in Straßburg 2000, in Basel und Rom 3000 erschlagen, verbrannt oder erstickt. Andere glaubten durch Bußübungen das Uebel abwenden zu können, stifteten die Brüderschaft der Geißler oder Flagellanten und zogen betend und büßend, singend und sich Die Geißler geißelnd, mit Fahnen und Kerzen von einer Stadt zur andern; mit Flagellanten 9rofcen Feierlichkeiten wurden sie allenthalben eingeholt und geehrt. Diese Geißler-Prozessionen, deren Lieder oder Leisen sich erhalten haben, wurden den geistlichen und weltlichen Behörden gefährlich. Als der Papst sich gegen die Geißler erklärte, trennten sich diese von der herrschenden Kirche, verschmähten die Sakramente und den Gottesdienst und setzten die Buße der Geißelung an ihre Stelle. Selbst der Feuertod vermochte nicht diese Sekte zu unterdrücken, und noch am Ende des 15. Jahrhunderts tauchten neue Scharen auf. Carl Iv. empfing in Mailand und Rom die Krone. Doch bemühte er sich nicht die deutsche Oberhoheit in Rom und Italien aus- Carl iv. ver- zuüben, sondern begnügte sich damit, seinen Geldsäckel zu füllen. So bestätigte er z. B. der angesehenen Familie Visconti von Mailand für 200,000 Goldgulden den Besitz alles dessen, was sie an sich gezogen; den Florentinern verkaufte er das Versprechen, ihr Gebiet nicht betreten zu wollen, für 100,000 Goldgulden. 1356 veröffentlichte Carl zu Metz das berühmte Reichsgrundgefetz veröffentlicht ^die goldne Bulle," welche so genannt wird von der goldnen Kapsel, Reich/grund- *n welcher das Reichssiegel angehängt ist. In demselben bestimmte er gesetz der 7 Wahl- oder Kurfürsten, welche im Gegensatze zum alten freilich fchon goldnen »uiit. 0^ au^er Acht gelassenen Herkommen, wonach alle unmittelbaren Reichsvasallen geistlichen und weltlichen Standes wählten und auch das Volk bei der Wahl sich betheiligte, allein die Wahl des Kaisers vornehmen sollten. Die 7 Kurfürsten, „die 7 Säulen und Leuchter des heiligen römischen Reiches," waren 3 geistliche und 4 weltliche Fürsten, nämlich die Kurfürsten und Erzbischöfe von Mainz, Cöln und Trier, als Erzkanzler des heiligen römischen Reiches, der Pfalzgraf bei Rhein, als Erztruchseß, der Herzog von Sachsen-Wittenberg, als Erzmarschall, der Markgraf von Brandenburg, als Erzkämmerer, und der König von

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 286

1868 - Mainz : Kunze
286 Dritte Periode der neueren Geschichte. Der orienta- lische Krieg (1853 — 1856) ersten Kammer das nicht gewählte, sondern vom König aus den früheren Neichsnnmittelbaren, dem hohen Adel und den Vertretern der großen Städte und Haupt-Collegien ans Lebenszeit ernannte Herrenhaus trat, womit die zweite Kammer zugleich auch den Namen Haus der Abge- ordneten und die ganze Volksvertretung den alten Namen Landtag be- kam. Seit 1853 traten in den einzelnen Provinzen auch die früheren Provinzial-Landtage wieder auf. In Beziehung auf Industrie, Handel und Verkehr hat Preußen in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte gemacht. §. 33. Ter orientalische Krieg (1853—1856). Der lombardische Krieg (1859). Kaum waren die revolutionären Bewegungen gedämpft, so führten die Angelegenheiten des Orients neue Kämpfe herbei. Im türkischen Reiche hatte der Sultan im Jahr 1839 allen seinen Unterthanen ohne Unterschied des Glaubens —■ Sicherheit des Lebens, des Eigenthums und Gleichheit vor dem Gesetze verheißen. Gleichwohl fehlte es, namentlich feit 1852 in Folge der Erhebung der alttürkischen Partei, nicht au Verletzungen dieses Reichsgesetzes. Als nun ein türkisches Heer unter Omer Pascha die unabhängigen und unter russischem Schutze stehenden Montenegriner zu unterwerfen suchte (1853), mußte zwar die Pforte aus Oestreichs Drohung vom Kriege ablassen und das Versprechen geben, die bosnischen Christen vor Bedrückungen zu wahren; bald aber riefen die Streitigkeiten über den Besuch der heiligen Stätten in Pa- lästina einen furchtbaren Krieg hervor. Als nämlich die Pforte im Jahr 1852 allen christlichen Confessionen gleiche Rechte an den heiligen Stätten zuerkannte, sah Rußland darin eine Beeinträchtigung alter Vorrechte der griechischen Christen, forderte Gewährleistung derselben, so wie das Recht, die griechischen Christen gegen Uebergrifse türkischer Be- amten zu schützen. Die Pforte wies diesen Eingriff in ihre Unabhängig- keit zurück, bestätigte aber gleichzeitig allen Christen ihre Rechte. Daraus besetzte, gestützt auf einen alten Vertrag, ein russisches Heer die Moldau und Wallachci, um die Türkei zur Nachgiebigkeit zu zwingen; aber trotz der Erklärung Rußlands, daß es nur zum Schutz der griechischen Kirche auftrete, tauchten doch bei den übrigen europäischen Mächten Besorgnisse auf, Rußland verberge hinter dieser Erklärung Eroberungspläne gegen die Türkei, und es drohe dadurch dem Gleichgewichte Europas Gefahr. Im October 1853 begannen die Feindseligkeiten an der Donau, in denen die Türken höhere Tapferkeit bewiesen, als man von ihnen

7. Geschichte des Mittelalters - S. 190

1867 - Mainz : Kunze
190 Vierte Periode des Mittelalters. Kehle färbten sich bluthroth. Es bildeten sich Geschwüre, schwarze Beulen und Flecken. Zuletzt trat Wahnsinn ein, und es erfolgte der Tod. Kein Arzt vermochte zu Helsen, kein Mittel wirkte. Darum sah der Volksglaube in diesem „gräulichen Weltsterben" eine Strafe des Himmels. In 3 Jahren verlor Europa nach glaubwürdigen Berichten 25 Millionen Menschen. An vielen Orten verdächtigte nian die Juden, sie hätten die Brunnen vergiftet, und verfolgte sie aufs grausamste. In Mainz wurden 12000, in Straßburg 2000, in Basel und Bern 3000 erschlagen, verbrannt oder erstickt. Andere glaubten durch Buß- übungen das Uebel abwenden zu können, stifteten die Brüderschaft der Geißler oder Flagellanten und zogen betend und büßend, singend und Die Geißler sich geißelnd, mit Fahnen und Kerzen von einer Stadt zur andern; mit Flagellanten, großen Feierlichkeiten wurden sie allenthalben eingeholt und geehrt. Diese Geißler-Prozessionen, deren Lieder oder Laisen sich erhalten haben, wurden den geistlichen und weltlichen Behörden gefährlich. Als der Papst sich gegen die Geißler erklärte, trennten sich diese von der herrschenden Kirche, verschmähten die Sakramente und den Gottesdienst und setzten die Buße der Geißelung an ihre Stelle. Selbst der Feuer- tod vermochte nicht diese Sekte zu unterdrücken, und noch am Ende des 15. Jahrhunderts tauchten neue Schaaren auf. Carl Iv. empfing in Mailand und Rom die Krone. Doch be- Laruv. vcr-mühte er sich nicht die deutsche Oberhoheit in Rom und Italien aus- "der^Kron^ öuüben, sondern begnügte sich damit, seinen Geldsäckel zu füllen. So bestätigte er z. B. der angesehenen Familie Visconti von Mailand für 200,000 Goldgulden den Besitz alles Dessen, was sie an sich gezogen; den Florentinern verkaufte er das Versprechen, ihr Gebiet nicht betreten zu wollen, für 100,000 Goldgulden. 1356 veröffentlichte Carl das berühmte Reichsgrundgesetz „die veröfsenilicht goldene Bulle," welche so genannt wird von der goldnen Kapsel, in Reihsgrund-welcher das Reichssiegel angehängt ist. In demselben bestimmte er gesetz der gol-7 Wahl- oder Kurfürsten, welche im Gegensatze zum alten Herkommen, denen Bulle. Dörnach alle unmittelbaren Reichsvasallen geistlichen und weltlichen Standes gewählt und auch das Volk bei der Wahl sich betheiligt hatte, allein die Wahl des Kaisers vornehmen sollten. Die 7 Kur- fürsten, „die 7 Säulen und Leuchter des heiligen römischen Reiches," waren 3 geistliche und 4 weltliche Fürsten, nämlich die Kurfürsten und Erzbischöfe von Mainz, Cöln und Trier, als Erzkanzler des heiligen römischen Reiches, der Pfalzgraf bei Rhein, als Erztrnchseß, der Herzog von Sachsen-Wittenberg, als Erzmarschall, der Markgraf von Brandenburg, als Erzkämmerer, und der König von Böhmen, als

8. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für hessische Schulen - S. 105

1885 - Mainz : Frey
105 Diese große Heimsuchung wirkte auf die Gemüter vieler Menschen und weckte sie zu strengen Bußübungen. Zu Hunderten zogen )ung und alt von Ort zu Ort und geißelten und schlugen sich so, daß das Blut den Rücken herunterfloß. Auf den Märkten der Städte schlossen sie gewöhnlich einen Kreis und stellten ihre Geißelnbungen an. Dabei sangen sie: „Nu hebent uf iuwer hende, das got das große sterben wende; nu hebent uf iuwere arme, das sich got über uns erbarme!" Man nannte diese Geißler-Gesellschaften Flagellanten. Sie trieben ihr Unwesen in einer Weise, daß bald der Papst jeden Teilnehmer mit dem Kirchenbanne bedrohte. qu gleicher Zeit (1347—1349) wandte stch der Volksgrimm gegen die Juden, die man als die Urheber der Pest, als die Vergifter der Brunnen anklagte. Zu Tausenden wurden die Unglücklichen in Straßburg, Frankfurt, Mainz rc. erschlagen, jn Mainz steckte man (1348) in der Nähe von St. Quintin die Judenhäuser an. Das Feuer ergriff auch die Kirche, so daß darin „die große Stadtglocke" und die herrlichen Fenster zerstört wurden. Kaiser Karl Iv., der seine Pflicht als Beschützer der Ordnung und der Wohlfahrt des deutschen Reiches wenig geübt, starb 1378, nachdem er (1376) durch große Geldsummen seinen ältesten Sohn Wenzel zum römischen Könige durchgesetzt hatte. Durch die den Reichsstädten auferlegten hohen Steuern und durch Verpfandung einiger Reichsstädte hatte sich noch kurz vor seinem Tode Karl große Abneigung zugezogen. Die Städte bildeten deshalb zu ihrem schütze den „schwäbischen Städtebund". 48. Giltentierg. (1450.) a) Ehe die Kunst erfunden war, Bücher zu drucken, mußten dieselben durch Abschreiben vervielfältigt werden. Dies war ein mühseliges und langwieriges Geschäft und wurde fast nur von Mönchen in den Klöstern besorgt. Darum waren Bücher auch sehr teuer; eine Bibel kostete 400—600 Goldgulden (ä Ji 8,55), während eine gedruckte Bibel anfangs den Preis von 100 Gulden, dann von 60 Gulden und später von 30 Gulden hatte. _ Ein geschriebnes Buch dieser Art war daher häufig soviel wert, als ein kleines Landgut und wurde vou vielen Besitzern der Sicherheit halber mit Ketten an die Wand geschloffen. Nur reiche Leute und Anstalten konnten sich Bücher anschaffen; der größte Teil des Volkes blieb ohne dieselben. Um dem

9. Die Neuzeit - S. 76

1884 - Mainz : Kirchheim
76 Die Wiedertäufer in Münster. Schandthaten derselben. König 12 Herzöge für Deutschland, und schrieb an die benachbarten Reichsfürsten, wie an seinesgleichen. Es gab wohl einige, welche über das Ganze den Kopf schüttelten, und selbst Knipperdolling^ sah die Sache nicht ohne Ironie an. Derselbe schwang sich einmal auf dem Marktplätze über die dichtgescharte Menge empor, um einen Jeden anzublasen. Auch führte er vor dem König unanständige Tänze auf, und setzte sich auf dessen Stuhl, entzweite sich auch einmal mit demselben, versöhnte sich jedoch bald wieder mit ihm und that Buße. 3m Oktober 1534 feierte der König unter den Männern und Weibern, welche letztere bei weitem die Mehrzahl unter der Bevölkerung bildeten, ein Abend- und Liebesmahl auf offenem Markte zu 4200 Gedecken. Bei diesem Mahle, bei welchem der König das Brod, die Königin Divara den Wein reichte und das Lied: „Allein Gott in der Höh' sei Ehr" gesungen wurde, bemerkte 3ohann einen Fremden, der kein „hochzeitliches Kleid" an hatte und betrunken war, und ließ denselben, welchen er für den 3udas ansah, hiuwegführeu und hieb ihm selbst den Kopf ab, worauf er fröhlichen Herzens, weil er Gottes Befehl vollzogen zu haben wähnte, zum Gelage zurückkehrte. Selbst eine feiner Frauen, welche zu äußern gewagt, sie könne nicht glauben, daß es Gottes Wohlgefallen sei, so viele Leute Hungers sterben zu lassen, während der König im Überflüsse lebe, führte er auf den Markt und enthauptete sie mit eigener Hand und umtanzte singend mit dem versammelten Volke und seinen übrigen Weibern ihren Leichnam. Das weibliche Geschlecht war überhaupt so fanatisiert, daß eine Friesländerin, Hille Feike, welche, wie sie sagte, um ihrer Seele Seligkeit bei dem Worte Gottes zu suchen, nach Münster gegangen war, durch die vorgelesene Geschichte der 3udith zur Nachahmung derselben angetrieben, ins feindliche Lager ging, um den Bischof zu ermorden, aber daselbst festgenommen, ihr Vorhaben gestand und hingerichtet wurde. Auch waren es die Weiber, welche bei dem am 30. August 1534 von dem Bischof unternommenen Sturm auf die Stadt sich mit großer Wut wehrten, indem sie den herausfütternden Landsknechten brennende Pech-kränze um den Hals warfen, oder siedenden Kalk über sie hinabgossen und so den Sturm abschlugen. 3nzwischen erhielt der Bischof besonders auf Betrieb der Ober- und Niederrheinischen und der Sächsischen Stände von Reichs wegen eine kräftigere Unterstützung, so daß er die Stadt völlig einschließen und alle Zufuhr abschneiden konnte. 3nfolge dessen entstand dort eine so gräßliche Hungersnot, daß man, um den Hunger zu stillen, die ekelhaftesten Gegenstände

10. Deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 71

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
wurden nach dem neuen Erdteile verpflanzt und gediehen daselbst tote in ihrer Heimat. Die Handelsleute wandten sich darum nicht mehr nach dem fernen Indien, sondern holten die kostbaren Schätze aus dem nähern Westen. Seitdem verödeten die Handelsstraßen, auf denen dte Waren einst von Süden her über die Alpen zu uns gekommen waren; die Kaufleute versorgten jetzt unser Land über Holland, Hamburg und Bremen mit den fremdländischen Erzeugnissen. Amerika bot aber im Laufe der Zeit auch Erzeugnisse, die sein eigener Boden längst vor der Entdeckung getragen hatte. Die Seeleute sahen, wie die Etn-geborenen Amerikas den Tabak verwandten, und gar bald gab es auch in den europäischen Häfen Tabak rauchende und kauende Matrosen. Obwohl das Rauchen anfangs als Unsitte verboten wurde, verbreitete es sich doch immer mehr. Der Tabak wurde nun auch in unserm Vaterlande angebaut und ist seitdem für manche Gegenden eine wichtige Pflanze geworden. Von größerer Wichtigkeit aber ist die Kartoffel, die wir aus Amerika erhalten haben. Es vergingen allerdings viele Jahre, ehe diese Pflanze nach Europa und Deutschland kam, und es hat viel Mühe gekostet, ehe sich der Bauer dazu verstand, sie, die jetzt ein so wichtiges Nahrungsmittel ist, auf seinem Acker anzubauen. Endlich ist seit jener Zeit das Gold in reichem Maße nach Europa befördert worden und hat hier die Anwendung des Goldgeldes gefördert. 2. Die Entdeckung Amerikas und die bequeme Zufuhr ausländischer Waren haben mancherlei Veränderungen in unsere Heimat gebracht. Fremde Gewürze, Reis, Thee und Kaffee waren bis dahin dem deutschen Dorfe fremd, wenn sie auch in der Stadt von den Reichen gebraucht wurden; seit jener Zeit hat aber auch hier der Kaffee nach und nach die Morgensuppe verdrängt und die Baumwolle Amerikas allmählich die Stelle des deutschen Linnenzeuges eingenommen. Viele Deutsche ließen sich auch von der Menge Gold und Silber locken, die der fremde Erdteil bot, und verließen Haus und Heimat, um in der neuen Welt ihr Glück zu versuchen. Deshalb giebt es jetzt wenig Leute in deutschen Landen, die nicht Verwandte und Bekannte in Amerika haben und Briefe von dort bekommen und dahin schreiben. 54> Der ewige Landfriede und das Reichskammergericht. 1495. 1. Um sich gegen Gewaltthat und Überfall besser schützen zu können, schlossen zur Zeit des Fehdewesens benachbarte Städte Bündnisse zu Schutz und Trutz miteinander. Dasselbe thaten auch Ritter und Fürsten. Daraus erwuchsen im Laufe der Jahre Bündnisse zur Sicherung des allgemeinen Landfriedens. Solche Landfriedens-
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