Xii
A e g y p t i e r.
v.c.g.von Serres gedämpft, das Land eine eigne persische Salrapie;
460. unter Artarerres Longímanos, wo Amyrtäos und
Jnaros, Anfangs mit Hilfe der Athenaer glücklich, spater
dem Megabazos und Artabanos unterliegen (451); unter
414. Dareio s Ii. (Nothos), wo der bisher verborgene Amyrtäos
sich wieder der Herrschaft bemächtigt, so wie nach ihm sein
Sohn Psammetichos (408) und einige Nachfolger desselben;
374. aber Tachos vermag sich ohne Agesilaos von Sparta gegen
Artarerres Mnemon nicht zu behaupten, und sein Nach-
folger Nektanebos U. muß vor Artarerres Ochos,
350. nachdem Sidon durch Verrath eingenommen worden, die Flucht
ergreifen. Artarerres wüthet gegen Tempel und Menschen:
Aegypten bleibt Persien zinsbar, bis es an Alexander und
nach dessen Tod an die Ptolemäer übergeht.
Die Bevölkerung Aegyptens geht von Süden ans. Kasten, geschlossene
Vereine, bilden sich ans der Verschiedenheit der eingewanderten Völker-
stamme ; die geistig Ueberlegenen gewinnen die Herrschaft über die andern,
— Priester-Aristokratie. Die Haupttempel (zu Memphis re.), als
Mittelpunkte der verschiedenen Nomen, unterhalten die Gemeinschaft des
Cultus. Ackerbau und Verkehr stehen mit der Religion in engster Ver-
bindung; daher Sabäismus und Astro latrie, Verehrung ver-
schiedener Gewächse, Thiere und Himmelskörper (Meerzwiebel, Agis,
Krokodil, Ibis, Ammon, Phtha, Osiris, Isis rc. ), daher frühe Kennt-
niß der Geometrie, Astronomie rc.
Die kolossale Baukunst erzeugt, ausser den Tempeln und andern
Monumenten, vorzüglich viele Obelisken, viereckige, spitz znlaufende
Säulen, ans einem einzigen Granitsteine, und Pyramiden, vergrößerte
Obelisken, aus Kalksteinen, mit Granit oder Marmor belegt, in ihrem
Innern Gänge oder Kammern (Königsgräber), — die grüßte hatte 728
Fuß Basis und 447 Fuß Höhe.
Die Leichen wurden einbalsamirt, Mumien; über die Bestattung
entschied ein Todtengericht.
Hieroglyphen, später Buchstabenschrift.
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Extrahierte Personennamen: Artarerres_Longímanos Dareio Artarerres_Mnemon Alexander Alexander Ammon
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mehr auf dem Albanerberge, oberhalb des zerstörten Alba Longa,
bei dem Tempel des Jupiter Latiaris gefeiert. Hier führte Tar-
quinius den Vorsitz; hier brachte er als Oberpriester das große
Bundesopfer. Ihm ward auch der Oberbefehl des Bundesheeres
übertragen, und die Latiner standen in den römischen Legionen,
mit den Römern in je zwei Manipeln unter einem Hauptmann
vereint. Suessa Pometia, die blühendste Stadt der Volsker, die
wahrscheinlich dem Bündnisse mit Rom nicht hatte beitreten wol-
len, wurde erobert, und außerordentliche Beute aus derselben
nach Rom abgeführt. Gleiches Schicksal hatte die Stadt Gabii,
welche Tarquinius durch den Verrath seines Sohnes Sertus
einnahm. Rach dieser Stadt der Latiner hatten sich mehre rö-
mische Patricier geflüchtet und die Einwohner gegen den König
aufgewiegelt. Rach genommener Abrede stellte sich sein Sohn
Sertus, als ob auch er wegen erlittener Unbilden gegen den
Vater aufgebracht sei, und floh ebenfalls nach Gabii. Hier
spielte er seine Rolle so gnt, daß ihm der Befehl über die Trup-
pen anvertraut wurde. Run schickte Sertus einen vertrauten
Boten an seinen Vater, um weitere Verhaltungsbefehle einzu-
holen. Tarquinius aber, welcher sich weder schriftlich noch münd-
lich darüber erklären wollte, führte den Boten in einen Garten,
hieb in seiner Gegenwart den Mohnsträuchen, welche am höchsten
hervorragten, die Köpfe ab, und ließ ihn ohne weitere Antwort
abreisen. Als der Bote die Nachricht überbrachte von dem, was
er gesehen, verstand Sertus sogleich diesen Wink. Er ließ die
vornehmsten Gabier aus dem Wege räumen und überlieferte
nun mit leichter Mühe die ihrer Häupter beraubte Stadt seinem
Vater. In die unterworfenen Gegenden wurden, um ihre Ab-
hängigkeit zu sichern, Kolonien ausgesendet, damals zunächst nach
Signiä und Circeji, — eine Maßregel, welcher Rom die Aus-
breitung seiner Herrschaft und Sprache vorzugsweise verdankt.
Aber nicht bloß Schrecken verbreitete Tarquinius um seinen
Thron, sondern auch einen ungewöhnlichen Glanz. Aus der
gewonnenen Kriegesbeute verherrlichte der prachtliebende König
Rom selbst durch großartige Anlagen und Bauten. Durch etrus-
kische Baumeister und durch Frohndienste des Volkes ließ er frü-
her begonnene Bauten, wie die Kloaken, den Circus, insbeson-
dere den kapitolinischen Tempel des Jupiter, der Juno und Mi-
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
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147
sichtskreis der Römer. Fortan war es ihr Plan, die ganze
Insel den Karthagern zu entreißen. Allein sie fanden bald, daß
der neue Feind auf ganz andere Weise angegriffen werden mußte,
wenn dieser Plan gelingen sollte. Ihnen fehlten die Mittel, die
Seestädte mit Nachdruck anzugreifen und den Karthagern den
stets über das Meer zugeführten neuen Ersatz an Hülfstruppen
abzuschneiden: sie bedurften einer Kriegesflotte. Bis dahin hat-
ten die Römer fast nur Kauffahrteischiffe gehabt; noch nie hatten
sie zur See einen Feind bekämpft. Da brachte der Zufall ein
an der sicilischen Küste gestrandetes feindliches Kriegesschiff in
ihre Hände. Nach dem Muster desselben baueten sie (260)
schnell eine Flotte, und schon nach zwei Monaten konnten sie mit
hundertsechzig Schiffen den Feinden entgegenziehen. Zwar fehlte
der Mannschaft die nöthige Übung, und ein Theil der neuen
Flotte fiel beim ersten Versuche den Karthagern in die Hände;
allein römische Beharrlichkeit und Muth ersetzte bald den Verlust.
Der Anführer der Flotte, der Cónsul Duilins, erfand die
Enterhaken, welche vorn die Gestalt eines Rabenschnabels hatten
und deshalb auch Raben (ooivi) genannt wurden. Durch diese
eisernen an einer Fallbrücke angebrachten Haken sollte das feind-
liche Schiff an das römische befestigt, und so die Seeschlacht in
eine Art von Landschlacht, in welcher die Römer überlegen wa-
ren, verwandelt werden. Der Versuch gelang. Es war im
Jahre 260, als Duilius bei Mylä, dem heutigen Milazzo,
an der Nordküste Siciliens, den ersten Sieg über die kartbagi-
sche Flotte gewann. -). Für einen so ungewöhnlichen Sieg er-
wiesen seine Mitbürger ihm auch ungewöhnliche Ehren. Zum
Andenken einer so ruhmvollen That ward auf dem Forum eine
mit den Schnäbeln der erbeuteten Schiffe verzierte marmorne
Säule (oolumna rostrata) errichtet. So oft er des Abends
von einem Gastmahle nach Hause ging, wurde er mit Fackeln
und Flötenspiel dahin begleitet. So sollte der erste römische
Seeheld sein ganzes Leben hindurch gleichsam jeden Tag einen
Triumph feiern ®).
2) Primum omnium Romanorum ducum navalis victoriae egit tri-
umphum. Liv. epit. 17.
®) Duilius imperator, non contentus unius diei triumpho, per om-
10*
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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400
zierlicher gebaut; neben den Curien erhoben sich die prachtvoll-
sten Basiliken; Säulengänge und Hallen wurden häufiger ange-
bracht, und die griechische Kunst erlebte in Rom in den letzten
Zeiten der Republik und unter den ersten Kaisern eine neue
Blüthe. Die Kaiser suchten sich einander in der Verschönerung
der Weltstadt zu überbieten, und der Eifer hierin trieb sogar
manchen, wie den Nero, zu tollkühnen Unternehmungen. Bald
sank die Kunst selbst von ihrer früheren Höhe und verlor den
Charakter des Großen und Erhabenen. Das überhandnehmende
Streben, das bereits Vorhandene durch Neuheit und Mannig-
faltigkeit der Formen zu überbieten, führte, wie in der Litera-
tur, so auch in der Kunst zu einer Überladung mit prunkenden,
oft in's Alberne fallenden Verzierungen und Künstleien; und der
reine griechische Stil verlor sich nach der Negierung der Anto-
nine immer mehr. In Constantin's des Großen Zeit verfiel man
in den entgegengesetzten Fehler. An die Stelle der früheren
prunkenden Mannigfaltigkeit trat jetzt eine übertriebene, an das
Rohe grenzende Einfachheit. Mit dem Verschwinden eines leben-
digen Glaubens an die Götter des Heidenthums verfiel, wie die
alte Welt, so auch die Kunst.
Wie in der Baukunst, so sind auch in der Bildnerei
die Römer bloße Nachahmer der Etrusker und besonders der
Griechen geblieben. Etruskische Künstler verfertigten ihnen aus
Holz oder Thon die ältesten Bildnisse. Auch fanden sich schon
früh Statuen der Götter und Menschen in Rom, meist aus
Erz; allein kein Künstler römischen Ursprunges wird genannt.
Nachdem aber Marcellus, der ruhmvolle Eroberer von Syrakus,
eine Menge von Bildsäulen als Beute des Krieges heimgeführt
und den rohen Sinn seiner Mitbürger auf die Bewunderung
dieser Werke gerichtet hatte, da waren alle Feldherren bemüht,
durch Werke der Kunst ihren Triumphen einen neuen Glanz zu
verleihen. So Q. Flamininus, der Sieger Maeedoniens; so
M. Fulvius, der nach Besiegung der Ätolier 285 eherne und
230 marmorne Statuen aufführte. Wenige Jahre darauf feierte
Ämil. Paulus einen noch herrlicheren Triumph, bei welchem die
erbeuteten Statuen und Kolossen auf 250 Wagen geführt wur-
den. Nach einem kurzen Zeiträume sah Rom in einem Jahre
die Beute von Karthago und Korinth, und etwas später, bei
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
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Extrahierte Personennamen: Marcellus Paulus
Extrahierte Ortsnamen: Rom Rom Syrakus Maeedoniens Rom Karthago Korinth
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Sie sind grtentheils aus Kalksteinen erbaut, die der ein-ander gelegt blo durch ihre Schwere zusammenhalten. Einige sind mit Granit oder Marmor bekleidet gewesen. Drei zeichnen sich durch ihren Riesenbau aus, unter diesen die Pyramide des Cheops, welche nordwestlich von Memphis bei dem Dorfe Ghize steht. Sie war ursprnglich 480 Fu hoch, jetzt nur 450 Fu, da die Spitze zerbrckelt, und eine kleine Terrasse an deren Stelle getreten ist. Sie ist geffnet. Man kann auf knstlich angebrachten Stufen bis zu ihrem Gipfel steigen. Enge Gnge führen zuletzt in ein lngliches Gemach, in welchem ein mar-morner Sarkophag stand. Hunderttausend Menschen sollen zwan-zig Jahre an dieser Pyramide gebauet haben.
Wozu diese Riesenmassen gedient haben, blieb lange unge-wi. Einige hielten sie fr Kornmaga;ine; andere fr Wasser-behlter, noch andere fr eitle Prunkgebude gyptischer Könige, die durch mhevolle Arbeit das Volk im Zaume zu halten suchten. Ja, die frommen Pilger, welche einst hinzogen gen Jerusalem, glaubten voll Verwunderung hier den babylonischen Thurm zu sehen! Jetzt aber, nach der g-nauen Untersuchung des Innern, wei man, da sie K n i g s g r b e r waren. Man hat auch Grabkammern und Sarkophage in denselben gefunden.
Kein Volk verwendete mehr Zeit und Flei auf seine Gr-ber, als die Aegyptier. Allgemein war nmlich der Glaube an die Fortdauer der Seele nach dem Tooe. Diese Fortdauer hing jedoch von der Erhaltung des Leichnams ab. War dieser nicht erhalten, so konnte der Verstorbene glaubte man nicht in das selige Reich der Todten in der Unterwelt gelangen. Daher sorgten sie so sehr fr die Erhaltung der Leichname. Jeder bauete die Grabmale seiner Angehrigen, ja sein eigenes Grab im Voraus an einsamen und abgeschiedenen Orten, deren Natur der Stille des Grabes entsprach, so fest als mglich, und schmckte es, so gut er es vermochte. Dieie Ruhesttten der Entschlafenen wurden, wie bereits frher gesagt wurde, westlich in den Felsenboden eingehauen, der das fruchtbare Land
i
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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Außer den Thieren wurden aber auch noch andere Gottheiten
verehrt, besonders Osiris, als Sonnengott, und Isis, als
Mondgöttin. Sie wurden, in menschlicher Form abgebildet, zur
öffentlichen Anbetung ausgestellt. Auch dem Typ hon, dem ver-
sengenden Winde, jetzt Ehamsin genannt, hatte man Tempel ge-
weiht. Ihn hielt man für den Urheber alles Bösen und suchte
ihn durch Opfer zu besänftigen.
18. Geschichte des Landes.— Psammetich.
666 vor Chr.
So reich Ägypten an Merkwürdigkeiten der Kunst und Natur
ist, so ungewiß ist seine älteste Geschichte. Die Agyptier führten
ein sehr abgesondertes Leben, ohne alle Verbindung mit andern
Völkern, ihr Land blieb den Fremden so gut wie verschlossen.
Darum konnten auch aus diesem Lande der Geheimnisse nur
dürftige Nachrichten herüberkommen. In der frühesten Zeit bestand
Ägypten aus mehren kleinen Staaten, deren jeder einen besondern
König hatte. Der älteste und mächtigste unter ihnen war The-
den. Nach Thebens Fall blühete Memphis empor und ward
die Hauptstadt von ganz Ägypten. Menes wird als der Erbauer
derselben genannt. Nach ihm eroberten arabische Fürsten, Hyksos
genannt, den nördlichen Theil des Landes, aus welchem sie erst
nach einer Regierung von 200 Jahren durch einen König von
Theben wieder vertrieben wurden. Der berühmteste unter den
ägyptischen Königen ist Sesostris (1500), von dem die Sage
die glänzendsten Thaten berichtet. Unter seinen Nachfolgern wer-
den Cheobs und Chephren (1200) als Erbauer der größten
Pyramiden genannt; der König Rhampsinit soll den größten
Obelisk errichtet haben.
Erst um das Jahr 666 vor Chr. wird es Heller in der
Geschichte. Um diese Zeit vereinigten sich zwölf Fürsten und
theilten sich in Ägypten. Um Ruhe und Eintracht unter einander
zu erhalten, verbanden sie sich durch Wechselheirathen. Zur Ver-
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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116
ritterliche Thaten. Aus Tessalien zogen bald ritterliche Fürsten
der Hellenen mit ihrem Gefolge immer tiefer nach Süden und
b-eiteten mit ihrer Herrschaft auch ihren Namen aus. 2m
Verlaufe der Zeit nahmen immer mehr pelasgische Stämme mit
der Bildung der Hellenen auch den Namen derselben an, ja sie
fühlten sich durch diesen Namen geehrt; und nicht lange nach
Homer (1000 vor Ehr.) war der Name „Hellenen" Gesammt-
name der Nation. Die Römer aber nannten sie Graeci, weil
ein Volkstamm mit diesem Namen aus Griechenland in Italien
eingewandert war; und nach den Römern nennen auch wir sie
Griechen.
Jedoch weisen mehrfache Sagen darauf hin, daß auch Kolo-
nisten aus fremden Ländern, die bereits einen höheren Grad von
Bildung besaßen, namentlich aus Ägypten und Kleinasien, schon
in den ältesten Zeiten bei den Griechen sich niederließen und auf
Lebensart, Beschäftigung, Religion und Sitten der Eingeboren
vielfach einwirkten. Als solche werden angegeben:
1) Cecrops. Dieser kam 1550 mit einer ägyptischen
Kolonie aus Sais nach Attika gezogen un> legte hier die Burg
Cecropia an. Aus dieser ging allmälig, da sie ringsum mit
Wohnungen und Tempeln umbauet wurde, die berühmte Stadt
Athen hervor, die nach der von ihr gewählten Schutzgöttin
Athena also genannt wurde. Durch Lehre und Beispiel rief
er die vereinzelten Wilden der Umgegend zur Geselligkeit und
menschlichen Sitte, gewöhnte sie an feste Wohnsitze, und wurde
so der Stifter des Staates, aus welchem später ein wohlthätiges
Licht in alle Länder stralte.
2) Kadmus aus Phönizien, der Sohn des Königes Agenor.
Er landete nu't einer Kolonie Phönizier, etwa fünfzig Jahre spä-
ter, in Böotien und gründete hier die Burg Kadmea, aus
welcher allmälig die Stadt Theben erwuchs. Derselbe Kadmus
soll auch die so nützliche Schreibkunst nach Griechenland gebracht
haben
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sondern auch seine Familie, seine Vaterstadt, die ihn feierlich
empfing, neue Feste seinetwegen anordnete und ihn für immer
auf öffentliche Kosten ernährte. Ein Bürger von Rhodus, Dia-
gkras, starb vor Freude über den Sieg, den seine beiden Söhne
errangen, während man ihm glückwünschend zurief: „Stirb, Dia-
goras, dir bleibt nichts mehr zu wünschen übrig!"
Jedoch nicht allein Proben der körperlichen Geschicklichkeit
wurden hier abgelegt. Auch Tichtcr, Redner, Geschichtschreiber,
Flötenspieler ' und andere Künstler wurden zum Vortrage ihrer
Werke eingeladen, und so auch ein geistiger Wettkampf eröffnet,
der nicht minderen Ruhm erwarb. So wissen wir, daß die drei —
größten Trauerspieldicbter (Tragiker) der Griechen, Äschylus, So-
phokles und Euripides, nach einander den Preis errangen. Auch
soll der Geschichtschreiber Herodot au§ Halikarnaß (455) zu Olympia
einzelne Theile seines berühmten Werkes vorgetragen haben. Auf
diese Weise wurde alles Große, Schöne und Edele, was die
Stille der Einsamkeit geschaffen hatte, in die lebendige Mitte des
Volkes gebracht. Die olympischen Spiele gelangten in kurzer
Zeit zu einem so hohen Ansehen, daß, vom Jahre 777 vor Ehr.
an, die Griechen nach ihnen ihre Zeitrechnung bestiminten. Sie
nannten die Zeit von einem Spiele bis zum andern, also einen
Zeitraum von vier Jahren, eine Olympiade.
Minder berühmt als die olympischen waren die pythischen
Kamyfspiele in Delphi, zu Ehren des Gottes Apollo, der nach
der Sage den Drachen Python mit Pfeilen erlegt hatte; die
isthmischen, welche auf der Landenge (Isthmus) von Korinth
zur Ehre Neptuns, und die nemeischen, wvlche bei Nemea in
Argölis zur Ehre Jupiters gefeiert wurden. Auch diese Feste
kehrten nur alle vier Jahre, jedoch jedes in einem andern, wieder,
und der Preis für den Sieger war ebenfalls eine Blätterkrone.
Noch jetzt lesen wir mit Bewunderung die schönen Hymnen, in
denen der thebanische Dichter Pindar (490) das Lob vieler
Sieger besang.
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9
Asien vermittelst der Landenge von Suez zusammen. Von Eu-
ropa ist es durch die nur sieben Meilen lange und drittehalb
Meilen breite Meerenge von Gibraltar geschieden. Es liegt größ-
tentheils in der heißen Zone und bildet ein Hochland, das ter-"
rassenförmig nach allen vier Hauptweltgegenden abfällt und in
Süden, Westen und Osten nur von niederem sandigen Küsten-
saume begrenzt ist. Die bekannten Gebirgszüge sind der große
und kleine Atlas, die Hauptströme der Nil und Niger. In
keinem andern Erdtheile breiten sich so unermeßliche Wüsten aus,
in denen nur Himmel und Sand gesehen, kein Laut gehört wird.
Im Alterthume war bloß der nördliche Theil näher be-
kannt, und in diesem wieder nur die Küstenländer, insbesondere
Aegypten und Karthago. Jenes gehörte sogar zu den ersten
gebildetsten Staaten. Dagegen war das innere Afrika unbe-
kannt und ist es zum Theil noch jetzt, ungeachtet in der neuesten
Zeit viel gethan worden ist zur Erforschung desselben.
Jener nördliche Theil hat nur zwei große Flüsse, den Nil
und den Niger. Er zerfällt seiner natürlichen Beschaffenheit
nach in drei Theile, die bereits im Alterthume durch eigene
Namen unterschieden wurden.
1) Das bewohnte Afrika, die heutige Berberei,*) das
längs dem Mittelmeere sich hinziehende Küstenland, wel-
ches mit Ausschluß von Tripolis sehr fruchtbar und da-
her zu allen Zeiten sehr bevölkert war.
2) Das thierreiche Afrika, durch welches die Gebirgs-
kette des Atlas sich hinzieht. Es ist reich an wilden
Thieren und an Datteln. Die Araber nennen es Bile-
dulgerid, d. h. Dattelnland.
3) Das wüste Afrika, welches jetzt mit dem arabischen
Namen die Sahara, oder Sandwüste, genannt wird. Sie
ist über halb so groß als Europa und zieht sich quer
*) Berber oder Berberei bedeutet ein Volk, das an einer Meeres-
küste wohnt.-
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Extrahierte Ortsnamen: Suez Niger Karthago Afrika Niger Afrika Tripolis Afrika Afrika Europa
167
seine Herrschaft einsetzen. Wir werden später sehen, zu welchen
verderblichen Planen er sich durch Rachsucht gegen seine Vater-
stadt fortreißen ließ. — Ganz Athen war voll Jubel über die
wiedererrungene Freiheit. Die Bürger errichteten i^reu Befreiern,
dem Harmodius und Aristogiton, Statuen und verewigten auch
die That der Leäna durch ein Denkmal, welches eine Löwin
ohne Zunge vorstellte.
Neuerungen des Kli st he ne s. — Indessen genoß Athen
nach Wiedererlangung seiner Freiheit die Ruhe nicht, welche es
gehofft hatte. Zwei der angesehensten Bürger, I sago ras und
Klisthenes, traten wieder als Parteiführer auf und machten
sich die Herrschaft um die Wette streitig. Mit Jsagoras hiel-
ten es die Vornehmen; mit Klisthenes aber das Volk, für
dessen Beschützer er sich ausgab. Dieser wagte es sogar, zu
Gunsten desselben in der solonischen Verfassung manches zu
ändern; namentlich vermehrte er die Mitglieder des hohen Ra-
thes auf Fünfhundert. Auch soll er den Ostracismus oder
das Scherbengericht eingeführt haben. Von den zwanzigtau-
send Bürgern, die jetzt ungefähr vorhanden waren, erhielt hier-
durch Jeder das Recht, jährlich auf die Scherbe oder Schale
einer Seemuschel den Namen desjenigen zu schreiben, der durch
sein überwiegendes Ansehen, selbst durch sein Verdienst, ver-
dächtig und der Freiheit und Gleichheit gefährlich schien. Hatte
Jemand nur 6000 Stimmen gegen sich, so mußte er, ohne
weiteren Grund, und ohne daß er sich vertheidigen durfte,
gewöhnlich aus zehn Jahre die Stadt verlassen. Der Verbannte
verlor jedoch weder seine Ehre noch sein Vermögen. Er sollte
nur seinen Mitbürgern durch längere Abwesenheit entfremdet
werden, damit er nicht, wie Pisistratus, seinen Einfluß miß-
brauche zum Nachtheile der Volksfreiheit. Durch dieses Scher-
bengericht war nunmehr dem Volksneide und dem Parteigeiste
ein gefährliches Mittel angewiesen, jeden durch Talent, Ver-
dienst oder Reichthum ausgezeichneten Mann aus dem Staate
auszustoßen.
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TM Hauptwörter (200): [T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule]]