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1. Erdkunde - S. 203

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 203 Portugal besitzt einen Teil von Senegambien sowie Angola, das große Gebiet südlich der Kongomündung. Der uuter der Souveränität des Königs der Belgier stehende Kongo st aat (auf 2 250 000 qkm und 14 Mill. E. geschätzt) reicht nur mit einem schmalen Streifen bis an die Mündung des Kongo, breitet sich aber in Centralasrika über den größten Teil seines Stromgebietes aus. (Bodenbeschaffenheit, Klima und Produkte der aufgezählten Ge- biete sind zumeist ähulich wie in Kamerun, siehe unten.) Deutsche Schutzgebiete sind: 1. Togo, 2. Kamerun, 3. Deutsch-Südwestafrika. Togo (82 000 qkm und 21/4 Mill. E., darunter etwa 100 Deutsche) liegt in Oberguinea zwischen der englischen Goldküste und dem französischen Dahome. Die Küste, nnr etwa 60 km lang, ist wegen der heftigen Brandung schwer zugänglich. Nach innen steigt das Land allmählich zu einer fruchtbaren, wohlbebanten Hoch- ebene und gut bewaldeten Gebirgszügen an. Die wichtigsten Er- zeugnisse sind Palmöl, Palmkerne und Kautschuk. Haupthafen ist Klein-Popo (5000 E.), Regierungssitz Lome (4000 E.). Kamerun (zu 495 000 qkm, also fast so groß wie das Deutsche Reich, und 3 Mill. E. geschützt, unter denen 250 Deutsche) liegt am innersten Teil des Guiueabusens zwischen Französisch-Kongo und Britisch-Nigerland. Die Ostgrenze bildet im allgemeinen der 15.° östl. L. von Greenwich bis zum Tsadsee. Nach seiner Oberflächen- gestalt besteht Kamerun aus einem schmalen, sumpfigen, feucht heißen und ungesunden Küstengebiet, das von einem Urwaldgürtel umschlossen wird. Jenseits desselben erhebt sich ein grasreiches, ziemlich gesundes Hochland, das im Norden zu dem Gebirge von Adamaua ansteigt. Doch steigt auch aus dem Küstenlande das vulkauische Kamerun- gebirge (4000 in) empor. Die zahlreichen Flüsse sind wegen der Stromschnellen nur streckenweise schiffbar. Die wichtigsten Ausfuhr- artikel sind Kautschuk, Palmöl, Palmkerne und Elfenbein. In neuester Zeit sind mit wachsendem Ersolg Kakao- und Kaffeepflanzuugen an- gelegt worden. Handelsmittelpunkt und Regierungssitz ist Kamerun.

2. Erdkunde - S. 207

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 207 Nördlich schließt sich daran das deutsche Schutzgebiet Deutsch- Ostafrika (941000 qkm, also fast zweimal so groß als Deutschland, und 3 Mill. E., darunter etwa 700 Deutsche). Das Gebiet erstreckt sich an der Küste vom Rovuma bis zum Wangafluß und landeinwärts über den Kilima-Ndscharo quer durch den Victoriasee und entlang dem Tauganyika- und Nyassasee. Die politischen Grenzen sind: Im Norden Britisch-Ostasrika, im Westen der Kongostaat, im Süden Britisch-Centralasrika und der portugiesische Freistaat von Ostafrika. Bild 75. Abessinier (König Menelik Ii.). und reichlichen Ertrag. Bei dem lichen Verkehrsweges in das Innere kann der in Aussicht genommene Bau einer Eisenbahn für die Erschließung des Landes und Förderung des Handels von großer Bedeutung werden. Ausfuhrartikel siud: Elfen- bein, Kautschuk (verdickter Saft einer Schlingpflanze), Kopal (bernstein- artiges Harz) und Tabak. Der Regierungssitz ist Dar-es-Saläm mit 6000 E. (Bild 74). Größere Handelsplätze sind: Tanga (4000 E.), Pangani (4000 E.) und vor allem Bagamoyo (10000 E.). Britisch-Ostasrika (über 1 Mill. qkm mit angeblich 6 Mill. E.) umschließt das Saud nördlich von Deutsch-Ostafrika bis zum Jubfluß. Hauptort ist Mombasa (15 000 E.). Das Kaiserreich Abessinien (Habesch) (508 000 qkm, 41f2 Mill. E.) auf dem mächtigen, schwer zugänglichen Hochland gl. N. ist ein Wie Kamerun, so hat auch Deutsch-Ostafrika einen schmalen, stark bewässerten, fruchtbaren, aber ungesunden Küstenstrich, dem sich nach innen ein grasreiches, von Gebirgen durchzogenes Hoch- land anschließt. An der Nord- grenze erhebt sich die vulkauische p fruchtbar. Die Anpflanzung von Kaffee und Tabak verspricht guten Masse des Kilima-Ndscharo bis zu 6130 m. Das Gebiet ist vollständigen Mangel eines natür-

3. Erdkunde - S. 81

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 81 — Lechfeld. — Lindau, in lieblichster Lage auf einer Insel im Bodensee, treibt lebhaften Handel mit der Schweiz. — Kempten (18 000 E.) an der Jller vermittelt die Ausfuhr von Käse und Butter des dnrch treffliche Rindviehzucht be- kauuteu Algäues. Das Königreich Sachsen (15000 qkm, 3 788000 E.) breitet sich vom Nord- abhange des Erz- und Lan- sitzer-Gebirges bis in die norddeutsche Tiefebeue aus und gehört fast ganz zum Stromgebiete der Elbe. Die Bewohner sind größten- teils protestantisch. Sachsen wird in vier Kreishauptmannschaften eingeteilt. 1. Die Dresdener Kreishauptmaunschaft. Dresden, in schöner Lage an der Elbe (390 000 E.), ist Haupt- und Resi- denzstadt. Seiner prächtigen Bauten wie auch der reicheu Kunst- sammlungen (weltberühmte Gemäldegalerie) wegen wird es „Elb- Florenz" genannt. Technische Hochschule. — Meißen an der Elbe (19 000 E.) hat die älteste Porzellanfabrik Europas. — Frei- berg an der Mulde (30 000 E.), inmitten des großen Bergwerk- bezirkes gelegen, hat eine Bergakademie. 2. Die Leipziger Kreishauptmaunschaft. Die Univer- fitätsstadt Leipzig am Zusammenfluß der Pleiße und Weißen Elster (430 000 E.) liegt in einer Ebene, auf welcher schon wieder- holt entscheidende Schlachten geschlagen wurdeu (Völkerschlacht iiu Bild 26. Nürnberg: Dürerhaus.

4. Erdkunde - S. 200

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 200 — zerstörten frühern Hauptstadt Chartum gegenüber angelegte Omdnr- man, nnweit des Znsammenflusses des Weißen und Blauen Nils. Das eigentliche Ägypten breitet sich am Mittel- und Unter- lause des Nils aus; es reicht östlich bis zum Roten Meere, westlich mit unbestimmter Grenze bis in die Libysche Wüste. Den Kern des Landes bildet das Nilthal, das in Oberägypten nur eine Breite von 15 bis 20 km hat, in Unterägypten aber mit der Spaltung des Stromes sich bedeutend erweitert. Nur das Nilthal (ungefähr 30 000 qkm) ist anbaufähig; die regelmäßigen jährlichen Überschwemmungen Bild 72. Pyramiden. erzeugen eine außerordentliche Fruchtbarkeit. Die wichtigsten Pro- dnkte sind: Baumwolle, Getreide, Reis und Zucker. Der Handel hat dnrch die Erbauung von Eisenbahnen wie auch durch Eröffnung des Sueskanals in neuester Zeit einen lebhaften Aufschwung genommen. Die Bevölkerung — an 10 Millionen auf 1 Million qkm — ist in Unterägypten am dichtesten, wo auf 1 qkm un- gefähr 250 Menschen treffen. Mehr als 3/4 der Bewohner bilden die Fellachen (— Pflüger), größtenteils Taglöhner. — Herrschende Religion ist der Islam; doch giebt es über 1/2 Million Christen, zumeist Kopten, daneben an 60 000 Katholiken.

5. Erdkunde - S. 202

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 202 — welche in früher Jahreszeit nach Europa versandt werden, ferner von Getreide, Wein, Olivenöl, Vieh, Korkholz und Halfa, d. i. Steppen- gras, welches zur Papierbereitnng verwendet wird. — Die Haupt- stadt Algier (alsche, arabisch El-Dschesair) mit 92 000 E. steht in lebhafter Handelsverbindung mit Marseille. — Andere größere Orte sind: Oran mit 81 000 und Konstantine mit 48000 E. Marokko (812 009 qkm und 8 Millionen E.) ist ein Snltanat, dessen mohammedanische Einwohner dnrch ihren wilden Haß gegen die Christen berüchtigt sind. Das Land ist mit Ausnahme des südlichsten Teiles sehr fruchtbar, wird aber schlecht ver- waltet. — Hauptort ist das gewerbereiche Fes. zugleich wichtigster Handelsplatz des Innern, mit etwa 150 000 E. Von dieser Stadt haben die roten türkischen Mützen ihren Namen. — Die alte Haupt- stadt Marokko (ca. 50 000 E.) liegt prächtig am Fuße des schnee- bedeckten Atlas. — Tanger (20 000 E.), unfern der Straße von Gibraltar, ist der bedeutendste Seehandelsplatz. West- und Südafrika. Mit Ausnahme der Negerrepnblik Liberia an der Pfeffer- küste (85 000 qkm und 2 Mifi. E.) ist das ganze Gebiet in den Händen europäischer Mächte. Frankreich besitzt: 1. Senegambien und dessen Hinterland am Niger bis zu der bedeutenden Karawanenhandelsstadt Timbnktu, 2. die Elfeubeiuküste und Dahoine in Oberguinea, 3. Französisch- Kongo in Niederguinea. Zu Großbritannien gehört: 1. das Land am untern Gambia, 2. Sierra Leone, 3. die Goldküste, 4. Lagos mit der lebhasten Handelsstadt gl. N. (37 000 E.) und das Gebiet des untern Niger, 5. die Kapkolonie und Natal, endlich 6. Britisch- Süd- und Centralasrika, das sich vom Kapland nordwärts bis Deutsch-Ostafrika und dem Kongostaat erstreckt. 1

6. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 456

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
456 Die neue Zeit. ebenfalls dem Dolche des Jacques Clement, eines fanati-1589.firten Dominikaners. Mit ihm erlosch das Haus Orleans. Sterbend ernannte der König noch seinen nächsten Vetter, den Bonrbonen Heinrich von Navarra, einen Protestanten, zu seinem Nachfolger. Um sich allgemeine Anerkennung zu verschaffen, trat derselbe zur katholischen Kirche zurück, sicherte dagegen 1398.durch das Edikt von Nantes den Protestanten die Religionsfreiheit. Heinrich Iv. gilt für den größten König Frankreichs, wie er der gefährlichste Gegner Deutschlands war, dessen politische Gestalt er verändern und es dadurch schwächen wollte. 1610.Mitten in seinen Entwürfen aber wurde er von Navaillac ermordet. Anmerkungen. 1. Franz I., der in seinem eigenen Lande den Protestanten den Prozeß machen ließ, während er sie in Deutschland gegen Karl V. unterstützte, entschuldigte sich damit, daß sie zugleich Aufrührer seien. — Man behauptet in der Regel, die Religionskriege in Frankreich seien durch das Blutbad von Vassy (1562) veranlaßt worden. Nichts ist unrichtiger, als dieses. Schon 1560 bildete sich die Verschwörung von Amboise. Die Reformierten, welche sich in ganz Frankreich bewaffnet hatten, wollten an einem bestimmten Tage in der Nähe des Hofes zusammentreffen, den König gefangennehmen und die Regierung den Prinzen Bourbon und (Sonde übergeben. Allein die Verschwörung würde entdeckt und der Plan vereitelt. 1561 vertrieben die Calvinisten in Montauban die Geistlichkeit und die vornehmsten Katholiken, plünberten die Kirchen und Klöster und verboten den katholischen Goitesbienst. Zu P amte r s würde mit den übrigen Kirchen und Klöstern auch die Kathebrale nieber-geriffen; ebenso würden die Kathebrale von Lisieux, dann bte Abteien Bernay, Peraujc und Beaumont zerstört. Zu Meaur würden die Silber und Kruzifixe zerschlagen und eine Kirche geplünbert. Zn Orleans schoß man währenb der Fronleichnamsprozession auf die Katholiken, zu Amiens würde die Kathebrale gestürmt. In Nim es warf man die heiligen Hostien in einen angeziinbeten Scheiterhaufen und tanzte um benfelben. Selbst in Paris Brachen die Calvinisten in die Kirche S t. Mebarbus zur Zeit des Gottesbienstes, töteten und ver-nmnbeten viele Katholiken und traten die heilige Hostie mit Füßen. Dies geschah nicht ans Veranlassung von Volksauslaufen, fonbern durch Aufhetzung der Calvinistenprebiger, welche Versammlungen hielten und die Orte Bezeichneten, wo die Gewaltthaten verübt werben sollten. 2. Am 1. März 1562 kam der Herzog von Guise durch Vassy in der Champagne, wo die Hugenotten gerabe in einer Scheuer Gottesdienst hielten. Es entspann sich zwischen des Herzogs Gefolge und den Hugenotten ein Streit, welchen der Herzog vermitteln wollte, als ihn ein Steinwurf in das Gesicht traf. Darüber erbittert, fiel das Gefolge über die Hugenotten her und es kamen 60 um das Leben. Aber bieses unglückselige Ereignis ist burchaus nicht der Anfang der Religionskriege, beim bereits am 6. Februar hatten die Protestanten zu Nlmes die Massen ergriffen. 3. Den Namen Hugenotten sollen die Reformierten bavou erhalten

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 64

1868 - Mainz : Kunze
64 Erste Periode der neueren Geschichte. Die Gräuel der Spanier. Don Juan d'austria richtet Nichts aus. Alexander von Parma gewinnt die südlichen, Wilhelm von Oranten f 1584 die nördlichen Provinzen. Gleichzeitig ordneten 1574 die Reformirten in einer Versammlung zu Dordrecht ihre religiösen Angelegenheiten und entwarfen ein eigenes Glaubensbekenntniß. Im Jahr 1576 starb unerwartet Reqnesens. Die spanischen Soldaten, denen man längere Zeit den Sold schuldete, überfielen nun wie Räuber Städte und Dörfer und plünderten namentlich Mastricht und Antwerpen aufs grausamste aus. Antwerpen konnte sich von diesem Schlage nie erholen. Die Provinzen Brabant, Flandern, Artois und Hennegau vereinigten sich darauf mit Holland und Seeland und schlossen 1576 die Genter Pacification auf die Bedingungen der Glau- bensduldung und Entfernung der fremden Söldner. Da erschien ein neuer Statthalter in der Person des Don Juan d'austria, eines natür- lichen Sohnes Karls V. und der schönen Barbara Blumberger aus Regensburg, welcher wegen seiner Schönheit, seiner Tapferkeit und seines hochstrebenden Sinnes allgemein bewundert wurde und 1571 bei Lepanto einen glänzenden Sieg über die Türken erfochten hatte. Allein auch er vermochte nicht den Aufstand zu bewältigen und hatte den Widerstand der Niederländer durch seine Treulosigkeit und Wort- brüchigkeit nur noch nachdrücklicher gemacht. Ein ansteckendes Fieber machte seinem Leben im Lager bei Namur ein Ende (1578). Glück- licher war der folgende Statthalter, Alexander Farnese, der Sohn Margaretha's von Parma. Als gewandter Mann benutzte er die religiöse Uneinigkeit der Niederländer, versprach ihnen Entfernung der spanischen Truppen und Wiederherstellung der alten Freiheiten. Als eifriger Katholik gewann er bald die südlichen, meist katholischen Pro- vinzen, während Wilhelm von Oranien die protestantischen im Norden in der Union zu Utrecht einigte (1579) und dadurch den Grund zu der Republik der vereinigten Niederlande legte. Noch erkannten die letzteren den König Philipp als ihren rechtmäßigen Herrn an; als aber derselbe den Prinzen von Oranien ächtete und einen Preis von 25,000 Goldgulden auf seinen Kops setzte, ward er von ihnen 1581 für abgesetzt erklärt. Drei Jahre später erschien ein fanatischer Ka- tholik, Balthasar Gérard, bei dem Prinzen und erschoß denselben zu Delft, um das Blutgeld zu verdienen. Moritz von Oranien, der Sohn des Ermordeten, übernahm die Stelle des Vaters. Der 17jährige Jüngling stand als Feldherr und Staatsmann dem Vater nicht nach, und half die Selbständigkeit und Unabhängigkeit der Niederlande be- festigen, während im Süden Alexander von Parma eine Stadt nach der andern, Gent, Brüssel, Mecheln, Nymwegen und Antwerpen in seine Gewalt bekam. Allein Philipp von Spanien ward bald darauf

8. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 59

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Hugenotten Ln Frankreich. 59 und beide Parteien wetteiferten mit einander in Grausamkeit und Lan- desverwüstung. Den Hugenotten schickte Elisabeth von England Trup- pen und Geld, von den deutschen protestantischen Fürsten erhielten sie ebenfalls Söldner, während die Guisen Spanier und katholische Schweizer an sich zogen und das Parlament Konde und dessen Anhang als Lan- desverräther erklärte. Den 19. Dezember 1562 kam es bei Dreur zur Hauptschlacht, welche besonders durch die Schweizer von den Guisen gewonnen ward. Statt des Prinzen Kondö, der in der Schlacht ge- fangen wurde, befehligte seitdem Koligni das hugenottische Heer, welches sich an der untern Loire und Seine halten wollte, um der englischen Hilfe näher zu sein. Bei der Belagerung von Orleans wurde der Herzog von Guise durch einen hugenottischen Edelmann gemeuchelt (24. Februar 1563), Anton von Navarra war an einer Verwundung vor Rouen gestorben, und so wurde es möglich, den 19. März den Frieden zu Amboise zu schließen. Dieser setzte fest: 1) Alle Besitzer herrschaftlicher Erbgüter oder die Edelleute der höhern Justiz haben nebst ihren Unterthanen auf ihrem Eigenthum freie Uebung der reformierten Religion. 2) Edelleute ge- ringeren Ranges und Bürgerliche dürfen häuslichen Gottesdienst halten, aber keinen öffentlichen; dagegen soll in jedem Gerichtsbezirke eine Stadt bestimmt werden, in welcher die Reformierten des Bezirks ihren Gottes- dienst halten dürfen. 3) Die Ausübung des reformierten Gottesdienstes ist auch an den Orten gestattet, wo bis zum März 1563 die reformierte Lehre angenommen war. Paris gehört aber nicht zu diesen Orten. 4) Alles Uebrige soll in den Zustand vor dem Kriege versetzt und eine allgemeine Amnestie gegeben werden. Aber der Friede wurde von keinem Theile aufrichtig gehalten, und im September 1566 griffen die Huge- notten nach Verabredung in ganz Frankreich zu den Waffen und besetzten über 50 feste Plätze. Der 80jährige Konnetable Montmorency siegte bei St. Denys, erhielt aber eine tödtliche Wunde, und nachdem Frank- reich von beiden Theilen hinlänglich verwüstet war, schloßen sie 1568 zu Longjumeau auf die Bedingungen von Amboise wieder Frieden. Der König entschied sich endlich bestimmt gegen die Hugenotten, gegen die Duldung eines protestantischen Staates unter Prinzen von Geblüte im Königreiche Frankreich, und die Hugenotten bemerkten das herauf- ziehende Gewitter bei Zeiten. Sie machten la Röchelte zu ihrem Hauptwaffenplatz, warben ein Heer, und nun erließ der König zwei Edikte, durch welche er die Ausübung jeder andern Religion außer der katholischen in Frankreich verbot und den reformierten Predigern befahl, Frankreich binnen 14 Tagen zu verlassen. Ein Versuch, sich Kondes und Kolignis zu bemächtigen, schlug fehl und der Krieg brach mit größe- rer Wuth als vorher aus. Am 13. März 1569 schlug das königliche

9. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 60

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
60 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc. Heer die Hugenotten bei Jarnak, Kond« selbst wurde gefangen und von einem Herrn de Montesquieu durch einen Schuß getödtet. Jetzt übernahm der 16jährige Heinrich von Navarra den Oberbefehl und hatte den erfahrenen Koligni zur Seite; die Hugenotten verstärkten sich durch protestantische Söldner aus Deutschland und der Schweiz, das königliche Heer durch Italiener, katholische Schweizer und Deutsche, und noch einmal wurden die Hugenotten bei Monkontur auf's Haupt ge- schlagen. Doch waren die Königin-Mutter und der König zu einem Frieden geneigt, entweder weil sie die vollständige Besiegung der Hu- genotten für unmöglich hielten, oder weil sie gegen die Häupter der katholischen Partei mißtrauisch waren. Er wurde 1570 den 8. August zu St. Germain en Lape abgeschlossen. Die Hugenotten erhielten alle ihre Aemter und Güter zurück; die öffentliche Ausübung ihrer Re- ligion wurde da erlaubt, wo sie bis zum 1. August stattgefunden hatte; in jedem Gouvernement sollte sie in den Vorstädten zweier Städte ge- stattet sein, jedoch nicht an dem Hofe und nicht zwei Stunden um den- selben, auch nicht in Paris und nicht zehn Stunden um Paris. Die Hugenotten erhielten Zutritt zu allen Aemtern und als Sicherheitsplätze auf zwei Jahre la Rochelle, Montauban, Kognak und la Charite; nur den Zehnten sollten sie an die katholische Geistlichkeit auch ferner noch entrichten und die katholischen Festtage äußerlich feiern. Seitdem näherte sich der König den Hugenotten auffallend; er knüpfte Verbindungen mit England an, sprach von einem Kriege gegen Spanien und der Unter- stützung der aufständischen Niederländer, rief den Admiral Koligni an den Hof, um mit ihm über den spanischen Krieg zu berathen, und ver- lobte endlich seine Schwester Margaretha mitheinrich von Navarra. Im März 1572 kam Johanna von Navarra mit ihrem Sohne Heinrich und ihrer Tochter sammt dem jungen Kondê an den Hof nach Paris, wo ihnen der König auf das freundlichste begegnete. Aber unterdessen sannen der König, die Königin-Mutter und ihre Partei auf das Verderben Koli- gnis und der Häupter der Hugenotten, und am 24. August 1572 wurde die sogenannte Bluthochzeit oder Bartholomäusnacht angerichtet (Bluthochzeit, weil die hugenottischen Edelleute zur Heirath Heinrichs von Navarra, ihres Hauptes, nach Paris gekommen waren), in welcher in Paris Koligni und etwa 700 andere Hugenotten ermordet wurden. Die- sem Beispiele folgten Meaur am 25., la Charite am 26., Orleans am 27., Saumur und Angers am 29., Lyon am 30. August, Tropes am 2. September, Bourges am 11., Rouen am 17., Romans am 20., Toulouse am 23. September und Bordeaur am 3. Oktober; wie viele Hugenotten ermordet wurden, läßt sich nicht mehr angeben, jedenfalls 4000, wie eine neuere Berechnung angibt (nach der höchsten 20,000). Aehnliches war von beiden Parteien in den vorhergehenden Jahren viel-

10. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 249

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die österreichischen Niederlande. 249 führen mußte, und stellten die Reformen des Kaisers ans eigener Macht ein; der Besuch des Generalseminars wurde freigestellt, die Bischöfe durften ihre Seminarien wieder öffnen, und der Kaiser selbst fand für- gut zu versichern, daß die alte Landesverfassung bis auf einige wenige Stücke, welche eine nähere Untersuchung bestimmen würde, wieder her- gestellt werden sollte. Aber da der Kaiser von seinen kirchlichen Refor- men durchaus nichts mehr zurücknehmen wollte, dem General d'alton das Oberkommando aller Streitkräfte in den österreichischen Niederlanden übergab und in dem Grafen Trautmannsdorf einen kaiserlichen Be- vollmächtigten schickte, fanden seine Versicherungen wenig Glauben. An der Spitze der Opposition, welche die Wiederherstellung der alten Ver- fassung sich zum Ziele gemacht hatte, stand der Advokat van der Noot; neben dieser Opposition, welche man nach dem heutigen Sprachgebrauche die konservative nennen würde, bildete sich aber eine ächtrevolutionäre Partei mit einem leitenden Komitè; der Widerstand gegen die kaiserlichen Verordnungen vereinigte indessen noch alle Parteien zu gemeinschaftlichen Schritten. Das Konnte, aus fünf Advokaten, zwei Kaufleuten und ei- nem Bankier bestehend, warb für die Revolution nach einer trefflichen Organisation; jeder einzelne warb zehn Vertraute, von diesen zog wie- der jeder einzelne zehn Personen in das Geheimniß und so fort, ohne daß der Geworbene außer seinem Werber andere Mitglieder der Ver- schwörung kannte; so bedeckte sich das Land mit einem revolutionären Netze, welches im Oktober 1789 bereits 70,000 Männer umschlang. Van der Noot unterhandelte gleichzeitig mit Holland und Preußen, welche halb und halb ihre Hilfe zusagten und einstweilen den Verschworenen allen möglichen Vorschub leisteten. An Geld mangelte es diesen nicht; sie organisierten damit in Holland ein Korps von 10,000 Ausgewander- ten; sie vertheilten Geld unter die kaiserlichen Soldaten, versprachen de- nen, die zu den Patrioten übertreten würden, einen hohen Sold, und verlockten dadurch mehrere tausend Soldaten zur Desertion. Am 24. Oktober 1789 fielen die Ausgewanderten in zwei Abtheilungen vom hol- ländischen Gebiete in Brabant ein und den 20. ließ sich General Schrö- der in Turnhout schlagen. Den 13. November nahm eine Kolonne der Aufständischen die Stadt Gent, ganz Flandern gerieth in Aufstand, in allen größeren Städten gab es Straßengefechte, welche jedoch für die Aufständischen meistens unglücklich ausfielen. Der Generalstatthalter in- dessen entfernte sich, die Negierung proklamierte allgemeine Amnestie und die Zurücknahme der Ordonnanzen, welche die Stände und die joyeuse entrée aufgehoben hatten. Das patriotische Konnte erklärte aber am 23. November zu Gent den Kaiser als Herrn der Niederlande abgesetzt, und als die Truppen von Mons nach Namur gegen die eingefallenen Insurgenten marschierten, erhob sich Mons und das ganze Hennegau.
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