I
Are Griechen.
41. Beschaffenheit des Landes.
Mit freudigem Gefhle betreten wir jetzt den klassischen Boden des schnen Griechenlands, das durch Merkwrdigkeiten der Natur und Geschichte geich ausgezeichnet ist. Allenthalben umgeben uns hohe Erinnerungen, mit jedem Schritte stoen wir auf Trmmer vergangener Herrlichkeit. Hier ist jeder Hgel, jeder Quell, jeder Stein bald durch eines Helden Namen, bald durch das Andenken von Grothaten, durch Knstlertalent, oder durch den Zauber der Dichtkunst geheiligt. Hier ladet so vieles Geist und Gemth zur Bewunderung und Liebe ein.
Das alte Griechenland ging nicht weit der die Grenzen des neuen Knigreiches Griechenland hinaus; es umfate nur noch die jetzt trkischen Provinzen Janjah (Thessalien) und einen Theil von Albanien, das alte Epirus. In der Mitte breier Erdtheile gelegen und nach drei Seiten vom Meere um-flssen, das in den tief eingezackten Ufern die schnsten Hfen bildet, hat es die gnstigste Lage fr Handel und Verkehr. Gegen Osten und Sden besplt es das gische, gegen Westen das jonische Meer; nur im Norden hngt es mit dem festen Lande zusammen und wird durch die kambunischen Berge von Macedonien, und durch die akrokeraunischen von Jllyrien geschieden. Zweige dieser Gebirge durchziehen das ganze Land, und von ihren Scheiteln eilen nach allen Richtungen Flsse und Bche in die lieblichen Thler hinab, als htten sie ber-allhin einen Gru zu berbringen. Die gebirgige Beschaffen-heit des Bodens bildet von selbst eine Menge kleiner Land-schaften, die durch ihre natrliche Begrenzung zur Bildung kleiner, selbstndiger Staaten am geeignetsten erscheinen.
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144
zwlf Nachbarstaaten; allmlig aber traten fast smmtliche Staa-ten Griechenlands diesem Bunde bei. Gewhnlich zweimal im Jahre versammelten sich die Abgeordneten der Bundesstaaten, im Frhlinge zu Delphi, im Herbste in den Thermopylen, trafen Veranstaltungen zum Besten des Tempels, ehrten und belohnten den Schutz desselben und bestraften Frevler an demselben. Wegen ihrer Heiligkeit und wegen des ihnen gewhrten Schutzes dienten die Bundestempel auch als Aufbewahrungsorte von Schtzen; und da die Tempelfeste selbst viele Wallfahrer herbei-zogen, so wurden dabei auch groe Messen oder Mrkte gehalten.
3) Die Nationalspiele. In uralter Zeit, wo kr-perliche Kraft und Gewandtheit noch als das Hchste galten, war es auch Sitte bei den Griechen, ihre Feste, sie mochten zur Ehre der Götter oder auch zur Gedchtnifeier der Verstorbenen angeordnet sein, durch ffentliche Proben zu verherrlichen. So feierte, wie wir frher sahen, der Held Achilles das Andenken seines Freundes Patroklus durch glnzende Wettkmpfe an dessen Grabhgel. Selbst die heiligsten Religionsfeste waren stets mit Heiterkeit und Freude vereinigt, und durch ffentliche Waffenspiele, festliche Aufzge, frohe Tnze, Spiele und Schmaufe glaubte man die ernste Feier nicht zu entweihen. Der lebens-frohe Grieche konnte sich ein Fest ohne solche Zugaben nicht einmal denken. Die Feste der Götter wurden vorzugsweise an solchen Orten gefeiert, an die sich heilige Erinnerungen knpf-ten. Mit Opfern begann und endete die Feier.
In Elis, dem westlichen Theile des Peloponnes, am Ufer des reizenden Peneus, lag ein uralter Hain, neben welchem sich eine groe Ebene ausbreitete. Diese Ebene mit der all-mlig entstandenen Gruppe von Gebuden, Hainen, Altren und Kampfpltzen nannte man Olympia. Sie war von ur-alter Zeit her dem Zeus (Jupiter) geweiht. Hier hatte der Gott seinen Prachttempel und hie deshalb auch der olympische. Hier soll schon Herkules, dessen Abenteuer und Grothaten im ganzen Alterthume gefeiert sind, dem Gotte zu Ehren groe
m
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158
48. Athen. Verfassung des Solon (594 vor Chr.).
Wir wenden uns jetzt nach Athen, Griechenlands edelster Stadt, an deren Namen sich so viele hohe und freundliche Er-innerungen knpfen. Cecrops, ein Zeitgenosse des Moses, hatte sie erbaut und den ersten Samen der Cultur auf attischen Boden ausgestreuet. Seit der Zeit hatte das emsige Ksten-vlkchen sich immer mehr zu heben gesucht. Anfangs stand auch dieses unter Knigen. Unter denselben ist besonders Theseus (1300) berhmt, der zu den gefeiertsten Helden Griechenlands gehrt. Er befreiete Athen von einem schimpflichen Tribute, welchen es dem Könige Minos von Kreta entrichten mute. Die Sage nmlich berichtet, die Athener htten fr das Ungeheuer Minotaurus, welches, halb Thier, halb Mensch, im Labyrinthe auf Kreta Hausets, ein jhrliches Opfer von sieben Jnglingen und Jungfrauen bringen mssen, Theseus aber habe dies Ungeheuer mit Hlfe der Knigstochter Arione, welche ihn vermittelst eines Fadens im Labyrinthe leitete, glcklich besiegt. Er erhob Athen zur Hauptstadt von ganz Anika und erwarb sich solche Verdienste, da die Athener noch nach Jahrhunderten feiner dankbar gedachten und ihm sogar einen Tempel erbaueten, dessen Trmmer noch jetzt zu sehen sind.
Der letzte in der Reihe der Konige war Kodrus, derselbe, welcher beim Einfalle der Dorer durch freiwilligen Opfertob Athen rettete. Die Brger hielten diese hochherzige That ihres Knigs fr so groß und ruhmvoll, da sie sagten, nach ihm sei Keiner mehr des Thrones wrdig. Sie schafften deshalb die knigliche Wrde ab und errichteten eine Republik. Diese eben hatten sie lngst gewnscht, aber zur Errichtung berfelben gab ihnen erst jetzt der ruhmvolle Tod ihres Knigs einen scheinbaren Vorwand. An die Spitze der neuen Republik stellten sie einen Archonten ober Staatsverwalter, der die ganze knigliche Macht, aber nicht erblich, ausbte, und bertrugen aus Dankbarkeit bieses Amt zuerst dem Sohne des Kobrus,
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116
ritterliche Thaten. Aus Tessalien zogen bald ritterliche Fürsten
der Hellenen mit ihrem Gefolge immer tiefer nach Süden und
b-eiteten mit ihrer Herrschaft auch ihren Namen aus. 2m
Verlaufe der Zeit nahmen immer mehr pelasgische Stämme mit
der Bildung der Hellenen auch den Namen derselben an, ja sie
fühlten sich durch diesen Namen geehrt; und nicht lange nach
Homer (1000 vor Ehr.) war der Name „Hellenen" Gesammt-
name der Nation. Die Römer aber nannten sie Graeci, weil
ein Volkstamm mit diesem Namen aus Griechenland in Italien
eingewandert war; und nach den Römern nennen auch wir sie
Griechen.
Jedoch weisen mehrfache Sagen darauf hin, daß auch Kolo-
nisten aus fremden Ländern, die bereits einen höheren Grad von
Bildung besaßen, namentlich aus Ägypten und Kleinasien, schon
in den ältesten Zeiten bei den Griechen sich niederließen und auf
Lebensart, Beschäftigung, Religion und Sitten der Eingeboren
vielfach einwirkten. Als solche werden angegeben:
1) Cecrops. Dieser kam 1550 mit einer ägyptischen
Kolonie aus Sais nach Attika gezogen un> legte hier die Burg
Cecropia an. Aus dieser ging allmälig, da sie ringsum mit
Wohnungen und Tempeln umbauet wurde, die berühmte Stadt
Athen hervor, die nach der von ihr gewählten Schutzgöttin
Athena also genannt wurde. Durch Lehre und Beispiel rief
er die vereinzelten Wilden der Umgegend zur Geselligkeit und
menschlichen Sitte, gewöhnte sie an feste Wohnsitze, und wurde
so der Stifter des Staates, aus welchem später ein wohlthätiges
Licht in alle Länder stralte.
2) Kadmus aus Phönizien, der Sohn des Königes Agenor.
Er landete nu't einer Kolonie Phönizier, etwa fünfzig Jahre spä-
ter, in Böotien und gründete hier die Burg Kadmea, aus
welcher allmälig die Stadt Theben erwuchs. Derselbe Kadmus
soll auch die so nützliche Schreibkunst nach Griechenland gebracht
haben
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135
sondern auch seine Familie, seine Vaterstadt, die ihn feierlich
empfing, neue Feste seinetwegen anordnete und ihn für immer
auf öffentliche Kosten ernährte. Ein Bürger von Rhodus, Dia-
gkras, starb vor Freude über den Sieg, den seine beiden Söhne
errangen, während man ihm glückwünschend zurief: „Stirb, Dia-
goras, dir bleibt nichts mehr zu wünschen übrig!"
Jedoch nicht allein Proben der körperlichen Geschicklichkeit
wurden hier abgelegt. Auch Tichtcr, Redner, Geschichtschreiber,
Flötenspieler ' und andere Künstler wurden zum Vortrage ihrer
Werke eingeladen, und so auch ein geistiger Wettkampf eröffnet,
der nicht minderen Ruhm erwarb. So wissen wir, daß die drei —
größten Trauerspieldicbter (Tragiker) der Griechen, Äschylus, So-
phokles und Euripides, nach einander den Preis errangen. Auch
soll der Geschichtschreiber Herodot au§ Halikarnaß (455) zu Olympia
einzelne Theile seines berühmten Werkes vorgetragen haben. Auf
diese Weise wurde alles Große, Schöne und Edele, was die
Stille der Einsamkeit geschaffen hatte, in die lebendige Mitte des
Volkes gebracht. Die olympischen Spiele gelangten in kurzer
Zeit zu einem so hohen Ansehen, daß, vom Jahre 777 vor Ehr.
an, die Griechen nach ihnen ihre Zeitrechnung bestiminten. Sie
nannten die Zeit von einem Spiele bis zum andern, also einen
Zeitraum von vier Jahren, eine Olympiade.
Minder berühmt als die olympischen waren die pythischen
Kamyfspiele in Delphi, zu Ehren des Gottes Apollo, der nach
der Sage den Drachen Python mit Pfeilen erlegt hatte; die
isthmischen, welche auf der Landenge (Isthmus) von Korinth
zur Ehre Neptuns, und die nemeischen, wvlche bei Nemea in
Argölis zur Ehre Jupiters gefeiert wurden. Auch diese Feste
kehrten nur alle vier Jahre, jedoch jedes in einem andern, wieder,
und der Preis für den Sieger war ebenfalls eine Blätterkrone.
Noch jetzt lesen wir mit Bewunderung die schönen Hymnen, in
denen der thebanische Dichter Pindar (490) das Lob vieler
Sieger besang.
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146
sondern auch seine Familie, seine Vaterstadt, die ihn feierlich
empfing, neue Feste seinetwegen anordnete und ihn für immer
auf öffentliche Kosten ernährte. Ein Bürger von Rhodus,
Diagoras, starb vor Freude über den Sieg, den seine beiden
Söhne errangen, während man ihm glückwünschend zurief:
„Stirb, Diagoras, dir bleibt nichts mehr zu wünschen übrig!"
Jedoch nicht allein Proben der körperlichen Geschicklichkeit
wurden hier abgelegt. Auch Dichter, Redner, Geschichtschreiber,
Flötenspieler und andere Künstler wurden zum Vortrage ihrer
Werke eingeladen, und jo auch ein geistiger Kampf eröffnet,
der nicht minderen Ruhm erwarb. So wissen wir, daß die
drei größten Tragiker oder Trauerspieldichter der Griechen,
Aeschylus, Sophokles und Euripides, nach einander den Preis
errangen. Auch soll der Geschichtschreiber Herodot aus Hali-
karnaß in Karten (455) zu Olympia einzelne Theile seines be-
rühmten Werkes vorgetragen haben. Auf diese Weise wurde
alles Große, Schöne und Edele, was die Stille der Einsamkeit
geschaffen hatte, in die lebendige Mitte des Volkes gebracht.
Die olympischen Spiele gelangten zu einem so hohen Ansehen,
daß die Griechen nach ihnen ihre Zeitrechnung bestimmten. Sie
nannten die Zeit von einem Spiele bis zum anderen, also einen
Zeitraum von vier Jahren, beginnend mit dem Jahre 776, eine
Olympiade. Diese Zeitrechnung kam aber erst um 300 vor
Chr. durch die Geschichtschreiber auf, neben der älteren Sitte,
das Jahr nach der höchsten obrigkeitlichen Person zu benennen.
Minder berühmt, als die olympischen, waren die pythi-
schen Kampfspiele bei Delphi, zu Ehren des Gottes Apollo,
welcher nach der Sage den Drachen Python mit Pfeilen erlegt
hatte; die isthmischen, welche auf der Landenge (Isthmus)
von Korinth zur Ehre Neptun's, und die nemeischen, welche
bei Nemea in Argolis zur Ehre Jupiter's gefeiert wurden.
Auch diese Feste kehrten alle vier Jahre, jedoch jedes in einem
anderen, wieder, und der Preis für den Sieger war ebenfalls
eine Blätterkrone. Noch jetzt lesen ^vir mit Bewunderung die
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32
b. Die nemeischen Spiele, bei Nemea in Argolis dem
Zeus zu Ehren alle zwei Jahre gefeiert.
6. Die isth mischen bei Korinth alle zw ei Jahre zu Ehren
des Poseidon.
d. Die pythischen in alter Zeit von 8 zu 8, seit 586
alle 4 Jahre in Delphi zu Ehren des Apollon. Ursprünglich
auch musische, seit 586 ritterliche und gymnische Wettspiele.
Der Wechsel der Verfassnngsformen läßt sich am klarsten an
der Geschichte Athens erkennen, während Sparta wesentlich in
den einmal angenomnienen Formen beharrte. Beide Städte ge-
langen zu ihrer Bedeutung zunächst durch die politische Ei-
nigung (Centralisation) ihrer Landschaft, ein Fortschritt,
der in Athen am besten glückte. Aber auch anderwärts regt sich
in dieser Periode das mehr oder minder gelingende Streben,
durch Einigung der Landschaft unter einem Hauptort ein poli-
tisches Ganzes herzustellen, so in Argolis und Böotien.
Die griechischen Verfassnngsformen {nolivttai) wechseln mit
einer gewissen Gesetz- und Regelmäßigkeit, so daß man von einer
Periode des Königthums, der Adelsherrschaft, der Volksherrschaft
reden könnte. Doch finden sich diese Formen nicht blos nach-
einander, sondern auch nebeneinander in den verschiedenen
Staaten, im buntesten Wechsel in den Kolonien.
Schema der griechischen Verfassungen nach Aristoteles
1) Das althellenische heroische Königthum (s. oben
S. 22) ist auch im Anfang dieser ersten Periode die herrschende
Staatsform, mit kriegerischem Charakter, nur wenig beschränkt,
doch immerhin weit entfernt von orientalischer Despotie. Mit
dem Erbrecht mußte sich persönliche Tüchtigkeit, überlegene Helden-
kraft verbinden.
Iv. Aelteste Verfassungen.
(Pol. Iii, 4, 7)
Grundformen
Ausartungen {nuqty.ßdaeiß)
1. /uovuq/ja oder ßuoixtiu,
2. Uqunohqaxiu,
3. noxithu (Kòrjf.ioy.oaria)
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89
Vii. (Kultur.
Innere Zustände Griechenlands seit dein pelopon-
nesischen Krieg. Mit dem Beschluß des Kongresses von Korinth
tritt die Geschichte Griechenlands in ein neues Stadium ein. Die
reichen Kräfte des zersplitterten Landes werden einem fremden
Willen dienstbar, erhalten aber eben damit ein neues Feld groß-
artiger Wirksamkeit. Vergegenwärtigung der wichtigsten griechische:!
Staaten nach der Karte: noch immer sehr verschiedene Cultur-
stufen: Athen am höchsten entwickelt, einzelne Gegenden dagegen
wie Aetolien noch fast auf pelasgischer Stufe. Das Charakteri-
stische der Cultur dieser Periode gegenüber der perikleischen Zeit
ist das allmäligeueberwiegen des Wissenschaftlich-Tech-
nischen gegenüber dem Schöpferisch-Genialen.
a. Am produktivsten der griechische Genius noch immer in
der K un st: in der P last i k der Parier S k o p a s und der Athener
Praxiteles, etwas später Lysippos von Sikyon; Maler
Zeuxis, Parrhasios, Apelles; in der Architektur neue
Sänlenordnung viel angewendet, die korinthische, zierlicher
als die dorische, imposanter als die jonische, vorzugsweise zum
Prachtbau geeignet. Aus dem Dienst des Staates tritt die Kunst
mehr und mehr hinüber in den' Dienst reicher Privatleute:
Porträtstatuen, reiche Grabdenkmäler u. s. w. (Denkmal des
Mausolos von Karien, des Lysikrates zu Athen).
d. D i ch t un g: die dranmtische abgeblüht, keine neuen klassischen
Tragödien mehr, während die vorhandenen Meisterwerke allmälig
durch Lektüre und häufige Aufführungen in weite Kreise
eindringen: ähnlich die Komödie: die sogenannte mittlere
Komödie (Alexis, Antiphanes re.) ohne Aristophanes Kühnheit
und genialen Humor; dagegen spielen die berühmten und fürstlich
bezahlten, nicht selten zu diplomatischen Sendungen gebrauchten
Schauspieler, überhaupt das kosmopolitische Virtuosen-
thum, die auch an Philipps Hofe stark vertretenen rt/vtxai aller
Art eine große Rolle.
e. Wissenschaftliche Bestrebungen: des Sokrates
größter Schüler Plato (429—347) Darstellung des sokratischen
Philosophierens und Weiterbildung seiner Ideen in den Dialogen.
Die Sokratik zweigt in mehreren Schulen fort, von denen die
cyrenaische (Aristippos von Cyrene) und die cynische (An-
tisthenes, Diogenes von Sinope) zugleich zwei in ihrem Gegen-
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— 112 —
Das von Festungswerken umgebene Lyon, am Einfluß der
Saone in die Rhone (481000 E.), die zweite Stadt Frankreichs,
ist der Hauptsitz der französischen Seidenindustrie, zugleich wichtiger
Handelsplatz. — S t. Etienne (136 000 E.), inmitten reicher
Steinkohlen- und Eisenerzlager, hat großartige Waffen- und Stahl-
Warenfabrikation (das „französische Birmingham").
Die Festung Dijon (68 000 E.) ist der Mittelpunkt des
bnrgundischen Weinhandels. •— Besanyon (58 000 E.), ebenfalls
eine starke Festung, betreibt lebhafte Uhrenfabrikation.
Vom Elsasj hat Frankreich im Frankfurter Friedeu (1871) nur
noch die Festung Belfort behalten, welche die „burgundische Pforte"
beherrscht.
Französisch-Lothringen mit dem Hauptort Nancy (96 000 E.)
hat viele befestigte Plätze; besonders wichtig sind Toul und Verduu.
Reims (108 000 E.), Chalons-sur-Marne und vor
allem Epernay sind die Hauptorte für deu Handel mit Cham-
Pagnerwein. ■— Sedan an der Maas. 1870 Schlacht und Ge-
fangennahme Kaiser Napoleons Iii. durch die Deutschen.
Mittelfrankreich.
Orleans an der Loire (67 000 E.), vielfach umkämpfte Stadt
(Juugfrau von Orleans. Schlachten 1870). — Tours an der
Loire (63 000 E.) in sehr fruchtbarer und wohlangebauter Gegend,
dem „Garten Frankreichs". — Angers (77000 E.), Fabrikstadt.
— Limoges (78 000 E.) hat bedeutende Porzellanindustrie.
Die Insel Corsica ist ein rauhes, unwegsames Gebirgsland.
Hauptstadt Ajaccio, der Geburtsort Napoleons I.
Iranzöslsche Ileöcnränder und Kolonien.
In Afrika: Im Norden Algerien und der Schutzstaat Tunis;
im Westen Senegambien, Sudan, Französisch - Kongo; im Osten
Obok, die Comoren und von den Maskarenen die Insel Reuuion,
ferner der Schutzstaat Madagaskar.
In Asien: In Vorderindien Pondichery, in Hinterindien
Jndochina.
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Extrahierte Ortsnamen: Lyon Frankreichs Frankreich Reims Sedan Maas Napoleons Angers Limoges Ajaccio Afrika Algerien Tunis Madagaskar Asien Vorderindien_Pondichery Hinterindien
Jndochina
— 203
Portugal besitzt einen Teil von Senegambien sowie Angola,
das große Gebiet südlich der Kongomündung.
Der uuter der Souveränität des Königs der Belgier stehende
Kongo st aat (auf 2 250 000 qkm und 14 Mill. E. geschätzt)
reicht nur mit einem schmalen Streifen bis an die Mündung des
Kongo, breitet sich aber in Centralasrika über den größten Teil
seines Stromgebietes aus.
(Bodenbeschaffenheit, Klima und Produkte der aufgezählten Ge-
biete sind zumeist ähulich wie in Kamerun, siehe unten.)
Deutsche Schutzgebiete sind: 1. Togo, 2. Kamerun,
3. Deutsch-Südwestafrika.
Togo (82 000 qkm und 21/4 Mill. E., darunter etwa
100 Deutsche) liegt in Oberguinea zwischen der englischen Goldküste
und dem französischen Dahome. Die Küste, nnr etwa 60 km lang,
ist wegen der heftigen Brandung schwer zugänglich. Nach innen
steigt das Land allmählich zu einer fruchtbaren, wohlbebanten Hoch-
ebene und gut bewaldeten Gebirgszügen an. Die wichtigsten Er-
zeugnisse sind Palmöl, Palmkerne und Kautschuk. Haupthafen ist
Klein-Popo (5000 E.), Regierungssitz Lome (4000 E.).
Kamerun (zu 495 000 qkm, also fast so groß wie das Deutsche
Reich, und 3 Mill. E. geschützt, unter denen 250 Deutsche) liegt
am innersten Teil des Guiueabusens zwischen Französisch-Kongo und
Britisch-Nigerland. Die Ostgrenze bildet im allgemeinen der 15.°
östl. L. von Greenwich bis zum Tsadsee. Nach seiner Oberflächen-
gestalt besteht Kamerun aus einem schmalen, sumpfigen, feucht heißen
und ungesunden Küstengebiet, das von einem Urwaldgürtel umschlossen
wird. Jenseits desselben erhebt sich ein grasreiches, ziemlich gesundes
Hochland, das im Norden zu dem Gebirge von Adamaua ansteigt.
Doch steigt auch aus dem Küstenlande das vulkauische Kamerun-
gebirge (4000 in) empor. Die zahlreichen Flüsse sind wegen der
Stromschnellen nur streckenweise schiffbar. Die wichtigsten Ausfuhr-
artikel sind Kautschuk, Palmöl, Palmkerne und Elfenbein. In neuester
Zeit sind mit wachsendem Ersolg Kakao- und Kaffeepflanzuugen an-
gelegt worden. Handelsmittelpunkt und Regierungssitz ist Kamerun.
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