161
Dev König aber dehnte diesen Artikel auf alle die Länder aus,
die selbst in den alleraltesten Zeiten nur in irgend einem Verbände
mit Elsaß gestanden hatten, und machte seine eben so unge-
rechten als lächerlichen Ansprüche sogleich durch Besitznahme gel-
tend. So sprachen die Neunionskammern ihrem Könige das
Kloster Weißenburg zu, obgleich es außer dem Elsaß lag, weil
es vor tausend Jahren von dem fränkischen Könige Dagobert ge-
stiftet worden sei. Und weil die Stadt Germesheim ehemals zu
Weißenburg gehört 'haben sollte, so wurde auch diese als fran-
zösisches Eigenthum in Besitz genommen. Es war gar nicht
mehr abzusehen, wo die Reunionskammern ihre Anmaßungen, und
Ludwig sein räuberisches Tagewerk endigen würde. Selbst die
wichtige Reichsstadt Strasburg, den Schlüssel Deutschlands, nahm
er durch plötzlichen Überfall weg. Seit der Römerzeit war so
freche Anmaßung, so schamlose Gewaltthalt ohne Beispiel.
Die beeinträchtigten Reichssiande wandten sich mit lauten
Klagen an den Kaiser und baten um Hülfe. Damals saß Leo-
pold auf dem Throne, der Nachfolger Ferdinands Iii. Als
dieser dem französischen Hofe billige Gegenvorstellungen machte,
stellte sich Ludwig höchst verwundert, wie doch Jemand an seinem
Rechte hiezu zweifeln könne. Um aber doch den äußern Schein
der Billigkeit nicht zu verletzen, versprach er, daß man auf einer
Versammlung zu Frankfurt die Gegengründe gemeinschaftlich prü-
fen wolle. Allein die hier gepflogenen Unterhandlungen blieben
ohne Erfolg. Ludwig's Gesandte wichen mit französischer Glätte
allen Gegenvorstellungen aus und überreichten ihre Forderungen
schriftlich und zwar, das erste Mal, in französischer Sprache, da
früher bei öffentlichen Verhandlungen die lateinische gebraucht
worden war. Alle Gegenvorstellungen der kaiserlichen Bevollmäch-
tigten gegen diese anmaßende Neuerung wiesen die französischen
mit der kalten Erklärung zurück: „so sei es der Wille des Kö-
niges." Der Kaiser, welcher wegen ausgebrochener Unruhen in
Ungarn und wegen eines von Ludwig beförderten Türkenkrieges
gegen die übermüthigen Franzosen die Waffen nicht ergreifen konnte,
mußte sich zu einem Waffenstillstände auf zwanzig Jahre bequemen.
Ul. Theil. q. Aufl. < ,
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ferdinands Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
— 29 —
Karl, der noch nie in Italien gewesen war, trat jetzt mit Nachdruck und kaiserlicher Pracht dort auf und ließ sich zu Bologna vom Papste zum Kaiser, sowie zum Könige der Lombardei krönen. Es ist die letzte Kaiserkrönung, welche Italien sah.
8. Die ersten Bündnisse der lutherisch gesinnten Fürsten.
Reichstag zu Speyer (1529). — Die Protestanten. — Jetzt war für den Kaiser der erwünschte Augenblick gekommen, auch in Deutschland, das seiner so sehr bedurfte, mit Nachdruck aufzutreten. Hier hatte sich unterdessen der Strom der inneren Gähruug durch alle Provinzen fortgewälzt. Mehre Fürsten hatten schon öffentlich die neue Lehre in ihren Staaten eingeführt. Der eifrigste unter ihnen war der junge Landgraf von Hessen, Philipp der Großmüthige. Um den Gefahren, welche der neuen Lehre drohten, bei Zeiten zu begegnen, drang er auf ein Vertheidigungs-Bündniß. Dieses wurde im Jahre 1526 zu Torgau vou mehren Fürsten und Grafen g-e-schlossen. Der Kaiser, damals im Kriege mit Franz 1., konnte den Wunsch der Katholiken, die Neligionsstreitigkeiten beizulegen, selbst nicht erfüllen. Da eröffnete sein Bruder Ferdinand, den er zu seinem Stellvertreter ernannt hatte, im Jahre 1529 einen Reichstag zu Speyer. Auf diesem wurde von der Mehrzahl der Reichstände beschlossen: die Lutheraner sollten sich bis zu einer allgemeinen Kirchenversammlung aller ferneren Neuerungen enthalten. Gegen diesen Beschluß protestirten die Anhänger der Reformation feierlich und erhielten davon den nachher in Gebrauch gekommenen Namen Protestanten.
Augsburger Coufession (1530). — Im folgenden Jahre 1530*) kam endlich der Kaiser selbst, nach neunjähriger Abwesenheit, zum großen Reichstage in Augsburg. Auf dem-
*) 3it demselben Jahre erfand der Bürgermeister Steinmetz Jürgens 31t Watenbüttel bei Braunschweig das Spinnrad, und sein Haus heißt noch jetzt das Spinnrad.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Philipp_der_Großmüthige Philipp Franz_1. Franz Ferdinand Ferdinand
— 203
Portugal besitzt einen Teil von Senegambien sowie Angola,
das große Gebiet südlich der Kongomündung.
Der uuter der Souveränität des Königs der Belgier stehende
Kongo st aat (auf 2 250 000 qkm und 14 Mill. E. geschätzt)
reicht nur mit einem schmalen Streifen bis an die Mündung des
Kongo, breitet sich aber in Centralasrika über den größten Teil
seines Stromgebietes aus.
(Bodenbeschaffenheit, Klima und Produkte der aufgezählten Ge-
biete sind zumeist ähulich wie in Kamerun, siehe unten.)
Deutsche Schutzgebiete sind: 1. Togo, 2. Kamerun,
3. Deutsch-Südwestafrika.
Togo (82 000 qkm und 21/4 Mill. E., darunter etwa
100 Deutsche) liegt in Oberguinea zwischen der englischen Goldküste
und dem französischen Dahome. Die Küste, nnr etwa 60 km lang,
ist wegen der heftigen Brandung schwer zugänglich. Nach innen
steigt das Land allmählich zu einer fruchtbaren, wohlbebanten Hoch-
ebene und gut bewaldeten Gebirgszügen an. Die wichtigsten Er-
zeugnisse sind Palmöl, Palmkerne und Kautschuk. Haupthafen ist
Klein-Popo (5000 E.), Regierungssitz Lome (4000 E.).
Kamerun (zu 495 000 qkm, also fast so groß wie das Deutsche
Reich, und 3 Mill. E. geschützt, unter denen 250 Deutsche) liegt
am innersten Teil des Guiueabusens zwischen Französisch-Kongo und
Britisch-Nigerland. Die Ostgrenze bildet im allgemeinen der 15.°
östl. L. von Greenwich bis zum Tsadsee. Nach seiner Oberflächen-
gestalt besteht Kamerun aus einem schmalen, sumpfigen, feucht heißen
und ungesunden Küstengebiet, das von einem Urwaldgürtel umschlossen
wird. Jenseits desselben erhebt sich ein grasreiches, ziemlich gesundes
Hochland, das im Norden zu dem Gebirge von Adamaua ansteigt.
Doch steigt auch aus dem Küstenlande das vulkauische Kamerun-
gebirge (4000 in) empor. Die zahlreichen Flüsse sind wegen der
Stromschnellen nur streckenweise schiffbar. Die wichtigsten Ausfuhr-
artikel sind Kautschuk, Palmöl, Palmkerne und Elfenbein. In neuester
Zeit sind mit wachsendem Ersolg Kakao- und Kaffeepflanzuugen an-
gelegt worden. Handelsmittelpunkt und Regierungssitz ist Kamerun.
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— 207
Nördlich schließt sich daran das deutsche Schutzgebiet Deutsch-
Ostafrika (941000 qkm, also fast zweimal so groß als Deutschland,
und 3 Mill. E., darunter etwa 700 Deutsche). Das Gebiet erstreckt
sich an der Küste vom Rovuma bis zum Wangafluß und landeinwärts
über den Kilima-Ndscharo quer durch den Victoriasee und entlang
dem Tauganyika- und Nyassasee. Die politischen Grenzen sind:
Im Norden Britisch-Ostasrika, im Westen der Kongostaat, im Süden
Britisch-Centralasrika und der portugiesische Freistaat von Ostafrika.
Bild 75. Abessinier (König Menelik Ii.). und reichlichen Ertrag. Bei dem
lichen Verkehrsweges in das Innere kann der in Aussicht genommene
Bau einer Eisenbahn für die Erschließung des Landes und Förderung
des Handels von großer Bedeutung werden. Ausfuhrartikel siud: Elfen-
bein, Kautschuk (verdickter Saft einer Schlingpflanze), Kopal (bernstein-
artiges Harz) und Tabak. Der Regierungssitz ist Dar-es-Saläm
mit 6000 E. (Bild 74). Größere Handelsplätze sind: Tanga (4000 E.),
Pangani (4000 E.) und vor allem Bagamoyo (10000 E.).
Britisch-Ostasrika (über 1 Mill. qkm mit angeblich
6 Mill. E.) umschließt das Saud nördlich von Deutsch-Ostafrika bis
zum Jubfluß. Hauptort ist Mombasa (15 000 E.).
Das Kaiserreich Abessinien (Habesch) (508 000 qkm, 41f2 Mill.
E.) auf dem mächtigen, schwer zugänglichen Hochland gl. N. ist ein
Wie Kamerun, so hat auch
Deutsch-Ostafrika einen schmalen,
stark bewässerten, fruchtbaren,
aber ungesunden Küstenstrich, dem
sich nach innen ein grasreiches,
von Gebirgen durchzogenes Hoch-
land anschließt. An der Nord-
grenze erhebt sich die vulkauische
p fruchtbar. Die Anpflanzung von
Kaffee und Tabak verspricht guten
Masse des Kilima-Ndscharo bis
zu 6130 m. Das Gebiet ist
vollständigen Mangel eines natür-
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Tauganyika- Süden
Britisch-Centralasrika Ostafrika Britisch-Ostasrika Deutsch-Ostafrika Mombasa Abessinien Kamerun Deutsch-Ostafrika
— 81 —
Lechfeld. — Lindau, in
lieblichster Lage auf einer
Insel im Bodensee, treibt
lebhaften Handel mit der
Schweiz. — Kempten
(18 000 E.) an der Jller
vermittelt die Ausfuhr von
Käse und Butter des dnrch
treffliche Rindviehzucht be-
kauuteu Algäues.
Das Königreich Sachsen
(15000 qkm, 3 788000 E.)
breitet sich vom Nord-
abhange des Erz- und Lan-
sitzer-Gebirges bis in die
norddeutsche Tiefebeue aus
und gehört fast ganz zum
Stromgebiete der Elbe.
Die Bewohner sind größten-
teils protestantisch.
Sachsen wird in vier Kreishauptmannschaften eingeteilt.
1. Die Dresdener Kreishauptmaunschaft. Dresden,
in schöner Lage an der Elbe (390 000 E.), ist Haupt- und Resi-
denzstadt. Seiner prächtigen Bauten wie auch der reicheu Kunst-
sammlungen (weltberühmte Gemäldegalerie) wegen wird es „Elb-
Florenz" genannt. Technische Hochschule. — Meißen an der
Elbe (19 000 E.) hat die älteste Porzellanfabrik Europas. — Frei-
berg an der Mulde (30 000 E.), inmitten des großen Bergwerk-
bezirkes gelegen, hat eine Bergakademie.
2. Die Leipziger Kreishauptmaunschaft. Die Univer-
fitätsstadt Leipzig am Zusammenfluß der Pleiße und Weißen
Elster (430 000 E.) liegt in einer Ebene, auf welcher schon wieder-
holt entscheidende Schlachten geschlagen wurdeu (Völkerschlacht iiu
Bild 26. Nürnberg: Dürerhaus.
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Extrahierte Ortsnamen: Schweiz Sachsen Sachsen Dresden Europas Leipzig Nürnberg
— 200 —
zerstörten frühern Hauptstadt Chartum gegenüber angelegte Omdnr-
man, nnweit des Znsammenflusses des Weißen und Blauen Nils.
Das eigentliche Ägypten breitet sich am Mittel- und Unter-
lause des Nils aus; es reicht östlich bis zum Roten Meere, westlich mit
unbestimmter Grenze bis in die Libysche Wüste. Den Kern des Landes
bildet das Nilthal, das in Oberägypten nur eine Breite von 15 bis
20 km hat, in Unterägypten aber mit der Spaltung des Stromes sich
bedeutend erweitert. Nur das Nilthal (ungefähr 30 000 qkm)
ist anbaufähig; die regelmäßigen jährlichen Überschwemmungen
Bild 72. Pyramiden.
erzeugen eine außerordentliche Fruchtbarkeit. Die wichtigsten Pro-
dnkte sind: Baumwolle, Getreide, Reis und Zucker. Der Handel
hat dnrch die Erbauung von Eisenbahnen wie auch durch Eröffnung
des Sueskanals in neuester Zeit einen lebhaften Aufschwung genommen.
Die Bevölkerung — an 10 Millionen auf 1 Million
qkm — ist in Unterägypten am dichtesten, wo auf 1 qkm un-
gefähr 250 Menschen treffen. Mehr als 3/4 der Bewohner bilden
die Fellachen (— Pflüger), größtenteils Taglöhner. — Herrschende
Religion ist der Islam; doch giebt es über 1/2 Million Christen,
zumeist Kopten, daneben an 60 000 Katholiken.
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— 202 —
welche in früher Jahreszeit nach Europa versandt werden, ferner von
Getreide, Wein, Olivenöl, Vieh, Korkholz und Halfa, d. i. Steppen-
gras, welches zur Papierbereitnng verwendet wird. — Die Haupt-
stadt Algier (alsche, arabisch El-Dschesair) mit 92 000 E. steht in
lebhafter Handelsverbindung mit Marseille. — Andere größere Orte
sind: Oran mit 81 000 und Konstantine mit 48000 E.
Marokko
(812 009 qkm und 8 Millionen E.)
ist ein Snltanat, dessen mohammedanische Einwohner dnrch ihren
wilden Haß gegen die Christen berüchtigt sind. Das Land ist mit
Ausnahme des südlichsten Teiles sehr fruchtbar, wird aber schlecht ver-
waltet. — Hauptort ist das gewerbereiche Fes. zugleich wichtigster
Handelsplatz des Innern, mit etwa 150 000 E. Von dieser Stadt
haben die roten türkischen Mützen ihren Namen. — Die alte Haupt-
stadt Marokko (ca. 50 000 E.) liegt prächtig am Fuße des schnee-
bedeckten Atlas. — Tanger (20 000 E.), unfern der Straße von
Gibraltar, ist der bedeutendste Seehandelsplatz.
West- und Südafrika.
Mit Ausnahme der Negerrepnblik Liberia an der Pfeffer-
küste (85 000 qkm und 2 Mifi. E.) ist das ganze Gebiet in den
Händen europäischer Mächte.
Frankreich besitzt: 1. Senegambien und dessen Hinterland
am Niger bis zu der bedeutenden Karawanenhandelsstadt Timbnktu,
2. die Elfeubeiuküste und Dahoine in Oberguinea, 3. Französisch-
Kongo in Niederguinea.
Zu Großbritannien gehört: 1. das Land am untern
Gambia, 2. Sierra Leone, 3. die Goldküste, 4. Lagos mit der
lebhasten Handelsstadt gl. N. (37 000 E.) und das Gebiet des
untern Niger, 5. die Kapkolonie und Natal, endlich 6. Britisch-
Süd- und Centralasrika, das sich vom Kapland nordwärts bis
Deutsch-Ostafrika und dem Kongostaat erstreckt.
1
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Extrahierte Personennamen: Sierra_Leone Lagos
Extrahierte Ortsnamen: Europa Algier Marseille Marokko Marokko Tanger Negerrepnblik_Liberia Frankreich Niger Karawanenhandelsstadt_Timbnktu Oberguinea Niederguinea Gambia Niger Deutsch-Ostafrika
50 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc.
größte Theil seines Vermögens verschwand. Das Beispiel der prote-
stantischen Fürsten wirkte jedoch' merkbar auf manchen katholischen; der
Erwerb des ganzen Stiftsgutes, die Lust, auch in geistlichen Dingen zu
befehlen, war Kaisern und Fürsten ohnehin nie ganz fremd gewesen, und
mußte forthin durch das naheliegende Beispiel genährt werden.
Daö Kaiserthum war nun auch in der Idee vernichtet; was sollte
die päpstliche Krönung, die kaiserliche Schirmvogtei der Christenheit in
den Augen der Protestanten bedeuten? Gerade dies war ihnen ein
Gräuel; der Kaiser durfte eine Kirchenspaltung nicht zugeben, wenn er
seinen Eid nicht verletzen wollte, darum konnten ihn auch die Protestan-
ten nicht als Kaiser anerkennen, und damit unterstützte die Religion das
Gelüsten der Fürsten nach Selbstherrlichkeit. So brachte die Kirchen-
spaltung auch einen Riß durch die deutsche Nation; Karl V. war der
letzte Kaiser, der von dem Papste gekrönt wurde, er war auch der letzte
Kaiser nach Willen und Wirken, wie Karl der Große der erste gewesen.
Karls V. Abdankung und Tod (21. September 1558).
Karl machte noch einige schwache Versuche, seinem Sohne Philipp
die deutsche Krone zu verschaffen, aber als er bemerkte, daß die deutschen
Fürsten, katholische wie protestantische, nie darauf eingehen würden, über-
ließ er Deutschland seinem Bruder Ferdinand und ging in die Nieder-
lande. Er war krank, und noch mehr schmerzte ihn wohl das Mißlingen
seiner großen Plane: die Kirchenspaltung war nicht gehoben, Frankreich
gefährlicher als je, Solyman jeden Augenblick bereit, sich auf Wien zu
stürzen, und Karl selbst sah sich in Deutschland verrathen und verlassen.
Er fühlte es, daß seine Rolle zu Ende sei, seitdem er die Gewalt eines
Kaisers verloren hatte, darum wollte er sich für den Rest seines Lebens
zurückziehen und auf den Tod vorbereiten. Den 25. Oktober 1555
überließ er in einer feierlichen Versammlung zu Brüssel die Negierung
seiner lieben Niederlande seinem Sohne Philipp, und bald darauf ent-
sagte er dem spanischen Throne; den 7. September 1556 legte er auch
die Kaiserkrone nieder. Den 17. September 1556 schiffte er sich in
Seeland nach Spanien ein und begab sich in das Kloster St. Just bei
Placentia unweit Valladolid, wo er den 24. Februar 1557 ankam. Hier
lebte er mit wenigen Dienern in völliger Abgeschiedenheit, indem er sei-
nem Sohne nur in wichtigen Angelegenheiten erbetenen Rath gab; einen
Theil seiner Tageszeit widmete er dem Gebete oder dem Lesen frommer
Bücher, namentlich St. Augustins und St. Bernhards, oder er pflegte sei-
nen kleinen Garten, oder versuchte sich in mechanischen Arbeiten. Er starb
den 21. September 1558, seines Alters 58 Jahre, 6 Monate, 25 Tage,
betend für die Einheit der Kirche.
Karl hat noch selten gerechtes Urtheil gefunden. Die Protestanten
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Karl_der_Große Karl Karls_V. Karl Karl Philipp Philipp Ferdinand Karl Karl Philipp Philipp Karl
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Karls Deutschland Frankreich Wien Deutschland Seeland Spanien Valladolid Bernhards
9 —
gestanden hat, läßt er einen fetten Schlamm zurück, und der
Samen, welcher in den so bewässerten und gedüngten Boden aus-
gestreuet wird, lohnt hier reichhaltiger, als in andern Ländern
bei dem sorgfältigsten Ackerbau. Deshalb waren auch die beidersei-
tigen User der Länge nach mit Städten und Dörfern wie übersäet.
Nach dem Laufe des Flusses theilt man das Land in Ober-,
Mittel- und Unterägypten. Letzteres wurde durch die
Schlammablagerung des Nil an seiner Mündung gebildet,
und das ganze herrliche Fruchtgebiet zwischen den beiden Haupt-
nilarmen bekam den Namen Delta wegen seiner Ähnlichkeit
mit dem griechischen Buchstaben Delta (z/). On oder Helio-
pölis war die Hauptstadt; ferner lagen hier die Städte
Sms, Bubästus undpalusium; später wurden hier auch an-
gelegt Naukrätis und Alexandria. Mittel- und Unterägypten
sind aus beiden Seiten von unfruchtbaren Wüsten und Ge-
birgen begrenzt. Die Hauptstadt Mittelägyptens und später
des ganzen Landes war Memphis, Oberägyptens The den,
eine Riesenstadt mit hundert Thoren.
Papyrus-Staude. — Unter den verschiedenen Pflanzen
verdient besonders die Papyrus-Staude genannt zu wer-
den, aus deren zartem Bast das Schreibpapier verfertigt wurde.
Dieses Papier wurde jedoch in alten Zeilen nicht von allen
Völkern gebraucht. Die Griechen schrieben aus die Blätter der
Biblosstaude; deshalb heißt auch in ihrer Sprache Biblos
Buch, und hiervon haben wir noch die Namen Bibel, Biblio-
thek re. Die Römer schrieben auch aus Wachstafeln und ge-
brauchten hierzu einen metallenen Griffel. Das obere Ende
desselben war platt, um das Geschriebene auslöschen und das
Wachs wieder glätten zu können. Einen solchen Griffel nann-
ten sie Stilus, und hiervon haben wir den Ausdruck Stil, d. i.
Darstellungsweise der Gedanken. Auch das Pergament war
sehr verbreitet. Dieses führt von der Stadt Pergämos in Klein-
asien, wo es vorzüglich bereitet wurde, seinen Namen. Das
Papier, welches jetzt allgemein im Gebrauche ist, wird aus
zusammengestoßener und in Brei verwandelter Leinwand
bereitet. Dieses wurde im elften Jahrhundert eingesührt.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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1869 -
Calw [u.a.]
: Verl. der Vereinsbuchh. [u.a.]
Autor: ,
Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Zanzibar, Mosambik.
507
mosen, Adansonien, Kaffee- und wilden Zimmtbäumen,
Kokos- und anderen Palmen. Angebaut werden: Durrab,
Reis, Mais, Buchwaizen, Jams, Maniok, Wassermelonen,
Kaffee, Zuckerrohr, Pisang, Pfeffer, Taback, Baumwolle,
Indigo, Senna re. re. — Ebenso reich ist die Thierwelt:
die großen Dickhäuter, Büffel und Wildschweine, die
Löwen, Leoparden und Hyänen, Krokodile, Schildkröten,
Schlangen rc. re.; auf den Grasebenen Strauße, Giraf-
fen, Antilopen, Zebra und wilde Esel u. s. w. An Mi-
neralen Gold, Kupfer, Eisen, Steinkohlen, Salz; heiße
Heilquellen.
In den nördlichen Gebieten hausen noch wilde heid-
nische Gallas, die südwärts Raubzüge machen. Den
Küstensaum hüten die muhammedanischen Mischlinge
Suahilis, ca. 400,000 Köpfe, welche nicht leicht Euro-
päer durchlassen, aus Furcht den Alleinhandel zu ver-
lieren ; sie gehorchen dem Imam. Zwischen ihnen An-
siedlungen handeltreibender Araber. Viele ackerbauende
Völker, Wauika rc., verwandt mit den Kaffern. Dem
Seehandel mit Elfenbein,' Kopal, Pfeffer, Reis; Vieh,
Kauris; Sklaven rc. dienen die Städte Mombasa, Rabbai
Mpia, Kilwa und die Inseln Mafia, Pemba, Lamu.
Tiefer im Innern, im Lande Ukambani, die merk-
würdigen Wakamba, mit republikanischer Verfassung,
und Meister in Eisen, durch ihren ausgebreiteten Handel
sehr wohlhabend; Hauptort Kitui. Dagegen die Waki-
lemma, Gebirgsbewohner in zerstreuten Höfen, stehen
unter einem despotischen Herrscher. Weiter nach S. trei-
den die Unjamwesi starken Handel, des. mit Karawanen
an die Ostküste; ihr Hauptort Kazeh ein Haudelsmittel-
punkt. Tiefer landeinwärts davon in W. trefflich ange-
bautes Land, mit Reis, Zuckerrohr und allen Produkten
Indiens in größter Ueppigkeit.
Die portug. Kolonie Mosambik, auf ca. 13,000
Q.m. mit 300,000 Bew. berechnet, ist durch den Sklaven-
handel, der ihr Leben ansmacht, bis auf einzelne ver-
fallene und verarmte Strasstationen längs der Küste und
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