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Friedrich Ii. schloß hiermit sein thatenreiches Leben. Der alte Fritz, so nannten die Preußen ihren großen König, starb am 17. August 1786 nach sechsundvierzigjähriger Regierung. Die Nachricht seines Todes machte einen tiefen Eindruck aus ganz Europa. Freunde und Feinde wurden davon so ergriffen, als hätte ein höherer Geist die Erde verlassen. Ihm folgte, da er selbst keine Kinder hatte, seines ältesten Bruders Sohn, Friedrich Wilhelm 11., der bis zum Jahre 1797 regierte.
Kehren wir jetzt zum Kaiser Joseph Ii. zurück. Es konnte nicht fehlen, daß durch sein rasches, rücksichtsloses Darniederreißen des Alten, längst Bestandenen Manche sich in ihren Rechten gekränkt fühlten. Das Alte, Herkömmliche hat einmal für deu Menschen etwas Ehrwürdiges, und ungern mag er sich von demselben trennen. Nur allmälig kann er für neue Einrichtungen herangebildet und gewonnen werden; und darin lag Joseph's Fehler, daß er in seinen Neuerungen viel zu rasch zu Werke ging, daß er, um in einem Bilde zu sprechen, selbst in dem Schatten der Bäume ruhen wollte, die er gepflanzt hatte. Wie in der Natur, so darf es auch in den menschlichen Einrichtungen keine plötzliche Ueber gange und Sprünge geben. Wie das ausgestreute Samenkorn nur allmälig zu einer fruchttragenden Staude heranwächst, so verhält es sich auch mit den menschlichen Einrichtungen; auch diese fassen nur allmälig Wurzel. In mancher Hinsicht verletzte der Kaiser aber auch alte, wohlbegrüudete Rechte. Es entstaub deshalb Unwillen und Gährung in allen Theilen des Reiches und unter allen Ständen ; in den Niederlanden kam es sogar zu einer offenen Empörung. Die Nieberlänber gingen in ihrem Trotze so weit, daß sie dem Kaiser, der eben ans einem Türkenkriege, an welchem er als Verbündeter Rußlands Theil genommen hatte, krank nach Wien zurückgekehrt war, den Gehorsam aufkündigten und die kaiserlichen Beamten verjagten. Obgleich er allgemeine Verzeihung versprach und sogar versicherte, ihnen alle Vorrechte wieder herstellen, allen ihren Wünschen Genüge leisten zu wollen,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Fritz August Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Joseph_Ii
— 203
Portugal besitzt einen Teil von Senegambien sowie Angola,
das große Gebiet südlich der Kongomündung.
Der uuter der Souveränität des Königs der Belgier stehende
Kongo st aat (auf 2 250 000 qkm und 14 Mill. E. geschätzt)
reicht nur mit einem schmalen Streifen bis an die Mündung des
Kongo, breitet sich aber in Centralasrika über den größten Teil
seines Stromgebietes aus.
(Bodenbeschaffenheit, Klima und Produkte der aufgezählten Ge-
biete sind zumeist ähulich wie in Kamerun, siehe unten.)
Deutsche Schutzgebiete sind: 1. Togo, 2. Kamerun,
3. Deutsch-Südwestafrika.
Togo (82 000 qkm und 21/4 Mill. E., darunter etwa
100 Deutsche) liegt in Oberguinea zwischen der englischen Goldküste
und dem französischen Dahome. Die Küste, nnr etwa 60 km lang,
ist wegen der heftigen Brandung schwer zugänglich. Nach innen
steigt das Land allmählich zu einer fruchtbaren, wohlbebanten Hoch-
ebene und gut bewaldeten Gebirgszügen an. Die wichtigsten Er-
zeugnisse sind Palmöl, Palmkerne und Kautschuk. Haupthafen ist
Klein-Popo (5000 E.), Regierungssitz Lome (4000 E.).
Kamerun (zu 495 000 qkm, also fast so groß wie das Deutsche
Reich, und 3 Mill. E. geschützt, unter denen 250 Deutsche) liegt
am innersten Teil des Guiueabusens zwischen Französisch-Kongo und
Britisch-Nigerland. Die Ostgrenze bildet im allgemeinen der 15.°
östl. L. von Greenwich bis zum Tsadsee. Nach seiner Oberflächen-
gestalt besteht Kamerun aus einem schmalen, sumpfigen, feucht heißen
und ungesunden Küstengebiet, das von einem Urwaldgürtel umschlossen
wird. Jenseits desselben erhebt sich ein grasreiches, ziemlich gesundes
Hochland, das im Norden zu dem Gebirge von Adamaua ansteigt.
Doch steigt auch aus dem Küstenlande das vulkauische Kamerun-
gebirge (4000 in) empor. Die zahlreichen Flüsse sind wegen der
Stromschnellen nur streckenweise schiffbar. Die wichtigsten Ausfuhr-
artikel sind Kautschuk, Palmöl, Palmkerne und Elfenbein. In neuester
Zeit sind mit wachsendem Ersolg Kakao- und Kaffeepflanzuugen an-
gelegt worden. Handelsmittelpunkt und Regierungssitz ist Kamerun.
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— 207
Nördlich schließt sich daran das deutsche Schutzgebiet Deutsch-
Ostafrika (941000 qkm, also fast zweimal so groß als Deutschland,
und 3 Mill. E., darunter etwa 700 Deutsche). Das Gebiet erstreckt
sich an der Küste vom Rovuma bis zum Wangafluß und landeinwärts
über den Kilima-Ndscharo quer durch den Victoriasee und entlang
dem Tauganyika- und Nyassasee. Die politischen Grenzen sind:
Im Norden Britisch-Ostasrika, im Westen der Kongostaat, im Süden
Britisch-Centralasrika und der portugiesische Freistaat von Ostafrika.
Bild 75. Abessinier (König Menelik Ii.). und reichlichen Ertrag. Bei dem
lichen Verkehrsweges in das Innere kann der in Aussicht genommene
Bau einer Eisenbahn für die Erschließung des Landes und Förderung
des Handels von großer Bedeutung werden. Ausfuhrartikel siud: Elfen-
bein, Kautschuk (verdickter Saft einer Schlingpflanze), Kopal (bernstein-
artiges Harz) und Tabak. Der Regierungssitz ist Dar-es-Saläm
mit 6000 E. (Bild 74). Größere Handelsplätze sind: Tanga (4000 E.),
Pangani (4000 E.) und vor allem Bagamoyo (10000 E.).
Britisch-Ostasrika (über 1 Mill. qkm mit angeblich
6 Mill. E.) umschließt das Saud nördlich von Deutsch-Ostafrika bis
zum Jubfluß. Hauptort ist Mombasa (15 000 E.).
Das Kaiserreich Abessinien (Habesch) (508 000 qkm, 41f2 Mill.
E.) auf dem mächtigen, schwer zugänglichen Hochland gl. N. ist ein
Wie Kamerun, so hat auch
Deutsch-Ostafrika einen schmalen,
stark bewässerten, fruchtbaren,
aber ungesunden Küstenstrich, dem
sich nach innen ein grasreiches,
von Gebirgen durchzogenes Hoch-
land anschließt. An der Nord-
grenze erhebt sich die vulkauische
p fruchtbar. Die Anpflanzung von
Kaffee und Tabak verspricht guten
Masse des Kilima-Ndscharo bis
zu 6130 m. Das Gebiet ist
vollständigen Mangel eines natür-
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Tauganyika- Süden
Britisch-Centralasrika Ostafrika Britisch-Ostasrika Deutsch-Ostafrika Mombasa Abessinien Kamerun Deutsch-Ostafrika
— 81 —
Lechfeld. — Lindau, in
lieblichster Lage auf einer
Insel im Bodensee, treibt
lebhaften Handel mit der
Schweiz. — Kempten
(18 000 E.) an der Jller
vermittelt die Ausfuhr von
Käse und Butter des dnrch
treffliche Rindviehzucht be-
kauuteu Algäues.
Das Königreich Sachsen
(15000 qkm, 3 788000 E.)
breitet sich vom Nord-
abhange des Erz- und Lan-
sitzer-Gebirges bis in die
norddeutsche Tiefebeue aus
und gehört fast ganz zum
Stromgebiete der Elbe.
Die Bewohner sind größten-
teils protestantisch.
Sachsen wird in vier Kreishauptmannschaften eingeteilt.
1. Die Dresdener Kreishauptmaunschaft. Dresden,
in schöner Lage an der Elbe (390 000 E.), ist Haupt- und Resi-
denzstadt. Seiner prächtigen Bauten wie auch der reicheu Kunst-
sammlungen (weltberühmte Gemäldegalerie) wegen wird es „Elb-
Florenz" genannt. Technische Hochschule. — Meißen an der
Elbe (19 000 E.) hat die älteste Porzellanfabrik Europas. — Frei-
berg an der Mulde (30 000 E.), inmitten des großen Bergwerk-
bezirkes gelegen, hat eine Bergakademie.
2. Die Leipziger Kreishauptmaunschaft. Die Univer-
fitätsstadt Leipzig am Zusammenfluß der Pleiße und Weißen
Elster (430 000 E.) liegt in einer Ebene, auf welcher schon wieder-
holt entscheidende Schlachten geschlagen wurdeu (Völkerschlacht iiu
Bild 26. Nürnberg: Dürerhaus.
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Extrahierte Ortsnamen: Schweiz Sachsen Sachsen Dresden Europas Leipzig Nürnberg
— 200 —
zerstörten frühern Hauptstadt Chartum gegenüber angelegte Omdnr-
man, nnweit des Znsammenflusses des Weißen und Blauen Nils.
Das eigentliche Ägypten breitet sich am Mittel- und Unter-
lause des Nils aus; es reicht östlich bis zum Roten Meere, westlich mit
unbestimmter Grenze bis in die Libysche Wüste. Den Kern des Landes
bildet das Nilthal, das in Oberägypten nur eine Breite von 15 bis
20 km hat, in Unterägypten aber mit der Spaltung des Stromes sich
bedeutend erweitert. Nur das Nilthal (ungefähr 30 000 qkm)
ist anbaufähig; die regelmäßigen jährlichen Überschwemmungen
Bild 72. Pyramiden.
erzeugen eine außerordentliche Fruchtbarkeit. Die wichtigsten Pro-
dnkte sind: Baumwolle, Getreide, Reis und Zucker. Der Handel
hat dnrch die Erbauung von Eisenbahnen wie auch durch Eröffnung
des Sueskanals in neuester Zeit einen lebhaften Aufschwung genommen.
Die Bevölkerung — an 10 Millionen auf 1 Million
qkm — ist in Unterägypten am dichtesten, wo auf 1 qkm un-
gefähr 250 Menschen treffen. Mehr als 3/4 der Bewohner bilden
die Fellachen (— Pflüger), größtenteils Taglöhner. — Herrschende
Religion ist der Islam; doch giebt es über 1/2 Million Christen,
zumeist Kopten, daneben an 60 000 Katholiken.
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— 202 —
welche in früher Jahreszeit nach Europa versandt werden, ferner von
Getreide, Wein, Olivenöl, Vieh, Korkholz und Halfa, d. i. Steppen-
gras, welches zur Papierbereitnng verwendet wird. — Die Haupt-
stadt Algier (alsche, arabisch El-Dschesair) mit 92 000 E. steht in
lebhafter Handelsverbindung mit Marseille. — Andere größere Orte
sind: Oran mit 81 000 und Konstantine mit 48000 E.
Marokko
(812 009 qkm und 8 Millionen E.)
ist ein Snltanat, dessen mohammedanische Einwohner dnrch ihren
wilden Haß gegen die Christen berüchtigt sind. Das Land ist mit
Ausnahme des südlichsten Teiles sehr fruchtbar, wird aber schlecht ver-
waltet. — Hauptort ist das gewerbereiche Fes. zugleich wichtigster
Handelsplatz des Innern, mit etwa 150 000 E. Von dieser Stadt
haben die roten türkischen Mützen ihren Namen. — Die alte Haupt-
stadt Marokko (ca. 50 000 E.) liegt prächtig am Fuße des schnee-
bedeckten Atlas. — Tanger (20 000 E.), unfern der Straße von
Gibraltar, ist der bedeutendste Seehandelsplatz.
West- und Südafrika.
Mit Ausnahme der Negerrepnblik Liberia an der Pfeffer-
küste (85 000 qkm und 2 Mifi. E.) ist das ganze Gebiet in den
Händen europäischer Mächte.
Frankreich besitzt: 1. Senegambien und dessen Hinterland
am Niger bis zu der bedeutenden Karawanenhandelsstadt Timbnktu,
2. die Elfeubeiuküste und Dahoine in Oberguinea, 3. Französisch-
Kongo in Niederguinea.
Zu Großbritannien gehört: 1. das Land am untern
Gambia, 2. Sierra Leone, 3. die Goldküste, 4. Lagos mit der
lebhasten Handelsstadt gl. N. (37 000 E.) und das Gebiet des
untern Niger, 5. die Kapkolonie und Natal, endlich 6. Britisch-
Süd- und Centralasrika, das sich vom Kapland nordwärts bis
Deutsch-Ostafrika und dem Kongostaat erstreckt.
1
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Extrahierte Personennamen: Sierra_Leone Lagos
Extrahierte Ortsnamen: Europa Algier Marseille Marokko Marokko Tanger Negerrepnblik_Liberia Frankreich Niger Karawanenhandelsstadt_Timbnktu Oberguinea Niederguinea Gambia Niger Deutsch-Ostafrika
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Töchterschule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Mädchen
§ 27. Der Frankfurter Friede und der deutsche Reichstag. 287
Es war ein prächtiger Zug, sinnvoll geordnet; es konnte scheinen, als hielte der alte Fritz auf seinem Postament, umgeben von den Männern des Jahres 1813, einem Scharnhorst, Blücher, Gneisenau :c. Heerschau über die Streitkräfte des neuerstandenen Deutschlands. Zugleich wurde das Denkmal Friedrich Wilhelms Iii. feierlich enthüllt und am 18. Juni schloß ein Dankgottesdienst im ganzen deutschen Reiche die Reihe der Feste.
Rasch wurden nun die Milliarden der Kriegsentschädigung bezahlt und nach einander die Forts und Departements geräumt, bis am 16. Sept. 73 der letzte Deutsche über die Grenze gezogen war (S. 280). Ob diese Milliarden dem neuen Reiche mehr genützt oder ge« schadet haben, ist noch zweifelhaft; sie führten zu einer tollen Jagd nach schnellem Reichthum, die man den Gründungsschwindel nennt, und welche naturgemäß mit einem starken Katzenjammer endete. Indeß wurde mit diesem Gelde die Golbwährnng im neuen Reiche eingeführt nnb die Flotte nach einem neuen Plan vergrößert.
Nicht als ob die Rüstung auf neue Kriege für das nothwendigste gehalten worben wäre. Vielmehr zeigte iaug. 71) die Begegnung des Kaiser Wilhelm und Franz Joseph, daß ein friedliches Einvernehmen mit den Nachbarn das Hauptanliegen der beutfchen Staatsmänner war; und im Sept. 1872 bezeugte die Dreikaiserzusammenkunft in Berlin, daß Rußland und Oestreich in bett großen Fragen der Politik mit Deutschland einig gehen.
Der offenbare Haß der Ultramontanen und die religiöse Gleichgültigkeit der meisten Stimmführer in den Land- und Reichstagen ließen es zu keiner ruhigen vorsichtigen Auseinaubersetzung zwischen Staat und Kirche kommen; vielmehr trat nun der erbitterte „Kultur* kämpf" in den Vorbergrnnb, besten Anfänger und Na» mengeber Prof. Virchow zu fein" sich rühmt. Es bleibt emmal eine ungemein schwierige Aufgabe, die Ausschreitungen der Hierarchie zu bekämpfen, ohne die Gewissen zu verletzen, und ohne die evangelische Kirche zu schäbigen.
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Extrahierte Personennamen: Fritz Friedrich_Wilhelms_Iii Friedrich Wilhelms Wilhelm Wilhelm Franz_Joseph Franz Oestreich Virchow
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Berlin Rußland Deutschland
(Erste -jirrhik
Bon der Thronbesteigung Maximilians
bis auf den westfälischen Frieden.
1493 -1648.
1. Maximilian I., 1493—1519.
§ 109. Auf den Frieden und Ruhe liebenden Friedrich Iil. Zustand des
folgte fein ritterlicher Sohn Maximilian !. Derselbe hatte Reicks:
zwar die unter der sorglosen Regierung seines Vaters verloren ^derher-
gegangenen Länder des habsburgischen Hauses noch bei Leb- Erweite-'
zeiten desselben wiedergewonnen und außerdem durch die bur- rung der
gundische Erbschaft seine Macht sogar vergrößert; dagegen babsbnrgi-
waren einerseits die Innern Verhältnisse des Reichs in völliges"
Verwirrung gerathen. die kaiserliche Autorität war gegenüber^""k"
den Anmaßungen der Reichsfürsten tief gesunken, kleine und durch
große Fehden, die trotz des oft erneuerten und streng einge- Fehde»,
schärften Land - und Gottesfriedcns immer wiederkehrten und
insbesondere unter dem schwachen Regiment Friedrichs I!I.
eine stets größere Ausdehnung gewannen und bei der errunge-
nen Machtstellung der Großen fast zu förmlichen Kriegen wur-
den, verletzten und vernichteten beinahe völlig das Rechtsbe-
wußtsein und schufen in den meisten Theilen des Reichs einen
bedauernswecthen Zustand der größten Unordnung, ja droheten
sogar mit völliger Auflösung des schon sehr gelockerten Reichs-
verbandes.
§ 110. Dazu kam andererseits, daß die türkische Machtdie Türken-
in stets weiterer Ausdehnung an den östlichen Grenzen beö 5xngclegeit-
Reichs eine höchst gefahrdrohende Stellung annahm; Fried-A".Fa'hr-
rich Iii. hatte zwar acht Reichstage ausgeschrieben, der Pabstlässigkeit der
hatte zu einem neuen Kreuzzuge gegen den Erbfeind der Chri- Fürsten zu
stenheit ausgefordert, aber es kam nirgends zu einem festen
Entschluß und noch viel weniger zu kräftiger That. Ist eine 1 ■
solche Fahrlässigkeit einerseits ein trauriges Zeichen des innern
Zustandes im Deutschen Reiche, so bot dieselbe andererseits den
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
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Extrahierte Personennamen: Maximilians Maximilian_I. Maximilian_I. Friedrich_Iil Friedrich Maximilian_! Maximilian Friedrichs
Friedrich I, der Rothbart.
173
ders geworden war; die Lombarden hatten ihren Bund erneuert und
vergrößert, Mailand erstand aus seinen Ruinen, und dem Papste zu
Ehren bauten die Lombarden eine neue feste Stadt, Alessandria. Fried-
rich griff letztere an; er konnte sie zwar nicht erobern, behauptete jedoch
sein Uebergewicht im Felde. Aber im Frühlinge des Jahres 1176 ver-
ließ Heinrich der Löwe mit 5000 Rittern den Kaiser, als gerade ein
lombardisches Heer in der Nähe stand. Vergebens bat ihn der Kaiser,
noch die einzige entscheidende Schlacht mitzuschlagen; einer der trotzigen
Mannen Heinrichs sprach sogar: „Bald werdet Ihr, Herr, die Krone
auf dem Haupte tragen, welche jetzt vor Euren Füßen liegt." Heinrich
zog ab und Friedrich nahm mit seinem kleinen Heere zwischen Mailand
und dem Langensee bei Legnano den 29. Mai die Schlacht an. Seine
Deutschen stürzten sich mit solchem Ungestüm auf die Lombarden, daß sie
den größten Theil des Heeres in die Flucht trieben und ihm nachjagten;
die Mailänder aber hielten Stand und besiegten mit den als Rückhalt
aufgestellten Brescianern die Abtheilungen, die mit dem Kaiser zurückge-
blieben waren. Diesem selbst wurde das Pferd erstochen und er wäre
getödtet oder gefangen worden, wenn er sich nicht unter den Leichen ver-
borgen hätte.
Friede zu Venedig (1177).
Nach dieser Niederlage eijte der Kaiser mit dem Papste Frieden zu
schließen, und da auch Alerander zum Frieden geneigt war, so kam der-
selbe zur Freude der Christenheit bald zu Stande (1177). Die beiden
großen Gegner versöhnten sich in Venedig; der Kaiser legte seinen löwen-
muthigen Trotz ab, und „wie er vor aller Welt gefehlt hatte, so bekannte
er es auch öffentlich"; der Papst aber wurde allgemein gepriesen wegen
seiner Würde und Sanftmuth, da er nie übertriebene Ansprüche gegen
den Kaiser erhob oder diesen mit Worten verunglimpfte oder hcrab-
würdigte. Friedrich anerkannte Alerander als rechtmäßigen Papst und
gab den Gegenpapst auf; der Papst anerkannte die Bischöfe, welche dem
Kaiser angehangen hatten, überließ letzterem den Besitz des mathildischen
Erbes auf fünfzehn Jahre (nachher sollte gerichtlich darüber entschieden
werden), vermittelte zwischen dem Kaiser und den Lombarden einen
Waffenstillstand auf sechs und mit Wilhelm von Neapel auf fünfzehn
Jahre.
Konstanzer Friede (1183).
Mit den Lombarden kam erst im Jahre 1183 zu Konstanz ein fester
Friede zu Stande; der Kaiser behielt statt seiner römischen Ansprüche
das Recht, von acht zu acht Jahren die städtischen Konsuln zu ernennen,
Appellationen von den Stadtgerichten anzunehmen, die Städte schworen
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TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_I Friedrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Wilhelm
9 —
gestanden hat, läßt er einen fetten Schlamm zurück, und der
Samen, welcher in den so bewässerten und gedüngten Boden aus-
gestreuet wird, lohnt hier reichhaltiger, als in andern Ländern
bei dem sorgfältigsten Ackerbau. Deshalb waren auch die beidersei-
tigen User der Länge nach mit Städten und Dörfern wie übersäet.
Nach dem Laufe des Flusses theilt man das Land in Ober-,
Mittel- und Unterägypten. Letzteres wurde durch die
Schlammablagerung des Nil an seiner Mündung gebildet,
und das ganze herrliche Fruchtgebiet zwischen den beiden Haupt-
nilarmen bekam den Namen Delta wegen seiner Ähnlichkeit
mit dem griechischen Buchstaben Delta (z/). On oder Helio-
pölis war die Hauptstadt; ferner lagen hier die Städte
Sms, Bubästus undpalusium; später wurden hier auch an-
gelegt Naukrätis und Alexandria. Mittel- und Unterägypten
sind aus beiden Seiten von unfruchtbaren Wüsten und Ge-
birgen begrenzt. Die Hauptstadt Mittelägyptens und später
des ganzen Landes war Memphis, Oberägyptens The den,
eine Riesenstadt mit hundert Thoren.
Papyrus-Staude. — Unter den verschiedenen Pflanzen
verdient besonders die Papyrus-Staude genannt zu wer-
den, aus deren zartem Bast das Schreibpapier verfertigt wurde.
Dieses Papier wurde jedoch in alten Zeilen nicht von allen
Völkern gebraucht. Die Griechen schrieben aus die Blätter der
Biblosstaude; deshalb heißt auch in ihrer Sprache Biblos
Buch, und hiervon haben wir noch die Namen Bibel, Biblio-
thek re. Die Römer schrieben auch aus Wachstafeln und ge-
brauchten hierzu einen metallenen Griffel. Das obere Ende
desselben war platt, um das Geschriebene auslöschen und das
Wachs wieder glätten zu können. Einen solchen Griffel nann-
ten sie Stilus, und hiervon haben wir den Ausdruck Stil, d. i.
Darstellungsweise der Gedanken. Auch das Pergament war
sehr verbreitet. Dieses führt von der Stadt Pergämos in Klein-
asien, wo es vorzüglich bereitet wurde, seinen Namen. Das
Papier, welches jetzt allgemein im Gebrauche ist, wird aus
zusammengestoßener und in Brei verwandelter Leinwand
bereitet. Dieses wurde im elften Jahrhundert eingesührt.
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