65
Dort die mörderische, aber unentschiedene Schlacht bei Senefi6?4
(Condé gegen Oranien).
Am Oberrhein Verwüstung der Pfalz durch Türenne, der
bei Sinzheim (in Baden) siegt, bei Enzheim unentschieden1674
kämpft, bei S aßb ach (in Baden) füllt. 1075
Zwei Diversionen: a. zu Land zieht der Einfall der
Schweden in die Marken den Kurfürsten vom Mittelrhein in
feine Stammlande. Sein Sieg bei F ehr bellin 1675, Er-
obernng von Schwedisch-Pommern.
b. zur See: Abfall Messinas von Spanien. Des großen
holländischen Seehelden de Ruyter Tod bei dieser Stadt; die 1670
französische Flotte unter Duquesne überlegen. Der Friede
zu Nymwegen 1678 von Ludwig mit Holland und Spanien,
1619 mit Kaiser und Reich geschlossen, — beschleunigt durch ein
Bündniß Hollands und Englands 1678. Holland hat keine
Verluste; Spanien tritt die Franche Comté und bedeutende nieder-
ländische Besitzungen ab, der Kaiser Freiburg im Breisgan gegen
die Rückgabe von Philippsburg an das Reich. Lothringen bleibt
den Friedensbedingungen zuwider in Ludwigs Händen.
Brandenburgs Separatfriede:! zu St. Germain en Laye, 1679
in dem es, von seinen Verbündeten im Stich gelassen, das eroberte
Schwedisch-Pommern zurückgiebt. —
Iii. Krieg gegen die Alliierten von Augsburg
1688—1697.
V 0 r b e r e i t e n d e E r e i g n i s s e: a. Ludwigs rechtlose chambres
de réunions in Metz, Besancon und Breisach, von denen außer
mehreren deutschen Reichsständen besonders Spanien, Holland
und Schweden (dessen König Karl Xi von Pfalz-Zweibrücken)
betroffen werden.
b. Widerstandslose Uebergabe der von Kaiser und Reich im iesi
Stich gelassenen Reichsstadt Straß bürg an Louvois.
c. Kaiser Leopold, durch einen Ungarnausstand und einen
1682 wieder ausgebrochenen Türkenkrieg, den letzten Offensiv-
krieg der Osmanen, beschäftigt, — Belagerung des von
Stahremberg vertheidigten Wien durch den Großwesir Kara
Mustafa, Rettung durch den Polenkönig Johann Svbieski und
den Herzog Karl von Lothringen 1683 — schließt mit Ludwig 1083
zu Regensburg einen 20jährigen Waffenstillstand, nach welchem
die bis 1681 vorgenommenen Reunionen provisorisch bei Frank- i68i
reich bleiben sollen.
H e r b st, historisches Hülfsbuch Iii, 5
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ludwigs Germain Ludwigs Ludwigs Karl_Xi Karl Leopold Leopold Stahremberg Johann_Svbieski Johann Karl_von Karl Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Sinzheim Baden Enzheim Baden Schweden Schwedisch-Pommern Spanien Holland Spanien Hollands Englands Holland Spanien Freiburg Breisgan Philippsburg Lothringen Ludwigs_Händen Brandenburgs Augsburg Besancon Breisach Spanien Holland Schweden Wien Kara
Mustafa Lothringen Frank-
— 203
Portugal besitzt einen Teil von Senegambien sowie Angola,
das große Gebiet südlich der Kongomündung.
Der uuter der Souveränität des Königs der Belgier stehende
Kongo st aat (auf 2 250 000 qkm und 14 Mill. E. geschätzt)
reicht nur mit einem schmalen Streifen bis an die Mündung des
Kongo, breitet sich aber in Centralasrika über den größten Teil
seines Stromgebietes aus.
(Bodenbeschaffenheit, Klima und Produkte der aufgezählten Ge-
biete sind zumeist ähulich wie in Kamerun, siehe unten.)
Deutsche Schutzgebiete sind: 1. Togo, 2. Kamerun,
3. Deutsch-Südwestafrika.
Togo (82 000 qkm und 21/4 Mill. E., darunter etwa
100 Deutsche) liegt in Oberguinea zwischen der englischen Goldküste
und dem französischen Dahome. Die Küste, nnr etwa 60 km lang,
ist wegen der heftigen Brandung schwer zugänglich. Nach innen
steigt das Land allmählich zu einer fruchtbaren, wohlbebanten Hoch-
ebene und gut bewaldeten Gebirgszügen an. Die wichtigsten Er-
zeugnisse sind Palmöl, Palmkerne und Kautschuk. Haupthafen ist
Klein-Popo (5000 E.), Regierungssitz Lome (4000 E.).
Kamerun (zu 495 000 qkm, also fast so groß wie das Deutsche
Reich, und 3 Mill. E. geschützt, unter denen 250 Deutsche) liegt
am innersten Teil des Guiueabusens zwischen Französisch-Kongo und
Britisch-Nigerland. Die Ostgrenze bildet im allgemeinen der 15.°
östl. L. von Greenwich bis zum Tsadsee. Nach seiner Oberflächen-
gestalt besteht Kamerun aus einem schmalen, sumpfigen, feucht heißen
und ungesunden Küstengebiet, das von einem Urwaldgürtel umschlossen
wird. Jenseits desselben erhebt sich ein grasreiches, ziemlich gesundes
Hochland, das im Norden zu dem Gebirge von Adamaua ansteigt.
Doch steigt auch aus dem Küstenlande das vulkauische Kamerun-
gebirge (4000 in) empor. Die zahlreichen Flüsse sind wegen der
Stromschnellen nur streckenweise schiffbar. Die wichtigsten Ausfuhr-
artikel sind Kautschuk, Palmöl, Palmkerne und Elfenbein. In neuester
Zeit sind mit wachsendem Ersolg Kakao- und Kaffeepflanzuugen an-
gelegt worden. Handelsmittelpunkt und Regierungssitz ist Kamerun.
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— 207
Nördlich schließt sich daran das deutsche Schutzgebiet Deutsch-
Ostafrika (941000 qkm, also fast zweimal so groß als Deutschland,
und 3 Mill. E., darunter etwa 700 Deutsche). Das Gebiet erstreckt
sich an der Küste vom Rovuma bis zum Wangafluß und landeinwärts
über den Kilima-Ndscharo quer durch den Victoriasee und entlang
dem Tauganyika- und Nyassasee. Die politischen Grenzen sind:
Im Norden Britisch-Ostasrika, im Westen der Kongostaat, im Süden
Britisch-Centralasrika und der portugiesische Freistaat von Ostafrika.
Bild 75. Abessinier (König Menelik Ii.). und reichlichen Ertrag. Bei dem
lichen Verkehrsweges in das Innere kann der in Aussicht genommene
Bau einer Eisenbahn für die Erschließung des Landes und Förderung
des Handels von großer Bedeutung werden. Ausfuhrartikel siud: Elfen-
bein, Kautschuk (verdickter Saft einer Schlingpflanze), Kopal (bernstein-
artiges Harz) und Tabak. Der Regierungssitz ist Dar-es-Saläm
mit 6000 E. (Bild 74). Größere Handelsplätze sind: Tanga (4000 E.),
Pangani (4000 E.) und vor allem Bagamoyo (10000 E.).
Britisch-Ostasrika (über 1 Mill. qkm mit angeblich
6 Mill. E.) umschließt das Saud nördlich von Deutsch-Ostafrika bis
zum Jubfluß. Hauptort ist Mombasa (15 000 E.).
Das Kaiserreich Abessinien (Habesch) (508 000 qkm, 41f2 Mill.
E.) auf dem mächtigen, schwer zugänglichen Hochland gl. N. ist ein
Wie Kamerun, so hat auch
Deutsch-Ostafrika einen schmalen,
stark bewässerten, fruchtbaren,
aber ungesunden Küstenstrich, dem
sich nach innen ein grasreiches,
von Gebirgen durchzogenes Hoch-
land anschließt. An der Nord-
grenze erhebt sich die vulkauische
p fruchtbar. Die Anpflanzung von
Kaffee und Tabak verspricht guten
Masse des Kilima-Ndscharo bis
zu 6130 m. Das Gebiet ist
vollständigen Mangel eines natür-
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Tauganyika- Süden
Britisch-Centralasrika Ostafrika Britisch-Ostasrika Deutsch-Ostafrika Mombasa Abessinien Kamerun Deutsch-Ostafrika
— 81 —
Lechfeld. — Lindau, in
lieblichster Lage auf einer
Insel im Bodensee, treibt
lebhaften Handel mit der
Schweiz. — Kempten
(18 000 E.) an der Jller
vermittelt die Ausfuhr von
Käse und Butter des dnrch
treffliche Rindviehzucht be-
kauuteu Algäues.
Das Königreich Sachsen
(15000 qkm, 3 788000 E.)
breitet sich vom Nord-
abhange des Erz- und Lan-
sitzer-Gebirges bis in die
norddeutsche Tiefebeue aus
und gehört fast ganz zum
Stromgebiete der Elbe.
Die Bewohner sind größten-
teils protestantisch.
Sachsen wird in vier Kreishauptmannschaften eingeteilt.
1. Die Dresdener Kreishauptmaunschaft. Dresden,
in schöner Lage an der Elbe (390 000 E.), ist Haupt- und Resi-
denzstadt. Seiner prächtigen Bauten wie auch der reicheu Kunst-
sammlungen (weltberühmte Gemäldegalerie) wegen wird es „Elb-
Florenz" genannt. Technische Hochschule. — Meißen an der
Elbe (19 000 E.) hat die älteste Porzellanfabrik Europas. — Frei-
berg an der Mulde (30 000 E.), inmitten des großen Bergwerk-
bezirkes gelegen, hat eine Bergakademie.
2. Die Leipziger Kreishauptmaunschaft. Die Univer-
fitätsstadt Leipzig am Zusammenfluß der Pleiße und Weißen
Elster (430 000 E.) liegt in einer Ebene, auf welcher schon wieder-
holt entscheidende Schlachten geschlagen wurdeu (Völkerschlacht iiu
Bild 26. Nürnberg: Dürerhaus.
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Extrahierte Ortsnamen: Schweiz Sachsen Sachsen Dresden Europas Leipzig Nürnberg
— 200 —
zerstörten frühern Hauptstadt Chartum gegenüber angelegte Omdnr-
man, nnweit des Znsammenflusses des Weißen und Blauen Nils.
Das eigentliche Ägypten breitet sich am Mittel- und Unter-
lause des Nils aus; es reicht östlich bis zum Roten Meere, westlich mit
unbestimmter Grenze bis in die Libysche Wüste. Den Kern des Landes
bildet das Nilthal, das in Oberägypten nur eine Breite von 15 bis
20 km hat, in Unterägypten aber mit der Spaltung des Stromes sich
bedeutend erweitert. Nur das Nilthal (ungefähr 30 000 qkm)
ist anbaufähig; die regelmäßigen jährlichen Überschwemmungen
Bild 72. Pyramiden.
erzeugen eine außerordentliche Fruchtbarkeit. Die wichtigsten Pro-
dnkte sind: Baumwolle, Getreide, Reis und Zucker. Der Handel
hat dnrch die Erbauung von Eisenbahnen wie auch durch Eröffnung
des Sueskanals in neuester Zeit einen lebhaften Aufschwung genommen.
Die Bevölkerung — an 10 Millionen auf 1 Million
qkm — ist in Unterägypten am dichtesten, wo auf 1 qkm un-
gefähr 250 Menschen treffen. Mehr als 3/4 der Bewohner bilden
die Fellachen (— Pflüger), größtenteils Taglöhner. — Herrschende
Religion ist der Islam; doch giebt es über 1/2 Million Christen,
zumeist Kopten, daneben an 60 000 Katholiken.
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— 202 —
welche in früher Jahreszeit nach Europa versandt werden, ferner von
Getreide, Wein, Olivenöl, Vieh, Korkholz und Halfa, d. i. Steppen-
gras, welches zur Papierbereitnng verwendet wird. — Die Haupt-
stadt Algier (alsche, arabisch El-Dschesair) mit 92 000 E. steht in
lebhafter Handelsverbindung mit Marseille. — Andere größere Orte
sind: Oran mit 81 000 und Konstantine mit 48000 E.
Marokko
(812 009 qkm und 8 Millionen E.)
ist ein Snltanat, dessen mohammedanische Einwohner dnrch ihren
wilden Haß gegen die Christen berüchtigt sind. Das Land ist mit
Ausnahme des südlichsten Teiles sehr fruchtbar, wird aber schlecht ver-
waltet. — Hauptort ist das gewerbereiche Fes. zugleich wichtigster
Handelsplatz des Innern, mit etwa 150 000 E. Von dieser Stadt
haben die roten türkischen Mützen ihren Namen. — Die alte Haupt-
stadt Marokko (ca. 50 000 E.) liegt prächtig am Fuße des schnee-
bedeckten Atlas. — Tanger (20 000 E.), unfern der Straße von
Gibraltar, ist der bedeutendste Seehandelsplatz.
West- und Südafrika.
Mit Ausnahme der Negerrepnblik Liberia an der Pfeffer-
küste (85 000 qkm und 2 Mifi. E.) ist das ganze Gebiet in den
Händen europäischer Mächte.
Frankreich besitzt: 1. Senegambien und dessen Hinterland
am Niger bis zu der bedeutenden Karawanenhandelsstadt Timbnktu,
2. die Elfeubeiuküste und Dahoine in Oberguinea, 3. Französisch-
Kongo in Niederguinea.
Zu Großbritannien gehört: 1. das Land am untern
Gambia, 2. Sierra Leone, 3. die Goldküste, 4. Lagos mit der
lebhasten Handelsstadt gl. N. (37 000 E.) und das Gebiet des
untern Niger, 5. die Kapkolonie und Natal, endlich 6. Britisch-
Süd- und Centralasrika, das sich vom Kapland nordwärts bis
Deutsch-Ostafrika und dem Kongostaat erstreckt.
1
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Extrahierte Personennamen: Sierra_Leone Lagos
Extrahierte Ortsnamen: Europa Algier Marseille Marokko Marokko Tanger Negerrepnblik_Liberia Frankreich Niger Karawanenhandelsstadt_Timbnktu Oberguinea Niederguinea Gambia Niger Deutsch-Ostafrika
-/2
*
Iv. Ueberficht brr außerbrutschen
Cultmlänbcr.
1. Fr an kr eich errang seine völlige politische Einheit erst gegen
Ende des Mittelalters nach langen heftigen Kämpfen der Krone mit den
Vasallen. Auch eine einheitliche Nationalität bildete sich erst in
der Mitte der zweiten Periode. Mannigfaltige Volkselemente in: Lande:
Celien (in der Bretagne), Iberer l Basken), Germanen (Gothen, Franken,
Burgunder). Doch lvar der Grundstamm die romanisierte Bevölkerung:
römische Sprache, römisches Recht überall vorherrschend, im Norden
mehr germanische Elemente als im Süden, an der mittleren Seine
(Francien, Paris) beide, romanische und gernlanische, am innigsten ver-
bunden und durchdrungen. Dazu treten die Normannen, deren
eigenmächtige Ansiedlungen an der unteren Seine 911 (ihr Führer au
Rollo, nach der Taufe Robert) anerkannt werden: ihre Bekehrung und
baldige Romanisierimg; — die Normandie.
Große Schwäche des westfränkischen Reichs unter Karls d. Gr.
Nachfolgern. Aus der Anarchie am Ausgang des 9. Jahrhunderts
erhob sich in engster Verbindung mit der Kirche das ursprünglich deutsche
Geschlecht der Capetinger, das schon vor der dauernden Thronbe-
steigung dem Reiche wiederholt Könige giebt. Der Stammvater in
Frankreich R o b e r t d e r Tapfere, Markgraf von Anjou, (seit 861).
Nach dem Tode des kinderlosen Karolingers Ludwig V (Fainsant)
987 wird Hugo Capet, Herzog von Francien, Graf von Paris und
Orleans (Urenkel des Stammvaters Robert) König, mit Uebergehuug
des vom deutschen Reiche abhängigen karolingischen Zweiges in Nieder-
lothringen. Durch den Thronwechsel entsteht auch eine schärfere Schei-
dung Frankreichs voll Deutschland. Unter den Capeiingern (von
987 —1328) dieser Periode keiner hervorragend. Kampfe des ritter-
lichen französischen Adels in Italien (Normannen), England (Wilhelm
der Eroberer von der Normandie 1066 englischer König und zu-
gleich französischer Vasall; Ursprung des langen Zwistes heider Länder),
Spanien. Engere Verbindung des französischen Adels durch die Kreuz-
züge, die unter dem untüchtigen ltnb an der religiösen Bewegung fast
unbetheiligten Philipp I (1060—1108) als eine wesentlich franzö-
sische Bewegung begannen.
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Extrahierte Personennamen: Robert) Karls Markgraf_von_Anjou Ludwig_V Ludwig Hugo_Capet Graf_von_Paris Robert)_König Wilhelm Philipp_I Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Bretagne Paris Karls Frankreich Nieder-
lothringen Deutschland Italien England Spanien
— 128 —
§ 21. Die Rachbarn Deutschlands im Westen.
In Frankreich hatten nach den Karolingern (bis 987) die Cape-tinger geherrscht (bis 1328), von denen wir folgende Könige dem Namen nach kennen gelernt haben: Philipp Ii. August, den Zeitgenossen Barbarossas und Theiluehmer des Iii. Kreuzzuges (§ 12), Ludwig Ix. den Heiligen, den Unternehmer zweier erfolgloser Kreuzzüge, den Bruder Karls von Anjou (§ 12 u. 15), und Philipp Iv. den Schönen, den kühnen Gegner des Papstes Bonifaz Viii. und Verfolger des Templerordens. Seit 1328 kam eine Seitenlinie, das Haus Valois, auf den französischen Thron; aber der englische König Eduard Hl., der große Gebiete in Frankreich als Lehen besaß, bestritt dessen Erbfolge, und sein tapferer Sohn der schwarze Prinz gewann die blutige Schlacht bei Crecy 1346, in welcher auch der schon erwähnte blinde böhmische König Johann siel. Zehn Jahre später nahm sogar der schwarze Prinz den französischen König bei Maupertuis gefangen. Kurz darauf bildete sich zwischen Frankreich und Deutschland eine Art Mittelreich, indem der König des ersteren Landes das französische Herzogtum Burgund (Bour-gogne) an feilten jüngeren Sohn Philipp den Kühnen verlieh, der durch Heirat die Freigrafschaft Burgund (Franche Comte), Flandern und Artois dazu gewann. Den Besitz dieser deutschen Länder bestätigte ihm Kaiser Karl Iv., der die Feindschaft zwischen dem frisch aufstrebenden Staate und Frankreich klug voraussah. Und wirklich schlossen sich die Burgunder in dem später wieder ausbrechenden englisch-französischen Kriege den Engländern an, sobald dieselben in der Schlacht bei Azinconrt einen großen Sieg davongetragen hatten 1415. In Frankreich sah es damals traurig aus, der König Karl Vi. war wahnsinnig, der ganze Norden bis zur Loire und Burgund fügten sich Heinrich Vi. von England, dessen Feldherrn: die Belagerung der Stadt Orleans unternahmen. Da brachte wie durch ein Wunder Jeanne d'arc, ein Landmädchen aus Dom Aemy, später die Jungfrau von Orleans geheißen, Hilfe in der Not. Sie entsetzte die belagerte Stadt, führte den Dauphin (Kronprinz) nach einigen Siegen zur Krönung nach Reims, gerieth aber später den Engländern in die Hände, welche sie als Zauberin in Rouen verbrennen ließen (1431). (Schiller hat in einem bedeutenden Drama ihre Thaten verherrlicht und ihren dichterisch ausgeschmückten Untergang durch den Bruch ihres Gelübdes zu motivieren versucht.) Doch mit den Erfolgen der Engländer war es vorbei, da dieselben von allen festländischen Besitzungen nur Calais behaupten konnten.
Deutschland fühlte durch die Raubzüge der Armagnacs, d. i. der früher angeworbenen, jetzt aber lästig und überflüssig gewordenen Söldner, welch unruhigen Nachbar es im Westen hatte. Die Schweizer zwar hielten sie durch ihren Heldenkamps bei St. Jacob an der Birs von
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Extrahierte Personennamen: Philipp_Ii Philipp August Barbarossas Barbarossas Ludwig_Ix Ludwig Karls_von_Anjou Karls Philipp_Iv Philipp Bonifaz Eduard_Hl. Eduard Johann Maupertuis Philipp Philipp Karl_Iv. Karl_Iv. Karl_Vi Karl Heinrich_Vi Heinrich Jeanne_d'arc Schiller
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Frankreich Frankreich Frankreich Deutschland Burgund Burgund Frankreich Frankreich Burgund England Dom_Aemy Reims Rouen Deutschland
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Konrad_Iii Konrad Friedrich Barbarossa Barbarossa Friedrich_Heinrich_dem_Löwen_Bayern Friedrich Heinrich Bernhard_von_Anhalt Otto Heinrichs Heinrichs Friedrich Friedrich
300
Die mittlere Zeit.
ccm, Vienne und Lyon, das südöstliche Languedoc, einen Teil von Savoyen und der Provence. Die Normandie lag am Kanal und umfaßte die jetzigen franz. Departements Unterseine, Calvados, Orne, Eure und Manche. Die Hauptstadt war Rouen. Noyon, Stadt im franz. Departement Oise.
2. Reihenfolge der franz. Könige bis auf Hugo Capet. Karl Ii. der Kahle, 843—877. Unter seiner Herrschaft plünderten und verbrannten die Normänner Rouen, Paris, Bordeaux, Nantes, Tonrs, Blois, Evreux, Chartres K. Zweimal mußte sich Karl Friede erkaufe», einmal um 7000, das andere Mal um 4000 Pfund Silber. Auch die Provence ging unter ihm an Bo so verloren. Ludwig Ii. der Stammler, 877—879. Ludwig Iii. und Karlmann, die Söhne des Stammlers, 879—884. (Ludwig Iii. starb schon 882.) Karl der Dicke, Kaiser 884—887. Odo von Paris, 888—898. Karl Iii. der Einfältige, ein nachgeborner Sohn Ludwigs Ii., 898—923, in welch letzterem Jahre er vom Könige Rudolf von Burgund in der Nähe von Soissons besiegt wurde. Von da an galten Karl Iv. und Rudolf (Raoul) als französische Könige, bis ersterer 929 im Gefängnis starb. Rudolf wurde nun von allen französischen Fürsten, mit Ausnahme derer in der spanischen,. Mark, anerkannt. Er starb 935. Ludwig (Transmartnus — der Überseeische) wurde von seiner Mutter uach England gerettet und von da zurückgerufen, 936 bis 954. Lothar, 954—986. Er überfiel den Kaiser Otto Ii. (978) zu Aachen und verwüstete Deutschland, wofür Otto sich ebenso furchtbar au Frankreich rächte, das er bis nach Paris verheerte. Ludwig V. der Faule, 986—987. Er soll an Gift gestorben sein. Den Beinamen „der Faule" erhielt er nur deswegen, weil während seiner Regierung, die nur ein Jahr dauerte, nichts von Bedentnng vorfiel.
3. Die Normannen oder Nordmannen sind die Bewohner von Norwegen und ein germanischer Stamm. Hauptsächlich aber versteht man darunter jene kühnen Seeräuber, die von den skandinavischen Küstenländern aus England, Deutschland, Frankreich und Italien beunruhigten. Anfangs trieb sie die Not aus dem Vaterland, das sie uicht ernähren konnte; später, als sie mit reicher Beute nach Hanse zurückkehrten, die Raubsucht. Sie warm auf ihren schnellen Schiffen ebenso furchtbar, wie die Ungarn auf ihren schnellen Rossen. Ihre Anführer hießen Seekönige. Sie kamen auf der Seine bis nach Paris und auf dem Rheine bis nach Köln, und schleppten Männer, Weibe^ und Kiuder mit sich fort. Aus Deutschland schlug sie Arnulf von Kärnten zurück, aber in Frankreich setzten sie sich fest. Rollo erhielt die Tochter Karls des Einfältigen zur Gemahlin und die Normandie als Mitgift. Er ließ sich taufen, erhielt den Namen Robert und wurde ein tüchtiger Herrscher. Aus England wurden die Normannen zwar durch Alfred d. Gr. verdrängt; aber sie kamen wieder. König Kanut d. Gr. vou Dänemark und Norwegen regierte sogar über England, und später eroberte es selbst der Herzog Wilhelm von der Normandie für sich (1066). Auch in Unteritalien ließen sich die Normannen nieder. Robert Gniscard gründete das Herzogtum Apulien und Kalabrien, und Roger Ii. nannte sich König von Neapel und Sizilien (1130).
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Extrahierte Personennamen: Hugo_Capet Karl_Ii Karl Evreux Chartres_K. Karl_Friede Karl Ludwig_Ii Ludwig Ludwig_Iii Ludwig Karlmann Karlmann Ludwig_Iii Ludwig Karl Karl_Iii Karl Ludwigs_Ii Ludwigs Rudolf_von_Burgund Rudolf Karl_Iv Karl Rudolf Rudolf Raoul) Rudolf Rudolf Ludwig_(Transmartnus Ludwig Lothar Otto Otto Ludwig_V. Ludwig_V. Karls Robert Alfred Wilhelm Robert_Gniscard
Extrahierte Ortsnamen: Lyon Rouen Paris Nantes Paris England Aachen Deutschland Frankreich Paris Norwegen England Deutschland Frankreich Italien Ungarn Paris Rheine Deutschland Frankreich England Norwegen England Unteritalien Apulien Kalabrien Neapel Sizilien