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verschaffen. Auf ähnliche Weise brennt der Drechsler
blos dadurch, daß er beim Drehenein Stäbchen von har-
tem Holze daran hält, Ringe ins Holz. Daher muffen
alle Gegenstände, welche einer heftigen Reibung ausge-
setzt sind, wie die Seile an Maschinen und die Taue an
den Schiffen, die Mühl-Wagen-Maschinenräder, die
Glockenpfanncn u. s. w. von Zeit zu Zeit abgekühlt oder
eingeschmiert werden. — Die Sonnenstrahlen bewirken
zwar nicht die Wärme, oder mit andern Worten, sie ha-
den nicht die Wärme in sich, was daraus erhellt, daß
auf den höchsten Bergen ihr wärmender Einfluß völlig
aufhört; aber sie entwickeln oder erregen aus und auf der
Erde den Wärmestoff. Je dichter und ungeschwächter die
Sonnenstrahlen auf die Körper treffen und je dichter diese
selbst sind, desto bedeutender und schneller entwickelt sich
der Wärmestoff. Darauf ist die Einrichtung der Brenn-
gläser und Brennspiegel gegründet; durch beide wird die
Vereinigung (Concentration) der Sonnenstrahlen auf einen
Punkt bewirkt. Dunkelfarbige und unpolirte Gegenstände
werden durch die Sonnenstrahlen weit schneller, als hell-
farbige und polirte erhitzt. Diese Erfahrung kann man
an sich selbst machen; man braucht nur während der heißen
Sommertage ein weißes Kleidungsstück mit einem schwar-
zen zu vertauschen. Endlich, je senkrechter die Sonnen-
strahlen auf eiuen Körper fallen, desto leichter wird in
ihm die Wärme erregt. Am deutlichsten nehmen wir das
im Winter wahr, wo die Sonne selbst an den heitersten
Tagen wegen der schrägen Stellung gegen unsern Erdtheil
nur einen sehr geringen Einfluß äußert. — Manche Mate-
rien erhitzen sich von selbst und brechen sogar in Flammen
aus, Die Ursache davon ist die Gährung, worein sie ge-
rathen. Vorzüglich ist das bei Gegenständen der Fall,
^ welche, noch nicht völlig trocken, dicht auf einander ge-
packt werden, z. B. Heu, Getreide, Dünger, mit Oel ge-
drängten Flachs, Wolle, Leinwand, Kalk, Sägcspäne,
Eisenfeilspäne, selbst Ruß u. dgl. m. So entzündeten
sich im Jahr 1787 die Seemagazine zu Petersburg durch
eine Mischung von Kienruß und Oel. Auch in Stein-
kohlenbergwerken entstehen nicht selten Brände durch ähn-
liche Veranlassung. Selbst die Erdbeben und Ausbrüche
feuerspeiender Berge haben darin ihren Grund. Noch
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Zuckersaft wird in großen Pfannen -der Kesseln gesotten,
verdickt, und durch künstliche Mittel weißem Zucker,
Kandis und anderen Sorten bereitet. Sprup ist eingedick-
ter Zuckersaft.
176. Der Kaffee-anm.
Seine Blätter sehen fast wie Pomeranzenblättcr aus;
nur sind sie viel länger; die Blüthen sind weiß; die Frucht
ist eine kleine Kirsche, welche Anfangs grün, später roth,
zuletzt, bei völliger Reife, schwarzroth ist. Sie enthält
unter dem dünnen, widrigsüßlichen, ungenießbaren Fleische
zwei harte Samenkerne, die bekannten Kaffeebohnen, welche
mit den flachen Seiten aneinander liegen. Der Kaffee-
baum blüht jährlich zweimal; und man findet fast immer
Blüthen, unreife und reife Früchte an demselben.
Ursprünglich wächst dieser Baum in Arabien, wo er in
vielen Gegenden eben so häufig angepflanzt ist, als bei uns
die Zwetschenbäume. Und gewiß ist die dortige die edelste
und beste Kaffeesorte in der ganzen Welt. Wenn man aber
meint, daß nun auch in jenen Gegenden immer und überall
der beste Kaffee getrunken werde, so irrt man sehr. Grade
dort, wo sie den edelsten Kaffee haben und in der größten
Menge selber anbauen, trinken die meisten Leute den schlech-
testen Kaffee in der ganzen Welc, ein gar dünnes Ge-
tränk, das nicht von Kaffeebohnen, sondern von den Scha-
len, in der die Bohnen staken, bereitet wird. So genießen
die, welche jene Naturgabe am leichtesten -haben könnten,
sie am wenigsten, vielleicht aus demselben Grunde, aus
welchem unsere armen Bergleute, die das schönste Silber
herausgraben, oft kaum Kupfergeld im Hause haben; viel-
leicht aber auch deßwegen, weil die^ die den Kaffee so
nahe haben, ihn am wenigsten achten. Wohl wäre zu
wünschen, daß er auch in unserm Vaterlande weniger ge-
achtet und geliebt wurde; denn er ist nicht so gesund und
gibt nicht so viele Kräfte, als die Suppen, dbunsere
Alten statt seiner genossen.
177. Der Brod bäum.
Der Brodbaum ist ein sehr wohlthätiges Geschenk für
diejenigen Länder, in welchen unsere gemeinen Getreidearten
wegen zu großer Hitze nicht wohl fortkommen. Er wächst
184
theils in Ostindien, theils und vorzüglich auf den Inseln
der Südsee. Er wird ungefähr so groß wie eine mittel-
mäßige Eiche; die Blätter sind anderthalb Fuß lang und
enthalten einen milchichten Saft. Die Frucht ist länglich-
rund , fast von der Gestalt einer Melone. Die samentra-
gende soll zuweilen hundert, gemeiniglich aber nur zwanzig bis
dreißig Pfund wiegen; die ohne Samen erreicht höchste.'s
nur die Größe eines Menschenkopfs. Unter der rauhen
grünen Rinde derselben befindet sich ein weißes, schwam-
michteö Fleisch, so locker wie neu gebackenes Brod. Die
völlig reife Frucht sieht gelb aus und enthält einen widrig
süßen Brei, der aber selten und nur mit Vorsicht genossen
wird, weil er ungesund sein soll. Gewöhnlich nimmt man
die Frucht vor der Reife ab, schneidet sie geschält oder un-
geschält in 3 bis 4 Theile, wickelt sie in Blätter und
röstet sie auf heißen Steinen; denn ungeröstet kann sie nicht
gegessen werden. Nach dieser Zubereitung schmeckt sie wie
Weizenbrod, worunter etwas Kartoffelmehl gemischt ist.
Man bereitet sie aber auch noch auf eine andere Art zu.
Die nicht völlig reifen Früchte werden abgenommen und
aufgeschüttet, damit sie nachreifen. Sodann wirft man
das von der Rinde und von dem Fruchtkern abgesonderte
Fleisch in tiefe gepflasterte Gruben, bedeckt cs mit Blättern
und Steinen und läßt es gähren. Von diesem gegohrncn
oder durchsäuerten Teige bildet man kleine Brode, wickelt
sie in Blätter, und backt sie auf heißen Steinen. So hält
es sich länger, als wenn es ungegohren geröstet wird, da-
her es die Taheitier auf weiten Reisen mit sich nehmen.
Der Brodbaum läßt sich in heißen Ländern sehr leicht
fortpflanzen. Drei Bäume ernähren einen Mann beinahe
ein ganzes Jahr, und zehn derselben sind für eine nicht
allzu' zahlreiche Familie hinreichend. Das Holz ist weich
und gelblich und wird zwar zu allerlei Arbeiten benutzt,
nimmt aber keine Politur an. Aus dem Splinte bereitet
man Zeuge, und die Blätter dienen theils zum Einwickeln
der Frucht beim Rösten und Backen, theils statt Tischtücher
beim Speisen. Die abgefallenen männlichen Blüthen wer-
den als Zunder benutzt. Der Saft, welcher nach gemachten
Einschnitten aus dem Stamme hervordringt, gibt, mit Ko-
kosmilch eingekocht, einen guten Vogelleim und, mit Sago-
mehl, Zucker und Eiweiß, einen festen Kitt.
269
merkwürdiger sind die Selbstentzündungen von Menschen
und Thieren, welche, besonders was die erstern betrifft,
wohl größtenteils die Folge übermäßigen Genusses geisti-
ger Getränke sind. '/Eine dänische Frau," erzählt Hell-
muth in seiner Volksnaturlehre, "welche sich dem Trunk
ergeben hatte, und wenige Speise zu sich nahm, setzte sich
eines Abends im trunkenen Zustande auf einen Rohrstuhl,
um ihren Rausch zu verschlafen. Am andern Morgen
erblickte man voll Entsetzen nur ihren Hirnschädel, die
äußersten Gelenke ihrer Finger und einen Aschenbaufen." —
Mittelbar wird die Wärme erregt, wenn ein Körper in
Berührung mit einem andern wärmeren Körper kommt,
und Wärmestoffe von diesem zu jenem überströmt. Das
nennt man die Wärmeleitung. Unter den Körpern gibt
es gute und schlechte Wärmeleiter. Gute Wärmeleiter sind
solche, welche die Wärme leicht annehmen und sie in sich
schnell fortpflanzen. Darunter gehören alle Metalle und
unter ihnen ganz vorzüglich das Eisen und das Silber.
Schlechte Wärmeleiter hingegen sind solche, welche sich
nicht leicht erwärmen lassen und keine große Erregbarkeit
des Wärmestoffs besitzen. Dazu rechnet man die meisten
Stoffe aus dem Pflanzen- und Thierreiche, besonders Holz,
Kork, Stroh, Moos, Baumwolle, Seide, Federn, Horn,
Fett, Haare, Wolle, Pelz u. m. a. In demselben Ver-
hältnisse aber, als ein Gegenstand ein guter Wärmeleiter
ist, ist er ein schlechter Wärmehalter, d. h. je schneller ein
Körper die Wärme sich mittheilen läßt und in sich ver--
breitet, desto weniger ist er fähig, die Wärme zusammenzu-
halten, und umgekehrt, je schwerer ein Körper die Wärme
annimmt und sie fortleitet, desto langsamer erkaltet er auch
und läßt er die Wärme entschlüpfen. Daher kommt es,
daß der Schnee, der ein ganz schlechter Wärmeleiter ist,
die Saaten und die Blüthenknospen so warm bedeckt und
bei erstarrten und halberfrornen Menschen die fast erstor-
benen Lebensfunken wieder anzufachen vermag, und daß
wir zu unserer Winterkleidung am liebsten solche Stoffe
wählen, die an sich die wenigste Erregbarkeit und dem
geringsten Wärmestoff, wie z. B. Pelz, Schafwolle u. dgl.
m. besitzen. Stroh , Holz und Lehm sind weit schlechtere
Wärmeleiter, als Steine und Kalk, woraus es zu er-
klären ist, daß es in Lehmhütten und unter Strohdächern
231
Die Kohl- und übrigen Gemüsekräuter brachten die Griechen
nach Rom, von wo sie sich durch ganz Italien verbreiteten und
endlich zu uns gekommen sind. Es würde zu weitläufig seyn, die
Wanderung aller jetzt kultivirten Pflanzen zu bestimmen. Es mag
hinreichend seyn, nur einige derselben angezeigt zu haben.
Mit den Getreidearten wurden auch viele Pflanzen zu uns
gebracht, die jetzt als einheimisch angesehen werden. Solche sind
die Kornblume, die Rahde,,der Hederich, Leindotter u. m. a. Diese
Gewächse zeigen sich nur allein zwischen dem Getreide, sie kom-
men niemals an wüste liegenden Ländereien, wo kein Acker ge-
wesen ist, zum Vorschein. Auf eben die Art sind durch den Anbau
des Reißes in Italien viele Pflanzen aus Ostindien einheimisch
geworden, die sich nur zwischen dem Reiß zeigen. Der Reiß wird
erst seit 1696 in Italien gebaut.
Die Europäer haben bei ihren Anpflanzungen in fremden
Welttheilen alle unsere Küchenkräuter mit sich genommen. Durch
diese sind viele europäische Pflanzen nach Asien, Afrika und Ame-
rika gekommen, und haben sich, wenn es das Klima zuließ, weiter
verbreitet. ^
259. Die Pflanzen im großen Haushalt der Natur.
Die Pflanzen sind nicht blos um ihrer selbstwillen geschaffen,
sondern sie sollen Glieder eines großen Ganzen seyn, sie sind noth-
wendige Glieder im großen Haushalte der Natur. Sie bewirken,
daß die durch das Athmen der Thiere und Menschen, und durch
das Feuer veränderte und dadurch zum Athmen untaugliche Lust,
dazu wieder tauglich wird; sie wirken auf die Feuchtigkeit der Lust
und des Bodens; 'sie tragen viel zur Bildung von Quellen bei,
vermindern den Luft-Wärmegrad, bilden fruchtbare Dungerde oder
Humus; sie zersprengen die Felsen, spenden den Thieren Aufent-
haltsörter, Wohnungen und Nahrung und dienen auch zur Befriedi-
gung der mancherlei Lebensbedürfnisse desmenschen, ja sie erfreuen ihn.
Er benutzt ganze Pflanzen und Pflanzentheile als Wurzeln,
Stengel, Blätter, Blüthen, Früchte, Samen, Rinden, den Splint,
den Basch das Holz, Blumenblätter, Stempel, Fruchtknoten, Knos-
pen, Pflanzenfaßerm, das Pflanzenmark; er wendet die in den
Pflanzen enthaltenen Stoffe, die Pflanzeusäureu (Citronen), Pflau-
zensalze (Pottasche), die Stärke, das Gummi, den Zucker, den
Kleber, die fetten und die flüßigen Ocle (Baumöl, Lavendelöl),
die Gummiharze (Gummigut), das Kautschuck oder-Federharz, die
Farbestoffe an. Er benutzt den Saft der Trauben, der Palmen,
der Obstfrüchte, der Beeren zur Bereitung des Weins und Essigs
und bereitet dieselben auch aus andern zucker- und stärkemehl-
haltigen Pflanzenstoffen durch Einwirkung der Wärme und der
Gährung und außerdem noch zur Bereitung geistiger Flüssigkeiten,
als Branntwein, Weingeist, Weinbrauutwein, Rum, Arrak.
Sie dienen zur Nahrung für Menschen und Vieh, zu ihrem
Getränk, sie werden als Arzneimittel angewendet, zur Kleidung,
270
Einrichtung der Natur. Am dürren Abhange eines Felsens wächst
ein Baum mit dürren zähen Blättern. Seine dicken, holzigen
Wurzeln haben Mühe, in das Gestein einzudringen. Mehrere
Monate des Jahrs befeuchtet ihn kein erquickender Regen, die
Aeste scheinen darum abgestorben und vertrocknet. Bohrt man den
Stamm an, so entfließt ihm eine milde, nährende Milch. Bei
Sonnenuntergang gewährt er die meiste. Es kommen alsdann die
Bewohner von allen Seiten mit ihren großen Näpfen zu dieser
gemeinschaftlichen Kuh und melken sie von allen Seiten. Manche
trinken gleich den duftenden Saft aus, andere nehmen ihn mit,
um damit ihre Kinder zu erquicken.
809. Der Butterbaum.
Unter den Produkten des Pflanzenreichs in Afrika verdient
vorzüglich der Butterbaum bemerkt zu werden, der wild wächst
und ohne die geringste Pflege gedeiht. Der Baum wird nicht sehr
groß und gleicht der Amerikanischen Eiche, und seine Frucht einer
Olive. Sie hat einen Kern, der unter einer dünnen, grünen
Schale liegt und von einem weißen Mark eingeschlossen wird. Man
trocknet den Kern an der Sonne, kocht ihn dann im Wasser aus
und gewinnt so die Pflanzenbutter, die sich auf der Oberfläche
des Wassers ansetzt und nach dem Erkalten sehr bequem abge-
nommen werden kann. Diese Butter hat vor der thierischen Butter
große Vorzüge, indem sie nicht nur viel angenehmer schmeckt, und
weißer und fester ist, sondern sich auch ein ganzes Jahr laug ohne
Salz gut erhält. ^
310. Der Wachsbaum.
Der Wachsbaum wächst auf den Anden in Südamerika, erreicht
eine Höhe von 150 Fuß und ist mithin einer der majestätischsten
Bäume der Tropenländer. Sein Stamm, der unten etwa einen
Durchmesser von 2 Fuß erreicht, ist auf seiner ganzen Länge mit
Wachs überzogen, das man abschaben kann. Das Abgeschabte
kocht man im Wasser, das Wachs schwimmt oben auf, ohne zu
schmelzen, es wird nur weicher und die Unreinigkeiten schlagen
sich nieder. Aus dieser Masse, der man häufig, um sie minder
zerbrechlich zu machen, etwas Seife beimischt, macht man Lichter.
Das auf diese Weise gewonnene Wachs ist gelb; leicht durchsichtig
und zerbrechlich, fast wie Harz; es schmilzt in einer Temperatur,
die etwas stärker ist, als die des siedenden Wassers. Wenn man
es reibt, wird es sehr elektrisch, und verbreitet beim Brennen einen
sehr starken Rauch.
311. Der Hemdenbaum.
Daß es Gegenden gibt, in denen Brod und Milch und But-
ter auf den Bäumen wachsen, verdient unstreitig unsere Aufmerk-
samkeit und Bewunderung; eben so sehr aber auch, daß Hemden
auf den Bäumen wachsen und sogar Hauben von ihnen geschüttelt
278
kam eine zugedeckte Schüssel auf den Tisch und der Hausherr stand
auf und hielt eine schöne Rede an die Gäste, worinnen er sagte,
daß er ihnen jetzt eine seltene Frucht mittheilen wolle, wozu er den
Samen von seinem Freunde Franz Drake aus Amerika erhalten
habe, deren Anban hieselbst wichtig seyn würde. Die Herren aßen
nun die Frucht, die in Butter gebacken, und mit Zucker und
Zimmet bestreut war, aber sie schmeckte abscheulich und es war
nur Schade um den vielen Zucker. Darauf urtheilten sie Alle, die
Kartoffeln könnten wohl für Amerika gut seyn, aber hier zu Lande
würden sie nicht reif. Da ließ denn der Gutsherr die Kartoffel-
sträuche herausreißen und wollte sie wegwerfen lassen. Aber eines
Morgens ging er durch den Garten und sahe in der Asche eines
Feuers, welches der Gärtner sich anaemacht halte, runde schwarze
Knollen liegen. Er zertrat einen, und siehe der duftete so lieblich,
gerade wie eine gebratene Kartoffel. Er fragte darauf den Gärtner,
was das für Knollen wären? und der sagte ihm, daß sie unten
an der Wurzel des fremden amerikanischen Gewächses gehangen
hätten. Nun ging dem Herrn das rechte Licht auf und er sah
ein, daß nicht die Knollen oben, sondern die Knollen unten die
rechte Frucht seyn möchten. Erließ dann diese sammeln, zubereiten
und lud alle die Herren wieder zu Gaste; hielt auch abermals eine
Rede, aber nun Des Inhalts: Daß der Mensch, wenn er bloß
nach dem urtheilt, was oben an der Oberfläche ist und nicht auch
tiefer gräbt, sich oft gewaltig irren könne.
Und das war die erste Kartoffelmahlzeit in Europa.
324. Lob der Kartoffel.
Franz Drake dir, dir sey dieß Lied gesungen, du wack'rer
Mann, der eine halbe Welt voll Menschen nährt, und Völker aller
Zungen Jahrhunderte bereits hindurch erhält. — Für jedes Mahl,
wo deine Aepfel dämpfen, gehört der Dank, der zu der Gottheit
steigt, zur Hälfte dein, laß and re immer kämpfen um deinen Ruhm,
noch bist du unerreicht. — Millionen sind nach Westen schon ge-
schwommen, um Prunkmetall und allerlei Gestein, kaum einer hat
ein Kleinod mitgenommen, des sich mit Dank die Menschheit kann
erfreu'n. — Sie brachten uns, die wir im Argen lagen, des Argen
mehr, als wir schon kannten, mit; und führten dort, mehr als
egypt'sche Plagen, dem Volke zu, das unverschuldet litt. — Sie
schleppten Menschen von entfernten Küsten statt Ballast in den
Schiffesraum gepackt, und setzten sie in die verlaß'nen Wüsten,
dem Mutterland entrissen, arm und nackt. — An deiner Gabe
hängt des Bruders Leben, das Märtyrer Blut der armen Unschuld
nicht; du konntest sie mit leichtem Herzen geben, du gabst sie nicht
auf Kosten deiner Pflicht. — Es ehrt dich mehr als Marmor-
Mausoläen, worunter nur die Erde stärker drückt, mehr als das
Marschallgrabmal mit Trophäen, Das den Coloß Erwins von
Steinheim schmückt. — Es ehrt dich mehr, wenn bei dem Ernte-
lesen, die Erde eine Freudenthräne saugt, als wenn die Enkel
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
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Extrahierte Personennamen: Franz_Drake Franz Franz_Drake Franz
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Amerika Europa Steinheim
408
den Stock wagen; Sperlinge dagegen schnappen am meisten weg,
die Schwalben holen nur wenige. Am meisten schaden die Wachs-
schaben, welche zwar die Bienen nicht angreifen, aber lange Gänge
durch die Waben machen, das Wachs fressen und dabei die Maden
todten, ohne daß die Bienen ihren Feind, nämlich den Schmetter-
ling selbst, verfolgten. Dann findet man auf dem Boden des
Stocks Stückchen Wachs, Gespinnste u. dgl. Eine solche Wabe
muß man sogleich ausschneiden. Sind aber zu viel angegriffen, so
muß man die Bienen versetzen. Es gibt eine Art Laus, welche die
Bienen selbst aussaugt, aber nur die Alten. Auf jeder sitzt ge-
wöhnlich nur eine; sie scheint aber nicht- viel zu schaden. Ver-
derblicher ist ihnen der Durchfall, den sie bekommen, wenn sie nichts
als Honig essen. Am besten ist es, wenn man ihnen eine Wabe
gibt mit Blüthenstaub, oder sogenanntem Bienenbrod. Ihre ge-
fährlichste Zeit ist der Herbst und daö Frühjahr, wo jedesmal über
ein Drittel stirbt.
Einen Theil der Waben schneidet man am besten nach dem
Februar, wo sie bald wieder einsammeln können, und im Juli und
August, je nachdem sie eingetragen haben; am besten des Morgens
früh, ehe sie munter sind; man läßt etwas Rauch von brennender
Leinwand hinein, damit sie in die Höhe steigen, was auch nach
einigen Minuten geschieht. Man schneidet die ältesten und honig-
reichen aus, und läßt etwa die Hälfte zurück, vorzüglich diejenigen,
welche gewölbte Deckel haben. Man legt die Waben auf einen
Teller, damit der Honig auslaufe; dieser ist besser'als der mit
einem Tuch ausgernngene. Dann thut man die Waben in eine
Pfanne mit etwas Wasser, damit sie nicht schwarz brennen, und
gießt das geschmolzene Wachs durch ein Handtuch in eine Schüssel
mit Wasser.
Der Honig ist in seiner Güte verschieden, und daö kommt von
den Pflanzen her. Füttert man sie blos mit benetztem Zucker, so
wird der Honig zwar etwas süßer, ist aber wirklicher Honig und
bleibt Jahre lang flüssig, ohne sich zu körnen, wieder ein Beweis,
daß der Honig durch Verdauung entsteht. Im hohen Sommer
verachten sie den Zucker und gehen in's Feld. Den weißlichen
Honig zieht man dem gelben vor. Bisweilen gibt es ganz grünen,
wie ausgepreßter Pflanzensaft, der besser als der gewöhnliche schmeckt.
Ob das von den Pflanzen oder von der Verdauung herkommt, ist
ungewiß.- Es gibt auch vergifteten Honig, den die Bienen wahr-
scheinlich aus Giftblumen sammeln. Auch daö Wachs ist verschieden:
das eine ist leichter zu bleichen als das andere. Der Gewinn über-
haupt ist nach der Zahl der Bienen und nach dem Wetter sehr ver-'
schieden. Ein guter zweijähriger Stock kann 2'/2 Pfund Wachs
und 24 bis 30 Pfund Honig liefern, wenn man alles nimmt; im
Mittel kann man auf 2 Pfund Wachs und 20 Pfund Honig
rechnen.
78
delsproducten^eingetheilt: in die Pfeffer-Elfenbein-
Gold- und Sclavenküste. — Um Geld zu bekom-
men, läßt der schwarze Beherrscher der Sclavenküste
seine Unterthanen zu Hunderten als Sclaven verkaufen.
Die Beamten des Königs entscheiden willkührlich über
.Leben und Tod der Untergebenen, sind aber eben so we-
nig ihres Lebens sicher. Auch in der südlichen Hälfte
oder in Nieder - Guiana sind Sclaven leider! das
.Haupthandelsprodukt. Allein von den Portugiesin wer-
den jährlich 20,000 Neger-Sclaven ausgeführt. Unter
deu hiesigen Negern giebt es hausig Menschen mit sil-
berweißen Haaren, leichenblasser Haut und röthlichen Au-
gen, dasselbe was in Europa die Kakerlaken sind. Sie
stehen bei ihren Landsleuten im Verdacht der Zauberei
und daher in großem Ansetzn. Man nennt sie Albinos.
§. 38. Länder^ er Südküste. (C.)
1. Das Capland ist die südlichste Spitze von Afrika.
Unter den vielen Gebirgen zeichnet sich das Schneege-
birge, unter den Vorgebirgen das Eap oder Vorge-
birge der guten Hoffnung aus. Zu den größten Flüssen
gehört der Elephanten - Fluß. Der Boden ist größ-
tenteils dürre und unfruchtbar; doch wächst hier der
herrliche Cap wein, der Brotbaum und allerlei
S ü d fr ü ch r e. Merkwürdig ist noch der W a ch ö b a u m,
der eine Art Wachs liefert, das gut zu Lichtern gebraucht
Werden kann. Von den wilden Thieren sindet man hier:
Tiger, Elephanten, Löwen und ganze Heerden von
Büffel ochsen. Einwohner sind Europäer, meist Hol-
länder, die jetzt unter Englischer Regierung stehen und
sich größtentheils zur reformirten Kirche bekennen. Haupt-
stadt ist die Capstadr am Fuße des Tafel-Teufel-und
Löwenbergeö, Sitz des Englischen Statthalters, mit ei-
nem schönen Hafen. An der hiesigen protestantischen
Kirche ist jederzeit ein Deutscher Prediger angestellt, der
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der Schwarzen, auf beiden Seiten des Flusses Ni-
ger, iss ein von Gebirgen durchzogenes Land, mir frucht-
baren Gegenden. Producke und Clima sind wie in
Senegambien. Das Land iss von Negern bewohnt,
die sich zur Muhamedanischen und Heydnischen Reli-
gion bekennen. Aberglaube und Unwissenheit herrscht
unter Allen. Ihre Ansichten über Naturereignisse sind
gar seltsam. So meinen sie z. B. eine Mondfinsternis
entstehe dadurch, daß eine gewisse große Kahe ihre Pfo-
ten zwischen Erde und Mond halte. Die Neger sind
schwarz von Farbe und haben schwarzes krauses Haar.
Ackerbau, Viehzucht, Jagd, Fischerei, Bergbau sind
Hauptbeschäftigungen. Sie wohnen in Lehmhütten, und
eine Matte iss ihr Bett. Ihre Kleidung besteht aus
einem Stück Tuch oder Leinwand, das sie um den Leib
wickeln. Kinder gehen nackt. Hirse und Reisbrei sind
ihre Lieblingsspcisen. Die Neger sind in viele Völker
und Staaten getheilt, die fass beständig Krieg gegen ein-
ander führen, deren Zweck gewöhnlich Sclavenfang iss.
Der ansehnlichste Negerssaat iss Tombucru mit der
Hauptstadt Tombuctu.
§.41. D i e I n se l n. (F.)
1. Madagascar, auf der Ossftite von Afrika, die
größte von allen. — Sie iss nicht viel kleiner als
Deutschland und überaus fruchtbar.
2. St. Helena im Aelhiopischen Meere gehört den
Engländern und iss der gewöhnliche Ersrischnngsplaß
für die Ossindienfahrer. Hier wurde der vormalige Fran-
zösische Kaiser Napoleon gefangen gehalten und liegt
daselbst begraben.
3. Die Lariarischen Instln, welche ihren Namen
von der Insel Canaria haben; die Canarien-Vögel
sind hier einheimisch. Auch wachst hier ein köstlicher
Wein.
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Extrahierte Personennamen: Madagascar Helena Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Senegambien Afrika Deutschland