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1. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 113

1849 - Münster : Coppenrath
113 dachte Raum: er wolle mit Hülfe des Volkes, das er fortwäh- rend für seine Plane bearbeite, die bestehende Verfassung stürzen und sich zum Alleinherrscher aufwerfen. Selbst die Tribunen traten gegen ihn auf. Endlich ward er als Hochverräther an- geklagt, schuldig befunden und vom tarpeischen Felsen gestürzt (384), welchen er so rühmlich vertheidigt hatte. Sein Haus wurde geschleift, und der Beschluß gefaßt, daß künftig Niemand mehr auf dem Capitol wohnen sollte. Seitdem steigerte sich immer mehr wie die Anmaßung der Patricier, so das Elend des Volkes. Dieses versank allmälig in eine dumpfe Gleichgültigkeit. In dieser Zeit des tiefsten Verfalles erhoben sich die Plebejer, Caj. Licinius Stolo und Lue. Sertius Lateranus, voll edler Begeisterung für die Wieder- geburt ihres fast zertretenen Standes und für den endlichen Ab- schluß staatsbürgerlicher Rechtsgleichheit'). Die beiden Freunde gingen seit ihrer ersten Erwählung zu Volkstribunen im Jahre 376 v. Ehr. mit Muth und Besonnenheit an das große Werk und führten es nach zehnjährigem mühevollem Kampfe endlich zum glücklichen Ziele. Sie erließen in dem eben genannten Jahre folgende durchgreifende Gesetzanträge (lege« Liciniae): 1. (de aere alieno) „Was bisher an Zinsen von den Schuld- nern an die Gläubiger abgetragen worden, soll als vom Capital abgetragen betrachtet, und der Rest der Schuld in drei'gleichen Theilen innerhalb dreier Jahre abbezahlt werden." 2. (de modo agrorum) „Das Benutzungsrecht der Staatsländereien (agri publici) soll beiden Ständen anheimfallen, kein Bürger über fünf- hundert Jucharte Gemeindelandes besitzen und mehr als hundert Stück großen, fünfhundert kleinen Viehes auf den Gemeindeweiden halten. Für den Nießbrauch des Fruchtackers zahlt der Inhaber den Zehnten an die Gemeindekasse. Was Einzelne jetzt über fünf- hundert Jucharte besitzen, soll herausgegeben und den ärmern Ple- bejern in Loosen von sieben Jucharten als freies Eigenthum über- tragen werden." 3. „Hinfort sollen nicht mehr Kriegstribunen, son- dern wieder Consuln ernannt werden, und zwar jedes Mal einer aus den Plebejern."— Diese Anträge steigerten die Erbitterung der 1) Nach Livius (Vi. 34.) soll Licinius bloß durch die Eitelkeit sei- ner patricischen Gemahlin in die Schranken zum Kampfe gegen die Herr- schaft der Patricier getrieben worden sein. Wetter, Geschichte der Römer. 8

2. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 206

1849 - Münster : Coppenrath
206 Erstürmung Karthago's sich ausgezeichnet, indem er der Erste war, der die Stadtmauer erstieg. In dem Kriege gegen Nu- mantia diente er als Quästor und trug dort wesentlich zur Ret- tung des Heeres bei. Schon auf seiner'reise dahin, in Etru- rien, soll er, erschüttert durch den Anblick der Landleute, die hier neben den unermeßlichen Gütern der Reichen und ihren Sklaven- heeren, in der größten Armuth und Roth lebten, den Plan ge- faßt haben, dereinst als Retter des bedrängten Volkes aufzutre- ten. Dieses sollte durch Eigenthum besonnen, durch Arbeit auf eigenem Grund und Boden wieder stark und selbständig werden. Nach seiner Wiederankunft in Rom zog er mehre der angesehensten Männer zu Nathe, und diejenigen, die mehr das allgemeine Wohl, als ihren eigenen Vortheil im Auge hatten, billigten, seinen Plan und munterten ihn auf, ihn zur Ausführung zu bringen; wie der große Rechtsgelehrte Mucius Scävola, der damals Cónsul war und der Pontifer marimus, Crassus. Auch das Volk hatte bereits Kunde von seinem menschenfreundlichen Vorhaben erhal- ten, und forderte ihn bald durch lauten Zuruf, bald durch Zet- tel an Denkmälern und Säulenhallen zur Ausführung auf. Jetzt säumte er nicht länger. Er bewarb sich um die Würde eines Volkstribunen, die seine Person unverletzlich machte, und ihn in den Stand setzte, seine großen Entwürfe zum Besten des Volkes auf gesetzlichem Wege auszuführen; und als er zu dieser Stelle unter großem Beifalle des Volkes erwählt war, ging er mit Muth und Besonnenheit an das große Werk. Im Jahre 133 erneuerte er das alte, längst in Vergessen- heit gerathene licinische Ackergesetz (lex agraria), jedoch mit manchen mildernden Bestimmungen. Die Hauptpunkte seines Antrages waren folgende: 1. Kein Bürger soll mehr als 500 Jucharte vom Staatslande besitzen 2); jedoch soll es gestattet sein, daß jeder noch unter väterlicher Gewalt stehende Sohn außerdem die Hälfte, 250 Jucharte, habe. 2. Das abzutretende Land soll unter die armen Hausväter als ächtes, unveräußerliches Eigenthum gleichmäßig vertheilt werden. 3. Den frühern Be- sitzern soll für die Kosten, welche sie auf die Kultivirung des 2) Ne quis ex publico agro plus quam quingeuta jugera possideret. Liv. epit. Lviii. Fünfhundert Jugera (Jucharte) sind ungefähr 490 Magdeburger Morgen.

3. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 45

1849 - Münster : Coppenrath
45 Die Geraubten ließen sich in Rom von ihren Männern bald besänftigen; aber ihre Väter daheim sannen auf blutige Rache. Ein gemeinsamer Kriegeszug gegen Rom ward beschloss sen, und der Sabinerkönig Titus Tatius zum Anführer ernannt. Und in der That, wären jetzt die Völker alle vereint gegen Rom ausgezogen, so wäre es wohl um den jungen Staat ge- schehen gewesen. Da sie aber in ihrer Wuth eine gemeinschaft- liche Rüstung nicht abwarten konnten, so wurden sie einzeln, wie sie kamen, von dem Schwerte der Römer blutig zurückgewiesen. Zuerst rückten die latinischen Cäninaten in das römische Gebiet ein; und während sie zerstreut das Land verwüsteten, überfiel sie Romulus und tödtete ihren König Acron mit eigener Hand. Des erschlagenen Königs Rüstung, die spolia opuna weihete er dem Jupiter Feretrius. Ein gleiches Schicksal nach einander hatten die Antemnäten und Crustuminer. Sie wurden geschla- gen, ihre Städte erobert, und eine Menge Einwohner nach Rom versetzt. Endlich war Titus Tatius gerüstet und brach mit groß- ßer Heeresmacht gegen Rom auf. Romulus konnte ihm im of- fenem Felde nicht widerstehen und wich in die Stadt zurück; Tarpejus hielt die Burg auf dem capitolnischen Hügel besetzt. Aber des Befehlshabers Tochter ward zur Verrätherin. Sie versprach den Sabinern, das Thor zu öffnen, wenn sie ihr gäben, was sie am linken Arme trügen. Darunter verstand sie die goldenen Ringe und Armbänder. Die eingelassenen Feinde aber warfen ihre schweren Schilde, die sie ebenfalls am linken Arme trugen, über sie zusammen und erdrückten die Verrätherin. Nach ihr wurde fortan der Berggipfel, wo diese Unthat geschehen, der Tarpejische Fels genannt. Am folgenden Tage rückten die Rö- mer zur Wiedereroberung der verlorenen Burg aus; sie wurden aber zurückgeschlagen, Romulus selbst von den Fliehenden mit fortgerissen. Da erhob Romulus flehend seine Hände gen Him- mel und gelobte dem Jupiter einen Tempel, wenn er die Flucht der Seinigen hemme. ') Und alsbald hielten die Römer wieder Stand und stellten sich in der Ebene zwischen dem capitolini- schen und palatinischen Hügel zum neuen Kampfe auf. Wäh- rend aber die beiden Heere grimmig gegen einander standen, *) Daher Jupiter stator, d. i. der Fluchthemmende.

4. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 79

1849 - Münster : Coppenrath
79 laubniß, sich noch einige von den übrigen Geißeln loszubitten. Sie wählte die jüngsten und kehrte mit ihnen froh nach Rom zurück. Ihr zur Ehre ward später ein Standbild errichtet, eine Jungfrau zu Pferde. Die Römer selbst erlangten bald ihre frühere Selbstständigkeit wieder. Porsenna hatte seinen Sohn mit Heeresmacht gegen Aricia gesandt, diese Stadt zu unterwerfen. Allein die Etrusker erlitten eine furchtbare Niederlage, selbst der Sohn des Königs wurde erschlagen. Diesen Umstand scheinen die Römer zur Abschüttelung des Joches benutzt zu haben. Schon Porsenna selbst mußte es jetzt für sich gerathener finden, Rom mildere Bedingungen zu bewilligen. Er starb bald darauf. Die Hoffnung des Tarquinius durch ihn nach Rom zurückgeführt zu werden, war völlig gescheitert. Aber auch nun ruhete Tarqui- nius nicht. Ein Volk nach dem andern wiegelte er gegen Rom auf, zuletzt auch die Latiner. Es geschah dieses zu einer Zeit, wo in Rom unter den Bürgern selbst der größte Aufruhr herrschte. Die in Armuth und Roth versunkenen Plebejer, welche den Be- drückungen der Patricier, deren Schuldner sie geworden, bloß gestellt waren, klagten laut und weigerten sich, Kriegesdienste zu thun. In dieser drohenden Gefahr von Innen und von Außen schritt der Senat zu einer außerordentlichen Maßregel. Er er- nannte im Jahre 498 einen Diktator oder obersten Befehls- haber mit unumschränker Gewalt und ohne Provocation. Titus Lartius war der erste, welcher diese neue Würde bekleidete. Sein Auftreten erregte Schrecken bei der römischen Gemeinde; Keiner weigerte sich, Dienste zu nehmen; Jeder folgte willig seinen Befehlen. Schrecken kam selbst über die Feinde, die nun den Frieden nachsuchten. Man bewilligte ihnen einen Waf- fenstillstand auf ein Jahr, und da so die Ruhe wieder hergestellt war, legte Lartius seine Diktatur nieder, und die Eonsuln tra- ten wieder ihr Amt an. Als die Zeit des Waffenstillstandes verflossen war, griffen die Latiner wieder zu den Waffen. Und abermals sahen die Römer sich genöthigt, einen Dictator zu wählen, den A u l u s P o st h u m i u s. Unter seiner Führung kam es im Jahre 496 zu einer höchst blutigen Schlacht am See Regil- lus. Der ganze Senat war zu derselben ausgezogen. Es war ein Heldenkampf wie auf der Ebene von Troja. Feldherr stritt gegen Feldherr, und lange schwankte das Kriegesglück. Der

5. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 226

1849 - Münster : Coppenrath
226 §. 54. Der Livianischc Vcnmttlungsvcrsnch. (91). Nach Unterdrückung der Unruhen des Saturninus trat auf einige Jahre Ruhe ein, aber es war eine Ruhe, wie sie einem schweren Ungewitter voranzugehen pflegt. Wohl mogte der große Haufen ruhig und sorglos fortleben; aber dem tiefer Blickenden konnte die innere Fäulniß, welche an dem Mark der Republik zehrte, nicht verborgen bleiben. Es kamen damals drei allmälig reif gewordene Lebensfragen an die Tagesordnung, deren wachsende Größe über kurz oder lang entscheidende Sühne durch Vertrag oder Waffengewalt ankündigte. Die erste betraf die steigende Verarmung der Volksmasse. Wohl waren bis- her manche Vorschläge zur Verbesserung ihrer Lage gemacht wor- den; allein diese Vorschläge waren entweder gar nicht oder doch nur theilweise zur Ausführung gekommen. In ihrer Erwartung getäuscht, war sie stets zum Aufruhr geneigt und lieh Jedem ih- ren Arm, der Vortheile versprach. — Die zweite Frage, welche jetzt bei allen Gelegenheiten in Anregung gebracht wurde, betraf die Parteilichkeit der Rechtspflege. Seitdem durch das Gesetz des Eajus Gracchus die Rechtspflege den Senatoren ent- zogen und den Rittern übertragen worden war, hatten sich die Klagen über Ungerechtigkeiten und Erpressungen nicht vermindert, sondern sogar vermehrt. Die Ritter waren die Pächter der Staatseinkünfte in den Provinzen und trieben hier ihre Geldge- schäfte mit schamlosem Eigennutze. Den Klagen der Beleidigten wurde nicht abgeholfen, weil die Beleidiger zugleich die Richter waren. So nahm Habsucht und Ungerechtigkeit im Staate Über- hand; und eine große Partei wandte sich wieder dem Senate zu. — Die dritte wichtige Frage betraf die Beschränkung des Bürgerrechts. Die italischen Bundesgenossen, welche für Rom's Größe so vielen Anstrengungen sich unterzogen hatten, wollten für die dargebrachten Opfer an Mannschaft und Steu- ern auch einen Lohn und machten auf das römische Bürgerrecht Anspruch, um auch aller obrigkeitlicher Würden und Ehren theil- haftig zu werden. Schon Casus Gracchus und Fulvius Flaccus waren der Meinung gewesen, es ihnen zu ertheilen. Allein die so gerechten Wünsche und Hoffnungen der Bundesgenossen hatten an dem Stolz der Römer und an dem Privatinteresse bisher

6. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 325

1849 - Münster : Coppenrath
325 in Judäa führte, zum Kaiser aus. Auch die Legionen an der Donau erklärten sich für ihn. Diese drangen sofort unter An- führung des Antonius Primus in Italien ein, schlugen das Heer des Vitellius bei Cremona und setzten sich nun in Bewe- gung nach Rom selbst. Unthätig wie ein übersättigtes Thier unterhandelte Vitellius mit dem Stadtpräfectrn Flavins Sabi- nus, dem Bruder Vespast'an's, um Niederlegung der Herrschaft und Rücktritt in den Privatstand. Allein seine Soldaten wider- setzten sich diesem Plane, zwangen den Sabinns zur Flucht auf's Capitol, steckten dasselbe in Brand und tödteten ihn selbst. Aber nun eilte Antonius mit seinem Heere herbei und eroberte die Stadt. Vitellius ward ergriffen, von einer Bande roher Sol- daten unter Mißhandlungen und Qualen getödtet, sein Haupt abgeschlagen und der Leib mit Haken in die Tiber geschleift. Gefühllos jagte während dieser Kriegesgräuel das verweichlichte und abgestumpfte Volk in Rom seinen gewohnten Lüsten und Sinnengenüssen nach. §. 77. Pie drei Flavier. (69—96.) T. Flavius Veöpasianus (69—79). — Von solchen Erschütterungen fand Rom zuerst unter der Regierung dieses guten Kaisers erwünschte Ruhe. Mit ihm begann die Familie der Flavier zu regieren. Sein Hauptstreben ging dahin, die verfallene Zucht und Sitte wieder herzustellen. Er hob das ge- sunkene Ansehen des Senats wieder empor, indem er ihn von dem Gesindel reinigte, das unter den letzten Regierungen Sitz und Stimme in demselben erhalten hatte; dürftige Senatoren unterstützte er. Die Tempelschätze des durch Titus, seinen Sohn und Stellvertreter im jüdischen Kriege, eroberten Jerusalems (70) gebrauchte er zu wohlthätigen Zwecken. Er errichtete öffentliche Lehranstalten, um die Verbesserung bei der Wurzel anzufangen, und belohnte Gelehrte und Künstler. Trotz seiner an Geiz gren- zenden Sparsamkeit schmückte er die von Brandschutt gereinigte Hauptstadt mit prachtvollen Gebäuden, namentlich mit dem Tem- pel der Friedensgöttin und dem großen Amphitheater, dessen kolossale Ruinen (Oolisseo) noch jetzt die Bewunderung der Reisenden erregen. Auch in auswärtigen Unternehmungen war er glücklich. Sein Sohn Titus endigte den Krieg gegen die

7. Die alte Geschichte - S. 167

1872 - Münster : Coppenrath
167 wieder frei. Der Entthronte ging nach Asien zu dem Perser-knige Darms. Dieser, hoffte er, wrde ihn schon wieder in seine Herrschaft einsetzen. Wir werden spter sehen, zu welchen verderblichen Planen er sich aus Rachsucht gegen seine Vater-stadt fortreien lie. Ganz Athen war voll Jubel der die wieder errungene Freiheit. Die Brger errichteten ihren Befreiern , dem Harmodius und Aristogiton, Statuen und verewigten auch die That der Lena durch ein Denkmal, welches eine Lwin ohne Zunge vorstellte. Neuerungen des Klifthenes. Indessen geno Athen nach Wiedererlangung seiner Freiheit der Ruhe nicht, welche es gehofft hatte. Zwei der angesehensten Brger, Jsagras und Klifthenes, traten wieder als Parteifhrer auf und machten sich die Herrschaft um die Wette streitig. Mit Jsagoras hiel-ten es die Vornehmen; mit Klifthenes aber das Volk, fr dessen Beschtzer er sich ausgab. Dieser wagte es sogar, zu Gunsten desselben in der solonischen Verfassung manches zu ndern; namentlich vermehrte er die Mitglieder des hohen Rathes auf Fnfhundert. Auch soll er den Ostracismus oder das Scherbengericht eingefhrt haben. Von den zwanzig-tausend Brgern, die jetzt ungefhr vorhanden waren, erhielt hierdurch Jeder das Recht, jhrlich auf die Scherbe oder Schale einer Seemuschel den Namen desjenigen zu schreiben, der durch sein berwiegendes Ansehen, selbst durch sein Verdienst, ver-dchtig und der Freiheit und Gleichheit gefhrlich schien. Hatte Jemand nur 6000 Stimmen gegen sich, so mute er, ohne weiteren Grund, und ohne da er sich verteidigen durfte, gewhnlich auf zehn Jahre die Stadt verlassen. Der Verbannte verlor jedoch weder seine Ehre noch sein Vermgen. Er sollte nur durch lngere Abwesenheit seinen Mitbrgern entfremdet werden, damit er nicht, wie Pisiftratus, seinen Einflu mi-brauche zum Nachtheile der Volksfreiheit. Durch dieses Scher-bengericht war nunmehr dem Volksneide und dem Parteigeiste ein gefhrliches Mittel angewiesen, jeden durch Talent, Ver-

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 304

1861 - Münster : Coppenrath
Dritter Zeitraum. Von der französischen Revolution bis zum Congreß in Wien (1789—1815). 65. Ursachen der Revolution. Ä^ächst der Reformation gibt es keine wichtigere und erfolg- reichere Begebenheit in der Geschichte der Menschheit, als die französische Revolution, die eine ähnliche Umwälzung im Siaate, wie jene in der Kirche war. Von Frankreich aus- gehend theilte sie sich nach und nach fast allen gebildeten Völ- kern der Erde in dem Maße mit, als dieselben Gährungsstoffe mehr oder weniger bei ihnen vorhanden waren. Zu Anfänge dieser in der Geschichte ewig denkwürdigen Epoche hatten die meisten europäischen Staaten, insbesondere aber Frankreich, eine mehr künstliche, als natürliche Festigkeit. Viele Mißbräuche aus den Zeiten des Mittelalters waren ste- hen geblieben, die bei den veränderten Verhältnissen und bei der gesteigerten Aufklärung der neueren Zeit am Ende noth- wendig Zusammenstürzen mußten. Der Adel besaß noch immer seine großen Vorrechte, ohne die Verpflichtungen ferner zu er- füllen, unter denen er sie früher erlangt hatte. Die einträg- lichsten Aemter des Staates, die reichsten Pfründen waren in seinem ausschließlichen Besitze; nicht Verdienst, sondern Geburt gab Ansprüche zu denselben. Viele Stellen waren sogar käuf- lich; — als ob man mit dem Amte auch die Fähigkeit zu demselben kaufen könnte! Am meisten aber kränkte, daß gerade die reichen adeligen Gutsbesitzer von allen Abgaben frei wa- ren, die der Bürger- und Bauerstand allein aufbringen mußte. Ja, cs schien fast, als seien diese zu keinem anderen Zwecke

9. Geschichte des Mittelalters - S. 111

1861 - Münster : Coppenrath
111 nicht. Sie eilten lieber, die verhaßten Burgen am Harze zu schleifen. Es gelang ihnen auch, ihren gefangenen Fürsten Magnus aus dem Schlosse von Lüneburg zu befreien. Hiermit war indessen Hcinrich's Demüthigung noch nicht beendigt. Die deutschen Reichsfürsteu, die er zum Kriege auf- gefordert hatte, fielen alle von ihm ab und zeigten sich sogar geneigt, dem Antrage der Sachsen gemäß einen andern König zu wählen. Heinrich schien verloren und wäre es gewesen, hätten ihn nicht die treuen Bürger von Worms unterstützt und seinen niedergeschlagenen Sinn wieder aufgerichtet. Die Anschläge seiner unentschlossenen Feinde wurden zwar hintertrieben; jedoch die Sachsen zu unterwerfen gelang ihm nicht. Er mußte, um nur die Krone nicht zu verlieren, im Jahre 1074 einen harten Frieden mit ihnen eingehen. Die Schleifung aller königlichen Burgen ward in demselben ausbedungen. In wilder Wuth fielen die Sachsen über diese her und ließen keinen Stein auf dem anderen. Selbst die Kirche der Harzburg blieb nicht ver- schont. Sie plünderten die Altäre, rissen die kaiserliche Fa- miliengruft auf, beschimpften die Gebeine von Heinrich's ver- storbenem Bruder und Sohne und verbrannten die Kirche. Da flammte Heinrich's Zorn von Neuem auf. Er söhnte sich mit den Reichsfürsten aus, vermochte sie durch Bitten und Versprechun- gen zu einem Kriege gegen die Sachsen und brachte mit ihrem Beistände ein mächtiges Heer auf. Mit diesem überfiel er im Juni des Jahres 1075 die bei Hohenburg an der Unstrut gelagerten Sachsen und brachte ihnen, nach tapferer Gegenwehr, eine völlige Niederlage bei. Jetzt wurde Sachsen auf schreckliche Weise verwüstet. Jedoch war der Muth und die Hoffnung der sächsischen Grafen noch nicht gesunken. Noch in demselben Jahre mußte Heinrich gegen sie ziehen. Erst durch gütliche Vorstellungen und Versprechungen wurden sie vermocht, die Waffen niederzu- legen und friedebittend vor dem Könige zu erscheinen. Aber gegen sein Wort nahm Heinrich alle sächsischen Grafen bis aus

10. Geschichte des Mittelalters - S. 124

1861 - Münster : Coppenrath
124 und König will hier gekrönt sein, wie einst Karl der Große!" Und als sich der Papst noch immer weigerte, ließ Heinrich ihn sammt den Kardinälen auf der Stelle gefangen nehmen. Auf die Nachricht hievon entstand ein großer Volksauflauf. Man griff zu den Waffen; Heinrich jedoch blieb Sieger. Nun erst bequemte sich der Papst zu der Krönung und zu dem besonderen Versprechen, den Kaiser nie wieder in den Bann thun zu wollen. Kaum hatte aber der Sieger den Nucken gewandt, so wurde auch der Vertrag, der mit ihm geschlossen war, als gewaltsam erzwungen wieder umgestoßen. Hierüber erhob sich ein neuer Streit, und wurde bis zum Jahre 1122 fortgeführt. In diesem Jahre kam endlich in Worms zwischen dem Kaiser und dem Papste Calixtus 11., dem Nachfolger des Paschal, der Ver- gleich zu Stande, in welchem der Kaiser versprach, in Zukunft die Freiheit der Bischofs- und Abtswahlcn nicht zu stören und keinem neugcwühlten Bischöfe oder Abte die Investitur mit Ring und Stab mehr zu ertheilen. Dagegen bewilligte der Papst, daß die deutschen Bischöfe und Siebte in Gegenwart des Kaisers oder seines Gesandten, jedoch ohne Simonie, gewühlt, und von ihm nur wegen ihrer vom Staate erhaltenen Güter (Regalien) mit dem Scepter belehnt würden. Hiemit war der lange Streit um das Jnvestitnrrecht zur Freude der ganzen Christenheit beendigt. Jedoch war dieser Streit mit der Kirche nicht der einzige, welcher Heinrichs Regierung fortwährend beunruhigte. Wie einst sein Vater, so hatte auch er schwere Kriege mit den übermüthi- gen Großen seines Reiches zu führen. Und wie hätte sich auch der einer ruhigen und glücklichen Regierung erfreuen können, auf welchem so schwer der Fluch des Vaters lag! Er starb 1125, in der Blülhe seiner Jahre, ohne Kinder zu hinterlassen. Mit ihm erlosch der Stamm der sränkisch-salischen Kaiser, welcher von 1024 bis 1125, also hundert und ein Jahr, über Deutschland geherrscht und vier Kaiser: Konrad 11., Heinrich 111., Heinrich Iv. und Heinrich V. gegeben hat.
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